Vogelsang-Warsin - Werner Neumann - E-Book

Vogelsang-Warsin E-Book

Werner Neumann

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Beschreibung

Man wird doch wohl noch träumen dürfen? Wie könnte Vogelsang-Warsin im Jahr 2050 aussehen? Wie kam es zur Selbsttötung des Grafen von Rittberg? Was verbindet die Grafen von Enckevort mit den Orten Vogelsang, Warsin, Rieth, Bellin, Karlsdorf, Berndshof, Albrechtshof, Mönckeberg, Damgarten und Luckow? Wie viele Kinder, Vermählungen und Todesfällen gab es auf dem Schloss zu Vogelsang? Fragen über Fragen und die Antworten dazu stehen in diesem Buch auf 416 Seiten mit 167 Bildern. Erkunden auch Sie Vogelsang-Warsin und erfreuen Sie sich an der schönen Natur, den herrlichen Stränden am Oderhaff, dem einsamen Fischerhafen von Warsin, sowie besuchen Sie den Strand von Vogelsang. Durchstreifen Sie auch die anderen Orte, in denen die Grafen von Vogelsang sich niedergelassen hatten und versäumen Sie nicht die Erdbegräbnisstätte auf dem Friedhof von Vogelsang zu besuchen. Denn alle diese kleinen Orte östlich von Ueckermünde leben in Mitten einer intakten Natur und sind eine Reise wert.

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Werner Neumann

Vogelsang-Warsin

Man wird doch wohl noch träumen dürfen?

© 2021 Werner Neumann

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359

Hamburg

978-3-7323-5945-5

(Paperback)

978-3-7323-5946-2

(Hardcover)

978-3-7323-5947-9 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort

Im Monat März 2015 hielt ich im Multi-Haus (alte Schule) Vogelsang zum meinem Buch „Vogelsang-Meine Erinnerungen“ eine Buchlesung.

Von der, nicht zu erwartenden, großen Beteilung war ich sehr angetan. Es kamen Besucher nicht nur aus Vogelsang-Warsin, sondern auch aus Bellin, Eggesin, Luckow und sogar aus Jarmen und Güstrow. Alle waren sehr interessiert, besonders in der Pause und vor und nach der Buchlesung fanden rege Gespräche statt.

Seltsam war aber, dass mich viele wiedererkannten aber ich nicht sie. Im Nachhinein kann man sagen, es war eine gut vorbereitete und vom Dorfklub organisierte Buchlesung, die in meiner Erinnerung hängen bleiben wird.

Schon an diesem und auch am darauffolgenden Tag sind meine Frau ich durch Vogelsang und Warsin gefahren und haben uns zahlreiche Orte hier angesehen.

Nachdem wir in Berndshof (Hammelstall) in dem ehemaligen Ferienlager unser Quartier bezogen hatten, zog es uns zur Ortsbesichtigung weiter.

Bellin lag vor uns und ist in vielen Dingen, nicht mehr mit früher als kleines verträumtes Dorf, zu vergleichen.

Der alte Turm am ehemaligen Gutshaus, auf dem immer ein Storchenpaar brütete, existiert nicht mehr. Auch von der alten originalen holprigen Dorfstraße existiert auch nur noch ein kleines Stück. An diesem Teil standen die alte Dorfgaststätte mit Kinokaffee und die beliebte Fleischerei Freese, beides gibt es nun auch nicht mehr. Der neu errichtete Komplex Haffhus fügt sich gut in das Dorf ein aber der darauffolgende Urlauberkomplex wirkt schon zu überladen.

Einsam und verlassen ist der, noch zu DDR-Zeit gebaute Schießplatz und das Eingangsgebäude hinterlässt kein gutes Bild, den täglich hier zur Sommerzeit vorbei radelnden Besuchern. Der ehemalige aus Holz gefertigte Feuerturm, welcher hier einmal stand, ist auch schon lange abgerissen worden.

Der auf der rechten Seite in Richtung Vogelsang angelegte Fahrradweg beflügelt bestimmt viele Urlauber, auch die Orte Vogelsang-Warsin und Altwarp zu besuchen. Er ist auf jeden Fall der erste Schritt in die richtige Richtung, wenn er auch jetzt das ehemalige Tor nach Vogelsang (die alten Bäume wuchsen damals über die Straße und bildeten am Ende des Waldes ein natürliches Tor nach Vogelsang) jetzt gelichtet hat.

Der abbiegende Waldweg in Richtung Damgarten ladet aber nicht mehr zu einem Besuch ein. Die drei Teiche am Dorfanfang wirken auch einsam und verlassen und werden nur die wenigsten Besucher zum Anhalten und Beobachten animieren. Noch immer steht das kleine Haus auf der rechten Seite der Straße leer und kein Hinweis lockt die fremden Besucher in Richtung der ehemaligen Ziegelei am Teich an.

Abgesehen davon, dass es auch schon lange keine Feldbahn mehr gibt.

Ein Blick in den Schlosspark beim Vorbeifahren lohnt sich eigentlich nicht, es ist hier immer noch so dunkel und unaufgeräumt wie früher.

Genauso trostlos wirkt die ehemalige Gärtnerei vom Gärtnermeister Utecht.

Der frühere kleine Weg entlang des Zaunes der Gärtnerei in Richtung Schloss existiert nicht, jetzt muss man auf dem neuen Betonweg in Richtung Schloss fahren. Das Eingangshaus (Torhaus) ist gut herausgeputzt aber gleich dahinter ist der Platz des damaligen kleinen Tiergeheges leer. Sehr schade ist es auch um den Sportplatz des Kinderheimes, er existiert nicht mehr, wie auch das kleine ehemals danebenstehende Haus (Schützenhaus).

Das Kinderheim wurde gerade frisch saniert, sowie auch das danebenstehende ehemalige Schulgebäude des Kinderheimes. Einen schönen Anblick hinterließ das wohl hergerichtete ehemalige Teehaus. Es reckte und streckte sich von dem kleinen Hügel empor. Die, zu dieser Zeit in Blüte stehenden Blumen vom Schlosspark, waren leider teilweise von altem Holz überdeckt. Der ganze Park gab ein unansehnliches Bild ab und hätte eine Aufräumaktion nötig gehabt. Das von 1845 bis 1847 erbaute Schloss war bis 1934 (1934 war die Zwangsversteigerung des Schlosse) der Stammsitz der Grafen von Enckevort aus der brandenburg-pommerschen Linie. Hier wohnten in der Reihenfolge acht Grafen von Enckevort mit ihren Familien als Besitzer und Herren über Gut und Schloss Vogelsang.

In diesem Schloss gab es 16 urkundliche erwähnte gräfliche Hochzeiten.

Es kamen in diesem Schloss 27 gräfliche Kinder zur Welt, sowie 6 tot geborene Kinder. Es verstarben im Laufe der damaligen Zeit 22 Angehörige im Grafenstand auf dem Schloss, unter ihnen 4 Besitzer und Herren auf Schloss Vogelsang.

Im Archiv des Schlosses von Vogelsang lagerten unter anderem:

1. Die Stiftungsurkunde, der vom Enkevortschen Familien-Fideicommisses in Vogelsang vom 01.03. 1871.

2. Die Ölgemälde von folgenden Personen:

Kardinal von Enckevort, Äbtissin von Enckevort (Schwester des Kardinals), Generalfeldmarschall Graf von Enckevort, Generalproviantmeister von Enckevort und dessen Ehefrau, Bernd Friedrich von Enckevort und dessen Ehefrau (geb. von Meyer) und deren Uraltvater Melanchton, Carl Gottlob von Enckevort, und dessen Ehefrau (geb. von Arnim), Carl Friedrich von Enckevort und dessen Ehefrau (geb. von Enckevort), Obrist Bernd von Enckevort und dessen Ehefrau (geb. von Plantier), von Corswandt und dessen Ehefrau (geb. von Enckevort), Landrätin von Balcke (geb. von Enckevort), Eduard Friedrich von Enckevort und dessen Ehefrau und dessen Kinder und die Stammtafel der von Enckevort.

3. Eine Münzsammlung, sowie Anfänge einer Muschelsammlung.

4. Eine Bibliothek von zirka 8000 Bänden.

5. Eine Waffensammlung und eine Wappensammlung.

6. Das Patent zum Konsistorialrat beim Hofgericht zu Stargardt für Bernd Friedrich Graf von Enckevort

7. Das Werk über die Familien von Enckevort geschrieben von Eduard Friedrich Graf von Enckevort.

8. Der Pass von Berndt Friedrich II. Graf von Enckevort, eigenhändig vom König unterschrieben.

9. Das Modell vom Schloss Vogelsang, eigenhändig von Eduard Friedrich Graf von Enckevort entworfen, geschnitzt und zusammengesetzt.

10. Eine Kopie vom Tagebuch über die Feldzüge nach Frankreich von Albrecht Ferdinand Friedrich Graf von Enckevort.

11. Zum Schloss gehörend eine Dampfjacht.

12. Die Konsenserklärung von Bernhard Heinrich Graf von Enckevort.

13. Ein Separationsreceß zur Lehnsmutung von Bernd Friedrich Graf von Enckevort vom11.03. 1788.

14. Die Abschrift über den Ritterstand für Gottfried Enckevort vom 24.02.1530.

15. Eine Abschrift über das Freiherren-Diplom für Adrian von Enckevort vom 13.03.1635.

16. Die Abschrift des Grafendiplom für Adrian von Enckevort vom 15.11.1658.

17. Eine Abschrift über das Adelsdiplom für Daniel von Enckevort vom 16.02. 1663.

18. Die Abschrift der Adelsbestätigung für Daniel von Enckevort vom 18. 01. 1665.

19. Eine Abschrift der Disposition der Herrschaft Gravenegg von 20.12. 1696 mit der kaiserlichen Bestätigung vom 26.03.1706 in Wien.

20. Das Flugblatt von Eduard Graf von Enckevort von 1848.

Wie man sieht hatte Schloss Vogelsang sehr viele erhaltenswerte Erinnerungen, welche leider 1934 durch die Zwangsversteigerung veräußert wurden oder einer Seitenlinie der Grafen von Enckevort zu fielen.

Dieses schöne alte Schloss hat im Laufe seiner Jahre so viel erlebt, sodass es wünschenswert gewesen wäre, die Erinnerungen noch besser hervorzuheben.

Nachdem der letzte Schlossbesitzer Eduard Friedrich von Enckevort im Jahr 1914, also im 1. Weltkrieg fiel, konnten es seine Söhne Bernd Bogislav und Waldemar nicht halten. Es wurde 1934 versteigert.

Daraus wurde 1934 ein Landschulheim und dem Reichsbund der Deutschen Beamten übergeben. Dieses eröffnete ein Schulungslager mit dem Namen „Franz-Schwede-Coburg-Beamtenlager“. Es war ein NS-Beamtenschulungslager und wurde großzügig ausgestattet. In dieser Zeit begann man den bisher noch nicht vorhandenen Strand einzuzäunen und als Badestrand herzurichten. Der Strand war ausschließlich nur für die Insassen vom Beamtenlager gedacht. Am 19.05.1946 wurde aus diesem ehemaligen Beamtenlager dann das „August-Bebel-Kinderheim“. Wo nun von 1945 bis 1952 zuerst fast nur Waisen untergebracht wurden, welche in der Schule Vogelsang am Unterricht teilnahmen. Ab 1952 wurden hier verhaltensgestörte Kinder untergebracht. Auch diese gingen in die Vogelsanger Schule. Ab 1953 hatten diese Kinder ihre eigene Schule im Kinderheim. Wiederum ab 1956 gab es dann ein normales Kinderheim mit der Teilnahme an der Vogelsanger Schule. Mit der Errichtung eines Hilfsschulheims ab 1969 wurde wieder für diese Kinder im Schloss Unterricht gegeben. Die neue Schule kam ab 1973, damit gab es für die 100 Kinder 12 neue Klassenräume und 13 Lehrer. Dazu erhielten sie einen neuen Sportplatz auf dem Heimgelände unter der tatkräftigen Hilfe des Lehrers Klaus-Peter Moews.

Im Jahr 1993 wurde das Kinderheim leider aufgelöst. Waren es Kostengründe oder war dieses bisher vorbildlich geführte Kinderheim nicht mehr Systemgerecht. Den Kindern in diesem Heim ging es gut, es fehlte ihnen an nichts und es gab auch Jahre danach keine Beschwerden. Es gab zwei Treffen (2014 und 2015) der ehemaligen Heimkinder. Diese wurden vom Ortlieb Rauschenbach organisiert. Er war selber hier ab 1948 Heimkind. Viele ehemalige Heimkinder kamen zu den Treffen aber auch einige ehemalige Lehrer. Was gab es nicht alles für die Heimkinder. Sie hatten als eine der Ersten im Ort Vogelsang einen Fernseher, Arbeitsgemeinschaften, einen Klubraum, ein Pionierzimmer, eine Turnhalle, einen kleinen Tierpark und einen Sportplatz. Die einstimmige Meinung beim Treffen der ehemaligen Heimkinder war: „Uns ging es hier gut und es stimmt nicht, dass die Heime in der DDR nur schlecht waren!“

Vom Schloss sind wir dann in Richtung Kanal auf einer neu angelegten Straße (früher gab es hier nur den ausgetretenen Wiesenweg und rechts daneben den kleinen schlammigen Graben) gefahren. Die neue Straße (Kanalweg) lässt sich gut befahren, es darf nur kein Auto entgegenkommen. Eine Ausweichmöglichkeit gibt es leider nicht. Still und ruhig empfing uns der Kanal, nur ein paar aufgeschreckte Enten flogen schnatternd davon. Die Wiese vor dem Kanalende, welche früher durch die GST-Schule-Vogelsang als Segelstützpunkt genutzt wurde und hier manchmal auch im Sommer Schulklassen zelteten, ist nun zugewachsen und etwas sumpfig. Dieser Teil des Kanalendes, in dem sich die Sonne schön wieder spiegelte und auch der Rest des Kanals bis zum Damm wächst langsam zu. Leider ging es diesem Kanal genauso, wie es der DDR erging, er wurde von der restlichen Welt abgeschnitten. Man hat ohne auf die im Kanal lebenden Tierwelt Rücksicht zunehmen, ihn durch einen künstlichen Damm vom Haff abgeschnitten. Welch ein Frevel!

Mir kommen all die Erinnerungen wieder hoch, welche an diesem Kanal hingen.

Nicht nur, dass eine Feldbahn täglich Steine zum Kanal beförderte und fleißige Arbeiter für einen kargen Lohn das Verladen der Steine in Lastkähne verrichten mussten, sondern auch die Mühen der Kinder vom GST-Segelverein der Schule Vogelsang, die sich mit eigenen Händen ein Seglerheim schufen. Alles das gibt es nicht mehr! Weiter auf der schmalen Straße fuhren wir zum Kanalkopf. Am zweiten Damm hielten wir an. Mir kam gar nicht in Erinnerung, dass man zwei Dämme errichtet hatte, um den Kanal abzutrennen. Es gibt also nicht nur den abgetrennten Kanal, sondern auch noch das kleine Zwischenstück zwischen den beiden Dämmen. Welchen Sinn hatte dies eigentlich? An den Hochwasserschutz kann es nicht gelegen haben, dazu war der zweite Damm zu schwach errichtet worden. Nun hat sich wohl in diesem kleinen Teil ein Biber eingerichtet. Er betrachtet diesen Teil des Kanals als seine Heimat, dazu gehören natürlich auch die umher stehenden Bäume, welche er bestimmt mit aller Freude zu fällen begann. Die Spuren seiner starken Zähne konnte man überall bewundern. Jetzt kann man mitten im kleinen Wäldchen parken, was früher nicht möglich war.

Es mag ja bequem für einige Strandbesucher sein aber erholsam für die anderen bestimmt nicht, ständig von den an- und abfahrenden Autos die Abgase, einzuatmen. Am Kanalkopf hat nun der Segelklub sein Domizil aufgeschlagen. Alles ist dafür eingezäunt und hermetisch abgeriegelt worden. Es mag vielleicht notwendig erscheinen aber der Gang zum Kanal und Kanalkopf ist dadurch verwehrt und den schönen Blick hinüber nach Kamminke kann man schon gar nicht genießen. Den Besuchern wird es nicht erfreuen. Den Strand selber, mit seinem rechts und links immer wieder kommenden Schilfgürtel und den säuselnden leichten Wellen, den weißen Strandsand und der einsamen einladenden Bank und den im Hintergrund hochgewachsenen Bäumen, ist naturnah geblieben. Aber die alten, noch in der DDR-Zeit, errichteten Toiletten, sind bestimmt den neuen Bestimmungen gewichen. Als eine angenehme Erneuerung sticht der neue Strandpavillon sofort ins Auge. Hoffentlich wird er nicht nur zu den jährlichen Strandfesten genutzt. (Leider soll er nun im Jahr 2020 abgerissen werden!)

Das alte ruhige Haff lag müde vor aus ausgestreckt, als wollte es sagen, ich erhole mich noch bis zu den Sommerferien. Was ich vermisst habe zu diesem Zeitpunkt, es war zu ruhig hier. Kein tuckerndes einsames Fischerboot war weit und breit zu sehen. Kein weißes Segel blickte im Licht. Leider konnte man auch nicht in der Ferne die weißen Berge von Kamminke sehen, es war zu diesig. Immer, wenn ich hier am Strand lag, hatte ich es mir vorgenommen, einmal nach Usedom zu fahren, nach Kamminke. Von der Stelle, welche ich hier vom Strand Vogelsang sah, wollte ich von Kamminke hierherschauen. Es mussten fast fünfzig Jahre vergehen, dass wir mit unserem Enkel dort waren und ich dann an der Stelle im Ort Kamminke in Richtung des Strandes von Vogelsang schauen konnte. Das Wetter spielte aber an diesem Tag auch nicht so richtig mit und den Strand von Vogelsang sah ich überhaupt nicht.

In den Sommermonaten gehörte der Strand uns, den damals unzertrennlichen Vier. Jeder hatte eine Decke, das Kofferradio brachte der Käptn mit und so lagen wir bis am Abend im Sand.

Vom Strand aus fuhren wir auf dem Bültengang (oder auch Warsiner Strandweg genannt) weiter zum Fischerhafen von Warsin. Vorbei an den links liegenden Haffwiesen. Sie kamen mir in meiner Jugend, wenn sie zugefroren waren, eigentlich größer vor. Hier stand das Wasser nur knietief und nach ein paar Tagen Frost gab es eine herrliche Eisfläche. Das davor vorhandene Schilf hatte man schon rechtzeitig geerntet. Nach rechts konnte man vom Damm aus bis zum Schloss sehen. Es sah aus, als wenn diese Wiesen langsam versumpften. Einige Störche wateten durch kleine Pfützen und suchten nach Nahrung. Unser nächster Halt war der Fischerhafen. Genau am Eingang hatte man ein neues Pumpwerk errichtet, das jetzt die Gräben, welche bis nach Luckow führten, entwässern sollte. Das alte Pumpwerk hatte man am Kanal ja stillgelegt. Ich glaube, ich war vorher noch nie an diesem Fischerhafen von Warsin gewesen. In der Nähe vom Pumpwerk hatten wir das Auto abgestellt und sind dann hin gegangen. Früher habe ich, wenn ich vom Strand zum Kino nach Warsin gegangen bin, nur die zum Trocknen aufgehängten Fischernetze gesehen und auch ein paar Fischerhütten lugten zwischen dem hohen Schilf hervor. Wenn der Wind vom Haff herkam, zog ein herber Teergeruch vermischt mit Gestank von Fischen herüber. Dann beschleunigten wir alle immer unsere Schritte, um dem zu entgehen.

Wir waren beiden sehr überrascht und zugleich erfreut, was dieser alte verschlafene und etwas unaufgeräumte Fischerhafen, so zu bieten hatte. Ruhe, Unentdecktes und einen herrlichen ungestörten Blick über das Haff. Für die, sich hier möglicherweise niedergelassenen Wasservögel, war es bestimmt ein Glücksgriff, dass bisher nicht so viele Besucher den Weg hierher fanden. Völlig ungezwungen schwammen sie in kurzer Entfernung auf dem Wasser. Nur gelegentlich sahen sie zu uns hinüber. Bisher waren bestimmt nicht viele Menschen hier gewesen und ob es noch einen Berufsfischer hier gibt, konnten wir nicht feststellen. Zahlreiche, ich war überrascht wie viele, Fischerbuden schienen leer zu sein und auch viele alte Fischerutensilien standen herum. Ein paar Fischerbuden schienen aber noch besetzt zu sein, vermutlich kommen noch ein paar Rentner, welche früher selber gefischt haben, noch hier her, so sah es jedenfalls aus. Sie werden wohl ihren wohlverdienten Feierabend als Rentner hier verbringen und in alten Erinnerungen schwelgen. Gönnen wir es ihnen und bewahren den alten Fischerhafen, mit seinen teilweisen windschiefen Hütten, den alten schon teilweisen morschen Kähnen, den stinkenden sich im Wind windenden Fischernetzen und sonstigen Utensilien, so wie er jetzt ist. Ein besseres Kleinod wird man an dieser Stelle nicht finden. Man muss es für die nächste Generation erhalten. Eine aufmerksame, vielleicht auch einsame Katze lief uns immer auf dem Rückweg hinterher. Sie ließ sich nicht abwimmeln und wollte bestimmt mitfahren. Auf dem Damm hätte man eigentlich noch weiterfahren können, vielleicht bis zum Stichgraben vom Fischer Thurow. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad entlang dieser Küste zu fahren, könnte ein Erlebnis sein. Links das ruhige Haff und die leicht an das Ufer schlagenden Wellen und rechts die pure Natur.

Auf dem alten Wiesenweg ging es dann weiter zu den ersten Häusern von Warsin, welche hier noch relativ neu erstanden sind. Auf der Dorfstraße angekommen, fällt einem links gleich das hohe leerstehende Haus auf. Zur damaligen Zeit als „Schwarzer Adler“ ein bekanntes Wirtshaus, von den Einheimischen und den Urlaubern gerne besucht, heute leider nicht mehr im Gebrauch. So still und stumm steht es, die anderen Häuser überragend, da. Trotzig und einladend war es einmal, nun traurig und verlegen, seine besten Jahre schon hinter sich lassend. Es ist schon beklagenswert, dass es in einem Dorf nicht einmal mehr eine Gaststätte gibt. Einen kleinen Anstieg hinauf und fast am Ende stand damals unsere alte Schule Warsin. Noch vor der Schule auf der linken Straßenseite war das Wohnhaus der Familie Ronft, hier wohnte der Käptn, wenn er auf Urlaub kam. Wer zählt all die Kinder, darunter auch ich, welche hier eingeschult und die ersten Jahre zur Schule gegangen sind.

Wie viel Kinderlachen in all den Pausen zum Nachbarn der Familie Harder herüber schwollen, welche sich bestimmt nach Ruhe sehnten. Gerade wenn die ersten Klassen immer wieder das bekannte Lied sang.

„1. Unsre Katz heißt Mohrle,

hat ein schwarzes Ohrle,

hat ein schwarzes Fell.

Und wenn es was zu schleckern gibt,

dann ist sie gleich zur Stell.

2. Unsre Katz heißt Mohrle,

hat ein schwarzes Ohrle,

Augen, die sind grün.

Und wenn es abends dunkel wird,

dann fang’n sie an zu glüh’n.

3. Unsre Katz heißt Mohrle,

hat ein schwarzes Ohrle,

Pfötchen, die sind weich.

Und wenn das Kind im Schlafe liegt,

dann schnurrt sie durch ihr Reich.“

Alle Kinder sangen mit holpriger Stimme aber aus voller Kehle. Nur kurze Zeit später musste die alte Dorfschule Warsin, der neu erbauten Schule in Vogelsang weichen und nun gibt es auch diese Schule in Vogelsang nicht mehr.

Keine Einschulung, kein Kinderlachen in den Pausen und auch kein Gesang mehr. Die Kinder sind jetzt die meiste Zeit auswärts und im Ort nur noch Gast. Oh Vogelsang-Warsin, wie hast du dich verändert? Zum Besten?

Früher duckte sich das alte Fischerhaus Thurow, das letzte Haus auf dieser Seite von Warsin, als wollte es sich verstecken. Ja bis sich die beiden Lehrerinnen Gude und Hartmann je ein eigenes Haus dahinter bauten. Ein Holzbau, das Fischerhaus Thurow, das schon lange hier steht und wohl noch die nächsten hundert Jahre hier noch erleben wird.

Hier wollten wir mit dem Auto bis zum Stichgraben fahren. Wir kamen nur bis zum letzten neugebauten Haus, das hier unten auf der linken Seite stand. Der dann folgende Weg, sah nicht so aus, dass man ihn gefahrlos befahren konnte und ob es dann dort eine Wendeschleife gibt. So fuhren wir wieder zurück. Wir fuhren auch nicht durch den alten Waldweg in Richtung früherer Sportplatz und ehemaligen GST-Schießstand. Er sah mir zugewachsen und unpassierbar aus. Warsin hatte einmal eine Fußballmannschaft. Wenn sie vielleicht auch nicht gut spielen konnte aber oftmals gab es am Sonntag hier auf den Platz Spiele und das halbe Dorf hat zugesehen. Auch der ehemalige GST-Schießstand gleich hinter dem Sportplatz, welche die GST-Grundorganisation Vogelsang sich selber erbaut hat, war jeden Sonntagvormittag ein beliebter Treffpunkt. Beides gibt es nun lange nicht mehr. Diesen freien Platz hätte man gut nutzen können, um vielleicht hier wieder Sport zu treiben.

Nun ging es wieder zurück, vorbei am „Schwarzen Adler“, der seine Flügel traurig herunterhängen ließ und dem alten Spritzenhaus. Das hier immer noch unbenutzt steht und sich bestimmt eine bessere Verwendung gewünscht hätte. Vorbei ging es auch an dem alten Gemeindesaal. In dessen Vorderhaus eine Verkaufsstelle eingerichtet und gegenüber die Dorf-Bäckerei war. Wie herrlich schön roch das neu gekaufte Brot und lockte zum Hereinbeißen. Was hat der alte Gemeindesaal nicht alles erlebt. Unzählige Kinoveranstaltungen, im Sommer sogar dreimal in der Woche Kino und dann auch noch dreimal am Tag, erster Mai-Feiern, Kinderfasching, Erntefeste und vieles andere mehr. Das ganze Dorf war dann auf den Beinen, wenn hier eine Kapelle aufspielte. Ebenso fand die Bibliothek unter der Leitung vom Musiklehrer Herrn Hübsch das Interesse vieler im Ort. Daneben gab es auch einen Raum für die FDJ-Jugend im Ort. Das ist nun lange her und jetzt wirken der Vorplatz und auch der Gemeindesaal sehr verlassen und zweckentfremdend genutzt. Schade ist es auch um das kleine Wäldchen gleich hinter dem Gemeindesaal. Übrigens war die Toilette außerhalb vom Saal. Den man somit verlassen musste, um die Toilette aufzusuchen. Schnell fahren wir über den Damm und von hier noch einen Blick in Richtung Haff werfend und auf den großen Graben, der sich wie eine Ader zwischen den zahlreichen Wiesen bis Luckow hin durchzog. Kleine Fische schwommen munter darin.

Der damalige, mir noch länger vorkommende Damm, hinterlässt bei mir immer noch unangenehme Erinnerungen. So manche stürmischen Wintertage musste ich hier durch den hohen Schnee in Richtung der Schule Warsin waten und dabei pfiff der eisige unaufhaltsame Wind aus Richtung Haff.

Vor dem Friedhof Vogelsang hielten wir an. Gegenüber war jahrelang das ehemalige Gemeindebüro mit der davorstehenden Bekanntmachungstafel. Hier hingen nicht nur die neuesten Dorfnachrichten, sondern auch die neuesten Filmankündigungen.

Der Friedhof von Vogelsang wurde 1828 auf Geheiß von Carl Friedrich Heinrich Graf von Enckevort errichtet. Dieser Friedhof hat schon etwas besonderes, denn der Grundriss vom Eingangstor bildet ein um 22 Grad verschobenes Rechteck und eine steile Treppe ermöglichte einen Ausblick aus der Höhe. Hier wurden zahlreiche Grafen von Enckevort vom Schloss Vogelsang begraben. Hier liegt aber auch das sagenumwobene Grab von Oswald Graf von Rittberg. Eigentlich wollte ich das Grab meiner Großeltern Marie und Wilhelm Rübling suchen. Die Grabstelle war ja schon seit Jahren aufgelöst und es war schwierig, die alte Stelle des Grabes wieder zu finden. Es ist leider schon alles eingeebnet und wieder benutzt worden war. Bei einem Rundgang über den Friedhof konnte ich mir, bei vielen der Inschriften auf den Grabsteinen, noch an die Personen erinnern. Der Friedhof spiegelt immer die ehemaligen Einwohner eines Ortes wider. Es war Karl Gottlob Graf von Enckevort, der Stifter der Vogelsanger Linie, der das Schloss Vogelsang zum Hauptsitz der Brandenburgisch-Pommerschen Linie bestimmte. Auf diesen Friedhof wurden von dem Zeitpunkt der Erbauung 1828 bis 1935 nachweislich 7 Grafen von Enckevort, teilweise mit ihren Ehefrauen und 7 gräfliche Kinder beigesetzt. Ihre Särge lagen teilweise in der Familiengruft oder im Grab (Adrian Bernd Friedrich Graf von Enckevort und seine Frau Hildegard Gräfin von Enckevort).

Ein weiteres gräfliches Grab befindet sich direkt an der Friedhofsmauer, das sagenumwobene Graf von Oswald Graf von Rittberg. Über ihn erzählt man sich mystische Geschichten, zumal er in fast keinen Ahnennachweis der Grafen von Rittberg auftaucht und auch auf dem Grabstein kein Grafentitel vorhanden ist. Weiterhin ist seine Grabstätte deshalb so bemerkenswert, da sie entfernt von den anderen gräflichen Gräbern und direkt an der Friedhofsmauer sich befindet. Auch sollte man bemerken, Oswald Graf von Rittberg hat nicht auf dem Schloss Vogelsang gewohnt. Hier wohnten seine Großeltern Eduard Friedrich Graf von Enckevort und seine Ehefrau Luise Alexandrine Gräfin von Enckevort (geb. von Balcke) und sein Onkel. Die Mutter von Oswald Graf von Rittberg war Hedwig Luise Emma Gräfin von Enckevort (verh. Gräfin von Rittberg und 1. Kind von Eduard Friedrich Graf von Enckevort).

Diese gräflichen Gräber sollten besser vermarktet werden und auch die Geschichte über den Grafen von Rittberg. Noch ist es dem Zufall überlassen, diese Gräber zu entdecken und ihre Geschichte zu erfahren.

Neben dem Friedhof befand sich die erste Schule von Vogelsang, in der auch mein Bruder Heinz Neumann gegangen ist.

Weiter durch Kleinvogelsang (so nannte man diesen Teil von Vogelsang) kommt man am Ende zum ehemaligen Bauernhof der Familie Mroz, dass jetzt als Müllerhaus bezeichnet wird. So soll es somit seiner Vergangenheit besser gerecht werden. Das Haus gegenüber, die alte Dorfschmiede, ist leider schon vor einiger Zeit als Wohnhaus umgebaut worden. Diese beiden Häuser und auch der ehemalige Platz der Mühle könnte man besser hervorheben.

Der neu angelegte Radweg von Ueckermünde über Bellin nach Vogelsang-Warsin und dann weiter nach Altwarp lockt zwar die Besucher hierher, lädt sie aber nicht zum weiteren Verweilen ein. Ja, man muss schon etwas tun, um die Besucher hier länger zu halten. Nur Natur, ohne touristische Attraktionen, wird auf die Dauer nicht reichen und so wird Vogelsang-Warsin nur eine Durchgangsstation bleiben. Man könnte zu mindestens Hinweisschilder für das Müllerhaus, den gräflichen Grabstätten und das Schloss aufstellen.

Es sei denn, man will es so und die Touristen sollen vorbeifahren, hier nicht verweilen und auch nichts entdecken.

Noch bei der alten Schmiede konnte ich über die kleine Wiese die ehemalige Dorfgaststätte sehen. Sie steht nun aber nicht mehr als Gaststätte und Konsum, sondern jetzt als Wohnhaus. Natürlich kann man die jetzigen Besitzer verstehen, wer will schon so eingeengt in seinem eigenen Haus wohnen. Aber ohne eine Einkaufsmöglichkeit und ohne eine Dorfgaststätte nimmt man dem Dorf Vogelsang die Seele.

Weiter ging es über die holprige Dorfstraße in Richtung Schweineberg. Diese alte Dorfstraße, mag sie noch so laut klingen, gehört nun einmal zum alten Dorfkern von Vogelsang und ist ein Teil der Dorfgeschichte. Die alten teilweise noch mit Reet bedeckten Häuser mit ihren Vorgärten und den dazugehörenden Stallungen bilden nun einmal das alte Dorf Vogelsang. Zu ihnen gehören die alte Stellmacherei, die alte Post, das alte Forsthaus, die Gemeindeschwesterstation, die alten Bauernhäuser und das ehemalige Schnitterhaus. Will man den Dorfkern erhalten, so muss man auch die alten Häuser im Ursprung erhalten, sie bewohnen und auch die holprige Straße bestehen lassen. (Man könnte aber auch die alten Steine durch glattere dem Dorfcharakter entsprechende ersetzen. So macht es keinen Sinn und ist auch nicht interessant für Touristen. Wenn jedes Haus genauso aussieht, wie in der Heimat, warum soll man sich dann hier umsehen. Wenn es keinen Wiedererkennungswert und nicht etwas besonderes diesen Ort auszeichnet, wenn man nichts entdecken kann, ja was soll dann auch noch in Erinnerung bleiben. In meinen Erinnerungen wird immer die alte krumme Straße, die alten Kastanien und Linden, die so herrlich in der Blüte dufteten und die alten Höfe mit ihren Ecken und Winkeln bleiben.

Eine nur teilweise Nutzung der jetzigen Häuser, verbunden mit teilweisen Umbauten und ein wilder Wuchs von Bäumen, gehört auf jeden Fall nicht dazu. Es gibt keinen Hinweis auf all die kleinen Gewerke, welche sich hier niedergelassen hatten, keinen Hinweis darauf, welche Bauern hier ihren Hof hatten und wie es früher hier ausgesehen hat. Der gute alte geheimnisvolle Schweineberg, an dem auch so viele Erinnerungen hängen, sieht nicht mehr so gepflegt aus. In dessen kleinen Wäldchen am Hang in Richtung Luckow, haben ganze Scharen der Dorfjungen einem älteren Herrn und seiner Freundin nachgeschnüffelt. Vielleicht erinnert man sich noch daran?

Auch die Schule, welche sich von einer Grundschule über Zentralschule zur zehnklassigen Oberschule sich hochgearbeitet hatte und ganze Generationen von Kindern ein Hort des Lernens und der sinnvollen Freizeitbeschäftigung war, existiert nicht mehr. Scheinbar ist es heutzutage besser, die Kinder planlos durch die Gegend fahren zu lassen, als wenigsten in jedem Ort eine Grundschule zu haben. Man mag es gar nicht glauben aber von den vielen Schulräumen existieren nur noch wenige. Mit dem Multi-Haus hat man aber etwas besonderes geschaffen. Diese Idee und die Umsetzung zeigen auch, dass man auch etwas sinnvolles Neues schaffen kann.

Ich war jedenfalls sehr angetan von den neuen Räumlichkeiten. Weiter ging es in Richtung alte Ziegelei. Hier erinnert nun fast nichts mehr an die ehemalige Ziegelei, außer das umgebaute ehemalige Maschinenhaus, das jetzt ein Wohnhaus ist.

Die drei Teiche, ehemalige Tongruben, entdeckt man nur, wenn man weiß, wo man suchen muss. Hier am Waldrand, wo meine Mutter zuletzt gewohnt hat und wo sie ihren kleinen Garten auf der anderen Straßenseite liebevoll gepflegt hat, haben wir umgedreht. Diese Fläche ist zugewachsen und es gibt auch keinen Wegweiser zum kleinen Pfad über den Großmutterpfuhl, immer am Waldrand entlang, nach Luckow. Dieser endete am Dorfrand von Luckow in Richtung Eggesin. Wir sind umgedreht und in Richtung Balzerschen Gut gefahren.

Schon in der Einfahrt sah man, dass der ehemalige Bauernhof Göll brach daliegt. Von der alten Jauchegrube mit Jauchepumpe existiert nichts mehr. Die alte Kastanie auf dem ehemaligen Eiskeller ist umgefallen und der Eiskeller, welche immer intakt war, ist jetzt eingefallen. Ein trostloser Anblick. Biegt man den Weg zum ehemaligen Gutplatz ein, wird es noch schlimmer. Das kleine Häuschen, ehemals LPG- und Kohlehandel-Büro, wo meine Großmutter jahrelang sauber gemacht und rings um das Haus eine immer blühende Blumenrabatte angelegt hatte, ist gelinde gesagt eine Ruine. Wenn man mit dem Fuß etwas scharrt, kommen noch einige Kohlekrumen vom ehemaligen Kohleberg hervor. Hier konnte man die Einkellerungs-Briketts kaufen. Man sieht noch die ehemaligen Reste der großen Waage und den linken Flügel der langen Scheune, der eingefallen und sich langsam zum Boden senkt. Touristen werden sich hier nicht verirren und wenn ja, dann werden sie schleunigst wieder umkehren. Etwas Besonderes hat man sich einfallen lassen. Ein Maschendrathzaun trennt jetzt den alten Vorplatz vom Gutshaus. Der ehemalige repräsentative Eingang zum Gutshaus existiert nicht mehr, besser gesagt man hat ihn totgelegt und jetzt gibt es einen Eingang vom alten Garten aus. Eine grandiose Leistung, abschreckender hätte man es nicht machen können. Sogar den alten Dreschplatz kann man nicht mehr begehen. Fabelhaft! So gibt es nichts, was hier noch attraktiv sein könnte. Vielleicht findet man noch die alte Inschrift von dem ehemaligen Gutsherr Balz auf dem Vorplatz. Man muss aber den darüber gewehten Sand mit dem Fuß wegscharren.

Wir sind enttäuscht umgedreht!

Die einzige Einkaufsstätte, welche Vogelsang noch hat, ist das letzte Haus auf der linken Seite in Richtung Luckow, die ehemalige Bauernwirtschaft Haupt.

Man muss der Betreiberin Frau Inge Müller ein großes Lob für ihren Früh- und Spätverkauf aussprechen, dass sie es geschaffen hat, wenigstens diese eine Möglichkeit aufzubauen und auch all die Jahre durchzuhalten.

Der Weg nach Luckow, vorbei an der Eckernbucht und den jetzt noch stehenden drei Eichen, ist dank der neuen Straße gut zu bewältigen. Das etwas verschlafen wirkende lang gezogene Bauerndorf Luckow, wirkte an diesem Tag wie ausgestorben, lag es daran, dass es noch relativ früh war oder woran?

Einmal nach rechts durch das ganze Dorf bis Ende, vorbei an dem ehemaligen Gasthof mit Saal und einem Friseurgeschäft. Es hat schon lange die guten Zeiten hinter sich und zeigt sich einsam und verlassen. Das damalige kulturelle Zentrum, so empfand ich es, ist dem Zerfall preisgegeben. Und nun fuhren wir in die andere Richtung. Auf der linken Seite war eine für mich neue Gaststätte und sowie kleine Geschäfte, wie Blumenverkauf und Töpferei. Von einiger Entfernung kann man schon die historische evangelische Kirche von Luckow sehen. Hier ging ich jahrelang zum Religionsunterricht, besser gesagt in das Pfarrhaus gleich nebenan und am Sonntagvormittag zum Kindergottesdienst. Ich hätte mir diese Kirche gerne noch einmal von innen angesehen, denn ich glaube, seit meinem letzten Kindergottesdienst, habe ich sie nie mehr besucht. Immer mit dem Fahrrad fahrend bin ich den linken (von den drei nach Luckow führenden Wegen) gefahren. Es standen Schleehensträucher am Rand und der Weg war durch Pferdewagen sehr ausgefahren. Man musste schon aufpassen, dass man nicht in den ausgefahrenen Rinnen kam und dann noch hinfiel. Die Kirche war leider geschlossen. Nun war es aber noch fast Winter und sehr kalt. Ich hoffe doch, dass man in der wärmeren Jahreszeit sie geöffnet hat. Hier soll Bernd Friedrich I. Graf von Enckevort (26.09. 1684 bis 09.03.1755) und Herr auf Vogelsang, Warsin, Luckow, Mönckeberg, sowie Berndshof und Karlshof begraben worden sein. Hier war auch Eduard Friedrich Graf von Enckevort (27.09.1808 bis 11.05.1883) der Patron der Kirche zu Luckow und soll hier gelegentlich von der Kanzel gepredigt haben. Nachdem wir nicht hineindurften und auch das Pfarrhaus nicht geöffnet und auch keinen guten Eindruck hinterließ, fuhren wir weiter in Richtung Rieth. An den privaten botanischen Garten von Christiansberg fuhren wir vorbei. Erstens, weil wir hier schon mehrmals waren, wobei man immer wieder hierherfahren könnte und auch etwas Neues entdecken könnte und Zweitens zu dieser Jahreszeit es vielleicht nicht so viel zu entdecken gab. Aber Hochachtung vor den beiden unentwegten Gründern. Sie haben wirklich etwas, in dieser sonst einsamen Gegend, Einmaliges und mit viel Fleiß geschaffen, was man nur bewundern kann. Man muss es gesehen haben!

Das Dorf Rieth, was ich bisher noch nie gesehen hatte, hat uns positiv überrascht. Dieses Dorf, was von allen umherliegenden Orten relativ weit entfernt liegt und dazu noch auf der einen Seite durch die Grenze nach Polen abgeschnitten ist, hat sich den Charme eines Fischerortes bewahrt aber sich auch schon dem schrittweise Neuen geöffnet. Die Straße dahin von dem Ort Ahlbeck bis Rieth war zur damaligen Zeit noch Kopfsteinpflaster. Ein schnelleres Fahren war also nicht möglich. Sein Kleinod, die einfachen Fachwerkhäuser und der herrliche Ausblick vom Fischerhafen auf das Haff und nicht zu vergessen die immer noch intakte Natur ringsherum, ziehen einem förmlich an. Sehr interessant fand ich die Informationstafel am Fischerhafen zur Insel „Riether Werder“. Ein Besuch dieser, wenn auch nur in begrenzten Maßen, würde für Einheimische und auch Touristen bestimmt erlebnisreich sein. Riether Werder, diese im Oderhaff gelegene Insel, erwähnte man schon 1252. Der damalige Herzog Barnim I. verschenkte sie dem Kloster Eldena. Sie wurde zur Landwirtschaft genutzt und nach 1945 das Land an drei Neubauern verteilt. Ab 1958 wurden Kühe der LPG Luckow zur Weide auf die Insel transportiert. Dies geschah immer im Sommerhalbjahr aber die Versorgung war schwierig. Es wohnten bis 1962 sogar Leute hier. Diese zogen nach einiger Zeit wieder weg und die landwirtschaftliche Nutzung wurde langsam eingestellt. Ab 1960 nistete sich hier eine große Lachmövenkolonie ein. Heute ist die Insel eine Vogelschutzinsel und man darf sie nicht betreten, nur zur Jagd ist es aber erlaubt.

Zum benachbarten Polen am Ende des Dorfes, wobei wir schon dachten hier wäre der Ort zu Ende, führte aber immer noch ein Weg weiter. Diesen konnte man auch mit dem Auto befahren und am Ende sogar wieder wenden, führte ein grenzübergreifender Fahrradweg weiter. Mit dem Fahrrad wäre es bestimmt sehr interessant gewesen, hier weiter bis nach Albrechtsdorf, einem Ortsteil von Neuwarp, zu fahren. Hier befindet sich das Gutshaus Albrechtsdorf, das zeitweise zum Schloss Vogelsang gehörte. Es wurde am 14.09.1766 für 20 000 Taler von Gotthilf Christian Graf von Enckevort (24.05.1733 Vogelsang bis 1790 Nemitz) gekauft. Der Verkäufer war Oberst Karl Heinrich von Wedel (1661 bis 13.07.1731), der spätere Kriegsminister des Königs Friedrich II. (genannt „Friedrich der Große“ oder auch „Der Alte Fritz“) ab 27.01.1761 im Rang eines Generalleutnants. Er war Landrat in der Uckermark und diente im Leibregiment des Königs (Nr. 6) und später im Infanterieregiment von Kleist (Nr.26). Er wohnte auf dem Schloss Göritz in der Uckermark. Es wurde 1802 wieder verkauft an den Kriegsrat von Hill, um dann 1835 von Carl Friedrich Heinrich Graf von Enckevort (14.02. 1762 Vogelsang bis 06.05. 1835 Vogelsang) für 45 000 Taler wieder zurückgekauft zu werden. Das Gut Albrechtsdorf war seitdem im Besitz der Grafen von Enckevort. Das Schloss Albrechtsdorf wurde von Albrecht Ferdinand Friedrich von Enckevort (18.05.1842 Vogelsang bis 12.11.1903 Berlin beigesetzt in Vogelsang) nach seinen Plänen erbaut. Diese Pläne hatte er vom Schloss, das ihn im Feldzug 1870/71 aufnahm, mitgenommen. Der letzte Besitzer von Albrechtsdorf war 1903 bis 1914 Kurt Eduard Otto Graf von Enckevort. In Neuwarp, nicht weit von Albrechtsdorf entfernt, endete einmal die Randow Bahn, welche von 1906 bis 1945 existierte. Sie begann von Stöven über Hintersee, Rieth und endete in Neuwarp. Albrechtsdorf war früher ein selbständiges Dorf und gehört heute zu Neuwarp.

Im Ort Rieth, gelegen am Oderhaff, gibt es auch ein Schloss, was in privater Hand ist und leider kann man es nicht besichtigen. Der Ort Rieth, ein kleines Fischerdorf, liegt dicht an der polnischen Grenze, direkt am Südufer des Neuwarper Sees. Wer die Ruhe sucht, Radfahren und Wandern möchte, ohne Massen zu begegnen, die Abwechslung von Wäldern, Feldern, Wiesen und Wasser bevorzugt, ist hier richtig.

Rieth wurde schon 1252 in Urkunden erwähnt. War es doch der Pommernherzog Barnim I., welcher diesen Landstrich dem Kloster Eldena schenkte. Danach kam es 1317 in den Besitz des Ritters Nikolaus Bröker, mit vielen anderen Dörfern an der Haffküste unter anderen auch Vogelsang, Warsin, Bellin, Luckow und Albrechtsdorf.

Auch dieses Schloss ist mit dem Hause von Enckevort verbunden. Zumal es auch sehr dicht an der Ortschaft Albrechtsdorf liegt und hier wurde die Tochter von Adrian Bernd Friedrich Graf von Enckevort (17.11.1840 Vogelsang bis 30.12. 1898 Vogelsang) und seiner Frau Martha Johanna von Enckevort (geb. von Borcke aus dem Hause Heinrichshof) Alice Louise Helene von Enckevort am 16.06.1866 geboren. Dieses Schloss war jahrelang im Besitz derer von Bülow. Danach gelangte es in den Besitz des schwedischen Majors Hinrich Anderson. Er wurde in den Adelsstand erhoben und nannte sich danach Hinrich von Riethfeld. Zwischenzeitlich besaß es wieder die Familie Bröker, bis es 1802 Georg Bernhard von Bülow erwarb. Unter Christian von Bülow entstand 1841 das Herrenhaus, ein stattlicher zweigeschossiger Putzbau, neu. 1872 veräußerte Hermann Georg von Bülow das Rittergut für 345.000 Taler an die Kaufleute Samuel und Louis Jaffe aus Posen. Der preußische Staat kaufte später Rieth auf und es entstand eine staatliche Oberförsterei, mit Sitz des Forstamtes im Herrenhaus. Zur DDR-Zeit entstand im Schloss Rieth ein beliebtes Ferienobjekt. Nach der Wende waren hier abwechselnd Akademie, Stiftungswerk und Schullandheim bis es an Private verkauft wurde. Nun gibt es hier Ferienwohnungen im Schloss Rieth.

Eine Dorfstraße mit den alten Linden ausgestattet führt direkt zum Schloss. Auch wenn wir es nicht besichtigen konnten, die zweiläufige Freitreppe zum Eingang im Hochparterre, war von weitem zu sehen. Das klassische Rondell mit Rosen und der Buchsbaumhecken konnte man auch sehen aber der hinter dem Haus sich erstreckende Park, welcher bis an das Ufer des Neuwarper Sees heranreicht, konnte man nur erahnen. Die Dorfkirche entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg neu, 1731 ließ die Familie Bröcker die Kirche restaurieren.

Unser Weg führte jetzt zurück über Karpin nach Eggesin. Hier in Karpin besteht immer noch die Siedlung für die Offiziere und Berufssoldaten der ehemaligen NVA. Diese Einfamilienhäuser aus Holz, welche eigentlich als Reparationsleistungen an die Sowjetunion gebaut worden sind, wurden nach dem Erlassen dieser Reparationen, für die einzelnen Standorte der mechanisierten Bereitschaften der VP im gesamten Kreis Ueckermünde errichtet. Sie lagen im Schutz der Wälder, waren im Sommerhalbjahr sehr angenehm aber im Winterhalbjahr ohne Isolierung unangenehm kalt. Es ist schön, dass sie erhalten geblieben sind. Zeitweise hat hier auch mein Bruder Dieter (Dietrich) gewohnt.

Es ging dann ziemlich schnell und wir erreichten mit einigen kleinen Pausen wieder Halberstadt.

Schon von weitem auf der Bundesstraße 81, so ungefähr auf der Höhe hinter der Umgehungsstraße Gröningen, sieht man dann die ersten Spitzen der Türme von Halberstadt.

Jetzt weiß man, Halberstadt ist in Sicht und bald ist man wieder zuhause.

Im Jahr 2021

Werner Neumann

Ich hatte einen Traum!

Nachdem wir wieder gut angekommen waren, alles verstaut hatten und alle Begegnungen, Erlebnisse und Ereignisse gesackt waren, legte ich mich schlafen.

Von der Reise sehr müde gewesen, muss ich wohl gleich eingeschlafen und geträumt haben.

Wir hatten schon das Jahr 2050. Ich fühlte mich körperlich sehr fit und war auch nicht älter geworden, jedenfalls nicht in meinem Traum. Es war einmal wieder soweit und es zog mich zu meinem alten Heimatort Vogelsang-Warsin hin. Es war Frühling, das Wetter war schon sommerlich und die Straßen in einem guten Zustand, also es stand der Reise nichts im Wege.

Schon in Pasewalk, wo ich ja die Autobahn verlassen musste, stand gleich am Ortseingang ein nicht zu übersehender Wegweiser. Darauf stand „Zum Kürassierregiment Königin Pommersches Nr. 2“. Hatte man sich also auf seine alten Traditionen und der ehemaligen Garnisonsstadt Pasewalk besonnen?

Pasewalk war von 1721 bis 1991 mit einigen Unterbrechungen eine Garnisonsstadt.

Ab 1721 gab es hier das Schulenburg-Dragoner-Regiment, was 1819 in das Kürassierregiment Königin Pommersche Nr. 2 umgewandelt wurde. Es gehörte zur 3. Kavallerie-Brigade Stettin und unterstand dem I. Armeekorps Königsberg und gehörte zur Alten Armee. Im Jahr 1879 begann der Bau der Kürassierkaserne in Pasewalk. Nach dem 1. Weltkrieg, in dem zahlreiche Angehörige des Kürassierregiments ihr Leben lassen mussten, wurde es aufgelöst. Im Jahr 1991 verließen die letzten Einheiten der Bundeswehr die Kaserne und somit endete auch hier die Tradition einer Garnisonsstadt.

In diesem Kürassierregiment haben nachweislich mindestens 8 Grafen von Enckevort gedient (auch Oswald Graf von Rittberg, über den noch erzählt wird). Sie hatten in diesem Regiment die Dienstgrade vom Leutnant über Rittmeister und Major bis zum Oberst inne.

Auch wenn man 1997 die Kaserne zum Landratsamt umgebaut hat, so hat man sich doch besonnen und ein kleines Museum eingerichtet.

Weiter auf dem Weg nach Vogelsang fuhren wir in Richtung Viereck.

Dort begegneten wir ein neues Hinweisschild, was wir hier noch nie gesehen hatten und natürlich auch nicht vermutet.

„Zum Luftkurort Vogelsang-Warsin“, auch eine Kilometer-Angabe war eingefügt. Verwundert rieb ich mir meine Augen. Vogelsang-Warsin ist ein Luftkurort geworden? Da muss sich ja in den vergangenen Jahren in diesem Dorf komplett alles verändert haben, denn diese Bezeichnung bekam man ja nicht geschenkt. Zumal es mit der Stadt Ueckermünde ja schon ein Seebad gab. Durch jeden Ort den wir kamen, sei es Torgelow, Eggesin oder Hoppenwalde, standen diese Hinweisschilder.

Von Hoppenwalde (Es wurde 1749 durch Pfälzer gegründet und war seitdem ein katholisches Dorf), wo ein Hinweisschild auch auf die nahe fließende Uecker, als ein besondere Erholungsstelle hinwies, war es nicht weit bis zum alten Bahnhof Ueckermünde. Ich hatte ihn noch als geschlossenen und heruntergekommenen Bahnhof in Erinnerung. Doch was musste ich staunen, er war nicht mehr wiederzuerkennen. Er hatte sich so herausgeputzt und strahlte in seiner alten Bausubstanz, als wäre er neu. Als Bahnhof diente er ja schon lange nicht mehr aber eine Gemeinschaft von Eisenbahnfreunde hatte ihn zu einer motorisierten Draisinenstation umgebaut. Der neu verlegte Schienenstrang führte nach Eggesin über Hoppenwalde und nach Berndshof.

In Eggesin und Hoppenwalde konnte man nach erfolgreicher Ankunft sich stärken und die naheliegende Uecker mit seiner erholsamen Umgebung besuchen und natürlich mit einem Floss weiterfahren. In Berndshof konnte man auch eine Pause einlegen und das ehemalige Herrenhaus der Grafen von Enckevort besichtigen. Dort wartete auch ein kleines Kaffee mit wohlschmeckenden Kuchen auf die Besucher. Dieser Schienenstrang war als Rundkurs angelegt und man brauchte schon einige Zeit um alle Stationen zu erreichen. Entschädigt wurde man durch die herrliche intakte Natur der Umgebung.

Zahlreiche Autos stand auf dem Parkplatz am alten Bahnhof Ueckermünde und viele Besucher warteten am Kasseneingang.

Die, in ehemaligen Eisenbahneruniformen arbeitenden Angestellten, hatten viel zu tun. Alle mussten ja in den Gebrauch der Draisinen eingewiesen werden.

Sehr angetan von dieser Wandlung des Bahnhofs fuhren wir weiter. An der Kreuzung gegenüber der alten Berufsschule lud ein übergroßes Wappen der Grafen von Enckevort zum Besuch der Kirche von Ueckermünde ein. Man wollte in der Kirche daran erinnern, dass sehr viele Töchter der Grafen von Enckevort hier geheiratet haben.

Diese übergroße Darstellung der Wappen der Graven von Enckevort gab es übrigens in allen Orten, in welchen Spuren der Grafen von Enckevort vorhanden waren. So gab es diese Wappen in Pasewalk, Ueckermünde, Berndshof, Bellin, Vogelsang, Rieth, Luckow und Albrechtshof. Alle diese Orte hatten sich in einem Verbund zusammengeschlossen, um das Erbe der Grafen von Enckevort zu bewahren und den Besuchern näher zu bringen.

Alle Herrschaftshäuser und Schlösser, in denen die Grafen einmal gelebt hatten, waren stilgerecht renoviert worden. In allen diesen Häusern konnte man übernachten, sowie beköstigt werden. Alle Kirchen, Friedhöfe und besonders die ehemaligen Gräber waren wieder in einem guten Zustand und zu besichtigen. Überall gab es Hinweisschilder mit Erläuterungen. Von Vogelsang aus gab es extra Buslinien, welche zu allen diesen Orten fuhren. Diese Busse waren mit dem Wappen der Grafen von Enckevort gekennzeichnet und man konnte auch an anderen Orten zu- oder aussteigen. Sie erfreuten sich einer großen Beliebtheit.

Auch an dieser Kreuzung in Ueckermünde war ein Hinweisschild zum Luftkurort Vogelsang-Warsin. Wir fuhren in Richtung Berndshof weiter. Die alte Pension, in der wir damals übernachtet hatten, war frisch renoviert worden und platzte aus allen Nähten. Überall standen Autos mit auswärtigen Nummernschildern und viele Fahrräder gab es zum Ausleihen. Der frühere kleine Parkplatz war übervoll belegt. Dies zeigte an, dass diese Pension doch sehr beliebt war. Ein paar Meter waren es nur bis zum herrschaftlichen Haus der Grafen von Enckevort. Das herrschaftliche Haus hatte sich sehr verändert, wir kannten ja noch seinen damaligen Zustand. Alles war wieder so hergerichtet worden, wie es zur Zeit der Grafen aussah, auch der dazugehörende Garten. Eine Pension und ein kleiner Imbiss verwöhnte alle und vor dem Haus, auf dem schon damals angelegten Rondell, stand die gräfliche Schlossbahn. Sie hatte die Besucher aus den umliegenden Orten, sogar bis von Luckow und Rieth hierhergebracht. Nach einer Zeit der Besichtigung des herrschaftlichen Hauses und einer kleinen Beköstigung bei einer Tasse Kaffe und einem großen Stück von der gräflichen Torte, wurden die Besucher wieder in ihre Quartiere zurückgebracht. Ja, der gesamte Ort Berndshof (früher auch als Hammelstall bezeichnet) hatte sich sehr herausgeputzt und die vielen Besucher taten ihm auch gut. Im Herrschaftshaus der Grafen von Enckevort gab es Fremdenzimmer und ein kleines aber sehr feines Kaffe, den Hammelstall. Die hier bei einem Einwohner des Ortes, ewig stehende und bestimmt verstaubte Kutsche des letzten Grafen von Enckevort, hatte man wieder hervorgeholt und dem Schloss in Vogelsang übergeben.

Es war wieder Zeit aufzubrechen und weiter zu fahren, was zur gleichen Zeit übrigens auch viele Besucher taten. Sie stiegen in die Schlossbahn ein und zuckelte so langsam in Richtung Bellin davon. Auch uns zog es weiter nach Vogelsang. Es dauerte auch nicht so lange und wir erreichten die ersten Häuser von Bellin, besser gesagt Kron Bellin. Hier stand vor langer Zeit noch die Ziegelei Kron Bellin. Auf einer sehr großen Tafel am Straßenrand war die gesamte Anlage der Ziegelei aufgezeichnet worden. So konnte man sich ein genaues Bild von der damaligen Anlage verschaffen. Der damalige Turm des Gutshauses war wiedererrichtet worden und darauf nistete, wie früher, ein Storchenpaar.

Die Dorfstraße hatte man zur damaligen Zeit begradigt aber einen kleinen Teil dieser alten krummen Straße hatte man stehen gelassen. Ein paar alte Häuser, wie die Dorfkneipe und die Fleischerei Freese waren, als wir das letzte Mal hier entlang fuhren schon zerfallen und abgerissen worden. Sie hinterließen nur noch Lücken. Nun sahen wir aber diese Lücken waren geschlossen und alle Häuser hier, hatten ihren alten Zustand wieder. So konnten man hier sehen, wie das alte Bellin einmal ausgesehen hatte. Der Dorfkrug und die alte Fleischerei gab es unter ihren alten Namen wieder. Man hatte dem Druck der alten Einwohner aber noch viel mehr der Touristen nachgegeben, die nicht die gleichen Häuser, wie zu Hause sehen wollten. Sie wollten das Ursprüngliche erleben und besuchten gerne diese kleine Fleischerei, wo die Wurst noch nach Wurst roch oder setzten sich in den alten Dorfkrug und atmeten die Vergangenheit ein. Den ganzen Raum vom Dorfkrug hatte man mit alten Erinnerungsstücken und Bildern ausgeschmückt. Hier fühlten sich alle wohl. Sehr angetan verließen wir diesen alten Teil von Bellin und fuhren weiter am Haffhus vorbei. Hier hatte man schon vor Jahren den Charakter des Dorfes mit einfließen lassen und eine gute Architektur geschaffen. Die rechts daneben liegenden Urlaubersiedlung, welche früher zusammengedrückt erschien, hatte man jetzt ausgedünnt und den daraus entstandenen freien Flächen, der Natur zurückgegeben. Daraus waren jetzt Grünflächen mit gepflegten Blumenbeeten und Bänken, zur aller Zufriedenheit, geworden. Den einst auf der rechten Seite entfernten Fußballplatz, hatte man jetzt auf der linken Seite und etwas tiefer in den Wald und großzügiger gelegt. Alles sah hier gut gepflegt aus und wurde von den zahlreichen Besuchern angenommen. Wir verließen nun Bellin und fuhren erneut an einem Hinweisschild „Luftkurort Vogelsang-Warsin“ mit der nötigen Kilometerangabe vorbei. Kurz nach dem Waldbeginn erschien auf der linken Seite der Eingang zum ehemaligen Schießplatz der NVA.

Dieser wurde durch den Befehl Nr. 147/71 des Ministers für Nationale Verteidigung DDR (Armeegeneral Heinz Hoffmann) zum 1. Dezember 1971 aufgebaut. Er ordnete sich als Flak-Artillerieschießplatzes-12 (FASP-12) im Bereich des Flak-Artillerieschießplatzes-2 (Zingst) ein, welchen man dann zum 01. Dezember 1972 in FASP Ueckermünde umbenannte. Daraufhin wurde er dem Kommando der Landstreitkräfte Kommando Truppenluftabwehr unterstellt (Befehl Nr. 127/72 des Ministers für Nationale Verteidigung (Armeegeneral Heinz Hoffmann).

Eine erneute Bezeichnung gab es 1976/77 zum Flak-Schießplatz Ueckermünde. Dieser wurde entsprechend der Anordnung Nr. 30/86 des Chefs der Landstreitkräfte (Generaloberst Horst Stechbarth) zum 30. November 1986 aufgelöst und in das Ausbildungszentrums-20 eingegliedert (Fachrichtung Truppenlustabwehr).

Jetzt wurden die Raketenschützen und die Geschoßwerfer ausgebildet, sowie methodischer Lehrgänge für Offiziere durchgeführt.

Jahrelang tat man sich schwer mit dieser Hinterlassenschaft aus der DDR-Zeit. Es gab keinen richtigen Nutzungsplan dafür. Nun hatte man sich etwas einfallen lassen, was Erfolg haben könnte und es auf einer großen Tafel dargelegt. Das neue Konzept war nicht schlecht aber auch noch nicht in allen Teilen verwirklicht worden. Einige Gebäude, wie das Eingangsgebäude, sollten zu einer Jugendherberge umgestaltet werden. Die nicht mehr benötigten Gebäude wollte man zurückbauen und dann die entstehende Freifläche für Sport und Spiele nutzen. Ein hoher Aussichtsturm, ähnlich dem hier früher stehenden hölzernen Feuerturm, war geplant und sollte für alle Besuchern zugänglich sein. Des Weiteren waren eine Fahrradstation, sowie eine Rangerstation geplant und ein Baumwipfelpfad würde noch dazu kommen. Den nicht weit entfernten Strand wollte man aufspülen und so erweitern. Die dahin führenden Wege waren schon fertig. Alles in allem wollte man auf dem ehemaligen Schießplatz ein Sport- und Freizeitzentrum für die umliegende Gegend schaffen. Alles sollte mit einer kleinen Buslinie und der Schlossbahn erreicht werden. Es war ein großes Vorhaben aber man konnte schon einige Fortschritte erkennen.

Nachdem wir alles gut durchgelesen und begutachtet hatten, zog es uns weiter in Richtung Vogelsang.

Vogelsang-Warsin wir kommen!

Zunächst einmal fuhren wir weiter auf der neuen Teerstraße, der alten Glattchaussee. Der Wald auf beiden Seiten war jetzt noch höher gewachsen. Der rechts liegende Fahrradweg wurde immer besser angenommen. Viele Fahrradgruppen fuhren in Richtung Vogelsang und vielleicht auch bis Altwarp. Angesichts dieser hohen Frequenz könnten man schon über eine zweite Fahrradbahn nachdenken. Wer hat denn 2014 bei der Planung und dem Bau daran gedacht, dass er so gut angenommen werden würde? Ganze Heerscharen von Fahrradfahrer eroberten die Orte östlich von Ueckermünde, denn es war groß in Mode gekommen mit dem Fahrrad durch die Landschaft zu fahren. Wir waren an der Kurve Dreibaum angekommen. Der hier einmal stehende Dreibaum ist schon lange nicht mehr da aber die Sage mit der Schlange existiert noch.

Man hatte jetzt an dieser Stelle einen kleinen Rastplatz eingerichtet, zu dem ein paar Stufen hinauf führten. An der Stelle des alten Dreibaum, steht nun ein neuer kräftiger Dreibaum aber ohne Rinde. Er war nur eine Attrappe, an der sich aber eine kräftige künstliche Schlange mit einer Eisenkette windet. Gleich daneben konnte man in einem Schaukasten die Sage von der Schlange nachlesen. In der Nacht wurde diese Skulptur durch Solarlicht angeleuchtet, was bestimmt einen schaurigen Anblick hinterläßt. Wir ließen uns aber nicht auf den klobigen Holzbänken nieder, auf denen, wie auch auf den Tischen, die Spender auf kleinen Metallschildern, angebracht waren, sondern wir fuhren weiter.

Ab hier gab es eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km. Als offiziellen Grund gab es nicht nur die vielen Wildunfälle, sondern auch die zahlreichen Wanderer, welche immer öfter die Straße kreuzten, ohne auf den Verkehr zu achten.

Auf der Höhe des Weges zum Hadel kurz vor den Teichen, war auf der linken Seite ein Waldrastplatz eingerichtet worden. Rechts von der Straße gab es ein paar Parknischen und so konnten wir anhalten und den kleinen Rastplatz besichtigen. Vor diesen Parktaschen stand am Straßenrand ein großer aus Holz geschnitzter Seeadler, welcher mit einem Flügel in Parkplatz zeigte. Dieser Seeadler saß auf einen dicken Baumstamm, an dem der Hinweis war „Dammgarten und Hadel“, mit der entsprechenden Kilometer-Angabe. Ab hier war es aber nur den Radfahrern und Wanderern erlaubt diese Wege zu benutzen. Noch war dieser Wald intakt und es sollte auch lange so bleiben, deshalb gab es diese Einschränkungen. Die Seeadler, welche im Hadel vereinzelt ihre Nester hatten, sollten geschützt bleiben. Der Rastplatz war befestigt aber nicht gepflastert, wie auch die Wege, welche in den Wald hinein gingen. Eine Schutzhütte, einige Bänke und Tische, ebenfalls aus Holz standen hier. Jede Bank, jeder Tisch und sogar die Schutzhütte hatte einen Namen, wie Reh, Wildschwein, Frischling oder Elster. Allein die Schutzhütte hieß Dammgarten und hatte das Wappen der Grafen von Enckevort. Dammgarten gehörte einmal zum Gut Vogelsang und somit den Grafen von Enckevort. Auch hatten alle wiederum diese kleinen Messingschilder mit den Namen der Stifter. Alle diese Anlagen waren durch private Hand finanziert worden und wurden auch durch private Hand instandgehalten. Gleich hier muss ich bemerken, alle Rastplätze befanden sich in einem sehr sauberen Zustand. Der Waldweg in Richtung Hadel hatte den Namen „Hadelweg“ und der Rastplatz hieß „Zu den drei Teichen“. Ein schmaler Holzweg führte von dem Rastplatz in Richtung der Teiche. Diesen konnte man nur zu Fuß begehen. Er hatte uns neugierig gemacht und so marschierten wir auf dem etwa einen Meter breiten und über den Erdboden verlaufender Steg. Das Hinweisschild „Bitte hintereinander gehen“ konnte man nicht übersehen, ab hier war der Steg sehr schmal und es uns kamen andere Besucher entgegen. Dieser Pfad hatte die Bezeichnung „Entenpfad“ auch verdient, denn ein wenig schwankte er unter der Last der Besucher. Das Geländer verhinderte, dass dieser Pfad verlassen wurde aber wer wollte schon auf den nun folgenden glitschigen Boden weiter gehen. Er führte zwischen der Straße und dem ersten Teich und bog dann genau an der Stelle nach links ab, wo früher der wacklige Damm war. Hier auf dem alten Damm zwischen den beiden Teichen war eine größere Plattform gänzlich aus Holz gefertigt, sowie mit Dach und Seitenwänden versehen. In ihnen befanden sich Sehschlitze. Diese Plattform, auch Teichmuschel genannt, war für die Beobachtung der Wildente in den frühen Morgenstunden und späten Abendstunden gedacht. Danach führte der Holzpfad bis zum Ende des Teiches weiter. Auch hier am Ende des Pfades gab es eine Plattform, die Entengondel. Von hier aus konnte man über das feuchte Waldgebiet blicken und das Gezwitscher der Waldvögel lauschen. Von dort gingen wir wieder zurück mit der Erkenntnis, interessant war dieser Besuch zu den besuchsarmen Zeiten bestimmt, zumal das Jagen in dieser Gegend nicht mehr erlaubt war. Erst auf dem Rückweg fanden wir die Hinweistafeln in der Schutzhütte. Bildlich dargestellt waren hier die drei Teiche mit ihren Bewohnern. Auch gab es Hinweise zur Entstehung dieser Teiche. Mit der Erkenntnis, der hier hervorragend geleisteten Arbeit, stiegen wir wieder in das Auto und fuhren weiter.

Leider existierte das frühere grüne Dach über der Glattchaussee nicht mehr. Mit dem Bau des Fahrradweges wurden auch einige Bäume am Straßenrand gefällt. So gab es auch kein grünes Tor mehr. Man sah es, wenn man auf der Geraden in Richtung der Teiche einbog, am Ende des Waldes kurz vor Vogelsang. Der noch verbliebene Teil des grünen Tores öffnete sich und rechts erschien ein nicht so übersehendes Schild. Drei sehr dicken Kieferstämmen hatte man mit einem Reetdach versehen und daran in großen Lettern geschrieben „Willkommen im Luftkurort Vogelsang-Warsin“. Ein übernatürliches Schwalbennest hing unter dem Reetdach, aus dem eine Schwalbe hervorlugte. Zwei kleine noch junge Schwalben versuchten auch ihren Köpfe zu zeigen. Diese Schwalben hatte man als Wahrzeichen erkoren, denn sie gab es früher sehr häufig hier. Jetzt hatte man versucht im Ort, sie erneut