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"Wiederkehr" ist der letzte Teil der Wolves-Saga von Geralt und Birgit. Er knüpft nahtlos an "Das Erwachen" an. Diesmal muss sich Geralt seinem ärgsten Widersacher stellen und verfällt dabei seiner Bestimmung.
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Seitenzahl: 257
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Im Verlag BoD – Books on Demand sind vom selben Autor ebenfalls als Taschenbuch und E-Book erschienen:
Wolves ...a progressive Fantasy Story
ISBN: 978-3-7519-3602-6
Wolves 2 ...the Story continues
ISBN: 978-3-7534-5925-7
Wolves 3 ...the final Chapter
ISBN: 978-3-7543-0142-5
Das Erwachen ...Angstesser
ISBN: 978-3-7448-9502-6
BoD.de
Über den Autor:
Gerold Ruckgaber (jetzt Ziegler), geboren 1961, begann erst spät mit dem Schreiben.
Mit seiner „Wolves-Saga“ verschaffte er sich sehr schnell eine große Lobby an Lesern und beendet nun die Saga mit dem fünften Teil
„Die Wiederkehr – Vergeltung“.
Der Autor wohnt in Bellenberg, -einem kleinen Städtchen in Bayern.
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Liebe Leserin, -lieber Leser,
die „Wolves-Saga“ um Birgit und Geralt findet nun mit diesem Buch ihr Ende.
Um auch „Querlesern“ den Einstieg in diesen fünften Band zu erleichtern, nachfolgend eine Auflistung der wichtigsten Charaktere:
Geralt
...nach wie vor ein Werwolf
Birgit
...Geralts Lebensgefährtin
Josie
...(Eloa), sechsjähriger „Engel“ und Adoptivtochter von Beiden
Ralf
...Geralts älterer Bruder und Wirt vom Bräustüble
Heike
...Ralfs Freundin
Dr. Michael Fahrenschon
...Arzt im Krankenhaus und guter Freund
Mikka
...Erzengel Michael, erster Engel des Herrn und Beschützer von Josie (Eloa)
Willi
...Kumpel von Birgit und Geralt und Stammgast im Löwenhof
Steffi
...rothaarige Hexe mit besonderen Fähigkeiten
Der Doc
...(Er), Geralts und Birgits bisher ärgster Widersacher
Fräulein und Schädel
…treue „Montagsclub“-Freunde
Rosie
...Wirtin vom Löwenhof
1 - ...ein Hilferuf
2 - ...innere Unruhe
3 - ...unendliche Gier
4 - ...das Ende
Tschechien, Dezember 1979
Seine Schritte knirschten im Schnee. Sie waren deutlich zu hören, -selbst für seine Ohren.
Obwohl er eigentlich keine Geräusche machen wollte!
Aber sie hatten ihn schon lange wahrgenommen und gewittert.
-Und jetzt waren sie hinter ihm her.
-Angst.
-Panik!
-Todesangst!!
-Es war in der Nacht bitterkalt geworden und den ganzen Tag über waren mindestens dreißig Zentimeter Neuschnee vom Himmel gefallen.
Ein wunderschöner und vorweihnachtlicher Winterabend, wie man ihn fast nur noch aus Erzählungen kennt!?
Aber,
die Spuren waren deutlich zu erkennen.
Sie waren frisch, und es waren viele!!!
Seiner Schätzung nach mindestens fünf oder sechs Wölfe.
Er konnte es aus dem Durcheinander der Fährten noch nicht exakt erkennen.
Aber eines sah er deutlich.
-Der Leitwolf war dabei.
Die Größe seiner Pfoten war unverkennbar.
-...und wahrscheinlich?,
...-Nein!,
...er war sich sicher;
...-sie hatten alle Hunger!!!
Er verhielt sich so leise wie nur möglich, …!
Aus seiner anfänglich idyllischen Winterwanderung war nun eine Odyssee mit tödlichem Ausgang geworden.
Er hatte sich verlaufen!
-Was aber in diesem riesigen und dicht bewaldeten Gebiet keine Seltenheit war!
Und nun waren sie hinter ihm her!
Sie hatten ihn schon lange verfolgt, und wahrscheinlich jetzt schon eingekreist!?
Aber plötzlich veränderten die Wölfe ihre Richtung! Er sah sie nur noch als schleichende Schatten zwischen den Bäumen.
-Sie schienen sich von ihm zu entfernen.
Er könnte fast meinen, dass sie sogar vor ihm davonliefen!?
Trotz des pfeifenden Windes lag ihr animalischer Geruch in der Luft.
Aber auch dieser veränderte sich jetzt.
Er konnte es nicht anders beschreiben.
-Es roch nach nassem Hund!?
Aber komisch, es schlich immer noch jemand um ihn?
Er kauerte sich in den Schnee und hielt sich schützend die Hand
über die Augen. Er konzentrierte sich auf die Bewegungen der tiefen Äste und versuchte durch deren Schatten etwas zu erkennen.
Seine Angst war buchstäblich zu spüren und mit seinem schnellen, keuchenden Atem wirbelte er frischen Schnee auf.
Ja, -große Schatten schlichen auf ihn zu.…, und es waren nicht mehr die selben wie vorher?
Diese waren größer, schneller und noch bedrohlicher!
-Oder war es nur Einbildung???
Nein!!!
-Rauhes Knurren von vorne und auch hinter ihm.
-Nahe!
Viel zu Nahe!!!
-Er wurde umkreist!!
-Aber nicht mehr von dem Rudel!
Es waren nur noch zwei???
Wiederum nur große Schatten,
… -und dann konnte er sie sehen!
-Sie sahen aus wie große Hunde, -...oder doch nicht!?
-Wolfskreaturen!?, -oder in einem Labor gezüchtete Missbildungen!?
...oder spielte ihm seine Angst etwas vor???
Durch das Pfeifen des Windes konnte er nun deutlich ein befehlendes, klares Kommando hören.
Wurden sie von jemandem angeführt???
Aber, wer ...?
-Es waren seine letzten Gedanken!
Sie gingen auf ihn los,
und Gier wurde zu Raserei!
Blut färbte im Nu den weißen Schnee, und die winterliche Idylle verwandelte sich in ein grellrotes Schlachtfeld.
-...aber es steckte noch viel mehr dahinter!!?
Nachdem die Kreaturen seine Eingeweide gefressen hatten, … -wie bei den anderen Opfern zuvor,
pfiff eine große, dunkle Gestalt die Beiden schrill und eindringlich zurück!
Sie gehorchten sofort und gingen der Gestalt links und rechts zur Seite.
Mit seinen langen Krallen strich der dunkle, große Schatten ihnen liebevoll durchs Fell.
Das Wolfsrudel beobachtete es respektvoll aus sicherer Entfernung!
Auf ein kurzes Knurren ihres Leitwolfs machten sie sich widerwillig davon.
Sie rührten den Kadaver nicht an, ...obwohl der süße Geruch des gefrierenden Blutes ihre Sinne rasend machte!
Es war kurz vor sechs Uhr und Frl. Doktor Christina Pletsch nahm ihren Dienst auf.
Sie hatte schlecht geschlafen und war noch immer nicht richtig wach.
Über knapp zwei Jahre arbeitete sie nun schon in der Gerichtsmedizin im Städtischen Krankenhaus in Pilsen.
Obwohl sie aus Deutschland kam, wurde sie ohne Probleme dort aufgenommen. Ihre Mutter war Deutsche und ihr Vater stammte aus Tschechien.
-Nach ihrem Studium in München arbeitete sie als Ärztin in Decin, einer kleinen Stadt an der Moldau. Als sie dann das
Angebot bekam die Leitung der Gerichtsmedizin in Pilsen zu übernehmen, überlegte sie nicht lange.
Bisher war es eine, -wenn man es so nennen konnte, -“angenehme“ Anstellung.
Aber seit zwei Wochen hatte sie „außergewöhnliche“ Todesfälle auf ihrem Seziertisch.
„Wölfe“ suchten ihre Beute seit kurzer Zeit nicht nur in Schafen, Ziegen und anderem Getier,
...sondern jetzt standen anscheinend auch Menschen auf ihrer Speisekarte!?
-Und sie hatte nun schon die dritte Leiche!?
Ihre Stimmung wurde dadurch natürlich nicht besser.
Stani, -ihr Kollege,
-stand bereits vor der Bahre, die heute Nacht in die Forensik geschoben wurde.
„Was ist es diesmal?“, fragte sie ihn missmutig.
„Same as it ever was!?“,
...eine Songzeile von den Tubes musste als Antwort herhalten und er unterstrich dies mit ein paar kurzen Dance-Moves.
„Wieder Wölfe???“
Er nickte.
„Diesen Winter ist es bisher schon außergewöhnlich!“
Stani zog den Reißverschluss des Leichensacks auf und blickte interessiert auf den Körper, -oder das, was von ihm noch übrig war.
„Auf drei?“
Gemeinsam hoben sie den männlichen Leichnam von der Bahre auf den großen Tisch.
Christina nahm das Diktiergerät zur Hand und fing an zu dokumentieren.
„Große Biss- und Rissspuren an Gesicht, -Hals und Kehle.“
Sie schob das Leichentuch nach unten.
„Extreme Bisswunden im Brust und im linken Schulterbereich.
Der linke Oberarm zum Teil bis auf die Knochen freigelegt, -beziehungsweise abgenagt!“
Sie schmierte sich Eykalyptus-Paste unter die Nase, denn der Verwesungsgeruch war doch schon sehr dominant.
„Der Brustkorb links, -unterhalb des Rippenbogens aufgerissen und komplett ausgehöhlt.
Herz, Lunge, Niere...“,
sie machte eine kurze Pause.
„...-also sämtliche „Innereien“,
... sie fehlen!?“
Wieder strich sie sich unter die Nase.
Stani fotografierte jedes einzelne Detail und folgte dabei mit seiner Kamera ihren Aufzählungen.
Sie ging tiefer.
„Der rechte Hüftknochen ebenfalls komplett freigelegt, ...-mit noch größeren Beschädigungen des Hüftgelenks durch Einwirkung enormer Reißzähne.
-Genitalien so gut wie gar nicht mehr vorhanden und das Fleisch und die Muskeln von beiden Oberschenkeln gerissen!
Der verschiedenen Größe, und der Anzahl der Biss- und Risswunden nach, handelt es sich mit Sicherheit um mindestens zwei Wölfe.“
-Sie holte wieder tief Luft.
„Wobei wir es hier mit extrem großen Exemplaren zu tun haben!“
Stani hatte alles fotografiert, legte seine Kamera beiseite und trat neben sie.
„Alles okay?“
„Geht schon!“, antwortete sie ihm und setzte sich dann an ihren Schreibtisch.
„Der Winter hat erst angefangen!
Wer weiß, was da noch auf uns zukommt!?“
Stani nickte.
„So ein Rudel hatten wir noch nie!
Rehe, Hirsche, Schafe und auch Ziegen! ...-Klar!
-Aber drei Menschen innerhalb zwei Wochen??“
Jetzt schüttelte er dabei den Kopf.
„-Und das Beste ist ja...???
...Die anderen beiden Leichen wurden zusätzlich mit einem uns bisher unbekannten Virus, -Erreger, oder was sonst auch immer infiziert!!!
-Bin echt gespannt ob uns das gleiche bei diesem Leichnam erwartet!?“
Obwohl im Obduktionssaal das Rauchen verboten war, -zündete er sich eine an.
„Solange das bisschen Blut noch gefroren ist, -werden wir es nicht erfahren!?“
Sie nahm sich ebenfalls eine aus seiner Schachtel.
Bei den beiden vorherigen Leichen,
-einem Mann und einer Frau,
wies das Blut, das ebenfalls durch die Kälte gefroren war, -nach dem Auftauen eine komische, noch nie dagewesene Gerinnung und sonderbare „Verfärbung“ auf!?
Kurz vor neun Uhr bekamen sie Besuch.
„Guten Morgen!
Ich bin Hauptkommissar Slaven von der örtlichen Polizei in Pilsen.“
Er zeigte Stani seine Marke. Christina kannte ihn bereits.
„Einen guten Morgen können wir das leider nicht nennen!?“, antwortete sie ihm und strich sich eine Strähne ihrer dunkelbraunen Haare hinters Ohr.
„Gut, …-was können sie mir zum aktuellen Fall sagen?“, er blickte zwischen beiden hin und her.
Stani antwortete ihm, und erzählte ihre Erkenntnisse, ...-was Christina nicht unrecht war.
Sie beobachtete weiterhin die Blutgerinnung der neuen Leiche.
Schon jetzt wusste sie, dass sie das gleiche erleben würden, wie bei den Opfern zuvor.
-Sie waren nicht einfach von einem normalen Wolfsrudel getötet worden!!?
-Nein!!!
Jedes der Opfer wies einen sehr hohen Infektionsherd auf, -der nicht von „normalen“ Wölfen stammen konnte.
Außerdem waren die Biss- und Risswunden der Opfer extrem groß,
-was ihr, in ihrer gesamten Zeit hier noch nie bei einheimischen Wölfen untergekommen war!?
Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und lauschte beiläufig den Ausführungen ihres Kollegen.
-Ihre Gedanken schweiften ab.
Oder besser gesagt, sie forschten in ihren Synapsen nach irgendetwas, das für Sie das Geschehene greifbar machen könnte!?
...Dr. Fahrenschon???,
...ein leiser Gedanke manifestierte sich in ihr.
...Dr. Fahrenschon!!!
-Vor knapp einem Jahr war sie in Deutschland auf einem
Ärztesymposium und hatte Dr. Fahrenschon aus Weißenhorn kennengelernt.
Nach einem anstrengenden Tag in diversen Hörsälen trafen sie sich abends an der Bar des Hotels wieder und tauschten sich über verschiedene Themen aus.
Es ging dabei vorrangig um Infektionen, Gifte, ...
… -und WÖLFE!!!
Sie kramte in der obersten Schublade ihres Schreibtisches.
Dort warf sie gewohnheitsgemäß die Visitenkarten von
Vertretern, Kommilitonen, ...und, ...und, … hinein.
Ihre Suche dauerte nicht lange und sie hielt seine Karte in der Hand.
-Er war ihr aber auch sonst in angenehmer Erinnerung!?
Groß, -gutaussehend, -gebildet (was man von einem Arzt eigentlich erwarten konnte?).
-Aber sie hatte auch schon negative Erfahrungen gemacht, mit sogenannten „Kollegen“!?
Sie war Mitte Dreißig und eine sehr attraktive Erscheinung,
-wenn man sie einmal ohne ihren Doktorkittel und nach hinten zusammengebundenen Haare antraf!?
Manche Kollegen hatten es schon bei ihr „probiert“!
-Aber bisher war ihr noch keiner „untergekommen“, -wegen dem sie ihr Singledasein aufgeben würde!?
Ihre langen übergeschlagenen Beine wippten auf- und ab.
...-Dr. Fahrenschon käme aber dafür schon in Frage!??...
Sie legte die Karte neben ihr Telefon und wandte sich dann wieder dem Gespräch von Stani und dem Beamten zu.
-Dabei ließ sie aber die Leiche auf dem Seziertisch nicht mehr aus den Augen!
Tatsächlich!
-Nach einer knappen Stunde sickerte ein kleines Blutrinnsal am Leichnam entlang.
Sofort stand sie auf und mit einigen Spritzen und diversen
Behältnissen sicherte sie sich Proben davon.
Die meisten davon adressierte sie fürs Labor,
…-aber einige behielt sie für sich!
Slaven, -der Polizist, hatte sich nach seiner Berichtsaufnahme
verabschiedet und nun war sie mit Stani wieder alleine.
„Ich hol mir `nen Kaffee, -magst auch einen?“
Stani ging zur Türe.
Sie nickte ihm zu.
Mit ihm sprach sie tschechisch, denn er konnte nur gebrochen Deutsch.
-Als er aus dem Zimmer war nahm sie die Visitenkarte zur
Hand und wählte die Nummer am Telefon.
„Bezirkskrankenhaus Weißenhorn!?“, -eine junge Stimme meldete sich.
„Ja, Hallo!
Hier spricht Dr. Christina Pletsch von der Gerichtsmedizin aus Pilsen.
Ich möchte gerne Herrn Dr. Fahrenschon sprechen!?“
„Tut mir leid, Fr. Dr. Pletsch.
Aber Dr. Fahrenschon ist im Notfalleinsatz. Er wird erst gegen fünfzehn Uhr zurück sein!
Soll ich was für ihn ausrichten lassen?“
„Ja bitte, ...sagen sie ihm er soll mich doch, -wenn er Zeit hat, -unter meiner angezeigten Nummer anrufen.
-Sollte es ihm bis neunzehn Uhr nicht reichen, gerne auch unter meiner privaten Nummer.
-Ich bin heute Abend zuhause, und er darf mich auch spät noch anrufen.“
Sie gab ihre private Nummer durch und legte etwas enttäuscht auf.
Frisch geduscht trat sie in ihr Wohnzimmer.
Nur noch im Bademantel schaltete sie den Fernseher an und kuschelte sich in ihre Decke.
-Es war schon nach neun Uhr, als das Telefon läutete.
Wider Willen stand sie auf und meldete sich.
„Hallo Christina, ...hier spricht Michael!“
-Sie überlegte kurz.
„Ah, Dr. Fahrenschon???“
„Ja genau der!“, tönte es aus der Muschel.
„Du,...äh, - Sie,
... haben heute eine Nachricht für mich hinterlassen!?“
Jetzt war sie unsicher.
-Waren wir per Du?
Für einen Moment war Funkstille.
„-Entschuldige Michael, ...aber es ist halt doch fast ein Jahr
her!?“
Sie schluckte.
„Stimmt!“, sagte er.
„Aber ich hab` Dich nicht vergessen!“
Ihre Gedanken überschlugen sich.
-Hab` ich damals irgendwas nicht mitbekommen?
-Zuviel Alkohol?
Sie fasste sich wieder.
„Okay Michael,
-danke und schön dass Du mich zurückrufst!
...-ich hab hier ein besonderes Anliegen und bitte Dich um deinen Rat, oder Hilfe!?“
„Na dann leg mal los!“,
er war noch immer so charmant wie sie ihn in Erinnerung hatte.
Sie berichtete ihm, ...und er hörte geduldig zu, ohne sie zu unterbrechen.
Sie hörte seinen Atem durchs Telefon,
-aber er hatte schon länger nichts mehr gesagt!?
„Michael?
...-bist Du noch dran?“
„Ja Christina, ...-auf jeden Fall, ja, das bin ich!“
Interesse und „Sorge“ sprachen aus seiner Stimme.
„Hast Du noch Proben oder „Beweise“ für deine Vermutung bei Dir?“
-Sie nickte durchs Telefon, obwohl er es nicht sehen konnte.
„...Aber ich bin dessen halt nicht sicher.
-Dann bist Du mir eingefallen.
Und unsere Gespräche die wir damals geführt haben.
Besonders über Wölfe,
...-oder „ähnliche“ Begegnungen die du hattest!?“
Ja, seine Gedanken wanderten etwas zurück.
-Geralt!
„Das war schon einzigartig bisher!“, antwortete er ihr dann schnell.
„Aber da ist noch etwas, das mich extremst verunsichert!!“ Sie fuhr fort.
Selbst durchs Telefon baute sich jetzt eine besondere Spannung zwischen ihnen auf.
„Einige der Bauern, die das Wolfsrudel in der Dämmerung beobachtet hatten, ...sowie einer der Jäger die auf sie angesetzt wurden,
...berichteten etwas sehr, sehr merkwürdiges!!?“
Michaels Nackenhaare stellten sich auf.
Mit leiser, aber fester Stimme sprach sie es aus.
„Einer der Wölfe ging anscheinend auf zwei Beinen!!!“
-Bämm!!!
Das hatte gesessen.
Er hatte ihr damals von den Ereignissen mit Geralt, Birgit, Rudi und Dr. Koppold erzählt.
-Unter der Prämisse, dass sie es niemandem weiter erzählen
sollte!?
Sie hatte Wort gehalten.
Und dieses Gespräch war der Grund warum sie ihn jetzt kontaktierte.
„Christina, ...danke dass Du mich angerufen hast.“
In seinen Gedanken war er schon wieder einen Schritt weiter.
Seine eigenen Befürchtungen und Vermutungen wurden nun bestätigt.
„Wie lange haltet ihr den Leichnam bei euch bevor dieser zur Beerdigung freigegeben wird?“
„Aktuell sind wir noch in der Beweisaufnahme, und ich denke es wird erst in drei bis vier Tagen soweit sein!“
Sie sagte dies ohne emotionale Bindung zu dem Opfer.
Er überlegte kurz.
„Okay, pass auf!
Ich mache heute noch zwei, drei Telefonate.
-Werde morgen hier alles soweit fertigmachen.
Dann werde ich meinen Dienstplan umschreiben, ...-setze mich übermorgen früh in den Zug und werde gegen Abend bei euch!?...
-Sorry, bei Dir sein!!!“
Irgendwie machte sich Erleichterung in ihr breit.
Sie freute sich schon jetzt darauf ihn wiederzusehen!
„Und,….“
er setzte aber noch einen drauf!?
„...ich werde noch jemanden mitbringen!!?“
Das Telefon läutete.
Josie lief aus der Küche, schob den kleinen Stuhl unter das an der Wand montierte Telefon und stieg darauf.
Schnell nahm sie dann den Hörer ab und meldete sich.
„Hallo,
-hier spricht Josie.“
„Äh, ...Hallo Josie,
...hier ist Doktor Fahrenschon…und...,“
-sie unterbrach ihn mit heller Stimme.
„-Ich bin nicht krank!!!“
„Nein Josie, ...und es ist gut, dass Du nicht krank bist!
-Aber kann ich bitte Geralt sprechen!?“
Sie stand auf Zehenspitzen.
„Ah, ...Geralt ist auch nicht krank!!!“,
und sie legte prompt den Hörer auf.
Ich eilte die Treppe nach unten, da schob sie schon den Stuhl wieder zurück.
„Wer hat angerufen?“,
fragte ich schnell.
Ich war oben im Zimmer und hatte die Wäsche, die mir Birgit aus der Waschküche mitgegeben hatte, in die Schränke sortiert.
Josie ging seelenruhig zurück in die Küche, setzte sich wieder an den Tisch, und malte weiter an einem Bild.
„Ein Doktor hat angerufen, -und ich hab ihm gesagt dass wir nicht krank sind!“
„Josie!!!???,
ich schüttelte den Kopf.
„-Ich hab dir doch schon so oft gesagt dass Du Birgit oder mich rufen sollst wenn das Telefon klingelt!
Hat er sich denn mit Namen gemeldet?“
Sie schaute nicht von ihrem Bild auf.
„Doktor und Sohn???...“,
war ihre lapidare Antwort.
Doktor und Sohn???
...ich überlegte kurz.
-Dr. Fahrenschon!?!
Birgit kam mit noch etwas Wäsche aus dem Keller.
„Wer hat angerufen?“
Ich schmunzelte und deutete auf Josie.
„Ein Doktor und sein Sohn!?
-Und sie hat ihm gesagt dass wir nicht krank sind!“
Auch Birgit fing an zu grinsen, ...aber gleichzeitig sah ich eine kleine Sorgenfalte!?
Ich blätterte unser Nummernregister durch.
„Fahrenschon!“,
bereits nach dem zweiten Läuten meldete er sich.
„Hallo, ...hier ist Geralt.
-Sie haben bei uns angerufen?“
„Ja, ...schön dass Du gleich zurückrufst!
Und, -freut mich dass Du nicht krank bist!!!“
Ich hörte ihn durchs Telefon grinsen?!
„-Aber Spaß beiseite!
Geralt, -ich brauche deine Hilfe.
...oder besser gesagt, -ich möchte Dich gerne für eine besondere Aufgabe an meiner Seite haben!?“
Jetzt machten sich bei mir Sorgenfalten breit!
Instinktiv stellten sich meine Nackenhaare auf.
Birgit stand neben mir und ich hielt den Hörer so dass sie mithören konnte.
Ohne lange um den heißen Brei zu reden ließ er die Katze aus dem Sack.
„Geralt, ...in Tschechien, -nahe der deutschen Grenze gab es ein paar merkwürdige Todesfälle mit einem Rudel Wölfe.
Ich kenne die zuständige Gerichtsmedizinerin sehr gut, ...und diese hat mich gestern Abend kontaktiert und mir über diese Vorfälle berichtet.
Ich habe ihr daraufhin angeboten dass ich mir persönlich vor
Ort ein Bild davon mache, ...-und möchte Dich gerne dabei haben.“
Er machte eine kurze Pause und Birgit sah mich fragend an.
Dann legte er nach.
„Denn es handelt sich dabei aber nicht um gewöhnliche Wölfe!!!“
Hhm, -das hatte ich mir schon gedacht!
...und Birgit`s Blick darauf sprach Bände, als ich wieder auflegte.
Es bedurfte keinerlei Diskussion.
Dr. Fahrenschon hatte etwas gut bei uns,
...-und auch Birgit stand hinter meinem Entschluss dass ich mit ihm fahren sollte,
...auch wenn sie sich nicht sicher war, was wirklich auf mich zukam!?
„Dann muss ich wohl diese Woche auf mein Training verzichten, und am Sonntag alleine mit Josie zum Schwimmen gehen!?“
„Das kriegst du doch hin!“,
war meine kurze Antwort auf ihre Frage/Vorwurf!
-Seit knapp einem halben Jahr war Birgit Mitglied im
Schützenverein.
Aber nicht für Pistole oder Gewehr.
Nein, ...Bogenschießen war ihre Sportart!
Und sie war gut darin.
Von mir bekam sie zum Geburtstag einen Sportbogen und einen Köcher mit Aluminiumpfeilen.
Ich wollte aber nicht, dass diese Waffe bei uns zuhause stand, und so bewahrte sie den Bogen und die Pfeile im Büro vom Bräustüble auf.
Ralf hatte ihr erlaubt dort auf dem Parkplatz zu üben, und ihr extra dafür eine große Zielscheibe besorgt.
In kurzer Zeit hatte sie es geschafft in die Mannschaft aufgenommen zu werden, ...und am meisten beeindruckte sie ihre Mannschaftskollegen durch ihren Pfeilwechsel.
-Niemand war so schnell wie sie!
Ab- und an schaute ich zum Training im Schützenheim vorbei, und traf dann auch manchmal auf Willi.
Es war beeindruckend wie zielsicher er mit seiner Magnum war.
Sonntagvormittag war für mich und Birgit „Hallenbadtag“!
Wir gingen regelmäßig mit Josie zum Schwimmen, denn wir hatten ja am eigenen Leibe erfahren, wie wichtig es war
Schwimmen zu können!
„Geralt, ...wann kommst Du denn wieder?“
Josie schaute mich fragend an, -sie hatte unser Gespräch aus der Küche mitgehört.
„-Übermorgen ist doch Nikolaus!“
„Tja, ...da muss sich dann wohl Birgit einen Rauschebart wachsen lassen und Dir mit der Rute den Hintern versohlen!?“
Josie rutschte von der Bank und lief zu mir.
„Hihi hi. ...-das hättest Du wohl gerne!?
-Aber pass nur auf dass Du den Hintern nicht versohlt bekommst???“
Sie zeigte mit erhobenem Zeigefinger mehrmals auf mich und klatschte mir dann auf den Po.
Birgit nahm uns beide in die Arme.
„Bringst uns was mit, ...-und kommst gesund wieder???“
Beide drückten mir einen Kuss auf die Wange.
„Klar!!!, ...ist doch bald Weihnachten!!!“
-Lüge!
Mein Inneres sagte mir schon jetzt, dass dem nicht so sein wird!?
Seit den schrecklichen Erlebnissen vor über einem Jahr, als wir mit den Mächten von Himmel und Hölle konfrontiert wurden, war mit mir nichts mehr passiert.
Ich hatte meine Bestimmung unter Kontrolle.
Aber jetzt fing es wieder an zu brodeln und irgendetwas in mir wollte nach draußen!!!
Um kurz vor acht Uhr morgens wurde ich abgeholt.
Birgit und ich hatten noch die halbe Nacht darüber geredet.
„Wann hört es endlich auf Geralt?“
Sie fragte es mit Besorgnis in ihrer Stimme.
„Wir sind jetzt eine kleine Familie und Du begibst Dich,
...-oder es ist immer Gefahr um Dich, und uns!!!“
-Ich konnte ihre Frage nur mit einem Satz beantworten.
„Tja, es hört wohl erst auf, wenn ich tot bin!!!“
Erschrocken blickte sie mich an und sie erkannte sofort die
Ernsthaftigkeit in meinen Augen.
„So etwas darfst Du niemals mehr sagen,
...Nein, -nicht mal mehr denken!!!
Josie schlief tief und fest und wir kuschelten uns eng
aneinander.
Es sollte für lange Zeit unsere letzte gemeinsame Nacht sein!
Von einem von Dr. Fahrenschons Rettungswagenfahrer wurden wir zum Bahnhof nach Ulm gebracht.
-Josie weinte bittere Tränen als sie um halb Acht zur Schule musste.
„Pass gut auf Dich auf!“,
Birgit verabschiedete mich an der Gartentüre.
„Nur für Euch!“,
war meine Antwort.
Wieder gelogen!
„Ja, ...-für uns!!!“
-Ein flüchtiger Kuss auf die Wange, dann stieg ich ins Auto.
-Es erwartete uns eine fast siebenstündige Zugfahrt, - und Dr. Fahrenschon nutzte die Zeit um mich über alles zu informieren.
-...und, was Birgit nicht unbedingt alles zu wissen brauchte!!!
Während der Fahrt und unseren Unterhaltungen bot er mir das „Du“ an.
„Ich bin Michael und ich möchte auch dass Du mich so nennst, ...-und nicht mehr Doktor zu mir sagst!?“
Wir gaben uns die Hand drauf.
„Ich bin Geralt,
...und Sie, ...äh, Du, -darfst auch Geralt zu mir sagen!“
Wir grinsten beide.
Es hatte sich über die letzten Jahre eine nicht nur ärztliche, sondern auch private Beziehung zwischen Birgit, ihm und mir entwickelt.
Doch wir wurden schnell wieder ernst.
-Ich musste es ihn einfach fragen!
„Michael,
…-gibt es für mich eine Möglichkeit,
- außer meinem Tod,
...dass meine Bestimmung,
-Fluch,
...oder wie immer wir es nennen wollen!?,
...-aufhört, ...oder endet!?“
Er überlegte nur kurz und antwortete dann bestimmend.
„Leider nein, Geralt.
Du bist nicht mit einem Virus infiziert, den wir wie bei deinem Bruder durch Bluttransfusion oder ähnliches beseitigen können.
-Bei Dir ist es Erbgut!
Du hast die Gene in Dir, und keine Viren im Blut.
...-Und Du wirst sie genauso weitervererben, wie sie Dir vererbt wurden!“
Für kurze Zeit war Stille.
„Wie muss, soll, -oder kann ich mir das genau vorstellen?“
Über diese Möglichkeit hatte ich mir noch überhaupt keine
Gedanken gemacht.
„Wenn ich jemanden bewusst beiße, ...-klar!
Aber was ist wenn ich mit Birgit schlafe,
...-oder jemand mit meinem Blut in Kontakt kommt,
-oder ähnliches?“
Ich blickte ihm in die Augen.
„Ja, Geralt! ...-es kann im schlimmsten Falle passieren,
-...ja,... es kann dann durchaus so sein!!!“
Wieder mal Bämm!!!
-Auch diese Erkenntnis war mir jetzt neu!
-Und ich hatte tatsächlich noch nie darüber nachgedacht!
„Geralt, …es gibt für alles einen Anfang und in deinem Fall einen sogenannten Wirt!
Sollten wir den ausfindig machen können, gäbe es die
Möglichkeit aus dessen Blut und Erbgut ein Antiserum zu entwickeln. Dies könnte dann auch dir helfen!?
-Ich hab` schon oft darüber nachgedacht, ...nachgeforscht und mich damit beschäftigt.
Sollte ich jemals eine Idee, -oder eine Lösung haben,
...dann bist Du sicherlich der Erste, der davon erfährt!“
Michael lehnte sich zurück.
„Aber mir ist noch etwas aufgefallen!?
-Nach jedem Mal wenn Du Dich verwandelt hast, ...hat sich auch dein Blutbild etwas verändert.
Es sind sehr große Unterschiede von den ersten Proben bis zu den letzten von Dir!?
Die Wolfsgene in Dir gewinnen dabei langsam aber sicher die Überhand!!!“
Er blickte mich sorgenvoll an.
„Soll das heißen, dass ich bei jedem Male mehr zum Wolf werde???“
Erschrocken, -aber irgendwie wissend blickte ich zurück.
„Ja, ...so wird es sein!
Und irgendwann bist Du ganz Wolf!!!
Ich wollte, es Dir schon länger sagen, ...aber dann kam diese Sache dazwischen!“
Es war ihm unangenehm dass er es mir noch nicht mitgeteilt hatte.
„Aber zum Glück gehst Du ja vernünftig mit deiner
Bestimmung um!“
-Na das hatte mir jetzt noch gefehlt!?
-Aber ich hatte schon länger das Gefühl dass der Wolf in mir stärker,
...nein, -fordernd und gieriger wurde!
Er drängte nach draußen!!!
Es fiel mir immer schwerer ihn zu kontrollieren!?
-Und manchmal wollte ich dies auch nicht mehr!
Öfters schon lief ich durch den Wald,
-ließ es zu,
-nahm das berauschende Gefühl in mir auf, …
-erwischte mich dabei den Drang zu haben meine Reißzähne in jemanden zu verbeißen,….
-zu töten,…
-zu jaulen und zu heulen,…
-und Angst und Schrecken zu verbreiten!!?
...ja, ...ich wollte immer mehr ein Werwolf sein!!!
Trotz der sieben Stunden und zweimaligem Umsteigen wurde es eine sehr kurzweilige Zugfahrt.
-Eisige Kälte empfing uns am Bahnhof in Pilsen.
Es war kurz vor achtzehn Uhr und es fing wieder leicht an zu schneien.
Wir wurden am Bahnhof empfangen.
Ein junger Mann stand mit einem erhobenen Schild auf dem Bahnsteig.
„Dr. Fahrenschon“, stand in krakeliger Schrift darauf.
Wir gingen direkt auf ihn zu und er begrüßte uns herzlich.
Nur auf tschechisch.
„….“
„English?“, der Doktor und ich konnten leider kein tschechisch.
Außer, ...-Danke, Bitte, und ein paar Phrasen,… -nichts.
„Hotel!“, kam von ihm als Antwort.
„Okay!“ sagten wir beide.
Er nahm uns unsere Taschen ab und packte sie in den Kofferraum eines alten Mercedes.
Wir stiegen hinten ein und schauten interessiert aus dem Fenster.
Aber durch den jetzt dichten Schneefall und die Dunkelheit konnten wir leider von der Pilsener Innenstadt wenig erkennen.
Nach zwanzig Minuten waren wir am Hotel.
-Dort wurden wir genauso herzlich empfangen und der Rezeptionist übergab Michael sowohl die Zimmerschlüssel als auch eine Nachricht.
„...Morgen um neun Uhr lasse ich euch abholen und wir treffen uns dann im Krankenhaus.
-1.UG -Gerichtsmedizin
Ihr bekommt an der Anmeldung Besucherausweise.
-Für den Abend habe ich für uns dann einen Tisch in einem kleinen Restaurant bestellt.
LG Christina“
Im Hotel gab es eine kleine Bar.
Wir verabredeten uns für halb neun.
Dann ging jeder erst mal auf sein Zimmer.
Diese waren sehr einfach eingerichtet aber für uns absolut ausreichend.
Ich packte meine Tasche aus, die mir Birgit gepackt hatte.
Aus dem Mittelfach nahm ich meinen Kulturbeutel.
-Und es kam noch eine kleine Überraschung zum Vorschein.
Birgit hatte mir eine kleine Flasche Rotwein und eine Tüte Schokobons untergeschoben.
-Auf denen klebte ein Zettel.
„Für einsame Abende!“
- und Josie hatte einen Kuss darunter gemalt.
Ooh,...-ich vermisste die Beiden jetzt schon!
Doch schnell kehrten meine Gedanken wieder zu mir zurück.
-Ja,
... der Wolf in mir war mächtig!
...und das nicht nur zu Vollmond!
Ich spürte ihn jede Sekunde,
...und oftmals kostete es mich all meine Kraft und Willen ihn zu kontrollieren..
-Und ich hatte Birgit noch nichts davon erzählt!
Durch Klopfen an der Türe wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
„Geralt, ...wollen wir nach unten gehen?“
Es war Michael.
„Geh` schon mal vor.
-Ich komme gleich!“
Ich stellte die kleine Flasche neben das Bett und legte die Tüte dazu.
Dann holte ich meinen Kapuzenpulli aus der Tasche und schlüpfte in bequeme Turnschuhe.
Der Doktor saß schon an der Bar und hatte ein Glas dunklen Rotwein vor sich.
Ich setzte mich auf den Hocker neben ihn.
„Pivo!“, bestellte ich bei der charmanten Angestellten, die hinterm Tresen bediente.
Sie lächelte mich an und sehr professionell zapfte sie mir ein Glas Bier.
Michael und ich stießen daraufhin an.
-Ich spürte, dass noch irgendetwas nicht ausgesprochenes zwischen uns schwelte!?
„Raus damit!“, forderte ich ihn auf.
„Siehst Du, -genau deswegen brauche ich Dich hier dabei.
Dein Gespür wird uns in allem hier weiterhelfen!“
Er blickte in sein Glas.
„Ja, ...ich habe Dir noch nicht alles erzählt!“
Er drehte sich leicht auf dem Barhocker zu mir.
„Vor knapp einem halben Jahr wurde bei uns im Krankenhaus eingebrochen.
-Das ist nicht neu für uns.
-Oftmals sind es ehemalige Patienten, ...oder Junkies,
-die Medikamente, Opiate, Spritzen, etc., ...dabei mitgehen lassen.“
Mit einem großen Schluck leerte er sein Glas.
„Doch damals war es anders!
Es wurde gezielt nur mein Arztzimmer aufgebrochen.“
Für einen Augenblick wurden wir unterbrochen.
„Vino?“
Wieder mit einem auffordernden Lächeln nahm sie das leere Glas des Doktors.
Dieser nickte kurz und lächelte zurück.
Sie stellte ein frisches Glas vor ihn und schenkte ein.
„Dik“, bedankte ich mich für den Doc, und es brachte auch mir ein Lächeln ein.
„Du sprichst tschechisch?“, fragte er mich dann.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
„Nein, aber ich versuch`s halt!!,
-… jetzt erzähl weiter!“
Er trank einen kleinen Schluck und fuhr dann fort.
„Also, wie gesagt, ...es wurde nur mein Büro aufgebrochen und durchsucht.
-Wertgegenstände,
...unter anderem eine teure Uhr die ich auf meinem Schreibtisch
liegen hatte, - wurden nicht entwendet.“
Wieder nahm er sein Glas zur Hand.
-Jetzt mach schon!!!,
-ich saß wie auf Kohlen.
...aber ich konnte es mir fast schon denken!!?
„- Alle Unterlagen über Dich, ...die gesamten Proben aus meinem Kühlschrank, ...-und auch die Unterlagen von Birgit waren weg!“
Stille.
Mein Gehirn arbeitete wieder auf Hochtouren.
Adrenalin schoss durch meinen Körper, ...meine Augen fingen an zu leuchten und meine Fingernägel wurden unbewusst länger.
„Geralt, ...bleib ruhig!!!
-Sie schaut schon auf Dich!!!“,
er meinte damit die junge Frau hinter der Bar.
Ich sog tief die Luft durch die Nase.
Ihr Parfüm,
die einzelnen Zigarettenmarken die geraucht wurden, das Wäschesteif, -das zum Bügeln ihrer Bluse verwendet wurde, ...und, ...und, ...und!?
Ich konnte alles riechen!
„Geralt!?“, … wieder war es Michael, der mich in die Gegenwart zurückholte.
„Deine Nägel?“
Schnell zog ich meine Hände unter den Thekentisch.
Trotzdem bekam ich von der Bedienung einen sowohl
interessierten, als auch amüsierten Blick.
„Ja, Geralt, …vielleicht hätte ich es Dir damals sagen sollen!?“
Entschuldigend hielt er mir sein Glas entgegen.
...Vorerst dachte ich meine Gedanken zu Ende.
-Wer hatte Interesse an meinen Unterlagen?
-Wer konnte und wollte damit etwas anfangen???
...-wir hatten dieses Szenario schon einmal!?
-und es endete tödlich!!!
...Birgit!?
...-und nun hatten wir noch Josie!!!
-Für mich kam nur „Einer“ in Frage!!!
...aber ich wollte seinen Namen nicht aussprechen!
„Ich muss zurück!
-Sofort!“,
sprudelte es laut aus mir.
„Ruhig, ruhig, Geralt.“
Michael legte mir die Hand auf die Schulter.
„Ich weiß genau was, ...und an wen Du denkst!!!“
Die Bedienung verfolgte weiterhin unser Gespräch.
„Lass mich weiter erzählen,
...-oder besser gesagt es für Dich erklären!“
Jetzt trank ich mein Bier aus und es bedurfte nur eines kurzen
Augenkontaktes und sie zapfte mir ein frisches.
„Genau deinen Gedankengang hatte ich auch.