Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ein Wochenende ohne Reue, ohne Konsequenzen und ohne Zukunft, dafür voller Leidenschaft und unvergesslicher Momente. Marra Flores liebt ihr ruhiges Leben auf dem Land mit ihrer treuen Katze und dem kleinen Party-Service. Doch drei Männer aus ihrer Vergangenheit und ein Klassentreffen verändern alles. Layton Reed, Valerian King und Jasper Bailey kehren zurück und alte Sehnsüchte erwachen. Ein spontaner Vorschlag führt zu einem Wochenende mit intensiver Leidenschaft und hemmungsloser Lust. Zwischen lang ersehnten Geständnissen, nächtlichem Schwimmen, einem chaotischem Hochzeitscrash und ungeahnten Gefühlen geht Marra zwischen den drei Männern auf und stellt alles in Frage. Doch was passiert wenn das Wochenende vorbei und die Zeit abgelaufen ist? Willkommen in der Welt des Rewikan Imperiums! Dont Look Back ist der erste Teil der The Beginner Trilogy eine der drei Vorgeschichten des Imperiums. Ganz viel Spaß beim Lesen!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 256
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Für diejenigen die einfach mal ihren Bedürfnissen nachgehen wollen.
Ohne Konsequenzen.
Mix-CD
Folsom Prison Blues - Johnny Cash
So Anxious - Ginuwine
Play That Funky Music - Wild Cherry
Sex & Candy - Marcy Playground
The Way You Make Me Feel - Michael Jackson
Kiss - Prince
Do You Wanna Touch Me (Oh Yeah) - Joan Jett & the
Blackhearts
I Love Rock'N Roll - Joan Jett & the Blackhearts
You Give Love A Bad Name - Bon Jovi
What a Girl Wants - Christina Aguilera
Waterfalls - TLC
I Touch Myself - Divinyls
Proud Mary - Tina Turner
Sex on Fire - Kings of Leon
Wake Me Up Before You Go-Go - Wham!
This Is How We Do It - Montell Jordan, Wino
Stop - Spice Girls
Warnhinweis: Dieses Buch enthält möglicherweise Inhalte, die nicht für alle Leser:innen geeignet sind. Es umfasst düstere Themen, explizite Szenen und psychische Probleme. Leseempfehlung ab 18.
Don‘t Look Back ist eine Kurgeschichte im Rewikan Empire gehört nicht zu einer der Hauptreihen, kann dementsprechend als Einzelband gelesen werden.
Es spielt in Asheville, einer kleinen Stadt im US Staat North Carolina.
Auf der Seite → findest du eine detaillierte Liste mit dem Inhalt - potentielle Spoiler!
Ganz viel Liebe,
Amy
Freiheit
1 Kassetten aus Krawatten
Marra
2 Der Basketballspieler
Marra
3 Der Wochenend-Deal
Marra
4 Erhobene Waffen und ganz viel Geduld
Marra
5 Tequila gegen 0 Uhr
Layton
6 Piercings und verbotener Hon
Marra
7 Deckenkampf und italienische Liebesgedichte
Marra
8 Silhouetten
Valerian
9 Pfannkuchen mit Kirschen
Marra
10 Dampfsauna
Jasper
11 Die beste Hochzeit ever
Marra
12 Schlosswand
Valerian
13 Die Flucht vor der Ex
Jasper
14 Skinny Dipping
Marra
15 Ein bisschen Gras
Marra
16 Bambi
Layton
17 Das Feuer gewinnt
Marra
18 Der Wettbewerb ohne Jury
Valerian
19 Glühwürmchen
Jasper
20 Glühwürmchen
Marra
Epilog
Layton
| Freitag, 01.09.2000
Asheville, 17:09 Uhr |
Ich stapfe mit meinen Cowboystiefeln, einer Jeans mit Bootcut, einem vollen Korb und einer erhobenen Hand vor den Augen durch das hohe Gras.
Mein wunderschöner roter, und unheimlich teurer, '98er Dodge Ram 1500 Quad Cab ist am Straßenrand geparkt und wird von der untergehenden Sonne in ein wunderschönes Licht aus rot, gelb und orange getaucht.
Mein Vater hat mir bei der Wahl meines eigenen Autos nicht besonders viel Spielraum gelassen.
Erst bin ich seinem alten K5 Blazer gefahren, da er nach meinem Highschool Abschluss nicht genug Geld hatte, um mir ein »Mädchenauto« zu kaufen.
Seine Worte, nicht meine. Aber als es dann soweit war und ich mir mein erstes eigenes Auto besorgen sollte - hat er für mich entschieden. Er war der Meinung, der Dodge passe perfekt zu mir: rustikal, zuverlässig, ein paar Kratzer aber geliebt. Und ich weiß bis heute nicht, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein soll.
Aber mein Dad hatte recht, ich liebe meinen Dodge. Er hat ein graues Stoffpolster und riecht vom Vorbesitzer noch immer ein wenig nach Zigaretten, das Fensterkurbeln kann zwar anstrengend werden aber es lohnt sich immer wieder, wenn anschließend der Wind durch meine Haare weht. Aber am Besten gefällt mir der grollende Sound, wenn er startet - manchmal braucht es auch mehrere Anläufe.
Seufzend lasse ich mich auf dem Fahrersitz fallen, ziehe die Tür zu, die quietschend ins Schloss fällt und schiebe eine neue Kassette ins Deck - Johnny Cash mit »Folsom Prison Blues« - und lasse den Motor aufheulen.
Mein kleiner roter Panzer, nicht besonders schön aber meiner.
Bevor ich losfahre stelle ich den Korb sorgfältig auf der Rückbank ab und überprüfe noch einmal, ob ich alles habe.
Mit den gesammelten Blumen kann ich Kränze für Miss Jolly machen, die mich für den Geburtstag ihrer Enkelin gebucht hat. Mein kleines Handwerk verkauft sich gut, wenn auch anfangs nur schleppend. Ich bin froh, dass ich in der Nähe des Waldes wohne und genug Ressourcen habe, um die meiste Zeit klarzukommen und nichts nachbestellen zu müssen.
Ich fahre nach Hause, wo Leo - mein Kater - bereits schnurrend und miauend auf mich wartet und als ich in der Küche ankomme lege ich die nächste Kassette ein, sodass »So Anxious« von Ginuwine durch mein Appartement schallt.
Summend räume ich die Sachen auf, die ich heute Morgen kreuz und quer liegen gelassen habe, gebe Leo ein paar Leckerlis und gehe dann zu meinem winzigen Kleiderschrank. Einen schlimmeren hätte ich mir wirklich nicht aussuchen können. Aber bevor ich in mein neues Appartement gezogen bin, habe ich in einer winzigen Wohnung in Asheville gewohnt. Mit einer Mitbewohnerin.
Aus Asheville wegzuziehen und etwas Süßes und Kleines in der ruhigen Stadt Weaverville zu finden, ist die beste Idee gewesen, die mir in den Sinn gekommen ist. Asheville ist zwar auch sehr ruhig und naturverbunden, aber es herrscht dort mehr Trubel als hier.
Heute ist jedoch unser jährliches Klassentreffen, bei dem alle die Zeit finden, sich zu versammeln. Meistens sind die s e Treff e n tot a l lahm und rein e Zeitverschwendung, aber ich tue sie mir trotzdem jedes Jahr aufs Neue an.
Und deshalb brauche ich etwas Anständiges zum Anziehen.
Leo kann den Abend alleine verbringen und ich vermute, dass ich so oder so nicht lange weg sein werde.
Alte Schulpartys sind immer öde.
Als ich das Haus verlasse, trage ich ein auffälliges Falten-Top in einem hellen, sommerlichen Gelb, das meine Sonne geküsste Haut leuchten lässt. Es ist figurbetont und endet knapp über meiner Taille, dazu habe ich kurze, dunkelblaue Shorts kombiniert, die für einen Abend in einem Restaurant zwar schick aussieht aber nicht zu übertreiben aufgetakelt ist. Meine weißen, hohen Stiefel verleihen meinem Outfit den letzten Schliff und ich fühle mich seit langem mal wieder richtig selbstbewusst. Es kommt nur selten vor, dass ich mich für etwas hübsch mache aber selbst mein Gesicht ist mit frostigem Lidschatten und zartrosa Lippenstift geschmückt. Meine Haare fallen in sanften Wellen über meine Schultern und ich trage selbst Ringe und Armbänder. Ich hoffe, dass ich nicht zu überladen und extrem aussehe, aber ich schätze einige alte Klassenkameradinnen werden um einiges schlimmer aussehen. Eines darf allerdings nicht fehlen: meine Tasche, in der mehr Krimskrams zu finden ist als in der Nachttischschublade meiner Großtante Rose. Sie ist nicht perfekt - von Lippenbalsam bis hin zu zerknüllten Quittungen und alten Haarspangen - aber deswegen passt sie zu mir.
Wahrscheinlich genauso wie der Dodge.
Die Fahrt dauert nicht lange, nur etwa 15 Minuten, dann stehe ich schon vor dem Restaurant, in das ich heute Abend eingeladen bin.
Die Erinnerungen an meine Schulzeit schwanken zwischen Frustration und Humor.
Vor der Eingangstür versammeln sich bereits kleine Gruppen, und mir fallen Leute auf, die ich lieber nicht sehen würde.
Aber ich erkenne auch meine alte Schulfreundin Elara , eine westeuropäische Schönheit mit kurzgeschnittenem braunem Haar, gebräunter Haut und schokoladenfarbenen Augen.
Seufzend steige ich aus, ziehe meine Tasche hinter mir her und begrüße meine alte Freundin.
Sie erzählt mir von ihrem neuen Job in Chicago, von dem Mann, den sie dort kennengelernt und geheiratet hat, der aber heute leider nicht hier sein kann - es gibt zu viel zu tun auf der Arbeit. Ich unterhalte mich auch kurz mit ein paar anderen, Owen, ein alter Klassenkamerad und humorvoller Typ, setzt sich neben mich, als wir unsere Plätze im Gemeinschaftsraum des Restaurants finden.
Sein blondes Haar hängt ihm ein wenig in die Augen und er fährt sich immer wieder mit den Fingern durch die Haare, wie ein unkontrollierbarer Tick, während wir über die letzten Jahre in Asheville sprechen. Er hat sich vor wenigen Wochen von seiner Frau scheiden lassen und das Sorgerecht für seine beiden Söhne übernommen, die heute bei einem Freund untergebracht sind.
»Und du?«
Die Frage trifft mich unvorbereitet. Er weiß, dass ich nicht mehr in dieser Gegend wohne. Als ich umgezogen bin, hatte ich gehofft, dass sie denken würden, ich würde es wegen eines Mannes tun.
Das ist aber absolut nicht der Fall. »Ich habe einen kleinen Event- und Partyservice eröffnet und mir einen Kater zugelegt«, beginne ich, »er heißt Leo.« Ich komme mir sofort wie ein zurückgebliebenes Kind vor, aber Owen lächelt mich sanft an. Ich nehme an, das ist besser, als eine gescheiterte Ehe zu haben und ein alleinerziehender Vater zu sein.
Als das Essen serviert wird, schaue ich durch die anderen Tischreihen und bemerke drei Männer, die feiner und teurer gekleidet sind als die anderen. In diesem Moment fühle ich mich seltsam in meinem Outfit.
Ich schaue genauer hin und erkenne sie.
Die Anzüge müssen teuer sein. So wie sie die weißen Ärmel ihrer Hemden hochgekrempelt haben und eine Krawatte um den Hals tragen... sie sehen aus, als ob sie nicht von hier wären.
Aber ich weiß es besser - ich bin viele Jahre mit ihnen zur Schule gegangen.
Layton Reed, Jasper Bailey und Valerian King.
»Sie sind mir auch aufgefallen«, sagt Owen und beugt sich zu mir rüber, »seltsam, oder?«
Sie sind seit Jahren nicht mehr auf einem Klassentreffen aufgetaucht. Seit sie Asheville den Rücken gekehrt haben, haben sie sich nicht mehr blicken lassen. Warum sollten sie auch? Offenbar haben sie sich etwas Großes aufgebaut.
Dana, das Mädchen, das wie in alten Schultagen neben mir sitzt, mischt sich in das Gespräch ein und beugt sich zu uns hinüber. Mit ihrer Gabel an der Lippe beginnt sie zu grinsen. »Hin und wieder stehen sie in der lokalen Zeitung - sie haben es wirklich zu etwas gebracht und eine Menge Geld verdient.«
Der restliche Abend vergeht ruhig, alte Geschichten werden ausgepackt und es wird in Erinnerungen geschwelgt, als wäre es erst gestern gewesen. Owen und Dana zanken und provozieren sich hin und wieder, aber es ist unterhaltsam und lustig. Damals waren sie genauso.
Ein paar alte Mitschüler halten eine Rede und ab und zu wird uns etwas Neues vorgesetzt, wobei auch ich bei jeder Gelegenheit mein Glas nachfüllen lasse. Ich kann es nicht v er meide n , zu de n drei Männer n hinüberzuschauen, die sehr introvertiert zu sein scheinen. Sie plaudern nur hier und da mit Leuten in ihrem Sitzbereich und konzentrieren sich ansonsten auf das Essen und das Programm, das in der Mitte des Raumes angeboten wird. Wenn es keine Reden sind, dann gibt es kleine Tanzeinlagen und Spiele, die wir früher gespielt haben.
Ich halte mich dabei schön zurück und bleibe an meinem Stuhl kleben. Außerdem ist es von meiner Position aus sowieso viel einfacher zu beobachten.
Layton und ich haben uns früher gut verstanden und waren privat sogar eng befreundet. Je älter wir wurden, desto weiter haben wir uns voneinander entfernt, aber wir sind durch die Schule in Kontakt geblieben und haben oft miteinander geredet oder gescherzt.
Mit Valerian und Jasper hatte ich allerdings nur k a um et w a s zu tun . Ab g es eh e n vom Informatikunterricht, den ich mit allen dreien genießen konnte, kannte ich Jasper und Valerian nur aus dem Erdkundeunterricht.
Ich lecke mir über die Lippen und nehme einen weiteren Schluck von dem Champagner, den sie uns anbieten.
Nachdenklich und in alte Erinnerungen versunken, beende ich mein Dessert, als der Stuhl neben mir zurückgezogen wird und Layton sich neben mich setzt. Sofort beginne ich zu grinsen. Er hat immer noch sein erdbeerhonigblondes Haar, das sich leicht kräuselt, und die bernsteinfarbenen Augen.
Als mein Blick von seinem spitzen Lächeln hinunter zu seinen Händen wandert, fällt mir der silberne Ring auf, den er früher schon immer getragen hat. Er sieht anders und vertraut zugleich aus.
Ein bisschen breiter und größer, straffer und ernster.
Verdammt attraktiv.
Eine sanfte Wärme steigt in meinen Wangen auf, als ich das Funkeln in seinen Augen bemerke, als er mich ansieht. Wie lange ist es her? Viel zu lange, und seltsamerweise fühlt es sich an, als wäre er nie weg gewesen und als säße er jeden Tag neben mir. Gleichzeitig raubt es mir die Fähigkeit, richtig zu atmen.
»Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, Mar.« Als er mich bei meinem alten, inzwischen ausgestorbenen Spitznamen nennt, wird mir warm ums Herz, aber ich erwidere sein breites Grinsen. »Sieht aus, als hättest du eine schöne Zeit gehabt«, sage ich und er nickt schwach. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare und blinzelt ein paar Mal. »Ja, wir haben die Zeit gut genutzt. Es ist schön, dich wiederzusehen.«
»Das hoffe ich doch, wer freut sich denn nicht, mich zu sehen?«
Ich kann nicht umhin zu bemerken, dass die anderen am Tisch von Zeit zu Zeit einen Blick auf uns werfen, und Jasper und Valerian scheinen mich auch bemerkt zu haben, aber sie bleiben auf ihren Plätzen sitzen.
Layton geht auf meinen Scherz ein und zwinkert mir zu.
»Natürlich bin ich nur wegen dir hier, liebste Marra. Die letzten Jahre waren sehr einsam ohne dich.«
Mein Herz klopft gegen meine Brust, obwohl er es nur als Scherz sagt.
Es ist nur ein Spaß.
Ein Witz..
»Es muss wie ein Entzug gewesen sein«, fahre ich fort, und Layton lacht laut auf. Sein Mund verzieht sich auf dieselbe Weise wie früher, nur kontrolliert, doch sein Oberkörper bebt, als würde er es ein wenig zurückhalten wollen.
Dann schüttelt er den Kopf. »Du hast dich überhaupt nicht verändert, Marra.«
Ich zucke mit den Schultern. »Die einzig Wahre.«
Ich genieße es, wieder mit ihm zu scherzen und ein paar Neuigkeiten auszutauschen. Ich frage ihn nach ein paar alten Bekannten, mit denen er wahrscheinlich mehr zu tun hat als ich, und als er sein Wasser ausgetrunken hat, verabschiedet er sich höflich von mir und geht zu seinem Platz zurück.
Dana schleicht sich langsam zurück, nachdem sie von der Toilette zurückgekehrt ist, und wirft mir einen verschwörerischen Blick zu. »Was hatte das denn zu bedeuten?«. Sie weiß, dass es zwischen mir und Layton einmal gefunkt hat, als wir noch viel jünger waren, aber daraus ist nie mehr geworden.
Seine Augen haben meine Knie schon immer weich werden lassen, genau wie sein freches Grinsen und sein liebes Wesen. Ich erinnere mich, wie ich mit meinem Kopf auf seiner Brust lag und er mit seinen Fingern beruhigend über meine Haare gestrichen ist, als ich bekifft und müde war, während wir die Zeit mit Freunden genossen haben. Alle haben sich ein Zimmer gesucht, aber ich bin zu ihm ins Bett gekrochen und wir haben die ganze Nacht lang geredet.
Das war das erste und letzte Mal, dass wir uns so nahe gekommen sind.
Mit vor innerer Hitze geröteten Wangen verbringe ich die nächsten Minuten damit, das Gespräch zwischen Dana, Owen und mir auf etwas anderes zu lenken und Laytons Blicken auszuweichen. Ich frage mich, ob er sich daran erinnert.
Als sich immer mehr Leute zum Gehen bereit machen, stehe ich von meinem Stuhl auf und verabschiede mich von meinen alten Freunden. Es war schön, sie wiederzusehen, und ich muss zugeben, dass der Abend gar nicht so schlecht gelaufen ist, wie ich erwartet hatte. Er war auch nicht annähernd so langweilig wie die letzten Male, denn dieses Mal hatten wir einige spannende Gäste.
Ich werfe einen Seitenblick auf Laytons Platz, stelle aber fest, dass er nicht mehr da ist, auch Valerian nicht, und nur Jasper sitzt da und starrt auf sein kleines Tastenhandy.
»Vielleicht, wenn du Lust hast, können wir uns ja jetzt öfters sehen?« Ich wende meinen Blick zu Owen, der sich allmählich auch fertig macht, um zu seinen Söhnen nach Hause zu gehen. »Ja, wieso denn nicht. Gerne«, nehme ich sein Angebot an und umarme ihn ein letztes Mal, ehe ich mich zum Ausgang des Saales begebe.
Gähnend gehe ich durch den geschmückten Flur, bedanke mich im Vorbeigehen bei den netten Kellnern von heute Abend und stoße dann seufzend die Tür auf.
Ich wische mir das Gesicht ab, gehe die wenigen Stufen hinunter und erschrecke zu Tode, als ich den Mann sehe, der mir hungrig und finster in die Augen starrt.
| Freitag, 01.09.2000
Asheville, 19:59 Uhr |
Valerian hat inzwischen seine Anzugsjacke ausgezogen und sie über den Sitz der schwarzen Harley gehangen, an die er sich lehnt und raucht.
Dabei betrachtet er mich, als würde er ein Rätsel lösen wollen, und legt den Kopf schief, was dazu führt, dass sich mein Magen auf den Kopf stellt und ein paar Loopings dreht.
Meine Güte, war der Typ früher auch schon so heiß?
Durch ein paar offene Fenster trillert die Musik des Restaurantradios zu uns heraus, und ich muss sanft schmunzeln, als ich das Lied erkenne. Es ist »Play That Funky Music« von Wild Cherry.
Zigarettenrauch steigt in die kühle Abendluft und seine dunkelblauen Augen sehen fokussiert aus - sehen nur mich.
Seine hellen blonden Haare sind zerzaust und ungezähmt. Früher hatte er immer Caps auf, doch heute steht er hier, der maßgeschneiderte Anzug, die schmalen Hosen - ein klares Statement gegen seine alte Welt. Seine Zigarette glüht, als er einen weiteren Zug nimmt. Es ist bereits dunkel und nur die Lichter des Restaurants lassen mich ihn erkennen.
Unsicher, ob ich etwas zu ihm sagen soll - schließlich wäre es das erste Mal seit vielen Jahren - gehe ich einfach weiter und versuche, an ihm vorbei zu kommen. Die Art und Weise, wie er mich ansieht, frisst Löcher in meinen Körper, und es fühlt sich an, als würde er meine ganze Existenz aus mir heraussaugen.
Als ich auf seiner Höhe bin, stellt er sich aufrecht hin und lässt von seinem Motorrad ab. Mein Herz schlägt von meiner Brust in meinen Kopf, sodass ich es gegen meinen Schädel pochen spüre, und ich blinzle ihn nervös an.
Valerian ist der Typ Mann, der alles tun kann und dabei auch noch verdammt sexy aussieht. Er könnte oberkörperfrei, mit einem um den Kopf gewickelten Tuch und Shorts herumlaufen, und niemand käme auf die Idee, ihn schief anzuschauen, denn alles andere an ihm... ist nahezu perfekt.
Ich kann nicht in Worte fassen, was es genau ist. Die kleinen Muttermale in seinem Gesicht, die sich wie ein Kunstwerk zusammenfügen und ihn zu etwas Einzigartigem machen? Die stechenden Augen in Kombination mit seinen schmalen, aber stets amüsierten Lippen? Die gerade Nase, die sich zum Ende hin spitzt? Sein Körper, der vielleicht nicht so breit ist wie der von Layton und eher schmaler, aber dennoch athletisch und attraktiv? Oder seine Ausstrahlung und Haltung, die dunkel, kalt und gleichzeitig attraktiv und anziehend ist?
Was auch immer es ist - mir wird unglaublich heiß, als er mich immer noch ansieht und nicht einmal zu blinzeln scheint.
Ich bleibe neben ihm stehen.
Ich weiß nicht warum, aber es ist eine Reaktion meines Körpers, über die ich einfach keine Kontrolle habe.
»Du siehst noch besser aus als damals«, sagt er. Seine Stimme ist tiefer, rauer geworden. Ich verschlucke mich fast an der dünnen Luft, als mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wird.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und greife mit den Fingern fester um meine Tasche. »Soll das ein Kompliment sein?«
Er wirft seine Kippe auf den Boden und lässt die Hände in die Hosentaschen gleiten. Ihn in diesem Anzug zu sehen, passt irgendwie überhaupt nicht zu ihm. Es sieht aus, als würde er eine Hülle tragen, die nicht zu ihm passt. Und schon gar nicht zu einem Motorrad.
»Ich fand dich schon immer heiß«, gibt er zu, und meine Wangen glühen. Ich verlagere mein Gewicht auf das andere Bein und halte vor Überraschung den Atem an.
Ich will ihn fragen, wie er das so offen und direkt sagen kann, aber wie fragt man jemanden so etwas? Doch ich komme gar nicht dazu, denn dann fährt er fort. »Es gibt keinen Grund, es dir nicht zu sagen. Damals hätte ich mich vielleicht nicht getraut, aber jetzt ist nichts dagegen einzuwenden, nicht wahr, kleine Mar? In ein paar Stunden sitze ich im Flugzeug zurück nach New York.« Ich schlucke.
Wie bitte?
Ist er denn vollkommen übergeschnappt?
»Worauf willst du hinaus? Einen One-Night-Stand?«
Ich habe nie wirklich gewusst, was er von mir denkt. Valerian hat mir im Unterricht ab und zu einen Blick zugeworfen und mich beobachtet, wenn er dachte, ich würde es nicht bemerken. Mein Herz ist jedes Mal einen Marathon gelaufen, wenn ich auch nur einen Hauch seiner Aufmerksamkeit erregt habe.
Er lacht leise und rau und schüttelt amüsiert den Kopf. »Ich will nur ehrlich zu dir sein, Kleines. Aber selbst wenn ich Bock auf einen One-Night-Stand mit dir hätte, wäre das etwas Schlechtes?«
Er kommt näher an mich heran, sodass sein Atem fast meine Haut berührt, und ich könnte vor Frust schreien, als er es nicht tut.
Woher kommen auf einmal diese alten Gefühle?
»Ich steige nicht mit fremden Männern ins Bett.«
Eine schwache Aussage - doch mir fällt absolut nichts besseres ein.
Nach dem Schulabschluss habe ich sie völlig vergessen und nie mehr zurückgeschaut - genau wie die drei. Die Klassentreffen sind das Einzige, an dem ich mich beteilige, und wahrscheinlich nur, um mich später darüber aufzuregen.
Aber er, genau wie Layton und Jasper, ist nie da gewesen.
Und jetzt verbringe ich einen Abend im selben Raum wie diese drei Männer und alle meine dunkelsten Sehnsüchte kommen wieder hoch?
Vielleicht bin ich auch diejenige, die den Verstand verloren hat.
Sein rechtes Auge zuckt.
»Das ist wahrscheinlich das Beste. Aber wir sind keine Fremden und das weißt du.«
»Wenn wir keine Fremden sind, obwohl wir uns seit mindestens sechs Jahren nicht mehr gesehen haben, was sind wir dann?« Er antwortet mir nicht direkt, mustert mein Gesicht und ich frage mich, ob er mein schnell schlagendes Herz hören kann.
Seine unverschämte Schönheit lenkt mich von dem Gedanken ab, dass ich eigentlich längst nach Hause wollte, und der Mut, der hinter diesem Gespräch steckt, lässt mich puren Stolz empfinden.
»Alte Bekannte. Zwei Seelen, die sich gut kennen und sich nach langer Zeit wiedersehen, kleine Mar.«
Ich fühle mich, als wäre ich wieder 18 und als wären diese überschäumenden Gefühle nie verschwunden, aber dann kommt er noch näher zu mir, näher als je zuvor, und ich kann die kleinen dunklen Flecken in seinen blauen Augen sehen. »Ich wette, du bist schmutziger, als du tust.«
Sprachlos und völlig verblüfft sehe ich ihn an. Seine Lippen verziehen s ich zu einem zynischen, wunderschönen Lächeln, bei dem seine Augen leuchten, und ich habe das Gefühl, dass er mich damit gefangen nimmt. Mit nur einem Lächeln schafft er es, meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Plötzlich ist er noch näher, legt einen Arm um meine Taille und zieht mich zu sich heran.
Ich keuche und halte mich an seinen Schultern fest, unsere Nasenspitzen berühren sich sanft. Er sucht etwas in meinen Augen, aber ich bin mir nicht ganz sicher, was. Ich weiß nicht, ob er finden wird, wonach er sucht.
»Und ich wette, du findest mich genauso heiß wie früher.« Ich spüre, wie sich seine Hände in meine Haut graben und unsere warmen Körper sich aneinander schmiegen.
Als ich vorsichtig den Kopf schüttle, verdunkeln sich seine Augen und er legt den Kopf leicht schief.
Scheiß einfach drauf.
Lass dich ganz drauf ein, Marra.
»Nein. Noch heißer als früher«, flüstere ich.
Dieser Mann ist der Inbegriff von purer Anziehung und Attraktivität.
Im nächsten Moment erobert sein Mund den meinen und ich schlinge meine Arme um seinen Hals. Ich könnte schwören, dass mein Herz jeden Moment explodieren und das Pulsieren der Lust in mir ins Unermessliche steigen wird.
Es fühlt sich an, als hätte jemand einen Benzinkanister in mir ausgeschüttet und angezündet - ich tue etwas, von dem ich als junges Mädchen geträumt habe und von dem ich dachte, dass ich es nie erreichen würde.
Ich hab mich nie getraut ihn auf diese Anziehung anzusprechen, zwar habe ich es mir gewünscht aber ich wusste, dass Valerian King nicht auf Beziehungen steht. Also wieso dann mit mir?
Und trotzdem stehe ich jetzt knapp sieben Jahre später in seinen Armen, seine Lippen auf meine gepresst und unsere Körper eng aneinander geschmiegt.
Ich werde feucht und spüre, wie sich seine Hose an meinem Schritt wölbt und hart gegen mich drückt. Keuchend breche ich den Kuss ab, nur um seinem intensiven, hungrigen Blick zu begegnen, der mich noch tiefer in seine Arme gleiten lässt.
Ich habe keine Ahnung, was mit mir los ist und warum ich das tue. So etwas habe ich noch nie gemacht.
Aber das ist mir im Moment auch scheißegal.
Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre als hier.
Unsere Lippen treffen sich wieder und als seine Zunge gegen meine Zähne stößt, lasse ich ihn meinen Mund erkunden. Meine Hände wandern in sein Haar und ich kralle mich hinein, seine Finger umschließen mich fester, er beugt sich weiter hinunter, wird schneller, intensiver. Unsere Zungen umkreisen einander, unser Atem ist beinahe aufgebraucht, aber wir machen einfach weiter.
Seine Hand gleitet zu meinem Hintern und er hält ihn fest, die andere greift in mein Haar und zieht meinen Kopf zurück.
Es ist ein Feuer, das sich in mir entzündet. Und es sucht nach Sauerstoff, gemischt mit Adrenalin.
Ich presse meine Schenkel zusammen, um der Nässe und dem Kribbeln zu entkommen, aber es nützt nichts. Schwer atmend sehen wir uns an, und ich beginne breit zu lächeln.
Verdammte Scheiße.
»Allein das war es wert, diesen beschissenen Anzug anzuziehen und mich hierher schleppen zu lassen. Der einzige Moment der sich nicht wie Zeitverschwendung anfühlt. Du bist der einzige Grund, warum ich mich freiwillig wieder in dieses Kaff bewegen würde.« Ich kann die Erregung in seiner rauen Stimme hören und muss meine Augen zusammenkneifen, um nicht wieder über ihn herzufallen.
Was zum Teufel ist nur los mit mir?
»Scheiße, sogar mich hat das geil gemacht.«
Ich löse mich ruckartig von Valerian und schaue zum Eingang des Restaurants, wo Jasper mit einer Zigarette im Mund an der Wand lehnt und uns ansieht. Hat er uns die ganze Zeit über beobachtet?
Fuck.
Ich lache nervös und gehe noch ein paar Schritte zurück, aber Valerian hält mich davon ab, ergreift meine Hand und zieht mich wieder an sich. »Nicht so schüchtern, kleine Mar«, flüstert er mir ins Ohr, aber ich schaue zwischen ihm und Jasper hin und her. »Er war die ganze Zeit hier.«
»Und was hat er gesehen? Dass wir Spaß miteinander haben? Du musst dich nicht schämen, ich wette, er hat noch perverse Gedanken in seinem kleinen Köpfchen.«
Er zieht mich hinter sich her und ich schätze, ich lasse es einfach geschehen, weil ich zu überwältigt bin, um mich zu wehren. Wir gehen zu Japser auf die Veranda des Restaurants und ich lehne mich an das Geländer, um wenigstens etwas Abstand zu gewinnen und tief durchzuatmen.
»Ich wollte dich nicht unwohl fühlen lassen«, höre ich Jasper sagen, und ich hebe meinen Blick - sehe ihn zögernd an.
Jasper Bailey im Anzug sieht aus wie ein Musikvideo, das auf MTV läuft, während du Chips aus der Tüte isst und dich fragst, ob das gerade dein Leben ist.
Er ist riesig. Wie jemand, der Basketball spielt aber nicht oft darüber redet. Seine braunen Haare stehen ihm in alle Richtungen ab, zerzaust wie immer, als hätte der Wind mit ihm Flaschendrehen gespielt. Aber seine braunen Augen sind noch immer so wie früher - warm und loyal - und als sie mich für einen Moment ansehen vergesse ich, dass er nicht in gewohnten Jeans und seinem locker sitzenden Tanktop vor mir steht. Stattdessen trägt er ebenfalls diesen Anzug, die Krawatte lose gebunden, als würde er sie sich jederzeit vom Hals reißen wollen.
Er sieht gut aus, viel zu gut.
Trotzdem wirkt er so, als würde er sich lieber wieder in seine gemütlichen Shorts schmeißen, mit einem Lächeln, dass gleichzeitig »Ich nehme dich nicht ernst« und »Ich würd für dich in den Krieg ziehen« sagen kann.
»Ist schon in Ordnung, denke ich.« Valerian zündet sich eine neue Zigarette an und bietet mir eine an, aber ich lehne schnell ab.
Ich schaue zwischen den beiden Männern vor mir hin und her.
Ich sollte nach Hause gehen.
Ja, das sollte ich tun.
Aber ich habe das Gefühl, dass ich am Geländer klebe und ihre intensiven, einnehmenden Blicke mich festhalten.
Überwältigt reibe ich mir die nackten Arme.
»Wann kommt Lay?« wendet sich Valerian an seinen Freund, der mit den Schultern zuckt und einen weiteren Zug nimmt. »Müsste bald raus kommen. Er scheint noch weniger Lust zu haben, hier unter den Idioten zu sitzen, seit Marra den Saal verlassen hat.«
Ich schlucke bei seinen Worten, schaue zu den Laternen und blinzle.
Ich weiß, dass seine Worte meine Aufmerksamkeit erregen sollten - und sie haben funktioniert.
»Wie kommt es, dass ihr in den letzten Jahren nie hier wart?« sage ich, ohne sie anzuschauen, »wenn ich fragen darf«.
Valerian bläst eine Rauchwolke aus und grinst schief. »Hier gibt es nichts für uns.« Jasper wirft ihm einen warnenden Blick zu, den er aber gekonnt ignoriert.
»Lay und Val hatten schon Monate vor unserem Abschluss vor, abzuhauen und eine Karriere aufzubauen. Als Jadie und ich uns getrennt haben, habe ich nicht lange überlegt und bin mit ihnen gegangen. Und es ist nicht einfach, ein Unternehmen aufzubauen, selbst zu dritt. Aber es hat geklappt.«
Ja, und zwar ziemlich gut, wie ich sehe. Valerian trägt eine teure Armbanduhr an seinem linken Handgelenk, und auch wenn er den Anzug nicht wirklich mag, ist er doch sehr teuer. Nicht, dass ich etwas darüber wüsste, aber ich weiß, dass mein Vater ewig für meinen Abschluss sparen musste, um sich einen Anzug leisten zu können.
»Die Crashkurse über Aktien in Informatik haben wohl doch geholfen«, scherze ich und hoffe, dass ich nicht völlig vom Thema abschweife. Aber Valerian grinst noch breiter über meine Worte und Jasper nickt leicht lachend. »Das kann man wohl sagen. Kings Strategies, die Firma, dreht sich rum um Aktien und Finanzen. Wir spielen Schach mit dem Finanzmarkt, nicht Poker. Val denkt sich Strategien aus, Lay liest die Zahlen, und ich… naja, ich sorge dafür, dass der Laden läuft. Wir helfen den Reichen, noch reicher zu werden und verdienen dabei mehr, als gut für uns ist. Es ist aber auch unfassbar zeitaufwendig. Selbst wenn wir gewollt hätten, hätten wir einfach keine Zeit gehabt Asheville zu besuchen.«
»Die wir definitiv nicht hatten - Lust, meine ich. Es ist schrecklich hier. Wir haben nicht einmal eine Bleibe für die Nacht«, unterbricht ihn Valerian und wirft die Zigarette über das Geländer in das Blumenbeet.
»Warum seid ihr dann hier?« frage ich. Ich gehe erst gar nicht auf diese ganze Finanz-Sache ein, denn ich verstehe sowieso nicht einmal die Hälfte von dem, was Jasper versucht mir zu erklären. Meine Arme sind von einer Gänsehaut überzogen und ich reibe sie sanft, um ein wenig Wärme zurückzugewinnen.