Die Sommertrilogie - Lily Winter - E-Book

Die Sommertrilogie E-Book

Lily Winter

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Beschreibung

Drei Bücher - Ein Buch Lerne Anna und Ralf im ersten Teil Gestern, Morgen, für immer? kennen, die sich nach 18 Jahren wieder treffen. Doch gibt es eine Verjährung für Liebe? Fiebere mit ihren Kindern Ari und Max im zweiten Band Lieb mich lieber morgen mit, wie sie ihre große Liebe finden. Und fühle mit Katja im dritten Band Liebe braucht kein Morgen, wie sie Stückweit wieder ins Leben zurückfindet, nachdem sie ein Menschenleben auf dem Gewissen hat.

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EPUB

Seitenzahl: 848

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Inhaltsverzeichnis

Sommertrilogie Band 1

PROLOG

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

16. KAPITEL

17. KAPITEL

18. KAPITEL

19. KAPITEL

20. KAPITEL

21. KAPITEL

22. KAPITEL

23. KAPITEL

24. KAPITEL

25. KAPITEL

26. KAPITEL

27. KAPITEL

28. KAPITEL

29. KAPITEL

30. KAPITEL

31. KAPITEL

32. KAPITEL

33. KAPITEL

34. KAPITEL

35. KAPITEL

36. KAPITEL

37. KAPITEL

38. KAPITEL

39. KAPITEL

40. KAPITEL

41. KAPITEL

EPILOG

Sommertrilogie Band 2

PROLOG

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

16. KAPITEL

17. KAPITEL

18. KAPITEL

19. KAPITEL

20. KAPITEL

21. KAPITEL

22. KAPITEL

23. KAPITEL

24. KAPITEL

25. KAPITEL

26. KAPITEL

27. KAPITEL

28. KAPITEL

29. KAPITEL

30. KAPITEL

31. KAPITEL

32. KAPITEL

33. KAPITEL

34. KAPITEL

35. KAPITEL

36. KAPITEL

37. KAPITEL

38. KAPITEL

39. KAPITEL

40. KAPITEL

41. KAPITEL

42. KAPITEL

43. KAPITEL

44. KAPITEL

45. KAPITEL

46. KAPITEL

EPILOG

Sommertrilogie Band 3

PROLOG

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

16. KAPITEL

17. KAPITEL

18. KAPITEL

19. KAPITEL

20. KAPITEL

21. KAPITEL

22. KAPITEL

23. KAPITEL

24. KAPITEL

25. KAPITEL

26. KAPITEL

27. KAPITEL

28. KAPITEL

29. KAPITEL

30. KAPITEL

31. KAPITEL

32. KAPITEL

33. KAPITEL

34. KAPITEL

35. KAPITEL

36. KAPITEL

37. KAPITEL

38. KAPITEL

39. KAPITEL

40. KAPITEL

41. KAPITEL

42. KAPITEL

43. KAPITEL

44. KAPITEL

45. KAPITEL

46. KAPITEL

47. KAPITEL

48. KAPITEL

49. KAPITEL

50. KAPITEL

51. KAPITEL

52. KAPITEL

53. KAPITEL

54. KAPITEL

55. KAPITEL

56. KAPITEL

57. KAPITEL

58. KAPITEL

59. KAPITEL

EPILOG

AUTORENBIOGRAFIE

Liebe geht durch dick und dünn

1. DIE MONTAGSMOBBERIN

Lily Winter

Gestern, Morgen, für immer?

Sommertrilogie Band 1

PROLOG

Anna

Sein Zug kommt zu spät. Wie jedes Jahr oder, weil er immer einen Zug später nimmt. So genau weiß ich das nicht, denn es hat mich auch nie interessiert. Jedes Jahr treffen wir uns hier. An diesem Ort, irgendwo in Nord-Rhein Westfalen.

Er kommt aus Hamburg und ich komme aus München, also ungefähr die Mitte zwischen uns beiden, aber auch deshalb, weil wir beide von hier stammen.

Einmal im Jahr treffen wir uns hier und tischen unseren Ehepartnern und Kindern eine Lüge auf. Ich erzähle, dass ich zu einer Freundin nach Wiesbaden fahre, was er erzählt, weiß ich nicht. „Die Freundin“ lebt tatsächlich in Wiesbaden, ich kenne sie noch aus dem Studium. Ab und an telefonieren wir, mehr aber auch nicht. Plötzlich steht Ralf vor mir, ich habe den Zug gar nicht gehört.

„Hallo Anna. Schön dich, zu sehen“, sagt er und küsst mich zärtlich.

Diese Wochenenden gehören uns, uns allein. Sie zeigen uns, was wir hätten haben können.

1. KAPITEL

Anna

Ich seufze leise vor mich hin. Das Wochenende mit Ralf war schön. Wie immer.

Dieses eine Wochenende im Jahr, das nur uns gehört. Damit haben wir vor ein paar Jahren angefangen, nachdem wir uns zufällig in der Bahn getroffen haben, hier, in München und ohne jegliche Vorwarnung hatte Ralf dort gesessen. Wir haben uns begrüßt wie Fremde, aber mein Herz hat geklopft wie damals.

Ich kenne Ralf schon seit dem Kindergarten. Wir sind im selben Stadtteil aufgewachsen, auch unsere Eltern haben sich gekannt, waren aber nicht befreundet. Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass ich immer nur mit Ralf hatte spielen wollen. Da Ralf ein Jahr älter ist als ich, musste ich das letzte Kindergartenjahr ohne ihn verbringen. Deshalb haben wir während der Grundschulzeit eigentlich sehr wenig miteinander zu tun gehabt, aber nur im Nachhinein betrachtet. Denn eigentlich, wenn ich an meine Kindheit denke, ist Ralf immer dagewesen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es das einzig Gute an meiner Kindheit war. Im letzten Kindergartenjahr hatte ich mich mit Antje angefreundet und noch zwei anderen Mädchen. Wir haben ständig zusammen rumgehangen, das war auch nicht so schlecht. Mit Antje bin ich dann auch auf dasselbe Gymnasium gegangen. Ralf war zwar auch dort, aber natürlich ein Jahrgang über mir. Während der Grundschulzeit haben wir keine Jungs mehr zu unseren Geburtstagen eingeladen, daher habe ich Ralf wirklich erst wiedergesehen, als ich bereits ein halbes Jahr auf der neuen Schule war, denn Jan und Uta, die jeweils in unseren Jahrgängen waren, waren Geschwister und hatten tatsächlich am selben Tag Geburtstag. Deshalb hatte ihre Mutter entschieden, dass einfach eine große Party gefeiert wird. Ich glaube, so wirklich toll hat Jan das nicht gefunden, dass er mit seiner kleinen Schwester zusammen Geburtstag feiern musste, aber als Elfjähriger kann man sich das halt nicht aussuchen. Ich erinnere mich noch heute an das riesige Wohnzimmer, ich glaube, das gesamte Haus war einfach nur riesengroß. Die Größeren quatschten und wir „Kleineren“ sind irgendwie rumgeflitzt.

Aber eigentlich kann ich mich nur noch so richtig an das Flaschendrehen erinnern. Natürlich kamen die Älteren auf die Idee und luden uns dazu ein, wahrscheinlich, um sich über uns lustig zu machen. Und als die Jüngeren, die wir nun mal waren, haben wir uns auch noch geschmeichelt gefühlt, dass die Älteren mit uns spielen wollten. Nach den albernen Aufgaben waren wir sehr schnell beim Küssen und mir wurde mulmig zumute. Ralf war übrigens auch dabei. Ich hatte keine Ahnung, wieso er mitgemacht hat, eigentlich entsprach ihm so ein Spiel überhaupt nicht. Als er dran war, sollte er diejenige küssen, auf die die Flasche zeigt. Die Mädchen kicherten sich alle an, ich aber blickte zu Boden und hoffte einfach, dass die Flasche auf jemand anderen zeigen würde.

Doch ich hatte kein Glück. Die Flasche zeigte ganz geradlinig auf mich und natürlich wurde ich sofort rot und die anderen kicherten. Ralf stand auf und kam auf mich zu. Ich werde diesen peinlichen Moment nie in meinem Leben vergessen, weil er so unglaublich schön war! Er hat mir fest in die Augen geblickt, die plötzliche Stille im Raum war spürbar, denn die anderen hielten die Luft an. Und dann hat er mich geküsst.

Mir war das Ganze damals so peinlich, ich glaube, ich habe nichts anderes in dem Augenblick gespürt. Wir haben weder davor noch danach miteinander geredet, doch als ich abends schlafen gegangen bin und an den Kuss gedacht habe, habe ich ein warmes Gefühl im Bauch gehabt.

Doch am besten kann ich mich eigentlich an den darauffolgenden Tag erinnern: Nach der Schule kam Ralf plötzlich zu mir gelaufen.

„Hi“, grüßte er mich.

„Hi“, antwortete ich und lief los.

Ralf schloss sich mir einfach an und schweigend liefen wir nebeneinander nach Hause. Wir sprachen nichts dabei, aber das Ganze gefiel mir irgendwie. Als wir vor meinem Haus standen, sagte Ralf nur: „Tschüss. Bis morgen, Anna.“ Ich habe wohl auch so etwas Ähnliches gestammelt und schon war Ralf weg.

Am nächsten Morgen kam er tatsächlich zu meinem Haus, um mich abzuholen.

„Guten Morgen, Anna“, lächelte er, ohne eine Spur von Schüchternheit.

„Guten Morgen, Ralf“, meinte ich und konnte meine warmen Wangen spüren.

Wieder liefen wir schweigend nebeneinanderher, bis Ralf plötzlich fragte: „Welches Thema habt ihr eigentlich gerade in Mathe?“

Und plötzlich waren wir wieder befreundet! Jeden Morgen und jeden Nachmittag sind wir gemeinsam nach Hause gegangen. Irgendwann begann Ralf, meine Hand zu halten und ich fand es ganz angenehm. Und irgendwann haben wir uns wieder geküsst, vielleicht zwei Monate später.

Ab da haben wir einfach alles zusammen gemacht. Wir sind überall gemeinsam aufgetaucht und man hat uns auch immer zusammen eingeladen. Diese Jahre sind mir im Gedächtnis geblieben wie eigentlich sonst nichts aus meiner Jugendzeit. Vielleicht habe ich deshalb auch immer das Gefühl gehabt, dass Ralf mein ganzes Leben bei mir war, zumindest bis ich achtzehn war.

Ich seufze erneut. So viele Jahre hatten wir uns nicht gesehen und trotzdem habe ich sofort dasselbe Herzklopfen gehabt, als ich ihn damals in der Bahn gesehen habe. Nach diesem eher kurzen Aufeinandertreffen vor ein paar Jahren, hat Ralf mich nur wenige Wochen später angerufen. Irgendwie hatte er wohl meine Handynummer herausgefunden, ich habe keine Ahnung, wie er das angestellt hat. Und dann haben wir uns verabredet. Ich habe wirklich nie vorgehabt, meinen Mann zu betrügen, nein wirklich nicht! Aber als Ralf gefragt hat, ob wir uns treffen wollen, habe ich einfach Ja gesagt. Ohne nachzudenken, was mir gar nicht ähnlich sieht, aber ich habe es einfach gemacht und seitdem treffen wir uns jedes Jahr einmal. Anfangs habe ich große Schuldgefühle gehabt, aber irgendwie haben sie sich verbraucht, so abgedroschen das auch klingen mag, denn meine Ehe ist leider nicht sehr liebevoll.

„Hallo Mama, träumst du?“, fragt Ariane und schaut mich an. Ich fahre aus meinen Gedanken und blicke auf meine Hände, die mit nichts beschäftigt sind. Was hatte ich doch gerade tun wollen?

„Hallo Ariane“, sage ich und umarme meine Tochter. Sie lässt es geschehen, aber es ist ihr sichtlich unangenehm.

„ER ist auch da.“ Sie rollt genervt mit den Augen.

„Er ist dein Vater, Ariane.“

Ich weiß, Ariane sollte wirklich mehr Respekt vor Erwachsenen haben, aber ich kann ihr nicht wirklich böse sein. Harald ist ein durch und durch rationaler Mensch. Für ein Kind kann das mitunter sehr nervenaufreibend sein. Besonders, wenn man erst fünf ist und sich sprachlich noch nicht durchsetzen kann. Ich kann das leider auch nicht, obwohl ich in wenigen Jahren bereits 40 werde.

Ich habe Harald, Arianes Vater, auf einer Party kennengelernt. Ich habe mich später immer gefragt, wieso er überhaupt dagewesen ist, denn schließlich ist er absolut kein Partymensch. Ich könnte auch gar nicht mehr sagen, worüber wir uns unterhalten haben, der übliche Smalltalk eben. Meine beste Freundin Meli hatte ihn eingeladen, aber bestimmt nicht und das betont sie bei jeder Gelegenheit, um mich mit ihm zu verkuppeln. Sie mag Harald nicht besonders, aber ihr damaliger Freund und heutiger Ehemann und er kennen sich noch vom Jurastudium. Harald ist Staatsanwalt und vertritt die Ansicht, dass man an seiner Situation immer selbst schuld ist, egal wie die Umstände aussehen. Wenn ein fünfjähriges Mädchen sein Eis fallen lässt, weil der Zoo voll ist und sie jemand anrempelt, dann ist das ihre Schuld. Sie hätte eben besser aufpassen müssen.

Ich schaue in Haralds Arbeitszimmer. Natürlich sitzt er dort und arbeitet.

„Hallo Harald!“, rufe ich vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken.

„Hallo Annabelle“, erwidert er abwesend. „Wie war es in Wiesbaden?“

„Ganz nett. Was hast du gemacht?“

„Ich musste noch ein paar Fälle aufarbeiten“, sagt er und zeigt auf einen Berg Akten.

Es ist nicht erstaunlich, dass Ariane und Harald nicht gut miteinander auskommen, denn er ist kein besonders einfühlsamer Mensch. Wahrscheinlich, weil er, wie gesagt, so rational ist. Für seinen Beruf ist das sicherlich gut, aber für uns ist das sehr anstrengend. Deshalb hat meine Tochter irgendwann aufgehört, mit meinem Mann zu sprechen. So ungefähr mit acht, glaube ich, weil sie einfach nur permanent genervt von ihm war.

Ich lasse Harald weiterarbeiten und gehe erstmal Wäsche waschen, denn natürlich liegt ein riesiger Haufen Schmutzwäsche rum. Danach muss ich noch Klassenarbeiten korrigieren. Wer behauptet, dass Lehrer nach Unterrichtsschluss grundsätzlich frei haben, hat nie als Lehrer gearbeitet. Und als Englisch- und Deutschlehrerin habe ich jede Woche einen Stapel Hefte zu Hause liegen.

„Was machst du da. Das gehört mir!“, schreit meine Tochter plötzlich. Alarmiert rase ich nach oben zu ihrem Zimmer.

Mein Mann steht wutentbrannt in ihrem Zimmer und hält irgendetwas hoch. Ich erstarre, als ich die kleine viereckige Packung erkenne. Das ist doch nicht etwa die Pille?

„Was ist denn los?“, frage ich und versuche, ruhig zu bleiben.

„Das habe ich in der Schublade deiner Tochter gefunden!“, regt sich Harald auf. „Was hat das hier zu suchen?“, schreit er Ariane an.

„Was suchst du denn in meinen Schubladen rum!“, schreit meine Tochter empört.

„Nicht in diesem Ton, Ariane“, sage ich scharf. „Harald, bitte leg die Schachtel wieder dahin, wo sie lag und dann komm mit mir mit.“

Harald steckt die Packung in seine Hosentasche und marschiert aus dem Zimmer.

„Das ist meins!“, kreischt meine Tochter.

„Uff“, sage ich genervt. „Ariane, beruhige dich bitte jetzt und dann komm nach unten zum Abendbrot essen.“

Seufzend gehe ich aus Arianes Zimmer. Wahrscheinlich wird sie nicht kommen, stur wie sie ist. Verflixt, wann hat sie sich die Pille verschreiben lassen und wieso überhaupt? Ich wusste gar nicht, dass sie einen Freund hat!

Schnell bereite ich das Abendbrot vor. Schweigend essen Harald und ich. Natürlich allein, denn Ariane bleibt den Rest des Abends in ihrem Zimmer.

2. KAPITEL

Ralf

Ich steige Hamburg-Hauptbahnhof aus und nehme mir ein Taxi nach Hause. Ich weiß gar nicht, wieso ich mit dem Zug gefahren bin.

Und ich weiß auch nicht, wieso ich meine Frau nicht verlasse. Wahrscheinlich wegen der Kinder: Max ist achtzehn und Katja ist fünf. Allerdings muss sich Esther die meiste Zeit ohnehin allein um die beiden kümmern, weil ich als Projektmanager ständig unterwegs bin. Sehnsüchtig denke ich an Anna und wie schön das gemeinsame Wochenende wieder mit ihr war.

Ich habe sie angerufen, nachdem wir uns zufällig in der Straßenbahn in München begegnet sind. Ich war damals geschäftlich in München und gerade aus London von einem anderen Meeting nach München geflogen, um ein Projekt dort durchzusprechen. Statt mir ein Taxi zu rufen, habe ich aus einer Laune heraus einfach die Straßenbahn genommen. Ich habe bis heute keine Ahnung, wieso ich das gemacht habe. Und dann stand da Anna in der Bahn und mein Herz hat für einen Augenblick ausgesetzt.

„Hallo Anna“, sagte ich erstaunt.

„Hallo Ralf“, antwortete sie und stieg aus.

Obwohl meine Gedanken für den Rest meiner Reise Achterbahn gefahren sind, habe ich erstmal nichts unternommen, sondern bin weiter zum Hauptbahnhof gefahren, bin zum Meeting gefahren und habe direkt danach den nächsten Zug nach Hamburg genommen.

Doch irgendwie konnte ich das Ganze nicht auf sich beruhen lassen. Ich habe verschiedene Internetseiten gewälzt, doch leider befand sich Anna auf keiner einzigen Social Media Seite. Nur wenige Tage später musste ich geschäftlich nach Essen fahren und habe meine Mutter in Hattingen besucht. Wir, Anna und ich, sind beide in Hattingen geboren und aufgewachsen, quasi Tür an Tür. Im Supermarkt habe ich ganz zufällig alte Bekannte aus der Schule getroffen und einer hatte tatsächlich eine Handynummer von Anna.

„Habt ihr euch etwa aus den Augen verloren?“, fragte er erstaunt. Natürlich habe ich seinen Namen gleich wieder vergessen.

„Ja, ach ja. Das Übliche halt“, hatte ich mich schnell rausgeredet, denn ich konnte ihm ja schlecht erzählen, dass es meine Schuld gewesen ist. Dass es meine Dummheit war, die uns damals auseinandergebracht hat.

Ein paar Tage habe ich noch gezögert, doch dann habe ich Anna angerufen. Sie ging nur nach einem Klingelzeichen dran, obwohl sie die Nummer nicht kannte.

„Annabelle Mangold.“ Ich hatte den Atem angehalten.

„Äh, hallo“, sagte ich und musste mich direkt räuspern. „Hier ist Ralf, Ralf Sommer.“

„Ralf?“ Erstaunt hatte sie meinen Namen genannt und ich hatte sofort eine Gänsehaut bei der Erwähnung meines Namens aus ihrem Mund bekommen.

„Ich musste irgendwie andauernd an dich denken“, sagte ich und biss mir sofort auf die Zunge, weil das so peinlich rüberkam.

„Ich auch“, sagte sie leise und ich musste schlucken. Und dann sagte ich etwas, was ich eigentlich niemals von mir erwartet hätte: „Können wir uns vielleicht sehen? Irgendwo?“

„Ja“, sagte sie sofort, ohne zu zögern und mein Herz hatte einen Sprung gemacht.

Mehr haben wir nicht geredet, aber nur zwei Wochen später haben wir uns getroffen. Es war die schönste Nacht, die ich jemals erlebt habe. Natürlich ist unser erstes Mal aufregend gewesen, aber wir waren doch sehr unbeholfen und schüchtern damals mit 16. Doch an diesem Wochenende waren wir nicht schüchtern und auch nicht sonderlich zärtlich. Ich hatte das Gefühl, dass wir es beide gebraucht hatten. Davor und danach waren wir ausschließlich miteinander beschäftigt.

Ich bekomme immer noch ein warmes Gefühl, wenn ich an unsere Gespräche denke. Und ein schmerzhaftes Ziehen in der Lendengegend, wenn ich an das Dazwischen denke.

Meiner Familie fällt es nicht weiter auf, wenn ich nicht da bin. Allerdings weiß ich nicht, was Anna ihrer Familie erzählt, wenn sie das Wochenende mit mir verbringt. Es ist mir, ehrlich gestanden, völlig egal.

Als Anna und ich uns wiedergesehen haben, war es, als ob keine Zeit vergangen sei. Wir sind spazieren gegangen und sie hat mir von ihrem Leben in München erzählt. Über meine Familie haben wir damals nicht gesprochen. Und dann sind wir ins Hotel gegangen und sie ist mir, ganz selbstverständlich, in mein Zimmer gefolgt.

Und dann haben wir uns geküsst. Es war ein bisschen wie damals, bei unserem ersten Kuss, beim Flaschendrehen. Ich hatte das Gefühl, dass kleine Blitze an meiner Lippe Blasen warfen. Wahrscheinlich liebe ich Anna seit dem Flaschendrehen oder vielleicht auch schon seitdem Kindergarten. Nach dem Kuss nach dem Flaschendrehen war mir auf alle Fälle klar, dass wir beide zusammengehören, eigentlich für immer, hatte ich damals gedacht.

Dennoch hat das damalige Wochenende vor ein paar Jahren, nicht zu einer plötzlichen Änderung bei uns beiden geführt. Wir haben nicht alles stehen und liegen lassen, um zusammen zu bleiben. Anna hat eine zwölfjährige Tochter, was hätte sie ihr erzählen sollen? Nein. Am nächsten Tag sind wir auseinandergegangen und haben uns nicht weitergesprochen.

Aber ich habe einfach nicht aufhören können, an Anna zu denken. Deswegen habe ich sie genau ein Jahr später erneut angerufen und wir haben uns wieder getroffen. Auch dieses Wochenende mit ihr war wunderbar. Wir haben das dann einfach so laufen lassen, Jahr für Jahr, ohne großartig darüber zu sprechen, denn wahrscheinlich denkt Anna gar nicht weiter darüber nach. Das glaube ich zumindest, aber eigentlich sähe das Anna nicht ähnlich. Mir sieht das Ganze auch nicht ähnlich, trotzdem nehme ich es hin und koste jede Sekunde mit Anna aus, bis ich nach Hause zurückkehren muss oder direkt zur nächsten Dienstreise starte.

Zuhause, da warten nur eine Frau, die mich nicht liebt und eine Tochter, die mich nicht kennt und ein Sohn, der nach meiner Aufmerksamkeit hungert, das aber hinter eisigem Schweigen versteckt.

Seufzend steige ich aus dem Taxi. An der Tür steht bereits Esther.

„Hallo Esther!“

„Hallo Ralf“, sagt Esther und umarmt mich herzlich. Schnell drücke ich ihr einen Kuss auf die Wange.

„Wo sind die Kinder?“

„Max ist bei einem Freund, glaube ich. Vielleicht aber auch bei einem Mädchen“, kichert sie und wird sofort rot. Sie ist so prüde, stöhne ich innerlich.

„Und Katja?“

„Katja hat eine Freundin da und spielt in ihrem Zimmer mit Barbie.“

Ich stöhne erneut auf. Diese Barbyspielerei hat sie von ihrer Großmutter. Meine Schwiegermutter hat einfach permanent alles, was auch nur irgendwie in Richtung Jungspielzeug geht, versteckt. Mit drei Jahren hat Katja ständig mit Max Spielsachen gespielt, mit seinen Autos und seiner Carrera Bahn, bis Esthers Mutter gesagt hat, dass sich das für ein Mädchen nicht schickt. Dann wurden eine Menge Puppen gekauft und Kleidchen und eine Puppenküche. Katja hat sich über die neuen Sachen gefreut und dann halt damit gespielt, was hätte sie auch sonst tun sollen. Und ich habe meine Frau das mit Katja machen lassen, denn die Kinder sind ihr Ressort, denn ich bin einfach nicht genug zuhause dafür. Das Wochenende mit Anna fällt dabei, wie gesagt, gar nicht auf und lässt mich jedes Mal etwas schwermütig zurück. Wir hatten uns tatsächlich die ganzen Jahre über nicht gesehen, bis zu diesem zufälligen Treffen in der Bahn in München. Meine Mutter kennt zwar ihre Mutter, wir haben ja nicht weit voneinander gewohnt, aber meine Mutter kann Annas Mutter nicht leiden. Esther kann sie übrigens auch nicht leiden. Ich habe da ja so einen Verdacht, dass für sie einfach keine Frau gut genug für mich ist.

Anna und Esther sind sehr verschieden. Beide sind zwar ruhig und zurückhaltend, da hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Ich habe Esther mit achtzehn auf einer Party kennengelernt. Esther war siebzehn, genau so alt wie Anna. Anna hatte damals keine Lust auf die Party gehabt, deswegen bin ich allein gegangen und habe mich volllaufen lassen. Ich bin völlig abgestürzt und kann mich immer noch nur schemenhaft an diese Nacht erinnern. Ein paar Monate später kam Esther zu mir und sagte, dass sie schwanger sei. Wir haben noch vor Max Geburt geheiratet und daraufhin bei meiner Mutter gelebt, damit ich mein Studium beginnen konnte. Als Max zwei war, hat Esther eine Ausbildung als Sprechstundenhilfe bei unserem Hausarzt gemacht. Ich hatte das Glück, bereits während meines Studiums für ein Unternehmen zu arbeiten. So kam etwas Geld rein und als ich dann übernommen wurde, konnten wir endlich bei meiner Mutter ausziehen. Die Stelle war allerdings in Hamburg, aber irgendwie war ich auch froh, dass ich Anna nicht mehr zu sehen brauchte, obwohl wir uns so gut wie nie begegnet sind, denn nach dem Studium ist sie sofort nach München gegangen. Nachdem ich ihr gesagt hatte, dass ich Esther heiraten würde, haben wir kein einziges Wort mehr miteinander geredet.

Meine Mutter war natürlich traurig, dass wir nach Hamburg gezogen sind. Sie ist uns wirklich eine große Hilfe gewesen bei Max Geburt. Bei meiner Geburt war sie bereits vierzig und war daher froh, dass sie schon mit achtundfünfzig Oma wurde. Eigentlich hatte sie sich immer eine große Familie gewünscht. Mein Vater war Baustellenleiter und daher viel im Ausland und meine Mutter hat ihn begleitet und jedes Mal eine neue Sprache gelernt. Sie hätte vieles in ihrem Leben erreichen können, da bin ich mir sicher. Mein Vater ist vor zwei Jahren gestorben. Umgekippt, mitten auf einer Baustelle in Den Haag. Meine Mutter war völlig hilflos. Als sie wieder in Hattingen war, ist Esther mit Katja zu ihr gefahren und ich war mit Max eine Woche allein. Ich war froh, dass Esther so hilfsbereit war. Hilfsbereit und fürsorglich ist sie, ja.

Schnelle laufe ich rüber zu Katjas Zimmer.

„Hallo Papa!“, quietscht sie, dass es bestimmt noch die Fledermäuse unter dem Dach hören können.

„Hallo Katja. Ich bin wieder zu Hause“, sage ich zu ihr, aber sie ist wieder ganz ins Spiel mit ihrer Freundin vertieft und blickt nicht auf.

Ich bin einfach zu viel unterwegs. Als Katja ein Jahr alt war, hat man mir die Stelle des Projektmanagers angeboten. Die konnte ich nicht ablehnen, auch wenn ich wusste, dass ich dadurch kaum noch zu Hause sein würde. Max hat das zum Glück nicht interessiert, zumindest tut er so und Katja ist entweder im Kindergarten oder bei Esthers Mutter.

Esthers Mutter ist vor zwei Jahren nach Hamburg in ein betreutes Wohnen gezogen und das war nicht gerade förderlich für unser Eheleben.

Aber ich mische mich nicht ein, denn ich bin ja eh nie da.

3. KAPITEL

Anna

Ich sitze noch lange an den Aufsätzen, aber die Klasse soll keinen Nachteil dadurch haben, dass ich das ganze Wochenende weg war. Es ist schon nach zwölf Uhr, als ich endlich im Bett liege. Harald schläft bereits. Das ganze Haus ist ruhig und dunkel. Zum Glück bin ich so müde, dass ich nicht mehr an den Nachmittag und auch das Wochenende mit Ralf denke.

Morgens beim Frühstück sehe ich immer noch nichts von Ariane. Ich gehe rauf in ihr Zimmer, aber es ist leer. Na gut, denke ich, hoffentlich ist sie einfach bereits zur Schule gegangen und fahre allein los. Tatsächlich steht sie bereits mit drei Freundinnen auf dem Schulhof. Andere Kinder wären vielleicht weggelaufen, aber ihre Freunde sind alle hier, deshalb kann sie genauso gut zur Schule gehen.

„Guten Morgen, Ariane!“

Doch auf meinen freundlichen Gruß ernte ich nur Schweigen. Vier Mädchen, einschließlich meiner Tochter, schauen mich ernst an, dann drehen sich alle um und stecken die Köpfe zusammen. Na gut, denke ich enttäuscht, vielleicht war das gestern alles etwas übertrieben. Was hätte ich gemacht? Nun, mir nicht einfach die Pille verschreiben lassen, das ist schonmal klar. Ich habe bis gestern eigentlich geglaubt, dass ich ein gutes Verhältnis zu meiner Tochter habe, doch jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.

„Guten Morgen, Anna“, sagt Melissa zu mir. Ihre Mutter stand unheimlich auf „Unsere kleine Farm.“ Na ja, es könnte schlimmer sein.

„Hallo Meli!“

Umarmen tun wir uns hier natürlich nicht, was sollen die Schüler denken. Zusammen gehen wir ins Schulgebäude. Obwohl sie meine beste Freundin ist, wenn man so etwas bei Erwachsenen überhaupt noch sagen kann, habe ich ihr nie davon erzählt, dass ich Ralf einmal im Jahr treffe. Ich weiß, dass sie mich nicht verraten würde, aber ihr Mann und Harald sind befreundet und da scheint es nicht ratsam, zu offen zu sein.

„Was machst du heute Nachmittag, Anna?“

Ich seufze: „Weiter korrigieren. Manche schreiben tatsächlich zwanzig Seiten allein im Grundkurs. Vielleicht sollten sie Bücher schreiben, dann müssen Lektoren das Ganze lesen.“

Meli nickt. „Zum Glück ist das in Französisch nicht so tragisch und Mathe ist auch viel weniger ausschweifend. Du hättest auch so etwas machen sollen.“

„Ich und Mathe, nicht dein Ernst, die Schüler müssten mir das Ganze erstmal beibringen.“ Ich schüttele mich innerlich.

„Ach was, deine Zeugnisse waren doch hervorragend. Du musst ein halber Einstein sein bei diesem Abiturdurchschnitt.“

„Nee, aber die Lehrer mochten mich.“ Jetzt erst fällt mir auf, wie das geklungen haben muss.

„So, so“, sagt Meli und hebt auch prompt die Brauen.

„So war das gar nicht gemeint!“

Glücklicherweise schellt es bereits zum zweiten Malt und wir müssen zum Unterricht.

Meli grinst mich nur anzüglich an. „Wie lange hast du heute Unterricht? Kaffee um drei?“

„Gerne. Bis später!“

„Was war denn am Wochenende bei euch los?“, fragt mich Meli ohne Umschweife, obwohl ich noch nicht einmal sitze.

„Was meinst du?“

„Na, die eiskalte Schulter der vier Grazien war ja filmreif. Was hat ER mal wieder angestellt?“ Mit ER meint sie natürlich Harald.

Ich seufze. „Ach, es war eigentlich nichts“, versuche ich das Ganze mit einem Achselzucken abzutun. Die ganze Sache ist viel zu peinlich, um darüber zu reden.

„Ich brauche mehr Details“, fordert Meli sofort und ich seufze.

War ja klar. Ich schaue mich hektisch um. Unsere familiären Streitereien muss ja niemand mitbekommen.

„Harald hat etwas gefunden, mmh, du weißt schon.“

„Nö, ich weiß nicht schon.“ Erwartungsfroh schaut mich Meli an und ich werde verlegen. „Was hat er denn gefunden?“

„Die Pille“, flüstere ich hektisch.

Meli lacht nur. „Und wo ist jetzt das Problem?“

Ich schaue sie entsetzt an. „Sie hat vorher nicht um Erlaubnis gefragt!“

Meli sieht mich entgeistert an. „Habe ich das richtig verstanden?“

Oh je, jetzt kommt es wieder. Ihre berühmten Vorträge, die grundsätzlich mit „Habe ich das richtig verstanden?“ anfangen. Sie ist einfach schon viel zu lange mit einem Anwalt verheiratet.

„Habe ich das richtig verstanden“, wiederholt sie, „du bist nicht erleichtert, dass deine zwölfjährige Tochter so viel Verantwortungsbewusstsein besitzt, sich die Pille verschreiben zu lassen, sondern du bist sauer, weil sie dich nicht vorher gefragt hat.“ Sie holt Luft und schaut mich dabei prüfend an. Dieser Blick ist übrigens allseits gefürchtet und mir wird auch sofort mulmig zumute. Ich sollte das wirklich abstellen, dass mich jeder immer so schnell verunsichern kann.

„Ariane ist zwölf, da denkt man noch nicht an so etwas.“

Meli unterbricht mich sofort. „Da denkt man ständig an so etwas. An was hast du denn gedacht, als du zwölf warst?“

„An Ralf“, sage ich, ohne nachzudenken. Dann schlucke ich und plötzlich kullern mir die Tränen runter. Wie peinlich!

Meli schaut mich vorsichtig an. „Und du weißt schon, dass ihr immer noch zusammen wäret, wenn damals jemand die Pille genommen hätte?“ Ja, diesen Teil der Geschichte habe ich ihr erzählt, gleich zu Anfang, als wir uns kennengelernt haben. Nur meine Affäre, die erst Jahre später begonnen hat, die habe ich ihr verschwiegen. Hektisch schaue ich mich um, nicht, dass mich jemand hier heulen sieht.

Dann wird ihr Blick weicher und sie drückt meine Hand. „Es tut mir leid, dass ich so ruppig war. Aber eine Frage habe ich noch: Wo genau hat Harald denn die Schachtel gefunden? Ari hat doch nicht so etwas heimlich gemacht, um sie dann auf dem Couchtisch liegen zu lassen.“ Ich schlucke unter ihrem durchdringenden Blick. „Äh nein. Da lag sie, glaube ich nicht. Sie lag in einer Schublade.“

„In welcher Schublade?“

„In Arianes Schublade.“

„Das dachte ich mir schon. Wieso macht Harald so etwas?“ Prüfend schaut sie mich an, obwohl doch Harald das Ganze angezettelt hat.

„Wenn man nichts zu verbergen hat, spielt das doch keine Rolle.“ Blöderweise klinge ich etwas kleinlaut, weil mich Meli so streng anschaut.

„Das hast du ja schön nachgeplappert. Von Privatsphäre haltet ihr wohl beide nichts.“

„Sie ist zwölf. Da braucht man so etwas noch nicht.“

Meli unterbricht mich wieder. „So etwas braucht man in jedem Alter. Harald respektiert deine Tochter nicht und du schaust schweigend dabei zu!“

„Ich habe ja gar nicht geschwiegen. Ich habe das Abendbrot gemacht!“ Wieso ist das Ganze jetzt bitte schön meine Schuld?

„Und hast du mit Ari darüber gesprochen?“

„Ich habe darauf gewartet, dass sie zum Abendbrot runterkommt. Und dann wollte ich ihr einfach ein bisschen Zeit geben. Ich wusste auch gar nicht so recht, worüber ich mit ihr sprechen soll.“ Das weiß ich tatsächlich nicht, ich meine, sie ist doch noch viel zu jung dafür!

„Na ja, dass Harald mal wieder zu weit gegangen ist? Zum Beispiel?“ Ich seufze. „Ich glaube, ich muss jetzt einkaufen gehen. Harald kommt bald nach Hause und ich muss das Essen kochen, die restliche Wäsche machen und die restlichen Aufsätze zu Ende korrigieren. Habt ihr Lust, am Samstag zum Essen zu kommen?“

Meli grinst versöhnt. „Na klar, gerne. Die Männer können sich dann über ihre letzten Fälle auslassen und wir können quatschen. Bis Samstag! Wir bringen den Wein mit.“ Ich lache.

Melis Mann hat einen Wein Faible und trinkt grundsätzlich nur das, was er mitgebracht hat. Was natürlich günstiger kommt, wenn man sich die Mengen so anschaut, die die beiden Männer an einem Abend trinken.

4. KAPITEL

Ralf

Und schon wieder packe ich meine Sachen.

Wie meistens in den letzten Jahren. Ich hasse diesen Job, aber nur deswegen können wir uns ein Haus mitten in Hamburg leisten und die Kinder können Klavierunterricht bekommen. Um den sie allerdings nie gebeten haben, soweit ich weiß. Esther ist einfach der Meinung, dass die Kinder Klavier lernen sollen, und ich habe ihr nicht widersprochen. Ich hatte so etwas damals nicht, obwohl meine Eltern das Geld gehabt hätten. Zumindest glaube ich das, aber wegen der unsicheren Jobsituation meines Vaters, mussten die Fixkosten immer niedrig gehalten werden. Das Haus haben sie auch erst gekauft, als ich geboren wurde. Davor hatten sie als Postadresse die Adresse meiner Großeltern angegeben und waren ständig unterwegs.

Wie lange werde ich wohl diesmal weg sein? Zuerst muss ich nach Wien und danach nach München. Natürlich war ich schon öfter in München, seitdem das mit Anna begonnen hat, aber wir sind uns nicht wieder dort begegnet, zum Glück, denn sie ist, glaube ich, mit einem Staatsanwalt verheiratet. Mit so jemandem legt man sich besser nicht an. Besser, wir begegnen uns nie wieder, denke ich wohl zum hundertsten Mal, seitdem wir begonnen haben, uns zu treffen. Plötzlich geht mein Handy.

„Ralf. Es haben sich ein paar Änderungen ergeben. Komm sofort in die Firma. So schnell wie möglich“, bellt mein Chef in den Hörer und legt sofort wieder auf. Ich lasse den Koffer stehen und rase zu meinem Firmenwagen, natürlich ein Mercedes, weil man ja nicht mit einem Japaner zu irgendwelchen Projekten fahren kann.

„Setz dich, Ralf. Gut, dass du noch nicht unterwegs warst.“

Mein Chef. Er hasst Geschwafel, sondern kommt immer sehr schnell auf den Punkt.

„Mastew wurde gefeuert. Seine Bilanzen stimmten nicht und dadurch ist er aufgeflogen. Er ist sofort entlassen worden und jetzt ist seine Stelle am Standort München frei. Du übernimmst ab sofort!“ Wie gesagt. Sehr schnell auf den Punkt. Ohne jegliche Vorwarnung.

„Wie“, fange ich an, aber mein Chef unterbricht mich.

„Heute, Ralf. Das Münchener Büro ist unbesetzt und unsere Kunden bekommen bereits Wind davon. Wir brauchen jemanden, der schnell diesen Bereich übernehmen kann und außerdem diplomatisch mit der Staatsanwaltschaft kooperieren kann. Die Sache muss ganz schnell wieder vom Tisch.“

Ich nicke, auch wenn sich meine Zustimmung in Grenzen hält. „Ja, natürlich mache ich das. Kein Problem.“ Ich bin wirklich ein Weichei, denke ich resigniert, aber ich schaffe es einfach nicht, etwas dagegen zu sagen.

„Gut. Platzeck fährt nach Wien und übernimmt dort deine Projekte. Du fährst auf dem schnellsten Weg nach München. Mastews Sekretärin wird sich mit deiner Frau in Verbindung setzen, bis dahin wohnst du im Hotel. Sieh zu, dass deine Frau das schnell über die Bühne bringt, Hotels in München sind teuer!“

Und das wars auch schon. Schweigend verlasse ich das Büro. Ich mache, dass ich nach Hause komme, schnappe mir meinen gepackten Koffer und fahre los. Nach München.

Im Auto atme ich tief durch. Schon wieder eine Beförderung, obwohl das irgendwie zu positiv klingt. Müllmann trifft es wohl eher, denn im Grunde genommen soll ich nur Scherben zusammenräumen und weitere verhindern. Was ihnen danach wohl einfallen wird, denke ich sauer, schicken sie mich dann nach Timbuktu?

Aber eigentlich hat das Ganze vielleicht auch sein Gutes. Ich werde öfter bei meiner Familie sein. Als Geschäftsführer des Münchener Standortes werde ich wohl eher Kunden empfangen als herumzureisen. Als ich bereits auf der Autobahn bin, bekomme ich plötzlich mein übliches Stechen im Magen. Dieses Stechen hat ungefähr angefangen, ich mich von Anna getrennt habe.

Anna lebt in München.

Zukünftig werde ich in derselben Stadt wohnen wie Anna!

5. KAPITEL

Anna

„Hallo ihr beiden“, rufe ich und umarme Meli.

Dann schüttele ich ihrem Mann die Hand. Ansgar lacht und umarmt mich. Irgendwie machen wir das immer so. Ich denke halt immer, dass er das nicht mag. Harald würde niemals jemanden umarmen außer vielleicht seine Mutter. Und seine Mutter ist seit vielen Jahren tot. Sie ist gestorben als Ariane noch ein Baby war.

„Hallo Harald“, ruft Meli und schüttelt ihm die Hand.

„Hallo Ansgar“, antwortet Harald. „Lass uns in mein Arbeitszimmer gehen.“ Und weg sind die beiden.

„Hallo Tante Meli!“, ruft Ariane und stürmt an mir vorbei in die Arme ihrer Patentante.

„Hallo Ari. Was muss ich da hören?“, fragt Meli tadelnd, aber mit einem hörbaren Grinsen in der Stimme.

„Das war doch nur eine blöde Wette“, sagt Ari trocken und zieht Meli ins Wohnzimmer.

Ich erstarre. „Das wusste ich ja gar nicht, Ariane!“, rufe ich den beiden hinterher.

„Du hast mich auch nicht gefragt“, sagt Ari kurz angebunden.

Meli nimmt Ari in die Arme. „Worum ging es denn eigentlich?“

Ari wird rot: „Ach, wir haben gewettet, dass ein Junge aus der zehnten Klasse sich mit Lara verabredet und ich habe dagegen gewettet. Ich verstehe gar nicht, was die an uns finden sollen. Wir sind doch nur Babys für die.“

Meli schmunzelt. „Aber der Zehntklässler findet das anscheinend nicht?“

„Er hat sie ganz schön angegraben und die beiden sind noch am selben Abend ausgegangen, hat sie erzählt“, sagt Ariane angeekelt. „Bestimmt steht er auf sie, weil sie schon so einen riesigen Busen hat. Jungen stehen ja auf so etwas.“ Sie verdreht die Augen.

Ich kann es ihr nicht verübeln. Ja, wie wahr, seufze ich innerlich. Deshalb habe ich mich immer gefragt, wieso Ralf mit mir zusammen war. Meine Brüste haben sich erst spät entwickelt und auch nicht in einem riesigen Umfang.

„Du hast also verloren“, stellt Meli sachlich fest. „Und dein Einsatz war die Pille?“

Natürlich erzählt Ariane Meli sofort alles, ich spüre einen Stachel der Eifersucht in mir aufkeimen. Die beiden haben seit Arianes Geburt einen Draht zueinander, weswegen auch völlig klar war, dass Meli Arianes Patentante wird.

„Na ja, das kam mir so in den Sinn, schließlich dachte ich nicht, dass ich verlieren würde. Und so bin ich schonmal vorbereitet. Nur für den Fall der Fälle.“

„Aha. Gibt es denn da jemanden?“ Ist ja nicht ihre Tochter, also kann sie ganz locker bleiben, denke ich zähneknirschend.

„Und du weißt schon, dass die Tabletten irgendwann ablaufen. Und dann solltest du sie nicht mehr verwenden, Ari.“

Jetzt wird Ari wieder ein bisschen rot: „Im Moment ist da niemand, aber man weiß ja nie.“ Ich streichele meiner Tochter über die Haare. Sie sind dunkelblond wie meine, allerdings mit roten Strähnen.

„Ariane, wenn ich das gewusst hätte“, fange ich an, aber Ariane stößt meine Hand weg.

„Das war dir doch egal! Und dass ER meine Schubladen durchwühlt hat, auch. Ich gehe jetzt zu Sara. Ihre Eltern haben erlaubt, dass ich dort schlafe.“

„Moment mal, uns hast du nicht gefragt!“ Aber da ist Ariane auch schon weggedüst.

Betreten schaue ich Meli an. „Tut mir leid.“

„Was genau? Jetzt wissen wir doch zumindest Bescheid. Und immerhin hat sie dir sogar gesagt, wo sie übernachten wird.“

„Ja klar, dass du das so locker siehst! Sie ist ja schließlich nicht deine Tochter!“

„Nein, aber Ari ist immerhin meine Patentochter und anscheinend hat sie zu mir genügend Vertrauen, dass wir jetzt endlich wissen, wie es dazu kam. Und ich finde die ganze Aktion immer noch ziemlich blöd von deinem Ehemann.“

„Was findest du blöd von ihrem Ehemann?“, fragt Harald amüsiert. Ich zucke zusammen, denn ich habe gar nicht gehört, dass die beiden ins Wohnzimmer zurückgekommen sind, Meli dagegen bleibt ganz gelassen.

„Ich finde es nicht gut, die Schubladen anderer Leute zu durchwühlen.“

Ansgar schaut meinen Mann streng an. „Wenn du keinen Durchsuchungsbefehl hattest, sind diese Beweise ungültig!“

Jetzt wirkt Harald doch etwas kleinlaut. „Das ist mein Haus, da brauche ich doch keinen Durchsuchungsbefehl! Wo ist Ariane überhaupt?“, blafft er mich an. „Wir essen doch gleich!“

„Sie übernachtet bei Sara, ihre Eltern haben nichts dagegen“, sage ich knapp und versuche mal wieder ruhig zu bleiben.

„Aber uns hat sie nicht gefragt!“

„Ich habe sie gehen lassen“, sage ich mit fester Stimme, innerlich koche ich vor Wut. Schließlich haben wir Gäste und meine Familie benimmt sich völlig daneben.

„Lasst uns essen, der Rehrücken ist längst fertig.“

„Rehrücken“, strahlt Ansgar, „da passt ja mein Spätburgunder ganz hervorragend dazu. Weißt du noch, Schatz? Den haben wir in Heidelberg gekauft.“

„Ja“, grinst Meli, „da müsst ihr auch mal hinfahren. Ein entzückendes Weingut außerhalb von Heidelberg. Und die Küche erst.“

Der Abend entspannt sich, besonders nachdem wir alle etwas Wein intus haben. Der Rehrücken wird gelobt und ich lehne mich mit meinem Glas zurück. Gerade Rotwein lässt mich immer etwas schwermütig werden.

6. KAPITEL

Ralf

Ich parke meinen Dienstwagen auf dem Hof der Firma und ignoriere die Plätze auf denen „Geschäftsführung“ steht. Das hat noch bis morgen Zeit. Ich muss ja nicht gleich auffallen als der neue Boss.

Dann marschiere ich hinein. Zum Glück bin ich schon des Öfteren am Münchener Standort gewesen, daher weiß ich, dass die Geschäftsführung ganz oben wohnt. Ich klopfe an die Tür des Empfangs und trete sofort ein.

„Guten Tag, ich bin Herr Sommer.“

Eine Dame mit kurzen grauen Löckchen, die etwa in ihren Fünfzigern ist, steht von ihrem Schreitisch auf. „Hallo, Herr Sommer, mein Name ist Frau Tietze. Ich bin ihre Assistentin“, sagt sie förmlich, aber nicht unfreundlich.

Ihr Händedruck ist allerdings fest, wie der eines Bauarbeiters. Ich reibe mein schmerzendes Handgelenk und gehe durch die Tür, wo ich mein neues Büro vermute, wo es auch tatsächlich ist. Üblicher Standard: Aktenschränke aus Holz, schwarzer Schreibtisch. In Hamburg habe ich als Teamleiter auch so ein Büro gehabt, nur in weniger neu und natürlich sehr viel kleiner.

„Hier sind Ihre Termine“, sagt Frau Tietze und drückt mir ein in Leder gebundenes Buch in die Hand. Ich schaue sie fragend an.

„Ich habe Ihnen sämtliche Termine für heute und morgen reingeschrieben. Bitte übernehmen Sie sie soweit und bringen es mir dann zurück.“ Was für ein Quatsch. Muss ich meiner Sekretärin etwa noch Office beibringen?

„Frau Tietze“, sage ich kurz angebunden und etwas schroffer als beabsichtigt. „Bitte tragen Sie meine Termine in Outlook ein. Es ist doch nicht mein Job, das zu tun!“ Ich nehme ihr die Ordner aus der Hand und drücke ihr das Buch in die leeren Hände und lasse sie stehen. Himmel, ich habe einfach keine Zeit dafür. Die Staatsanwaltschaft hat sich angekündigt und ich muss mir bis dahin zumindest einen Überblick verschafft haben.

„Ach ja“, sage ich und drehe mich noch einmal zu ihr um. Sie ist bereits zu ihrem Tisch zurückgekehrt und arbeitet irgendetwas an ihrem Rechner.

„Ja bitte“, sagt sie und schaut mich an.

„Konnten Sie bereits mit meiner Frau sprechen?“, frage ich mit meiner Manager Stimme.

„Ich habe ein Umzugsunternehmen verständigt.“ Ihre Stimmlage klingt völlig unbeeindruckt. „Ihre Frau wird wahrscheinlich jetzt gerade mit Ihnen alles durchgehen.“

„Umzugsunternehmen? Haben wir denn schon ein Haus?“

„Nein“, sagt sie geduldig. Ich glaube, ich habe sie unterschätzt, denn sie fängt an, etwas langsamer mit mir zu reden. Ein klares Zeichen dafür, dass sie begriffsstutzige Manager gewöhnt ist.

„Ich habe eine Maklerin angerufen und für morgen bereits Termine für Sie festgelegt. Ich trage Sie Ihnen gerne in Outlook ein. Sie meinte, sie hätte zwei Häuser in der näheren Umgebung, ansonsten müssen Sie warten bzw. jemand anderes kontaktieren.“

„Danke Frau Tietze“, sage ich ruhig und verschwinde in meinem Büro.

Na, das war ja vielleicht ein peinlicher Auftritt! Aber als Chefsekretärin wird sie wohl einiges gewohnt sein. Und wahrscheinlich hat Mastew das mit den Terminen so gehandhabt, wohl eher alte Schule der Mann. Kaum habe ich mich gesetzt, geht meine Tür erneut auf.

„Möchten Sie eine Tasse Kaffee oder etwas zu essen?“ Ich blicke auf.

„Das wäre toll, äh, ich meine Danke ja, sehr gerne.“ Sie grinst mich an und irgendwie weiß ich, dass wir gut miteinander auskommen werden.

Ich blicke auf die Uhr, es ist bereits achtzehn Uhr, obwohl ich sogar durchgefahren bin. Aber der Verkehr auf der A2 war furchtbar.

Eine halbe Stunde später beiße ich herzhaft in ein Brot mit Schinken, keine Ahnung, wo die Tietze das herbekommen hat. Vielleicht hat sie es auch selbst geschmiert. Bis nach elf arbeite ich Ordner um Ordner durch. Zwischendurch streckt Frau Tietze den Kopf durch die Tür und wünscht mir einen angenehmen Abend.

„Ich habe Ihnen ein Zimmer in einem Hotel gebucht, nur zehn Minuten von hier. Brauchen Sie sonst noch etwas?“

„Das ist sehr nett von Ihnen, vielen Dank. Können Sie mir sagen, wo der nächste Supermarkt ist?“

„Nicht weit von hier“, antwortet sie. „Etwa fünf Minuten die Straße entlang. Bis morgen!“

„Bis morgen“, sage ich und mache weiter.

Ich kenne Mastew nur vom Hörensagen. Für die Projekte habe ich immer direkt mit den Ingenieuren gesprochen. Ein Partygänger, schon deshalb nicht meine Wellenlänge. Aber Unterschlagung? Bei solch einem Gehalt? Aber Geld und Macht kann man wohl nie genug haben, denke ich seufzend.

Um zwölf Uhr abends sitze ich endlich in meinem Hotelzimmer. Das ist vertraut. Die Vorstellung, jetzt wieder mit meiner Familie zusammenzuleben, nicht.

7. KAPITEL

Anna

Nach noch mehr Rotwein verziehen sich unsere Männer wieder in Haralds Arbeitszimmer.

„Sag mal“, fängt Meli plötzlich an. „Wann hast du Ralf eigentlich das letzte Mal gesehen?“

Ich schlucke. „Wie kommst du denn jetzt da drauf? Du weißt doch, dass wir seit 18 Jahren keinen Kontakt haben.“

„Aber abgeschlossen hast du mit dem Thema nicht, oder? Wie erklärst du dir sonst die Flennerei heute Nachmittag?“

Betreten schaue ich sie an. „Ach das, keine Ahnung. Ich habe wohl schlecht geschlafen und war deshalb empfindlich. Nichts weiter.“

„Nichts weiter? Erzähl doch nichts! Du heulst doch sonst nicht so schnell. Ich glaube, selbst als deine Mutter gestorben ist, habe ich dich nicht heulen sehen.“ Kopfschüttelnd blickt mich Meli an und ich werde wieder unsicher.

„Meine Mutter war krank. Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen. Wir hatten eine schwierige Beziehung.“ Irgendwie verfalle ins Stottern.

„Ja, ich weiß, aber sieh‘ es mal so: Wenn sie dich hätte Medizin studieren lassen, hätten wir uns nie getroffen! Das wäre doch ziemlich blöd für die Welt gewesen!“ Ich muss wirklich schmunzeln. So ausgedrückt klingt es fast positiv, dass ich keine Ärztin geworden bin.

Ich wollte immer Ärztin werden, aber Mama meinte, dass man mit dem Schichtdienst nicht für eine Familie sorgen kann. Sie wusste, wovon sie sprach, denn als gelernte Krankenschwester hatte sie viele harte Schichten durchmachen müssen. Als ich geboren wurde, hat sie sofort gekündigt. Mein Vater war Filialleiter im Supermarkt und zwanzig Jahre älter als meine Mutter. Als ich elf war, hat er sich die Hand verletzt. Daraus wurde eine Blutvergiftung, an der er dann starb. Der neue Filialleiter hat meiner Mutter einen Job an der Kasse angeboten. Und ja, ich sollte schon studieren und mehr Geld verdienen als sie. Aber Beamtin ist doch viel sicherer, meinte sie, deshalb hatte sie beschlossen, dass ich Lehrerin werden sollte.

„Irgendwas mit Sprachen, das ist doch nicht so schwer. Dann hast du viel Zeit, dir einen Mann zu suchen“, pflegte sie zu sagen. Damit hat sie allerdings angefangen als ich 11 Jahre alt war. Ich weiß gar nicht, was sie von Ralf gehalten hat.

„Was ist denn jetzt mit Ralf?“, unterbricht mich Meli ungeduldig.

„Was soll denn mit ihm sein?“

„Hast du gewusst, dass er in München ist?“

„Wahrscheinlich geschäftlich. Ist er doch häufiger.“

„Woher weißt du das denn?“, fragt die Anwaltsehefrau und Inquisitorin Meli Sörensen.

Ich werde rot. „Na ja. Unsere Mütter kannten sich doch. Er ist seit ein paar Jahren Projektmanager.“

„Na ja, jetzt nicht mehr. Er wurde zum Geschäftsführer für den hiesigen Bereich berufen und ist jetzt ein ganz schön hohes Tier. Der Typ davor hat wohl ziemlichen Mist gebaut. Liest du denn keine Zeitung?“

„Das habe ich wohl nicht gelesen. Wir lesen die Welt und da stehen selten so regionale Sachen drin.“ Plötzlich fängt das Ganze an, in mich einzusickern. „Ralf ist hier?“

Meli grinst anzüglich. „Ja, ist er. Wirst du ihn treffen?“

„Natürlich nicht!“

Ich hoffe trotzdem, dass Meli mir meine Nervosität nicht anmerkt. Doch zum Glück fragt Meli nicht mehr weiter und wir quatschen über unsere Kollegen. Es ist nach drei, als die beiden sich ein Taxi rufen.

8. KAPITEL

Ralf

Ich schaue auf die Uhr: 22 Uhr. Der Job ist wirklich furchtbar.

Aber zumindest war ich bereits seit zwei Wochen nicht mehr auf Dienstreise. Und in nur drei Wochen zieht Esther mit Katja hierher. Max wird in Hamburg studieren, aber erstmal wird er auch mitkommen, bis sein Studium anfängt.

Permanent muss ich Materialien an die Staatsanwaltschaft übergeben, die letzten fünf Jahre werden genauestens unter die Lupe genommen und natürlich sehe ich mir alles vorher an, neben den ganzen Vorstandssitzungen und Gesprächen mit den Abteilungsleitern. Ich werde Katja wohl nicht mehr sehen als bei meinem alten Job, aber vielleicht kann ich mir übers Wochenende Sachen mit nach Hause nehmen.

Die beiden Häuser, die mir die Maklerin gezeigt hat, waren beides prunkvolle Villen in einem Angeberviertel von München, aber wenigstens nah am Büro. Ich habe einfach das Haus genommen, das den größeren Garten hat. Vielleicht kann ich dann mit Katja dort Fußball spielen. Aber bestimmt wird Esther was dagegen haben, denke ich seufzend. Natürlich hat Esther bereits mit privaten Kindergärten telefoniert, die auch sofort einen Platz hatten. Alles voll mit Angeberkindern von Angebereltern mit meinem Gehalt, wenn nicht sogar noch höher.

Ich vermisse unser erstes Haus in Hamburg. Der Garten war winzig, aber für Max und mich hat es ausgereicht, um Fußball zu spielen. Das Indianerzelt hat auch Platz gehabt. Natürlich musste Max es sofort wieder einpacken, wenn Gäste kamen, denn es stand auf der Terrasse.

Ich gehe zu Fuß zum Hotel, vorher gehe ich im Supermarkt noch etwas einkaufen, zum Glück hat er bis 24 Uhr geöffnet. Mein Auto habe ich lieber auf dem Firmenparkplatz stehen gelassen, es ist dort sicherer als vor dem Hotel, denn leider gibt es dort keine Tiefgarage.

Im Hotel mache ich mir ein Brot. Ich würde ja sagen, ich vermisse ein gut gekochtes Mittagessen, aber leider kann Esther nicht kochen. Sie versucht es und sie schafft es auch manchmal, etwas zu machen, was nicht völlig ungenießbar ist, aber meistens ist es einfach nur für die Tonne. Für Gäste ruft sie immer einen Caterer an. Und als wir uns das noch nicht leisten konnten, gab es halt kalte Platte und gekauften Kuchen, denn auch ihre Backkünste sind leider recht bescheiden.

Ob Anna kochen kann? Bestimmt hat ihre Mutter es ihr beigebracht und sicherlich kann Anna das auch sehr gut, wie sie so ziemlich alles perfekt kann. Die geografische Nähe bringt mich Anna auch emotional wieder näher, obwohl ich glaube, dass ich mental nie sehr weit von ihr entfernt war. Wieder denke ich an unser letztes Wochenende, das noch nicht lange her ist. Ihre Wärme, ihre Stimme und die Gespräche, die wir einfach so führen können. So war es schon immer zwischen uns. Ich habe sie wahrscheinlich schon im Kindergarten geliebt, zumindest kann ich mich an keinen Augenblick erinnern, in dem ich kein Herzklopfen bei der Erwähnung ihres Namens hatte.

Esther habe ich nie von Anna erzählt. Warum auch? Wieso hätte ich ihr von der Liebe meines Lebens erzählen sollen und dass ich sie dank meiner Dummheit verloren habe? Esther kannte Anna nicht, sie ist auf eine andere Schule gegangen als wir. Ich glaube, sie weiß, dass ich sie nicht liebe. Ich glaube auch nicht, dass sie mich liebt. Sie hat sich arrangiert, Max zu Liebe und sicherlich, weil ihre Mutter das so wollte. Meine Mutter war, wie gesagt, nicht begeistert von Esther, aber sie hat sie irgendwie akzeptiert. Ich weiß gar nicht, ob sie Anna mochte. Klar war Anna häufig bei uns und ich auch bei ihr. Ich weiß allerdings, dass meine Mutter Annas Mutter überhaupt nicht leiden konnte, allerdings fand ich das nie sehr abwegig. Annas Mutter war kalt, sie hatte nichts Mütterliches an sich. Ich habe nie gesehen, dass sie Anna umarmt hat.

Der Tod ihres Vaters war hart für Anna. Ich glaube, sie hat drei Monate nicht mit mir geredet. Das waren die schlimmsten drei Monate meines Lebens. Und dann stand sie plötzlich vor meiner Tür.

„Hallo Ralf. Kommst du mit raus?“

Ich weiß noch heute, wie sie dastand und mein Herz so gerast hat, dass ich Angst hatte, dass sie es hört.

Vielleicht fahre ich mal zum Friedhof, denke ich plötzlich. Mein Vater und auch Annas Eltern liegen dort. Am besten, ich schaue vorbei, bevor Esther mit den Kindern kommt.

9. KAPITEL

Anna

Zum Glück lässt mich Harald schlafen, ich höre nur, wie er das Bett verlässt. Verschlafen schaue ich irgendwann auf die Uhr: Gleich zehn Uhr! Schnell ziehe ich mich an und gehe die Treppe runter.

„Ach, bist du auch schon wach“, begrüßt mich Harald ärgerlich und lässt mich stehen.

Auf dem Küchentisch steht sein Frühstückschaos. Ich mache mich schnell daran, es aufzuräumen und das Mittagessen vorzubereiten. Ob Ariane schon zu Hause ist? Schnell sehe ich in ihrem Zimmer nach. Sie ist tatsächlich schon da.

„Hallo Ariane, ich hatte noch gar nicht mit dir gerechnet. Wann bist du denn nach Hause gekommen?“

Ariane sieht durch mich hindurch und sagt kurz angebunden: „Heute morgen.“

Das habe ich wohl verdient, denke ich seufzend. „Kommst du gleich zum Mittagessen runter?“

„Was gibt es denn?“

„Spaghetti Bolognese.“

„Mmh, mal sehen“, sagt Ariane, aber zum Glück nicht mehr so frostig.

Tatsächlich kommt Ariane nur wenige Minuten später nach unten und wir fangen an zu essen. Schweigend sitzen die beiden über dem Mittagessen. Was für Muffpötte, denke ich enttäuscht. Ariane futtert einen riesigen Berg Spaghetti und verschwindet dann schnell wieder. Eigentlich bleiben wir ja sitzen, bis alle aufgegessen haben, aber ich habe keine Lust, hinter Ariane herzurufen. Plötzlich kommt mir ein Gedanke.

„Harald, ich habe überlegt, dass ich nächstes Wochenende gerne mal auf dem Friedhof nach dem Rechten schauen möchte.“

„Wieso? Schließlich gebe ich ein Vermögen für die Grabpflege aus!“

Ich schüttele mit dem Kopf. Natürlich zahle ich die Grabpflege mit meinem Gehalt, aber ich gehe nicht weiter darauf ein.

„Ich möchte gerne schauen, ob es auch ordentlich gemacht wird. Von Zeit zu Zeit muss man den Leuten auf die Finger schauen“, setze ich noch hinzu, denn das ist so ein Satz wie er auch von Harald hätte stammen können. Da Harald das weiß, räuspert er sich nur und sagt: „Meinetwegen. Es steht ja keine Einladung an. Werdet ihr über Nacht bleiben, du und Ariane?“

„Ich weiß noch nicht, ob Ariane mitkommen will. Ich werde sie fragen“, sage ich zu meiner eigenen Überraschung und ernte einen missbilligenden Blick von Harald.

„Wahrscheinlich werde ich auch nicht übernachten, aber mal schauen, wann ich überhaupt ankomme. Und vielleicht treffe ich ja den einen oder anderen.“ Den Rest des Satzes bekommt Harald schon gar nicht mehr mit, weil er bereits zur Tür raus ist.

Ich räume ab und spüle schnell alles. Wir haben die Küche damals übernommen, obwohl sie keinen Geschirrspüler hatte, als wir in das Haus eingezogen sind. Und Harald war nicht davon überzeugt, dass wir überhaupt so etwas brauchen, deshalb durfte ich keinen anschaffen.

„Das bisschen Spülen ist doch schnell gemacht“, pflegt er zu sagen. Natürlich hat er keine Ahnung, wovon er redet, denn das Spülen mache ja ich. Ab und zu hilft mir Ariane dabei, aber irgendwie geht es doch schneller, wenn ich es allein mache.

Dann staubsauge ich noch das Wohnzimmer. Irgendwie habe ich gar keine Lust auf den Stapel Englischarbeiten und Deutschhausaufgaben. Ich gehe zu Ariane rauf und klopfe an ihre Tür, öffne sie jedoch sofort, ohne auf eine Antwort zu warten.

„Ariane. Hättest du vielleicht Lust, mit mir spazieren zu gehen? Wir können auch Eis essen gehen, wenn du möchtest.“ Ich sehe, dass Ariane eigentlich nein sagen möchte, aber überraschenderweise sagt sie zu.

„Schön! Wo wollen wir hingehen?“, frage ich glücklich.

Ich vermisse meine Tochter. Natürlich weiß ich, dass sie älter wird und sich abnabeln muss, aber das muss doch alles nicht so schnell gehen!

Wir machen einen langen Spaziergang. Es ist schön hier, aber ich vermisse die beschauliche kleine Stadt mit den vielen Fachwerkhäusern direkt an der Ruhr. Ich weiß auch nicht, wieso ich nach Bayern wollte. Eigentlich wollte ich nur ganz weit weg von zu Hause. Weg von meiner dominanten Mutter, die immer meine Entscheidungen treffen wollte. Die ich aber auch alle befolgt habe, das muss ich leider zugeben. Auch Harald zu heiraten war letztendlich meine Entscheidung. Allerdings hat meine Mutter so lange auf mich eingeredet, dass das meine letzte Chance sei, jemanden kennenzulernen, dass ich das irgendwann selbst geglaubt habe. Was wäre so schlimm gewesen, frage ich mich heute. Ich hatte mein Studium bereits mit 23 beendet und die Zusage für das Referendariat in Bayern. Meine Mutter war nicht einmal sauer, denn ich habe ihr einfach gesagt, dass das die einzige Chance sei, mein Studium zu beenden. Natürlich musste sie mir das glauben, sie wusste es ja nicht besser. Aber natürlich war sie enttäuscht und hat mir das bei jeder Gelegenheit mitgeteilt.

„Ich könnte doch so gut auf deine Kinder aufpassen, wenn du hierbleiben würdest“, pflegte sie zu sagen, bis ich fort war und immer wieder, wenn ich sie besucht habe. An der Schule habe ich Meli kennengelernt und wir waren uns quasi sofort sympathisch. Sie hatte schon ein Jahr hinter sich. Da sie auf der Europaschule war, hatte sie ihr Abi bereits mit 18 fertig.

„Hättest du Lust auf ein Eis, Ariane?“ Ariane strahlt mich einfach nur an und ich freue mich sehr darüber, denn zu Hause strahlt sie so gut wie nie. Ich kann es ihr nicht verübeln. Harald sorgt wirklich nicht für ein angenehmes Klima zu Hause.

Es ist ein wunderschöner warmer Junitag. Bald sind Sommerferien, aber wahrscheinlich werden wir nicht wegfahren. Harald hat mal wieder wichtige Fälle. Ich bin ein paarmal mit Ariane allein weggefahren. An die Nordsee oder wir haben meine Mutter besucht. Allerdings war das weder für Ariane noch für mich sonderlich erholsam mit ihrer ewigen Meckerei. Die letzten zwei Jahre sind wir einfach hiergeblieben. Meli und ihr Mann haben nämlich vor zwei Jahren in einen Pool investiert. Wir haben beim Buddeln geholfen und uns dadurch ein lebenslanges Schwimmrecht verdient. Also zumindest so lange, wie sie in diesem Haus wohnen werden, meinte Ansgar. Typisch Ansgar. Ich glaube, Ariane würde sofort dort einziehen, wenn ich es erlauben würde.

„Ariane“, fange ich an, während wir uns an einen Tisch setzen, „nächsten Samstag werde ich zum Friedhof fahren. Einfach mal nach dem Rechten schauen. Du kannst selbst entscheiden, ob du mitkommen möchtest.“

Ariane schaut mich mit dem typischen, fragenden Ausdruck an. Eben diesem, wenn ein Kind abcheckt, ob es tatsächlich die Wahl hat oder ob das nur eine rhetorische Frage ist.

„Wirklich?“

„Ja. Wenn du möchtest, rufe ich Saras Eltern an.“ Ariane strahlt.

„Ja bitte. Das wäre voll super Mama!“

Noch am selben Abend rufe ich Saras Mutter an. Die ist ganz erstaunt, dass ich überhaupt nachfrage.

„Aber selbstverständlich kann Ari bei uns übernachten! Also ich meine, wenn Sara nichts dagegen hat. „Sara Schatz!“ Schnell halte ich den Hörer etwas weiter weg. „Möchtest du gerne, dass Ari am Samstag vorbeikommt?“ Ich höre nur ein Genuschle im Hintergrund. Saras Mutter lacht. „Dachte ich mir. Nein, das ist gar kein Problem“, gibt sie das Genuschelte wieder. Wir tauschen noch ein paar Floskeln aus und legen dann auf.

„Ariane!“ Aber sie hört mich nicht, wahrscheinlich hört sie Musik. Ich laufe nach oben und klopfe an ihre Tür. Ariane öffnet und schaut mich genervt an.

„Ich wollte dich nicht stören, Ariane.“

„Nee, du störst nicht, Mama. Ich habe nur gerade Telefonkonferenz mit Sara. Danke, dass ich am Samstag bei ihr übernachten darf!“

Und dann ist die Tür auch schon wieder zu.

Am Samstag lasse ich mich mit dem Taxi zum Bahnhof fahren. Harald arbeitet im Moment sehr viel, aber das tut er eigentlich immer. Für das Klima zu Hause ist das sogar wesentlich besser. Er hat keine Zeit, rumzuschreien oder Ariane zu schikanieren. Ich weiß eigentlich gar nicht, ob er Kinder haben wollte. Er hat nie viel über die Schwangerschaft gesagt und letztendlich war das ja auch meine Aufgabe.

Ich lehne mich zurück und genieße die Zugfahrt. 5 Stunden einfach mal wieder ein Buch lesen. Natürlich wäre ich auch gerne mit Ariane gefahren, aber das wäre für uns beide die schlechtere Variante gewesen. Ich genieße die Zeit für mich und auch die Ruhe. Zum Glück muss ich nur einmal umsteigen. Und von der S-Bahnhaltestelle ist der Friedhof nicht weit, nur etwa 10 Minuten zu Fuß. Vielleicht übernachte ich in einem Hotel, ich glaube, es gibt eines hier, ganz um die Ecke. Ich habe ganz lose ein Treffen mit Antje vereinbart, nichts wirklich Festes. Mal schauen, vielleicht rufe ich sie sogar an. Während der Schule waren wir ganz gut befreundet und sie ist eine der wenigen, die hiergeblieben ist. Sie hat tatsächlich Medizin studiert, arbeitet im Krankenhaus und hat einen Arzt geheiratet. Keine Ahnung, wer auf ihre beiden Kinder aufpasst, aber irgendwie scheinen sie es hinzubekommen. Ach, es lohnt ja nicht, darüber nachzudenken.

Ich stiefele zum Friedhof und ziehe meinen kleinen Trolley hinter mir her. Es ist heiß und ich ziehe meine Strickjacke aus und bugsiere sie irgendwie in den Koffer.

Vor dem Grab meiner Eltern steht jemand. Als ich genauer hinschaue, setzt mein Herz aus und mein Magen krampft sich zusammen.

Vor dem Grab meiner Eltern steht Ralf.

10. KAPITEL

Ralf

„Hallo Ralf“, sagt eine mir nur allzu vertraute Stimme.

Das kann doch gar nicht sein. Ich habe es erfolgreich geschafft, Anna in München nicht zu begegnen und dann ist sie hier! Ich drehe mich um.

„Anna. Was machst du hier?“

„Wahrscheinlich dasselbe wie du, Ralf.“

Mein Magen sticht und krampft sich zusammen. Soll ich ihr die Hand geben? Soll ich sie umarmen? Was ist, wenn uns jemand sieht?