DIE TIZIANROTE FALLE - Frank Kane - E-Book

DIE TIZIANROTE FALLE E-Book

Frank Kane

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Beschreibung

Der berühmte Privatdetektiv Johnny Liddell in acht Crime-Storys um eine heiße Rothaarige und kalte Leichen...

Lydia Johnson: Ihre Kurven waren jedem Amerikaner so bekannt wie der Name des Präsidenten. Und ihre Schwierigkeiten waren nicht geringer...

Gita Ravell: Bei ihrem Anblick vergaßen Männer ihre Frauen und ihre Millionen. Nur einer nicht...

Chilly Conover: Ihre Stimme schien auf den Wirbelsäulen der männlichen Zuhörer Xylophon zu spielen. Doch sie konnte nicht nur singen...

Kitty Mallon: Sie spielte mit den Männern Katz und Maus. Aber was nützten schon ihre Reize in der Todeszelle...

Sally Horton: In ihrem süßen Köpfchen drehte sich alles um Reichtum und Sex. Ihr Pech, daß sie nie genug von beidem bekam...

Sandy Roberts: Sie hatte alles, was ein Glamour-Girl braucht, um Karriere zu machen. Wäre sie nur nicht zu der Rauschgiftorgie gegangen...

Elsie Grant: Sie kam aus den besten Kreisen und hatte in schlechten Kreisen Schulden gemacht. Jetzt brauchte sie einen Mann, der ihr aus der tödlichen Klemme half...

Flora Winters: Ihr Herz war so kalt wie ihr Höschen heiß; sie konnte so gut schießen wie küssen. Aber sie hatte sich das falsche Opfer ausgesucht...

Der Story-Sammlung Die tizianrote Falle von Frank Kane erschien erstmals im Jahr 1961; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1971.

Der Apex-Verlag veröffentlicht Die tizianrote Falle in seiner Reihe APEX NOIR, in welcher Klassiker des Hard-boiled- und Noir-Krimis als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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FRANK KANE

 

 

Die titzianrote Falle

 

Erzählungen

 

 

 

 

Apex Noir, Band 5

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DIE TIZIANROTE FALLE 

1. Lydia Johnson 

2. Gita Ravell 

3. Chilly Conover 

4. Kitty Mallon 

5. Sally Horton 

6. Sandy Roberts 

7. Elsie Grant 

8. Flora Winters 

 

 

Das Buch

 

Der berühmte Privatdetektiv Johnny Liddell in acht Crime-Storys um eine heiße Rothaarige und kalte Leichen...

 

Lydia Johnson: Ihre Kurven waren jedem Amerikaner so bekannt wie der Name des Präsidenten. Und ihre Schwierigkeiten waren nicht geringer...

Gita Ravell: Bei ihrem Anblick vergaßen Männer ihre Frauen und ihre Millionen. Nur einer nicht...

Chilly Conover: Ihre Stimme schien auf den Wirbelsäulen der männlichen Zuhörer Xylophon zu spielen. Doch sie konnte nicht nur singen...

Kitty Mallon: Sie spielte mit den Männern Katz und Maus. Aber was nützten schon ihre Reize in der Todeszelle...

Sally Horton: In ihrem süßen Köpfchen drehte sich alles um Reichtum und Sex. Ihr Pech, daß sie nie genug von beidem bekam...

Sandy Roberts: Sie hatte alles, was ein Glamour-Girl braucht, um Karriere zu machen. Wäre sie nur nicht zu der Rauschgiftorgie gegangen...

Elsie Grant: Sie kam aus den besten Kreisen und hatte in schlechten Kreisen Schulden gemacht. Jetzt brauchte sie einen Mann, der ihr aus der tödlichen Klemme half...

Flora Winters: Ihr Herz war so kalt wie ihr Höschen heiß; sie konnte so gut schießen wie küssen. Aber sie hatte sich das falsche Opfer ausgesucht...

 

Der Story-Sammlung Die tizianrote Falle von Frank Kane erschien erstmals im Jahr 1961; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1971.

Der Apex-Verlag veröffentlicht Die tizianrote Falle in seiner Reihe APEX NOIR, in welcher Klassiker des Hard-boiled- und Noir-Krimis als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden. 

  DIE TIZIANROTE FALLE

 

 

 

 

 

 

  1. Lydia Johnson

 

 

Sie trug ein winziges Bikinioberteil, das ihre vollen, spitzen Brüste kaum bändigen konnte. Ein V-förmiges Stückchen aus demselben Stoff war aufreizend um ihre Hüften drapiert. Statt zu verhüllen, wirkte die Aufmachung eher enthüllend.

Ihr Haar leuchtete wie die aufgehende Sonne und bildete einen wunderbaren Kontrast zum Eisblau ihrer Augen. Das sonnengebräunte ungeschminkte Gesicht schimmerte im blendenden Sonnenschein.

Das hellrote Lippenpaar ließ hin und wieder das blendende Weiß der Zähne sehen.

Johnny Liddell lag in einem Liegestuhl neben dem Bassin und sah müßig dem eleganten Muskelspiel zu, als sie auf ihn zukam. Während sie die ganze Länge des Bassins entlangschritt, blieb sie öfter stehen und wechselte mit einigen der Gäste ein paar Worte. Einige Gesichter kannte er aus Filmmagazinen und Sonntagsbeilagen, andere wieder waren ihm aus den Verbrecherkarteien der verschiedenen Polizeiarchive vertraut.

Es war eine typische Hollywood-Party.

Lydia Johnson war die Marylin Monroe der heutigen Zeit - vor ein paar Jahren noch völlig unbekannt, jetzt eine Sensation dank der Alchimie unermüdlicher Publicity. Filmmagazine, die es während des vergangenen Jahres versäumt hatten, ihre Titelseiten mit ihrem Bild zu schmücken, waren ebenso selten wie Kriegsromane ohne obszöne Ausdrücke. Ihre Kurven waren dem Durchschnittsamerikaner vertrauter als der Name des Außenministers.

Und sie steckte in Schwierigkeiten.

Liddell wartete, bis sie endlich bei ihm angekommen war. Dann schwang er seine Beine vom Sessel, damit sie sich neben ihn setzen konnte. Sie roch so gut wie sie aussah.

»Amüsieren Sie sich?«

»Ist das der Zweck meines Hierseins?«

Liddell förderte aus der Tasche seines Bademantels ein Päckchen Zigaretten zutage und schüttelte zwei heraus. Eine bot er dem Mädchen an und gab ihr Feuer.

Sie machte einen tiefen Zug. »Ich brauche Ihre Hilfe, Liddell«, sagte sie dann offen. »Ich werde erpresst, und ich bin ziemlich sicher, dass die Erpresser heute hier sind.« Ihr Blick wanderte um das Bassin. Dann sah sie ihn an. »Kommen Sie in zwanzig Minuten in die Bibliothek. Dann werde ich Ihnen alles erzählen.«

Liddell sog an seiner Zigarette und blies den Rauch in bizarren Kringeln von sich. »Haben Sie eine Ahnung, wer von der Gesellschaft da drüben der Übeltäter sein könnte?«

Die Rothaarige hatte wieder ihr stereotypes Lächeln aufgesetzt und schüttelte anmutig den Kopf. »Nur einen Verdacht, keinen Beweis. Im Moment kann ich nicht mehr darüber sagen. Wir sehen uns dann drinnen.« Sie zog ein letztes Mal an der Zigarette und drückte sie im Aschenbecher neben dem Sessel aus. »In zwanzig Minuten.«

Liddell lehnte sich wieder in den Sessel zurück und beobachtete das leichte Hüftschwenken des Stars, der die Gäste begrüßte.

Er erhob sich und band den Bademantel um die Hüfte enger zusammen. Dann ging er zu einer Gruppe von vier Personen unter einem bunten Sonnenschirm neben dem Schwimmbassin.

Die Mädchen waren Standardprodukte der Schönheitsmühle Hollywood - blond, ebenmäßig, hochbusig und teuer aussehend. Der größere der zwei Männer im Sporthemd mit offenem Kragen und hellbraunen Slacks sah auf, als Liddell neben dem Tischchen stehenblieb. Sein langes schwarzes Haar war durch einen Seitenscheitel geteilt und glatt zurückgestrichen. Er sah aus braunen wässerigen Augen, der Mund war verdrossen. Als er Liddell erkannte, wurden seine Augen schmal.

»Sieh mal, wer da ist, Angelo«, knurrte er seinen kleineren und dickeren Partner an. »Liddell, der Superschnüffler.«

Der Mann namens Angelo fuhr sich mit der flachen Hand über seinen fast kahlen Kopf und blickte dem Privatdetektiv finster entgegen. »Diesmal im fremden Revier? Ich dachte schon, wir wären Sie endlich los, als wir den Staub der 47. und der Main Street von unseren Schuhen schüttelten. Was treiben Sie denn hier in dieser Gegend?«

Unaufgefordert zog Liddell einen Stuhl von einem benachbarten Tisch heran und ließ sich hineinfallen.

»Nehmen Sie Platz«, brummte der Dicke. »Betrachten Sie sich als mein Gast.«

Liddell grinste ihn an und bediente sich mit einer Zigarette aus dem Päckchen auf dem Tisch. »Also hier habt ihr Burschen euch verkrochen, nachdem ihr aus der Stadt verschwunden seid.«

»Verkrochen?«, knurrte Angelo. »Was heißt hier verkrochen? Ich und der Mister da hatten das Gefühl, dass das Geschäft sich westwärts verlagert, also gehen wir mit.« Er wandte sich an die Mädchen. »Ihr Süßen geht ein paar Minuten spazieren. Wir müssen mit dem Schnüffler hier über alte Zeiten reden.«

Mit offensichtlichem Wohlwollen beobachtete er die Kehrseiten der Mädchen, die zur Bar am anderen Ende des Bassins liefen und wandte dann widerstrebend seine Aufmerksamkeit wieder Liddell zu.

»Eines muss ich Ihnen ja lassen. Sie reisen erster Klasse. Dieses Frauenzimmer, diese Lydia Johnson, das Beste vom Besten.«

Liddell nickte. »Nette Sache«, gab er zu. »Sie ist blitzschnell hochgekommen. Wer steht hinter ihr?«

Angelo zuckte die Achseln und sah den Mann zu seiner Linken an. »Weißt du, wer hinter der roten Puppe steht, Marty?« Der Geschniegelte schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. Angelo wandte sich wieder Liddell zu. »Keine Ahnung, Liddell. Vielleicht hat sie gar niemanden hinter sich. Das Weib hat Talent, das sieht man, nicht?« Sein schmutziges Lächeln enthüllte ungepflegte Zähne. »Echtes Talent und so.«

Liddell ließ seinen Blick um den Swimming-Pool wandern. »Ich sehe hier ein paar von den anderen Jungs. Eddie Match, Leo Sullivan. Ein Freundschaftstreffen?«

Angelo wischte mit seinem behaarten Handrücken die Schweißperlen von der Stirn. »Wie ich schon gesagt habe, Schnüffler, spielt sich jetzt alles hier draußen ab. New York bietet einem Mann, der gut leben will, nichts mehr. Hier, das ist das Leben, jede Menge Weiber und Sonne. Ein Mann gewöhnt sich sehr rasch daran. Stimmt's, Marty?«

Marty nickte geflissentlich. »Ganz recht, Angelo.«

Angelo hielt auf ein Zeichen von Marty inne und drehte sich um. Er nickte einer auffällig gekleideten Frau unbestimmbaren Alters zu, die von Tisch zu Tisch flatterte. Sie kam näher, und man sah auf den zweiten Blick, dass ein dickes Make-up einen aussichtslosen Kampf gegen Falten und Krähenfüße führte.

»Angelo, ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir gestern bei Ihnen vorbeigeschaut haben. Himmlisch, mein Lieber, absolut himmlisch. Versäumen Sie heute nicht meine Sendung um Viertel nach elf. Es wird Sie sicher freuen, was ich über Sie sagen werde.« Sie schaute Liddell neugierig an. »Wieder einer Ihrer Kollegen? Ich sehe an seinem Teint, dass er aus dem Osten kommt.«

»Ein Bekannter aus New York, Laura. Liddell, ich möchte Sie Miss St. Clair vorstellen. Sie weiß alles Wissenswerte über Hollywood. Habe ich recht, Marty?«

Marty beeilte sich zu nicken.

»Ich habe Ihre Sendungen gehört und Ihre Artikel gelesen. Miss St. Clair«, bemerkte Liddell. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«

»Angelo, Sie enttäuschen mich«, rügte die verblühte Dame. »Ich dachte, alle Ihre Freunde wären schräge Typen, und jetzt präsentieren Sie mir einen anständigen Mann. Er spricht sogar Englisch.«

»Man lernt alle möglichen Typen kennen«, brummte Angelo. »Außerdem ist Liddell kein Freund im engeren Sinn. Er ist ein Schnüffler, den ich vor einiger Zeit im Osten zufällig kennengelernt habe.«

Die Augen der Journalistin blickten lebendig und interessiert. »Ein Schnüffler? Das ist doch ein Detektiv, nicht wahr?« Sie senkte die Stimme und machte ein Verschwörer-Gesicht. »Haben Sie für Laura etwas Saftiges, Mr. Liddell? Die Knaben da werden Ihnen bestätigen, dass ich nie eine Quelle preisgebe - außerdem zahle ich für Exklusivberichte sehr gut.«

Liddell schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss. Im Moment arbeite ich nicht. Ich habe eine Ruhepause eingelegt, bevor ich wieder in den Osten gehe. Ich habe auch nichts Außergewöhnlicheres getan, als ein filmverrücktes Mädchen auf gestöbert, das...«

Die Augen der Journalistin verengten sich. »Aber Sie waren immerhin wichtig genug, um von Lydia Johnson zu einer Party eingeladen zu werden. Möglicherweise kannten Sie sie, bevor sie ein Star wurde? Sagen Sie, Liddell, stimmt es, dass...«

Liddell zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie aus. »Ich habe sie durch einen gemeinsamen Bekannten kennengelernt. Sie hat die Party erwähnt, und ich hielt das für die angenehmste Art und Weise, einen Nachmittag totzuschlagen.«

Die Klatschreporterin war verstimmt.

»Wahrscheinlich denken Sie, dass es mich nichts angeht?« Bevor Liddell antworten konnte, quasselte sie weiter. »Alles, was in dieser Stadt vorgeht, geht mich etwas an. Wenn Sie hier ankommen möchten, dann kann es ganz nützlich sein, mit Laura zusammenzuarbeiten.«

Sie sah blitzschnell zu den zwei anderen hinüber. »Die meisten Leute jedenfalls finden es nützlich.« Sie nickte Angelo und Marty zu und entschwebte zum nächsten Tisch.

»Sie sind mit der Presse doch immer glänzend ausgekommen«, grinste Marty, als die Dame außer Hörweite war. »Offenbar sind Sie ganz außer Übung.«

»Eine Person wie die da ist nicht die Presse, sondern eine wandelnde Skandalfabrik.« Liddell blickte auf die Uhr. »Ich weiß, dass es euch am Boden zerstört, aber ich muss jetzt gehen.«

»Ich werde es überleben«, knurrte Angelo.

Liddell ging an den übrigen Tischen am Rande des Bassins vorbei zur Bar. Er bestellte einen Wodka mit Tonic und sah dann dem Kellner in der weißen Jacke zu, der mit großem Getue den Wodka über die Eiswürfel goss. Am Tisch, den er eben verlassen hatte, steckten Angelo und Marty die Köpfe zusammen. Angelo führte das große Wort, Marty beteiligte sich mit zustimmendem Kopfnicken.

Johnny Liddell trank sein Glas leer, stellte es ab und betrat dann durch die geöffnete Tür das Haus. Hier drinnen war es kühl. Er durchquerte die Halle und ging zu einer Tür, die in einen größeren Raum führte, der ein Mittelding zwischen Bibliothek und gemütlichem Wohnraum war.

 

Lydia Johnson hatte einen Chenille-Morgenrock umgeworfen. Sie saß zusammengekauert in einem bequemen Armsessel. In der Hand hielt sie ein großes Glas, in dem Eiswürfel klirrten, als sie Liddell damit zuwinkte.

»Machen Sie die Tür zu, damit wir nicht gestört werden.« Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, deutete sie auf die eingebaute Bar. »Bedienen Sie sich.«

»Ich habe ein paar alte Freunde getroffen, während ich wartete«, berichtete er und schenkte sich ein Glas Wodka ein, dem er Eiswürfel zufügte und das Ganze mit Tonic verdünnte. »Angelo Russo und seinen Ja-Sager Marty. Die beiden haben mich einem weiblichen Geier namens Laura St. Clair vorgestellt.«

»Diese Person macht mich rasend. Steckt überall ihre Nase hinein.«

Liddell nahm seinen Drink und setzte sich in einen Sessel ihr gegenüber. »Ein paar andere Gäste haben mich ebenfalls interessiert. Eddie Match und Leo Sullivan. Eine erlesene Gesellschaft.«

Die Rothaarige zuckte die Achseln. »Hier draußen ist Angelo bekannt wie ein bunter Hund. Er führt eine der feinsten Spielhöllen. Jeder, der etwas darstellt, verkehrt bei ihm.« Sie schwenkte die Flüssigkeit in ihrem Glas hin und her. »Eddie Match hat im Moment eine ganz große Agentur. Haben Sie das nicht gewusst?«

Liddell knurrte: »Bis jetzt habe ich nur gehört, dass Match Agent von einsamen Herren und Rauschgiftsüchtigen ist.«

»Er handelt noch immer mit Fleisch, wird aber jetzt dafür besser bezahlt.« Sie strich sich das Haar aus der Stirn. »Liddell, ich werde meine Karten aufdecken. Bevor für mich bessere Zeiten kamen, habe ich für Eddie Match gearbeitet.«

Liddell nahm einen tiefen Schluck und wartete.

»Jetzt bin ich ganz oben, und jetzt gräbt man die alten Zeiten aus, um mich hochgehen zu lassen. Schrecklich.«

»Worum handelt es sich? Bilder?«

Das Mädchen stand auf, ging an den Schreibtisch und nahm einen Schlüssel aus der obersten Lade. Dann ging sie zu einem Ölgemälde, hinter dem ein Wandsafe verborgen war. Sie drehte den Schlüssel um, öffnete den Safe und durchsuchte den Inhalt. Als sie sich wieder umwandte, hielt sie zwei Umschläge in der Hand. Sie reichte sie Liddell.

»Sie müssen sich vor Augen halten, dass ich damals noch ein junges Ding war. Und hungrig außerdem.« Sie ging ans Fenster, zog den Vorhang zurück und sah hinaus auf den gepflegten Rasen, während er den ersten Umschlag öffnete.

Es war ein Manuskript mit der Überschrift: »Lydia Johnson war als Call-Girl die Spezialität des Hauses.« Liddell überflog den Artikel.

»Man will Sie also damit erpressen? Das müssen Verrückte sein. Kein Mensch würde eine solche Affäre auch nur mit der Feuerzange anfassen.«

»Sehen Sie sich lieber mal die Kunstwerke an, die das illustrieren sollen. Im anderen Umschlag.« Sie hatte sich nicht umgedreht.

Liddell zog ein paar Abzüge aus dem zweiten Umschlag, sah sie an und stieß einen leisen Pfiff aus.

»Um für diese Bildchen zu posieren, müssen Sie schon mehr als hungrig gewesen sein. Sie müssen verrückt gewesen sein.«

»Ich habe dafür nicht posiert. Manchmal hatten wir eine Show - da hat man die Bilder offenbar gemacht.«

Sie ließ den Vorhang wieder fallen und drehte sich um.

»Na schön, man hat mich erwischt. Ich weiß nicht, wieviel man will. Die Summe wurde noch nicht genannt.« Sie nahm eine Zigarette vom Tisch, steckte sie sich an und rauchte in kurzen, ärgerlichen Zügen. »Ich lasse mich auf eine Zahlung ein, weil ich keine andere Wahl habe. Deswegen brauche ich Sie, Liddell. Ich möchte, dass Sie das Geld übergeben. Ich möchte aber sichergehen, dass es sich um eine einmalige Zahlung handelt.«

Liddell steckte die Bilder wieder ins Kuvert und las den Artikel genauer durch. »Und Sie haben keine Ahnung, wer dahintersteckt?«

»Eine Ahnung schon, aber keinen Beweis.« Die Zigarette klebte in einem Mundwinkel, während sie sprach. »Eddie Match hatte diese Shows gebucht. Er hat sich persönlich nie gezeigt, aber Leo Sullivan saß immer in der ersten Reihe.«

»Angelo hat also die Hand im Spiel?«

»Ich denke, ja. Ich habe mir die Bilder genau angesehen. Diese Zimmereinrichtung kommt mir irgendwie bekannt vor.«

Liddell grinste. »Die ist mir gar nicht aufgefallen. Ich hatte nur Augen für Sie.«

»Ich bin sicher, dass diese Bilder in einem Privatzimmer im zweiten Stock des Lokales aufgenommen wurden, das Angelo in der 47. Straße führte, als er noch in New York arbeitete.«

»Dann können beide die Aufnahmen arrangiert haben! Oder sonst noch jemand von der Party?«

Die Rothaarige strich sich über ihre Arme, als fröstelte sie. »Die zwei sind da draußen die einzigen, die meines Wissens eine Ahnung davon haben, dass ich ein Call-Girl war.«

Liddell warf die Umschläge auf den Tisch. »Ich weiß nicht, Baby, ob es eine gute Idee ist, Geld herauszurücken. Sie können nie sicher sein, dass es die letzte Rate ist. Es gibt so viele Möglichkeiten, ein Doppelspiel zu treiben.«

»Das Risiko muss ich auf mich nehmen. Wenn ich es nicht tue und das Manuskript einem Skandalmagazin in die Hände fällt, bin ich erledigt. Und wenn man als Beweis dazu noch die Fotos bringt, brauche ich meinen Mund erst gar nicht aufzumachen.« Sie zündete sich noch eine Zigarette an und ließ sich entmutigt in den Sessel fallen. »Das ist kein Aktkalender oder so etwas Ähnliches, mein Lieber. Wenn das herauskommt, bin ich als Star für immer erledigt. Dann kann ich höchstens noch in Pornoshows arbeiten.«

»Und wenn Sie zu zahlen anfangen, zappeln Sie für immer an der Angel. Ihre einzige Chance besteht darin, dass wir herausbekommen, wer die Negative und alle anderen Abzüge hat. Den müssen wir uns vornehmen.«

Das Mädchen befeuchtete die Lippen mit der Zunge. »Und Sie glauben, dass Sie das fertigbringen?«

»Es ist jedenfalls einen Versuch wert.«

Die Rothaarige stand auf und legte die Hand auf seinen Arm. »Sehen Sie, Liddell, ich möchte Ihnen nicht die verführte Unschuld Vorspielen. Das da sind Bilder von mir. Ich bin zwar nicht stolz darauf, schäme mich aber auch nicht deswegen. Ich möchte nur von der Angel loskommen.«

»Keine Angst, Baby. Ich bin allerhand gewohnt. Sich den Lebensunterhalt auf diese Art zu verdienen, ist sicher nicht gerade die leichteste Art. Es ist aber ein weitaus ehrenwerterer Lebensunterhalt als Erpressung.«

Sie umklammerte seinen Arm fester. »Ich brauche wohl nicht zu betonen, wie dankbar ich Ihnen bin.«

»Wann ist die günstigste Zeit für einen Besuch bei Angelo?«

»Elf, halb zwölf. Sie haben noch viel Zeit.«

Liddell legte seinen Arm um sie und küsste ihre halbgeöffneten Lippen. Sie waren weich und feucht. Sie zerschmolz beinahe und schmiegte sich eng an ihn. Er befreite sich aus ihrer Umarmung.

»Was ist mit Ihren Gästen?«

Der Rotschopf zuckte die Achseln. »Sie kennen ja Hollywood-Partys. Solange der Alkoholvorrat reicht, kümmert es niemanden, wenn sich der edle Spender nicht blicken lässt.«

Liddell umfing sie und trug sie zur Couch. Der Morgenrock glitt ihr von den Schultern. Das Braun ihres Körpers wurde von zwei kontrastierenden weißen Streifen in Bikini-Form unterbrochen.

 

Johnny Liddell fuhr die Küste entlang nach Süden. Jenseits des schwarzen Abgrundes, der zu seiner Rechten gähnte, rauschte die Brandung und zischte das zurückflutende Meer.

Die Scheinwerfer glitten über eine Messingtafel mit der Aufschrift Angelos. Er bog ab und fuhr zwischen zwei massiven Steinpfeilern hindurch. Dann folgte er einer gewundenen, baumbestandenen Auffahrt, die zu einem Haus führte.

Angelos Heim entpuppte sich als ein weitläufiges altes Gebäude, das wie jedes alte, gut erhaltene Haus aussah. Sträucher und Rasen waren gepflegt. Das Haus selbst wurde durch verborgene Scheinwerfer angestrahlt. Liddell fuhr vor einem überdachten Eingang vor und übergab den Mietwagen einem livrierten Bediensteten.

In der Empfangshalle des Hauses standen die Gäste meist in Abendkleidung in kleinen Gruppen beisammen. Darüber schwebte eine Rauchschicht, die vom Luftzug der geöffneten Tür in Bewegung gehalten wurde.

Zur linken Hand hatte man einen der ursprünglichen Wohn- räume in einen Gesellschaftsraum verwandelt, in dem eine Bar die ganze Länge des Raumes einnahm. Liddell schlenderte hinein und ergatterte einen Platz an der Bar.

Er bestellte einen Bourbon mit Eis und sah sich dann in dem Raum ein wenig um. Nach der Anzahl der Stars zu schließen, die Liddell hier erkannte, war Angelo offenbar in der Film weit gut angekommen. Als der Barkeeper ihm den Drink hinschob, ließ Liddell einen Fünfer auf die Theke fallen.

»Ist Angelo da?«

Der Barkeeper hob die Augenbrauen. »Mr. Angelo ist jeden Abend hier. Sind Sie ein Bekannter?«

Liddell nickte.

»Aus New York. Mein Name ist Liddell.«

Der Barkeeper nahm das Geld, das neben dem Glas lag, und schlurfte ans andere Ende der Bar. Dort betätigte er die Registrierkasse. Einen Augenblick später war er mit dem Wechselgeld wieder da. Liddell tat, als sähe er nicht, wie der Barkeeper kurz darauf unter der Bar ein Telefon herauszog und ein paar Worte in den Hörer murmelte.

Liddell wollte eben sein Glas nachfüllen lassen, als ein zweihundert Pfund schwerer Mann in mitternachtsblauem Smoking, mit einer roten Nelke im Knopfloch, sich zu ihm gesellte. »Mr. Liddell?«

Liddell nickte.

»Mr. Angelo bittet Sie in sein Büro.« Die Art, wie der Blaufrack das sagte, klang ganz so, als sei die Einladung in Mr. Angelos Büro eine Eintrittskarte vom Petrus. »Bitte, hier entlang.«

Das Büro befand sich am Ende des Ganges, der von der Eingangshalle abzweigte. Der Mann im Smoking klopfte an eine Tür mit der Aufschrift Private. Auf sein Klopfen öffnete Marty, der den Mann im Smoking mit einem Kopfnicken entließ.

Das Zimmer war mit riesigen Polstersesseln und ein paar Tischen behaglich eingerichtet. Die raffinierte Beleuchtung schaffte eine warme und intime Atmosphäre.

Angelo saß lässig in einem Sessel ausgestreckt. Die Füße hatte er auf ein niedriges Tischchen gelegt. Er verfolgte Liddells Eintreten ohne das leiseste Zeichen von Enthusiasmus. Irgendwo ließ ein Radio leise Tanzmusik in den Raum fluten.

»Ich dachte, wir hätten uns heute Nachmittag verabschiedet«, grollte er. »Wir dachten, Sie wären jetzt schon auf dem Weg nach Hause in den Osten. Nicht wahr, Marty?«

Marty, der gegen die Tür gelehnt dastand, nickte.

»Sie haben doch nicht angenommen, dass ich weggehe, ohne Ihr Etablissement einmal besichtigt zu haben, oder?«

Angelo langte in einen Behälter und fischte eine Zigarre heraus. Er biss ein Ende ab und spuckte es in Richtung des Papierkorbes. »Na schön, jetzt haben Sie es gesehen.«

Liddell grinste. »Wissen Sie, Angelo, es ist genauso, wie Sie gesagt haben. Man gewöhnt sich an diese Gegend. Ich bleibe vielleicht eine Zeitlang.«

Der Mann im Sessel steckte sich die unangezündete Zigarre in den Mund und rollte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Hollywood ist keine Stadt für Sie, Liddell. Ich glaube nicht, dass das Klima Ihnen bekommen würde.«

Das Radio gab einen Werbetext von sich.

»Ihr Geschäft scheint zu blühen.« Liddell suchte sich eine Zigarre heraus, roch daran und warf sie wieder zurück in den Behälter.

Angelo sah ihn wütend an. »Sie und ich, wir passen nicht zusammen. Was mich betrifft, so stecke ich meine Nase nicht in fremde Angelegenheiten. Auf diese Art, wie Sie ganz richtig bemerkt haben, blüht und gedeiht man in diesem Klima.« Er kaute nachdenklich an seiner Zigarre. »Nur haben Sie das nie gelernt.«

»Nicht sehr interessant, was Sie da von sich geben.«

Angelo streckte die Beine aus und betrachtete eingehend seine spiegelblanken Schuhe. »Sie glauben also, es kann einem nichts passieren, wenn man hart ist. Manchmal ist es aber so, dass diejenigen, die den Mund zu voll nehmen, draufzahlen.«

»Sie meinen damit also, dass meinem Klienten etwas zustoßen könnte, wenn ich mich nicht rechtzeitig zurückziehe?«

Der Mann im Sessel nahm die Zigarre aus seinen Zähnen, inspizierte das feuchte Ende und klebte ein abstehendes Blatt mit der Zungenspitze fest. »Wer weiß denn überhaupt was von einem Klienten?« Sein Blick wanderte von der Zigarre zu Liddell. »Ich sage doch nur, dass es sich noch nie bezahlt gemacht hat, drauf loszugehen und nach der Polizei zu schreien. Auch nicht für einen Detektiv. Das könnte einen Kerl verdammt unbeliebt machen.«

»Einen Kerl?«

Angelo zuckte die Achseln. »Oder eine Puppe. Es gibt ja Burschen, die ihre Geschäfte über Weiber abwickeln. Auf diese Art kann man auch Geschäfte machen.« .

»Wie Leo Sullivan?«

»Warum fragen Sie Leo nicht selbst?«

Der Radiosprecher verkündete stolz: »...und da ist sie, die Pythia von Hollywood, die allwissende Reporterin Laura St. Clair.« Eine kurze Fanfare vom Tonband, und dann erfüllte die widerliche Stimme der Klatschreporterin das Zimmer.

Angelo hob die Hand. »Eine Minute. Sie wirbt heute für unser Lokal. Das möchte ich mir anhören.«

Er nickte beifällig, als die Stimme aus dem Radio in Superlativen über sein Lokal schwelgte. Als sie endlich das Thema wechselte, sagte Angelo zu Marty: »Keine schlechte Reklame. Dreh jetzt ab. Diese Stimme jagt mir Schauer über den Rücken.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Liddell zu. »Ich werde Ihnen jetzt ganz kostenlos einen guten Rat geben, Freundchen. Lassen Sie uns in Ruhe. Wir möchten hier draußen keinen Ärger. Wenn wir aber welchen bekommen, dann wissen wir, wie wir damit fertig werden. Hab' ich recht, Marty?«

Der Kopf des anderen nickte gehorsam.

»Schön«, sagte Liddell, »wenn wir schon bei kostenlosen, guten Ratschlägen sind: Ich werde nervös, wenn jemand einen meiner Klienten belästigt. Richtig nervös. Und wenn ich mal nervös werde, dann kann es hart auf hart gehen.«

Der Mann im Sessel schwang seine Beine vom Tischchen. Der Boden dröhnte unter dem Aufprall.

»Sie wollen Angelo drohen?« Er schlug sich auf die Brust. Dann ging er auf Liddell zu. Er kam ihm mit dem Gesicht so nahe, dass der Privatdetektiv seinen knoblauchgeschwängerten Atem riechen konnte. »Niemand, der in mein Haus kommt, darf Angelo bedrohen.«

Liddell stellte fest, dass die Jahre fern von New York Angelo sehr verändert hatten. Das Raubtierartige in seinem Gesicht winde von einer weichen Fettschicht verwischt. Zwar sahen unter dickgeäderten schweren Augenlidern noch immer ausdruckslose und stumpfe Augen hervor, aber die sanften Rundungen darunter milderten den ehemals drohenden Ausdruck.

Liddell legte dem Dicken seine Hand auf die Brust und schob ihn von sich. Angelo taumelte nach hinten, das niedrige Tischchen stieß ihm in die Kniekehlen, er verlor das Gleichgewicht und fiel, mit Armen und Beinen Halt suchend, um.

Martys Hand fuhr an die Jackentasche und tauchte mit einem offenen Springmesser wieder auf. Er schlurfte plattfüßig auf Liddell zu. Die Schneide des Messers zeigte nach bewährter Messerstechermanier nach oben.

»Jetzt reicht's aber, Schnüffler«, stieß er hervor.

Einen Moment umkreiste er vorsichtig den Privatdetektiv und griff dann plötzlich an. Liddell trat beiseite, umfasste Martys Handgelenk, als das Messer vorbeizischte, und verdrehte ihm den Arm.

Marty schrie vor Schmerz auf, wirbelte durch die Luft und landete zu Liddells Füßen am Boden. Das Messer schlitterte durch den Raum. Der Privatdetektiv langte hinunter, kriegte eine Hand voll von Marty s Haaren zu fassen und zog ihn hoch. Er versenkte seine Linke im Bauch des andern und hieb ihm dann aufs Ohr. Marty fiel mit dem Gesicht voran zu Boden und rührte sich nicht mehr.

Liddell hob das Messer auf und prüfte die Schärfe mit dem Daumenballen.

Dann wandte er sich Angelo zu, der sich mühsam hochrappelte.

»Wir wollen uns vor einer Zahlung gar nicht drücken«, knurrte Liddell. »Aber wie man so schön sagt - alle Abschlüsse sind endgültig.«

Angelos Blick wanderte finster vom Messer zu Liddells Gesicht und zurück. »Außer Ärger haben wir nichts zu verkaufen, Schnüffler.« Er deutete mit einer Kopfbewegung in Martys Richtung. »In Ihrem Fall wird Marty es sicherlich ganz billig machen. Sogar verschenken.«

Liddell stieg mit dem Messer in der Hand über den ausgestreckt am Boden liegenden Marty. Als er Angelo immer näher kam, drückte sich der Clubeigentümer ängstlich gegen die Wand.

»Warten Sie einen Moment, Liddell, machen Sie keine Dummheiten. Ich sagte doch, dass ich nichts zu verkaufen habe.« Seine Oberlippe glänzte, auf der Stirn perlten Schweißtropfen. »Das liegt nicht auf meiner Linie. Das wissen Sie. Ich habe da unten die Roulett- und Kartentische. Das genügt mir vollauf.«

»Auf wessen Linie liegt es dann, Angelo?«

Der untersetzte Mann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich verpfeife niemanden.«

Liddell setzte die Messerspitze auf das weiche Fett unter Angelos Hals und ritzte die Haut auf. Angelo knurrte und fuhr mit dem Finger über den Ritz. Ein Blutstropfen quoll hervor.

»Wer verkauft?«

»Vielleicht handelt es sich gar nicht um einen Verkauf.«

Liddells Miene verfinsterte sich. »Sie wollen mir doch etwas erzählen.«

Der Clubeigentümer schüttelte den Kopf. »Ich will Ihnen gar nichts erzählen. Sie können es sich ja selbst ausrechnen. Wieviel kann ein Unternehmer schon normalerweise verdienen? Zwei-, höchstens dreifach. Ein Vertrag mit einem Mädchen, das momentan das tollste Stück von ganz Hollywood ist, ist das Zwanzigfache wert. Vielleicht noch mehr.«

Liddell ließ das Messer sinken. »Also das steckt dahinter, langsame Zermürbungstaktik!«

»Von mir haben Sie nichts gehört. Ich verpfeife niemanden.«

Liddell bedachte ihn mit einem Grinsen. »Mich können Sie nicht für dumm verkaufen.«

 

Lydia Johnson saß am Swimming-Pool, als Johnny Liddell wieder in ihrem Haus in Beverly Hills aufkreuzte. Sie trug einen Badeumhang, der es sehr fraglich erscheinen ließ, ob sie darunter noch etwas anhatte. Sie hörte sich Liddells Bericht über seine Unterredung mit Angelo an und runzelte die Stirn.

»Eddie Match?« Sie nagte an einem ihrer dicklackierten Fingernägel und dachte nach. »Dann wollen die Kerle also kein Geld, sondern einen Vertrag als Manager.«

Liddell nickte. »Es klingt ganz danach. Was für einen Stall hat übrigens Match?«

»Eine Menge großer Namen. Und es kommen dauernd neue dazu.« Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich. »Sie meinen, auf diese Art bekommt er alle seine Klienten? Durch Erpressung?«

Liddell zuckte die Achseln. »Ich wüsste nicht, wie aus einem Zuhälter sonst so rasch ein Topmanager wird.«

Bei dem Wort Zuhälter zuckte das Mädchen zusammen. Sie nahm sich eine Zigarette und klopfte damit auf die Sessellehne.

»So oder so, es sieht so aus, als müsste ich meine Haut für Eddie Match zu Markte tragen.«

»Und was ist mit Ihrem Studio? Würde man für Sie eintreten, wenn die Kerle die Karten aufdecken und die Bilder herumzeigen?«

»Ich weiß nicht. Man hat eine Riesensumme in mich investiert. Ich weiß aber nicht, ob es sich die Gesellschaft leisten könnte, gegen einen solchen Wirbel anzukämpfen.« Sie zündete die Zigarette an und blies Rauch durch die Nase. »Mir steht Ärgeres bevor, als ich ursprünglich dachte. Ich schätze, ich habe Ihre Zeit umsonst in Anspruch genommen, Liddell. Ich kann mich nicht so einfach loskaufen.«

»Vielleicht auch nicht«, brummte Liddell. »Ich habe noch nicht mit Eddie Match gesprochen. Vielleicht kann ich ihn überreden, sich nett zu benehmen.«

»Niemand, aber auch schon niemand, kann Eddie Match von etwas abbringen, wenn er hinter Geld her ist.«

»Sie würden staunen, wie gut ich mich aufs Überreden verstehe.« Liddell langte zu ihr hinüber und nahm einen Zug aus ihrer Zigarette. »Wo kann ich ihn am sichersten treffen?«