Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 463 - Lore von Holten - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 463 E-Book

Lore von Holten

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Beschreibung

Die Wünsche der Millionärstochter
Meisterwerk um ein unbezahlbares Glück

In einem Sonderzug machen vierzig junge Leute aus reichem Hause eine Vergnügungsreise durch den Schwarzwald und Südfrankreich. Dr. Uwe Brannenburg begleitet die Fahrt als Reisearzt. Nach einigen Tagen ohne besondere Vorkommnisse erfährt er vom Kellner, dass die Millionärstochter Jutta Asbach herzzerreißend weinend in ihrem Abteil sitzt.
Uwe eilt sofort los. Er muss unbedingt mit Jutta sprechen! Wenige Minuten später steht er vor dem bildhübschen Mädchen und schaut in traurige, rot geränderte Augen. Uwe sucht noch nach den richtigen Worten, da zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Der Zug springt aus den Schienen, Uwe und Jutta werden durch das Abteil geschleudert, dann versinkt die Welt ringsherum in Dunkelheit ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Wünsche der Millionärstochter

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Perkus / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8384-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Wünsche der Millionärstochter

Meisterwerk um ein unbezahlbares Glück

In einem Sonderzug machen vierzig junge Leute aus reichem Hause eine Vergnügungsreise durch den Schwarzwald und Südfrankreich. Dr. Uwe Brannenburg begleitet die Fahrt als Reisearzt. Nach einigen Tagen ohne besondere Vorkommnisse erfährt er vom Kellner, dass die Millionärstochter Jutta Asbach herzzerreißend weinend in ihrem Abteil sitzt.

Uwe eilt sofort los. Er muss unbedingt mit Jutta sprechen! Wenige Minuten später steht er vor dem bildhübschen Mädchen und schaut in traurige, rot geränderte Augen. Uwe sucht noch nach den richtigen Worten, da zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Der Zug springt aus den Schienen, Uwe und Jutta werden durch das Abteil geschleudert, dann versinkt die Welt ringsherum in Dunkelheit …

Dr. Uwe Brannenburg schob die Hände in die Taschen seines Kittels. Dann trat er ans Fenster und blickte hinaus.

Für einen Moment blieb sein Auge an seinem Spiegelbild auf der Fensterscheibe hängen, das seltsam durchsichtig vor der Kulisse des Krankenhausparks schwebte. Er sah die dichte Fülle seines dunklen Haares, seine kräftig angesetzte hohe Stirn, die beherrschten Augen, den geraden Schnitt seiner Nase und den klaren Mund, von einem festen Kinn unterstrichen. Der Arztkittel spannte sich um die breiten Schultern.

„Männer vor dem Spiegel!“, knurrte er ärgerlich. Hatte er nichts anderes zu tun, als sich zu betrachten?

Natürlich gab es mehr zu tun. Ein paar Blutuntersuchungen warteten im Labor auf den Arzt. Aber draußen im Park lockte der Frühling. Am liebsten hätte er den weißen Kittel fortgeworfen und wäre in die Sonne hinausgerannt.

Mit einem Seufzer wandte er sich vom Fenster ab und nahm den Weg zum Labor.

Dort traf er Dr. Wolters, einen etwa gleichaltrigen Kollegen, der es jedoch schon erheblich weitergebracht hatte als er selbst. Während Dr. Uwe Brannenburg vor erst zwei Monaten in diesem Hause eine Assistentenstelle angetreten hatte, war Dr. Wolters schon wohlbestallter Abteilungsarzt. Die beiden Männer verband eine gegenseitige Sympathie.

Dr. Wolters raffte gerade ein paar Papiere zusammen, die er augenscheinlich mit Dr. Knappmann, dem Leiter des Labors, besprochen hatte.

Die beiden jungen Ärzte begrüßten sich freundlich, scherzten ein wenig, und dann eilte Dr. Wolters davon.

Dr. Brannenburg begann mit seinen Untersuchungen, wobei der Chemiker ihm half.

Sie waren mit ihrer Arbeit fast fertig, als das Telefon anschlug. Dr. Knappmann nahm den Hörer ab und streckte ihn nach wenigen Augenblicken seinem Gast hin.

„Für Sie, Herr Doktor Brannenburg.“

Er meldete sich.

„Vorzimmer Professor Weißhauer!“, drang eine weibliche Stimme – die der Sekretärin – an sein Ohr. „Auf Ihrer Station teilte man mir mit, dass ich Sie im Labor erreichen könne. Sobald Sie mit der Arbeit fertig sind, möchte der Professor mit Ihnen sprechen.“

„Ich bin in zwei Minuten unten.“

Die Sekretärin des Professors, eine ältliche Frau mit strengem Gesicht, empfing den Arzt wenig später mit undurchdringlichem Blick.

„Der Herr Professor wartet bereits.“

„Ich freue mich, Sie zu sehen!“, begrüßte ihn der Professor. Er erhob sich hinter dem gewaltigen Schreibtisch und kam dem unbedeutenden Assistenten ein paar Schritte entgegen, eine Tatsache, die Dr. Brannenburg verwirrte. „Bitte, nehmen Sie Platz!“

Professor Weißhauer war eine hoch geachtete Kapazität auf dem Gebiete der Krebsforschung. Er war zudem ein sehr begabter Anstaltsleiter, der es verstand, aus dem Hause und dessen Bediensteten alles nur Mögliche herauszuholen.

Der Professor rieb seine Hände.

„Wie lange sind Sie nun bei uns, Doktor Brannenburg?“

„Etwas mehr als zwei Monate.“

„Sie haben sich gut eingelebt?“

„Ich habe keinen Grund zur Klage.“

„Schön, schön …“ Der Professor räusperte sich. „Doktor Brannenburg, ich will Sie nicht lange auf die Folter spannen. Ich nehme an, dass Ihnen bekannt ist, dass dieses Haus von einer Stiftung unterhalten wird.“

„Ja, ich weiß.“

„Sicherlich ist Ihnen auch bekannt, dass Krankenhäuser heutzutage alles andere als ergiebige Einnahmequellen darstellen?“

„Ich habe davon gehört …“

„Die Herren der Stiftung haben mir mitgeteilt, dass die zur Verfügung stehenden Zuschüsse in den nächsten zwei Jahren stark zurückgehen werden. Das heißt für mich nichts anderes, als dass ich Einsparungen vornehmen muss. Möchten Sie in meiner Haut stecken?“

„Keinesfalls“, würgte Uwe Brannenburg hervor.

„Sehen Sie, ich weiß als Arzt sehr genau, was wir brauchen. Ich weiß sogar, dass noch eine ganze Menge angeschafft werden müsste. Die Röntgenstation beispielsweise liegt mir schon lange im Magen. Und nun muss ich einsparen … Es ist wirklich traurig.“

„Herr Professor …“

„Die Einsparungen betreffen natürlich alle Gebiete“, fuhr der Professor fort. „Material und leider auch Menschen. So leid es mir tut, mein Freund, ich muss Ihnen mitteilen, dass ich nicht mehr in der Lage bin, die Ihnen zugewiesene Stelle weiterhin zu besetzen.“

„Soll das heißen …“, fragte Dr. Brannenburg und starrte den Professor fassungslos an.

„Das muss leider Gottes heißen, dass wir Ihnen kündigen, obwohl, das darf ich noch einmal betonen, wir mit Ihren Leistungen sehr zufrieden sind.“

„Eine etwas überraschende Mitteilung …“

„Wie gesagt, ich bedauere außerordentlich!“, wiederholte der Professor. „Übrigens sind Sie nicht der Einzige, der betroffen ist. Neben Ihnen werden noch sieben weitere Assistenten uns verlassen müssen. Da die Kündigung von uns ausgeht, werden wir Ihnen noch drei volle Monatsgehälter auszahlen, gleichgültig, ob Sie die Arbeit bei uns sogleich beenden oder ob Sie noch für ein Vierteljahr bei uns tätig sein wollen.“

„Ich muss mir das erst überlegen …“

„Niemand nimmt Ihnen übel, wenn Sie sogleich ausscheiden. Sie müssen eine neue Stelle suchen, und das kostet viel Zeit. Dafür haben wir das Vierteljahr auch vorgesehen. Sie werden daraus sicherlich erkennen, dass man nicht die Absicht hat, die Mitarbeiter einfach auf die Straße zu setzen. Man will Ihnen so weit wie möglich helfen.“

Wie Uwe aus dem Arbeitszimmer des Chefs gekommen, wie er in den Vorraum und in den Besitz raschelnden Papiers gelangt war, das wusste er später nicht mehr zu sagen. Er bewegte sich wie im Traum.

Die Ereignisse des letzten Jahres flogen an ihm vorüber. Zunächst hatte ein Kollege, mit dem er gemeinsam das Staatsexamen gemacht hatte, ihn aufgefordert, in dessen Praxis einzutreten. Dieser Kollege war weit besser dran gewesen als Uwe Brannenburg. Er hatte die väterliche Praxis übernommen, brauchte sich nur auf den Stuhl seines Vaters zu setzen, und schon lief alles seinen besten Weg.

Uwe hatte dankbar zugegriffen, aber schon nach wenigen Wochen hatte er sich von seinem Kollegen getrennt. Es hatte sich rasch herausgestellt, dass dieser vermeintliche Kollege in Wirklichkeit nur darauf spekuliert hatte, Uwe arbeiten zu lassen, damit er selbst seinen Vergnügungen nachgehen konnte.

Ein paar Monate waren mit der Suche nach einer anderen Beschäftigung vergangen, bis schließlich dieses Privatkrankenhaus sich zu seiner Einstellung entschlossen hatte. Die Bezahlung des Assistenten war noch schlechter als in kommunalen oder staatlichen Häusern, aber hier konnte Uwe wenigstens arbeiten. Das, was er verdiente, reichte gerade aus, um seine notwendigsten Bedürfnisse zu befriedigen, wobei ihm zugutekam, dass er im Krankenhaus kostenlos volle Verpflegung erhielt.

Dieser kleine Fortschritt also hatte sich nun schon wieder in nichts aufgelöst.

♥♥♥

So niedergeschlagen wie Dr. Uwe Brannenburg auch war, so wurde ihm sein Los drei Tage später etwas leichter.

Es war nämlich sommerlich warm geworden. Selbstverständlich ließ Uwe auch in dieser Zeit nichts unversucht, um seinem Ziel näherzukommen. Er entwarf Bewerbungsschreiben, studierte die Stellenanzeigen der Tageszeitungen, stattete Besuche ab. Aber wenn die Sonne sich zum Mittag erhob, dann ließ er fünfe gerade sein, kramte seine Badehose hervor und fuhr mit der Straßenbahn hinaus vor die Tore der Stadt.

An einer kleinen Bucht blieb er stehen. Dicht unter dem Wasserspiegel, halb zwischen Algen verborgen, beobachtete er das muntere Spiel einer Schar winziger Fische.

Ein heftiges Plätschern und ein heller Schrei zerrissen plötzlich den stillen Zauber. Uwe schrak zusammen und spähte umher. Da! Sein Auge erfasste in einiger Entfernung Unruhe auf dem Wasser. Ein Arm tauchte auf, ein Bein!

Ohne sich zu besinnen, rannte er los und sprang mit einem gewaltigen Hechtsprung ins Wasser. Weit holten seine Arme aus.

Dann – ein Griff, ein Kampf, gurgelndes Wasser, verzerrtes Keuchen, ein halber Schrei! Der Körper erschlaffte unter seinem Griff und ließ sich widerstandslos zum Ufer ziehen. Uwe Brannenburg fand Grund unter seinen Füßen, fasste den leblosen Körper und hob ihn heraus. Er war leicht. Es war der Körper eines Kindes.

Der Arzt bettete das Kind, ein kleines Mädchen von etwa sieben oder acht Jahren, in den warmen Sand. Eine flüchtige Untersuchung ergab, dass keinerlei Gefahr bestand. Das Kind hatte ein bisschen Wasser geschluckt. Wenn er aber später gekommen wäre, dann hätte das wesentlich schlimmer ausgehen können.

Mit geübten Griffen machte sich Uwe an die Arbeit. Es dauerte nicht lange, bis das Kind sich regte und die Augen aufschlug.

„Na, kleines Fräulein?“ Der junge Arzt lächelte erleichtert.

Das Kind erschrak, als es das fremde Gesicht vor sich sah.

„Du brauchst keine Angst zu haben, es ist alles vorbei“, versuchte er es zu beruhigen.

„Wo ist mein Ball?“, fragte das Mädchen keuchend. „Er fiel mir beim Spielen ins Wasser und …“

„Da bist du einfach hinterhergesprungen, nicht wahr?“

„Es war ein schöner Ball. Frieder hat ihn mir geschenkt!“

Uwe kratzte sich verlegen hinter dem Ohr.

„Es tut mir leid, aber von deinem Ball habe ich nichts gesehen. Ich zog dich nur aus dem Wasser, als du nahe daran warst zu ertrinken.“

„Mir wurde auf einmal schlecht.“

Uwe Brannenburg machte ein ernstes Gesicht.

„So fängt das immer an, wenn unvorsichtige Kinder ins Wasser springen, ohne sich vorher abzukühlen. Kannst du überhaupt schwimmen?“

„Nein!“

„Das ist noch schlimmer! Was glaubst du wohl, wie deine Eltern geweint hätten, wenn du ertrunken wärst.“

Das Mädchen begann zu weinen. Erst jetzt schien ihm die volle Tragweite des unüberlegten Handelns zu Bewusstsein zu kommen.

Schritte wurden laut. Einen Augenblick später erschien ein Mann mit gerötetem Gesicht, fast kahlem Kopf, bekleidet mit einer langen weißen Hose und einem weißen Hemd. Er blickte sich suchend um, bis sein Blick auf Uwe und das Mädchen fiel. Mit raschen Schritten kam er näher.

„Heda, was soll das bedeuten?“, rief er misstrauisch.

Der Arzt richtete sich auf. Das Kind sprang empor und eilte dem Vater entgegen.

„Vati, Vati, ich tue es bestimmt nicht wieder!“

Der Mann schloss seine Arme um das Kind, als wolle er es gegen eine drohende Gefahr schützen.

„Was soll das heißen? Was hast du mit diesem Mann da zu schaffen?“

„Er hat mich doch aus dem Wasser geholt!“

„Aus dem …? Kind, du bist ja ganz nass!“

Dr. Brannenburg schaltete sich ein.

„Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen, mein Herr, es besteht keine Veranlassung mehr. Ich würde Ihnen aber raten, künftig auf die Kleine besser aufzupassen. Ich muss jetzt weiter! Guten Tag!“

„Moment mal! Ich kenne Sie zwar nicht und begreife immer noch nicht ganz, was geschehen ist, aber …“

„Mir wurde ganz schlecht im Wasser“, rief das Mädchen dazwischen. „Als ich wieder aufwachte, da lag ich auf dem Sand, und der Onkel spielte mit meinen Armen Windmühle. Immer so …“ Sie ruderte mit den kurzen Armen durch die Luft.

Mit ein paar Schritten war der Fremde bei dem Lebensretter.

„Es stimmt also! Sie haben mein Kind gerettet!“ Seine Stimme geriet ein bisschen ins Schwanken. „Sie müssen mir das Vergnügen machen, einen Moment zu uns zu kommen.“

„Aber ich sagte Ihnen doch schon …“

„Meine Frau würde es mir nie verzeihen, wenn ich Sie gehen ließe! Oder werden Sie erwartet?“

„Ich bin allein.“

„Komm mit, Onkel, es gibt etwas Gutes zu essen“, meldete sich die Kleine. „Ich zeige dir auch meine neue Puppe!“

Das war natürlich ein Argument, dem Dr. Brannenburg sich nicht verschließen konnte. Mit gemischten Gefühlen ließ er sich über die Dünen führen, und schließlich stand er am Rande des Waldes einem richtigen kleinen Lagerplatz gegenüber.

Unter den Schatten spendenden Ästen der Kiefern stand eine riesige Limousine. Daneben erhoben sich die weißen Wände eines Wohnwagens. Davor, unter einem luftigen Dach aus Segeltuch, gab es Tische, Sessel, einen kleinen Herd, einen Radioapparat und einen Kühlschrank.

„Mathilde!“

Auf den Ruf des Herrn dieser Dinge kam in der Tür des Wohnanhängers eine Frau zum Vorschein, die trotz des Strandkostüms sehr elegant wirkte.

„Du bringst Besuch?“

Es dauerte eine Weile, bis die Mutter des Mädchens den Schrecken über die Mitteilung verwunden hatte, die ihr Mann ihr gemacht hatte.

Dann musste Uwe Brannenburg wider seinen Willen neuerliche Danksagungen über sich ergehen lassen, die vielleicht noch eine ganze Weile angedauert hätten, wenn ihn das Kind nicht an die Hand genommen und zu einer zweiten Zeltanlage geführt hätte. Hierbei handelte es sich um eine Miniaturausgabe, berechnet für die Größe der vielen darin untergebrachten Puppen.

Uwe bewunderte das alles gebührend, bis er schließlich der Meinung war, seine Pflicht getan zu haben.

„Ich möchte mich jetzt verabschieden“, meinte er, als er zu den Eheleuten zurückkehrte.

„Reden Sie keinen Unsinn!“, rief der Herr des Zeltlagers dazwischen. „Sie bleiben hier, und damit basta!“

Dr. Brannenburg brachte noch weitere Einwände vor, aber es nutzte alles nichts, er musste bleiben.

„Dann erlauben Sie bitte, dass ich mich bekannt mache“, fügte er sich schließlich. „Brannenburg ist mein Name.“

Sie reichten sich die Hände, und es stellte sich heraus, dass diese Familie den Namen Quickenbeck führte. Frau Quickenbeck holte aus dem Wohnwagen Schüsseln und Töpfe hervor, und bald begann die Mahlzeit. Es gab eine Suppe mit Huhneinlage, Spargel und Schinken, mit Käse überbacken, ein Stück kalten Braten und Eis mit Früchten.

Uwe zögerte nicht, sein Lob über dieses Essen zu äußern.

„Meine Frau kocht sehr gern!“, sagte Herr Quickenbeck lachend, über das Lob seines Gastes sichtlich erfreut.

Dann aber machte der junge Arzt Anstalten, sich nun zu empfehlen.

„Das kommt überhaupt nicht infrage!“, protestierte Herr Quickenbeck. „Sie bleiben hier und lassen es sich mit uns gut gehen.“

„Ich muss mich um meine Sachen kümmern“, wandte Dr. Brannenburg ein.

„Das werden wir gleich haben!“ Quickenbeck stieß einen gellenden Pfiff aus. Es dauerte nicht lange, bis ein grauhaariger Mann angetrabt kam.

„Sie wünschen?“

„Dieser Herr hier hat drüben am Badestrand – stimmt das? – seine Kleidungsstücke liegen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sie holen würden.“

„Sehr wohl!“

„Hans ist Gold wert!“, erklärte Quickenbeck, als der Mann verschwunden war. „Selbst hier im Urwald will er uns nicht verlassen. Das ist unser Diener, müssen Sie wissen. Wir hatten ihm eigentlich einen freien Tag geben wollen, aber er bestand darauf mitzukommen.“

Das Gespräch, das eine Zeit lang zwischen dem Herrn der Merkwürdigkeiten und dem jungen Arzt allein geführt wurde, weil die Frau sich ans Geschirrspülen begeben hatte, drehte sich anfangs um verschiedene Nichtigkeiten. Schließlich aber wandte es sich persönlicheren Dingen zu.

„Eigentlich kann ich nicht verstehen, dass ein so junger Mensch wie Sie … Ich schätze Sie auf höchstens sechsunddreißig Jahre …“

„Vierunddreißig“, verbesserte Uwe ihn.

„Noch jünger! Also, dass ein so junger Mann an einem solch schönen Tag wie diesem allein in der Weltgeschichte umherläuft. Zumindest hätte ich eine reizende junge Dame in Ihrer Gesellschaft vermutet.“

„Damit kann ich leider nicht dienen.“

Der andere lehnte sich in seinem Sessel zurück.

„Das verstehe ich nicht. Als ich in Ihrem Alter war …“

„Zuweilen hat man andere Dinge im Kopf. Sorgen beispielsweise.“

„Die Gehaltserhöhung ausgeblieben?“

„Sprechen wir nicht mehr davon. Ich möchte Ihnen mit meinen Angelegenheiten nicht die gute Laune verderben.“

„Können Sie gar nicht!“, trompetete Quickenbeck. „So dick kann es gar nicht kommen, dass Quickenbeck das Lachen verlernt. Ich garantiere Ihnen, dass Ihre Sorgen, sobald Sie sie mir mitteilen, keine Sorgen mehr sind.“

Uwe Brannenburg zögerte kurz und gab sich dann einen Ruck.

„Ich bin vor ein paar Tagen entlassen worden. Man musste den Etat kürzen, und da ich erst kurze Zeit tätig war, fing man natürlich unter anderem bei mir an. Es handelt sich um ein Krankenhaus. Ich bin Arzt.“

Quickenbeck sprang auf, rannte an den Wohnwagen, rief ein paar Worte hinein und wartete, bis seine Frau zum Vorschein kam.

„Dieser junge Herr ist Arzt, liebe Mathilde. Er hat vor ein paar Tagen ohne sein Verschulden die Kündigung erhalten. Er sucht eine Stellung. Sage mir bitte, was wir suchen.“

„Einen Arzt“, erklärte Frau Quickenbeck freundlich.

Herr Quickenbeck lachte dröhnend.

„Sie sind eingestellt! Na, was sagen Sie nun?“