Die Witwe von Pisa - Paul Heyse - E-Book
SONDERANGEBOT

Die Witwe von Pisa E-Book

Paul Heyse

0,0
0,00 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,00 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Paul Heyse's Buch 'Die Witwe von Pisa' erzählt die Geschichte einer jungen Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes in das Klosterleben eintaucht. Das Buch fängt Heyse's markanten literarischen Stil ein, der für seine detaillierten Beschreibungen und feinfühligen Charakterdarstellungen bekannt ist. Heyse schafft es, die emotionale Reise der Protagonistin authentisch und einfühlsam darzustellen. Der Roman spielt in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und reflektiert die Rolle der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Heyse bringt das Leben im Kloster und die innere Entwicklung der Witwe durch lyrische Sprache und tiefgründige Einblicke in die menschliche Psyche zum Ausdruck. Paul Heyse, ein bekannter deutscher Schriftsteller und Nobelpreisträger, wurde durch sein vielseitiges Werk und seinen Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte geprägt. Seine Fähigkeit, komplexe soziale Themen mit psychologischer Tiefe und poetischer Sensibilität zu behandeln, macht ihn zu einem herausragenden Vertreter des Realismus. 'Die Witwe von Pisa' ist ein eindringliches Werk, das Leser mit seiner vielschichtigen Erzählung und dem zeitlosen Thema der persönlichen Transformation fesseln wird. Dieses Buch ist ein Muss für Liebhaber klassischer Literatur und bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt des 19. Jahrhunderts.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Paul Heyse

Die Witwe von Pisa

 
EAN 8596547075479
DigiCat, 2022 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text
"

(1865)

Überhaupt scheint mir, daß Sie von den italienischen Frauen eine zu günstige Meinung haben.

Wieso? fragte ich.

Ich habe einige Ihrer Novellen gelesen. Nun, daß diese Arrabbiatas und Anninas doch auch im Süden etwas dünner gesäet sind, als der geneigte Leser sich einbildet, werden Sie selber zugeben. Beiläufig, und ganz unter uns: sind es Geschöpfe Ihrer Phantasie, oder Studien nach dem Leben?

Frei nach dem lieben Herrgott, der schwerlich finden wird, daß seine Originale durch meine Bearbeitung gewonnen haben.

Mag sein! Aber Sie leugnen doch nicht, daß Sie sich absichtlich immer die besten Exemplare ausgesucht haben? Da dürfen Sie sich denn nicht beklagen, wenn man Sie zu den Idealisten rechnet.

Beklagen? Wie sollte ich wohl! Ich finde mich da in so guter Gesellschaft, daß ich froh bin, wenn ich darin geduldet werde. Ebenfalls im tiefsten Vertrauen, Verehrtester: Ich habe nie eine Figur zeichnen können, die nicht irgend etwas Liebenswürdiges gehabt hätte, vollends nie einen weiblichen Charakter, in den ich nicht bis zu einem gewissen Grade verliebt gewesen wäre. Was mir schon im Leben gleichgültig war, oder gar widerwärtig, warum sollte ich mich in der Poesie damit befassen? Es gibt genug andere, die es vorziehn, das Häßliche zu malen. Sehe jeder, wie er's treibe!

Schön! Und vielleicht sogar richtig! Ich verstehe diese Dinge nicht. Aber ich habe immer sagen hören, die Poesie solle das Leben widerspiegeln. Nun denn, das Leben hat doch auch seine Kehrseite. Und zur Wahrheit gehört Licht und Schatten. Glauben Sie nicht, daß Sie es der Wahrheit schuldig sind, auch von den minder liebenswürdigen Figuren, die zum Beispiel in Italien herumlaufen, Notiz zu nehmen?

Sobald ich ein Buch über den italienischen Volkscharakter ankündige—gewiß! Aber ich gebe Geschichten. Wenn ich lieber Gcschichten schreibe, die mir selbst gefallen, als Schattenrisse von der Kehrseite der Natur, wen betrüge ich, als solche, die ihr Interesse dabei finden, sich betrügen zu lassen? Aber Sie haben mich auf die vielberufene Kehrseite neugierig gemacht. Was verstehen Sie darunter?

Hin! Das ist leicht gesagt. Wenn ich nicht sehr irre, ist es die unverfälschte Naturkraft, die Sie an diesen Weibern anzieht, der Mangel der zahmen und lahmen Pensionats- und Institutserziehung, das Wildwüchsige mit einem Wort.

Und die edle Rasse, nicht zu vergessen; eben jene reiche Anlage, die man viel getroster sich selbst überlassen darf als eine von Hause aus dürftigere Natur—schaltete ich ein.

Einverstanden! Und ich gebe Ihnen auch das noch zu, daß die Leidenschaften unter diesem Himmel sich in einem gewissen großen Stil, in einer natürlichen Erhabenheit austoben, selbst die allerverrücktesten; daß sogar die Hauptleidenschaft des Geschlechts—diesseits wie Jenseits der Berge—bei aller Komik hier etwas Grandioses behält.

Eine, Hauptleidenschaft?

Ich meine die Sucht, einen Mann zu bekommen. Sie lachen? Ich kann Ihnen sagen, daß mir die Sache außer Spaß ist, seit ich Gelegenheit gehabt habe, über diesen Punkt nähere Studien zu machen.

Auf die ich begierig wäre.

Ich will Ihnen das Abenteuer nicht vorenthalten, obwohl es für einen Idealisten, wie Sie sind, kein dankbarer Stoff sein wird. Nur soll mir unser Kondukteur erst etwas Feuer geben. Un po' di fuoco, s'il vous plaît, Monsieur?-Dieses Gespräch wurde in einer schönen Sommernacht hoch oben in der Imperiale einer französischen Diligence geführt, die von zwei Pferden und vierzehn Maultieren in kurzem Trabe die breite Straße des Mont Cenis hinaufgeschleppt wurde. Obwohl der Himmel herrlich ausgestirnt war, lag doch nur ein schwacher Schein auf den Tälern zur Seite des Weges, aus denen die schweren Wipfel der Kastanien heraufragten, so daß man auf den Genuß der Aussicht verzichten mußte. Und da Peitschenknall, Zuruf der Maultiertreiber, die neben ihren langgespannten Tieren bergan liefen, und das hundertfache Schellengeläute auch einen gesunden Schlaf nicht aufkommen ließen, mußte ein deutscher Schriftsteller noch zufrieden sein, wenn er dreitausend Fuß über dem Meeresspiegel einen so wohlwollenden Rezensenten neben sich fand, wie mein Coupénachbar bei aller Meinungsverschiedenheit zu sein schien. Wir waren schon von Turm aus die Bahnstrecke bis ans Gebirge zusammen gefahren, schweigsam jeder in einen Winkel gedrückt. Erst der Namensaufruf bei der Verteilung der Plätze hatte das Eis gebrochen, da wir uns beide nicht ganz fremd waren.

Kennen Sie Pisa? fragte er, nachdem er seine Zigarre an der Pfeife des Franzosen angezündet hatte.

Ich erzählte ihm, daß ich erst vor kurzem volle vierzehn Tage in dieser stillsten aller Universitätsstädte der Welt Studierens halber zugebracht hätte.

Nun, dann kennen Sie am Ende meine Witwe vom Sehen oder doch vom Hören. Sind Sie nie in der breiten Straße, die der Borgo heißt, an einem Hause mit grünen Jalousien vorbeigekommen und haben aus einem Fenster des ersten Stockwerkes eine schmetternde Sopranstimme jenes Duett aus der "Norma" singen hören: Ah sin' all' ore all' ore estreme—?

Ich verneinte.