Die uruguayische Dichterin Delmira Agustini - Dieter Hoffmann - E-Book

Die uruguayische Dichterin Delmira Agustini E-Book

Dieter Hoffmann

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Delmira Agustini (1886 – 1914) gilt als eine der bedeutendsten Dichterinnen Uruguays. Für ihre innovative Lyrik gefeiert, hat ihr Leben schon früh ein tragisches Ende genommen. Die vorliegende Veröffentlichung entwirft anhand von Nachdichtungen und Deutungen ausgewählter Gedichte ein dichterisches Porträt der Autorin.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

 

Dieter Hoffmann

 

 

Die uruguayische Dichterin Delmira Agustini

Nachdichtungen und Interpretationen

Lyrik des lateinamerikanischen Modernismo/1

 

 

 

Literaturplanet

Impressum

 

 

© LiteraturPlanet, 2025

http://www.literaturplanet.de

Wilhelmstr. 58

66589 Merchweiler

 

Band 1 der Reihe Lyrik des lateinamerikanischen Modernismo

 

Über dieses Buch:

Delmira Agustini (1886 – 1914) gilt als eine der bedeutendsten Dichterinnen Uruguays. Für ihre innovative Lyrik gefeiert, hat ihr Leben schon früh ein tragisches Ende genommen. Die vorliegende Veröffentlichung entwirft anhand von Nachdichtungen und Deutungen ausgewählter Gedichte ein dichterisches Porträt der Autorin.

Auf literaturplanetpodcast.com sind die einzelnen Kapitel auch als Audioangebot abrufbar.

 

Informationen über den Autor finden sich auf seinem Blog (rotherbaron.com) oder auf Wikipedia.

 

Cover-Bild: Porträt von Delmira Agustini (1886 – 1914), veröffentlicht 1907 in dem Gedichtband El libro blanco (Das weiße Buch); Wikimedia commons (Farben aufgefrischt)

 

 

Vorwort

 

Mit der vorliegenden Veröffentlichung soll ein Eindruck von der Lyrik Delmira Agustinis vermittelt werden, die als eine der bedeutendsten Dichterinnen Uruguays und als wichtige Vertreterin des lateinamerikanischen Modernismo gilt. Dies geschieht anhand von Nachdichtungen und Deutungen ausgewählter Gedichte, die besonders dazu geeignet scheinen, ein Schlaglicht auf das dichterische Werk dieser Autorin zu werfen.

Ziel der Nachdichtungen ist es, den jeweiligen Gefühls- und Gedankenkomplex des Originals adäquat wiederzugeben. Dafür werden Metaphorik und Atmosphäre der einzelnen Gedichte aufgegriffen, ohne jedoch eine exakte Widerspiegelung von deren Struktur und Aufbau anzustreben.

Angesichts der unterschiedlichen Konnotationen und auch des abweichenden Klangwerts verbaler Entsprechungen in verschiedenen Sprachen ist eine Übertragung von Gedichten in eine andere Sprache ohnehin stets nur im Sinne einer Annäherung an das Original möglich. Hinzu kommt jedoch, dass bei einer Konzentration auf dichterische Mittel oft das vernachlässigt wird, wozu diese im Original eingesetzt worden sind: die dichterische Aussage und Gestimmtheit.

In besonderem Maße gilt dies für den Reim, der vielfach noch immer als Kernelement poetischer Sprache angesehen wird. Dabei ist gerade das gezwungene "Reimeschmieden" der größte Fallstrick für Nachdichtungen. Im Bemühen, dem Original nahezukommen und gleichzeitig die Anforderungen des Reims zu erfüllen, wird der Sprache nicht selten eine Gewalt angetan, die dem Wesen der Lyrik fremd ist.

So wird in diesem dichterischen Porträt Delmira Agustinis bei den Nachdichtungen ausdrücklich auf den Reim verzichtet. Schließlich ist dieser nur ein Mittel unter anderen für poetisches Sprechen. Dieses besteht – wie schon die griechische Oden- und Hymnendichtung gezeigt hat – darüber hinaus auch aus einer bestimmten Rhythmisierung der Sprache.

Eine solche Rhythmisierung" besteht dabei keineswegs nur aus einer ungebrochenen Abfolge aus Jamben oder Daktylen. Gerade die Durchbrechung des Taktes kann für eine Markierung einzelner Worte oder eine klangliche Wiedergabe der Gestimmtheit des lyrischen Ichs genutzt werden.

Hinzu kommen weitere dichterische Mittel wie Assonanzen, Metaphorik, Neologismen oder auch die Verwendung von Leitmotiven und liedanalogen Wiederholungen. Letztlich ist der Reim damit nur einer von vielen anderen Buchstaben im Alphabet der Poesie.

Selbstverständlich werden bei allen Gedichten aber auch Links zum Originaltext angefügt. Schließlich soll diese Arbeit nur eine Brücke zur Lyrik Delmira Agustinis sein, ein Dialog mit ihrer Dichtung, der dazu einlädt, sich näher mit ihrem Werk zu beschäftigen. Diesem Zweck dienen schließlich auch die im Anhang aufgeführten Literaturhinweise. 

 

 

Das Leben Delmira Agustinis hat ein tragisches Ende genommen. Eines ihrer Gedichte erscheint fast wie ein Nachruf der Dichterin auf sich selbst.

 

Ein Nachruf auf das eigene Leben.

Zu dem Gedicht Sobre una tumba cándida

 

Wilhelm Kotarbiński (1848 – 1921): Grab eines Selbstmörders (um 1900)

Krakau, Polnisches Nationalmuseum (Wikimedia commons)

An einem schlichten Grab

 

"Tot …"

Geblendet von der Klarheit dieses Wortes,

erwächst in mir die Frage: Was ist geschehen?

Weshalb versickerte dein zarter Lebenstrank

in diesem finsteren, gewaltigen Gefäß?

 

War zu göttlich für die Welt dein Blick,

zu himmlisch deine Seele,

dein Gesicht zu engelsgleich?

War dies das Übel, das dich verzehrte?

 

Ein Himmel erblühte

dort, wo dein Fuß den Boden berührte.

Entrückt vor der Zeit, hast du die Welt

mit traumgeborenen Worten erweckt.

 

Deine Arme aber, geflügelte Knospen,

hat nachts ein offenes Fenster verführt.

Gestreift von einem Engelshauch,

sind sie in die Nacht entschwunden.

 

So kam es, dass in deiner Seelenkammer,

in deinem samtenen Verlies,

vom Rosenduft der Hingabe umflammt,

die Einsamkeit das Entsetzen gebar.

 

Delmira Agustini: Sobre una tumba cándida

Aus: El Rosario de Eros (Der Rosenkranz des Eros; 1924)

 

Ein verhängnisvoller Besuch

 

Am 6. Juli 1914 besuchte die 27-jährige Delmira Agustini den wohlhabenden Pferdehändler Enrique Job Reyes in dessen Wohnung in Montevideo. Daran wäre an sich nichts Besonderes gewesen. Bemerkenswert war die Begegnung nur deshalb, weil sie sich zwei Wochen zuvor von ihm hatte scheiden lassen.

Nun wäre auch dieser Umstand an sich nichts Außergewöhnliches gewesen. Schließlich gibt es genug Beispiele von Paaren, die auch nach einer Scheidung weiter freundschaftlich miteinander Umgang haben.

Die Beziehung von Agustini zu Reyes war jedoch von Anfang an spannungsgeladen. Als sie ihn 1908 kennenlernte, musste sie sich zunächst heimlich mit ihm treffen, da ihre Eltern – der Vater stammte aus einer korsisch-uruguayischen, die Mutter aus einer argentinisch-deutschen Familie – die Beziehung missbilligten. Als Tochter aus wohlhabendem Hause hatte sie häuslichen Privatunterricht erhalten, vorwiegend in musischen Fächern.

---ENDE DER LESEPROBE---