Die Überwindung der Furcht - Swami Sivananda - E-Book

Die Überwindung der Furcht E-Book

Swami Sivananda

0,0

Beschreibung

Die Furcht ist der große Feind des Menschen, der Feind seines Fortschritts. Sie zerstört seinen Frieden und seine Harmonie. Er verliert sich unbewusst in Ängsten, die ihn nicht mehr loslassen und ihn lähmen. Seine Sicht ist verzerrt, er hält ein harmlos am Boden liegendes Seil für eine gefährliche Schlange und gerät in Panik. Die Skala der Ängste und Verwirrungen ist beinahe endlos und doch ist der Weg zur Furchtlosigkeit so einfach! Wenn wir uns in dem Bewusstsein verankern, dass in allem und jedem eine Allmacht gegenwärtig ist, die alles erschafft und die uns mit Millionen Händen schützt, jederzeit und unter allen Umständen - dann schmilzt die Angst dahin. Wir sehen das Göttliche in jedem Menschen, in der Schlange, im Skorpion, im Löwen, im Wind, im Schnee und Regen, überall. Wir befreunden uns mit dem ganzen Universum und die Furcht verschwindet aus unserem Herzen - niemand und nichts kann uns mehr schaden!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 82

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Swami Sivananda

SWAMI SIVANANDA

Die Überwindung der Furcht

und andere Unterweisungen

HEINRICH SCHWAB VERLAG ARGENBÜHL-EGLOFSTAL

Titel der Originalausgabe:

Conquest of Fear

Bearbeitet und herausgegeben

von Hanna Omkarananda Herrmann

5. Auflage 2014

Alle Rechte für die deutsche Ausgabe vorbehalten

© 1964 by Heinrich Schwab Verlag

Eglofstal 44

D-88260 Argenbühl

Tel. 0049-7566-941957

www.heinrichschwabverlag.de

E-Book-Umsetzung: Zeilenwert GmbH

ISBN 9783796405358

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

I. Teil

Die Überwindung der Furcht

Vorwort

1. Kapitel: Alles über die Furcht

Erhebe dich!

Was ist Furcht?

Die Ursache der Furcht

Furcht und Bindung

Eingebildete Furcht

Phobien

Erzeuge keine Eindrücke von Schreckgespenstern

Verschiedene Arten von Furcht

2. Kapitel: Methoden zur Überwindung der Furcht

Der Sieg über die Furcht

Überwindung eines negativen Gefühls durch das gegenteilige positive Gefühl

Das Empfinden der Gottgegenwart

Die Hingabe an Gott vertreibt alle Furcht

Meditation über das Höhere Selbst

Die Furchtlosigkeit heilt Gram und Kummer

II. Teil

Weitere Unterweisungen

1. Schritte zum Überbewusstsein

Erfahrungen auf den Vorstufen

Visionen während der Meditation

Kosmisches Bewusstsein

Überbewusstsein

Freudige Dienstbereitschaft

Mittel und Wege zur Selbstverwirklichung

2. Der geistige Schatz

Das Unendliche als Erscheinungswelt

Der Pfad des Wissens

Vedantische Übungen

3. Hinweise zur Meditation

Weitere Unterweisungen zum Meditieren

4. Lebe für Gott und in Gott

Das universale Gebet

I. TEIL

Die Überwindung der Furcht

Verzicht macht frei

Im Vergnügen ist die Furcht vor Krankheit enthalten. Eine gute soziale Stellung wird von der Angst begleitet, sie zu verlieren. Im Reichtum liegt die Angst vor Feinden. Wer verehrt wird, hat Angst vor Demütigungen. Gelangt einer an die Macht, dann fürchtet er Gegner. Ist er schön, dann bangt ihm vor dem Altwerden. Die Gelehrsamkeit ist mit der Angst vor Rivalen verbunden. Der Tugendhafte fürchtet seine Verleumder und im Körper liegt die Furcht vor dem Tod. Alles in dieser Welt, das zum Bereich des Menschen gehört, ist mit Furcht verbunden.

Verzicht allein führt zur Furchtlosigkeit!

Bhartrihari: „Vairagya-Shatakam“

Vorwort

Die Furcht ist der große Feind des Menschen, der Feind seines Fortschritts. Sie zerstört seinen Frieden und seine Harmonie. Sie verschlingt oder untergräbt seine Vitalität und Energie. Sie raubt dem Nervensystem die Kraftreserven und verursacht Schwachheit.

Es gibt zwei Arten von Furcht: natürliche oder gerechtfertigte Furcht, wenn das Leben in Gefahr ist, und unnatürliche oder ungewöhnliche Furcht, hinter welcher keine objektive Wirklichkeit steht.

Der Ursprung der meisten neurotischen Angstzustände kann auf die Kindheit zurückgeführt werden. Die Saat der Furcht mag während der Kindheit latent im Unterbewusstsein ruhen und erst später in einer Stress- oder Krisensituation aufgehen.

Panische Furcht ist ansteckender als Typhus oder Cholera. Die Bedrohung durch Atombomben verursacht eine schreckliche Panik. Die Menschen verlassen ihre Häuser und eilen hinaus in die Dörfer.

Sorgen und Kummer sind die Folgen der Furcht. Irgendeine Angst liegt im Unterbewusstsein begraben, die den Menschen mit Unruhe erfüllt. Er steht ständig unter Druck, unter einer fortwährenden Spannung. Sobald aber die Angst vertrieben und man von ihr befreit ist, ist der Gemütsfrieden hergestellt.

Normale Furcht ist gesund. Sie dient dem Fortschritt und erhält das Leben. – Ein Schulvorsteher fürchtet sich vor dem Schulinspektor. Die Erziehung und Schulung der Kinder liegt ihm deshalb sehr am Herzen und so bestehen alle Schüler ihre Prüfungen. – Der Lokomotivführer fürchtet sich vor seinem Vorgesetzten. Er gibt sich große Mühe in der Erfüllung seiner Pflichten. Es kommt nie zu einem Zusammenstoß. – Der Arzt versucht, einem schlechten Ruf zu entgehen; darum bemüht er sich sehr um seine Kranken. Er widmet sich gründlichen Forschungen und rettet viele Menschenleben; er wird zu einer berühmten Persönlichkeit.

Die Psychologen vertreten die Ansicht, dass es keine absolute Furchtlosigkeit geben könne und dass nur begrenzte Resultate bei der Bekämpfung der Angst möglich sind. Dies ist nicht zutreffend. Die Psychologen haben keine transzendentale Erfahrung. Ein vollendeter Weiser, der im Höchsten Selbst verankert ist, ist absolut furchtlos. Mit donnernder Stimme verkünden die Upanishaden: „Der Kenner des furchtlosen Brahman wird selber absolut furchtlos“ (Brihadaranyaka-Upanishad).

Nur da ist Furcht, wo Dualität besteht. Wie kann es Furcht geben für denjenigen, der die Nichtdualität, die Einheit erlebt? Ein solcher Mensch ist der Tapferste der Menschen. – Die Verwegenheit eines Verbrechers ist bloß tamasischer1, aus irdischer Bindung geborener Mut. Es ist überhaupt kein Mut, sondern brutale, durch Hass und Neid entstandene Wildheit. Allein der aus der Weisheit des göttlichen Selbst geborene sattvische2 Mut ist wahrer Mut.

Tatsächlich existiert die Furcht, um den Mut zu verherrlichen. Durch einen furchtsamen Menschen wird ein mutiger Mensch hervorgehoben. Die Güte als Wert wird uns erst aufgrund der Schlechtigkeit bewusst. Die eine Seite einer Sache bleibt bedeutungslos ohne die Existenz des Gegenteils. Deshalb hat alles zwei Seiten in dieser Welt. Die Gegensätze sind vorhanden, um den Fluss, die Bewegung der Welt vorwärtszuerhalten.

Dieses Buch wirft viel Licht auf die Ursachen und Merkmale, den Sinn und die Bedeutung der Furcht. Es empfiehlt wirksame Heilmittel für die Ausrottung der Furcht und die Kultivierung von Mut und Stärke und zeigt den Weg zur Erlangung der Einheit mit dem furchtlosen Brahman, dem Absoluten.

Swami Sivananda

1. Kapitel

Alles über die Furcht

Erhebe dich!

Die Furcht ist eine Illusion. Sie kann auf die Dauer nicht bestehen. Der Mut aber ist ewig und vergeht nicht.

Gefahren und Nöte sind das unausweichliche Schicksal jeden Erdbewohners. Wappne deshalb dein Gemüt mit Mut und Geduld. Stärke, Tapferkeit und Geistesgegenwart werden dich durch alle Gefahren hindurchführen. Wie ein Fels am Meeresufer von den heftigen Wellen völlig unbewegt bleibt, so wird auch ein Mensch, der mit Mut ausgestattet ist, von den dunklen gefährlichen Wellen dieses Lebens nicht erschüttert. Er bleibt unberührt von allen Herausforderungen und geht aus allen schwierigen Lagen als Sieger hervor.

Ein mutiger Mensch zittert nicht in der Stunde der Gefahr. Er wird nicht erschreckt oder verwirrt. Er sinkt nicht nach unten. Er wird nicht von Verzweiflung überwältigt. Er lächelt alle Gefahren und Schwierigkeiten hinweg, bläst die Trompete des Triumphs und siegt schlussendlich.

Die Bedrohungen der Angst sind Schrecken für das Herz. Führe ein tugendhaftes Leben. Lebe mit und in Gott. Sei gut. Diene, liebe, gib, meditiere! Dann kann dich nichts in Furcht versetzen. Der Gott des Todes wird vor dir Angst haben. Keine Schrecken, nicht einmal die Todesängste werden Schrecken für dich sein.

Ängstige deine Seele nicht mit eingebildeten Schrecken. Aus der Furcht entstehen Unglück und Fehlschläge. Die Angst eines Feiglings bringt ihn in Gefahr. Wer feige ist, stirbt viele Male vor dem tatsächlichen Tod. Sei tapfer. Sei von Freude erfüllt. Erlaube deinem Herzen nicht, aufgrund des Trugbilds eingebildeter Ängste abzusinken. Sei voller Selbstvertrauen und Glauben. Der Mut ist dein Geburtsrecht. Du bist das Kind des Lichts, des Nektars der Unsterblichkeit. Fordere Dein Geburtsrecht jetzt. Stehe auf, o Mensch! Singe ein lauthin schallendes OM OM OM.3

Du bist der Löwe des Wissens von der Unsterblichkeit.

Was ist Furcht?

Die Furcht4 ist eine Gefühlsregung5 im mentalen Ich oder Gemüt6, eine Welle, die sich erhebt, wenn unser Leben durch äußere Faktoren gefährdet wird. Es gibt verschiedene Grade der Furcht: Unruhe, Beunruhigung, Ängstlichkeit, Verzagtheit, Bestürzung, Schrecken, Entsetzen, Grauen.

Der Mensch reagiert auf die Gefahrensituation, die ihn in Furcht versetzt, mit Gesichtsblässe, Herz­klopfen, langsamem oder aussetzendem Puls, Zittern der Glieder, Schweißausbrüchen, ausdruckslosen Augen usw.; in schweren Fällen mit Versagen der Stimme. Der Körper wird wie ein Stück Holz. Das Gemüt ist betäubt, die Sinne funktionieren nicht mehr. In extremen Fällen kann ein solcher Schock einen Kollaps oder durch plötzliches Herzversagen den Tod herbeiführen. In gewöhnlichen Fällen erholt sich der Mensch langsam wieder von den krankhaften Symptomen und kehrt zum Normalzustand zurück, nachdem die Ursache der Angst ausgeschaltet ist.

Die Ursache der Furcht

Unwissenheit ist die Ursache der Furcht. Der Mensch aß von der verbotenen Frucht und wurde Sklave der Sinnesfreuden. Er vergaß sein ursprüngliches göttliches Wesen und wurde vom Strudel der Unwissenheit fortgerissen. Aus dem unendlichen, furchtlosen Gott wurde das begrenzte, angsterfüllte, kleine menschliche Ich. Die Identifikation mit dem Körper, das Sichals-Körper-Fühlen ist die Ursache der Furcht.

Der Körper dient als Mittel für sinnliche Freuden. Sobald der Mensch krank wird, fürchtet er, dieses Werkzeug seiner Vergnügen zu verlieren, und setzt das Äußerste zur Erhaltung des Körpers ein. Alle anderen Ursachen der Furcht sind auf die Identifikation mit dem Körper zurückzuführen.

Minderwertigkeitsgefühle sind eine andere Ursache der Furcht. Dieses negative Gefühl bewirkt Mangel an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein im Menschen. Er hat Angst vor jenen, die ihm in Bezug auf Talente, Macht, Stellung oder Tüchtigkeit überlegen sind. Er hat das Gefühl, dass er nichts zustande bringt.

Körperliche Entstellung oder Mangel an mentaler oder körperlicher Tüchtigkeit und falsche Kindererziehung sind andere Angstursachen.

Nur die Selbstverwirklichung, die Erfahrung der Einheit mit Gott befreit von jeder Furcht.

Furcht und Bindung

Furcht und Bindung7 sind Bewegungen, Wellen im Gemüt. Sie sind eine Art vorübergehender Wirbel. Das Gemüt setzt sich aus Furcht und Bindung zusammen. Diese sind wie Zwillinge, die eng miteinander verbunden sind. Wenn Furcht und Verhaftetsein zunichte werden, hören Leben und Existenz des mentalen Egos auf.

Die Furcht ist, wie gesagt, die Folge von Unwissenheit. Durch Verblendung und die Identifikation mit dem Körper vergisst der Mensch sein eigentliches göttliches Wesen. Im Urbeginn war er die alldurchdringende, unsterbliche, furchtlose Seele oder Brahman, Gott. Durch Selbstsucht wurde er ein widerspenstiges Kind. Er trennte sich von seinem Vater und erstrebte persönlichen Besitz. Er begann sein eigenes unabhängiges Leben auf dieser irdischen Ebene. Er mietete sich ein Haus in der Welt, zog in sein Körperhaus aus Fleisch und Knochen ein und wurde ein kleiner, furchtsamer Mensch, ein kleines Lebewesen, Jiva, ein persönliches Ich, bedrängt von Ängsten aller Art. Auf diese Weise vollzog sich sein Niedergang, sein Sturz in die Tiefe, verursacht durch den Streit mit seinem allmächtigen Vater und durch sein neues egoistisches Leben mit irdischen Bindungen.

Als der Jiva