Die Stifterfiguren im Dom zu Nordhausen - Dirk Suckow - E-Book

Die Stifterfiguren im Dom zu Nordhausen E-Book

Dirk Suckow

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Beschreibung

Die Herrscherbildnisse des Stifterfigurenzyklus im Dom Zum Hl. Kreuz in Nordhausen, sechs monumentale Steinskulpturen, stellen dessen älteste originale Ausstattungsstücke dar. Sie orientieren sich an den berühmten Naumburger Vorbildern, weisen aber zudem künstlerische wie auch konzeptionelle Bezüge zu Meißen auf. In dieser Studie wird der Zyklus erstmals grundlegend analysiert und im Kontext des mittelalterlichen Stiftungswesens, das von umfassenden und dauerhaften sozialen Bindungen getragen war, interpretiert. Im Blick auf die Stiftsgeschichte gilt dabei der Frühphase der Gemeinschaft sowie dem späten 13. Jahrhundert als Entstehungszeitraum der Figuren verstärktes Interesse. So werden zum einen die Beziehungen zwischen ottonischen Gründern und gestifteter Gemeinschaft erläutert. Zum anderen wird gefragt, welches historische Ereignis den Auftrag auslöste, und welche Interessen das Kapitel mit der demonstrativen Wiedergabe der Gründer verfolgte.

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Dirk Suckow

Die Stifterfiguren im Dom zu Nordhausen

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelseite

Einleitung

1. Forschungsstand

2. Zur Geschichte des Stifts bis 1330

3. Die Baugeschichte der Domkirche

4. Der architektonische Rahmen: Der Chor

5. Die Stifterfiguren

5.1 Einzelbeschreibung

5.2 Die Konsolen

5.3 Die Baldachine

6. Stilistische Aspekte und Datierung

7. Entstehungshintergrund und Repräsentationsstrategie

7.1 Gründungstradition und Memoria

7.2 Gedächtnis und Bildnis. Die Identifizierung der Dargestellten

7.3 Krise und Selbstbehauptung

8. Weitere Stifterdarstellungen im Dom

9. Resümee

Abbildungen

Quellen und Literatur

a) Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen

b) Quellen (gedruckt)

c) Literatur

Abbildungsverzeichnis

Abbildungsnachweis

Nachwort

Anmerkungen

Impressum

Einleitung

Am westlichen Rand der Altstadt von Nordhausen erhebt sich über steilem Abhang der Dom Zum Heiligen Kreuz.1 Er birgt im Chor als älteste originale und neben dem spätgotischen Chorgestühl künstlerisch bedeutendste Ausstattungsstücke einen Zyklus von sechs Stifterfiguren.

Diese stehen einerseits in der Tradition eines Bildthemas, das nach einer Zäsur seit der karolingischen Epoche etwa ab 1100 wieder stärkere Verwendung fand, bis es im frühen 14. Jahrhundert beinahe obligatorisch für jede geistliche Gemeinschaft wurde. Zum anderen reflektieren die Nordhäuser Figuren in ihrer Erscheinungsform neue zeitgenössische Tendenzen. Eine stark steigende Zahl von Stifterdarstellungen, die in verschiedenen Bereichen der Plastik, in der Buch-, Glas- und Wandmalerei sowie in der Textilkunst anzutreffen sind, ist vor allem im 13. Jahrhundert auszumachen.2Seit jener Zeit erscheinen sie im Sanctuarium auch als Statuen, eine aktuelle Entwicklung, die mit den Herrscherbildnissen in der Art monumentaler, polychromer Steinskulpturen in Nordhausen aufgegriffen wird. In anderer Form – überwiegend gemalt – begegnen sie indes an dieser Stelle schon seit dem frühen Mittelalter.

Eine Bearbeitung in monografischer Form beziehungsweis­e überhaupt eine umfassende wissenschaftliche Würdigung erfuhren die Nordhäuser Figuren bisher nicht. Nach wie vor zählt die Plastik der Zeit zwischen etwa 1270 und 1350, also vereinfacht „nach“ Naumburg/Meißen und „vor“ Parler, nicht zu den am besten bestellten Feldern der deutschen Kunstgeschichte. Zudem wurden vor allem die Werke im sächsisch-thüringischen Raum fast ausschließlich an der epochalen Qualität des sogenannten Naumburger Meisters gemessen, in der Folge geriet viel Beachtenswertes aus dem Blickfeld. Nordhausen selbst wurde nach dem weitgehenden Verlust seines historischen Stadtbildes und der Kirchen St. Nicolai, St. Petri, St. Jacobi und St. Mariae novi operis im Jahr 1945 vergleichsweise wenig kunsthistorisches und denkmalpflegerisches In­teresse entgegengebracht.

Vorliegende Studie versucht, eine grundlegende Interpretation der Nordhäuser Stifterfiguren zu leisten. Daß sich eine solche nicht auf eine stilgeschichtliche Einordnung und die Frage der Datierung beschränken kann, ist bei dem komplexen Phänomen des mittelalterlichen Stiftungswesens und dessen Verbindung mit Stiftermemoria und -repräsentation offensichtlich. Im Ergebnis ihrer Untersuchung der Maulbronner Stifterdenkmäler kam etwa Renate Neumüllers-Klauser zu dem Schluß, daß Stifterbilder „auch als Kunstwerke noch keine absolute Funktion [hatten]; sie waren eingebettet in eine Vielzahl von Abhängigkeiten, deren Aufhellung zur Interpretation dieser Quellenzeugnisse dazugehört.“3

Für Nordhausen bedeutet das unter anderem, daß eine Analyse und Erklärung nur auf Basis der Stiftsgeschichte erfolgen kann. Diese soll deshalb mit am Anfang stehen, wodurch nicht zuletzt auch die Baugeschichte der Domkirche nachvollziehbarer wird. Zuerst soll jedoch die Ausgangslage für die Bearbeitung skizziert werden. Vor dem Hintergrund von Forschungsbericht (Kap. 1) und Stiftsgeschichte (Kap. 2) wird anschließend der räumlich-materielle Kontext vorgestellt. Darunter sollen der Dom als Gesamtanlage (Kap. 3) und der Chor als eigentlicher architektonischer Rahmen der Stifterdarstellungen verstanden werden (Kap. 4). Im Zentrum der Untersuchung stehen dann die Figuren selbst einschließlich ihrer Konsolen und Baldachine (Kap. 5). Für die drei Letztgenannten ist die Frage der Zusammengehörigkeit zu stellen. Diese soll unter anderem diskutiert werden im Zusammenhang mit der Datierung und künstlerischen Einordnung des Stifterzyklus (Kap. 6). Bisher weist die Literatur eine Spanne von fünfzig Jahren (1270–1320) als mögliche Entstehungszeit aus. Hier wird eine Präzisierung angestrebt. Zu diesem Zweck werden – abweichend vom bisher erkennbaren Vergleichsschwerpunkt – gleichberechtigt auch Beispiele außerhalb des Bereichs der Grabmonumente herangezogen.

Übergeleitet ist damit zu einem zweiten Hauptteil, der sich dem historischen, funktionalen bzw. memorialen Kontext widmet. Er versucht, den engeren Entstehungshintergrund der Stifterbilder zu erhellen und ihre Aufgaben, Funktionen und Bedeutungen zu ermitteln. Rechtliche und liturgische Elemente des Zyklus dürfen dabei nicht nach dem Prinzip gegenseitiger Ausschließlichkeit diskutiert werden, sondern sind als komplementäre und integrale Bestandteile eines auf Dauer angelegten Verhältnisses zwischen Stiftern und geistlicher Gemeinschaft zu verstehen (Kap.7). Das heißt, der Memoria als überzeitlicher Brücke zwischen Lebenden und Toten4 kommt bei der Interpretation fundamentale Bedeutung zu. Sie ist mit Otto Gerhard Oexle als „ ‚totales‘ soziales Phänomen“ zu begreifen.5 Im Rückgriff auf die Stiftsgeschichte muß deshalb der Frühphase der Gemeinschaft sowie dem Zeitraum der vermuteten Anbringung der Stifterfiguren verstärkte Aufmerksamkeit gelten. Das heißt, zum einen sollen die Beziehungen zwischen Gründer(n) bzw. Stifter(n) und gestifteter oder bestifteter Gemeinschaft erläutert werden. Zum anderen ist zu fragen, welches konkrete historische Ereignis den Auftrag auslöste, d. h. warum sich das Kapitel zu einem bestimmten Zeitpunkt der Gründer besann, und welche Interessen es mit deren demonstrativer Wiedergabe verfolgte. Auch der Versuch einer Identifizierung der Dargestellten kann nur unter Berücksichtigung beider Aspekte erfolgen.

Bevor die Ergebnisse zusammengeführt werden (Kap. 9), soll die Besprechung weiterer Stifterdarstellungen im Dom ausweisen, ob eine Kontinuität in der Praxis bzw. den Strategien der Stifterrepräsentation erkennbar ist (Kap. 8).

Da sich eine Identifizierung aller sechs der dargestellten Herrscherpersönlichkeiten als nicht sicher erweisen wird, seien zur Vereinfachung der Beschreibung folgende Bezeichnungen eingeführt: die drei weiblichen Figuren der Chornordwand werden in ihrer Folge von Ost nach West mit „F1“, „F2“ und „F3“, die drei männlichen der Südseite entsprechend als „M1“, „M2“ und „M3“ angesprochen (vgl. das Schema auf der vorderen Umschlaginnenseite).

1. Forschungsstand

Über urkundliche, chronikalische oder inschriftliche Quellen, die einen direkten Zugang zu Datierung und Intention des Zyklus sowie zur Identifizierung der Dargestellten böten, vergleichbar etwa den Schildinschriften der Naumburger Stifterfiguren oder der bekannten Urkunde des dortigen Bischofs Dietrich II. von 1249,6 die elf primi nostre ecclesie fundatores nennt, verfügen wir nicht.

Die älteste greifbare Beschreibung der Nordhäuser Figuren ist im Vergleich zur historischen Literatur zu Naumburg und Meißen relativ jungen Datums. Johann Gustav Büschings Darstellung von 1819 verdanken wir zwar keine Datierungs- oder Identifizierungsvorschläge, dafür aber wertvolle Hinweise zur Rezeption und Farbigkeit.7 Die Erwähnung eines goldenen Kreuzes auf dem Schild von M1 und vergoldeter Details wie Knöpfe, Gürtel und Kleidersaum legen den Schluß nahe, daß er die Figuren in einer jüngeren – eventuell b­arocken – Fassung sah, da seine Angaben nicht mit der 1927 nach Befund erneuerten Version übereinstimmen. Büsching wies auch als erster auf die „auffallenden Leuchterstachel“ an den Händen hin und sprach als Königin (!) an.

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