Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 658 - Katja von Seeberg - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 658 E-Book

Katja von Seeberg

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Beschreibung

Schon wieder hat Gräfin Luise, die seit Jahren leidend ist, einen schweren Asthmaanfall. "In der reinen Luft des Schwarzwaldes würde Ihre Frau Mama gesunden", erklärt der Arzt Komtess Britta. Nur zu gerne würde sie seinen Rat befolgen. Aber wie sollen sie den Umzug finanzieren? Die beiden besitzen nicht die geringsten Rücklagen.
Da erinnert Britta sich: Im Wäscheschrank sind fünfzigtausend Mark versteckt. Ein Mann vertraute ihr vor einem Vierteljahr eine Mappe, die angeblich wichtige Dokumente enthielt, zur Aufbewahrung an. Nur einmal ging sie mit ihm aus. Da gestand er ihr seine Liebe, übergab ihr die Mappe und ließ nie wieder etwas von sich hören.
Die Komtess ist hin- und hergerissen. Das Geld lockt. Britta möchte ihrer Mutter so gerne helfen. Und schließlich trifft sie eine fatale Entscheidung ...


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Inhalt

Cover

Komtess Brittas tiefe Schuld

Vorschau

Impressum

Komtess Brittas tiefe Schuld

Wenn eine Liebe mit einer Lüge beginnt

Schon wieder hat Gräfin Luise, die seit Jahren leidend ist, einen schweren Asthmaanfall. »In der reinen Luft des Schwarzwaldes würde Ihre Frau Mama gesunden«, erklärt der Arzt Komtess Britta. Nur zu gerne würde sie seinen Rat befolgen. Aber wie sollen sie den Umzug finanzieren? Sie besitzen nicht die geringsten Rücklagen.

Da erinnert Britta sich: Im Wäscheschrank sind fünfzigtausend Mark versteckt. Ein Mann vertraute ihr vor einem Vierteljahr eine Mappe, die angeblich wichtige Dokumente enthielt, zur Aufbewahrung an. Nur einmal ging sie mit ihm aus. Da gestand er ihr seine Liebe, übergab ihr die Mappe und ließ nie wieder etwas von sich hören.

Die Komtess ist hin- und hergerissen. Das Geld lockt. Britta möchte ihrer Mutter so gerne helfen. Und schließlich trifft sie eine fatale Entscheidung ...

»Mechthild, Telefon für dich!« Die fast zwanzigjährige Britta von Korbach, die in der Hauptverwaltung der »Brauer-Maschinenfabriken« als Sekretärin tätig war, rief es zu ihrer Kollegin Mechthild Becker hinüber und winkte mit dem Hörer.

»Wer ist es denn?«, erkundigte sich Mechthild.

»Ein junger Mann, der sich mit Jürgen Gablenz vorgestellt hat.«

Mechthild lächelte stolz, kam um den Schreibtisch herum und griff nach dem Hörer.

»Danke, Britta. Jürgen ist mein Freund. Übrigens, ich mache gleich Mittagspause, du nicht auch? Dann treffen wir uns in der Kantine.«

Komtess Britta nickte, während Mechthild mit gedämpfter Stimme in die Muschel sprach.

Die Komtess hatte gar nicht gewusst, dass ihre Kollegin einen Freund hatte. Leichter Neid stieg in Britta empor, denn es gab Augenblicke, in denen sie sich sehr einsam fühlte und mit ihrem anstrengenden und bescheidenen Leben gar nicht zufrieden war.

Eine halbe Stunde später saßen die beiden Sekretärinnen des Verkaufsdirektors Lamprecht an einem Tisch in der Kantine. Die Suppe dampfte in den Tellern.

»Jürgen hat mich für Sonntag ins ›Eldorado‹ eingeladen«, erzählte Mechthild.

»Oh, ich wünschte, mich würde auch einmal jemand zum Tanzen einladen!«, erwiderte Britta traurig.

»Wir gehen fast jedes Wochenende ins ›Eldorado‹«, verriet ihre Kollegin ihr. »Da spielt die ausgezeichnete Kapelle von Conny Rex. Bist du noch nie dort gewesen? Gehst du denn niemals tanzen, Britta?«

»Oh doch, aber das liegt lange zurück. Seit die Sache mit meinem Vater passiert ist, lasse ich meine Mutter nicht mehr allein.«

»Entschuldige bitte! Meine Frage war gedankenlos.«

Sie wusste, dass Komtess Britta vor knapp zwei Jahren ihren Vater auf tragische Weise verloren hatte. Sie war das einzige Kind verhältnismäßig alter Eltern, die spät geheiratet hatten.

Der Vater hatte sich mit seinem mühsam ersparten Geld an einem Unternehmen beteiligt, doch es hatte ihm an geschäftlicher Erfahrung gefehlt. Sein Kompagnon hatte ihn betrogen und um sein ganzes Geld gebracht.

Bettelarm und völlig entmutigt, hatte der Vater dann den Unfalltod am Steuer seines Wagens erlitten, und niemand hatte genau zu sagen gewusst, ob er das Ende gesucht hatte oder ob es unerwartet gekommen war.

Seitdem kränkelte die Gräfin. Der Herzenskummer hatte das körperliche Leiden hervorgerufen.

Komtess Britta sorgte für die Mutter und widmete auch ihre freie Zeit fast ausschließlich der vom Leben so bitter enttäuschten alten Dame.

»Was sollte ich auch mit einem Freund?«, murmelte die kleine Komtess bedrückt und resigniert. »Ich hätte ja doch keine Zeit, mich ihm zu widmen.«

»Ich könnte ein solches Leben nicht ertragen«, behauptete Mechthild. »Wenn ich dich so ansehe ... An Verehrern dürfte es dir doch eigentlich nicht fehlen. Du siehst gut aus, hast blondes Haar, hübsche braune Augen und eine tadellose Figur. Außerdem bist du ein intelligentes Mädchen.«

Mechthild sah durch die Glaswand des Dachgeschosses. Unter ihnen schimmerte das Häusermeer der Großstadt im seidigen Glanz der Herbstsonne.

»Ich freue mich die ganze Woche auf den Sonntag mit Jürgen«, schwärmte sie. »Dann weiß man doch wenigstens, wofür man lebt und arbeitet.«

Britta betrachtete die Freundin sinnend. Mechthild hatte das kastanienbraune Haar geschickt frisiert. Außerdem benutzte sie trotz ihrer Jugend ein dezentes Make-up. Sie wirkte wesentlich attraktiver in ihrem kurzen Kleid als die sehr konventionell gekleidete und frisierte Komtess.

»Du bist zu beneiden«, sagte Britta.

»Weißt du was? Ich lade dich am Sonntag ein. Du gehst mit uns in das Tanzcafé.«

»Was wird dein Freund dazu sagen?«, wehrte Britta ab.

»Jürgen? Ach, der hat bestimmt nichts dagegen.«

»Nein, es geht nicht.«

»Warum nicht?«

»Weil ich am Sonntag Geburtstag habe.«

»Geburtstag? Gibst du eine Party?«

»Nein, aber meine Mutter ist krank, und ich möchte sie an dem Tag nicht allein lassen.«

»Meinst du, sie hat kein Verständnis dafür, wenn ihre Tochter einmal ausgehen möchte?«

»Das schon, aber ich weiß genau, dass sie dann traurig zu Hause sitzt und sich sehr einsam fühlt, und dieser Gedanke würde mich daran hindern, unbefangen froh zu sein.«

Das klang so resignierend, dass Mechthild Britta tröstend die Hand auf den Arm legte.

»Ich glaube, du machst dir allzu viele Gedanken«, sagte sie. »Soll ich mal mit deiner Mutter sprechen? Sie kann nicht verlangen, dass du ewig zu Hause bleibst.«

»Das tut sie auch nicht. Ich bleibe freiwillig bei ihr. Und außerdem habe ich auch gar kein Geld, um ausgehen. Du weißt, dass meine Mutter und ich von meinem Gehalt leben müssen. Mein Vater hat meiner Mutter keine Rente hinterlassen. Bei uns wird jede Mark eingeteilt.«

»Hör zu«, rief Mechthild lebhaft. »Ich lade dich ein. Das ist mein Geburtstagsgeschenk.«

Die kleine Komtess errötete vor Freude und Verlegenheit.

»Ich weiß nicht«, murmelte sie.

»Du musst auch mal etwas unternehmen«, beharrte Mechthild. »Sprich mit deiner Mutter darüber! Sie wird es verstehen und dich gehen lassen.«

Die Mittagspause war vorbei. Die beiden Sekretärinnen fuhren mit dem Lift in die zweite Etage hinunter und nahmen wieder an ihren Schreibtischen Platz.

♥♥♥

An diesem Sonntag Mitte Oktober schien die Sonne wie an einem Sommertag.

Als Komtess Britta die Augen aufschlug, hörte sie ihre Mutter in der Küche hantieren. Sie drehte die Kaffeemühle. Britta sprang aus dem Bett, streifte ihren Morgenrock über und ging in die Küche.

»Liebe Mama, das ist doch viel zu anstrengend für dich!«, rief Britta.

»Aber Kind, an deinem Geburtstag wollte ich dich überraschen und dir das Frühstück ans Bett bringen, da du mich doch das ganze Jahr über verwöhnst!«, erwiderte die Mutter leise. Lautes Sprechen strengte sie an.

Britta nahm ihr die Kaffeemühle lächelnd aus der Hand.

»Das ist lieb von dir, Mama. Aber bitte, lass mich auch heute das Frühstück machen! Ich würde mich freuen, wenn du es mit mir am Tisch einnehmen würdest.«

»Es ist gut, Kind.« Die Gräfin war bereits etwas kurzatmig von der Anstrengung. »Zwanzig Jahre bist du nun. Wie die Zeit verflossen ist! Meinen herzlichsten Glückwunsch, mein kleines Mädchen!«, flüsterte Gräfin Luise zärtlich und küsste ihrer Tochter die Wange. »Ein Geburtstagsgeschenk konnte ich dir leider nicht kaufen, weil niemand da war, den ich darum bitten konnte. Du wirst dir selbst etwas kaufen, nicht wahr?«

»Ja, Mama. Mach dir darüber keine Gedanken. Wir haben es doch gut, wir zwei.«

»Aber auf die Dauer wird dir dieses Leben nicht genügen, Britta«, sagte die Gräfin und atmete schwer.

Komtess Britta führte ihre Mutter zu dem Sessel, der neben dem Fenster stand. Das Asthma quälte sie.

»Du hast stets rührend für mich gesorgt«, sagte Britta warm. »Lass mich nun für dich sorgen! Alles andere wird sich finden.«

Die Komtess bereitete den Kaffee zu und holte den Kuchen hervor, den sie Samstagmittag gekauft hatte.

Sie trug Kuchen und Kaffee an den Tisch, der in dem winzigen Wohnzimmer stand, und deckte ihn. Sogar Blumen hatte sie gekauft und vor den Augen der Mutter versteckt. Es waren gelbe Rosen, die Lieblingsblumen der Gräfin. Britta steckte sie in eine schlanke Glasvase, die sie mitten auf den Tisch stellte.

»So, jetzt darfst du gucken!«, rief sie und führte ihre Mutter an den festlich gedeckten Tisch.

»Es fehlen nur noch die Geburtstagskerzen«, sagte die Gräfin ergriffen. »Man könnte fast meinen, ich wäre das Geburtstagskind und nicht du.«

»Zwanzig Kerzen wären eine Geldvergeudung!«, rief Britta lachend.

»Herzlichen Glückwunsch«, sagte die Mutter noch einmal und gab ihrer Tochter noch einen Kuss. Ein Leuchten stand in ihren Augen.

Britta konnte sich gut vorstellen, wie traurig ihre Mutter sein würde, wenn sie fortging. Aber hatte sie als Zwanzigjährige nicht auch das Recht, sich einmal mit Gleichaltrigen zu vergnügen? Es musste sich eben beides miteinander in Einklang bringen lassen, die Sorge für die kranke Mutter und das eigene Leben.

Trotz dieser klugen Gedanken fühlte sich die Komtess nicht wohl in ihrer Haut. Sie hatte ihrer Mutter noch immer nichts von der Einladung gesagt.

Am späten Vormittag, als Britta das Mittagessen zubereitete und ihre Mutter im Lehnstuhl saß und aus dem Fenster sah, suchte Britta fieberhaft nach den richtigen Worten. Wie sollte sie ihrer Mutter nur erklären, dass sie sie ausgerechnet heute allein lassen wollte?

Eine Stunde später saßen sie am Mittagstisch. Als Überraschung holte die kleine Komtess eine Flasche Moselwein hervor und füllte die Gläser.

»Du bist die reinste Verschwenderin«, sagte die Mutter lachend.

»Ein Gläschen wirst du doch trinken können!«, ermunterte Britta die Mutter. »Wir wollen diesen Tag festlich begehen. Nicht jedes Jahr fällt mein Geburtstag auf einen Sonntag wie diesmal!«

Sie stießen feierlich miteinander an.

Nach dem Essen schlug Britta ihrer Mutter vor, sich eine Stunde auszuruhen.

»So lange wie heute warst du in den letzten Wochen nie auf«, sagte sie besorgt. »Ich decke einen Kaffeetisch neben deinem Bett. Ist dir das recht? Dann trinken wir gemeinsam Kaffee, und danach wirst du müde sein. Es ist dir sicher nur recht, wenn ich dich dann allein lasse.«

Schon dieser Satz war Britta sehr schwergefallen. Aber das war ja noch nicht alles.

»Ich dachte, dass du vielleicht nichts dagegen hättest, wenn ich am späten Nachmittag für zwei Stunden fortgehen würde«, fuhr sie mit spröder Stimme fort.

Die Gräfin, die auf dem Weg ins Schlafzimmer war, wandte sich überrascht um.

»Du willst fortgehen?«, staunte sie.

»Meine Kollegin Mechthild hat mich für heute eingeladen. Ich wollte erst nicht zusagen, weil du dann allein bist«, stammelte die Tochter. »Aber dann ...«

»Auf mich brauchst du keine Rücksicht zu nehmen!«, erklärte ihre Mutter schnell, während sie ihren Weg ins Schlafzimmer fortsetzte. »Du bist ja schließlich jung und hast wenig genug von deinem Leben. Außerdem ist heute dein Geburtstag, und du hast niemanden eingeladen. Geh nur!«

Komtess Britta kam sich egoistisch vor und bedauerte schon den Entschluss.

»Wenn du traurig bist, Mama ...«, begann sie und stand ratlos in der Schlafzimmertür.

»Nein, nein, geh nur ohne Bedenken, Kind! Ich brauche wirklich Ruhe. Du wirst ja nicht lange bleiben. Glaube mir, es war auch für mich ein schöner Tag.«

»Ich danke dir«, murmelte Britta.

Schweigend tranken sie später den Kaffee. Die Mutter sah ihre Tochter lächelnd an. Britta wurde zusehends nervöser.

»Britta, du bist jung und hast ein Anrecht darauf, dein Leben auch ein wenig zu genießen«, sagte die Gräfin schließlich.

Gegen halb fünf wurde es Zeit, wenn Britta pünktlich am »Eldorado« sein wollte.

Die Mutter sah es und lächelte ein bisschen wehmütig.

»Nun geh schon! Mach dich fertig! Du kannst es ja kaum erwarten.«

Aus ihren Worten klang leise Bitterkeit. Sie spürte das selber und schämte sich dieser Empfindung. Es war die Trostlosigkeit, in der sie zurückblieb, die sie quälte.

Mit schlechtem Gewissen kleidete sich Komtess Britta an. Sie besaß ein dunkelblaues Samtkleid, das festlich wirkte. Es stand ihr sehr gut zu ihrem blonden Haar, und sie sah reizend darin aus.

»Gib auf dich acht, mein Kind!«, mahnte die Gräfin leise. »Ich habe nichts mehr auf der Welt außer dir.«

♥♥♥

Nachdem Britta sich von ihrer Mutter verabschiedet hatte, fuhr sie mit dem Bus zu dem Tanzcafé.

Sie war gerade dort angekommen, da tauchte auch schon Mechthild mit ihrem Freund auf.

»Das ist Jürgen«, sagte Mechthild, nachdem die beiden Mädchen sich begrüßt hatten. Neben ihr stand ein schmaler rotblonder junger Mann mit Sommersprossen in dem blassen Gesicht.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, murmelte er. »Mechthild hat mir von Ihnen erzählt.« Er reichte der Komtess die Hand.

»Ja, bald hätte ich das vergessen«, sprudelte Mechthild hervor. »Ich gratuliere dir ebenfalls. Zwanzig Jahre bist du nun schon.«

»Gehen wir hinüber, sonst sind auch die letzten Tische besetzt!«, schlug der junge Mann vor.

Ziemlich aufgeregt betrat Komtess Britta das Tanzcafé. Gedämpfte Musik klang ihnen entgegen. Jürgen stellte sich auf die Zehenspitzen und hielt nach einem freien Tisch Ausschau, da es bereits recht voll war.

»Da vorn bei der Kapelle ist etwas frei!«, rief er und zog die beiden Mädchen hinter sich her. Der Tisch war tatsächlich noch frei.

Jürgen bestellte für die Damen Kaffee und Kuchen und für sich einen Weinbrand.

»Stört es Sie, dass wir so dicht neben der Musik sitzen?«, fragte er Britta.

»Nein, keineswegs«, versicherte sie.

Die Musiker hatten Notenständer vor sich stehen. An ihnen hingen rote Samttücher, auf denen in Goldbuchstaben Conny Rex stand.

»Das ist er«, flüsterte Mechthild Britta zu. »Das ist Conny Rex. Sieht er nicht gut aus?«

Der Kapellmeister stand vor seinen Musikern, das Gesicht zu den tanzenden Paaren gedreht. Seine schlanken Hände gaben den Takt an.

Conny Rex war schwarzhaarig und schlank und wirkte in seinem grauen Anzug wie ein Filmstar. Mit einem Blick streifte er den Tisch, an dem Jürgen, Mechthild und Komtess Britta saßen.

Nur für den Bruchteil einer Sekunde sah die kleine Komtess in diese glutvollen dunklen Augen. Um seinen Mund spielte ein kleines vielsagendes Lächeln.

»Na, wie gefällt er dir?«, erkundigte sich Mechthild.

»Ist das der Rex, der schon im Rundfunk gespielt hat?« Britta erinnerte sich an diesen Namen.

»Er hat bereits viele Schallplatten gemacht. Eines Tages geht er bestimmt auf Auslandstournee«, schwärmte Mechthild.

Komtess Britta blickte wieder zur Kapelle hinüber. Für sie gab es nur einen einzigen Menschen, den sie sah, und das war Conny Rex.

Der Kellner brachte das Gewünschte.

»Alles wie bestellt zu deinem Geburtstag!«, sagte Mechthild. »Die schöne Musik und das strahlende Wetter.«

Jürgen wartete darauf, dass die jungen Damen mit ihrem Kaffee fertig wurden. Mechthild gab ihm einen Wink. Die Kapelle spielte einen Slowfox. Jürgen erhob sich und führte Britta zur Tanzfläche.

Komtess Britta fürchtete, dass sie alle Tanzschritte vergessen hatte, die sie während ihrer Schulzeit gelernt hatte. Aber Jürgen führte sie sicher über das glatte Parkett. Trotzdem war Britta froh, als der Tanz vorüber war. Sie hatte das peinigende Gefühl, der Freundin den Partner zu nehmen.

»Es ging ganz hervorragend«, empfing Mechthild sie mit gönnerhaftem Lächeln. »Bei dieser Musik kann jeder tanzen.«

Komtess Britta nickte und setzte sich. Sie sah wieder zu Conny Rex hinüber und fing seinen Blick auf. Plötzlich fühlte sie sich leicht und beschwingt.

Irgendein junger Mann forderte sie beim nächsten Tanz auf. Er gab sich Mühe, während des Tanzens eine Unterhaltung zu beginnen. Aber Britta blieb einsilbig. Er interessierte sie nicht.

Sie hatte nur den einen Wunsch, möglichst schnell wieder an ihren Tisch und in die Nähe des Kapellmeisters zurückzukehren. Conny Rex hatte tiefen Eindruck auf sie gemacht. Er sah genauso aus, wie sie sich den Mann ihrer Träume immer vorgestellt hatte.

Als Mechthild nach einer halben Stunde ziemlich atemlos wieder auf ihren Platz sank, schrak Britta aus ihrer Versunkenheit auf.

»Ich habe dich höchstens zweimal auf der Tanzfläche gesehen«, stellte Mechthild tadelnd fest. »Hast du keine Lust zum Tanzen? Du schaust niemanden an außer den Kapellmeister.«

»Glaubst du, dass er Autogramme gibt?«, fragte Britta.

»Warum denn nicht? Gefällt er dir so gut?«

Komtess Britta wurde rot.

»Versuch es doch! Viel Glück!«, meinte Mechthild leichthin.

Sie schwirrte schon wieder mit ihrem Jürgen davon.

Britta war froh, dass sie allein war. Sie gab dem nächsten Tänzer, der sich vor ihr verbeugte, einen Korb. Unverwandt blieb ihr Blick auf Conny Rex gerichtet. Das konnte dem Kapellmeister nicht verborgen bleiben. Als er sich wieder zu seinem Publikum umdrehte, machte er eine kaum sichtbare Verbeugung in Richtung der Komtess und lächelte dabei ein ganz klein wenig.

Britta lächelte zurück. Sie war sehr unsicher, fasste sich dann aber ein Herz und trat ans Podium.

»Welche Melodie wünschen Sie, gnädiges Fräulein?«, erkundigte sich Conny Rex beflissen.

»Keine Melodie. Ein Autogramm, bitte!«, stieß sie hervor.

Er zog eine Visitenkarte aus der Jackettasche, legte sie auf den Notenständer und kritzelte etwas aufs Papier. Mit einem charmanten Lächeln reichte er ihr die Karte. Britta nahm sie in Empfang, bedankte sich und ging an ihren Platz zurück.

»Na, hat er dir deinen Wunsch erfüllt?«, wollte Mechthild wissen.