Die Versuchstierpflegerin, jetzt und hier - Mandy Köhler - E-Book

Die Versuchstierpflegerin, jetzt und hier E-Book

Mandy Köhler

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Beschreibung

drei Tagen zurück und die Hündin konnte Fressen. Die Studie sollte drei Monate laufen, was für uns Tierpfleger, definitiv eine sehr schwere Studie werden würde. Immerhin waren wir bei der Geburt der Welpen dabei und sahen sie aufwachsen und Entwickeln. Abteilungsleiter, welcher auch Tierarzt ist, kam hinunter um die Lage neu zu besprechen. Er fragte uns Tierpfleger, wie wir weiterverfahren wollen. Die Hündin wird es nicht schaffen, soviel stand fest. Aber wir konnten versuchen die Welpen zu retten. Tierpfleger dort trugen entsprechend dicke und lange Handschuhe. Hier habe ich wirklich für mein Leben gelernt, das egal womit oder welche Technik ich anwende, es kommt immer darauf an, was ich daraus mache und umgehe.

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Seitenzahl: 62

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Die Versuchstierpflegerin,

Jetzt und hier

Geschrieben von Mandy Köhler als Autorin und Astrid Gast als Lektorin

Vorwort

Dass ich immer noch in meinem Beruf arbeite, zeigt, dass es Vieles in diesem Fachbereich gibt, welches als Irrtümer und auch als Lügen nach außen getragen werden. Wahrscheinlich werden die meisten nach wie vor schlecht über uns Tierpfleger denken. Aber wie im ersten Buch erwähnt, ich habe nie ein Tier gequält oder misshandelt. Und bin nach wie vor der Meinung, dass es für die Tiere immer noch besser ist, wenn verantwortungsbewusste Menschen sich um sie kümmern und die Versuche an ihnen durchführen, als Jemand der keine Ahnung hat und denen die Tiere egal sind.

Früher haben die Demonstrationen der Tierschützer die Wirkung gezeigt, dass das Personal geschult werden musste, Haltungsbedingungen und Futter verbessert wurden, sowie der Umgang bei Applikation und Untersuchung. Nun hat sich die Zeit gewandelt. Jetzt führen die Demonstrationen dazu, dass die Abteilungen der Tierhaltung der verschiedenen Firmen ins Ausland umgesiedelt werden. Leider werden die Tiere dort nicht so gut betreut und versorgt wie hier in Deutschland bzw. im westlichen und nördlichen Europa. Jetzt werden die Versuchstierhaltungen meistens ins östliche Europa oder sogar in den asiatischen Raum verlegt. Hier gibt es nach wie vor noch Einzelhaft auf 2-5m², ein Leben lang. Auch sind die Hygienezustände und der Umgang mit den Tieren nicht optimal. Oft kommt auch noch hinzu, dass bei der Datendokumentation einfach gepfuscht wird und so der Versuch an sich unbrauchbar wird. Das heißt, wenn die Dokumentation falsch ist, muss der Versuch wiederholt werden. Was definitiv nicht sein darf, aber nötig ist. So mussten Tiere umsonst sterben.

Es ist also wichtig, dass, wenn schon gegen Tierversuche demonstriert wird, dass man dies an der richtigen Stelle tut. Es bringt nichts, sich vor einem Pharmakonzern oder Auftragsforschungslabor zu stellen und die Leute zu beschimpfen. Machen wir uns nichts vor, von fremden Menschen beschimpft, beleidigt und bedroht zu werden ist etwas, was definitiv nicht schön und schon gar nicht in Ordnung ist. Das soll heißen, die Tierpfleger oder auch das durchführende Personal in den Laboren haben keinen Spaß daran, Versuche an den Tieren durchzuführen. Aber sie sind immer daran interessiert, den Tieren das Leben in den Laboren zu ermöglichen.

Die richtige Stelle, an der demonstriert werden sollte, ist die Regierung. Unsere Regierung schreibt es vor, dass alle Substanzen, welche an den Menschen gehen, vorher am Tier getestet werden sollen. So blöd oder auch überflüssig es auch klingt, aber es müssen sogar Klodeckel auf ihre Toxizität getestet werden. Manche Substanzen dürfen natürlich nicht mehr in Deutschland getestet werden. Aber die Ironie unserer Regierung lautet nun mal, dass jede Substanz, welche an den Menschen geht, getestet sein muss. Also, werden diese Substanzen nach wie vor an Tieren getestet, nur nicht in Deutschland sondern irgendwo anders in Europa. Diese Substanzen sind z.B. Kosmetika.

Ein neuer Start

Nachdem der Umzug endlich erledigt war und Weihnachten vor der Tür stand, freute ich mich auf meine neue Herausforderung. Immerhin schienen meine neuen Kollegen sehr nett und vor allem sehr kompetent zu sein. Zum anderen, war die Tierhaltung bei NY, viel besser und luxuriöser, natürlicher und vor allem für uns Tierpfleger einfacher.

Das aller Beste erstmal war, dass die Tiere für 24 h rein und raus durften wie sie wollten. Die Tierhaltung war nicht im Keller, sondern ebenerdig und das Beste, man konnte raus, die Hunde konnten raus. Man konnte die frische Luft beim Arbeiten genießen und die Sonne. Man konnte mit den Hunden draußen spielen. Zu der Hundehaltung, gehörte eine fast 5000m² große Freifläche auf der viele verschiedene Kräuter, Büsche, Bäume und Gräser wuchsen. Unsere neutralen Hunde, welche wir bei NY als Aspiranten bezeichneten, konnten wir dort immer mal flitzen lassen. Diese Hundehaltung war weltweit die Beste und von vielen Pharmakonzernen kamen die Vorgesetzten um sich unsere Haltung anzusehen.

Man konnte sich sicher vorstellen, dass ich mich hier auf den ersten Tag sehr gefreut hatte. Ich durfte allerdings erstmal in die Schweinehaltung. Diese war mit Doppelboxen versehen, so dass die Schweine Pärchen Weise gehalten werden konnten und auch wurden. Hier hatte ich den ganzen Tag Zeit, mich in Ruhe um die Tiere kümmern zu können. Morgens wurden sie erstmal saubergemacht und danach gefüttert. Nach dem Frühstück hatte ich bis nach dem Mittag Zeit, um die Schweine an mich zu gewöhnen. Nachmittags wurden die Tiere nochmal saubergemacht damit sie so sauber wie möglich gehalten werden konnten. Zumal, wenn man zweimal am Tag die Ställe mit heißem Wasser reinigt, hat man gleichzeitig auch eine Desinfektion.

Mein erster Versuch bei NY war eine Dermale Studie am Schwein bzw. Göttinger Minipig. Es ging um eine Salbe, welche eine entzündungshemmende Substanz enthielt. Die Schweine mussten dafür am Rücken freigeschoren werden. Dazu wurde eine Gase mit Netzverband und Halsband angelegt, um dem Ganzen Halt zu geben. Das hieß für mich, ich musste den Schweinen beibringen, ein Halsband zu tragen, sich anziehen zu lassen und das Beste, sie mussten eine Rampe hochlaufen, um auf dem Tisch stehen zu bleiben.

Als ich bei NY anfing und es darum ging, diese Dermale Studie durchzuführen, waren die Schweine schon da. Ich fing also nach dem Frühstück mit dem Training der Schweine an. Zuerst setzte ich mich zu den eher noch Ferkel hinein und nahm etwas Futter, um mich interessanter zu machen. Dies tat ich die nächsten zwei Wochen. In dieser Zeit wurde es für mich möglich, dass ich mir die Tiere auf den Schoss setzte, sie in der Box hin und her tragen und sie ohne Stress hochnehmen konnte.

Das tolle bei Schweinen ist, dass sie unheimlich schnell lernen. Man kann über Futter sehr viel erreichen.

Nun fing ich an, mit den Schweinen zu üben, dass diese eine Rampe hochlaufen sollten. Die Rampe stand am Tisch, auf dem die Schweine appliziert werden sollten. Dort werden sie auch geschoren, untersucht und angezogen. Das heißt, die Tiere müssen schon einige Minuten auf dem Tisch verbringen. Also stellte ich eine Schüssel voll mit Futter dort hin. Zuerst setzte ich die Schweine auf das letzte Viertel der Rampe, so dass diese den Napf mit Futter sehen konnten. Die meisten liefen so gleich den letzten Weg hoch und konnten sich dann den Bauch vollschlagen. Die, die sich beim ersten Mal nicht trauten, schob ich vorsichtig von hinten auf den Tisch. Beim zweiten Anlauf wussten sie schon was sie machen sollten. Das übte ich jeden Tag einmal, um die Tiere nicht zu überfordern. Am vierten Tag rasten die schon aus den Boxen, wenn ich die Tür aufmachte. Das ging es nur, zack rauf auf die Rampe und auf den Tisch und fressen.

Die Schweine waren nun fertig mit dem Training für die Applikation. Nun ging es darum, sie in ein Gestell zu setzen mit einer Hängematte, wo die Füße nach unten raushingen. Ich nahm also die Schweine auf den Arm, setzte sie vorsichtig und ruhig hinein. Zuerst fingen sie an zu motzen, aber auch hier gab ich ihnen Futter, bis sie sich beruhigten. Beim zweiten Mal reinsetzten, am nächsten Tag, saßen sie dort drinnen als würden sie dies schon ewig machen. Also konnten wir anfangen die Aufkleber aufzukleben um ein Trainings EKG zu nehmen. Dies lief natürlich wunderbar. Nun konnte die Studie starten.