Die sonderbaren Welten von Emmely Dupont - Ayelet Evron - E-Book

Die sonderbaren Welten von Emmely Dupont E-Book

Ayelet Evron

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Beschreibung

Emmely Dupont ist die einzige Tochter von Luisa, einer begabten Geigerin die im Opernorchester der Stadt Lumor spielt. Das 8-jährige, intelligente Mädchen sehnt sich sehr nach ihrem geliebten Hund Snoopy, der kürzlich von einem Zug überfahren wurde. Auf der Suche nach ihrem Hund trifft Emmely zu ihrer grossen Verwirrung Snoopy, der sie, ohne dass es ihr selbst bewusst ist, in eine andere Welt zu Onkel Tom führt. In Onkel Tom's Hütte entdeckt Emmely das Symbol der freidenkenden Menschen, einer Gemeinschaft die von Albertus Haverst im Jahre 1431 gegründet wurde, und mit dessen Hilfe Emmely in die Vergangenheit reisen kann, um den düsteren Geheimnissen von Muliphens auf die Spur zu kommen. Zusammen mit ihren besten Freunden Joni Greenspan, einem 9-jährigen, schlauen Knaben, Marco Di Campilio, einem 12-jährigen begabten Maler, der von seinem kalten und barschen Vater nicht verstanden wird und Fred Baker, einem 9-jährigen intellektuellen Knaben, der sich ein enormes Wissen durch das Lesen von Büchern aneignet, finden die vier Freunde verschiedene Zeichen, die die Gründer der Gemeinschaft freidenkender Menschen in der Stadt Lumor hinterlassen haben um ihre Nachfahren von einem mächtigen düsteren Monster, das alle Welten unter seine Herrschaft bringen will, zu warnen.

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Seitenzahl: 545

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Für Yair, Yehonathan und Maya

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

1.

Sehnsucht nach Snoopy

2.

Die grosse Verwirrung

3.

Mister Dumbly

4.

Die mysteriöse Hütte

5.

Die sonderbare Karte

6.

Onkel Tom

7.

Lumor, eine besondere Stadt

8.

Das merkwürdige Bild

9.

Onkel Tom’s Geheimnis

Kapitel 2

1.

Wie wird man bloss diesen Ludwig los

2.

Onkel Tom’s Besuch in der Stadt

3.

Schlechte Zeiten bahnen sich an

4.

Eine neue, starre Norm verschlingt die Einwohner der Stadt Lumor

5.

Eine seltsame Reise

6.

Neue Massnahmen werden vollzogen

7.

Eine seltsame Begegnung

8.

Hat diese verflixte Tablette mit all dem etwas zu tun?

9.

Emmely entdeckte, was Maurus Kopernus einst sah

10.

Ein sonderbares Geheimnis

11.

Joni gerät in Schwierigkeiten wegen einer fetten Schlagzeile

12.

Dank Mister Puffy verbessert sich Emmely’s Lage

13.

Eine mysteriöse Versammlung im berüchtigten Haus des ermordeten Barons

14.

Der Bund der düsteren Mächte

Kapitel 3

1.

Seltsame Morde erschüttern die Kinder

2.

Endlich Ferien

3.

Ein merkwürdiger Fund

4.

Schwarze Zeiten brechen an

5.

Das Grüne Quartier steht in Flammen

6.

Die Flucht in Purrli’s Welt

7.

Der berüchtigte Mörder von Cantulia

8.

Ein schrecklicher Fund

9.

Muliphens düstere Geheimnisse

10.

Auf der Suche nach dem originalen Samen

11.

Der Sieg über Muliphens düstere Herrschaft

Kapitel 1

1. Sehnsucht nach Snoopy

Sanft streichelte Emmely den Kopf der kleinen schwarzen Katze, die friedlich vor sich hin schnurrte. "Sehnst du dich auch nach Snoopy?" Lili, die kleine Katze schaute sie neugierig mit ihren frechen gelb leuchtenden Augen an. "Weisst du, ich vermisse Snoopy so sehr", seufzte Emmely und legte sich traurig auf ihr Bett. Langsam schloss sie ihre Augen. Sie sah in ihren Gedanken wie sie mit ihrem kleinen, zerzausten Hund fröhlich über das weite, grüne Feld sprang. "Snoopy fehlt mir!" Tränen rannen über Emmely's Wangen. "Snoopy, warum musstest du aus dieser dummen Hundepension flüchten?", murmelte Emmely leise vor sich hin. Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie sich von Snoopy in der Hundepension verabschiedete. Snoopy hatte sich hinter dem Sofa verkrochen als der stämmige Pensionbesitzer den Raum betrat. Das gefiel Emmely nicht und sie wollte Snoopy sofort wieder nach Hause nehmen. "Warum habe ich sie nicht mitgenommen?", flüsterte Emmely vorwurfsvoll vor sich hin. Da erinnerte sie sich, dass sie ihre Mutter nicht enttäuschen wollte und sie unbedingt Onkel George besuchen mussten, weil er sehr krank war und Emmely’s Mutter ihn noch einmal sehen wollte bevor er vor einigen Tagen verstarb. Typisch, Snoopy, gräbt sich einen Tunnel unter dem Zaun dieser dämlichen Pension und macht sich aus dem Staub! “Wo bist du nur? Wo versteckst du dich?" Emmely, Emmely's Mutter und Emmely's Freunde waren schon seit Tagen auf der Suche nach Snoopy, leider ohne Erfolg, keine Spur von Snoopy. Emmely's Mutter hatte sogar jemanden mit einem Bluthund angestellt um Snoopy auf die Spur zu kommen. Emmely lag bewegungslos auf ihrem Bett und starrte an die weisse Decke. Sie machte sich grosse Sorgen um ihr geliebtes Hündchen. Kurzentschlossen riss sich Emmely aus ihren Gedanken, warf sich aus ihrem Bett und machte sich an jenem späteren Nachmittag unter der brennenden Sonne auf den Weg. "Snoopy ist nicht dumm, bei solchem Wetter wird sie den Bach aufsuchen. Emmely rannte so schnell wie ihre Beine sie tragen konnten zum Bach ausserhalb der alten Stadtmauer. Dort fand sie eine Spur im hohen Gras. "Das muss Snoopy sein!", rief Emmely keuchend und blieb einen Moment lang stehen um sich zu erholen. Gespannt folgte sie der Spur, die zu der Bahnlinie führte. In dem Moment, als Emmely die Bahnlinie erreichte, hörte sie eine Männerstimme rufen: "He, was machst du da?" Ein Mann verliess das kleine Haus direkt an der Bahnlinie und schaute sie verständnislos an. ''Ich suche meinen Hund!", erwiderte Emmely verunsichert. Der Mann näherte sich mit grossen Schritten zu Emmely. "Ein kleiner, brauner Hund mit zerzaustem Fell?", erkundigte sich der Mann interessiert. "Genau! Haben Sie ihn gesehen?!", fragte Emmely voller Hoffnung. "Ja, ich habe diesen kleinen Hund heute Morgen hier gefunden." Der Mann zeigte mit seiner Hand auf das Bahngleis. "Hat Snoopy das Gleis überquert?", fragte Emmely angespannt. "Wollte es überqueren, aber hat es leider nicht mehr geschafft", erklärte der Mann traurig. "Der Zug von 7:00 hat ihn erwischt und ich habe den kleinen Hund heute Morgen hier zusammengelesen. Er hatte nicht gelitten." Die Worte des Mannes trafen Emmely wie scharfe Messerstiche Mitten in ihr Herz. "Snoopy ist tot? Das kann nicht sein?!!" Emmely brach in Tränen aus. Der Mann tröstete sie, und bot Emmely freundlich an, bei ihm im Garten kalten Limonadensaft zu trinken. "Der Lokomotivführer wollte noch die Bremsen ziehen, aber es war zu spät. Er hatte in der nächsten Bahnstation eine Meldung gegeben, dass da ein kleiner Hund überfahren worden sei", seufzte der Mann und stellte ein Glas mit frischem Limonadensaft vor Emmely auf den Tisch. "Wohin haben sie meinen toten Snoopy gebracht?", fragte Emmely mit zitternder Stimme. "Ich habe Snoopy zum Stadtveterinär gebracht um dort die Besitzer ausfindig zu machen. Sicherlich werdet ihr Bericht bekommen." Emmely schlürfte den schmackhaften Limonadensaft aus, bedankte sich bei dem Mann für die Auskunft und verabschiedete sich traurig. Zu Hause angelangt, fing Emmely bitterlich an zu weinen. Die schlimmste Befürchtung wurde wahr. Luisa, Emmely's Mutter, umarmte ihre Tochter und versprach ihr, Snoopy würdig zu begraben. Nachdem sich Emmely schluchzend in ihr Zimmer verkrochen hatte, ergriff Luisa entschlossen den Hörer und telefonierte dem Stadtveterinär. Zu ihrer grossen Enttäuschung wurde sie von einer schrillen Frauenstimme auf der anderen Seite der Leitung barsch abgewiesen: "Herumstreunende Tiere werden in die Kadaverstelle gebracht und sofort verbrannt!", lautete die kalte Antwort von der gefühllosen Sekretärin. Luisa warf einen besorgten Blick in das dunkle Zimmer ihrer Tochter. Emmely lag auf ihrem Bauch in ihrem Bett und vergrub ihren Kopf unter dem blaugetupften Kopfkissen. Luisa hörte das dumpfe, herzzerreissende Schluchzen ihrer Tochter. Entschlossen machte sie sich auf den Weg zur Kadaverstelle. Auch dort hatte sie keinen Erfolg. Snoopy's toter Körper war nicht ausfindig zu machen. Luisa wusste nicht, wie sie ihrer Tochter beibringen sollte, dass sie trotz ihrer Versprechung, Snoopy nicht beerdigen kann. "Hast du Snoopy gefunden?", fragte Emmely erwartungsvoll als Luisa die Wohnung betrat. Luisa umarmte Emmely und erklärte ihr, dass sie überall nach dem toten Körper von Snoopy suchte, leider ohne Erfolg. Emmely weinte bitterlich und versteckte ihr Gesicht in den Armen ihrer Mutter.

In derselben Nacht konnte Emmely nicht schlafen. Sie machte sich grosse Vorwürfe. Nicht einmal ein würdiges Grab konnte sie ihrem geliebten Hündchen als letzter Abschied geben. Plötzlich spürte sie eine angenehme Wärme in ihrem Herzen. "Bist du das, Snoopy?", murmelte Emmely vor sich hin während sie in die Dunkelheit schaute. "Snoopy, du wirst immer in meinem Herzen sein und ich werde dich nie vergessen", schwörte Emmely. Am nächsten Morgen machte Emmely ihrer Mutter einen Vorschlag. Sie wollte ein Ritual zum Gedenken von Snoopy veranlassen. "Weisst du Mama, Snoopy braucht ihren Körper nicht mehr und daher ist es auch nicht so wichtig, dass wir den toten Körper in der Erde verscharren. Viel wichtiger ist es, dass wir Snoopy in unserem Herzen beherbergen und sie für immer in unserem Herz sein wird. Deshalb möchte ich, dass wir, nur wir zwei, eine Gedenkfeier für Snoopy machen." "Oh, Emmely, du hast so recht", lächelte Luisa erleichtert und streichelte das lange, blonde Haar ihrer 8-jährigen Tochter. Am selben Nachmittag gingen sie zusammen in den angrenzenden Park. Dort suchten sie einen passenden Stein für die geplante Gedenkfeier. "Der passt!" Emmely hob den weissen, herzförmigen Stein hoch und zeigte ihn stolz ihrer Mutter. Zu Hause richtete Emmely in der Küche eine Gedenkecke ein. In der Mitte lag der herzförmige Stein, daneben stand ein Bild von Snoopy und wunderschöne Blumen bildeten einen Kreis um das Bild und den herzförmigen Stein, so als ob die Blumen Snoopy liebevoll umarmen würden. "So Snoopy, nun bist du für immer in unseren Herzen", seufzte Emmely erleichtert und fiel ihrer Mutter in die Arme.

2. Die grosse Verwirrung

Gelangweilt spielte Emmely mit ihrem Radiergummi. In Gedanken versunken sah Emmely wie Snoopy ihr aufgeregt die Wangen leckte. Im Hintergrund vernahm sie, wie durch einen Schleier, die barsche Stimme des mürrischen Sprachlehrers, Mister Lang. "Wie würdest du diesen Satz in richtiger Form schreiben?" Mister Lang stand vor Emmely, die vor sich hinträumte und nichts bemerkte, und starrte sie mit seinen kalten, blauen Augen an. Plötzlich spürte sie einen Schlag auf ihrer rechten Schulter. Erschrocken hob Emmely ihren Kopf. Ihre Augen trafen direkt auf den starren Blick des zornigen Sprachlehrers. "Ich verlange, dass du bis morgen zehn Seiten über die Grammatik schreibst!", befahl Mister Lang in einem strengen Tonfall und wendete sich mit einer ruckartigen Bewegung von Emmely ab. Zum Glück läutete die Glocke. "Uff, dieser mürrische Mister Lang, immer lässt er seinen Zorn an mir aus!", beklagte sich Emmely bei Joni, ihrem besten Freund, der gerade aus dem Klassenzimmer von gegenüber auf Emmely zurannte. "Nimm es dir nicht zu Herzen! Erledige diese Strafaufgabe und gib sie ihm morgen! Dann bist du sie los! Dieser Typ ist es nicht wert, dass du auch nur einen Gedanken für ihn verschwendest!", tröstete sie Joni und strahlte Emmely mit seinen grossen, blauen Augen an. Zu Hause setzte sich Emmely an ihren kleinen Schreibtisch in ihrem Zimmer und begann widerwillig an der Strafe zu arbeiten. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu den Erlebnissen, die sie gemeinsam mit Snoopy erlebt hatte. Es waren bereits mehr als zwei Wochen vergangen seit sie erfahren hatte, dass Snoopy vom Zug überfahren wurde. Plötzlich stieg in Emmely ein enormer Drang hoch, nochmals an die Stelle zu gehen wo Snoopy überfahren wurde. Ohne auch nur einen Moment lang zu überlegen warf Emmely die Strafarbeit zur Seite und machte sich auf den Weg. Emmely fuhr mit ihrem alten Fahrrad aus der Stadt. In der Nähe des Baches stellte sie ihr Fahrrad bei einer alten Scheune ab. Emmely atmete tief ein. In der Luft lag der scharfe Geruch von frisch gemähtem Gras. Mit eiligen Schritten näherte sie sich dem Bahngleis. "Da muss es sein", murmelte sie vor sich hin. Sie blieb stehen und schweifte mit ihren Augen über das Bahngleis. Plötzlich entdeckte sie einen hellbraunen Flecken, der von der anderen Seite des Bahngleises her auf sie zukam und immer grösser und grösser wurde. "Snoopy? Bist du das, Snoopy?" Das kleine Hündchen mit dem zerzausten Fell blieb hartnäckig inmitten des Gleises sitzen. Voller Freude näherte sich Emmely ihrem geliebten Hündchen. "Snoopy geh weg vom Gleis! Ich komme gleich!" Vorsichtig überquerte Emmely das Gleis. Als sich Emmely näherte, sprang das kleine Hündchen blitzschnell durch die hohe Wiese und verschwand hinter den Bäumen des angrenzenden Waldes. Emmely blieb frustriert stehen. "Snoopy! Komm sofort zurück! Warum rennst du von mir weg?!”, rief Emmely enttäuscht. Die ersten Tränen kugelten bereits über ihre zarten, leicht geröteten Wangen, als das kleine Hündchen plötzlich wie aus dem Nichts direkt vor ihr erschien und sie frech mit seinen kugelrunden, dunkelbraunen Augen anguckte. "Ich träume! Das kann nicht wahr sein! Erst warst du noch hinter den Bäumen im Wald und jetzt stehst du plötzlich direkt vor mir!", schluchzte Emmely aufgeregt. Das kleine Hündchen drehte sich blitzartig und rannte so schnell wie der Wind in den Wald. Emmely zögerte einen Moment lang. Sie überlegte, ob sie Snoopy folgen sollte. Aber sie atmete tief ein und rannte mutig ihrem geliebten Hündchen in den unbekannten Wald nach. Emmely merkte nicht, dass sie über Steine und Wurzeln stolperte und sich durch dichtes Gebüsch drängte. Immer wieder erschien Snoopy plötzlich wie aus dem Nichts vor ihr und rannte dann schnell weg. Nach einer Weile blieb Emmely keuchend stehen. Erschöpft lehnte sie sich an einen Baum. Sie schaute sich erstaunt um. Snoopy hatte sie quer durch den unbekannten Wald zum Waldrand geführt. In der Ferne entdeckte sie eine alte Hütte, die inmitten einer wunderschönen verwilderten Blumenwiese stand. Plötzlich erschien Snoopy wie aus dem Nichts direkt vor ihr, warf ihr einen frechen Blick zu und rannte auf die Hütte zu. "Komisch! Snoopy will mir etwas zeigen", dachte Emmely erstaunt und näherte sich zögernd der Hütte. Die Hütte sah ziemlich verlottert aus. Es sah ganz so aus, dass niemand in der Hütte wohnte. Snoopy setzte sich gemütlich unter den grossen, alten Kastanienbaum, der vor der verlotterten Hütte stand, warf Emmely einen frechen Blick zu und löste sich in Nichts auf. "Jetzt spinne ich völlig." Emmely schlug verzweifelt ihre rechte Hand auf ihren Kopf. “Jetzt bin ich doch tatsächlich meiner irren Einbildung nachgerannt!” Emmely schaute sich erschrocken um und flüsterte verzweifelt: ”Ich bin verloren! Ich weiss nicht wie ich nach Hause komme!" Sie stand alleine auf der Wiese und fing an zu weinen. Plötzlich erschien Snoopy vor Emmely und schaute sie frech an. Emmely seufzte erleichtert. Sie wollte Snoopy umarmen, aber zu ihrem Entsetzen drangen ihre Hände in das kleine Hündchen ein und fassten ins Leere. Emmely erstarrte vor Schrecken und beobachtete wie das kleine Hündchen sich von ihr wegdrehte und stolz in den Wald marschierte. Verwirrt erhob sie sich aus der Wiese und folgte zögernd ihrem Hündchen in den unbekannten Wald. Snoopy wartete wedelnd neben einem alten, grossen, majestätischen Tannenbaum. “Ohh,.. Snoopy”, seufzte Emmely. Ohne zu zögern, folgte sie Snoopy auf Schritt und Tritt durch den dichten Wald. Hie und da war der Ruf eines Uhus, oder das Krähen der Raben hörbar. Die abgebrochenen Äste knirschten unter ihren Füssen und der schwache Wind erzeugte ein leichtes Rascheln in den Ästen oberhalb Emmely’s Kopf. Keuchend rannte Emmely durch das dichte Gestrüpp. Sie zerkratzte sich ihre Hände und Beine ohne es zu merken. Nach einem langen, mühsamen Weg entdeckte Emmely mit grosser Erleichterung das Bahngleis in der Ferne. Atemlos blieb sie am Waldrand stehen und schaute sich um. Von Snoopy war weit und breit keine Spur sichtbar. "Komisch! Ich bilde mir ein, dass Snoopy hier ist", flüsterte Emmely verunsichert, während sie vorsichtig das Gleis überquerte. Erschöpft trottete sie zur Scheune wo sie das Fahrrad abgestellt hatte. In der Zwischenzeit wurde es bereits beinahe dunkel und Emmely bemerkte nicht, dass sie schon mehr als drei Stunden unterwegs war. Nachdenklich fuhr Emmely in die Stadt. Sie wusste nicht was sie von sich selbst denken sollte. Sie konnte es nicht fassen, dass sie ihrer Fantasie einfach so nachrannte. Kopflos hatte sie das Bahngleis an unerlaubter Stelle überschritten und war in einen unbekannten Wald eingedrungen. Und das alles wegen ihrer Einbildung, ihrem sehnlichen Wunsch, dass Snoopy noch am Leben sei. Emmely machte sich Vorwürfe, dass sie so verantwortungslos handelte. Vielleicht hatte Mister Lang doch auch ein wenig recht, dass man nicht seinen Träumen und Fantasien folgen darf, obwohl sie diesen verbitterten Typen nicht ausstehen konnte. Nachdenklich betrat Emmely die Wohnung. Ihre fünf Katzen warteten bereits ungeduldig auf ihre Gesellschaft und begrüssten Emmely mit einem lauten Miau-Gesang. Zum Glück war an diesem Abend ihre Mutter nicht zu Hause, sonst hätte sie sich sehr grosse Sorgen um Emmely gemacht. Emmely’s Mutter arbeitete als Geigerin im Opernorchester der Stadt und war meistens abends nicht zu Hause. "Ich spinne", flüsterte Emmely ihren Katzen zu, die sie schnurrlend umstreiften. "Sehnt ihr euch auch so sehr nach Snoopy, dass ihr euch einbildet, sie zu sehen und ihr folgen möchtet?" Tränen liefen über Emmely’s Wangen. Sie umarmte Gurli, den fetten, liebenswürdigen Kater, der sie zart mit seiner linken Pfote an der Wange streichelte. Erschöpft legte sich Emmely ins Bett und schlief ein. Sie hatte ihre Strafe völlig vergessen……..

3. Mister Dumbly

"Wie oft muss ich dir noch erklären, dass Fantasien und Träumereien keinen Platz in meinem Unterricht haben!" Zornig warf Mister Lang Emmely's Heft auf seinen Schreibtisch. "Du hast wohl vergessen mit wem du es zu tun hast! Das werde ich der Schulleitung melden und dann wirst du deine angemessene Strafe kriegen!" Mister Lang ergriff Emmely barsch am Arm und schleppte sie mit eiligen Schritten ins Büro der Schuldirektion. “Mister Dumbly, dieses Mädchen beweist immer von Neuem, dass sie sehr grosse Schwierigkeiten hat, sich der Schulordnung zu unterwerfen!", beklagte sich Mister Lang und schob Emmely mit einer groben Handbewegung vor den grossen Schreibtisch hinter dem der Schuldirektor sass und tief in seine Papiere versunken war. Erstaunt hob Mister Dumbly seinen Kopf. Er betrachtete das dünne, langgewachsene Mädchen mit seinen strahlend blauen Augen und seinen langen blonden Haaren, die es hinten zu einem Zopf zusammengebunden hatte und verunsichert vor ihm stand, mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck. Emmely schämte sich. Die Tränen standen ihr bereits in den Augen. "Verlassen Sie bitte mein Büro, Mister Lang! Ich möchte mit der jungen Dame alleine unter vier Augen sprechen!” "Aber, Mister Dumbly…." "Kein aber, Sie haben mich richtig verstanden, verlassen Sie mein Büro und zwar jetzt!" Mürrisch und widerwillig verliess Mister Lang das Büro der Schuldirektion. "Emmely, bitte erzähle mir was passiert ist." Erstaunt hob Emmely ihren Kopf und blickte in die liebenswürdigen Augen des älteren Mannes der ihr gegenüber auf einem grossen Stuhl hinter einem grossen Schreibtisch sass und sie aufmerksam betrachtete. Emmely war so verwirrt, dass sie zu Beginn unfähig war auch nur ein Wort zu sagen. "Bitte setze dich." Mister Dumbly wies mit einer eleganten Handbewegung auf den gegenüberliegenden Stuhl und ein freundliches Lächeln erschien auf seinem weisen Gesicht. "Woher wissen Sie meinen Namen?", fragte Emmely erstaunt während sie sich vorsichtig auf den roten Stuhl setzte. "Ich kenne alle meine Schüler", erwiderte Mister Dumbly mit einem warmen Tonfall in seiner tiefen Stimme. "Aber, es gibt so viele Schüler in dieser Schule und ich bin doch nur einer von sehr vielen”, stotterte Emmely und verschränkte verlegen ihre Arme. "Ja und nein, und trotzdem kenne ich alle meine Schüler…. Das ist eine andere Sache…., nun zum Wesentlichen." Emmely schluckte leer. Sie spürte wie ihr Herz anfing schneller zu schlagen. "Ja ich weiss, Mister Dumbly, ich habe gegen die Schulordnung verstossen. Ich habe meine Strafe, die mir Mister Lang gegeben hatte, nicht erfüllt. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich verspreche, dass ich die Strafe erledigen werde.” " Ho, Ho nicht so schnell,… gutes Mädchen,… und was war der Grund für die Strafe?" Mister Dumbly beugte sich mit seinem gut gebauten Oberkörper über den Tisch und betrachtete Emmely mit einem eindringlichen Blick. Emmely zappelte unruhig mit ihren Fingern. "Ich träume und fantasiere im Unterricht…" "…Und, ist das schlecht?", unterbrach sie Mister Dumbly zu ihrem Erstaunen. "Scheinbar ist das schlecht, sonst würde ich ja nicht bestraft", erwiderte Emmely verunsichert. "Nein! Das ist ganz und gar nicht schlecht, Emmely!” Mister Dumbly richtete seinen Oberkörper auf und schaute Emmely tief in ihre grossen, blauen Augen die ihn fragend anguckten. “Im Gegenteil, Träume und Fantasien sind die Fähigkeiten der Vorstellungskraft und daher öffnen sie die Welten zum Denken! Emmely, das Einzige was du jetzt lernen musst, ist wie du dich im richtigen Moment aus deiner Fantasiewelt holst um den Unterricht wahrzunehmen." "Aber Mister Dumbly…", stotterte Emmely verwirrt. "Kein aber…” Mister Dumbly seufzte leicht und lächelte Emmely freundlich an. “Emmely, das Einzige was du jetzt lernen musst, ist im richtigen Moment zu Träumen und im richtigen Moment im Unterricht präsent zu sein", wiederholte der ältere Schuldirektor geduldig um das bereits Gesagte Emmely besser verständlich zu machen. "Und wie mache ich das?" "Genau dafür bin ich da", antwortete Mister Dumbly in einem warmen Ton. Emmely rieb sich verlegen ihre kleine Nase. "… Und was ist mit der Strafe von Mister Lang?" “Ah, die?!… Die existiert nicht mehr", erwiderte Mister Dumbly mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck, begleitet von einer abwinkenden Handbewegung. Mister Dumbly hustete leicht: "Emmely, weisst du, warum du während des Unterrichtes träumst?" Emmely überlegte einen Moment lang. Sie betrachtete das imposante Bild, das an der Wand hinter Mister Dumbly an der Wand hing. "Ja,… wissen Sie Mister Dumbly, Sprache ist nicht so meine Sache und daher interessiere ich mich auch nicht für die Grammatik. Ich fühle mich gelangweilt und so schweifen meine Gedanken in andere Welten… Ich sehne mich sehr nach meinem kleinen Hund Snoopy, der vor einigen Wochen vom Zug überfahren wurde. Immer wieder tauchen Bilder von schönen Erlebnissen, die ich zusammen mit Snoopy genossen hatte, in meinen Gedanken auf", erklärte Emmely traurig. Mister Dumbly hörte aufmerksam zu, erhob sich langsam aus seinem grossen Stuhl und näherte sich Emmely mit würdigen Schritten. Sanft klopfte er auf Emmely's Schulter. "Das ist doch völlig selbstverständlich, dass du dich nach deinem kleinen Hund sehnst. Ich finde es grossartig, dass du die schönen Erlebnisse, die du zusammen mit Snoopy hattest, immer wieder durch deine Fantasiewelt von neuem erleben darfst.” Mister Dumbly kniete sich vor Emmely nieder und schaute verständnisvoll in die tränenüberfüllten Augen. “Emmely, mein Rat ist: Betrete deine Fantasiewelt ausserhalb des Unterrichts, so bleibt diese Welt dein Geheimnis und nicht irgendein frustrierter, fantasieloser Lehrer bestraft dich wegen deiner reichen inneren Welt." Mister Dumbly erhob sich langsam und legte sachte seine rechte Hand auf Emmely’s linke Schulter. "Nun, zurück zum Unterricht…", lächelte Mister Dumbly freundlich. Emmely schluchzte leicht, blickte ihn verunsichert an und erhob sich zögernd von ihrem Stuhl.

Auf dem Weg durch den langen Korridor wischte sich Emmely schnell die Tränen, die ihr über ihre leicht geröteten Wangen liefen, mit dem Ärmel ihres violetten Pullovers ab. Verunsichert betrat sie das Klassenzimmer. “Oh, Emmely, wie schön, dass du zu uns kommst.” Miss Friddly wendete sich von der Wandtafel und streichelte Emmely liebevoll über ihr blondes Haar. “Die hat Schelte gekriegt, weil sie die Strafe von Mister Lang nicht gemacht hat”, flüsterte ein Schüler. Das leise Gekicher der anderen Schüler wurde deutlich hörbar. “Was höre ich da?” Miss Friddly stellte sich vor die Klasse und starrte den betroffenen Schüler erbarmungslos an, dessen Gesicht rot wie eine Tomate anlief. Verlegen senkte der Schüler seinen Blick. “Das ist nicht eure Sache! Keiner mischt sich in die Angelegenheit von anderen ein! Nicht bei mir!” Die energetische Biologie-Lehrerin von kleiner Statur wendete sich ruckartig zur Wandtafel und zeichnete die verschiedenen Teile der Pflanzen an die schwarze Tafel. “Zum Glück bin ich jetzt im Unterricht bei Miss Friddly!”, dachte sich Emmely im Stillen, während sie sich erleichtert an ihren Platz setzte. Emmely liess sich nicht von den vorwurfsvollen Blicken ihrer Mitschüler beeinträchtigen. Schnell zog sie ihr Heft aus ihrer Schultasche und begann fleissig die Information, die Miss Friddly mit weisser Kreide an die grosse, schwarze Wandtafel mit Geschick krizzelte, in ihr Heft zu übertragen. Miss Friddly war eine sehr nette und hilfsbereite Lehrerin. Sie unterstützte ihre Schüler, wenn sie in Not waren und stand ihnen immer zur Seite, wenn sie Hilfe brauchten. Emmely erzählte Miss Friddly wie sehr sie Snoopy vermisste. Miss Friddly verstand Emmely sehr gut.

Emmely verliess aufgeregt das Klassenzimmer. Eilig schritt sie mit ihrer schweren Schultasche auf ihrem Rücken den langen Korridor entlang. “Hey! Emmely! Hast du deine Strafe diesem blöden Lang abgeliefert?” Joni klopfte Emmely von hinten auf die Schulter. “Au! Nicht so stark!”, rief Emmely erschrocken und drehte sich um. “Sei doch nicht so zimperlich”, lachte Joni, der sie mit seinen grossen, himmelblauen Augen frech anguckte. Der 9-jährige, klein gewachsene, wiffe Knabe war Emmely’s bester Freund. “Nein, ich habe die Strafe vergessen…”, antwortete Emmely lustlos. “Wie kann man eine Strafe von Mister Lang vergessen?!...”, rief Joni entsetzt und schlug sich mit seiner Hand an seine Stirne. “Ist möglich,… und das Komische ist, dass dieser Lang mich zu Mister Dumbly schleppte…”, antwortete Emmely ruhig. “Zur Schulleitung?!!! Ist der jetzt völlig abgedreht?!!... Hat er dich aus der Schule verwiesen?” Joni schaute Emmely besorgt an. “Nein, im Gegenteil, er hat die Strafe gestrichen!”, erklärte Emmely. “Keine Strafe?… Ich verstehe nichts mehr…” Joni kratzte sich verständnislos an seinem Kopf. “Auch ich nicht,… Mister Dumbly ist sehr nett und hat mir erklärt, dass Träume und Fantasien die Fähigkeiten der Vorstellungskraft sind und daher die Welten zum Denken öffnen, nur dass ich lernen muss, im richtigen Moment zu träumen um im Unterricht präsent zu sein.” Joni starrte Emmely mit offenem Mund an und antwortete nach einer Weile des Schweigens: “Ja, das denke ich auch,… du bist sehr viel abwesend.” Blitzschnell kniff Joni in Emmely’s Arm. “Au! Wie oft muss ich dir noch sagen ‘nicht so stark!’”, rief Emmely entsetzt und hielt sich ihren Arm. “Ich teste deine Präsenz”, lachte Joni verschmitzt. “Dieser Dumbly scheint richtig toll zu sein”, sagte Joni begeistert während er neben Emmely langsam durch den langen Korridor schlenderte. “Ja, und stell dir vor, er kannte mich bei meinem Namen!” “Das verwundert mich nicht, dieser dumme Lang hat sich sicherlich vorher bei der Schuldirektion über dich beschwert!”, erklärte Joni und schupste Emmely leicht an ihrer Schulter. “Das glaube ich nicht, Mister Dumbly hat den Lang nicht ein Wort aussprechen lassen und ihn direkt aus dem Büro verwiesen…” Emmely warf Joni einen scharfen Blick zu. “Toll!!!”, staunte Joni. “Ich kenne diesen Dumbly nicht, aber dies scheint ein wirklich toller Typ zu sein!” Die beiden gingen langsam weiter und Emmely antwortete leise: “Ja, das ist er,… und er hat ein interessantes Gemälde, das hinter ihm an der Wand hängt. Auf diesem Gemälde ist ein grosses, schön verziertes Tor gemalt. Es ist halb geöffnet und hinter dem Tor sind verschiedene Welten dargestellt.” Joni blieb verdutzt stehen. “Wauw! Der Typ ist interessant!” Joni betrachtete Emmely für einen Moment lang nachdenklich. Nach einiger Zeit unterbrach er das Schweigen: “Emmely! Ich glaube, ich weiss was dieses Bild bedeutet!” “Und das wäre?” “Das halbgeöffnete Tor stellt die Vorstellungskraft dar! Die Träumerei und Fantasie öffnen dieses Tor und schaffen damit den Entritt zu den Welten des Denkens!” “Joni, du bist genial!” Emmely warf Joni einen verdutzten Blick zu. “Dieser Mister Dumbly...”, rief Joni, als er soeben von einer tiefen, wohlklingenden Stimme unterbrochen wurde: “Na, na Joni…” Joni drehte sich erschrocken um. “...Mis,… Mister Dumbly…”, stotterte Joni verunsichert. “Ja, ich bin Mister Dumbly. Joni du hast nach mir gefragt?” Joni staunte nicht schlecht als zu seiner grossen Überraschung genau in dem Moment, wo er über Mister Dumbly sprach, dieser in seiner vollen Postur vor ihm erschien und ihn dazu auch noch mit seinem Namen freundlich ansprach. “….Ah,…. Emmely hat mir von Ihrem eindrücklichen Gemälde in Ihrem Büro erzählt. Ich finde das sehr interessant “, sagte Joni verlegen und zappelte nervös mit seinen Fingern. “Dieses Gemälde stellt meine Weltanschauung dar…”, lächelte Mister Dumbly. Joni stand verlegen vor Mister Dumbly und fragte ihn zögernd: “Das Tor,… auf dem Gemälde in ihrem Büro,… stellt dieses Tor die Vorstellungskraft dar, das mit Hilfe der Träumerei und Fantasie geöffnet werden kann und damit den Eintritt zu den Welten des Denkens verschafft?” Mister Dumbly warf einen erstaunten Blick auf Joni. “Nicht schlecht,… Joni!”, lächelte der freundliche Schuldirektor und machte sich auf den Weg zu seinem Büro. Emmely stand tief in Gedanken versunken neben Joni. “Dieser Mister Dumbly ist ein bisschen mysteriös!”, flüsterte Emmely plötzlich. “Nur ein bisschen? Sehr mysteriös, würde ich sagen,… aber toll!!!,… und wie kennt er mich bei meinem Namen?” Joni kratzte sich fragend am Kopf. Die beiden Kinder schauten sich gegenseitig erschrocken an. “Mysteriös!”, riefen sie zusammen und platzten in ein schallendes Gekicher aus. Kichernd rannten die beiden durch den langen Korridor und wurden von den wenigen Mitschülern, denen sie begegneten, misstrauisch angestarrt. “Joni, ich muss dir etwas erzählen.” Emmely blieb plötzlich stehen, ergriff Joni am Arm und die beiden verliessen mit zügigen Schritten das Schulgelände. “Was ist mit dir los, Emmely?!”, keuchte Joni, der grosse Mühe hatte sich Emmely’s schnellen Schritten anzupassen. “Das werde ich dir gleich erzählen”, antwortete Emmely ungeduldig und setzte sich auf eine abgelegene Bank im angrenzenden Park. “Und das ist…” Joni warf sich erschöpft neben Emmely auf die kleine, rote Bank. “Stell dich nicht so an, Joni, höre mir jetzt bitte gut zu!” Emmely schaute Joni mit einem ernsten Gesichtsausdruck an. “Sag mir, ob du denkst, dass ich spinne oder nicht…” Joni hustete leicht und antwortete mit einem breiten Grinsen auf seinem Gesicht: “Das kann ich dir jetzt bereits sagen! Natürlich denke ich, dass du spinnst.” “Dummkopf! Hör mir jetzt zu!”, flüsterte Emmely ungeduldig und kniff leicht in Joni’s Wange. “Ich horche.” Joni näherte sein Ohr an Emmely’s Lippen. “Nicht so, im Ernst…” Emmely schob sanft Joni’s Kopf zur Seite und fing an zu erzählen: “Gestern Nachmittag fuhr ich mit dem Fahrrad zur alten Scheune am Bach und lief von dort zum Bahngleis hoch. Plötzlich sah ich Snoopy auf dem Gleis sitzen.” “Dann ist sie noch am Leben?!”, rief Joni begeistert.

“Das dachte ich am Anfang auch!”, seufzte Emmely, schlug verlegen ihre Beine übereinander und erzählte weiter: “Aber dann rannte Snoopy vor mir weg und ich folgte ihr. Ich überquerte das Gleis und folgte Snoopy durch den unbekannten Wald bis zu einer alten verlotterten Hütte.” Emmely liess traurig ihren Kopf hängen. “Du spinnst wirklich! Das Gleis zu überqueren und dazu noch den unbekannten Wald zu durchkreuzen!”, grinste Joni verschmitzt und stiess sich mit seinem kleinen Oberkörper kräftig gegen Emmely’s Schulter. Ein leichtes Lächeln erschien auf Emmely’s Gesicht: “Snoopy setzte sich vor einen grossen, alten Kastanienbaum in der Nähe der Hütte…” “Und,… hast du sie gefasst?”, fragte Joni gespannt. “Nein, sie hat sich in nichts aufgelöst und verschwand”, erwiderte Emmely traurig. “Buff? Einfach weg?” Joni guckte Emmely verständnislos an. “Da kriegte ich Angst, dass ich jetzt völlig spinne und ich mich auch noch wegen meiner Fantasie verlaufen habe,… dann,… plötzlich erschien Snoopy wieder direkt vor mir,… ich wollte sie anfassen, aber ich griff durch sie hindurch. Ich erschrak fürchterlich und war sogleich auch entsetzt.” Joni lauschte ihr schweigend zu. Emmely starrte nachdenklich auf die kleinen grauen Kieselsteine die auf dem Boden vor ihren Füssen lagen und erzählte zögernd weiter: “Und dann führte mich Snoopy durch den Wald zurück zum Bahngleis.“ Joni hielt Emmely’s Hand und schaute sie mit seinen grossen, himmelblauen Augen ernst an. “Seltsam, wenn das nur deine reine Fantasie gewesen wäre, hättest du sicherlich den Weg zum Bahngleis zurück nicht mehr gefunden… Vielleicht will dir Snoopy etwas zeigen...”, seufzte Joni nachdenklich. Emmely warf Joni einen entsetzten Blick zu: “Du glaubst doch nicht etwa an Geister, Joni?” “Warum nicht? Alles ist möglich… nach der Theorie der Physik, wie heisst sie schon wieder? String theory? Nach dieser Theorie existiert die Anti-Materie,… und das heisst, dass auch Snoopy nach ihrem Tod in der Anti-Materie weiterexistiert,… alles ist möglich...”, erklärte Joni mit einer Selbstverständlichkeit, die sogar Emmely zum Staunen brachte. “Joni,... du glaubst doch nicht etwa im Ernst, dass ich wirklich Snoopy gesehen habe?” Emmely wackelte unruhig mit ihren Beinen. “Genau das glaube ich,… und noch mehr, ich bin überzeugt, dass sie dir auch noch etwas zeigen will,… aber was?” Joni betrachtete nachdenklich die grosse, majestätische, grüne Baumkrone des alten Baumes der gegenüber von ihnen stand und aufmerksam ihrem geheimen Gespräch zu lauschen schien. “Joni, glaubst du also tatsächlich, dass ich doch nicht spinne?”, fragte Emmely vorsichtig. “Das habe ich nicht gesagt…”, grinste Joni verschmitzt. “Wir spinnen doch alle! Nicht? Emmely.” “Die Hütte! Will Snoopy mir die Hütte zeigen?” Emmely sprang wie von einem Blitz getroffen von der Bank hoch. “Kann sein,… lass uns doch zur Hütte gehen! Hast du morgen Nachmittag Zeit, Emmely? Ich komme mit dir zur Hütte!” Joni streifte sich die Hände an seinen dunkelblauen Hosen ab und erhob sich langsam von der Bank. “Bist du dir da sicher?”, fragte Emmely verunsichert. “Ich bin mir da sicher! Morgen um 17:00 werde ich mit meinem Fahrrad vor deiner Wohnungstüre stehen! Ist deine Mutter zu Hause?” “Nein, die arbeitet morgen im Opernhaus.” Excellent!”, rief Joni aufgeregt. “Abgemacht!”, erwiderte Emmely entschlossen und die beiden gaben sich gegenseitig einen kräftigen Handschlag.

4. Die mysteriöse Hütte

Emmely räumte soeben das Geschirr vom Tisch, als sie sich plötzlich an das Gespräch mit Mister Dumbly erinnerte. Sie sah in ihren Gedanken deutlich wie der ältere Schuldirektor sie mit seinen warmen, braunen Augen durch die runden Brillengläser freundlich anschaute. An der Wand, hinter Mister Dumbly, erschien das eindrückliche Bild mit dem halbgeöffneten Tor und den verschiedenen Welten die sich hinter diesem geheimnisvollen Tor versteckten. “Ich verstehe das nicht…”, murmelte Emmely in Gedanken versunken vor sich hin und stellte sorgfältig die schmutzigen Teller ins Spülbecken in der Küche. “Was verstehst du nicht?” Emmely zuckte zusammen. Sie bemerkte nicht, dass ihre Mutter die längste Zeit hinter ihr stand. “Eh,… nichts,... ich verstehe einfach nicht, warum mir Mister Lang immer Strafen erteilt”, erwiderte Emmely zögernd. “Hmm…, Mister Lang, diese Person sollte man,… eh ,… ich sage lieber nichts,… Emmely nimm es dir nicht zu Herzen, dass du diese Strafen kriegst. Mache sie einfach und vergiss es!”, antwortete ihre Mutter und küsste sie auf die Stirn. Emmely schaute ihre relativ klein gewachsene Mutter von zarter Statur verständnislos an. Luisa stellte sich vor den ovalen Spiegel der an der Wand im kleinen Korridor neben der Haustüre hing und band ihre langen, braunen Haare mit einem schwarzen Haarband zusammen. “Emmely, du musst dich ausruhen! Geh bitte gleich ins Bett! Ich muss heute Abend noch ins Opernhaus und komme erst sehr spät nachts nach Hause.” Luisa holte hastig ihre Geige und ihre Tasche aus der kleinen, gemütlich eingerichteten Stube, zog sich schnell einen dunkelgrünen Mantel an und öffnete die Haustüre. “Schon gut! Ich gehe gleich schlafen!”, rief Emmely ihrer Mutter zu, die ihr lächelnd zuwinkte und die Haustüre hinter sich zuschloss. Langsam schlenderte Emmely in ihr Zimmer und zog sich ihr bunt getupftes Pyjama an. Wie üblich nahm der dicke Gurli zusammen mit der winzigen Lili Emmely’s Bett vollständig in Beschlag. Gurli, der orange-weiss gestreifte, fette Kater mit dem weissen Bäuchlein adoptierte das freche, winzige, schwarze Katzenbaby schon am ersten Tag, wo Emmely das erbärmlich weinende Kätzchen von der Strasse her mit nach Hause nahm. Emmely beobachtete lächelnd wie Lili vergnügt an Gurli’s Nippeln saugte, so als ob Gurli ihre Mutter wäre, daher gab Emmely Gurli den Kicknamen “Gefälschte Mutter”. “So ihr beiden, du Lili und deine gefälschte Mutter, Gurli, müsst mir jetzt ein wenig Platz in meinem Bett machen.” Emmely schob das unzertrennliche Paar sanft zur Seite. Kaum hatte sich Emmely in ihr warmes Bett gelegt, hüpften auch schon Mimi und Shori direkt auf ihr Gesicht. “Uff, müsst ihr immer auf mich losspringen?!”, seufzte Emmely und wies die beiden Katzendamen mit ihrer Hand zurecht. Mimi, die getigerte Katzendame, die sich wie eine kleine Königin aufführte, strich laut schnurrend ihren Schwanz über Emmely’s Gesicht und Shori, ihre schwarze Zwillingsschwester, kitzelte Emmely’s Nase mit ihrer sanften Vorderpfote. “Na gut, auch ihr könnt bei mir schlafen”, lächelte Emmely und wickelte sich in ihrer hellblauen Bettdecke ein. Nur Micky, der alte, gemächliche Kater, genoss es alleine zu sein und bevorzugte daher sich in Luisa’s Zimmer zu verziehen. Emmely genoss die Gesellschaft ihrer Kätzchen. Vor allem dann, wenn sie abends alleine zu Hause war. Oft erzählte sie den Kätzchen, die schnurrend mit ihr zusammen in ihrem Bett lagen, spannende Geschichten. Aber an jenem Abend lag Emmely unruhig in ihrem Bett und wiederholte, in einem halblauten Geplapper, ihre Gedanken der pelzigen Zuhörer in ihrem Bett. “Wisst ihr, ich verstehe diesen Mister Dumbly nicht. Er hat einfach so auf die Strafe, die einer seiner Lehrer mir aufgegeben hat, verzichtet,… und das Eigenartige ist, dass er mich versteht, dass ich viel träume und während dem Unterricht nicht aufpasse,… dazu kommt noch dieses Bild,… das halbgeöffnete Tor,… was sind diese Welten? Existieren diese Welten wirklich,… oder sind sie nur unsere Fantasien,… halt, er hat etwas von den Welten des Denkens erzählt,… was bedeutet das? Bedeutet das vielleicht, dass wir mit unserem Denken Welten bereisen?,… oder Welten erschaffen? Aber das ist doch alles nur Einbildung!... Was meint er damit, dass Träumerei und Fantasie das Tor zu den Welten des Denkens öffnen? Ist das nicht das Gleiche wie das Denken selbst?,… Oder brauchen wir diese Fantasien zum Denken? Was ist das Denken,… das was wir uns vorstellen?,… das ist doch die Fantasie?,… oder doch nicht?,… ich verstehe das einfach nicht,… Versteht ihr das?”, murmelte Emmely nachdenklich vor sich hin und streichelte Mimi, die ausgestreckt neben ihr unter der Bettdecke schlief. “Wer ist dieser Thomas Haverst, der dieses Gemälde malte?” Emmely schloss ihre Augen. Sie sah in ihren Gedanken deutlich die verzierte Unterschrift “Thomas Haverst” am rechten unteren Rande des Gemäldes. “Wusste dieser Thomas Haverst was sein Gemälde bedeutet, oder ist das die Interpretation von Mister Dumbly selbst?” Emmely starrte in die Dunkelheit. Sie lauschte dem monotonen Schnurren ihrer Kätzchen. Ihre Augendeckel wurden schwerer. Zuerst versuchte Emmely ihre Augen mit aller Kraft offen zu halten, aber die Müdigkeit überfiel Emmely bis sie schliesslich einschlief.

Von draussen her dröhnte das schallende Klingeln einer Fahrrad Glocke. “Mensch, wie lange brauchst du denn um dich aus dem Haus zu bewegen?” Joni wartete ungeduldig auf seinem Fahrrad und zeigte nervös auf seine Uhr. “Ich war pünktlich um fünf Uhr da und klingle schon seit zehn Minuten!”, rief Joni entsetzt. “Sei nicht so ungeduldig…” Emmely schloss langsam die Haustüre hinter sich zu. “Endlich gehts los!”, seufzte Joni erleichtert und die beiden machten sich auf den Weg zur verlotterten Hütte. An der alten Scheune stellten sie ihre Fahrräder ab und gingen zu Fuss Richtung Bahngleis. Plötzlich blieb Emmely stehen. “Ich weiss nicht wohin wir gehen müssen.…” “Wie?! Du weisst nicht mehr wie du gelaufen bist?”, fragte Joni verdutzt. “Ich weiss es wirklich nicht mehr. Ich bin Snoopy nachgerannt und habe mir den Weg nicht gemerkt!” “Und das fällt dir erst jetzt ein?”, äusserte sich Joni in einem vorwurfsvollen Ton. Joni blickte sich um. Sein Blick schweifte entlang des Bahngleises, das eine saftig grüne Wiese durchquerte. Auf der anderen Seite des Gleises waren die ersten Bäume des unbekannten Waldes zu sehen. “Wenn das so ist, dann machen wir uns einfach auf den Weg, vielleicht kannst du dich ja doch noch erinnern”, sagte Joni entschlossen und näherte sich dem Bahngleis. “Da bin ich mir nicht so sicher “, zögerte Emmely. “…Gut, probieren wir es…” Emmely holte eilig Joni ein, der fröhlich pfeifend durch die Wiese marschierte. Die beiden überquerten vorsichtig das Bahngleis und trotteten Richtung Wald. Plötzlich blieb Emmely stehen und zeigte mit ihrer Hand auf eine Gruppe von grossen Bäumen am Waldrand. “Ich glaube, dass ich von dieser Stelle her in den Wald eingedrungen bin.” “Gut! Los gehts!”, erwiderte Joni und die beiden drangen ohne zu überlegen in den dichten Wald ein. Nach einigen wenigen Schritten jedoch blieb Emmely erschrocken stehen. Sie schaute sich verwirrt um. “Und dann…”, stotterte Emmely verängstigt. Es war ihr bewusst, dass sie sich im dichten Wald verlaufen hatten. Der Wald war so dicht, dass Emmely vollständig die Orientierung verloren hatte. Weit und breit war kein Weg in Sicht. “Und jetzt, Emmely, in welche Richtung müssen wir jetzt gehen?” Joni beobachtete, wie Emmely sich verwirrt an Ort und Stelle umherschaute. Es war ihm klar, dass er keine Antwort auf seine Frage kriegen würde. “Jetzt sitzen wir in der Tinte!”, rief Joni verzweifelt. “Komm, Joni, wir gehen zurück bevor wir hier nicht mehr rauskommen”, antwortete Emmely ratlos. Verunsichert gingen die Kinder “zurück”, aber statt an den Waldrand zu kommen, drangen sie immer weiter in den Wald ein. “Mensch, wir gehen in die falsche Richtung!” Joni wurde es bange zu Mute. Es donnerte und die ersten Regentropfen fielen bereits nieder. “Auch das noch! Ein Gewitter!”, rief Emmely entsetzt. Joni packte Emmely an der Hand und sie blieben wie angewurzelt stehen. In der Hoffnung den Ausgang aus dem Wald zu finden, schaute sich Joni angestrengt in allen Richtungen um. Vergebens, sie waren alleine im dichten Wald und weit und breit war kein Ausgang in Sicht. “Was machen wir nun?” Emmely fing an zu weinen. “Ich weiss es nicht. Wir laufen einfach in irgendeine Richtung. Irgendwann müssen wir an einen Waldrand gelangen und von dort finden wir schon wieder nach Hause”, sagte Joni entschlossen und wischte mit seiner Hand die Tränen von Emmely’s Wangen. “Aber wie wissen wir, dass wir geradeaus laufen und nicht im Kreis?”, schluchzte Emmely verzweifelt. “Hmm,… das ist eine andere Sache…” Joni runzelte seine Stirn und überlegte. “Hast du etwas bei dir, mit dem wir den Weg markieren können, um zu erkennen, falls wir im Kreis gehen?” Emmely warf Joni einen vorwurfsvollen Blick zu und erwiderte: “Das ist keine gute Idee.” “Warum?”, fragte Joni erstaunt. “Der Wald ist gross und falls, dass wir kreisen, aber nicht genau an der gleichen Stelle kreisen, so verpassen wir diese Markierungen und werden getäuscht,… Es muss eine andere Lösung geben…” Emmely scharrte verlegen mit ihren Füssen am weichen Waldboden. “Du hast recht, Emmely…”, erwiderte Joni nervös und hüpfte unruhig von einem Bein auf das andere. “Emmely! Welche Tiere leben hier? Vielleicht können wir uns an den Tieren orientieren,… es gibt sicher solche Tiere die den Waldrand aufsuchen…”, rief Joni plötzlich. “Vögel! Die Vögel übernachten in der Regel auf den Bäumen nahe am Waldrand und nicht inmitten des Waldes!”, rief Emmely begeistert. “Genial! Wie spät ist es?”, wollte Joni wissen und schaute auf seine Uhr. “Wow, schon bald 20:00!”, rief er entsetzt. “Bald wird es dunkel sein!” Joni hielt Emmely ängstlich an ihrem Arm fest. “Das ist genau die richtige Zeit! Jetzt fliegen die Vögel auf die Bäume in der Nähe des Waldrandes um dort zu übernachten. Wir müssen jetzt die Vögel beobachten und uns darauf achten in welche Richtung sie fliegen”, versuchte ihn Emmely zu ermuntern. Joni warf einen Blick nach oben und zu seiner grossen Enttäuschung sah er nichts als die grünen Blätter der dichten Baumkronen. “Gut und Recht,… aber der Wald ist zu dicht um den Himmel zu sehen und um dort irgendwelche fliegenden Vögel zu beobachten…”, seufzte Joni hoffnungslos. Emmely lief ein paar Schritte weiter. Plötzlich vernahm sie das Knacken eines Astes der unter ihrem Fuss zerbrach. Sie blieb stehen und rief begeistert: “Dann lauschen wir eben! Die Vögel schnattern und zwitschern immer laut bevor sie einschlafen.” Emmely hielt Joni’s Hand und lauschte angestrengt. “Ich höre nichts”, murmelte Joni ungeduldig. “Psst, hörst du das nicht?” Emmely hielt gespannt ihren Zeigefinger vor ihren Mund. “Was?”, fragte Joni verständnislos. “Das Gezwitscher kommt aus dieser Richtung.” Emmely zeigte mit ihrer Hand in eine bestimmte Richtung und marschierte entschlossen los. Joni fasste sich hoffnungslos an die Stirn und trottete lustlos hinter Emmely her. “Ich höre nichts, ausser unseren eigenen Schritte!”, beklagte sich Joni. “Psst,… sei still und folge mir einfach!”, erwiderte Emmely ungeduldig und schritt entschlossen weiter. Der Regen verstärkte sich und das unheimliche Grollen des Donners wurde immer stärker. “Wir müssen uns beeilen!” Emmely fing an zu rennen und Joni folgte ihr keuchend durch das dichte Gestrüpp. Mühsam bahnte sich Joni mit seinen Händen einen Weg durch das dichte Gewächs. Die Dornen einiger Pflanzen zerkratzten sein Gesicht und seine Hände. Plötzlich blieb Emmely stehen und rief erleichtert: “Wir sind da!” “Beim Bahngleis?”, fragte Joni neugierig. “Nein, schau richtig hin,… hier ist die Hütte!” Emmely zeigte auf ein paar schwache Lichter nicht weit weg von ihnen. Die Kinder hatten nicht bemerkt, dass es bereits dunkel wurde. Es regnete und blitzte. “Da wohnt doch jemand in dieser Hütte!”, sagte Emmely verdutzt. “Komm wir nähern uns, Joni.” “Bist du dir da sicher?”, fragte Joni verunsichert. “Komm schon!”, verharrte Emmely. Die beiden Kinder näherten sich den im starken Regen leicht flackernden Lichtern. Vorsichtig schlichen sich die Kinder durch die Wiese vor der Hütte und blieben vor dem grossen Kastanienbaum stehen. Der Regen prallte auf die Kinder nieder. Joni zitterte vor Kälte. Er war nass von Kopf bis Fuss. Der Blitz liess die Hütte ab und zu für einen Bruchteil einer Sekunde in einem hellen Licht erscheinen. “Mensch, ist das unheimlich!”, flüsterte Joni mit zitternder Stimme. Plötzlich tauchten die verzerrten Umrisse einer Gestalt in einem der beleuchteten Fenster auf und im selben Moment erschien die unheimliche Hütte im grellen Licht eines Blitzes gefolgt von einem fürchterlichen Donnern. “Komm wir hauen ab!” Joni klammerte sich ängstlich an Emmely’s Arm. “Das ist ein Geisterhaus!!”, rief Joni entsetzt. “Ein was?” Emmely schaute Joni verdutzt an, der mit klappernden Zähnen vor ihr stand. “Das ist ein Geisterhaus”, wiederholte Joni mit zitternder Stimme und steckte seinen Kopf in Emmely’s Arme. “Du glaubst doch wohl nicht an Geister?!…”, fragte ihn Emmely entsetzt. Joni hob vorsichtig seinen Kopf. “Warum nicht?”, fragte er erstaunt und zuckte beim nächsten Blitz zusammen. “Und du? Sind wir etwa nicht wegen deinem Snoopy hier?”, flüsterte Joni in einem vorwurfsvollen Ton. “Und übrigens, dein Snoopy wurde doch überfahren und daher ist sie jetzt ein Geist und Geister suchen Geister auf!”, erklärte Joni zitternd vor Angst. “Rede nicht so einen Blödsinn! Vielleicht war das ja nur meine Einbildung!”, antwortete Emmely. Sie lehnte sich tropfend vor Nässe an den dicken Stamm des alten Kastanienbaumes. Joni zog Emmely an ihrem Ärmel ruckartig zurück auf die Wiese und rief voller Entsetzen: ”Weisst du eigentlich nicht, dass es gefährlich ist bei Blitz und Donner unter einem Baum zu stehen!” Im selben Moment schoss ein heller Blitz vom Himmel her auf die Erde und ein lauter Knall folgte. Joni warf sich zusammen mit Emmely erschrocken auf die weite Wiese. “Du hast recht Joni”, stotterte Emmely auf dem Bauch, in der nassen Wiese liegend. Joni hielt Emmely an ihrem Arm fest. “Noch toller, wegen deiner Einbildung sind wir jetzt hier an diesem unheimlichen Ort und wissen auch den Weg nach Hause nicht mehr!” “Was machen wir?”, fragte Emmely verzweifelt. “Das weiss ich nicht…” Joni hob vorsichtig seinen Kopf aus dem nassen Gras und schaute Emmely, die neben ihm auf dem Bauch in der nassen Wiese in der Dunkelheit lag, ratlos an. “Vielleicht sollten wir an die Türe klopfen. Da wohnt ja jemand und der kann uns bestimmt helfen...”, schlug Emmely vor. “Klopfen? Und dort jemanden in dieser Hütte fragen?,… auf keinen Fall!”, erwiderte Joni entsetzt. “Wenn das so ist, bleibt uns keine andere Wahl und wir müssen im Wald bei Regen, Blitz und Donner übernachten”, sagte Emmely enttäuscht, erhob sich mühsam aus dem Gras und marschierte entschlossen in der Dunkelheit quer durch die nasse Wiese zurück zum Wald. Joni folgte ihr zögernd. Ängstlich warf er einen Blick zur Hütte zurück, die soeben im Blitzlicht wie ein unheimliches Monster auftauchte. Ein dumpfes Grollen des Donners folgte und zu seinem grossen Schrecken erkannte Joni deutlich die verzerrten Umrisse einer Gestalt die am Fenster stand. “Wir werden beobachtet! Nichts wie weg hier!”, rief Joni in Panik und fing an zu rennen so schnell er auch nur konnte. Emmely sah in der Dunkelheit, wie die kleine Kontur von Joni an ihr vorbeiraste. “Nur keine Angst! Beruhige dich!”, rief Emmely hinter Joni her. Joni blieb erschrocken stehen und erwiderte mit zitternder Stimme: “Und wenn dieser Typ uns folgt?” Aber Emmely beachtete nicht was Joni ihr sagte und statt ihm eine normale Antwort zu geben, rief Emmely zu seiner grossen Verwirrung: “Hier bist du ja endlich!” Joni verstand die Welt nicht mehr. “Wer ist nun hier?”, stotterte er verunsichert, blickte sich ängstlich um und entdeckte zu seiner Erleichterung niemanden. “Snoopy!”, rief Emmely begeistert. “Wo?” Joni guckte sie fragend an. “Hier!” Emmely zeigte mit ihrer Hand in die Dunkelheit. Zu seiner grossen Verblüffung erkannte Joni nichts, ausser die Konturen der naheliegenden Bäume in der Dunkelheit. “Ich sehe keinen Snoopy. Es tut mir leid. Das bildest du dir ein”, erwiderte Joni enttäuscht. Unbeirrt von Joni’s Bemerkungen fasste Emmely den kleingewachsenen Knaben an der Hand und marschierte los. “Komm! Joni! Jetzt werden wir sicher den richtigen Weg gehen!” Joni schluckte leer und drang zusammen mit Emmely in die Dunkelheit des unbekannten Waldes ein. Eigentlich folgte Joni nur aus Angst vor dem unheimlichen Typen am Fenster dieser mysteriösen Hütte. Emmely hingegen lief bedenkenlos auf Schritt und Tritt Snoopy nach, die problemlos in den dunklen Wald eindrang. Es war so dunkel, dass Joni nicht einmal die naheliegenden Büsche wahrnahm. Nur ab und zu wurde der Wald durch den Blitz erhellt. Nach kurzer Zeit, wie ein Wunder, tauchte zum Erstaunen der Kinder das Bahngleis vor ihnen auf. In der Zwischenzeit hörte es auf zu regnen und die Wolken verzogen sich vom schwarzen Nachthimmel. Joni blieb wie angewurzelt stehen. Er starrte fassungslos auf das im schwachen Mondlicht glitzernde Bahngleis. “Ich spinne, jetzt spinne ich,… Emmely, wir sind deiner Einbildung gefolgt und landeten direkt am Bahngleis…. Das ist doch unmöglich!” Joni kratzte sich verwirrt am Kopf. Emmely stellte sich breitbeinig vor Joni hin und antwortete mit einem verschmitzten Lächeln: “Nein, das ist nicht unmöglich, Snoopy brachte uns hierher!” Joni schaute sie erstaunt an und antwortete mit einer Sicherheit, die typisch für Joni war: “Dann siehst du Geister,… und ich habe recht, dass ein Geist uns zu dieser Hütte brachte, in der Geister sind.…” Emmely atmete tief ein und seufzte: “Rede keinen Blödsinn, Joni, du hast ja diesen “Geist” selbst am Fenster gesehen und behauptest, dass du Snoopy nicht gesehen hast. Wenn du Geister siehst, dann siehst du auch Snoopy. Sonst ist dein “Geist” am Fenster der Hütte kein Geist, sondern etwas anderes….”, sagte Emmely ungeduldig. “Mir ist kalt,… komm, Emmely, wir machen uns aus dem Staub und verkriechen uns in die warmen Federn!”, beklagte sich Joni.

Zu Hause angelangt, öffnete Joni vorsichtig die grosse, schwere Wohnungstüre und betrat leise den Vorsaal des alten Herrenhauses. Er vermied das Licht anzuschalten. Langsam tastete er sich im halbdunklen Raum den Wänden und den Möbeln entlang zur Treppe die in den oberen Stock führte. Vom Salon her drang ein schmaler Lichtstrahl zur Treppe. Joni blieb kurz stehen um sich zu vergewissern, dass der Babysitter auch wirklich im Salon ist und auch dort noch verweilen wird. Durch den schmalen Türspalt erkannte er die Kontur der dicken, alten Dame, die sich schwungvoll zu einem wilden Rhythmus bewegte. Die Ohren der alten Dame waren mit Kopfhörern bedeckt. Joni atmete erleichtert auf. Wie üblich war Madam Tusseau mit ihren Angelegenheiten tief beschäftigt. Madam Tusseau, eine ältere Dame, die als Babysitter im Haushalt der Familie Greenspan wirkte, liebte es besonders zu ausgelassener Disco Music zu tanzen. Am Tag ging das Joni ziemlich auf die Nerven, weil Madame Tusseau keine obere Grenze der Schallstärke kannte, so dass das ganze Haus zitterte. Seit die Nachbarn in den angrenzenden Häusern sich über den ohrenbetäubenden Lärm beschwerten, hatte es sich die ältere Dame zur Gewohnheit gemacht, sich nachts Kopfhörer aufzusetzen. Dies wurde zum besonderen Vorteil für Joni, der von jenem entscheidenden Moment an unerlaubte Dinge erledigen konnte, wie zum Beispiel in jener unheimlichen Nacht. Vorsichtig schlich sich Joni auf Zehenspitzen an Berny’s Zimmer vorbei. Die Tür zum Zimmer seines kleineren Bruders stand weit offen und war hell beleuchtet. Joni erkannte, wie Berny angekleidet und mit Schuhen an den Füssen schnarchend auf dem Bett lag. Typisch Berny! Wieder einmal war er mit seinem Tablet eingeschlafen. Joni seufzte erleichtert. Von Berny bestand keine Gefahr, verpfiffen zu werden. Das letzte und schwierigste Hindernis lag nun vor ihm, Joni’s ältere Schwester. Marianne hatte die eklige Gewohnheit, sich stundenlang im Badezimmer aufzuhalten. Joni’s grosses Problem lag darin, dass das Badezimmer auf dem Weg zu seinem Zimmer lag. Zu seinem grossen Bedenken musste er dieses beinahe unüberwindliche Hindernis bewältigen und zwar so, dass ihn seine grössere Schwester nicht bemerkte. Mit höchster Vorsicht drang Joni in die problematische Zone ein. Zu Joni’s Glück war die Badezimmertür geschlossen und nur ein schwacher Lichtschimmer drang unter der Türschwelle in den halbdunklen Korridor. Joni schlich sich flink wie eine Maus durch den langen, dunklen Korridor um so schnell wie möglich sein Zimmer zu erreichen, das am anderen Ende des langen Korridors lag. Dabei bestand die Gefahr, dass jeden Moment die Badezimmertür aufgehen konnte und das Licht im Korridor angemacht wird! Joni schaffte es gerade noch rechtzeitig sich in seinem Zimmer zu verkriechen und da hörte er auch schon wie sich seine Schwester singend aus dem Badezimmer in den Korridor begab. Zum Glück befand sich Marianne’s Zimmer auf der anderen Seite des Korridors und nicht neben Joni’s Zimmer. Joni zog schnell seine nassen Kleider aus und bekleidete sich mit seinem flauschigen, dunkelblauen Pyjama. An seiner geschlossenen Zimmertüre lauschend, wartete er eine Weile bis er sicher war, dass von Marianne her keine Gefahr mehr bestand. Vorsichtig schlich Joni ins Badezimmer um sich selbst bettreif zu machen. Joni konnte in jener Nacht nicht einschlafen. In seinen Gedanken sah er immer wieder wie die mysteriöse Hütte im Blitz kurz auftauchte und erkannte zu seinem grossen Schrecken die verzerrten Umrisse dieser unheimlichen Gestalt am Fenster. Joni konnte seine verwirrten Gedanken nicht einordnen. Sah er gewisse Geister, die Emmely auch sah und gab es gewisse Geister die nur Emmely sah, so wie Snoopy? Oder sah nur Emmely Geister? Oder bildete sich Emmely ihren Snoopy nur ein und beide sahen Geister? Oder beide sahen keine Geister? Joni war verunsichert. Aber tief in seinem Herzen wusste er, dass Snoopy und Emmely ihm in jener unheimlichen Nacht wirklich zur Seite standen. Joni war sich sicher, dass sie den Weg zurück alleine nie mehr gefunden hätten. Und die Gestalt am Fenster? Das musste ein Geist gewesen sein! Da war sich Joni sicher, wie es eben typisch war für Joni Greenspan.

“Du bist auch früh!”, zänkelte Marianne ihren kleinen Bruder, als sich Joni verschlafen im Pyjama an den runden Tisch in der grossräumigen Küche setzte. Berny spielte mit seinem Tablet und bemerkte seinen Bruder nicht. Madame Tusseau servierte schwungvoll und im Takt frische Spiegeleier. Wie immer waren die grossen Ohren der älteren Dame mit knallroten Kopfhörern bedeckt von denen ausgelassene Rockmusik hörbar war. Joni’s Eltern waren nur selten zu Hause. Die Eltern waren beide Wissenschaftler, der Vater Physiker und die Mutter Biologin. Damals waren die Greenspan’s an irgendwelchen wissenschaftlichen Projekten tätig und reisten daher in der ganzen Welt herum. Joni rieb sich gähnend die Augen. Er reagierte auf die giftigen Worte seiner Schwester gar nicht. Langsam stopfte er sich die Spiegeleier in den Mund und befeuchtete seinen Hals mit einem Glas kalter Milch. “Ich gehe jetzt! Ich habe mich mit Ludwig verabredet!”, rief Marianne aufgeregt. Die Worte seiner Schwester rissen Joni abrupt aus seinem Halbschlaf. “Ohh,… ich habe mich verabredet,… mit Ludwig….”, äffte ihr Joni nach während er ihr eine lächerliche Grimasse schnitt. “Dummkopf!” Marianne wendete ihrem kleineren Bruder barsch den Rücken zu und verliess beleidigt die Küche.

An jenem Morgen wäre Joni beinahe in seinem Pyjama zur Schule gegangen. Das wäre nicht das erste Mal. Nur einige Wochen zuvor wurde er, zu seinem Erstaunen von allen Leuten und Schülern die ihm begegneten, belächelt, bis er auf Emmely stiess, die ihm aufgeregt zurief: ”Sag mal, bist du aus allen Wolken gefallen?!” “Warum?”, fragte Joni verdutzt. “Schau dich an!” Emmely deutete mit ihrer Hand auf Joni, der sich daraufhin selbst betrachtete und zu Tode erschrak. Er stand in seinem lächerlichsten Pyjama mitten auf dem Pausenplatz! Emmely war wirklich seine beste Freundin! Nun kommen wir zurück zu jenem Morgen. An jenem Morgen wollte Joni soeben das Haus verlassen, da bemerkte er, dass irgendetwas nicht stimmte… Er wollte in seine Hosentasche greifen und da begriff er, dass er wieder einmal vergass sein Pyjama mit Kleidern zu wechseln!

5. Die sonderbare Karte

“Psst!” Joni warf ein zerknülltes Papier an den Kopf seines Freundes Fred, der vor ihm vertieft in einem dicken Buch lesend, am Pult sass. Fred drehte sich um. Er sah wie Joni mit seinem Finger auf Mister Dobbly zeigte und leise kicherte. Die anderen Schüler waren mit dem Abschreiben von Texten aus Geschichtsbüchern beschäftigt. Wieder einmal schlief der dicke Geschichtslehrer an seinem Pult ein. “Gleich fällt sein Kopf auf die Seite und dann grunzt er!”, flüsterte Joni vergnügt. “Ich habe eine Idee!” Fred griff in seine Hosentasche und zog vorsichtig eine Vogelfeder heraus. “Grossartig”! Joni nahm die Feder in seine Hand und näherte sich leise dem schnarchenden Geschichtslehrer. Sachte streichelte er mit der Vogelfeder über das runde Gesicht von Mister Dobbly. Der dicke Geschichtslehrer zuckte mit seinen Mundwinkeln, rümpfte seine runde Knollennase und als Höhepunkt gab er ein lautes grunzendes Geräusch von sich. Ein unüberhörbares Gekicher erfüllte das Schulzimmer. Angespornt von seinen begeisterten Mitschülern zog Joni die Vogelfeder mit einer eleganten Bewegung über die rote Nasenspitze. “Haptschi!!!!!” Mister Dobbly fiel wie ein schwerer Kartoffelsack vom Stuhl und prallte mit Wucht auf den harten Holzboden. Zu Tode erschrocken flüchtete Joni zu seinem Platz in der hintersten Reihe. Stöhnend erhob sich der dicke Lehrer vom Boden auf, während die Schüler so taten als ob sie nichts bemerkt hätten und eifrig in ihren Heften schrieben. Das Knistern des Schokoladenpapiers war unüberhörbar. Joni kicherte verschmitzt und flüsterte Fred zu: “Jetzt muss sich der arme Mister Dobbly mit Süssigkeiten beruhigen.”

“Emmely! Emmely!” Joni rannte aufgeregt auf Emmely zu, die soeben durch den langen Korridor des grossen Schulgebäudes schlenderte. “Emmely, ich bin überzeugt, dass uns Snoopy wirklich aus diesem Wald geführt hatte,… und ich weiss mit Sicherheit, dass in dieser Hütte ein Geist ist!” Joni versperrte Emmely den Weg, die ihn verblüfft anguckte. “Hu, Hu,… wer spricht davon Geist?” Marco legte von hinten seinen Arm auf Joni’s Schulter. “Das ist alles Blödsinn,… da ist kein Geist in dieser Hütte,… da wohnt jemand!”, erwiderte Emmely entschlossen und wollte weitergehen, aber sie wurde von Joni gehindert, der sich breitbeinig vor das zarte Mädchen hinstellte. “Welche Hütte,… und welcher jemand?”, fragte Marco interessiert. Emmely und Joni warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu, zogen Marco in den abgelegenen Seitengang der zu den Abfallkübeln im Untergeschoss führte und erzählten ihm alles was Emmely alleine mit Snoopy erlebte und berichteten auch detailliert über das unheimliche Erlebnis das sie zusammen an jenem Abend bei der mysteriösen Hütte erlebten. Marco hörte gespannt zu und antwortete am Schluss zur Überraschung von Emmely und Joni: “Spinnt ihr?! Das hätte dumm ausgehen können! Zwei kleine Kinder alleine in einem unbekannten Wald, bei Nacht und Gewitter!” Emmely und Joni starrten Marco entsetzt an, der sofort erkannte was seine Reaktion in den beiden jüngeren Kindern anrichtete. Mit einem leichten Lächeln erwiderte er ruhig: “Nein,… ihr spinnt nicht,… ihr seid schön mutig!”, und streckte seine flache Hand den Kindern entgegen, die erleichtert mit einem kräftigen Schlag auf sein freundschaftliches Zeichen reagierten. “Glaubst du an Geister, Marco?”, fragte Joni in einem ernsten Tonfall, während die Kinder langsam durch den düsteren Seitenkorridor schlenderten. “Eh,… weiss nicht,… man hört da schon manchmal komische Sachen,… aber”, erwiderte Marco verlegen und legte seinen rechten Arm über Joni’s Schultern. “Aber Snoopy ist ein Geist und Emmely hat ihn gesehen!” Joni blieb stehen. Er schaute Marco mit einem eindringlichen Blick an. “Na gut! Da muss schon etwas dran sein...”, seufzte Marco. “Und da ist auch ein Geist in der Hütte!”, unterbrach ihn Joni aufgeregt. “Nein,… da ist jemand in dieser Hütte und ich bin mir sicher, dass mir Snoopy diese Hütte aus irgendeinem Grund zeigen wollte, aber warum, das weiss ich nicht”, sagte Emmely hartnäckig. “Das ist doch klar! Der Geist ist dort! Und Snoopy ist selbst ein Geist, Geister suchen Geister!”, gab ihr Joni prompt zur Antwort. “Na,... in dem Fall muss ich diese geheimnisvolle Hütte auch unbedingt mal ansehen”, lächelte Marco und betrat den langen, beleuchteten Korridor der zwischen den zahlreichen Klassenzimmern im Erdgeschoss lag. “Nein! Das ist viel zu gefährlich!”, rief Joni entsetzt und zog Marco an seinem gelben Pullover. “Und ausserdem wissen wir nicht wie wir zu dieser Hütte kommen und wieder zurück,… wir wissen nicht ob Snoopy auch wirklich auftaucht”, bestätigte Emmely Joni’s Behauptung. Marco blieb verdutzt stehen. Er betrachtete die beiden Kinder die vor ihm standen und ihn mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck anglotzten. “Dann machen wir es auf intelligentere Art und Weise”, erwiderte Marco zum Erstaunen von Emmely und Joni in einem ernsthaften Tonfall. “Und das wäre?”, fragte Joni frech. “Habt ihr auch schon etwas von einer Landschafts