Dieb - ein anspruchsvoller Beruf - Hans-Detlef Junker - E-Book

Dieb - ein anspruchsvoller Beruf E-Book

Hans Detlef Junker

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Beschreibung

Nun seien wir doch einmal ehrlich. Dieb das kann ja wohl jeder werden. Irgendwo einbrechen, etwas mitnehmen und wieder verschwinden. Was soll denn daran ein Beruf sein? Einen Beruf muss man erlernen. Man hat eine Ausbildung und irgendwann eine Prüfung, die man im Idealfall besteht. Dann hat man einen Beruf. Als Dieb hat man weder eine Ausbildung noch eine Prüfung. Dieb kann also definitiv kein Beruf sein. Nein ein Dieb, und damit meine ich nicht diese dilettantischen Räuberbanden, die wie die Vandalen in ein Haus einfallen, sich alles greifen was sie tragen können und dann wieder verschwinden. Das sind nur Stümper, die etwas stehlen wollen. Ein Dieb ist ein Künstler, ein Meister der Täuschung und der Vertuschung. So etwas kann man nicht erlernen. Nein Dieb ist kein Beruf, es ist eine Berufung. Und man wird dazu berufen, wenn man am wenigsten damit rechnet.

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Seitenzahl: 37

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Dieb - ein anspruchsvoller Beruf

Dieb - ein anspruchsvoller Beruf Entscheidung Erinnerung Ein außergewöhnlicher Lehrgang. Nichts bleibt, wie es ist. Gegenwart Impressum

Dieb - ein anspruchsvoller Beruf

Beruf oder Berufung

Nun seien wir doch einmal ehrlich. Dieb das kann ja wohl jeder werden. Irgendwo einbrechen, etwas mitnehmen und wieder verschwinden. Was soll denn daran ein Beruf sein? Einen Beruf muss man erlernen. Man hat eine Ausbildung und irgendwann eine Prüfung, die man im Idealfall besteht. Dann hat man einen Beruf. Als Dieb hat man weder eine Ausbildung noch eine Prüfung. Dieb kann also definitiv kein Beruf sein.

Nein ein Dieb, und damit meine ich nicht diese dilettantischen Räuberbanden, die wie die Vandalen in ein Haus einfallen, sich alles greifen was sie tragen können und dann wieder verschwinden. Das sind nur Stümper, die etwas stehlen wollen. Ein Dieb ist ein Künstler, ein Meister der Täuschung und der Vertuschung. So etwas kann man nicht erlernen. Nein Dieb ist kein Beruf, es ist eine Berufung. Und man wird dazu berufen, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Entscheidung

Die Welt schien noch zu schlafen, als Tamara vor der Tür dieses Hauses ankam. Nur ein paar Amseln waren schon wach und zwitscherten lautstark ihr erstes Liedchen in den noch fast dunklen Morgen. Tamara wurde hier nicht erwartet. Genau genommen hatte der Besitzer dieses Hauses alles getan, damit Leute wie Tamara nicht in sein Haus eindringen konnten. Er hatte nicht nur eine sündhaft teure Alarmanlage installieren lassen, und besonders sichere Schlösser in seine Tür einbauen lassen.

 Die Alarmanlage hatte Tamara bereits ausgeschaltet. Jetzt stand nur noch diese Tür zwischen ihr und dem Objekt ihrer Begierde. Eine Kombination aus zwei hochwertigen Schlössern, die sich gegenseitig blockierten, wenn man sie in der falschen Reihenfolge aufschloss, sollten verhindern, dass ein Einbrecher dieses Haus betreten konnte. Das war sicher eine sinnvolle Investition, doch diesmal würden die Schlösser das Haus nicht schützen können. Tamara kannte diese Art von Schlössern gut. Nur noch ein paar geübte Handgriffe, dann würde sie endlich dieses unheimliche Verlangen in ihr stillen können. Diesen nicht nachlassenden Drang, der sie immer wieder dazu trieb in fremde Häuser einzudringen. Tamara war eine sehr gut durchorganisierte Einbrecherin. Sie plante ihre Einbrüche immer bis ins letzte Detail. Der Zufall war für sie eine nicht hinnehmbare Variable. Dabei kam ihr zugute, dass sie ein fotografisches Gedächtnis hatte. Sie achtete akribisch genau darauf, dass sie keine Spuren hinterließ. Wenn sie ihren Arbeitsplatz verließ, sah immer alles genauso aus, wie sie es vorgefunden hatte. Wenn man einmal davon absah, dass etwas fehlte. Sie schloss die Türen, die sie geöffnet hatte wieder ab und stellte selbst die Alarmanlagen wieder scharf. Die meisten ihrer Opfer bemerkten erst nach Tagen oder Wochen, dass sie bestohlen worden waren. Das hatte ihr in der Branche den Spitznamen Geist eingebracht.

Ohne es bewusst zu registrieren, hatte sie ihre Einbruchswerkzeuge aus ihrer Hosentasche geholt. Das Verlangen in ihr dieses Haus zu betreten wurde immer stärker. Jede Faser ihres Körpers drängte darauf, diese Tür endlich zu öffnen. Dennoch würde sie auch diesmal nicht überstürzt handeln. Tamara atmete ein paar Mal tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Das hatte sich als beste Methode erwiesen, um sich schnell wieder zu beruhigen.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Es war nur ein kurzes Rascheln, dann war wieder Ruhe. Tamara verharrte mitten in der Bewegung. Das Haus stand etwas abgelegen am Rand einer ausgedehnten Parklandschaft. So früh am Morgen sollt sich eigentlich noch niemand in diese Gegend verlaufen. Tamara lauscht angestrengt, aber so sehr sie sich auch bemühte, sie konnten nichts hören. Kein einziger Laut drang an ihr Ohr. Selbst der Wind, und die Vögel waren verstummt. Es herrschte eine beinahe gespenstische Stille. Ein Knacken, so als ob jemand auf einen Zweig getreten wäre, durchbrach die Stille. Tamara musste sich jetzt entscheiden. Entweder sie öffnete ganz schnell diese Tür und betrat das Haus oder sie ging unverrichteter Dinge wieder weg.

Genau in diesem Moment wurde ihr bewusst, wie sie zu diesem Beruf gekommen war. Urplötzlich sah sie sich um Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Vor ihrem geistigen Auge spielten sich die Ereignisse von damals ab, so als würden sie gerade erst geschehen. Alles fing an einem Montagmorgen vor ca. fünf Jahren an.

Erinnerung