Wolves - Gerold Ruckgaber - E-Book

Wolves E-Book

Gerold Ruckgaber

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Geralt wächst gut behütet in der Kleinstadt Senden in Bayern auf. Mit 16 Jahren, in den späten Siebzigern, erfährt er von seiner Bestimmung und stellt sich sodann seinem Schicksal. Freundschaft, Familie, Erste Liebe,- gemixt mit Witz und Spannung, -sowie der grandiosen Musik dieser Zeit-, bilden den Rahmen für den besonderen Charme diese Geschichte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 236

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Diese Geschichte ist frei erfunden.

Viele Orte und Personen aber waren und sind real, -und manche Handlungen sind wirklich passiert.

-…und Musik ist mit ein Hauptdarsteller!

Für jedes Kapitel steht ein Titel, mit emotionaler Bindung dazu!

Then and Now.

Enjoy it.

Inhaltsverzeichnis

- I - : …waking the demon

1 (“On a Storytellers Night” - Magnum)

2 (“School” - Supertramp)

3 (“Supper`s Ready” - Genesis)

4 (“Born to be wild” - Steppenwolf)

5 (“The Darkest Hour“ - IQ)

6 (“The Revealing Science of God” - Yes)

7 (“We are the Champions” - Queen)

8 (“Seven Days of the Wolves“ - Nightwish)

9 (“Child in Time” - Deep Purple)

10 (“The Boys are back in Town” - Thin Lizzy)

11 (“Wonderous Stories” - Yes)

12 (“Dream on” - Aerosmith)

13 (“More than a Feeling” - Boston)

14 (“Lonely” - Crimson Glory)

15 (“Telephone Line” - Electric Light Orchestra)

16 (“Come sail away” - Styx)

17 (“It`s Time“ - Saga)

18 (“Lights” - Journey)

19 (“You make lovin`fun” - Fleetwood Mac)

20 (“Out of the Wilderness” - Arena)

21 (“The Gates of Delirium” - Yes)

22 (“All Right Now” - Free)

23 (“Won`t get fooled again” - The Who)

24 (“Don`t fear the Reaper” - Blue Oyster Cult)

25 (“Purple Rain” - Prince)

26 (“Carry on my wayward Son” - Kansas)

27 (“The Wall” - Kansas)

28 (“This world is not for me” - Sylvan)

29 (“Losing it” - Rush)

30 (“One fatal Mistake“ - IQ)

31 (“Numb” - Linkin Park)

32 (“Scratching the Surface” - Saga)

33 (“Hymn” - Barclay James Harvest)

34 (“Silent Talking” - Yes)

- II - : …the beast in me

35 (“In Trance“ - Scorpions)

36 (“You`re Alive - Presto Ballet)

37 (“That`s why it hurts” - Sylvan)

38 (“Say is it really true” - Eloy)

39 („Black Dog“ - Led Zeppelin)

40 (“Summer Madness” - Landmarq)

41 (“The Mission” - Rush)

42 (“Human Nature” - IQ)

43 (“Babe” - Styx)

44 (“Teacher” - Jethro Tull)

45 (“Morning on earth” - Pain of Salvation)

46 (“Master of Illusion” - Pendragon)

47 ( „Simple Tune“ - SubwayQ )

48 (“In the air tonight” - Phil Collins)

49 (“The dance of Fools” - Shadow Gallery)

50 (“See me, Feel me” - The Who)

51 (“The Perfectionist” - Saga)

52 (“Some are Born” - Jon Anderson)

53 ( “The King will come” - Wishbone Ash )

54 (“Running up that Hill” - Kate Bush)

55 (“Games without frontiers” - Peter Gabriel)

56 (“Doot-Doot” - Freur)

57 (“A modern day Cavalier” - Grey Lady Down)

58 (“Blue River Liquor Shine” - Max Webster)

59 (“Walkin`in the air” - Nightwish)

60 (“A trace of blood” - Pain of Salvation)

61 (“Your Move” - Yes)

62 (“Rendezvous 6.02” - U.K.)

63 (“Kings and Queens” - 30 Seconds to Mars)

64 (“Breakdown“ - Alan Parsons Project)

65 (“What if God is alone?” - Romanov)

66 (“Questions” - Manfred Mann)

67 (“The Hunter” - GTR)

68 (“Eyes of a Stranger” - Queensryche)

69 (“Who want`s to live forever?” - Queen)

70 (“The hanging tree“ - Arena)

71 (“Miss you” - Blink 182)

72 (“Making movies in Hollywood“ - Ines Project)

73 (“You`re not alone” - Saga)

74 (“The midnight Fight” - Eloy)

75 (“The final Murder” - VandenPlas)

76 (“Death on two legs” - Queen)

77 (“Midnight Running“ - Pendragon)

78 (“Circles Complete” - Disperse)

-III- : …it all stopps here

79 (“Dark side of the moon” - Pink Floyd)

80 (“A different man” - Knight Area)

81 (“More than I deserve“ - Saga)

82 (“Mouth of Madness” - Circus Maximus)

83 (“Changes” - Yes)

84 (“Follow you, follow me” - Genesis)

85 (“Sweet emotions” - Aerosmith)

86 (“Viel zu viel“ - Anyones Daughter)

87 (“My immortal” - Evanessence)

88 (“That`s why it hurts” - Sylvan)

89 (“Children`s Games” - Lorien)

90 (“Untouchable” - Anathema)

91 (“The river in your eyes” - Clepsydra)

92 (“Red Barchetta” - Rush)

93 (“Highway Star” - Deep Purple)

94 (“Anywhere” - Grobschnitt)

95 (“Ad libitum” - Zara Thustra)

96 (“Songs from the Wood” - Jethro Tull)

97 (“Thieves” - Presto Ballet)

98 (“Silent lucidity” - Queensryche)

99 (“Surrounded” - Dream Theater)

100 (“Cinema Show” - Genesis)

101 (“Close to the edge” - Yes)

102 (“Los Endos” - Genesis)

103 (“When snow falls down” - Silhouette)

- I - : …waking the demon

1 (“On a Storytellers Night” - Magnum)

Wolves

- Wölfe

Wolfgang, Wolf-Dieter, Wolfram, …

…das sind Namen die in einer Schulklasse mit 25 Schülern und mehr keine Seltenheit sind.

Und über die man sich eigentlich keine Gedanken macht.

Eigentlich!?

2 (“School” - Supertramp)

Senden, Landkreis Neu-Ulm, 1977

Ich bin Geralt, 16 Jahre alt.

Erster Tag an der neuen Schule.

Realschule Vöhringen, Klasse 9c.

Das Vorrücken in die nächste Klasse war mit meinem Notenschnitt für ein weiteres Jahr auf dem Gymnasium gefährdet, -so hat`s geheißen.

Also der Wechsel vor Beendigung auf die Realschule.

Ich komme als Neuer, - die Hierarchien im Klassenzimmer sind gesteckt. Der Neue sitzt vorne, die coolen Jungs hinten.

Genauso wie im Bus.

Heute früh hat mich meine Mutter zur Schule gefahren, was mir nicht unrecht war; - später aufstehen.

Ich rede nicht viel.

Manche Kinder in unserer Strasse rufen mir deswegen “Stumm“ hinterher.

Seit mein Vater an Demenz erkrankt ist und wir vor einem halben Jahr im Altersheim einen Platz für Ihn bekommen haben reden wir auch zuhause nicht mehr viel.

Zuhause, das ist meine Mutter, mein älterer Bruder Ralf und ich.

26 Schüler in der Klasse.

Ich kann mir noch nicht alle Namen merken.

Doch schräg hinter mir sitzt Birgit. Hübsches Mädel, tolle Figur, blonde schulterlange Haare, Brille - und dahinter schöne graublaue Augen.

Ganz hinten sitzt Rudi.

Einen Rudi gibt’s in jeder Klasse.

Er gibt den Ton an, stört den Unterricht, Klassenclown, Spaßmacher, und wenn ihm einer blöd kommt gibt’s Haue. Meint er ist der Mittelpunkt der Schule.

Und leider Birgits Freund.

Doch es gibt auch noch die 10.te.

Da sitzen die wirklichen Chefs.

In der Pause nach der dritten Stunde ist es wie in jeder anderen Schule.

Die Jungen spielen Fangen, die Mädchen Gummihüpfen und die Pausenaufsicht Fr. Schuster hat alle Hände voll zu tun, dass alle auf dem Pausenhof sich bewegen, stehen und jah nicht sitzen.

Das gelingt Ihr bei fast allen.

Wolfgang, Wolf-Dieter und Wolfram, die “WolvesGang” - so werden sie genannt, alle aus der 10.ten, sitzen auf den Lüftungsgittern, mit dem Rücken an die Schulwand gelehnt und beobachten gelangweilt das Treiben.

Mit Ihnen hat es Fr. Schuster schon lange aufgegeben.

Nach der 6.ten Stunde ist Schulschluss und ich fahre mit dem Bus nach Hause.

“Fahrkarte?”

Der Busfahrer - von allen Johann gerufen- stellt mir die Frage.

“Bin neu, hab noch keine.”

Mit einem Kopfnicken schickt er mich weiter.

Obwohl hinten noch zwei Plätze frei sind, bleibe ich im Gang stehen halte mich an den Schlaufen fest und schaue mich um.

Die Fünferbank ist besetzt, da sitzt die “Wolves-Gang” und noch zwei aus der Zehnten.

Wolfgang mustert mich von oben bis unten und ich sehe wie er die Luft langsam durch seine Nase inhaliert, so als wolle er etwas beschnuppern.

Jetzt steigen auch noch Birgit und Rudi zu uns in den Bus. Beim Vorbeigehen kommt es zu einer Berührung zwischen mir und Birgit und ich kann Ihren kleinen aber festen Busen spüren. Hitze steigt in mir auf.

Unmerklich drehe ich mich zur Seite.

Dann geht Rudi an mir vorbei und drückt mich verächtlich gegen die Sitzlehnen.

Sie sitzen natürlich auf den noch zwei freien Plätzen.

Wolfram, Wolf-Dieter und Rudi unterhalten mit ihren derben Späßen den ganzen Bus.

Ob man`s hören möchte oder nicht!?

3 (“Supper`s Ready” - Genesis)

Meine Mutter hat wieder gekocht.

Ich kanns schon riechen als ich das Gartentor öffne. Pfannkuchen mit crossen Speckscheiben.

Mein Lieblingsessen.

Ich glaube, daß Kochen und Backen für Sie zur einzig willkommenen Aufgabe geworden ist, seit mein Vater im Heim ist.

“Wie war dein erster Tag?” -

“Geht” -

“Schon Hausaufgaben?” -

“Nein” -

“Musst was lernen?” -

“Brauch ich nicht, -werd Sportler!”

“Und, - Mädels schon gecheckt?” fragt Ralf, mein ältester Bruder, der ausnahmsweise mal zuhause ist.

Dafür bekommt er nur einen kurzen Blick.

Ich gehe aufs Zimmer, das ich mit meinem Bruder teile und lege mich aufs Bett.

Ja, das mit dem Sportler war ernst gemeint.

Seit meinem siebten Lebensjahr spiele ich Fußball, laufe gerne und zuhause trainiere ich mit Ralf, der als neue Leidenschaft Klettern erkannt hat.

Wir haben uns diverse Leisten und Griffe an die Wände und Türen geschraubt und treiben uns gegenseitig zu Höchstleistungen an.

Liegestützen, Situps, Kniebeugen,… .

Ich richte mich auf und schalte die Stereoanlage ein.

Auf meiner Lieblingscassette läuft “Suppers Ready” von Genesis.

Lautstärke auf 1 und ich lehne mich zurück und lasse mich von der Musik in Gedanken tragen.

Mein Körper hat sich verändert. Muskulös und trotzdem drahtig.

Mit meinen 16 Jahren bin ich schon 1,83 groß. Sonne hab ich noch nicht viel abbekommen und meine Haut auf meinem durchtrainierten Oberkörper ist milchig-weiß.

Komisch, ich hatte aber auch noch nie einen Sonnenbrand.

In der Mannschaft bin ich der “Sechser”.

Der Staubsauger vor der Abwehr. An guten Tagen macht mir läuferisch niemand was vor. Dann gibt es auch kaum jemanden der einen Zweikampf oder ein Kopfballduell gegen mich gewinnt.

- An guten Tagen.

“Warum so leise, -du hörst ja gar nichts?” fragt Ralf als er ins Zimmer kommt.

“-Für mich ist es laut genug.”

“Du, Samstag ist wieder Rockparty im Jugendhaus und wenn Du Lust hast nehm ich Dich mit. Leg bei Ma ein gutes Wort für Dich ein, dann darfst auch wieder länger weg!?”

Ralf war mit seinen 22 Jahren inzwischen zur Jugendhausleitung aufgestiegen, begleitete dies ehrenamtlich, und nahm mich öfters Samstags mit.

Ein paar meiner Mitspieler sind auch meistens da. Ich muss dann aber immer um 21 Uhr zuhause sein.

Meine Mutter möchte das so, außer Ralf nimmt mich mit. Dann macht sie ab und an ne Ausnahme.

“Mal sehen, - weiß noch nicht was am Samstag geht mit den Jungs.

Aber Danke.”

Und dann versinke ich wieder in die Musik.

Musik.

Musik ist für mich zu einem unverzichtbarem Medium geworden. Ich kann damit abschalten, meine Gedanken ordnen, -aber auch meine Gefühle ausdrücken.

4 (“Born to be wild” - Steppenwolf)

Ich hatte noch immer keine Fahrkarte, aber Johann wollte sie schon gar nicht mehr sehen. Er begrüßte mich aber mit einem Kopfnicken.

Wieder waren die zwei Plätze vor der Bank frei und ich ließ mich diesmal in die leere Sitzreihe fallen.

In Gedanken war ich bei mir.

Ich spürte Veränderungen in meinem Körper und mit meinen Sinnen.

Dies machte mir zu schaffen.

“Warum so leise?” hatte Ralf gefragt als ich Musik hörte, - und er hatte recht. Die Lautstärke war auf 1. Jeder andere hätte fast nichts gehört.

Ich konnte sogar von meinem Bett aus hören was meine Mutter unten telefonierte und wie Sie manchmal leise weinte.

Ich kann auch das Wetter riechen.

“Hey Arsch!”

Dies und ein Tritt gegen mein Schienbein schreckten mich auf.

Natürlich Rudi.

“Unser Platz!” Drohend baute er sich auf.

“Klar!” Ich stand auf und musste mich ganz klein an ihm vorbeischieben. Birgit stand hinter ihm und beobachtete nur.

Zweite Stunde: Deutsch.

Unsere Lehrerin Fr. Ferrara warf mit dem Projektor einen Text auf die Leinwand den wir abschreiben sollten. So konnte Sie in Ruhe in Ihrem Modemagazin blättern.

Flopp.

Da war es wieder.

Zum zweiten Mal.

Und ich spürte einen Luftzug an meinen Haaren. Mit meiner Hand strich ich durch mein Haar und fieselte ein kleines Papierkügelchen heraus.

Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite. Zuerst sah ich Birgits engelhaftes Gesicht, auf ihm ein Anflug von Lächeln und Interesse.

Dann sah ich nur noch ein breites Grinsen und den erhobenen Mittelfinger von Rudi.

Er hatte aus dem Kugelschreiber die Miene, Feder und

Druckvorrichtung entfernt und so ein Blasrohr gebastelt.

Jetzt riss er ein weiteres Stückchen Papier vom Block, befeuchtete es und rollte es zu einer Kugel zusammen.

“Was willst DU???”, sagte mir sein Blick.

Ich drehte mich um.

Da war es wieder.

Einen Sekundenbruchteil später schnellte meine Hand an meinen Hinterkopf.

Während meiner Drehung schnippste ich die gefangene Papierkugel zwischen Daumen und Zeigefinger zurück und traf ihn direkt ins Auge.

“Ouhh”,

ein kleiner Schmerzensschrei entfuhr ihm, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.

“Rudi!! - Ruhe!!”

Das war alles was vom Lehrerpult kam. Sie hatte nichts weiter mitbekommen.

Aus dem Augenwinkel sah ich dass Birgit mich bewundernd aber auch fragend ansah.

Ich wusste aber auch; das würde ein Nachspiel haben, das war sicher.

Ja, und es kam!

Die WolvesGang saß wieder auf Ihrem Platz in der Sonne, hatte alles im Blick und Frau Schuster lief aufmerksam über den Pausenhof. Ich stand alleine etwas abseits, konnte aber auch von Wolfgang und seiner Gang beobachtet werden.

Dann sah ich Rudi langsam auf mich zukommen. Er nahm die Hände aus den Hosentaschen und baute seinen massigen Körper vor mir auf. Birgit unterhielt sich mit zwei Mädels aus der Parallelklasse, sah aber immer wieder zu mir herüber.

“Wir müssen was klären!”.

“Wenn Du meinst.” entgegnete ich.

Instinktiv verlagerte ich mein Gewicht auf die Fußballen und Zehenspitzen.

“Du gehst mir auf den Sack, ich kann Dich nicht ausstehen und mir gefällt auch nicht wie Du meine Freundin ansiehst!”

“Und was willst Du jetzt machen?”

Während ich diese Worte sprach konnte ich seine Wut spüren, ich spürte wie er seine Fäuste ballte und sich sein ganzes Streben nur darauf konzentrierte mir mit der Faust auf die Nase zu schlagen. ch spürte wie er die Luft durch die Nase saugte, seine Muskeln sich spannten und er schließlich zuschlug.

Behende drehte ich mich zur Seite, seine Faust schoss an meinem Gesicht vorbei. Ich gab ihm einen Schubser auf die Schulter und getragen durch seine Energie und sein Körpergewicht geriet er aus dem Gleichgewicht und torkelte über den Schulhof wie ein Betrunkener,

… was ihm einige Lacher der Jüngeren einbrachte.

Wutverzerrt drehte er sich zu mir um, doch mit dem Pausengong stand auch schon Fr. Schuster mutig zwischen uns.

“Die Pause ist vorbei, -meine Herren, - und Rudi, ich seh Dich gleich im Lehrerzimmer!”

Die WolvesGang ging an uns vorbei und Wolfgang musterte mich mit einem anerkennenden Nicken.

5 (“The Darkest Hour“ - IQ)

Beim Abendessen saß ich allein mit meiner Mutter. Ralf war auf Sitzung im Jugendhaus.

“Warst Du heute bei Pa?”

“Ja, aber nur kurz.”

“Und?”

“Alles gleich, - sitzt im Rollstuhl vor dem Fenster und schaut raus. Ob er noch was wahrnimmt weiß niemand.”

Ich konnte sehen wie Ihre Augen wieder feucht wurden.

“Das einzige was ihn freut ist Kuchen. Er kennt niemanden mehr, weiß nichts mehr - außer Kuchen.”

“Das ist kein Leben”.

“Doch! Für ihn schon.”

Ich kann mich noch sehr gut an früher erinnern. Mein Vater war Polizist und übte seinen Beruf mit Stolz und Zuverlässigkeit aus.

Als wir noch klein waren nahm er Ralf und mich oft mit in den Illerwald und wir spielten Indianer.

Danach rauchten wir dann gemeinsam die Friedenspfeife. Er ließ uns dabei ganz kurz an seiner Zigarette ziehen.

Dies war natürlich gegenüber unserer Mutter unser Geheimnis.

Indianerehrenwort.

Ich werde aber nie vergessen wie er, - ich war gerade neun Jahre alt, vom Dienst nach Hause kam.

“Schaut mal was ich dabeihabe?” fragte er als er eine braune schwere Schachtel auf den Tisch stellte.

Neugierig stellten wir uns um den Esstisch als er den Deckel öffnete und ein blaues Samttuch zur Seite nahm.

Mitten in der Schachtel lag eine schwarze, große Automatikpistole.

Daneben ein Magazin und eine Steckschachtel mit silbernen Patronen.

“Wow, ein echter Revolver” sagte ich voller Euphorie.

“Darf ich den mal halten!?”

“Aber pass auf, -die ist schwer.“

Mein Vater nahm sie aus der Schachtel, gab sie mir in die Hände, legte seine um meine und führte sie nach oben wie beim Zielschiessen am Schiesstand.

Ich fühlte die Waffe in meinen Händen.

Schwer, bedrohlich, machtvoll.

“Ich musste sie in meinen ganzen Jahren im Dienst noch kein einziges mal benutzen.” sagte er stolz.

“Im Dienst nicht! Sie ist der Teufel!”, und er meinte damit die Waffe.

Barsch nahm er mir schnell die Waffe wieder aus der Hand und verstaute sie in der Schachtel.

“Gott sei Dank”, -hörte ich meine Mutter im Hintergrund flüstern.

Bevor er das Tuch wieder darüber ausbreitete sah ich dass eine der Patronen fehlte.

Dann nahm er die Schachtel vom Tisch und trug sie in die einzige Tabuzone, die wir in unserem Hause hatten.

Das Schlafzimmer unserer Eltern.

Dort verstaute er sie im Schrank zwischen seinen Unterhosen und Hemden.

Das war fast ein Jahr vor seiner Pensionierung.

Mein Vater redete auch nicht sehr viel.

Aber ich glaubte das resultierte aus einem Erlebnis das ihm widerfahren war, -er aber nicht darüber sprechen wollte.

Meine Mutter wusste es und es war wie eine unsichtbare Verbindung der Beiden.

Als er dann endlich in Rente kam wurde mein Vater aber relativ schnell krank.

Demenz.

Am Anfang unmerklich, schleichend, -dann immer schneller.

Er wurde zu einer Belastung für uns alle zu Hause und es gab für uns nur noch den Weg ihn ins Heim zu bringen.

Für meine Mutter war das sehr schlimm und sie schämt sich heute noch immer für diesen Schritt.. Aber für uns war es besser so.

6 (“The Revealing Science of God” - Yes)

Es waren die ersten heißen Tage und die Badesaison stand bevor.

In Senden und Umgebung hatten wir viele Baggerseen in denen heute nicht mehr gearbeitet wird, somit die idealen Badeseen.

Der Waldsee hatte sogar einen Steg der ins Wasser führte, eine große Liegewiese und oft war auch ein Imbisswagen vor Ort der Würstchen und Bier verkaufte.

Aber ich konnte nicht schwimmen, darum ging ich eher selten zum See.

“Hey Geralt, komm mal rüber.”

Es war wieder mal Pause und Wolfgang rief zu mir rüber.

In den letzten Tagen ging ich Rudi und Birgit aus dem Weg, obwohl mich Birgit mit Ihren Blicken immer wieder rausforderte.

“Was?”

“Wir treffen uns heute Nachmittag am Waldsee, -kannst auch kommen!”

“Mal sehen.”

Ich drehte mich um und ging in die Schule zurück. Hat mich Wolfgang gerade zu seiner Gang eingeladen?

Er hat nicht gefragt “kommst auch?”

Nein, er hat gesagt, “kannst auch kommen!”

Das war eine Einladung! Und, er kennt meinen Namen.

Nach dem Mittagessen holte ich mein Rad aus dem Keller und pumpte Luft in die Reifen.

“Wo gehst Du hin?”

Meine Mutter trat auf die Veranda und setzte sich in die Sonne.

“Treff mich mit ein paar Jungs.”

“Welchen Jungs, -du hast mir nie über welche gesprochen!?”

“Aus der Schule, der Zehnten.”

Ich wollte nicht mit meiner Mutter darüber reden.

“Ist es Wolfgang mit seinen Kumpels?”

Ich entgegnete nichts.

“Sie werden die WolvesGang genannt.”

“Ich weiß.”

“Bleib weg von Ihnen, das ist nicht der richtige Umgang für Dich!”

Ich hörte den Unterton in Ihrer Stimme.

Befehlend, aber auch angstvoll. Und als ich zu ihr aufblickte sah ich Sorgenfalten auf Ihrer Stirn.

Ich räumte die Fahrradpumpe weg, schob mein Fahrrad aus dem Garten und radelte los. Ich hatte ein Fahrrad mit Hochlenker und einen Rückspiegel dran montiert, indem ich mich jetzt selber sah.

“Woher kannte meine Mutter Wolfgang und sein Gefolge?” dachte ich bei mir während ich mich im Rückspiegel ansah.

Die Liegewiese war mit vielen bunten Teppichen übersät und auch im Wasser war schon sehr viel los, obwohl die Wassertemperatur noch nicht so warm sein konnte.

“Hier!”

Wolf-Dieter streckte seinen Arm mit einer Bierflasche in den blauen Himmel, damit ich sehen konnte wo sie waren.

Ich stellte mein Rad ab, zog mein T-Shirt aus und schlängelte mich an den Liegenden vorbei.

Wortlos setzte ich mich zu Ihnen.

Wolfram und Wolf-Dieter, beide leicht angetrunken, machten Flachwitze über die Mädels und pöbelten andere, jüngere Jungs an.

Wolfgang lag mit freiem Oberkörper auf die Ellbogen gestützt da und beobachtete wieder alles. Auch neben ihm stand eine halbvolle Flasche Bier.

Er strahlte irgendetwas animalisches, anziehendes aus.

Ich schaute mich um und entdeckte auch ein Stück weiter zum Wasser Birgit und Rudi. Sie lagen eng beieinander und unterhielten sich.

Als Wolfram wieder laut wurde und eine Prostparole über die Liegewiese brüllte, schauten sie auf. Birgit erkannte mich und winkte gleich zu mir rüber.

Ich winkte zurück.

“Sie mag Dich.”

“Hm?”

“Du gefällst ihr, ich kann es riechen!”

Wolfgang setzte sich auf und sah mich an.

“Du kannst es auch!”

“Was?”

“Ich weiß dass Du sie auch riechen kannst!?”

Er blickte mir direkt in die Augen.

“Komm mit mir und meinen Jungs.”

“Warum, und wohin?” fragte ich arglos.

“Ich will dich dabei haben. Du bist wie ich!”

“Was soll ich sein?” Ich blickte ihn fragend an.

“Du weißt es nur noch nicht! Aber es wird dein Schicksal sein, - und ich werde es bestimmen!”

“Hast Du zuviel Bier?“

Fragend schaute ich ihn an und bemerkte einen gelblichen Glanz in seinen Augen. Mit einem wissenden Lächeln wandte er seinen Blick von mir und trank den Rest der Flasche auf einmal aus.

“Kommst Du mit ins Wasser?”

Birgit schlenderte an uns vorbei und streifte mit ihrer Hand an meinem Oberarm entlang.

“Ich habs Dir doch gesagt, sie mag Dich!”, sagte Wolfgang der aufstand um sich ein frisches Bier zu holen und mit seinem Oberkörper jede Menge Blicke, nicht nur von den Mädels einfing.

“Komme.”

murmelte ich und zog meine Jeans aus. Schnell ging ich hinter Birgit her und genoss den Anblick Ihres wundervoll geformten Hinterns.

“Wow”, dachte ich bei mir.

Am Steg angekommen lief Rudi im Laufschritt an uns vorbei und hechtete mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser.

Birgit stieg die Leiter hinab. An Ihrem Bikinioberteil konnte ich erkennen dass das Wasser wirklich noch sehr frisch war.

Ich stand am Fuße der Leiter und hielt mich krampfhaft fest. Ich konnte ja nicht schwimmen und hatte Angst vor Wasser, wollte mir vor Ihr aber diese Blöße nicht geben. Jetzt stand ich auf der untersten Sprosse und hoffte dass das Wasser nicht zu tief war und ich noch stehen konnte. Doch das war es nicht.

Birgit war schon zwei-drei Meter draußen und sah zu mir.

“Was ist, -Angst vorm Wasser?”

Jaaaa,

-und in dem Moment als ich den Fuß von der Sprosse nahm, -spürte ich dass um und auch unter mir nur Wasser war.

Doch für Panik war in diesem Moment keine Zeit, denn zwei starke Hände auf meinen Schultern drückten mich urplötzlich unter Wasser.

Rudi.

Ich war völlig überrumpelt und hatte nicht mal den Mund geschlossen.

Jetzt war Zeit für Panik. Große Panik. Wasser überall. Die Hände hielten mich unten und ich schluckte Wasser.

Verzweifelt trat und schlug ich um mich. Gefühlte Minuten war ich unter der Oberfläche. Ich schlug nach allem. Und anscheinend traf ich.

Der Druck der Hände lies von mir ab und ich konnte meinen Kopf aus dem Wasser heben.

Röchelnd, grunzend, hustend und nach Luft schnappend sah ich die Leiter vor mir und griff danach. Alle Sehnen meines Körpers waren gespannt und die Muskeln traten hervor. Adrenalin breitete sich in meinem Körper aus. Ich zog mich auf den Steg, krümmte mich, hustete das Wasser aus und erbrach mich.

“Rudi, du Riesenarsch!!!” hörte ich noch Birgit schreien.

Ich stand auf und rannte noch immer hustend zurück. Wie in Trance zog ich mir hastig meine Jeans und Schuhe an.

“Das mit dem Schwimmen üben wir aber noch!” Wolfgang sah mich an.

“Lass mich!”. Ich lief zu meinem Rad und strampelte los als wollte ich im Sprint die Tour de France gewinnen.

Nach zwei bis drei Minuten erst konnte ich das Tempo verlangsamen und fing an wieder normal zu atmen. In mir pulsierte das Blut, ich spürte ein seltsames Verlangen und als ich in den Rückspiegel blickte, sah ich auch gelblichen Glanz in meinen Augen.

“Wie bei Wolfgang” schoss es mir durch den Kopf.

Zuhause angekommen warf ich mein Rad in den Keller und hastete die Treppen hoch.

Meine Mutter stand in der Küchentüre.

“Geralt, was ist passiert?” Sie sah meine nassen Haare die mir wild ins Gesicht hingen.

“War schwimmen.” entgegnete ich kurz.

“Schwimmen!? Du kannst gar nicht schwimmen, du gehst ja nicht mal in die Badewanne. Also was war?”

Ich ließ sie stehen und spürte Ihren sorgenvollen Blick der mir folgte als ich die Treppen hoch eilte.

Diesmal legte ich die erste Seite von “Tales of Topographic Oceans” von Yes auf den Plattenspieler und drehte den Lautstärkeregler merklich höher.

Was war passiert, was passierte mit mir? Warum hatte Wolfgang plötzlich Interesse an mir mit seiner Gang und sprach von Schicksal?

In meinem Kopf drehte sich alles.

Gelbe Augen?

Birgit, -Rudi?

Angst?;

- ja, ich hatte Angst auf der Leiter. Aber nicht vor dem Wasser, sondern ich wusste schon vorher dass etwas passieren würde.

Ich hatte Angst vor mir selber.

Ich lag auf dem Bett, starrte an die Decke. Die Musik beruhigte mich.

Ich musste an Birgit denken, ihre tolle Figur im Bikini. Meine Hand glitt dabei in meine Hose.

Ich weiß nicht wie lange ich so dalag.

“Feuchte Träume?”

-erschrocken zog ich meine Hand zurück. Ralf stand im Zimmer mit irgendwelchen Papieren in der Hand.

“Schon gut, haben wir Alle.” sagte er beiläufig zu mir.

“Klasse Musik. Die kommen im Herbst auf Europatournee. Vielleicht kriegen wir von Ma etwas Geld, dann können wir hingehen?”

“Hhm.”

-diese kurze Form der Bestätigung oder Anteilnahme war für mich unmerklich gang und gebe geworden.

Sollte ich mit ihm reden, ihm alles erzählen?

Ich weiß es nicht.

7 (“We are the Champions” - Queen)

Donnerstags war Nachmittags Sportunterricht.

Wir konnten uns in verschiedene Disziplinen für das Sportabzeichen eintragen. Die Mädels saßen dann meist auf der Tribüne und feuerten uns an.

Heute war der 5000m Lauf angesagt. Eigentlich meine Paradedisziplin. Mit mir standen nur noch vier weitere auf der Liste. Wolfram, Wolf-Dieter, Wolfgang und natürlich Rudi.

Hätt ich mir denken können?

Doch an der Startlinie standen wir dann nur zu viert.

Rudi saß mit Birgit auf der Tribüne. Er war Sport befreit. Hatte sich wohl beim Baden erkältet.

Startschuss.

Die “WolvesGang” legte ein gutes Tempo vor. Ganz voran Wolfgang, der uns allen aufzeigte wer der Herr im Stadionrund war.

Ich hatte heute keine Lust und fühlte mich auch nicht gut. Ich versuchte meinen Rhythmus für die nächsten 12 ½ Runden zu finden und mir war heute ziemlich egal wer gewinnt.

Während der knapp 25 Minuten hatte ich genügend Zeit meine Gedanken zu sortieren.

Wolfgang legte einen tollen Spurt auf die Bahn, gewann überlegen und ich kam eine halbe Runde nach seinem Gefolge ins Ziel und durfte mir nun Ihren Spott anhören.

Ich sah auf die Tribüne und sofort fiel Rudi mit Worten über mich her.

“He, Schwammerl, wohl noch zuviel Wasser im Bauch?”

Ich wollte mich nicht provozieren lassen. Doch auf seinen nächsten Satz blieb ich ihm die Antwort nicht schuldig.

“Warum ist der Bubi denn Letzter geworden?”

“Weil ich`s kann!!!”

Damit ließ ich sie sitzen und ging zur Umkleide.

8 (“Seven Days of the Wolves“ - Nightwish)

Der Sommer war noch nicht stabil und heute regnete es. Somit vertrieb man sich die Zeit in den Pausen und über Mittag in der Aula.

Wir hatten nachmittags noch zwei Stunden Englisch.

Seit ich heute im Klassenzimmer ankam erfasste mich eine innere Unruhe.

Es lag etwas in der Luft.

Ich konnte es riechen, es war nicht der Regen und ich konnte es noch nicht zuordnen.

Mein Blut floss schneller durch die Venen und alle meine Sinne waren geschärft.

Ja, Wolfgang hatte recht. Ich konnte sehr vieles riechen.

In der Mitte des Schulgebäudes befand sich die Aula und die Klassenräume oberhalb über zwei Etagen ringsherum.

Wie ein modernes Gefängnis.

In der Aula selbst waren Tische zu Reihen aufgestellt. Auch hier gab es die Sitzhierarchie.

Mittagspause.

Die jüngeren Schüler saßen an den Tischen und machten schon eifrig ihre Hausaufgaben.

Wolfgang und die Jungs spielten Karten. “Zwicken”; - damit knöpft man den Mitspielern das Taschengeld ab.

Ich saß vorne am Tisch und lernte noch Vokabeln, ich hatte wahrscheinlich wieder die Ehre dass ich zum Abfragen dran kam.

Doch so sehr ich mich auch konzentrierte schweiften meine Gedanken immer wieder ab, oder wurden durch Geräusche und Gerüche abgelenkt.

“Ist hier noch frei?”