Die Wilden Küken 9. Im Bernsteinfieber - Thomas Schmid - E-Book

Die Wilden Küken 9. Im Bernsteinfieber E-Book

Thomas Schmid

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Beschreibung

Keine alleine, alle oder keine!, so lautet das Bandenmotto der Wilden Küken. Kein Wunder, dass alle Mädels dabei sind, als Nadja Lilli auf die Bernsteininsel einlädt. Sogar die Jungs von den Grottenolmen kommen mit. Doch Very hat ganz andere Dinge im Kopf: Sie denkt nur noch an diesen YouTube-Sänger, auf den sie seit Neuestem steht. Und plötzlich taucht genau der auf! Mitch ist natürlich gar nicht begeistert. Für alle coolen Mädels: Band 9 der beliebten Serie.

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Aus der Kirche drang leise Orgelmusik, der Kies unter den Rädern des Kinderwagens knirschte und Lillis kleine Schwester quengelte. Lilli klappte das Verdeck zurück und steckte ihr den Schnuller in den Mund. Hoch über ihnen schlug die Turmuhr Viertel vor elf. Auf Zehenspitzen schaute Lilli über die Mauer des Kirchhofs zurück zum Parkplatz, wo ihre Eltern noch immer am Auto standen. Lillis Vater reichte Luisa das Stammbuch der Familie aus dem Handschuhfach und holte das Blumengesteck aus dem Kofferraum. Luisa hielt in der einen Hand die Taufkerze und mit der anderen zupfte sie an Stefans Anzug herum.

Lilli ließ ihren Blick über die parkenden Autos wandern, konnte aber nirgends ein Motorrad entdecken.

Als bekäme er keine Luft mehr, lockerte Stefan seine Krawatte. »Schläft unser Schnuckelchen endlich?«, rief er.

Lilli musste nicht antworten, denn das Schnuckelchen hatte soeben den Schnuller aus dem Kinderwagen gespuckt, nun bäumte es sich auf und quäkte wild drauflos.

Luisa und Stefan beschleunigten ihre Schritte.

»Hunger kann sie jedenfalls nicht mehr haben.« Luisa schlug die Babydecke beiseite. »Ich hab dich doch im Auto eben erst gestillt, mein Engelchen.«

»Hoffentlich schreit sie nicht die ganze Feier über!« Lillis Vater bückte sich nach dem Schnuller.

Luisa hob ihre auf den Tag genau drei Monate alte Tochter aus dem Kinderwagen, legte sie sich über die Schulter, strich das weiße Taufkleidchen glatt und klopfte ihr auf den Rücken. »Hörst du die Orgel? Hm, hörst du das, meine Kleine, wie schön die Frau Homolka spielt? Extra für dich!«

Das Baby rülpste und verstummte, als wäre es selbst erstaunt über die befreiende Wirkung.

Mit triumphierendem Lächeln legte Luisa die Kleine, die jetzt friedlich an ihrer Unterlippe saugte, zurück in den Kinderwagen und schob ihn hinter Lilli und Stefan her in die kühle Kirche.

Das Sonnenlicht schien durch die bunten Fenster und verteilte Farbtupfer auf die bereits versammelten Gäste. Viele Köpfe drehten sich nach den Hollers um und lächelten. Lilli blieb beim Kinderwagen stehen, während ihre Eltern alle Verwandten, Freunde und Bekannten mit Handschlag begrüßten. Bobs Vater Jens umarmte erst seine Schwester Luisa und dann Stefan. Genauso machte es auch Bobs Mutter Anna. Nonna Paola saß zwischen ihren Enkeln Giulia und Siegi gleich in der ersten Reihe. In einer der hinteren Kirchenbänke tuschelten Verys Eltern mit Henriette Roland, der Mutter von Ole und Little. Herr und Frau Röhrich, Lillis Nachbarn, hatten etwas abseits im Seitenschiff Platz genommen. In einer anderen Bank saßen die Lehrerkollegen von Luisa. Frau Schley war da, Herr Buse und etliche Referendare. Frau Homolka stellte ihr Orgelspiel kurz ein und winkte von der Empore.

Opa Ferdinand kämmte sich noch rasch die schlohweißen Haare und Giulias Freund Justin wedelte scherzhaft mit seiner Krawatte. Alle waren gekommen, nur nach Nadja hielt Lilli vergeblich Ausschau. Grüßend lächelte sie in all die freundlichen Gesichter und versuchte gleichzeitig, ihre Enttäuschung wegzudrücken. Nadja war Lillis leibliche Mutter, hatte sich aber schon kurz nach Lillis Geburt von Stefan getrennt. Erst elf Jahre später hatte Lilli ihre Mutter kennengelernt. Bei der Hochzeit von Lillis Eltern war Nadja sogar Trauzeugin gewesen und seither gehörte sie wieder zur Familie. Trotzdem würde sie für Lilli nie mehr eine richtige Mutter werden, dafür hatte sie ihre Tochter viel zu lange im Stich gelassen. Genau wie auch heute wieder.

Als Tänzerin war Nadja viel im Ausland unterwegs, und wenn sie gerade kein Engagement an irgendeinem Theater hatte, bereiste sie mit ihrem Motorrad die halbe Welt. Aber bei ihrem letzten Telefonat hatte sie Lilli fest versprochen, zur Tauffeier zu kommen. Fehlanzeige. Lilli wollte schon fast ins Grübeln geraten, da traten Bob, Very und Enya durch das Seitenportal in die Kirche. Alle drei steckten in festlichen Sommerkleidern. Enyas schwarze Haare waren zu einem kunstvollen Kranz geflochten, Bob hielt ein Blumensträußchen in den Händen und um Verys Schultern lag ein golden schillerndes Seidentuch. Wie Lilli trugen auch die anderen Wilden Küken ihre Hühnerfeder an einem Lederband um den Hals. Obwohl Lilli, Bob, Very und Enya schon so viel gemeinsam erlebt hatten, erfüllte Lilli der Gedanke daran, dass sie vier nicht nur die besten Freundinnen, sondern auch eine Bande waren, noch immer mit so viel Stolz und Glück, dass sie davon einen Kloß im Hals bekam.

»Passwort?«, fragte Enya.

Lilli vergaß den Kloß in ihrem Hals und schaute ihre Freundinnen verblüfft an. Erstens machten sich die Wilden Küken normalerweise immer lustig über Lillis Passwörter und zweitens hatten sie bei ihrem gestrigen Bandentreffen gar keins vereinbart.

»Passwort Kükentaufe!«, sagten Bob, Very und Enya gleichzeitig und lachten ihrem Oberküken ins verdutzte Gesicht. Alle drei gingen neben dem Kinderwagen in die Hocke und wurden auf einmal ganz ernst. Very kramte ein Babyarmkettchen aus ihrer Tasche und legte es Lillis Schwester ums Handgelenk. »Alles Gute zur Taufe, Miniküken!«

An dem Kettchen baumelte eine winzige Feder aus Silber.

Vor lauter Rührung wusste Lilli gar nicht, was sie sagen sollte, also sprach sie einfach das Bandenmotto der Wilden Küken mit, das ihre Freundinnen jetzt verschwörerisch murmelten: »Keine alleine, alle oder keine!«

Nacheinander strichen Bob, Very und Enya dem neugierig dreinblickenden Baby über die Wange.

»Du hast die süßeste kleine Schwester der Welt!«, flüsterte Enya.

»Senza dubbio!«, hauchte Bob. »Ganz ohne Zweifel!« Bobs Mutter und ihre Oma stammten aus Italien, und auch wenn Bob die Sprache nicht wirklich beherrschte, rutschten ihr doch manchmal ein paar italienische Brocken heraus. Sie steckte ihr Blumensträußchen ans Verdeck des Kinderwagens und das Baby dankte es ihr mit einem kieksenden Lacher.

»Ich will auch so eine niedliche kleine Schwester!«, bettelte Very gespielt.

Alle vier Wilden Küken betrachteten das Miniküken, machten »Ah!« und »Oh!«, riefen »Wie süß!« und »Seht nur, wie entzückend sie schaut!«. Sie wären garantiert restlos dahingeschmolzen, wenn die süßeste kleine Schwester der Welt nicht im nächsten Augenblick wieder zu schreien angefangen hätte.

»Ihr Bäuerchen hat sie gemacht«, sagte Luisa. »Wahrscheinlich ist sie einfach nur müde.«

»Vielleicht schläft sie ein, wenn wir sie ein bisschen spazieren fahren!«, schlug Lilli vor.

Luisa überlegte kurz und nickte dann. »Es verzögert sich sowieso alles. Kaplan Hoffmann hat vorhin eine SMS geschickt, dass er seinen Anschlusszug nicht mehr erwischt hat.«

Kaplan Hoffmann war ein alter Schulfreund von Lillis Vater und hatte ihn und Luisa auch getraut. Und heute sollte er auf beider Wunsch hin auch ihr Töchterchen taufen.

Very und Enya hielten das Seitenportal auf, Lilli kippte den Kinderwagen leicht an und schob ihn über die marmorne Schwelle. »Vielleicht hat sie Blähungen«, sagte Bob und folgte ihren Freundinnen. Durch ihren Bruder Siegi hatte Bob die meiste Erfahrung mit kleinen Geschwistern.

»Blähungen, igitt!« Very rümpfte ihre spitze Nase. »Wie kann man so niedlich aussehen und Blähungen haben?«

Die Wilden Küken schoben den Kinderwagen am Seitenschiff entlang in den Schatten der Kirche. In den Hecken zwischen den Grabreihen zwitscherte eine Schar Spatzen, aber als sich die Mädchen mit Lillis greinender Babyschwester näherten, nahmen die Vögel Reißaus. Alle vier Freundinnen schuckelten den Kinderwagen. Sie konnten noch so nachdrücklich Schlaf, Kindlein, schlaf! singen, das Miniküken verstummte nur, um Atem zu holen und umso verzweifelter weiterzuplärren.

»Was macht ihr denn da?«, fragte plötzlich eine bekannte Stimme. »Wollt ihr, dass Lillis Schwester seekrank wird?«

Sofort hielten die Wilden Küken mit Schuckeln und Singen und Pschten inne und wandten die Köpfe. Sogar das Baby unterbrach sein Schreien für einen Augenblick.

Fast hätte Lilli die Grottenolme nicht erkannt. Ole, Little, Mitch und Erik trugen helle Sakkos und dunklen Hosen. Jeder der Jungs hatte ein weißes Hemd an und eine Krawatte umgebunden. Und auf ihren Nasen thronten verspiegelte Sonnenbrillen. Supercool schlenderten die Olme wie vier Minimafiosi auf die Mädchen zu.

Sie bauten sich der Reihe nach auf, neigten nacheinander die Köpfe und lugten über die Ränder ihrer Sonnenbrillen.

»Hi, Oberküken!«, sagte Ole mit tiefer Stimme.

»Hi, Olmboss!«, antwortete Lilli möglichst lässig. In Wahrheit hüpfte ihr Herz vor Freude darüber, dass Ole und seine Jungs zur Taufe ihrer kleinen Schwester erschienen waren. Auch wenn die schon wieder anfing zu schreien.

Erik nahm die Brille ab und wies mit dem Bügel auf Enyas Beine. »Hübsche Socken!«

»Selbst gehäkelt!« Enya machte erst einen gekünstelten Knicks, dann gab sie Erik einen Schubs.

Enya konnte so gut nähen, stricken und häkeln, dass sie später sicher mal eine tolle Modeschöpferin abgeben würde. Aber Enya wollte lieber Tierärztin werden und behauptete, da sie da eines Tages auch Wunden nähen müsse, seien filigrane Handarbeiten auch für diesen Beruf eine gute Vorbereitung.

Wie ein Wissenschaftler beugte Little sich über den Kinderwagen und betrachtete Lillis weinende Schwester, als wäre sie ein besonders interessantes Forschungsobjekt, während Mitch rasch ein Gänseblümchen pflückte und es Very mit übertriebener Verbeugung überreichte.

Very quittierte das mit einem abgeklärten Lächeln und zeigte mit spitzem Finger auf Mitchs Krawatte. »Ist das Blut oder Ketchup, du Ober-Gangster?«

Mitch hielt sich das Krawattenende an den Mund und schleckte den roten Klecks weg. »Ach das … ist nur süßsaure Soße vom Asia-Imbiss.«

»Ferkel!« Angeekelt rümpfte Very die Nase, steckte sich aber das Gänseblümchen an ihr Sommerkleid.

Genau wie die Wilden Küken waren auch die Grottenolme eine Bande. Olme nannten sich Ole, Little, Mitch und Erik, weil sich das Wort aus den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen ergab. Und Grottenolme, weil ihr Bandenquartier eine kleine Höhle war, an die sie eine Hütte angebaut hatten, die sogenannte Grottenolmgrotte.

Ole und Little waren Zwillingsbrüder aber trotz ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit grundverschieden. Little hieß eigentlich Linus. Obwohl er sogar ein bisschen größer war als Ole, nannten ihn alle nur Little. Manche sagten auch Professor Little, weil er ein wandelndes Lexikon war. Zum Glück war Ole kein solcher Alleswisser.

Mitch war seit jeher der beste Freund der Zwillinge und Erik war, wie Enya zu den Küken, etwas später zur Olm-Bande gestoßen.

Ratlos standen die acht Mädchen und Jungs um den Kinderwagen, in dem Lillis Schwesterchen noch immer brüllte. Mittendrin holte das Baby tief Luft, schloss fest die Augen und presste. Presste, bis ein lautes Geräusch durch ihre Windel hindurch aus dem Kinderwagen drang.

»Verstärkte Entwicklung von Gasen …« Little räusperte sich, wie er es immer tat, bevor er einen seiner klugen Vorträge hielt. »Sitzen die Darmgase fest, kann es zu schmerzhaften Krämpfen kommen.«

»Da sitzt nix mehr fest!« Mitch zeigte mit einer Hand auf Lillis Babyschwester, die jetzt selig lächelte, mit der anderen hielt er sich die Nase zu.

»Das rektale Entweichen von Darmgasen bezeichnet man als Flatulenzen!«, fuhr Little sachlich fort. »Zu Deutsch Leibwinde!«

»Das waren nicht nur Winde!« Enya hob die Babydecke hoch.

»Oh, nein!« Verzweifelt fasste Lilli in das leere Fach des Kinderwagens. »Ich hab vergessen, die Wickeltasche einzupacken. Dabei hatte Luisa mich beim Frühstück noch dran erinnert!« Lilli schlug sich mit der Hand an die Stirn. »So ein Mist aber auch!«

»Das kannst du laut sagen!« Very hielt sich jetzt genau wie Mitch die Nase zu. »Dein Schwesterchen läuft aus!«

Alle Küken und Olme starrten auf die etwas zu locker sitzende Windel. Hoch über ihnen schlug die Turmuhr elf, eigentlich sollte jetzt die Tauffeier beginnen.

»Mamma mia!« Bob fing sich als Erste wieder. »Wir sollten sie wickeln, bevor ihr Taufkleid versaut wird.«

»Wir müssen improvisieren!« Rasch bugsierte Lilli den Kinderwagen zu einer an der Kirchhofmauer aufgestellten Bank, auf der sie die rosarote Babydecke ausbreitete. Dann hob sie ihre Schwester aus dem Wagen und legte sie darauf.

»Wir halten Wache!«, entschied Ole und schob seine Gangsterbrille zurecht.

»Wieso Wache halten?«, fragte Enya verwirrt.

»Sie ekeln sich bloß vor …« Very redete nicht weiter, weil sie sich kurz die Hand vor den Mund halten musste. »Ich halte auch lieber Wache!«

Wie Fußballer, die eine Mauer vor dem Tor bilden, stellten Very und die Jungs sich mit dem Rücken zur Bank auf, während Lilli die Klebestreifen der Windel löste.

»Noch so klein und schon so stinkig!«, sagte Bob.

»Hat jemand Papiertaschentücher?«, fragte Lilli.

Ohne den Kopf zu wenden, reichte Very ein Päckchen aus ihrem Umhängetäschchen an Enya weiter.

Nicht weit von der Bank hingen etliche Gießkannen links und rechts neben einem Wasserhahn, der aus der Kirchhofmauer ragte. Enya fummelte ein paar Tücher aus der Packung, befeuchtete sie am Wasserhahn und reichte sie Lilli, die ihre Schwester damit sauber machte. Schließlich stopfte Lilli die benutzten Tücher in die dreckige Windel, rollte sie ein und verschloss sie mit den Klebestreifen zu einem prallen Bündel. »Fertig!«

»Wir können sie doch nicht mit nacktem Po in die Kirche mitnehmen!«, sagte Bob.

Das Baby auf der rosaroten Decke strampelte lustig mit den Beinchen und quietschte vor Vergnügen.

Bob hatte recht, erstens gehörte sich das nicht und zweitens: Was, wenn ihr Schwesterchen während der Tauffeier noch mal musste?

»Tut mir leid, Very!« Mit einer raschen Bewegung zog Lilli Very das goldfarbene Tuch von den Schultern.

»Spinnt ihr, das ist echte Seide!«, beschwerte sich Very und wies auf die ärmellose Weste, die Bob über ihrem geblümten Kleid trug. »Wieso nehmen wir nicht die?«

»Weil das hier besser zum Taufkleid passt!« Lilli breitete das Tuch aus, faltete alle noch vorhandenen Papiertaschentücher auseinander und wickelte ihre Schwester in diese provisorische Windel.

Bob nahm das Baby hoch und legte es zurück in den Wagen. Zufrieden steckte Lillis Schwesterchen den Daumen in den Mund und nuckelte daran.

Jetzt wagten es auch die Wachmänner, sich wieder umzudrehen. Lilli wollte sich, wie Enya und Bob es bereits taten, die Hände am Wasserhahn waschen. Vorher drückte sie aber noch Erik, der am nächsten bei ihr stand, die volle Windel in die Hand. »Entsorgst du das mal, da …« Dahinten ist ein Abfallkorb, wollte Lilli sagen, kam aber nicht dazu, weil Erik die Windel – kaum, dass er sie berührt hatte – mit einem Aufschrei zu Ole warf. Sie prallte an Oles Brust ab und sauste nach unten, automatisch kickte Ole sie mit der Fußspitze wieder in die Luft. »Mitch, nimm du sie!«

Das Windelpaket flog in die Höhe, verharrte für den Bruchteil einer Sekunde, machte kehrt und sauste auf Mitch zu. Der griff sich eine der Gießkannen, holte aus und wehrte die Windel damit ab. Es gab ein dumpfes Geräusch, und das Geschoss trudelte in hohem Bogen auf das kleine Seitentor in der Mauer zu, durch das sich soeben im Laufschritt eine Person näherte. Kaplan Hoffmann.

»Auf dem Kirchhof wird nicht Ball gespielt!«, rief er empört, sprang und fing den vermeintlichen Ball aus der Luft.

Eine Sekunde lang starrte er auf die Windel. »Bäh …« Er warf sie mehrere Meter weit und versenkte sie im Abfallkorb.

»Treffer, versenkt!«, rief Ole und applaudierte.

Kaplan Hoffmann verbeugte sich und da applaudierten auch die anderen Bandenkids.

»Lilli!« Erst jetzt erkannte der Kaplan sie und begrüßte sie. »Und hier ist ja auch der Täufling!« Er nahm das Baby auf den Arm und trug es Richtung Kirche. Lilli, Bob, Very und Enya folgten ihm mit dem Kinderwagen.

»Auf geht’s zur Taufe Nummer eins!«, sagte Ole, zwinkerte den anderen Jungs zu und setzte sich ebenfalls in Bewegung.

 

In der Kirche gab es erst ein großes Hallo und dann wurde es richtig feierlich.

Egal ob Kaplan Hoffmann Gebete sprach oder Frau Homolka die Orgel spielte, Lillis kleine Schwester lächelte die ganze Zeit selig und sah dabei in ihrem Taufkleidchen und der goldenen Windel wirklich wie ein Engel aus.

Gerade als sich alle um das Taufbecken versammelten, ging das Hauptportal auf und eine Frau in Motorradkleidung und mit Helm in der Hand betrat die Kirche. Kaplan Hoffmann wartete geduldig, bis Nadja sich hinter Lilli gestellt hatte.

Bobs Mutter war die Taufpatin von Lillis kleiner Schwester. Sie hielt das Baby über das Taufbecken. Lilli, Luisa und Stefan nahmen sich an der Hand und Nadja berührte Lillis Schulter. Die ganze Familie war versammelt, alles war, wie es sein sollte. Und als Kaplan Hoffmann schließlich die Taufformel sprach: »Ich taufe dich auf den Namen Marie!«, da krähte die kleine Marie so zufrieden, als hätte auch sie sich ihre Taufe ganz genau so und kein bisschen anders gewünscht.

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Nach der Feier in der Kirche versammelte sich die ganze Taufgesellschaft bei Kaffee und Kuchen im Garten der Hollers. Schon in aller Frühe hatten Lilli und ihr Vater Bierbänke, Tische und Sonnenschirme aufgestellt, und Luisa hatte weiße Tischdecken und Servietten gebügelt.

Die Erwachsenen tranken Kaffee, redeten und zeigten sich gegenseitig auf den Displays ihrer Kameras die Fotos, die sie während der Feierlichkeiten geknipst hatten. Kaplan Hoffmann zog neben dem aufgerollten grünen Gartenschlauch Schuhe und Socken aus, krempelte die Hosenbeine hoch und verpasste seinen bleichen Füßen eine kalte Dusche. Lillis Vater gab Nonna Paola den Tipp, dass der Kaplan in seiner Heimatpfarrei neuerdings einen Italienischkurs besuchen würde. Sofort sprach die Nonna den Kaplan in ihre Muttersprache an, hakte sich bei ihm unter und flanierte mit dem barfüßigen Priester durch den Garten.

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