Die Susi-Krise - Wäis Kiani - E-Book

Die Susi-Krise E-Book

Wäis Kiani

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Beschreibung

Stirb Susi! So hieß der Schlachtruf, als Frauen merkten, dass sie sich neben diesen soften Frauenverstehern nicht sexy fühlen und sich den echten Mann zurückwünschten. Doch die Susis haben nicht nur überlebt, sondern sich auch rapide vermehrt und sind schuld an der Susi-Krise: Die Frauen sind attraktiv, klug, selbstbewusst und wissen, was sie wollen. Die Männer haben ihre Haare verloren, lassen sich einen Bauchansatz wachsen und brauchen gleichzeitig wieder soviel Bestätigung und devote Bewunderung wie ein Kleinkind. Da sie die gleichaltrigen Frauen weder mit ihrem Auto noch ihrem Lifestyle beeindrucken können, müssen sie auf junge Mädchen zurückgreifen — lassen es aber perfiderweise so aussehen, als wären die gleichaltrigen Frauen nicht mehr knackig genug. Wäis Kiani erklärt intelligent und humorvoll, warum auch erwachsene Frauen sich immer noch echte Männer wünschen, warum der Susi-Mann nicht ausstirbt, und warum Frauen Männer erst überflüssig machen und sich dann ohne sie zu Tode langweilen. Entlarvend, pointiert und sehr amüsant!

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www.piper.de

ISBN 978-3-492-96752-5

September 2015 ©

Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2015 Covergestaltung: ZERO-Werbeagentur, München Covermotiv: GettyImages/Susan Hassmann Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Intro

Als ich im Jahr 2003 Stirb, Susi!, den Vorläufer dieses Buches, schrieb, hat niemand mit dem gerechnet, was das Buch damals auslöste. Ich hatte nur aufgeschrieben, worauf wir Frauen bei Männern stehen und was wir nicht wollen, weil es uns abturnt. Basiert haben meine damaligen Erkenntnisse auf meinen eigenen Erfahrungen seit der Pubertät und meinen Beobachtungen. Den No-go-Typen, das Weichei, den Softie ohne Eier, den nannte ich, nur der Abgrenzung halber: Susi. Stirb, Susi! wurde zum Schlachtruf, und die Anti-Susi, also der echte Mann, wurde als Macho deklariert. Schon war ich die Macho-Freundin und die Männerversteherin.

Jetzt sind wir zehn Jahre weiter, und plötzlich ist alles ganz anders. Wir Frauen sind älter geworden, so wie die Susis und Machos auch. Wir sind das, was man »erwachsen« nennt. Und kommen damit nicht gut zurecht. Was ist los mit den Männern? Und was ist los mit uns Frauen? Wir sind genervt von den Männern, die wir nicht mehr brauchen, um zu überleben, aber das Leben ohne Mann finden wir auch entsetzlich leer und langweilig. Und warum können wir plötzlich mit den Männern in unserem Alter nichts mehr anfangen und die nichts mit uns?

Was ist der Stand der Dinge?

Dieses Buch liefert keine Lösungen. Aber es beantwortet einige Fragen, die wir uns alle im Wandel der Zeit stellen, und es ist ein stabiler Helfer durch die Krise.

Danken möchte ich allen Männern, die mich in den letzten zehn Jahren begleitet und zu diesem Buch inspiriert haben. Ich liebe euch alle!

Wäis Kiani, Ibiza, im Juni 2015

#männer_brauchen

Seit den Siebzigerjahren ist es bei uns in Mitteleuropa modern, als Frau unabhängig zu sein. Die moderne Frau braucht keinen Mann, um ihr Leben zu meistern. »Was für eine unabhängige Frau«, wurde anerkennend geraunt, sobald es eine schaffte, ohne die Hilfe eines Mannes die Straße zu überqueren und dabei nicht überfahren zu werden. Unabhängig sein ist cool, abhängig sein das Gegenteil. Offiziell jedenfalls. Frauen sollen und wollen keine Männer mehr brauchen. Denn wer etwas braucht, ist abhängig und nicht frei.

So wurden die Kinder schon im frühen Alter möglichst gleich erzogen. Kleine Mädchen wurden in dieselben Latzhosen und Gummistiefel gesteckt wie kleine Jungen, auch wenn sie lieber Kleidchen mit weiten Röcken (in denen sie sich ganz lange drehen und dann auf den Boden werfen konnten, und dann breitete sich der Rock wie ein Fächer bei Cinderella um sie aus) und alles in Rosa wollten. In den Schulen hatten die Jungen Handarbeitsunterricht und die Mädchen Handwerken. Und was dabei passierte, war erstaunlich: Die Topflappen der Jungen waren genauso schön wie die der Mädchen, und die Jungs hatten großen Spaß am Häkeln und konnten gar nicht genug davon kriegen. Die Mädchen wünschten sich statt rosa Feenkleider mit Flügeln lieber einen soliden Handwerkskasten, den sie überallhin mitnahmen.

Nein, Spaß beiseite, so war es natürlich nicht. Die Jungs konnten die Häkelnadel kaum halten, ihre Topflappen waren wie verknotete Würste, die man nur noch dem Hund zum Zerkauen geben konnte, während sich die Mädchen bis zur letzten Stunde vor den Ferien beim Installieren einer Leuchtdiode zu Tode langweilten und verächtlich zusahen, wie die Jungs mit heraushängender Zunge an den kleinen Lampen und Drähten herummachten und am Ende laut triumphierten, wenn sie den winzigen Schalter betätigten und es blinkte.

An dieser Stelle höre ich förmlich das empörte Geschrei von Millionen Feministinnen in diesen Schuhen, die vorne breiter sind als hinten. Moment, liebe Bequemschuhträgerinnen, beruhigt euch! Es ist nicht so, dass kein Mädchen das Prinzip der Halbleiterdiode versteht, aber die meisten tun es nun einmal nicht, daran kann weder die Emanzipation noch Gott noch ein Gesetz etwas ändern. Oder sagen wir so: Die meisten tun es nicht, weil sie nicht wollen und weil sie sich für andere Dinge interessieren. Aber sie könnten, wenn sie wirklich wollten. Und die Jungen, deren Topflappen wunderschön gleichmäßig gehäkelt sind… nun, was aus denen wird, wissen wir ja. Sie werden sich vermutlich bald an eine Nähmaschine setzen und erst Kleider für ihre Muttis nähen und später Modedesigner werden. Oder sie werden zumindest ihr ganzes Leben davon träumen.

Aber Mädchen brauchen keinen Jungen, die schöne Topflappen häkeln, das können sie selbst, ihre Mutter, ihre Freundin, ihre Schwester oder die Oma besser. Sie brauchen den Typen mit dem totalen Leuchtdioden-Durchblick, der wird gebraucht. Denn in dem Moment, wo er sich über ihre Diodenplatte beugt und an dem fragilen Silberdrahtzeug herumlötet, während das heiße weiche Silber in einem dicken Tropfen vom Lötstab abfällt und sofort fest wird, sieht sie ihn an und denkt: Er hat so schöne lange braune Wimpern, so lange, dass man sie zwischen die Lippen nehmen und küssen möchte… Wenn der Junge ihr dann die Platte hinschiebt und kurz sagt: »Hier, funktioniert!«, wird sie traurig, weil er sich jetzt auf sein Bike schwingen und wegfahren wird, weg von ihr, in sein eigenes aufregendes Jungsleben. Sie geht mit ihm zu den Fahrrädern, er schließt sein schweres Abus-Stahlrohr-Bügelschloss auf, und wenn er dann endlich sagt: »Wollen wir noch irgendwo ein Eis essen?«, ist sie das glücklichste Mädchen der Welt.

Das ist auch genau der Moment, in dem der ganze Handwerksunterricht seiner wahren Bestimmung zugeführt wird: nämlich dem Zusammenführen der Geschlechter im frühen Alter.

#doppeltes_uebel

Frauen sind komisch. Erst mühen sie sich jahrzehntelang ab, kämpfen um ihre Rechte und um Gleichberechtigung und wollen unabhängig sein und bitte keinen Mann mehr zum Leben brauchen. Und wenn es nach vierzig Jahren Geschlechterkampf endlich so ist und sie frei und unabhängig ihr Leben genießen dürfen, ohne dass ihnen die Gesellschaft einen Mann zur Existenzsicherung abverlangt, wünschen sie sich nichts sehnlicher als… einen Mann.

Es ist natürlich so, dass sie nun nicht mehr einen Mann wollen, weil sie einen wollen müssen, sondern weil sie einfach wollen. Es ist sozusagen genetisch in ihnen verankert. Es geht um #liebe, #aufmerksamkeitssucht und #vaginalsucht. Frauen wollen einen Mann, um sich vollkommen oder wenigstens nicht komplett unvollkommen zu fühlen, um sich neben der männlichen Energie besser als Frau zu spüren und durch den Mann zu einer besseren Frau heranreifen zu können. Oder auch, weil sie nur jemanden brauchen, den sie ärgern können.

Männer dagegen brauchen keine Frau, um sich vollkommen zu fühlen. Sie erlangen das Gefühl der Vollkommenheit durch ihre Arbeit, durch #geld und durch die Macht, die sie durch ihren Status erhalten. Frauen brauchen Männer nicht mehr, weil sie deren Status oder #geld brauchen (Ausnahme: die Hochschläferin), sie sind in dieser Hinsicht unabhängig geworden. Aber durch die neue Unabhängigkeit sind auch die Ansprüche entsprechend hoch. Merke: Je unabhängiger, desto schwerer vermittelbar ist die Frau. Denn Männer träumen zwar von einer Beziehung auf #augenhöhe, können diese aber meistens nicht ertragen. Und je unabhängiger die Frau wird, desto unangenehm schlechter drauf wird sie sein, weil sie keinen finden wird, der ihren Ansprüchen gerecht wird. Dann kommt es zu dem, was man im Volksmund »verbitterte Zitronenmöse« nennt. Also ein doppeltes Übel, das alle Männer noch weiter wegtreibt: kein Mann und schlechte Laune.

Zitronenmösen sagen sich die ganze Zeit, dass sie keinen Mann brauchen. Aber sie wollen in Wahrheit nur eins: in die starken, fleischigen Arme eines Mannes sinken und sich dadurch geliebt und weiblich und unabhängig und gleichwertig fühlen. Aber das zu schaffen ist schwieriger, als einer Katze das Apportieren beizubringen. Denn starke Frauen sind sehr viel stärker als starke Männer. Schwache Frauen sind ja schon stärker als starke Männer– wie viel stärker, belastbarer, selbstbewusster ist erst die starke, unabhängige Frau?

Die Frau, die es geschafft hat, sich durchzubeißen, um in eine Position zu gelangen, in der sie ihr Leben selbst bestimmen und finanzieren kann, ist unglaublich stark geworden durch die vielen Kämpfe, die sie ausfechten und gewinnen musste, bevor sie an diesen Punkt gelangen konnte, der für jeden Mann von Geburt an ganz selbstverständlich ist.

Sobald Frauen in Entscheiderpositionen kommen, stellen sie fest, dass das auch ganz schön lästig und nervig sein kann. Entscheidungen zu treffen ist anstrengend, man muss unangenehme Dinge tun wie Leute motivieren oder ihnen mehr oder weniger schonend beibringen, dass sie die Anforderungen nicht erfüllen. Man muss sich permanent neu beweisen und wird ständig von der Angst begleitet, das Level nicht mehr halten zu können und dann zu fallen. Und tatsächlich fällt man oft, und dann muss man damit fertigwerden. Oder da ist diese Angst, von einer Besseren/Jüngeren/Hübscheren ausgestochen zu werden. Die Angst, bloßgestellt zu werden. Vielleicht sogar von einem Mann. Hinzu kommt, dass Frauen grundsätzlich immer mehr können und auch in ihrem Job besser sein müssen als Männer, um fast genauso erfolgreich zu sein. Sie müssen sich mehr einsetzen als Männer, um fast genauso weit zu kommen, und sie müssen mehr vorweisen können, um halb so viel Respekt zu erlangen wie ein Mann in derselben Position. Von #geld gar nicht zu reden, da in höheren Positionen kaum noch jemand über sein Einkommen spricht. Fest steht: Es ist vollkommen normal, dass Männer höher dotiert werden als Frauen, sie dürfen einen größeren Geschäftswagen fahren– und sollen das bitte schön auch (er einen A4; sie einen A1, mehr verlangt sie auch nicht)–, und sie bekommen ein höheres Spesenkonto. Natürlich ist das gesetzlich nicht so festgelegt, und alle Personalchefs und alle Männer werden das abstreiten, aber in der Praxis sieht es hierzulande so aus. Dass es allein eine ernsthafte Debatte gibt, die »Lohndebatte« heißt, sagt schon alles.

Diese Angst und die Ungerechtigkeiten hauen schon im Vorfeld viele Frauen um und entmutigen sie, überhaupt den kämpferischen Weg zu gehen. Was zur Folge hat, dass in den oberen Chefetagen branchendeckend so gut wie keine Frauen zu finden sind. Hinzu kommt, dass man sich als Frau in vielen anderen Bereichen außerhalb des Jobs eben noch stärker behaupten und zusätzlich andere Kämpfe kämpfen muss, zum Beispiel:

 ... den Kampf mit Kollegen oder Vorgesetzten, die eine Frau sexuell attraktiv finden und sich die Frechheit herausnehmen, das ganz offen kundzutun. Ist die Frau so dumm, sich darauf einzulassen, wird sie bald ihren Job verlieren. Lässt sie sich nicht auf die lästigen Avancen ein und erteilt ihm eine Abfuhr, hat sie einen gefährlichen Feind in ihrer Nähe, der dafür sorgen wird, dass sie nicht weiterkommt.

 ... den Kampf der neidischen Kolleginnen, die sich selbst nichts zutrauen und es nicht ertragen, dass ihnen eine andere durch ihren Mut die fetten Früchte wegschnappt.

 ... den Kampf mit der Susi zu Hause. Die erwachsene Susi verdient immer noch nicht genug #geld, hat keinen Waschbrettbauch, fährt kein besonderes Auto und hat natürlich keine echten Eier, sondern nur vorgetäuschte. Das perfekte Opfer für machthungrige Frauen, die sich mehr als eine Susi auf einem klapprigen Fahrrad auf dem Weg zu Lidl nicht zutrauen. Entweder, weil sie sich als Frau in der realen Welt keine Machtposition zutrauen, oder weil sie es gewöhnt sind, die Hosen anzuhaben. Oder weil sie den Kampf um die Rolle desjenigen, der dominieren darf, lieben und das ständige Armdrück-Spiel mit ihrer Susi brauchen, um sich zu spüren. Wobei er dabei natürlich immer verliert, weil sie zur Not zu unlauteren Mitteln greifen. Denn a) ist er ja eine Susi und b) erträgt er nichts. Schon gar keine Kälte, Geschrei und Gezicke. Und weil er natürlich auch, wie alle Männer, eine versteckte #sexist-susi ist, wird er sich aus dem Hinterhalt mies rächen und sich einen jüngeren, anspruchsloseren und unkomplizierteren Ersatz suchen. Am Ende bleiben die Frauen wieder als Verliererinnen und allein auf der Strecke.

 ... den Kampf mit den Männern. Dieser findet nicht statt. Erwachsene Männer kämpfen nicht mit Frauen. Und schon gar nicht mit kampflustigen Frauen. Vielleicht um Frauen mit anderen Männern, aber nie mit Frauen. Und schon gar nicht darum, wer das Sagen hat, denn diese Frage stellt sich bei echten Männern gar nicht. Da gibt es keine Diskussionen, Frau ist entweder Frau, oder Frau geht und andere Frau, die das besser verstanden hat, besetzt ihre Stelle. Das ist sehr bitter, aber leider Fakt. Wenn die Frau sich am Anfang einer Bekanntschaft mit einem Mann klug verstellt, damit der Mann nicht merkt, dass sie in Wahrheit ein machthungriger Drachen ist und ihn nur bezwingen will, wird er sie, kurz nachdem sie sich selbst aus Versehen die liebliche Maske heruntergerissen und ihn Feuer speiend in eine Wolke gehüllt hat, einfach wortlos verlassen. Echte Männer haben keine Nerven und keine Energie für sinnlose Grabenkämpfe mit Frauen. Und sie sehen Frauen zudem auch nicht als bekämpfbare Gegner, weil sie meistens offene #sexist-susis sind. Frauen sind für sie eben Frauen, nicht mehr und nicht weniger. Deswegen bleibt der Traum von einer Beziehung auf #augenhöhe ab vierzig eben nur ein Traum.

 ... den Kampf zu Hause, wenn der Partner weniger erfolgreich ist als sie. Der Mann, der sich neben seiner erfolgreicheren, strahlenderen Frau klein fühlt, greift gern zu unlauteren Methoden, um sich besser zu fühlen. Er quält sie. Und womit kann er sie am besten quälen? Indem er ihre #aufmerksamkeitssucht ausnutzt und sie ignoriert oder zusätzlich eine andere liebt. Quälen und entwürdigen. Das hat Prince Charles mit Lady Diana so gemacht und Ethan Hawke mit Uma Thurman. Und es wird auch jeder andere Mann so tun.

 ... den Kampf mit den Kindern, sofern vorhanden. Karrieremütter müssen sich ständig von Lehrern, Schulleitern und BILD-Kolumnisten vorhalten lassen, dass sie ihre Kinder nicht ausreichend bemuttern.

 ... den Kampf, als Frau gut auszusehen und einen Mann zu finden, der sich das ansieht, da dies allein ihren Wert ausmacht.

 ... den Kampf, sich ständig dafür rechtfertigen zu müssen, keine Kinder zu wollen und keine Ehe zu führen. Eine Frau die keine Familie gründen möchte, sich für Kinder und Ehe nicht interessiert, aber ansonsten vollkommen in Ordnung ist – attraktiv, gesund und glücklich–, ist verdächtig und nicht normal. So modern ist unsere Gesellschaft.

Ja, viele Kämpfe sind das, im täglichen Leben sind es sogar noch viel mehr. It’s a long way to go!

#awas

Die Menschen altern heutzutage ganz anders als noch vor etwa zwanzig Jahren. Dreißigjährige sind heute noch Jugendliche, und Vierzigjährige bereiten sich auf das Erwachsenwerden vor. Und mit fünfzig wird uns bewusst: Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um sich zusammenzureißen. In der Praxis sieht es so aus, dass sich der Schwerpunkt des Glücklichseins in den ersten dreißig bis vierzig Jahren tageszeitlich auf den Abend konzentriert, wohingegen es sich nach der Wende zum Erwachsenwerden eher auf den Tag verschiebt.

Diese spezifische Verschiebung hin zum Erwachsensein kannten unsere Eltern nicht. Sie waren schon mit fünfundzwanzig alt. Aber wir, die nachfolgende Generation, werden auch alt und befinden uns zwar schon lange im Erwachsenenalter, sind aber im Geiste und im Herzen sehr jung, fast noch jugendlich, und fühlen uns in unseren Interessen, unserem Lebensstil, unserer Ausdrucksweise und unseren Bedürfnissen in keiner Weise alt. Wenn wir das Leben des Jugendlichen nicht mehr zelebrieren können und wollen, aber das Erwachsensein langweilig finden, dann sind wir: Awas. Was so viel bedeutet wie: adults with attitude.

Deutschland ist ein Awa-feindliches Land, bei uns wird den armen Awas nicht viel geboten. Simples Sich-Vergnügen hört ab etwa Mitte dreißig auf. Wenn ein Awa gerne Dinge tun möchte, wie laute, schöne Musik hören und/oder sogar vielleicht tanzen, steht er als einsamer Greis zwischen Kindern. Für den Awa gibt es die normalen Erwachsenen-Beschäftigungen, die bis Achtzigplus passen: Theater, klassische Konzerte, Musicals, Museen, Ausstellungen, Lesungen, Golf, Oper, Tennis, Kunst, Zeug sammeln und bei langweiligen Dinnertafeln über all diese Dinge schwafeln. Dinge eben, die man als Erwachsener so macht, die aber den anspruchsvollen und verwöhnten Awa nicht erfüllen.

Der Awa will sich amüsieren, kann es jedoch nicht, also langweilt er sich die ganze Zeit (#langeweile). In seinem bisherigen Leben war der arme Awa schon überall, er hat schon viel gesehen und erlebt. Wirklich viel. Doch Awas sind zwar übersättigt und schwer zu beeindrucken, aber sie sind noch nicht fertig. Sie kennen viel, aber nicht alles. Sie suchen immer noch, und sie wissen nicht genau, wie es weitergehen soll. Das macht den Awas Angst, denn sie wussten es vierzig Jahre ganz genau, und ihr Leben lief wie an einer schönen Schnur, an der eine glitzernde Diskokugel nach der anderen aufgereiht war: Partys, Exzesse, Spaß bis zum Umfallen, #sex, Dates, Leidenschaft, Romantik und Herzblut.

Und dann hört das fast schlagartig auf. Der Awa könnte zwar einfach weitermachen, aber der Spaß ist vorbei. Stattdessen sitzt der Awa mit sechs anderen gelangweilten Awas vor seiner Sashimi-Platte in einem Sushi-Restaurant ohne sexy Stimmung, wie es zum Beispiel in jedem Nobu-Restaurant dieser Welt zu überprüfen ist (in der Besenkammer der Londoner Filiale wurde Boris Becker seinerzeit Opfer von Samenraub). Danach gibt es noch ein paar langweilige Drinks in einer trendy Bar und dann schnell nach Hause und ins Bett. Das kann doch nicht alles gewesen sein, denkt der Awa noch unglücklich, bevor er einschläft, denn am nächsten Morgen kommt der Fitnesstrainer, um den schlappen Awa-Körper zu trainieren.

In Deutschland gibt es noch nicht einmal ein Nobu, und es sind auch keine Fälle von Samenraub in Szene-Restaurants bekannt. Kein Wunder, dass sich die Awas langweilen.

Awas waren zu lange und zu intensiv jung und sind an Thrills, Kicks, große Auftritte und ständigen Input gewöhnt. Sie sind auf der ewigen Suche nach dem, worum es als Nächstes geht, und die Suche selbst ist ihr Lebenselixier. Diese Rastlosigkeit lässt ab Ende dreißig nach, da machen sich Job, #karriere, Geldverdienen, Familie, Kinder, Disziplin, Scheidung, Alleinerziehung und andere Dinge im Leben breit. Während der fünfundzwanzigjährige männliche Awa nur die richtigen Turnschuhe, einen angemessenen Musikgeschmack und Kenntnis der Clubszene brauchte, muss sich der vierzigjährige Awa, egal ob männlich oder weiblich, durch Erfolg und Verantwortungsbewusstsein Respekt verschaffen.

Die weibliche Awa hat sich in ihrer Jugend für nichts anderes interessiert als für sich, ihre Verehrer, den aktuellen Boyfriend und vielleicht noch für die fünf besten Freundinnen, mit denen sie sich wiederum über Klamotten, Jungs und Partys ausgetauscht hat. Doch irgendwann entwischt der süße Vogel Jugend unbemerkt, und nichts fühlt sich noch so intensiv an, dass sie ständig das Gefühl hat, auf Messers Schneide zu stehen. Der Sommer ist kein »Summer of Love« mehr, sondern nur noch ein viel zu kurzer Sommer mit zwei Wochen Urlaub. Sie verbringt diesen nicht knutschend an Flüssen und Seen oder Stränden und nicht kiffend in Parks, sondern sie macht Ferien in einem Finca-Hotel, spielt tagsüber Golf, trägt am Strand statt Wildleder-Hotpants bequeme Tunikas mit Zebramuster und geht pünktlich zur reservierten Zeit ins Restaurant und sitzt danach noch auf ein paar Longdrinks in einer Strandbar, anstatt mit einer Handvoll sommersprossigen Iren auf den Strandliegen unter dem Sternenhimmel mit ein paar Flaschen Vino aus dem Supermarkt die Nacht durchzumachen.

Es ist nicht so, dass die Awas diese Zeit ihrer Jugend zurücksehnen, aber sie langweilen sich in der realen Erwachsenenwelt und können sich nur kurzzeitig mit richtigen Erwachsenen, vorzugsweise aus beruflichen oder familiären Gründen, zusammensetzen. Die Business-Partner, Auftraggeber, Nachbarn und anderen Eltern reden auch nur von dem besten Biomarkt, von ihren Food-Intoleranzen (#food-intolerance-sucht) oder von ihrem Fitnesstrainer und tauschen sich darüber aus, wie sie ihr #geld in Kunst und Immobilien anlegen wollen. Und welche Finca-Hotels mit angrenzenden Golfplätzen auf Mallorca wirklich zu empfehlen sind.

Bei den Awas handelt es sich um ein internationales Metropolen-Phänomen. In der Provinz, auf dem Land oder in Städten wie Hameln, Wiesbaden oder Fulda gibt es das Awa-Problem wenig bis gar nicht. In Deutschland ist Berlin die Hochburg der Awas, zumal in Berlin Erwachsenwerden generell verpönt ist. Sechzigjährige Punks, die mit Bierdose schnorren, gehören zum Stadtbild. International lieben Awas folgende Städte: New York, London, Dubai, Tokio, Los Angeles, Paris, Hongkong, Tel Aviv und neuerdings Istanbul.

In der Dritten Welt gibt es keine Awas, da wird man mit fünfundzwanzig schon erwachsen, heiratet bei der ersten Gelegenheit und bekommt Kinder. Und dann hat man genug Probleme. Genauso in Ländern wie Indien oder Saudi-Arabien: Auch da hat man zu viele andere Sorgen.

Dafür versammeln sich in England so gut wie alle vierzig- bis sechzigjährigen Awas. London ist wie ein Vergnügungspark für Ü-Vierziger. Alles ist darauf ausgerichtet, dass sich wirklich jeder in jedem Alter stilvoll amüsieren kann, egal in welcher geistigen oder materiellen Verfassung er sich befindet. London ist ein gigantisches Awa-Nest, wer nicht ein Kid ist, ist ein Awa, und jeder weiß, dass Awas leicht depressiv werden oder das Gefühl bekommen könnten, das Leben sei vorbei. So gibt es alles überall, was die Awas aufmuntert. Es gibt die richtige Lektüre an jedem Kiosk, Männer-Lifestylemagazine wie GQ oder Loaded werden nicht von Schwulen, sondern von Awas gemacht und gelesen, weil alles drinsteht, was zum Coolsein als Awa gehört. Es gibt fancy Restaurants wie das Peyote, das Zuma oder das Hakkassan, wo es fantastische Mexican-Japanese-Fusion-Food-Kreationen gibt, von denen wir in Deutschland noch nicht mal träumen dürfen. Alles vom Menü bis zum Ambiente ist ganz auf die hohen Ansprüche der Awas abgestimmt. So auch die vielen Members Only Clubs, die schon allein deshalb Spaß machen, weil nicht jeder rein darf, wie das uberhippe Chiltern Firehouse, der etwas langweilige Arts Club in Mayfair oder das legendäre Annabels. Oder für die Normaleren das Soho House in Soho, in das im Gegensatz zu Berlin, wo sich Hinz und Kunz herumtreiben und man noch nicht mal im Notfall etwas essen möchte, wirklich nur Members reindürfen und man ausgezeichnet speisen kann. Tanzwütige Awas können in den neuen Crescent Club oder in den Kinky Box Club gehen, oder sie können sich unter die Clubber ins Fabric mischen.

Wer sich komplett zurichten will, als wäre es 1994, kann dies auch mit fünfzig tun, ohne sich beim Raven wie ein Päderast zu fühlen. Die Engländer haben sogar einen Fachterminus dafür: Greyver– Raver with grey hair. Auch sonntags, oder gerade sonntags wird für den sensiblen Awa differenziertes Entertainment geboten. Neben allen Museen, Ausstellungen und anderen Kulturveranstaltungen, die viel weniger bedeutungslos sind als bei uns, gibt es in allen Pubs bis vier Uhr nachmittags ein ordentliches Sunday Roast, einen Sonntagsbraten mit beeindruckenden Beilagen, dazu alle, wirklich alle Sonntagszeitungen und eine Bombenstimmung. In London kommt der Awa also nach einem erfüllten Wochenende nach Hause geschlendert, um sich montags gestärkt seiner #karriere zu widmen.

Nicht ganz so perfekt, aber immer noch gut genug, ist der Lifestyle der Awas in Paris. Dort sind Baron André, Macher des legendären Le Baron Clubs Paris und anderer wichtiger Adressen wie der neue Club Castel, und Purple-Magazine-Macher Olivier Zahm die beiden Szene-Könige des Pariser Nachtlebens, und sie sind selbst schon beide fast fünfzigjährige Familienväter. Bei den Franzosen ist es sogar für sechzigjährige Herren selbstverständlich, auf ihren Sex-Appeal zu achten, genauso wie für die reifsten Ladies. Sich nachts in Abendgarderobe zu lauter Musik rauchend und trinkend in dunklen puffähnlichen Räumlichkeiten zu amüsieren, ist ein Must, auf den der erwachsene Pariser auf keinen Fall verzichten möchte.

Nicht so bei uns. Bei uns bleibt dem Awa keine andere Wahl, als sich auf dem Sofa liegend mit ein paar Fernbedienungen in der Hand in die #midlife-crisis zu stürzen.

#susi_krise

Ein bekannter TV-Star, dessen Namen wir leider nicht verraten dürfen, sagte nach seinem einundvierzigsten Geburtstag zu einer guten Freundin:

»Ich habe keinen Bock.«

»Worauf?«

(Eine berechtigte Frage, denn er sah, im Gegensatz zu seinen Artgenossen, noch einwandfrei und wenig abgenutzt aus und war sowohl auf dem Kopf als auch im Gesicht ausreichend behaart.)

»Ich bin nicht der Mann geworden, der ich mit vierzig sein wollte«, sagte er betrübt. »Und ich habe auch keinen Bock, es zu werden.«

»Wieso nicht?«

»Zu anstrengend alles. Ich habe keinen Bock, jeden Tag ins Gym zu rennen, keinen Bock auf wenig saufen und nach 15Uhr keine Carbs essen. Keinen Bock auf richtig viel #geld verdienen. Und auf Frauen habe ich auch keinen Bock mehr. Gehen mir nur noch auf die Nerven, kosten #geld und finden mich unreif.«

Wahre Worte! Früher oder später nach dem vierzigsten Geburtstag wird auch der smarteste, charmanteste und boyishste Mann sein Spiegelbild ansehen und feststellen: Der Haaransatz ist nicht dichter, der Bauch nicht waschbrettiger geworden, und mit den drei Eigenschaften, die laut Andy Warhol die Attraktivität eines Mannes ausmachen– #geld, Status, Macht–, ist es auch nicht so weit gekommen wie geplant. Stattdessen sind die gleichaltrigen Frauen, mit denen man sich bis jetzt herumschlug, nicht mehr zu genießen. Das Problem? Er kann es ihnen als Mann nicht mehr recht machen, denn sie wissen selbst nicht genau, was sie wollen. Zu Hause darf er kein Fleisch essen, keine Kuhmilch und nur wenig Alkohol trinken, und am Wochenende darf er nicht in sein MacBook oder iPad starren, geschweige denn Playstation spielen. Er kann mit ihr nicht mehr schauen wie früher, und auch nicht ins Kino, weil sie unerträglich findet. Dafür ist sie süchtig nach Serien wie , und . Geht er mit ihr aus, nörgelt sie über das Essen, den Service oder über die anderen Frauen.

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