Die Sprache der Soldaten der DDR. Das Soldatenwörterbuch der NVA und der GT - Werner Neumann - E-Book

Die Sprache der Soldaten der DDR. Das Soldatenwörterbuch der NVA und der GT E-Book

Werner Neumann

0,0

Beschreibung

Was Sie schon immer vom Leben in der NVA und den Grenztruppen wissen wollten, ist hier in 1156 Begriffen dargelegt. Davon sind 273 Begriffe allein dem Umgang in den Grenztruppen der DDR gewidmet. Von AA [Armeeangehöriger] über G [Goldene Schicht] bis zu Z [Zonendose] spiegelt sich das Leben der Soldaten in ihren Ausdrücken wider. Natürlich sind die Begriffe zum Teil von Regiment zu Regiment und von der NVA zu den Grenztruppen unterschiedlich, viele sind sich jedoch ähnlich. Die Bezeichnung »E« für einen Soldaten im dritten Diensthalbjahr war überall gleich. Was denken Sie, wofür die folgenden Begriffe stehen? Altbemooster, Braut, Decke lang, Filz bedeckt, Gummiohr, Kantenbox, Sternesaufen, Tropentest, Vizeschlag und Zementwurst. Die dazu passenden Erläuterungen und vieles mehr finden Sie in diesem Wörterbuch.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 159

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die Sprache der Soldaten der DDR

Das Soldatenwörterbuch

der NVA und der GT

Werner Neumann

Die Sprache der Soldaten der DDR

Das Soldatenwörterbuch der NVA und der GT

Engelsdorfer Verlag

2010

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio-nalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Copyright (2010) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte bei Werner Neumann

Korrektur Cornelia Neumann

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Vorwort

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

Q

R

S

T

U

V

W

X

Z

Nachwort

Gewidmet meinem ältesten Bruder Dietrich Fritz Wilhelm Neumann

Vorwort

Die Soldatensprache ist eine harte Sprache. Sie entwickelte sich, da das Leben der Soldaten in Kasernen für lange Zeit etwas abgeschottet von der Zivilisation geführt wurde.

Sehr viele Begriffe aus dem Soldatenleben sind übergreifend auf alle Waffengattungen entstanden oder haben sich durch Urlaub und Ausgang ausgebreitet.

Es gab aber auch unterschiedliche Formulierungen für die einzelnen Waffengattungen.

So entwickelten sich in den Grenztruppen der DDR, besonders in den Grenzkompanien, spezifische Formulierungen.

Durch den langen, täglichen Grenzdienst entwickelten die Grenzposten völlig neue Wortschöpfungen und Abkürzungen.

Mitunter wurden auch Begriffe aus dem zivilen Leben in das Leben der kleinen Grenzkompanie übertragen und in einem anderen Sinn gebraucht. Wobei diese neuen Begriffe nicht nur in einer Grenzkompanie, sondern im Grenzbataillon, im Grenzregiment und sogar im Grenzkommando einheitlich auftraten.

Außenstehende haben meist den Sinn der Wortschöpfungen nicht verstanden. Es musste erst in den allgemeinen Sprachgebrauch übersetzt werden. Um allen Außenstehenden diese Wortschöpfungen verständlich zu machen, soll dieses Wörterbuch dienen.

Es erhebt aber keinen Anspruch, alle neuen Formulierungen, Abkürzungen und Wortschöpfungen erfasst zu haben, dazu gibt es zu viele.

Außerdem ist es kein wissenschaftliches Werk, sondern nur die Darlegung einer kleinen Anzahl von gebrauchten Formulierungen im Leben der Grenzer in den Grenztruppen der DDR.

Einige dieser Formulierungen sind so originell, dass man sie einfach nicht vergessen sollte.

Halberstadt, den 01.08.2010

Werner Neumann

A

AA – Die allgemeine Abkürzung für Armeeangehörige.

ABC-Waffen – Das war die Abkürzung für die atomaren, bakteriologischen und chemischen Waffen.

Abducken – 1. Die Aufforderung des Postenführers an den Posten, damit ihn der Grenzverletzer nicht sieht.

2. Das Verdrücken im Gelände, um nicht vom Vorgesetzten gesehen zu werden.

Abgang – 1. Die Aufforderung an einen Unterstellten, er soll das Dienstzimmer verlassen.

2. Das Fahren der EKs nach Hause.

3. Der Tag der Entlassung der Soldaten in die Reserve.

Abholer – Ein LKW, welcher die alarmierten Angehörigen des Truppenteils abholte und zur Dienststelle fuhr.

Abknien – Wenn der EK den letzten Tag des Grenzdienstes absolviert hatte, kniete er nieder und legte eine Gedenkminute ein.

Abkohlen – Wenn ein Soldat den Dienst von 3 Jahren auf 18 Monate herabstufte. "Wolltest du nicht für 3 Jahre zur Armee? – Nee, ich hab‘ abgekohlt“

Abkreiden – Damit war das Kreiden von Punkten und Linien auf dem Exerzierplatz für das Antreten der Kompanien zur Vereidigung oder zu Regimentsappellen gemeint.

Ablaufen K-6 – Damit war nicht eine Zigarettensorte gemeint, sondern das tägliche Ablaufen und kontrollieren des 6 Meter Kontrollstreifens an der Staatsgrenze.

War der K-6 abgelaufen, wurde die Meldung noch im Grenzgebiet über das GMN getätigt.

Diese erfolgte meistens über die Postentabelle verschlüsselt aber auch durch die Grenzerverschlüsselung.„K-6 spusi!“ (K-6 spurensicher!)

Abmatten – Damit bezeichnete man das Ausruhen oder das Schlafen der Grenzsoldaten nach dem Grenzdienst.

Abmelden – Vor dem Verlassen des Standortes, hatten sich die Offiziere und Berufssoldaten beim Vorgesetzten und manchmal auch beim OvD abzumelden und ihren Aufenthaltsort anzugeben. Damit wurde gewährleistet, dass bei Auslösung einer Stufe der Gefechtsbereitschaft alle alarmiert werden konnten.

Abpausen – Ein anderer Begriff für Kopieren. Da es zu dieser Zeit noch keine Kopierer gab, wurde mit Hilfe von Pauspapier (Kohlepapier) abgepaust.

Abriegelung – Eine taktische Maßnahme in der Grenzsicherung, um dem Grenzverletzer den Weg abzuschneiden.

Abschneiden – Das tägliche Abschneiden des Bandmaßes erfolgte meistens unspektakulär durch den EK.

Abschleppen – Damit ist nicht das Abschleppen von irgendwelchen Freundinnen im Ausgang gemeint, sondern das Abschleppen von Verwundeten auf dem Gefechtsfeld. Geübt wurde es in der Sanitätsausbildung und später in der Gefechtsausbildung weiter trainiert.

Absolventen – Alle, welche die Offiziersschule erfolgreich beendet hatten, waren Absolventen. In den ersten Jahren erfolgte die Ernennung zum Unterleutnant und mit Bildung der Offiziershochschulen zum Leutnant.

Absolventenabzeichen – Nach einem erfolgreichen Studium an einer Militärakademie für Offiziere wurde es auf der rechten Seite der Uniformjacke getragen.

Abspriegeln – Darunter verstand man, die Plane und das Gestell von einem Lastkraftwagen abzubauen.

Das Gestell wurde auch Spriegel genannt, deshalb diese Bezeichnung.

Abspringen – Damit war das Abspringen vom LKW über die Bordwand gemeint, was zu vielen Verletzungen geführt hatte. Wer einen Ehering oder andere Ringe an den Fingern hatte, konnte damit hängen bleiben und sich den Finger abreißen. Das war einige Male passiert und deshalb wurde das Tragen von Ringen während der Ausbildung verboten. Durch die Vorgesetzten musste dies vorher immer wieder überprüft werden.

Abstand halten – Beim Marschieren zum Vordermann eine Armlänge und zum Nebenmann auf Tuchfühlung, so konnte man den richtigen Abstand einhalten.

Abversetzung – Der letzte Tag in den Ausbildungsregimentern war die Abversetzung zu den grenzsichernden Einheiten. Diese Abversetzung wurde schon vorher mit dem Vollzähligkeitsappell der Bekleidung und Ausrüstung eingeleitet. Danach kam das Verpacken der gesamten Bekleidung und Ausrüstung. Dazwischen lag die Tiefenkontrolle. Alles, was auf Anzeichen der EK-Bewegung hindeutete, wurde eingezogen. Danach wurde aus der Zeltbahn ein Sack geknüpft, in dem alles, was nicht in Teil I und II hineinpasste, verpackt wurde. Dann begann das letzte große Revierreinigen der Kompanieunterkunft und die persönliche Verabschiedung durch den KC. Am Tag der Abversetzung wurde jeder namentlich aufgerufen und einer Grenzkompanie zugeordnet. Mit seinem Gepäck musste der Soldat dann zu den Fahrzeugen und wurde nach einem genauen Zeitplan zu den Grenzkompanien gefahren.Ein Zeichen für die Soldaten, dass sie ein Diensthalbjahr beendet hatten und jetzt dachten, sie wären Vize-EK, war das Abwerfen der braunen Tassen mit den obligatorischen 6 Kerben, nach Verlassen des Objektes.

Abwälzen – Wenn jemand eine unangenehme Arbeit auf andere überträgt.Alle anfallenden Arbeiten auf andere abwälzen, anschließend anschwärzen aber anständig!“

Abzeichen – Durch eine Prüfung wurde zum Beispiel das Abzeichen für Gutes Wissen in drei Stufen erworben.

Abziehen – 1. Die väterliche Aufforderung an einen nervenden Soldaten:„Zieh endlich ab!“

2. Der Befehl des Hauptfeldwebels an die Soldaten:„Ziehen Sie ihren Fußboden ab!“

Das Material dazu (Stahlhelm, Rasierklinge, Koppelschloss oder Glasscherben) konnte sich der Soldat selbst aussuchen.

In den damaligen Ausbildungsbataillonen gab es in vielen Soldatenunterkünften noch die alten Holzdielenfußböden. Nach einem halben Jahr wurden sie durch die Anwendung mit Bohnerwachs ganz schmierig. Dies galt auch für die Beine der Holzschemel. So wurde zum Ende jedes Ausbildungshalbjahres das Zimmer ausgeräumt und der Fußboden abgezogen, ebenso die Holzschemel.

Abzug – Das ist ein Teil der Waffe. Durch das Betätigen des Abzuges löst sich der Schlagbolzen und trifft auf das Zündhütchen der Patrone.Diese wird dadurch verärgert und zündet das Pulver in der Hülse. Die jetzt entstehenden Pulvergase brauchen sehr viel Platz und ekeln das Geschoss aus dem Lauf.

Achtung – Näherte sich ein Vorgesetzter einer Gruppe von Soldaten oder einer anderen Dienstgradgruppe so musste vom Dienstältesten oder Dienststellungshöchsten dieser Gruppe„Achtung!“ gerufen werden und alle dieser Gruppe hatten die Grundstellung einzunehmen mit Blick zum ankommenden Vorgesetzten. Die Antwort vom Vorgesetzten war dann meistens„Weitermachen!“ , man konnte dann wieder seine vorherige Haltung einnehmen. Wenn nur Offiziere in einer Gruppe waren, lautete das Kommando„Genossen Offiziere!“. Später gab es auch hier nur noch das Kommando:„Achtung!“

Achtertest – In der Einberufungswoche musste jeder neu einberufene Soldat den Achtertest absolvieren. Dazu wurden drei Ausbildungsstunden zur Verfügung gestellt.

1. Ausbildungsstunde 100m Lauf, Richtzeit 14,6 sec Liegestütz, 20x Klettern am Horizontalseil, 19,0 sec

2. Ausbildungsstunde Dreierhopp, 6,0 m Klimmziehen, 6x 3000m Lauf, 13:20 min

3. Ausbildungsstunde Handgranatenweitzielwurf, 32 m 400 m Sturmbahn, 2:40 min

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse konnte die Aufgabenstellung für die Verbesserung der Leistungsgruppen gebildet werden. Für den Soldaten, der lange kein Sport gemacht hatte, war dieser Test sehr anstrengend.

Achtung! Ich würge! – Keine Ankündigung eines vermutlichen Mörders, sondern die Vorbereitung eines Offiziersschülers bei der Sprengmittelausbildung. Dabei wurde mithilfe einer Würgezange Zündkabel und Zünder zusammengebracht.

Achtziger – Ausdruck für einen neu einberufenen Soldaten, dessen Wehrsold 80 Mark betrug. Später wurde er erhöht, aber der Ausdruck blieb bestehen.

Adler machen – Eine festgenommene Person zur Durchsuchung hinstellen.

Affenschaukel – 1. Die Schützenschnur wurde so im Soldatenmund benannt.

2. Die Schnüre, welche die Offiziere zur Paradejacke trugen.

Agitator – Das waren ausgesuchte Soldaten, welche den Standpunkt der Partei in den Gruppen vertreten sollten. Auch im Grenzausbildungsregiment gab es diese Agitatoren, die besonders zu Einsätzen geschult wurden. Dann gab es zum Beispiel diese Durchsage:„Agitatoren zu Major Runge!“

A-Gruppe – In den Grenzkompanien wurde bei der täglichen Sicherung der Staatsgrenze eine Alarm-Gruppe gestellt. Sie war entweder in der Grenzkompanie oder im Grenzgebiet untergebracht und wurde bei besonderen Lagen an der Staatsgrenze zur Unterstützung eingesetzt. Meistens bestand sie aus einem Unteroffizier und drei Soldaten. Die A-Gruppe hatte einen Grenztrabanten als Fahrzeug.

AGS-17 – Das war eine Bewaffnung in den Grenztruppen.

AGT – Die allgemeine Abkürzung für Angehörige der Grenztruppen.

Aktiver Wehrdienst – Der aktive Wehrdienst war der Grundwehrdienst der Soldaten (18 Monate), bei Soldaten auf Zeit 3 Jahre, bei Berufssoldaten 10 Jahre und bei Offizieren 25 Jahre.

Alarm – Kommt aus dem Französischen und heißt „zu den Waffen“. Dieser Alarm wurde meistens bei den GT durch Zuruf oder durch Sirene ausgelöst.

In der Grenzkompanie kannte man zwei unterschiedliche Arten:

1. den Grenzalarm

(Anzugsordnung Grenzdienstausrüstung für eine Gruppe, einen Zug oder die gesamte Kompanie)

2. der Gefechtsalarm

(Anzugsordnung war die Gefechtsausrüstung immer für die gesamte Kompanie.)

Alarmhorn – Das Signalhorn an jedem Abschnitt des Grenzsignalzaunes.

Alkohol – Auf der Dienststelle war das Trinken von Alkohol verboten. Es gab nur eine Ausnahme beim Empfang des Kommandeurs. Zwar versuchten einige Soldaten und auch Unteroffiziere, nach dem Ausgang oder dem Urlaub Alkohol einzuschleusen, aber durch gründliche Kontrollen wurde dem entgegengewirkt. Ganz konnte es nicht verhindert werden.

Scherzhaft wurde immer gesagt:„Es gab kein Problem mit dem Alkohol, es gab nur ein Problem ohne Alkohol!“

Alles gediente Zeit – Ein immer wiederkehrender Ausspruch, wenn man lange warten musste.Die meiste Zeit des Lebens wartet der Soldat vergebens!

Alles o.B. – Da die Amerikanismen verpönt waren und es etwas Ähnliches im Russischen nicht gab, wurde diese Bezeichnung aus dem Medizinischen verwandt.

Almosen – Darunter verstanden die Soldaten den Wehrsold von 80 Mark.

Altbemooster – Ausdruck für einen EK (Entlassungskandidaten).

Alte – Nicht das Sie denken, es sei die Frau zuhause gemeint. Nein, so nannte man den Kompaniechef im allgemeinen Umgangston. Manchmal warnten sich die Grenzposten auch gegenseitig:„Passt auf, der Alte kommt!“

Altengrab – Bei der letzten Grenzdienstschicht eines EK, hob dieser ein kleines Grab aus und legte Habseligkeiten hinein, die er nicht mehr brauchte und die auch nicht vererbt wurden. Das Grab wurde mit einem kleinen Holzkreuz verziert.

Alter – Damit ist nicht das normale Alter eines Soldaten gemeint, sondern die Bezeichnung der Soldaten untereinander(Heh, Alter, was ist los?)

Die neu einberufenen Soldaten meinten schon nach ein paar Wochen, sie seien nach der täglichen frischen Luft auf dem Gefechtsacker um Jahre gealtert.

Aluminiumgeschirr – Damit war das Kochgeschirr der Grenzsoldaten gemeint.

Aluminiumoberst – Die Bezeichnung für einen altgedienten Stabsfeldwebel. Seine Sterne auf den Schulterstücken waren genauso angeordnet, wie bei einem Oberst, nur dass diese silbern aussahen.

Ambulanz – Die medizinische Ambulanz oder auch Med. Punkt genannt, behandelte alle Kranken. Schwere Fälle wurden zu den Fachärzten (Vertragsärzte) geschickt.

An die Front – Die Verabschiedung eines Kompaniechefs an die Grenzsoldaten zur Versetzung in die Grenzkompanien.„Auf Wiedersehen Genossen Soldaten und nun ab an die Front!“

Aneignen – Ziel der Ausbildung war es, dass sich die Soldaten hohe militärische Fähigkeiten und Fertigkeiten aneigneten.

Anklopfen – Vor dem Betreten des Dienstzimmers der Vorgesetzten musste angeklopft werden, dann hatte man solange zu warten, bis„Herein!“ gerufen wurde.

Nach dem Betreten des Dienstzimmers, hatte man gleich hinter der Tür rechts oder links seitlich stehen zubleiben.

Es wurde eine Grußerweisung gemacht, danach wurde die Kopfbedeckung mit der rechten Hand abgenommen und in die linke Hand übergeben. Die Kopfbedeckung wurde so gehalten, dass die Kokarde nach vorne zeigte. Bei der Schirmmütze zeigte die Öffnung nach innen und bei der Feldmütze die Öffnung nach unten.

Jetzt hatte man solange zu warten, bis man angesprochen wurde.„Genosse Major, gestatten Sie, dass ich Sie spreche!“(Gehe nie zu deinem Fürscht, wenn du nicht gerufenwürscht!)

Wurde man zum Vorgesetzten befohlen, dann wurde mit der Grußerweisung gleich die Meldung gemacht und danach die Kopfbedeckung, wie vorher aufgezeigt, abgenommen.„Genosse Major, Soldat Meier auf Ihren Befehl zur Stelle!“

Manche Kompaniechefs hatten sogar im Feldlager ein Brett an das Zelt anbringen lassen, damit der Soldat anklopfen konnte.

Angehörige – Jeder, der zu den Grenztruppen einberufen wurde, wurde dann automatisch als Angehöriger der Grenztruppen (AGT) bezeichnet. Wer im gleichen Grenzregiment diente, war Angehöriger dieses Regimentes.

Angriff – Das Trainieren des Angriffs in der Gruppe oder im Zug erfolgte auf dem Gefechtsfeld und forderte die meisten körperlichen Anstrengungen. Wenn also der Ausbilder einen schlechten Tag hatte oder die Gruppe oder der Zug unaufmerksam waren, so konnte er sich mit diesem Training austoben.

Angriffshandgranate – Mit der Bezeichnung RGD-5 wurde die Splitterhandgranate bezeichnet und sie wurde in einer Übung scharf geworfen. Damit die Granate auch weit genug weggeworfen werden konnte, musste in der MKE das Werfen trainiert werden. Die scharfe Handgranate wurde dann in einer Übung aus dem Schützengraben unter Aufsicht herausgeworfen. Auf das Kommando:„Handgranaten Wurf!“

Der Soldat hatte schon die Granate in der Wurfhand und zog jetzt mit der anderen Hand den Sicherungssplint der Granate, richtete sich im Graben auf und warf die Granate auf ein Ziel (etwa 30m entfernt).

Es war für alle Soldaten eine große Mutprobe und die Soldaten mit dem größten Mundwerk waren, nachdem man sie aus dem Bunker (Unterbringungsraum der Gruppe) geholt hatte, mit einem Male die leisesten Soldaten. Es gab auch einige Soldaten, welche die Handgranate nicht weit von sich, sondern weit nach oben geworfen haben und sich dann umschauten, wo sie geblieben war. Hier half nur ein scharfes Kommando: „Stellung!“ Und beide, Soldat und Aufsichtshabender, tauchten im Graben ab. Denn kurze Zeit nach dem Wurf (etwa 4-5 sec) detonierte die Granate und Sand, Geröll und kleine Splitter flogen über die Köpfe und manchmal auch in den Graben. Schlimmer war es aber, wenn der Soldat nach dem Ziehen des Sicherungssplintes die Granate in die andere Hand wechselte und dabei den Aufsichtshabenden fragend anschaute. (Was soll ich nun machen?) Hier half wiederum nur ein kurzes „Werfen!“ und meistens kullerte die Granate dann auch nur ein paar Meter weiter. Nach dem Werfen erzählten sich die Soldaten die größten Schauermärchen und was für Mutproben sie bestanden hatten.

Anlegen –Damit ist nicht das Anlegen irgendeiner Festtagsbekleidung gemeint, sondern das Anlegen des SBU (Schutzbekleidungsumhang) gemeint. Dieser war nicht gerade beliebt, schon gar nicht, wenn es um die Normerfüllung ging.

Anordnungen – Zu jeder Dienstvorschrift wurden Anordnungen erlassen, welche die Dienstvorschrift erläuterten und diese auch durchsetzen sollten. Anordnungen konnten auch die indirekten Vorgesetzten für ihre Bereiche erlassen.

Anrede – Die Anrede in den bewaffneten Organen war Dienstgrad und Name oder Genosse und Dienstgrad. Es herrschte ein Sie-Verhältnis.

„Genosse Soldat, kommen Sie zu mir!“

„Soldat Meier, zu mir!“

Anruf – Wenn sich eine Kontrolle dem

Grenzposten näherte.

„Halt stehenbleiben, Grenzposten Parole!“

„Lauf!“

„Leipzig!“

Anscheißen – Anschwärzen beim Vorgesetzten war unter den Soldaten verpönt. Es war auch nicht bei allen Vorgesetzten beliebt.

Anschlag – Hierbei ist nicht ein terroristischer Anschlag gemeint, sondern der Anschlag beim Schießen mit der MPi. Meistens wurde der Anschlag liegend mit oder ohne Auflage genutzt. Es gab aber daneben auch den Anschlag stehend und kniend. Die Lage des Schützen beim Anschlag liegend war in sich gerade und schräg zum Ziel.

Ansehen – Es wurde sehr viel Wert darauf gelegt, das Ansehen der NVA und besonders der Grenztruppen in der Öffentlichkeit hochzuhalten. Zumal besonders in den Grenzkompanien der Kontakt zu der dortigen Bevölkerung sehr eng war.

Anschneiden – Das erste Anschneiden des Bandmaßes erfolgte am 150. Tag vor der Entlassung in einer festgelegten und immer wieder überlieferten Tradition.

Anstellen – Wie im zivilen Leben, so musste sich der Soldat auch im militärischen Leben und hier besonders in den Grenzausbildungsregimentern bei vielen Gelegenheiten anstellen. Das war unter anderem:

1. in der MHO

2. beim Essenempfang

3. beim Empfang seines Wehrsoldes

4. beim Waffenempfang

Antifaschistischer Schutzwall – Das war die Staatsgrenze der DDR zur BRD und zu Westberlin, offizieller Sprachgebrauch der Politorgane der GT.

Antreten – Die Antretordnung einer Gruppe, eines Zuges, einer Kompanie oder anderer Einheiten waren in der Dienstvorschrift Exerzierausbildung festgelegt. Die Antretordnung einer Gruppe war in Reihe oder in Linie. Dazu gab es folgendes Kommando:„Achtung! (Alle Soldaten hatten Grundstellung mit Blick zum Vorgesetzten einzunehmen.) Gruppe in Linie antreten marsch!“

Alle Soldaten hatten in schneller Gangart in einer Linie anzutreten, dabei hatte der Größte der Gruppe drei Schritte vom Vorgesetzten entfernt Aufstellung zu nehmen und alle anderen Soldaten hatten sich danach auszurichten. Auf das Kommando

„Marsch marsch!“ oder später „Im Laufschritt marsch!“ hatte das Antreten im Laufschritt zu erfolgen.

War der Vorgesetzte mit der Gangart zum Antreten unzufrieden, so dreht er sich um. Nachdem also der erste Soldat schon stand, drehte er sich einfach in eine andere Richtung und alles begann von vorn.

Die Antretordnung des Zuges war in Linien zu drei Gliedern oder in Marschordnung, das Gleiche beim Regiment.

Antreten zum Essenfassen – Wenn der Hauptfeldwebel das Essen zum Gefechtsfeld brachte, trat die Einheit zum Essen fassen an.

Anwendung der Schusswaffe – Die Waffe ist nur die äußerste Maßnahme der Gewaltanwendung.

Anruf:

„Halt! Stehenbleiben oder ich schieße!“ Bleibt die Person nicht stehen, dann Abgabe eines

Warnschusses.

Bleibt die Person weiterhin nicht stehen, dann gezielter Schuss.

Dabei ist das Leben der Person zu schützen.

Bleibt die Person stehen.

Anruf:

„Sie sind vorläufig festgenommen!

Bei Flucht oder Widerstand wird von der Schusswaffe Gebrauch gemacht.“

API – Das ist die Abkürzung für aktuelle politische Information. Sie wurde vor dem Antritt zum Grenzdienst täglich durchgeführt.

Appell – Kommt aus dem Französischen und heißt „aufrufen“. Bei den Grenztruppen gab es unter anderem folgende Appelle: Ausgang- und Urlaubsappell, Waffen- und B/A-Appell, Morgenappell, Belehrungsappell und die Dienstausgabe. Dazu hatten die Betreffenden stets anzutreten.

Arbeiter – Die Arbeiterklasse war die führende Klasse in der DDR. Sie durfte auch nicht zahlenmäßig kleiner werden, deshalb wurde darauf großen Wert gelegt, dass die Offiziere und Berufssoldaten von der Arbeiterklasse kamen. Arbeiter aus den Betrieben überreichten symbolisch die Waffen an die neuen einberufenen Soldaten.„Hiermit übergebe ich Dir die Waffe aus der Hand eines Arbeiters. Pflege sie regelmäßig und setze sie im Sinne der Arbeiterklasse ein!“ Häufige Redewendung bei der Waffenübergabe durch die Angehörigen der Kampfgruppen.

Arbeitseinsatz – Da die militärischen Objekte sehr groß waren und auch die Zeit an den Ausbildungstagen knapp bemessen war, wurden an den Wochenenden Arbeitseinsätze durchgeführt. Teils waren es Baumaßnahmen und teils nur Aufräumarbeiten.

Arbeitsverrichtung – Wurde häufig vom Hauptfeldwebel der Kompanie ausgesprochen. Hierbei handelte es sich um die Bestrafung:„Arbeitsverrichtung außer der Reihe“,

für die Soldaten. Jeder Hauptfeldwebel hatte bestimmte Arbeiten in seiner Kompanie, welche von den meisten Soldaten ungern verrichtet worden sind. Diese Arbeiten wurden dann durch das Aussprechen der Bestrafung erledigt.

Argumentenwettstreit – Das war eine Veranstaltung im Rahmen der FDJ, bei der es darum ging, die besten Argumente zu einem politischen Thema vorzustellen und sie in einem Gespräch zu verteidigen.

Armee – Dies war der allgemeine Begriff für die NVA.

(eigentlich französisch „die bewaffnete Macht“)

Im Soldatenmund wurde auch gesagt:„Ich komme zur Asche, zum Haufen, zur Fahne, zur Truppe oder zur Armee!“

Mehr und mehr setzte sich aber der Begriff Truppe durch. „Er ist bei der Truppe“