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Lilibeth und ihre Familie müssen wegen das Bombardements der alliierten das vertraute Berlin verlassen. Sie wird in Ostpreußen eingeschult und ist begeistert von den Wörtern, die sie lernt. Sie beobachtet, wie die Erwachsene reden, lauscht ihren Sätzen und lernt schnell: ›Krieg‹ hat fünf Buchstaben, Frau Ohlmann ist ›arisch‹, nicht nur, weil sie wie eine Königin läuft und der ›Güterzug nach Berlin‹ muss schneller eintreffen als die ›Russen‹. In ihre Sammlung fügt sie jeden Tag neue Wörter und manchmal sogar ganze Sätze ein, wie ›Raus aus dem Haus, rum um die Ecke, rein in den Bunker‹. Und dann soll sie zu ihrem eigenen Vater, der nach langer Zeit nach Hause kommt, ›Onkel Hans‹ sagen, damit die Leute ihn nicht andauernd anzeigen - man nannte ihn ›Nazi‹, als er abgeholt wurde. Lilibeths Kinderwelt besteht aber auch aus Wörtern, die sie nicht in ihre Sammlung aufnimmt, wie ›Sowjetische Besatzungszone‹, weil das für sie klingt, als würde jemand einen von ganz nahe ansehen, die Stirn runzeln und zischen. Dietlind Köhncke beschreibt die Kriegs- und Nachkriegszeit aus dem Blickwinkel eines Mädchens, das Wörter sammelt. Kindheit und Jugend sind geprägt von der Flucht, politischen Umbrüchen und Repressalien zweier Systeme. Durch die Kinderbilder wird der familiäre Alltag kartographiert, in dem Frauen die Hauptrolle spielen, ein Stück deutsch-deutsche Geschichte, das schwierige Zeiten durchlebt - unter den Nazis wie unter den Kommunisten.
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Seitenzahl: 147
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Die WörtersammlerinReihe: 21
Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme.Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet dieses Buchin der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.
Erste Auflage 2014© Größenwahn Verlag Frankfurt am Main, 2014www.groessenwahn-verlag.deAlle Rechte vorbehalten.ISBN: 978-3-942223-86-7eISBN: 978-3-942223-87-4
Dietlind Köhncke
Eine deutsche Kindheit
Erzählung
Die Wörtersammlerin
Reihe: 21
AutorinDietlind Köhncke
SeitengestaltungGrößenwahn Verlag Frankfurt am Main
SchriftenConstantia und Lucida Calligraphy
CovergestaltungMarti O´Sigma
CoverbildMarti O´Sigma, neue Gestaltung-Grafikinspiriert aus Brigitte-Spezialheft Nr.1, 1959
LektoratRegine Ries
Druck und BindungPrint Group Sp.z.o.o. Szczecin (Stettin)
Größenwahn Verlag Frankfurt am MainAugust 2014
ISBN: 978-3-942223-86-7eISBN: 978-3-942223-87-4
LILIBETH
STIEFMÜTTERCHEN
WEIHNACHTSPLÄTZCHEN
KÖNIGSKUCHEN
GEBURTSTAG
UNSERE STRASSE
DER BLAUE STUHL
DER DOKTOR
LÄUSE
MANN AN DER TÜR
ONKEL HANS
DAS ROTE BUCH
SEIDE
WASSERFALL
SPIELEN
ZUCKEREI
WEISSE MÄUSE
DIE TUCKE
SCHUBKARRE
FAHRRAD
FLÖTE UND MESSER
GELD
PETERSILIENSUPPENKRAUT
KINDERCHOR
TEUFELSBRATEN
KLINGELTOUR
SCHAUKEL MIT ÜBERSCHLAG
DIE OHRFEIGE
RIGOLETTO
ZWEI WUNDER
BIOGRAPHISCHES
»Der Krieg hört nicht auf«, sagt Mutter beim Frühstück und schaut uns mit ihren blauen Augen traurig an, »wir müssen aus Berlin raus.«
Wenn sie so schaut, werde ich auch traurig, aber ich will nicht weg.
»Ich komme doch in die Schule, ich habe schon einen Ranzen, wir können nicht wegfahren.«
»Die Kinder aus der Schule«, sagt Sonja, »werden alle evakuiert, auch die aus meiner Klasse.« Sonja ist schon richtig groß und kommt nach den Sommerferien in die dritte Klasse. Sie benutzt Wörter, die ich nicht kenne. »Sie können hier nicht bleiben, sie werden weggeschickt, und wir müssen auch weg«, erklärt sie mir. Trotzdem will ich nicht und stampfe mit dem Fuß auf.
»Wir fahren mit dem Zug aufs Land«, sagt Mutter, »das ist bestimmt schön und dort gibt es auch eine Schule.«
»Schön«, ruft Bärbel und will runter von Mutters Schoß. Sie hat von nichts eine Ahnung, so klein wie sie ist, grad mal drei Jahre alt.
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