Die Wilden Küken 5. Auf Schatzsuche - Thomas Schmid - E-Book

Die Wilden Küken 5. Auf Schatzsuche E-Book

Thomas Schmid

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Beschreibung

Das gibt's doch gar nicht: Bandenflaute bei den "Wilden Küken"! Alle halten verliebt Händchen, beim Schulwettbewerb "Young Culture Contest" wollen Küken und Olme sogar gemeinsame Sache machen. Eigentlich unvorstellbar! Doch dann taucht eine mysteriöse Schatzkarte auf und die Küken sind Feuer und Flamme, im Keltenwald nach alten Fundstücken zu graben. Alles, wie immer streng geheim und natürlich ohne die Olme! Endlich geht es mit dem fünften Band der Bandenabenteuer für Mädchen weiter!

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Mit dem Pinsel in der Hand trat Lilli einen Schritt zurück und schloss die Augen. Sie roch die frische Farbe und hörte das Tuscheln ihrer Mitschüler. Im Unterricht war es selten so leise, aber hier im neuen Projektraum des Kulturzentrums arbeiteten alle ruhig und konzentriert. Lilli öffnete die Augen wieder und betrachtete die vier halb fertigen Wandgemälde. Lillis Gruppe gestaltete die Erdzeitalter, die anderen drei Gruppen malten Bilder zu den Themen Unser Sonnensystem, Berufe im Wandel der Zeit und Zukunftsvisionen.

Lilli tunkte den Pinsel ein und vollendete ihren Quastenflosser. Sie wusste nicht, welche Augenfarbe diese Urzeitfische hatten, also entschied sie sich einfach für Dunkelgrün.

Zufrieden mit ihrem Werk malte Lilli in gleichmäßigen Spiralen das schneckenhausförmige Gehäuse eines Ammoniten neben ihren grünäugigen Quastenflosser. Jahrmillionen lang hatten diese Tiere in den Urmeeren gelebt. Quastenflosser gab es noch immer, aber die armen Ammoniten waren schon längst ausgestorben. Lilli schaute auf die Uhr. In einer halben Stunde mussten sie schon wieder zurück in der Schule sein.

Über Lilli hockten Denise und Mareike auf einem Gerüst. Ihr Bild stellte die ersten Menschen dar. Neandertaler auf Mammutjagd. Rechts von Lilli pinselten Ole und Mitch Dinosaurier an die Wand. Lilli lächelte Ole an. Er fletschte die Zähne, machte Krallenhände und knurrte gefährlich. Er und Mitch hatten schon eine ganze Horde blutrünstiger Fleischfresser mitten in den Jurastreifen gemalt.

Links von Lilli schrieben Enya und Very die Namen der Erdzeitalter neben ihre schon fertige Skala der Jahrmillionen. Very zeichnete die Umrisse der Buchstaben mit Bleistift vor, die Enya dann mit schwarzem Lack ausmalte.

Neben Lilli knieten Bob und Little vor der Wand und verzierten das Karbonzeitalter mit einem ganzen Urwald aus Farnen, Schachtelhalmen und Schuppenbäumen. Immer wenn Bob dabei Littles Hand berührte, hüstelte er. Es war nicht das Räuspern, das Little von sich gab, bevor er in Mathe frei aus dem Kopf eine komplizierte Formel aufsagte oder ein Fremdwort erklärte, das noch nicht mal die Lehrer kannten. Er atmete nur etwas geräuschvoller aus, so, als wäre er sehr erstaunt über ein unerwartetes Rechenergebnis.

»Mehr Blau!«, kommandierte Mareike oben auf dem Gerüst. Denise goss mehr Abtönfarbe in den Eimer, in dem Mareike das Hellblau für den Himmel über den Urmenschen anrührte.

Lilli wusch ihren Pinsel aus und betrachtete die im Wasserbecher wogenden Farbwolken. Sie war jetzt nicht mehr Lilli Holler, die an einem Klassenprojekt mitarbeitete, sondern eine Zeitreisende aus dem fünften Jahrtausend. Lilli Timeless stürzte durch das Uhrwerk der Welt immer tiefer hinab. Plötzlich umgaben sie die tiefblauen Wasser eines zeitfernen Ozeans. Lilli Timeless stülpte sich die Atemmaske über und erst jetzt konnte sie die Schatten um sich herum unterscheiden. Es waren riesige Kraken, die mit großen kalten Augen an ihr vorbeischwammen, links überholte ein Quastenflosser und rechts schwebte ein Schwarm Nautilusse vorbei. Lilli Timeless schwamm immer tiefer hinab in die Unendlichkeit des Ozeans. Plötzlich ertönte hinter ihr ein Schrei. »Liiiiillliiiiiii!« Wie in Zeitlupe flog Ole auf sie zu und riss sie zu Boden. Sein Kopf schwebte über ihrem Gesicht und aus seinen Haaren tropfte himmelblaue Farbe.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Lilli verstand, was passiert war. Mareikes Farbeimer war vom Gerüst gekippt, und wenn Ole sie nicht rechtzeitig weggeschubst und sich schützend über sie geworfen hätte, hätte der Eimer Lilli direkt am Kopf getroffen.

Lilli blickte an Oles hellblauen Haarsträhnen vorbei hoch zum Gerüst, von wo Mareike halb erschrocken, halb schadenfroh heruntergrinste. Neben ihr hielt sich Denise lachend die Hand vor den Mund.

»Lilli, bist du okay?«, fragte Ole besorgt.

»Mein Held!« Lilli blinzelte in Oles tiefblaue Augen.

»Ihr Held«, seufzte Bob. »Ist das nicht voll romantisch?« Bob schob ihre Hand in die von Little.

Little hüstelte leise. »Eine Person mit Eigenschaften, die sie zu besonderen Leistungen befähigt. Zu sogenannten Heldentaten.« Er hielt Bobs Hand fest. »Bei einem Helden kann es sich um reale oder fiktive Personen handeln. Oder um meinen Bruder.«

Erst jetzt bemerkte Lilli, dass inzwischen die ganze Klasse um sie herumstand. Schnell rappelte sie sich wieder auf.

Mitch legte seinen Arm um Verys Schultern und machte ein Gesicht, als wäre er einer der Kämpfer aus seinen Actionfilmen. »Die größten Helden sind immer die Bodyguards.«

Enya zeigte Mareike einen Vogel. »Kannst du nicht aufpassen?! Wenn der Eimer Lilli am Kopf getroffen hätte …?!«

Noch bevor Mareike etwas zu ihrer Verteidigung vorbringen konnte, ertönte vom Gang her die Stimme von Frau Schley. »Was ist denn hier schon wieder los?«

Lilli wischte sich hellblaue Farbe aus ihren rotbraunen Locken, Ole stand neben ihr und tropfte.

Frau Schley war die Mathe- und Erdkundelehrerin der Klasse und gleich hinter ihr erschien jetzt auch Luisa in der Tür. Beide Lehrerinnen waren soeben von einer Besprechung mit der Leiterin des Kulturzentrums zurückgekommen und schlugen angesichts der verschütteten Farbe die Hände über dem Kopf zusammen.

»Kann man euch denn keine Sekunde alleine lassen?« Luisa holte Putzzeug aus dem schmalen Wandschrank. Einen Moment lang kam es Lilli so vor, als müsste Luisa ein Lachen unterdrücken.

Luisa war nicht nur die Frau von Lillis Vater, sondern auch Bobs Tante. Deshalb nannten Lilli und Bob ihre Englischlehrerin beim Vornamen, während die anderen Schüler Luisa mit Frau Holler anredeten. Manche sagten fälschlicherweise auch noch Frau Wilhelms, wie Luisa bis zu ihrer Heirat mit Lillis Vater geheißen hatte.

Frau Schley holte so tief Luft, dass sich ihre sowieso schon enge Bluse noch enger um ihre mächtige Brust spannte. Unwillkürlich ließ Bob Littles Hand los, und Mitch nahm flugs seinen Arm von Verys Schultern und tat, als würde er sich nur völlig unschuldig am Hinterkopf kratzen. Gleich würde eine von Frau Schleys Strafpredigten folgen. Das schwarze Notizbuch der Lehrerin war berüchtigt. Wer einmal in diesem schwarzen Büchlein stand, musste jederzeit mit einem fiesen Strafdienst in der Schule rechnen. Vor einer Woche hatten Melvin und Adrian sämtliche Schülerklos im ersten Stock putzen müssen.

»Es sind immer die Gleichen.« Frau Schley machte ein paar Schritte vor und wich dabei überraschend leichtfüßig den über den Fußboden verteilten Farbklecksen aus. »Natürlich wieder die Grottenolme …« Ihr Blick fixierte erst Ole, streifte dann über Little hinweg zu Mitch, wanderte dann von Enya über Very weiter zu Bob und ruhte schließlich auf Lilli, die versuchte, nachdem sie schon blau gepunktet war, wenigstens nicht auch noch rot zu werden.

»Und natürlich wieder die Wilden Küken!« Frau Schley zog mit einem leisen Ächzen ihr schwarzes Büchlein aus der Gesäßtasche ihrer knappen Jeans und wedelte damit drohend vor Lillis Augen herum. »Wenn es noch ein einziges Mal Ärger wegen eurer kindischen Bandenkriege gibt«, fuhr Frau Schley fort, »dann bekommt ihr alle einen Verweis! Egal, ob Grottenolme oder Wilde Küken und egal, wer angefangen hat.« Frau Schley klappte ihr Notizbuch auf.

Lilli, Bob, Very und Enya waren eine Bande. Die Wilden Kükeneben. Und Ole, sein Zwillingsbruder Little und sein bester Freund Mitch nannten sich die Grottenolme. Lilli war das Oberküken der Mädchen, Ole der Boss der Jungs. So weit hatte Frau Schley die Situation ganz richtig erfasst. Nur mit den Bandenkriegen lag sie falsch. Dass Olme und Küken sich gegenseitig bekämpften, war längst Geschichte. Seit Lilli und Ole sich auf dem Hochsitz der Grottenolme geküsst hatten, spielten sie sich nämlich keine Streiche mehr, sondern es herrschte Friede zwischen der Jungs- und der Mädchenbande.

Erst waren Lilli und Ole ein Paar geworden, wenig später gingen Mitch und Very miteinander und seit letzter Woche waren auch Bob und Little zusammen. Nur Enya war solo.

Frau Schley klopfte mit dem Stift auf ihrem Notizblock herum. »Es sei denn, einer von euch übernimmt freiwillig die Verantwortung für die Sauerei hier!«

Jetzt mischte sich Luisa ein. »Aber Mia!« Sie lächelte ihre Kollegin an. »Wir wollen unsere Schüler doch nicht zum Petzen erziehen!«

Luisa zeigte auf Lilli und Ole. »Ihr zwei verschwindet jetzt mal auf die Toilette und wascht euch! Zum Glück ist es wasserlösliche Biofarbe.« Sie klatschte in die Hände. »Und alle anderen helfen hier beim Saubermachen!«

Lilli steuerte auf die Tür der Damentoilette zu und Ole folgte ihr. Drinnen drehte er den Wasserhahn auf und hielt gleich den ganzen Kopf darunter. Lilli stellte sich an das Waschbecken daneben und wusch einzelne Strähnen. Die Farbe ließ sich leicht entfernen und sie hatte wirklich kaum was abbekommen. Prustend schüttelte Ole seine Haare. Hellblaue Bäche liefen über das weiße Porzellan des Waschbeckens und verschwanden im Abfluss.

Lilli tupfte mit einem Papiertuch ihre nassen Strähnen trocken, da gab Ole ihr schnell einen Kuss auf die Wange. In den vertrauten Duft seiner Haut nach Kakao mischte sich noch immer der Geruch von Farbe.

Einen Augenblick lang standen sie schweigend nebeneinander. Im Spiegel sahen sie aus wie auf einem alten Gemälde. Zwei fremde Gesichter.

»Was siehst du?«, fragte Lilli leise.

Oles Spiegelbild lächelte. »Uns.«

Beim Verlassen der Toilette stießen sie fast mit einem jungen Mann zusammen.

»Was macht ihr zwei denn in der Damentoilette?!« Der junge Mann trug eine Kamera auf der Schulter und hatte einen Gürtel mit Akkus umgeschnallt.

»Rumknutschen!« Ole grinste frech.

»Quatsch!« Lilli boxte Ole gegen den Oberarm.

Auf dem Treppenabsatz tauchte jetzt eine Frau mit Mikrofon in der Hand auf. »Wir sind vom Lokalfernsehen, wo geht es denn hier zu diesem Projektraum für Schulklassen?«

Lilli und Ole zeigten dem Fernsehteam den Weg. Zuerst gab Frau Schley ein Interview, in dem sie erklärte, wie wichtig Kreativität und freies Gestalten seien. »Die Kids brauchen Freiräume.«

Lilli glaubte, sich verhört zu haben. Hatte Frau Schley wirklich Kids gesagt und Freiräume?

»Und diese kreativen Freiräume«, fuhr Frau Schley fort, »wollen wir durch solche Projektarbeiten ermöglichen.« Der Kameramann schwenkte von Frau Schley über die Schüler und filmte dann die Wand mit den Erdzeitaltern. Bob, die gerade einen neuen Schachtelhalm skizzierte, duckte sich, um nicht im Bild zu sein. Da hielt ihr die Reporterin auch schon das Mikrofon hin. »Kannst du mal erzählen, was ihr hier gemalt habt?«

Bob zeigte mit dem Pinsel auf die Skala. »Wir wollen darstellen, wie das Leben sich in Millionen von Jahren entwickelt hat, also hier sehen Sie verschiedene …«

»Genau!« Mareike nahm ihren Malkittel ab und drückte ihn Denise in die Hand. »Ganz unten fängt es mit dem Kambrium an und ganz oben haben wir die ersten Menschen.« Lächelnd strich Mareike sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Menschen und Mammuts. Also, ich finde Mammuts total süß.« Sie streckte sich und zeigte auf die Mammuts, die sie gemalt hatte.

»Dann macht ihr beide sicher auch beim Young Culture Contest mit?« Die Reporterin hielt Denise das Mikrofon unter die Nase.

»Bei was?« Denise lächelte unsicher.

»Darüber haben wir in der Klasse noch nicht gesprochen«, erklärte Frau Schley. »Aber ich bin sicher, es werden sich viele unserer Schüler an dem Wettbewerb beteiligen.« Frau Schley holte einen Stapel Flyer aus ihrer Mappe und verteilte sie. »Begleitend zu unserer Projektwoche, hat das Kulturzentrum diesen Preis ausgeschrieben. Hier, darauf findet ihr alle nötigen Informationen.«

»Können Sie für unsere Zuschauer kurz erklären, worum es geht?«, fragte die Reporterin.

Frau Schley zupfte ihre Bluse zurecht. »Unsere Schüler sollen sich in Interessengruppen zusammenfinden. Das Thema soll auf unsere Region Bezug nehmen, aber was genau jede Gruppe macht, können die Schüler selbst entscheiden. Alle Arbeiten des Young Culture Contest werden als Ausstellung hier im Kulturzentrum präsentiert.«

Der Kameramann schwenkte auf die Reporterin, die jetzt selbst in ihr Mikrofon redete. »Unser Sender unterstützt die ganze Aktion und natürlich berichten wir auch von der feierlichen Preisverleihung!«

Die Fernsehleute filmten noch, wie alle neugierig die Köpfe über den Flyern zusammensteckten, und verabschiedeten sich dann. Frau Schley schloss ächzend das offen stehende Fenster des Projektraums. »Und jetzt Abmarsch, sonst kommen wir noch zu spät zum Sportunterricht!«

Den ganzen Rückweg durch den Stadtpark diskutierten die Wilden Küken und die Grottenolme über den Young Culture Contest. »Hier steht: man darf auch im Team arbeiten.« Lilli wedelte mit dem Flyer durch die Luft. »Und die Sieger gewinnen eine Woche im Jugendfreizeit-Camp.«

»Beeilt euch!«, drängte Luisa und holte auf zu Frau Schley, die mit dem Rest der Klasse vorausging.

Kaum außer Sichtweite der Lehrerinnen, nahm Ole Lillis Hand. »Also machen wir alle gemeinsam was! Olme und Küken, beide Banden zusammen!«

»Das Thema muss etwas mit unserer Region zu tun haben«, überlegte Lilli, »ansonsten können wir machen, was wir wollen.«

»Also zu unserer Region fällt mir jetzt gar nix ein.« Very fuhr sich durch die blonden Haare.

»Pass auf, Süße!« Mitch nahm Verys Hand. »Wir drehen einen Film. Außerirdische Zombies landen bei uns in der Schule und massakrieren alle Mädchen, bis sich eine Bande von drei Jungs bewaffnet und die Zombies …« Mitch hob einen Ast auf und benutzte ihn als Maschinengewehr. Aber als Very sich an die Stirn tippte, ließ er den Ast fallen und griff wieder nach ihrer Hand.

Little räusperte sich. »Selbst bei einem Maßstab von eins zu zehntausend wäre der Stadtpark an der schmalsten Stelle immer noch sechzehn Zentimeter breit.«

Alle blickten Little an, als wäre er ein außerirdischer Zombie. Nur Bob nicht. »Du meinst, wir könnten ein Stadtmodell machen?« Sie nahm Littles Hand. »Das ist doch eine gute Idee, was meinst du, Enya?«

»Ich lauf schon mal vor zu den anderen«, sagte Enya, anstatt zu antworten, und rannte auch gleich los.

In der Aula verabschiedeten sich Lilli, Bob und Very von Ole, Little und Mitch und liefen die Treppe hinunter Richtung Turnhalle. Enya wartete bereits fertig umgezogen vor dem Umkleideraum für Mädchen. »Was haltet ihr davon, wenn wir für den Young Culture Contest Biologen spielen?«

Bob wischte sich den Schweiß von der Nase. »Wie, Biologen?«

»Wir könnten doch den Weiher und die Weiherwiese untersuchen. Alle Lebewesen, die es da gibt. Und wir könnten so eine Art Labor auf der Mystery einrichten.«

Die Mystery war ein kleines altes Schiff und das Bandenquartier der Wilden Küken. Die Weiherwiese und der Weiher, auf dem die Mystery fest vertäut am Steg lag, gehörten Verys Opa.

»Wir könnten uns eine Unterwasserkamera bauen und Fotos machen!« Enya folgte ihren Freundinnen in den Umkleideraum. »Und wir könnten ein Forschungstagebuch führen, im Grunde wie unser Bandenbuch, nur eben über Kaulquappen und Gelbrandkäfer.«

Während Lilli, Bob und Very sich für den Sportunterricht umzogen, redete Enya ohne Punkt und Komma auf sie ein. »Auf der Weiherwiese gibt es garantiert Millionen von Insekten …«

Lilli hängte ihren Hühnerfederanhänger an den Garderobenhaken und schlüpfte in ihre Turnschuhe.

Alle vier Wilden Küken trugen so ein Lederband mit Hühnerfeder daran als Bandenzeichen um den Hals.

»Ich hab sogar schon mal eine Ringelnatter auf der Weiherwiese gesehen!« Enya ließ nicht locker. »Mein Bruder hat ein Mikroskop, damit könnten wir die Algen im Weiher bestimmen, und vielleicht entdecken wir sogar eine neue Art und erforschen ganz genau, wie …«

»Ich glaub nicht, dass die Jungs auf die Idee abfahren«, unterbrach Very Enyas Redefluss. Auch sie nahm ihr Bandenzeichen ab und hängte es zu ihrem Sweatshirt.

»Biotop Weiherwiese!«, verkündete Enya, als sähe sie die Schlagzeile schon vor sich. Ihre Wangen glühten und ihre Augen funkelten. »Wir machen das sowieso ohne die Jungs. Nur wir, als Bande. Wir, die Wilden Küken! Sollen die Grottenolme ihr Stadtmodell bauen oder einen Zombiefilm drehen. Wir ziehen unser Ding durch und gewinnen den Contest …!«

Wie, um gleich weiterzureden, holte Enya Luft, wartete dann aber nur mit angehaltenem Atem auf eine Antwort ihrer Freundinnen.

Bob biss sich auf die Lippen, Very zupfte an ihrem neuen Sportshirt herum, und auch Lilli wich Enyas Blick aus.

Die meisten Mädchen der Klasse waren schon in die Turnhalle gelaufen. Denise band gerade ihre langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und flüsterte aufgeregt mit Mareike, die neben ihr auf der Umkleidebank saß und als Einzige noch nicht umgezogen war.

»Lilli«, hakte Enya nach. »Was meinst du denn, als Oberküken?«

Lilli war hin- und hergerissen. Einerseits fand sie die Vorstellung, wieder einmal etwas ohne die Jungs zu unternehmen, ganz reizvoll, hatte aber zugleich ein schlechtes Gewissen Ole gegenüber. »Wir können die Grottenolme ja mal fragen.«

Mit dem Gong zum Stundenwechsel betrat Frau Schley den Umkleideraum und blies in ihre Trillerpfeife. »Warmlaufen zum Zirkeltraining! Los, Mädels! Worauf wartet ihr noch?« Sie deutete mit der Trillerpfeife auf Mareike. »Wieso bist du noch nicht umgezogen?«

Mareike schwieg mit trotzigem Gesichtsausdruck.

»Jetzt sag bloß nicht, du hast schon wieder dein Turnzeug vergessen?« Noch während Frau Schley ihr Notizbuch aus der Tasche zog, entdeckte Lilli den rosafarbenen Turnbeutel. »Da steckt er doch!« Der Turnbeutel klemmte hinter dem Heizkörper. Wahrscheinlich hatte ihn jemand dort versteckt, um Mareike eins auszuwischen. Es gab genug Mitschüler, die noch eine Rechnung mit ihr offen hatten. Lilli reichte Mareike den Turnbeutel. »Also, wir Wilden Küken haben damit nix zu tun.«

Frau Schley scheuchte alle hinaus in die Turnhalle.

»Du bist so was von bescheuert!« Denise pflanzte sich wutschnaubend vor Lilli auf.

»Jetzt reg dich ab.« Very berührte sie beruhigend an der Schulter »Wir waren das echt nicht mit Mareikes doofem Turnbeutel!«

»Ihr seid so eine blöde Bande!« Denise versetzte ihr einen kräftigen Schubs, sodass Very rücklings auf eine Turnmatte fiel. Lilli und Enya wollten sich schon auf Denise stürzen, da schrillte ein Pfiff durch die Turnhalle. Frau Schley kam herein, gefolgt von Mareike, die sich nun auch umgezogen hatte.

Frau Schley hob die Hand und dirigierte den Rundlauf der Mädchen. Aber dann geschah etwas Ungewöhnliches. Trotz des gefürchteten Notizbuchs von Frau Schley geriet der Rundlauf ins Stocken. Lisa kicherte als Erste. Dann hielt sich Vanessa eine Hand vor den Mund und zeigte mit der anderen auf Mareike. Und schon prustete auch Bernadette los und kurz nacheinander fielen auch Annegret und Manuela in das Gelächter mit ein. Und merkwürdigerweise grinste auch Frau Schley, die doch sonst so auf Disziplin achtete. Erst verstand Lilli nicht, was alle so belustigte, aber als Mareike ihr in ihrem ärmellosen Turnanzug den Rücken zukehrte, wusste sie es. Auf Mareikes Schulter prangte ein Tattoo. Und zwar nicht irgendein Tattoo, wie manche an der Schule eins hatten – auf Mareikes Schulter räkelte sich eine vollbusige Nackte um einen Anker.

»Ich hab mir das nicht freiwillig machen lassen!«, rief Mareike gereizt. »Der Tätowierer auf dem Festival hat da was verwechselt. Ich wollte die Nixe mit der Nummer 34, aber gekriegt hab ich die Nummer 43 hier.« Ohne sich um Frau Schley zu kümmern, durchquerte Mareike die Turnhalle. »Besten Dank auch!«, zischte sie Lilli ins Gesicht und verschwand im Umkleideraum.

»Zum Glück ist es nur ein Henna-Tattoo«, murmelte Denise zu Bernadette. »Ich hätte mir auch fast eins machen lassen!«

Frau Schley schüttelte den Kopf über ihre Schülerinnen. »Auch ein Henna-Tattoo hält ein paar Wochen lang und außerdem kann man Allergien davon bekommen!« Sie blickte streng in die Runde. »Also, kommt bloß nicht auf dumme Gedanken.«

Mit übergezogener Bluse und trotzigem Gesicht kam Mareike wieder in die Turnhalle und stellte sich widerwillig zurück in die Reihe. Frau Schleys Pfeife trillerte und alle Turnerinnen setzten sich wieder in Bewegung. Niemand sagte etwas, aber alle dachten an den Anker. Und auch Lilli trabte mit schadenfrohem Schmunzeln im Kreis.

Nach dem Sportunterricht trafen sich die Wilden Küken und die Grottenolme auf dem Schulhof. Gleichzeitig gaben sich Lilli und Ole, Very und Mitch und Bob und Little ein Küsschen.

»Tschüs!« Enya hob die Hand zu einem Abschiedsgruß. »Ich hab meiner Mutter gesagt, dass ich heute zum Essen heimkomme.«

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