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Why choose, when you don't have to? – Die spicy Fake-Dating- und Sports-Romance von Bestsellerautorin Lauren Blakely Als Trina von ihrem Freund betrogen wird, nimmt sie bei ihrem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung nicht nur ihren über alles geliebten Hund Nacho mit, sondern klaut kurzerhand auch Jaspers VIP-Tickets für ein Meet & Greet mit den zwei heißesten Eishockeyspielern, die ihr jemals begegnet sind. Die Chemie zwischen Trina, Ryker und Chase stimmt sofort. Doch dass der heiße One-Night-Stand zu dritt dazu führt, dass die beiden NHL-Spieler wollen, dass sie für eine Woche in ihre Wohnung zieht und sich gar als ihr jeweiliges Date ausgibt, damit hat Trina selbst in ihren heißesten Träumen nicht gerechnet … Diese Eishockey- und Roomies-to-Lovers-Romance ist ein Must-Read für Fans von Lily Gold
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Seitenzahl: 473
Veröffentlichungsjahr: 2025
Double Pucked
Lauren Blakely liebt es Romane zu schreiben, die cute und spicy zugleich sind. Ihre Bücher sind USA Today-Bestseller und sie stand mit 14 Titeln auf der New York Times-Bestsellerliste. Sie hat mehr als fünf Millionen Bücher verkauft. Lauren ist Absolventin der Brown University, mag weiche Hunde, leckere Kuchen und Show-Musik und ist überzeugte Vegetarierin.
Why choose, when you don’t have to? – Die spicy Fake-Dating- und Sports-Romance von Bestsellerautorin Lauren Blakely
Als Trina von ihrem Freund betrogen wird, nimmt sie bei ihrem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung nicht nur ihren über alles geliebten Hund Nacho mit, sondern klaut kurzerhand auch Jaspers VIP-Tickets für ein Meet & Greet mit den zwei heißesten Eishockeyspielern, die ihr jemals begegnet sind. Die Chemie zwischen Trina, Ryker und Chase stimmt sofort. Doch dass der heiße One-Night-Stand zu dritt dazu führt, dass die beiden NHL-Spieler wollen, dass sie für eine Woche in ihre Wohnung zieht und sich gar als ihr jeweiliges Date ausgibt, damit hat Trina selbst in ihren heißesten Träumen nicht gerechnet …
Diese Eishockey- und Roomies-to-Lovers-Romance ist ein Must-Read für Fans von Lily Gold
Lauren Blakely
Roman
Aus dem Englischen von Marie Bäumer
Forever by Ullsteinforever.ullstein.de
Deutsche Erstausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinMärz 2025© 2025 für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Friedrichstraße 126, 10117 Berlin© 2023 Lauren Blakely Die englische Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel: Double PuckedWir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Umschlaggestaltung: zero-media.net, München, nach einer Vorlage von © Kylie SekE-Book powered by pepyrus
ISBN 978-3-95818-812-9
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Das Buch
Titelseite
Impressum
Kapitel 1: Der Hund hat meine Unterwäsche gefressen
Kapitel 2: Sie mag beide
Kapitel 3: Sexfleisch
Kapitel 4: Eine verdammt mutige Aktion
Kapitel 5: Erzähl uns alles
Kapitel 6: Lecken, trinken, lutschen
Kapitel 7: Orgasmus-Vermittler
Kapitel 8: Ein Bagel mit allem
Kapitel 9: Das Schlupfloch
Kapitel 10: Ein Trumpf in der Hand
Kapitel 11: Meine Pancakes-Ära
Kapitel 12: Ein Einweihungsgeschenk
Kapitel 13: Besuch von einem Drachen
Kapitel 14: Ein heimlicher Nerd
Kapitel 15: Das G-Wort
Kapitel 16: Bossbabe
Kapitel 17: Weit öffnen
Kapitel 18: Lebenskink
Kapitel 19: Ein Geschenk von den Eishockey-Jungs
Kapitel 20: Ein guter Morgen für mich
Kapitel 21: Meine digitale Stylistin
Kapitel 22: Die Frage nach der Freundin
Kapitel 23: Spielzeug, Spielzeug, Spielzeug
Kapitel 24: Eine Grundregel für eine Grundregel
Kapitel 25: Ein neuer Pakt
Kapitel 26: Morgenlatte
Kapitel 27: The Shirtless Cooks
Kapitel 28: Klopf, klopf
Kapitel 29: Der Page Turners Buchclub
Kapitel 30: Fünf Chilischoten
Kapitel 31: Unser privates Date
Kapitel 32: Ein Königinnen-Schachzug
Kapitel 33: Wie?
Kapitel 34: Hals über Kopf
Kapitel 35: Unglücksbringerin
Kapitel 36: Ein Kleid als Taschentuch
Kapitel 37: Ich bin das Arschloch
Kapitel 38: Damit habe ich nicht gerechnet
Kapitel 39: Es ist kompliziert
Kapitel 40: Was, wenn doch?
Kapitel 41: Die große Frage
Kapitel 42: Book-Boyfriend-Move
Kapitel 43: Wiedervereint
Kapitel 44: Gleichzeitig?
Epilog: Zwei Rivalen und ihre Freundin
Ein weiterer Epilog: Die zweifache Spielerfrau
Danksagungen
Leseprobe: Faking With Benefits
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Kapitel 1: Der Hund hat meine Unterwäsche gefressen
Für alle Mädchen, die es wagen, große, schmutzige, dreckige, fabelhafte Träume zu träumen!
Mit Dank an Dr. Hunter Finn für sein Valentinstagsvideo.
Lasst mich an dieser Stelle fürs Protokoll festhalten, dass ich meinen Hund über alles liebe. Dieser kleine Zwergpinschermischling ist mein Baby, mit seinen drei Beinen, seinen sabbernden Küssen und seiner Art, sich unter meiner Bettdecke zu verkriechen und die ganze Nacht mit mir zu kuscheln.
Aber es gibt eine Sache, die ich an meinem Hund Nacho nicht mag. Er frisst meine Unterwäsche.
Man sollte meinen, dass ein 1,20 m hoher Wäschekorb mit Deckel ihn davon abhalten würde. Aber weit gefehlt.
Während neben ihm ein Eishockeyspiel im Fernsehen läuft, lümmelt sich der 10 Kilo schwere Unruhestifter in seinem Körbchen und leckt sich ohne jede Spur von Reue die Lippen, die Beute unseres Wäschekriegs zwischen den Pfoten. Schon wieder.
»Ernsthaft? Musstest du ausgerechnet den Zwickel rausreißen?«, frage ich, während ich mich bücke, um die Überreste des Höschens aufzuheben.
Er hat nicht einmal den Anstand, schuldbewusst dreinzublicken. Er wedelt nur mit dem Schwanz. Viel zu niedlich.
Vorsichtig zupfe ich die Überreste meiner rosa gepunkteten Boxershorts aus seinen perversen Pfoten, während mein Freund Jasper den Fernseher anbrüllt: »Soll das ein Witz sein? Das war ein Crosscheck.«
Mit einer Empörung, die nur die Spezies der fanatischen Sportfans kennt, die Trikots anderer Männer tragen, springt Jasper von der Couch auf, schnauzt die Schiedsrichter an, sagt ihnen, dass sie blind sind, dass er ihnen die Meinung geigen wird, wenn er Ende des Monats zum Spiel geht, und so weiter und so fort.
Es ist nur Eishockey. Wen interessiert’s? Nun, abgesehen von Jasper, wobei »interessieren« eine Untertreibung ist, um zu beschreiben, was er für Eishockey empfindet. Wenn ich so darüber nachdenke, trifft das sogar auf das Wort »besessen« zu. Mit der angefressenen Unterhose in der Hand gehe ich hinter der Couch entlang zum Mülleimer – nicht davor, sonst versperre ich ihm noch die Sicht. Ich wage es nicht, ihn während eines Eishockeykampfs zu stören. Oder heißt das Spiel? Jedenfalls bei dem, was die Jungs auf dem Bildschirm mit Stöcken und Eis und so machen.
»Schätze, ich werde später noch neue Unterhosen kaufen gehen«, sage ich zu mir selbst, während ich die Überreste meiner Würde in den Mülleimer werfe.
»Was, Babe?«, ruft Jasper, und das bedeutet dann wohl, dass es ein Crosscheck-Time-out gibt. Gibt es so etwas? Wer weiß.
Im Fernsehen läuft gerade ein Werbespot für Chicken Wings mit Zungen verbrennend scharfer Soße, als ich antworte: »Der Hund hat wieder mal meine Unterhose gefressen. Ich gehe gleich neue kaufen. Er hat diese Woche richtig zugeschlagen.«
»Oh, könntest du dieses Mal Tangas besorgen? Die sind heiß.«
Auf gar keinen Fall. »Ich will nicht den ganzen Tag im Buchladen das Gefühl haben, ich würde Zahnseide für den Hintern benutzen.«
»Aber du würdest so gut darin aussehen«, sagt er und schafft es dabei, seine Stimme gleichzeitig schmeichelnd und flehentlich klingen zu lassen. »Du könntest einen tragen, wenn wir in ein paar Wochen die VIP-Tickets haben.«
Oh, erinnere mich bloß nicht daran. Eines meiner Lebensziele ist es, jeglichen Besuch von Sportevents zu vermeiden. Natürlich musste ich mich ausgerechnet in einen Sportfanatiker verlieben. Aber ich werde das Spiel zu einem echten Erlebnis machen, an das er sich immer gerne zurückerinnern wird. Ich habe Jasper ein paar Trikots von beiden Teams und Pucks gekauft, und ich werde sie alle von den Spielern signieren lassen, als Überraschung für ihn.
»Verstehe ich das richtig?«, rufe ich, während ich mein Handy vom Tresen nehme. »Du willst, dass ich bei diesem VIP-Ding einen Tanga und sonst nichts trage?«
Er zwinkert mir zu. »Einen Tanga, ein kurzes Kleid und diese heiße Brille. Wow.«
Nun, die Brille muss ich immer tragen. Aber das sage ich nicht. »Klingt perfekt für ein Spiel auf dem Eis«, necke ich ihn, stecke mein Handy in die Tasche und greife nach meinem Portemonnaie und dem Schlüssel. Aber auf dem Weg zur Eingangstür unserer Wohnung im Mission District höre ich plötzlich ein furchtbares Geräusch. Ein trockenes Würgen, dann ein keuchendes Husten und schließlich ein schreckliches Japsen nach Luft.
Oh, nein! Mein Baby!
Ich drehe mich um. Nacho übergibt sich und spuckt Höschen-Teile aus, als würde ein Priester einen Unterwäsche-Exorzismus an seiner Speiseröhre durchführen.
Mein Herz rast vor Sorge. Mit einem Satz bin ich bei meinem Liebling, hebe ihn hoch und renne zum Tierarzt, der seine Praxis bei uns um die Ecke hat, während Jasper noch Schimpfwörter in Richtung Bildschirm brüllt.
»Er wird wieder gesund.«
Endlich kann ich aufatmen.
Ich lege dankbar meine Hände aneinander. »Vielen Dank, Dr. Lennox. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.« Dann verziehe ich das Gesicht vor Sorge. »Aber was mache ich, wenn Nacho es wieder tut? Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass er so viel davon frisst. Ich meine, wie viel Unterwäsche ist zu viel Unterwäsche? Er hat das schon mal gemacht, aber normalerweise frisst er nur …«
Ich halte inne, bevor ich das nächste Wort laut ausspreche. Den Zwickel. Ernsthaft. Wie eklig ist das denn? Mein Hund frisst den Zwickel meiner getragenen Unterhosen, und ich erzähle das gerade dem Kerl, der online als »Der heiße Tierarzt« bekannt ist, weil er Videos dreht, in denen er hilfreiche Tipps für Tierhalter gibt. Kein Wunder, dass meine ältere Schwester denkt, ich sei die Chaotin der Familie.
In diesem Moment hat sie nicht ganz unrecht.
Ich könnte genauso gut ein Schild für sein Video hochhalten, auf dem steht: »Dem Hund gefällt, wie ich schmecke.«
Ekelhaft.
Na ja, nicht ekelhaft. Ich bin sicher, dass ich fabelhaft schmecke. Aber ich möchte nicht mit dem Arzt meines Hundes darüber sprechen.
»Normalerweise fressen sie nur die Zwickel«, sagt er, und es ist dezent peinlich, das von ihm zu hören, auch wenn er diese Hundewahrheit mit völlig ernster Miene verkündet. »Aber ich möchte nicht, dass Sie sich Sorgen machen, Trina. Hunde fressen vieles, was kein klassisches Futter ist, und manchmal muss ihnen einfach der Magen ausgepumpt werden. Er ruht sich gerade aus, und Sie sollten ihn in einer halben Stunde wieder mit nach Hause nehmen können.« Er schenkt mir ein warmes Lächeln und legt eine Hand auf meinen Arm. »Außerdem war es nur ein Tanga.«
»Das ist gut«, sage ich und bin immer noch erleichtert, dass es Nacho gut geht und wir nicht mehr über den Zwickel meiner Unterhosen sprechen.
Wobei.
Moment.
Warte, verdammt noch mal.
Was hat er gerade gesagt? »Ein Tanga?«, frage ich. Ich klinge äußerst skeptisch, denn mein Hund hat ganz sicher keinen Tanga gefressen. Ich besitze keine Tangas.
Vielleicht ist Dr. Lennox einfach nicht gut darin, Frauenunterwäsche richtig einzuordnen. Ich meine, er wäre nicht der erste Mann, der einen Bikini- nicht von einem Cheeky-Schnitt oder ein High-Rise-Höschen nicht vom Hipster-Modell unterscheiden kann.
»Sie meinen, dass nur das übrig war, oder? Dass die Reste wie ein Tanga aussahen? Die pinke, gepunktete Unterhose? Den Rest habe ich zu Hause weggeworfen.«
Dr. Lennox legt den Kopf schief, als wäre ich diejenige, die hier Unsinn redet. »Da war ein winziges Stück Stoff, das pink war, und das hat er zuerst ausgespuckt. Aber dann war da noch ein rotes Spitzenstück. Das kam in drei Teilen heraus, aber ehrlich gesagt war es nicht so schwer, die Wörter zusammenzusetzen.«
»Die Wörter?«, frage ich und habe das Gefühl, dass er eine andere Sprache spricht.
Der Tierarzt hat den Anstand, mir nicht in die Augen zu schauen, während er sagt: »Auf der Vorderseite stand Böses Mädchen.«
Irgendwie schafft er es, das alles mit ernster Miene zu sagen. Was bedeuten muss, dass viele Hunde seltsame Dinge fressen und dass es eine wichtige Fähigkeit für einen Tierarzt ist, nicht zu lachen, wenn er erfährt, welche Art von Unterwäsche man trägt.
Und ich lache auch nicht.
Weil mein Hund nicht meine Unterwäsche gefressen hat.
Ich stehe mit offenem Mund da. Mein Herz weigert sich, zu verarbeiten, was er gerade gesagt hat. Aber in meinem Gehirn ist diese schreckliche Nachricht bereits angekommen. Und mein momentaner Schock mischt sich mit Schmerz, gefolgt von einem riesigen Ball Wut.
Mein Freund hat nicht nur eine andere Frau gevögelt.
Mein Freund, der meine Eltern bezirzt, meine knallharte Schwester für sich gewonnen und offensichtlich auch mich getäuscht hat, hat in unserer Wohnung eine andere Frau gevögelt.
Um die Sache noch schlimmer zu machen, hat dieser betrügerische Mistkerl von einem Freund dieses Böse Mädchen vor den Augen meines Hundes gevögelt.
Wobei.
Sagen wir lieber baldiger Ex-Freund.
»Ich kann das erklären.«
Es brodelt in mir, als Jasper diese vier furchtbaren Worte ausspricht. Sie sind der Todesstoß für jede Beziehung. Nicht, dass ich viel Hoffnung gehabt hätte, dass es irgendeine vernünftige Erklärung dafür geben könnte, dass das zerrissene Höschen einer anderen Frau im Verdauungstrakt meines geliebten Hundes war.
Aber weil ich mich auch als Teilzeit-Ermittlerin verstehe (und ich außerdem alle meine Freunde auf dem Enneagramm einordnen könnte), bin ich verdammt neugierig, wie Jasper diese schmutzige Wäsche erklären will.
Ich bin mittlerweile wieder zu Hause und stehe dem Mann gegenüber, von dem ich dachte, ich hätte mich in ihn verliebt. Während ich meinen Hund umklammere, der von den Medikamenten immer noch benommen ist, strecke ich meinen freien Arm aus und lade den stinkenden, nichtsnutzigen Betrüger so dazu ein, sich zu verteidigen – direkt hier im Wohnzimmer. Seinem Lieblingszimmer, denn dort steht das verdammte Symbol seiner wahren Liebe. Der Fernseher, auf dem jedes blöde Eishockeyspiel läuft.
»Schieß los«, zische ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Und vergiss nicht, dass ich ungefähr fünftausend Liebesromane gelesen habe, also kenne ich so ziemlich jede Ausrede. Aber bitte, leg gerne los.«
Doch ich habe die Beweisstücke. Mit denen habe ich ihn auch direkt konfrontiert, als ich vor zwei Minuten mit einem Plastikbeutel wedelnd zur Tür hereinkam und ihn kühl und gelassen fragte: »Weißt du zufällig, warum das Höschen einer anderen Frau im Bauch meines Hundes war?« Natürlich hatte ich den Beweis von Dr. Lennox mitgenommen. »Ich würde wirklich unglaublich gerne wissen, was für eine Erklärung du dafür hast.«
Jasper lehnt sich mit dem Rücken an die Wohnzimmerwand, direkt neben die gerahmten Eintrittskarten für das allererste Eishockeyspiel, zu dem ihn sein Vater mitgenommen hat. Ein paar Haarsträhnen lösen sich aus seinem Man Bun und rahmen sein schuldbewusstes Gesicht ein. Er muss so offensichtlich schlucken, dass es aussieht, als wäre ihm gerade ein Frosch den Hals hinaufgekrochen.
»Ich habe W-wäsche gewaschen«, beginnt er. »Neulich. Im Keller.« Das sagt er wohl für den Fall, dass ich nicht weiß, wo Waschmaschine und Trockner stehen. »Und unsere Nachbarin – weißt du, die Rothaarige aus dem zweiten Stock?«
Ich knurre. Die, deren Arsch er vor Kurzem erst angestarrt hat, als sie vor uns die Treppe hinaufging und sich erkundigte, wie es mit Nachos Slalomkurs läuft. Oje. Ich war auf das Hundegerede hereingefallen. »Delilah«, antworte ich wütend, aber die Wut gilt mir selbst. Warum habe ich mir nicht gleich gedacht, dass es was zu bedeuten hat, dass er ihren Hintern angafft? »Weiter.«
Mit einem rauen Schlucken fährt er fort. »Alle Maschinen waren voll, also habe ich gesagt, dass sie ihre Wäsche mit unserer waschen kann.«
»Wie nobel.«
Er atmet erleichtert auf, weil er den Sarkasmus in meiner Stimme nicht bemerkt hat. »Ja, oder? Ich wollte ihr nur helfen, Trina«, sagt er.
»Natürlich. Eine Waschmaschine zu teilen, ist nur nachbarschaftlich.«
Er riskiert ein Lächeln. »Ich bin froh, dass du das so siehst.«
Dieser Kerl. Er denkt, er kann mich zum Narren halten. Obwohl … Ich denke ein paar Sekunden lang nach. Ja, vielleicht wird das funktionieren. Ja, ich werde ihn denken lassen, dass ich ihm glaube.
Ich nehme einen freundlicheren Gesichtsausdruck an, als würde ich ihm das alles gerade abkaufen. »Du hast also deine Waschmaschine für sie geöffnet. Hast sie an einem vollen Schleudergang teilhaben lassen.«
»Genau«, sagt er, und ein noch breiteres Lächeln erhellt sein hübsches Gesicht. Was für ein verdammt hübsches Gesicht. Davon habe ich mich täuschen lassen.
Aber jetzt legt er mich nicht mehr rein. Ich fühle mich wie bei Law & Order. »Der Hund hat also die Unterhose aus der sauberen Wäsche geholt?«, frage ich unschuldig wie bei einem Zeugenverhör.
Jaspers strahlt mich an. »Ganz genau. Ich habe ihre Wäsche gewaschen. Und ihre Unterwäsche muss am Ende in unseren Wäschekorb gefallen sein«, sagt er und lacht, als wollte er sagen: »Unglaublich, was da schon wieder mit der Wäsche passiert ist.« Ja, bestimmt. Diese Unterhose hatte einen eigenen Willen und ist einfach in unseren Korb gesprungen. »Dann habe ich sie wieder hoch in die Wohnung gebracht, und der Hund muss sie geklaut haben.«
Ich atme tief ein. Mit diesem Märchen, das er mir da gerade erzählt, kann ich arbeiten. »Du bist also ein barmherziger Samariter«, sage ich und setze mein bestes Gott-sei-Dank-betrügt-mein-Freund-mich-nicht-Grinsen auf, bevor ich ihm ein neugieriges »Kein Fabelerzähler?« entgegenschleudere.
Er blinzelt und zieht die Stirn in Falten. »Was?«
»Ein kleiner Tipp. Es bedeutet nicht fabelhaft. Es kommt von dem Wort Fabel und meint, dass du dir Geschichten ausdenkst.«
Jasper hält seine Hände hoch, seine Lippen zittern. »Ich schwöre, sie musste nur ihre Wäsche waschen. Ich habe ihr einen Gefallen getan.«
»Oh, ich bin mir sicher, du warst äußerst zuvorkommend«, sage ich.
Er schüttelt energisch den Kopf. Er will es einfach nicht wahrhaben. »Ich habe die Unterhose versehentlich zu deinen Sachen gelegt. Dann ist Nacho einfach an deine Schublade gegangen und hat sie rausgeholt. Du weißt ja, wie er ist. Er steht total auf Unterwäsche.«
»Ja, ich weiß, wie er ist. Ich weiß genau, wie er ist«, sage ich, wobei meine Wut meinen Schmerz überdeckt. Ich gehe auf Jasper zu, durchquere das Wohnzimmer und setze meinen Schatz sicher in seinem Körbchen ab. »Und ich weiß ohne jeden Zweifel, dass du lügst. Willst du wissen, wieso?«
»Wieso?« Er schwankt ein wenig.
Ich atme tief durch. »Nacho frisst nur getragene Unterwäsche.«
Jaspers Gesichtszüge entgleisen. Er schluckt sichtlich, und dann beginnt der große Rückzieher. »Es ist nur ein einziges Mal passiert. Du hattest eine Signierstunde in der Buchhandlung. Wir haben uns zusammen ein Eishockeyspiel angesehen. Sie ist auch ein Eishockey-Fan. Es wird nicht wieder vorkommen.« Er schlägt die Hände zusammen, als würde er beten. »Bitte verzeih mir. Ich liebe dich so sehr.«
Ein Schluchzen droht, meine Kehle hinaufzuklettern. Es droht, mich dazu zu bringen, ihm zu glauben. Dass es eine einmalige Sache war, dass es nichts zu bedeuten hat, dass es nur ein Ausrutscher war.
Aber dieses Schluchzen kommt von meinem gebrochenen Herzen, nicht von meinem Kopf.
Als mein Blick auf die gerahmten Eintrittskarten hinter ihm fällt, auf seinen wertvollen Eishockey-Krimskrams, übernimmt mein Kopf die Kontrolle und sagt zu meinem dummen Herzen: Lass nur, ich mach das schon. »Ich werde darüber nachdenken«, sage ich vorsichtig und ohne jegliche Emotion in der Stimme. »Aber ich brauche ein paar Stunden für mich allein.« Ich schiebe meine zitternde Unterlippe vor. »Kannst du das für mich tun, Baby?«
Er nickt sofort, offensichtlich bereit, alles zu tun, was nötig ist, und sieht mich mit einem Hundeblick an. »Ich will nur nicht, dass du ausziehst. Ich meine, wir machen das echt toll zusammen, können uns zusammen die Miete leisten. Gemeinsamer Lebensplan und so, Babe.«
In unserem Lebensplan war aber dein Schwanz nicht in einer anderen Frau und ihr Höschen nicht im Bauch meines Hundes.
Wie durch ein Wunder sage ich das nicht, obwohl ich den Impuls, Vasen, Schüsseln oder Tassen nach einem betrügenden Ex zu werfen, den so viele Frauen vor mir schon hatten, in diesem Moment vollkommen verstehen kann. Aber das werde ich nicht tun. Ich werde ihn dort treffen, wo es wehtut. So wie er mich mitten ins Herz getroffen hat, als er meinen Hund in die Sache hineingezogen hat. »Ich weiß. Ich werde nur ein bisschen Yoga machen«, lüge ich.
»Auf jeden Fall, Babe. Was auch immer du tun musst. Danke, dass du darüber nachdenkst, mir zu verzeihen. Es wird nie wieder vorkommen.« Mit eingezogenem Schwanz zieht er ab – dieser Lügner.
Sobald sich die Tür schließt, atme ich tief durch, lasse ein paar Tränen die Wangen runterrollen und sage meinen Gefühlen dann, sie sollen sich verziehen.
Die nächste Stunde verbringe ich damit, Verstärkung zu rufen, einen Plan zu entwerfen, alle meine Klamotten zu packen, mir meinen Laptop zu schnappen und meine Bücher, Kerzen, Lotionen und Cremes mitzunehmen.
Als ich fertig bin, öffne ich meinen Kleiderschrank, um einen letzten Blick hineinzuwerfen, und entdecke die Tasche mit all den blöden Trikots und Pucks, die ich für ihn gekauft habe. Die bekommt er jetzt auf keinen Fall. Ich will sie zwar nicht haben, aber ich werde sie garantiert nicht zurücklassen, damit er sie Delilah, dem Eishockeyfan, schenken oder sie selbst tragen kann. Ich greife nach der Tasche und spüre einen Kloß im Hals. Ich weine schon die ganze Zeit und wische mir die Tränen mit unzähligen Taschentüchern unter meiner Brille weg. Es sind Tränen des Schmerzes, aber auch Tränen der Wut.
Ich sammle Nachos Spielsachen, sein Fressen und seine Jäckchen ein und erkläre meinem Liebling, dass wir für ein paar Tage bei meiner Freundin Aubrey bleiben werden. Er wedelt mit dem Schwanz, als Aubrey eine SMS schickt, dass sie gerade unten vorfährt.
Ich überprüfe ein letztes Mal das Schlafzimmer, um sicherzugehen, dass ich alles mitgenommen habe, als ich etwas Weißes und Glänzendes unter Jaspers Nachttischlampe entdecke. Ich gehe hinüber und inspiziere die schwarz umrandete Karte.
Ooh.
Es sind die VIP-Tickets, die er gewonnen hat, um einen Abend mit dem Star-Mittelstürmer der San Francisco Sea Dogs und seinem Stadtrivalen, dem Top-Verteidiger der California Avengers, zu verbringen.
Mit einem bösen Lächeln stopfe ich sie in meinen BH und verschwinde mit allem, was mir wichtig ist, und mit der einen Sache, die ihm am wichtigsten ist.
An diesem Abend verschlingen wir bei Aubrey zu Hause eine Packung Eis und eine halbe Flasche Wein – na gut, eine ganze Flasche. Nacho liegt noch ein wenig schläfrig neben mir auf der Couch, seine Schnauze ruht auf meinem Oberschenkel. Während ich seinen weichen Kopf streichle, legt Aubrey entschlossen die Eispackung und ihren Löffel beiseite.
»Okay, genug Selbstmitleid. Schauen wir mal, wen du treffen wirst, während Jasper in der Ecke sitzt und weint.«
Die Vorstellung, wie er wie ein Riesenbaby über seine verlorenen Eishockeytickets schluchzt, hebt meine Stimmung sofort, also greife ich nach meinem Handy und googele die Namen der beiden Spieler, die ich in zwei Wochen treffen werde.
Und … oh. Was sagt man dazu? Die sind gar nicht so übel.
»Schau sie dir an«, sage ich.
Chase Weston ist der Goldjunge und Mittelstürmer der Sea Dogs, mit warmen braunen Augen und einem Lächeln, das einem das Höschen feucht werden lässt.
Ryker Samuels ist der dunkelhaarige, bärtige und verboten mürrische Defensivspieler der Avengers.
Aubrey pfeift anerkennend, als sie einen Blick auf die Fotos wirft. »Die sind zum Anbeißen«, sagt sie und wirft mir einen frechen Blick zu. »Du musst dich unheimlich sexy anziehen und jede Menge Selfies mit ihnen schießen, um deinen Ex eifersüchtig zu machen.«
»Ja. Ja, das muss ich.«
Zwei Wochen später
»Oh, Mann. Das muss doch wehtun«, sage ich zu mir selbst, während ich in den fünfzigsten Stock klettere.
Ich schwitze eimerweise und lache mich kaputt, während ich mir ein lustiges Tierarztvideo auf meinem Handy anschaue. Das ist eine verdammt gute Art, einen verdammt guten Morgen zu beginnen, und es wird ein verdammt guter Tag werden. Mein Eishockeyteam spielt heute Abend gegen unsere Stadtrivalen, und mein Plan für das Spiel ist einfach – ich werde sie fertigmachen.
Aber zuerst muss ich meinem Kumpel dieses Video zeigen. Ich ziehe meine Ohrstöpsel heraus und wedele mit einer Hand vor dem Gesicht des stämmigen Kerls auf dem StairMaster neben mir. »Samuels«, blaffe ich.
Mein Freund, der außerdem der Star-Verteidiger unserer Stadtrivalen ist, dreht langsam seinen Kopf zu mir und zieht eine Augenbraue nach oben. Der Kerl könnte kein besseres Pokerface aufsetzen, selbst wenn er es versuchen würde. Während ich eine weitere Etage hinaufsteige, signalisiere ich dem verdammten Idioten, dass er seine Ohrstöpsel herausnehmen soll.
Als hätte ich ihn gebeten, mir eine seiner Gliedmaßen zu überlassen, lässt sich Ryker viel Zeit damit, einen der Ohrstöpsel herauszunehmen. »Ich hoffe, du hast einen guten Grund, mich zu stören, Weston. Ich war gerade dabei, die Etymologie des Wortes Avocado zu lernen.«
Ich verdrehe die Augen. »Wir haben es verstanden. Dein Gehirn ist riesig. Du weißt, was man über Leute sagt, die ein großes Gehirn haben.«
»Ja. Es gab eine Studie, die gezeigt hat, dass die Größe des Schwanzes eines Mannes proportional zur Größe seines Gehirns ist. Also …«
Ich schüttle den Kopf. »Ich habe die gleiche Studie gesehen, und es ging um die Größe seines Musikantenknochens. Schwanz zu Musikantenknochen, und die sind bei mir beide riesig … Außerdem wollte ich eigentlich sagen … dass es bedeutet, dass du große Hüte trägst.«
Mit einem mürrischen Blick, den er seit seiner Kindheit perfektioniert hat – ernsthaft, Ryker hat unseren Mathelehrer in der fünften Klasse mit diesem Blick in die Knie gezwungen -, sagt er: »Wie auch immer, kann ich den Ohrstöpsel jetzt wieder reinstecken und meinen Podcast beenden? Das würde ich nämlich gerne tun.«
»Schau dir erst mal das hier an«, sage ich und wedle mit dem Handy vor seiner Nase. Während ich ein weiteres Stockwerk erklimme, mit hohem Puls und brennenden Beinen, schiebe ich ihm den Bildschirm zu. »Dieser bekannte Tierarzt hat vor ein paar Tagen ein Video gepostet, in dem er sagt …« Ich halte inne, um mich zu räuspern. »Es war ein guter Tag. Ich habe es geschafft, einen Hund dazu zu bringen, einen Schlüpfer auszukotzen. Aber da es nicht die Unterhose der Besitzerin war, kann man mit Sicherheit sagen, dass jemand einen noch schlechteren Tag hatte als der Hund.« Ich stoße einen langen Luftstrom aus und schüttle den Kopf. »Kannst du das glauben?«
»Menschen sind Arschlöcher«, schnaubt mein Kumpel, was sein Mantra ist, seit sein Vater abgehauen ist.
»Nur eine Handvoll«, sage ich, da wir in Sachen Menschheit nicht einer Meinung sind, aber hey, genau das macht es ja so lustig, ihn zu ärgern.
Er kneift die Augen zusammen. »Hast du mir sonst noch etwas zu sagen, oder kann ich jetzt weiter Wörter lernen, und du kannst dir Hundevideos ansehen?«
»Ich mag Hunde«, sage ich abwehrend. Dann füge ich etwas überheblich hinzu: »Und ich gewinne gern. Und genau das habe ich heute Abend vor, wenn wir euch auf dem Eis eine richtige Abreibung verpassen.«
Ich stecke meine Ohrstöpsel wieder rein und versuche, ihn weiter im Treppensteigen zu schlagen. Das ist eine ungeschriebene Regel, wenn zwei Profisportler nebeneinander trainieren. Du musst den anderen übertrumpfen. Mehr heben, weiter klettern, schneller laufen.
Das schaffe ich immer.
Mit hohem Puls jage ich dem Himmel entgegen, während ich einem Rudel Border Collies beim Frisbee-Fangen zusehe. Eines Tages werde ich einen Hund adoptieren können, der Kunststücke und so was machen kann.
Aber nicht in näherer Zukunft, denn Eishockey steht für mich an erster, zweiter und dritter Stelle. Es bedeutet mir alles, und es lässt mich ein Versprechen erfüllen, das ich vor Jahren gegeben habe. Ein Versprechen, das ich immer einhalten werde.
Als ich mich dem Ende meines Kardiotrainings nähere, vibriert mein Handy. Ich werfe einen Blick auf die SMS, die auf dem Display erscheint. Sie ist von Gianna, der Pressesprecherin der Sea Dogs.
Gianna: Vergiss nicht, dass heute Abend nach dem Spiel die VIP-Veranstaltung stattfindet! Zeig dich von deiner besten Seite.
Ich muss über ihre Nachricht schmunzeln und antworte: »Das tue ich doch immer.« Aber bevor ich meine Antwort abschicken kann, hat sie schon wieder geschrieben.
Gianna: Kleiner Spaß. Ich weiß, das tust du immer, Chase.
Sie hat recht. Ich bin stolz auf meinen Ruf, ein guter Kerl zu sein. Er ist enorm praktisch. Er hilft mir, alle Rechnungen zu bezahlen und mich um meine Mutter und meine jüngeren Brüder zu kümmern. Deshalb tue ich alles, was ich kann, um diesen Ruf beizubehalten. Ich bin die treibende Kraft hinter dem Hockey-Hotties-Kalender, mit dem wir Geld für den Jugendsport und für Hunde in Not sammeln, und ich habe ein verdammt gutes Lächeln. Es strahlt. Und ich spreche immer mit der Presse, auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die Medien nicht immer freundlich sind. Das ist okay – es ist einfach Teil des Spiels.
Chase: Keine Sorge, G. Ich habe alles im Griff.
Gianna: Du bist der Beste. P.S.: Sag Ryker, er soll lächeln. Kein Knurrkönig heute Abend.
Autsch. Aber ein bekannter Hockey-Podcaster hat ihm diesen Spitznamen verpasst, und wenn der Schlittschuh nun mal passt …
Chase: Ich werde es ihm auf jeden Fall sagen. Ich trainiere gerade mit ihm.
Gianna: Das habe ich mir schon gedacht! Aber denk dran, auf dem Eis seid ihr Rivalen.
Chase: Das steht auch auf meinem Stanley Cup.
Ich beende den Austausch und das Training und drücke auf den Stopp-Knopf auf dem Armaturenbrett des StairMaster.
Ryker tut es mir gleich. »Ich habe mehr Stockwerke geschafft als du.«
Ich schaue auf seinen Bildschirm. »Verdammt«, murmle ich.
Wir verlassen das Fitnessstudio und biegen in die Fillmore Street ein, wo wir in Richtung Doctor Insomnia’s Tea and Coffee Emporium gehen. Nach einem guten Training haben wir uns eine gute Tasse Kaffee verdient. Und in diesem Laden bin ich Stammgast. »Folgendes. Du musst heute Abend ein Sonnenschein sein.«
Er knurrt.
»Nein. Kein Knurren. Benutz die hochgestochenen Wörter, die in deinem großen Gehirn sind, wenn wir unseren Gast treffen.«
Er kneift die Augen zusammen, schiebt dann eine Pilotenbrille darüber und gibt ein bedrohliches Knurren von sich. Als ob er mir Angst einjagen könnte. »Komm schon. Du schaffst das schon. Sei lieb und sag, dass du heute Abend der Sonne Konkurrenz machen wirst.«
Mit einem Todesblick – ja, ich kann erkennen, dass da Dolche hinter seiner verspiegelten Sonnenbrille sind – sagt er: »Ich werde heute Abend so verdammt luminös sein.«
Ich winde mich. »Sei nicht ominös. Sei einfach nett.«
Er lacht leise. »Luminös bedeutet leuchtend. Wie die Sonne. Also genau das, was du gesagt hast.«
Als würde es in Zeitlupe passieren, hebe ich meinen Mittelfinger. »Und das bedeutet: Verpiss dich, du Besserwisser.«
»Oh, war es schwer für dich, etwas Neues zu lernen? Macht dich das wahnsinnig?«
Ich schnaube. »Weißt du, was mich wahnsinnig macht? Wenn du dich aufführst, als wärst du ein cholerisches Arschloch«, sage ich und schleudere ihm eines seiner ausgefallenen Wörter entgegen.
Ryker verzieht das Gesicht zu einem seltenen Grinsen. »Siehst du? Meine Besserwisserei färbt auf dich ab. Überraschend für einen Golden Retriever.«
»Du meinst wohl Teamkapitän? So steht es nämlich auf meinem Trikot.«
Er knurrt wieder. Aber ich lasse mich von seiner mürrischen Art nicht täuschen. Nur eine Sache, die ich getan habe, hat Ryker jemals wirklich verärgert. Das war vor einem Jahr, als er dachte, ich hätte ihm seine Freundin ausgespannt. Der Kerl hat eine Woche lang nicht mit mir gesprochen. Aber ich wusste nicht, dass Abby und er zusammen waren, und ich werde so etwas nie wieder tun. Wir haben schließlich einen Pakt geschlossen. »Übrigens, wie ist die Etymologie von Avocado?«, frage ich.
Das muntert ihn auf. »Es kommt von einem aztekischen Wort für Hoden.«
Ich erschaudere. »Und das ist der Grund, weshalb ich deine komischen Wörter nicht zu lernen brauche.«
Zehn Stunden später stehe ich in meiner Ausrüstung am Spielfeldrand und bin bereit, die Avengers zu vernichten. Das Spiel beginnt in zwanzig Minuten. Aber vorher tippt mein Torwart mit seinem Stock auf mein Knie.
»Hör mal«, beginnt Erik von seinem Platz auf der Bank neben mir. »Lisette möchte wissen, ob du nächstes Wochenende am Singles-Tisch sitzen möchtest? Sie sagt, das wird bestimmt lustig.«
Lustig und Singles-Tisch sind zwei Wörter, die ich noch nicht oft im selben Satz gehört habe. Aber so ist meine Cousine Lisette nun mal. Ich habe sie vor ein paar Jahren zu einem Grillfest bei mir zu Hause eingeladen, und sie hat sich auf Anhieb gut mit meinem Teamkollegen verstanden. »War der Tisch neben dem Müllcontainer in der dunklen Gasse nicht verfügbar?«
Er verdreht die Augen. »Sie will dich ein paar ihrer Freundinnen vorstellen.«
Jap. Ich wusste, dass das kommen würde. Seit Erik ihr den Antrag gemacht hat, versucht meine Cousine, sich zu revanchieren, indem sie mich mit jemandem verkuppelt. »Lass mich darüber nachdenken, während wir spielen. Und du solltest das auch tun«, sage ich trocken.
»Verpiss dich. Das ist meine Art, mich auf das Spiel einzustellen«, sagt er.
Ich lächle. »Ich weiß, Mann. Ich weiß. Deshalb tu ich dir ja den Gefallen.«
Erik redet vor einem Spiel nie über Eishockey, also quatschen wir noch ein bisschen, bis Gianna und Ryker von der Tribüne aus auf uns zugelaufen kommen, jeweils aus entgegengesetzten Richtungen. Obwohl Ryker in der anderen Mannschaft ist, kommt er auf Anweisung seines Agenten für ein Foto zu mir, denn der Typ zwingt ihn, heute Abend dieses Event mit mir zu machen. Ich springe auf und entferne mich von Erik und den anderen Jungs.
»Unser VIP-Gast ist eingetroffen«, sagt Gianna mit einem strahlenden Lächeln zu Ryker und mir. »Na ja, eine von ihnen. Ihr Name ist Trina, und ich hole sie gleich ab. Kurz zu eurer Information – sie trifft sich mit ihrer Freundin Aubrey hier, aber wir werden vor dem Spiel nur ein Foto mit Trina machen, weil sie diejenige ist, die die Karten gewonnen hat. Ich habe mit dem Pressesprecher der Avengers gesprochen, und Oliver möchte, dass du«, sagt sie und sieht dabei Ryker an, »die ganze Sache mit der freundschaftlichen Rivalität in Angriff nimmst. Hast du das verstanden?«
Ryker nickt knapp, sagt aber nichts.
Gianna fährt fort: »Nach dem Spiel geht ihr beide dann mit Trina und ihrer Freundin in die Bar, die sie ausgewählt haben, um dort eurer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen.«
Sex. Das ist meine Lieblingsbeschäftigung. Ich sage das nicht laut, aber ich denke es, verdammt. »Tischtennis«, antworte ich fröhlich.
»Billard«, sagt Ryker.
»Ich meinte Barspiele.« Gianna lacht. »Seid ihr beide euch jemals bei etwas einig?«
Wir sehen uns mit versteinerten Mienen an. »Eishockey ist der beste Sport«, sage ich.
»Aber das war’s dann auch schon«, fügt Ryker hinzu, obwohl wir uns in Wahrheit bei einer Menge Dinge einig sind. Dass man sich um seine Mutter kümmern, auf seine kleinen Geschwister aufpassen und in jedem Drittel des Spiels alles geben sollte, um nur ein paar Dinge zu nennen.
Ich kenne Ryker, seit wir sechs Jahre alt sind, weil wir im selben Viertel in Denver aufgewachsen sind. Unsere Mütter waren und sind bis heute noch beste Freundinnen.
Aber ihn zu ärgern ist ein tägliches Hobby, dem ich mich hingebungsvoll widme. Erst recht, wenn wir uns auf dem Eis gegenüberstehen. Während Gianna geht, um unseren VIP-Gast zu holen, diskutieren wir über Barspiele. »Tischtennis ist viel besser. Es macht Spaß, ist schnell, und man kann einen winzigen weißen Ball durch die Gegend schlagen«, argumentiere ich.
»Billard erfordert Strategie«, wirft Ryker ein.
Wir streiten noch ein bisschen darüber, welches Hobby besser ist, bis eine warme, weibliche Stimme meine Ohren erreicht und sagt: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich beide mögen werde.«
Ich wende mich der hübschen Stimme zu und halte verdammt noch mal die Klappe, denn …
Sie ist ein echter Hingucker.
Eine Frau mit kastanienbraunen, welligen Haaren, vollen roten Lippen und einem verschmitzten Lächeln steht einen Meter von uns entfernt. Sie trägt Jeans, die sich eng an ihre Hüften schmiegen, und süße kleine Stiefeletten, dazu ein Chase-Weston-Trikot und eine Ryker-Samuels-Jacke. Es gibt nichts, was sexyer ist als eine Frau mit meinem Namen auf ihrem Rücken. Keine Spitzenbodys. Keine Strümpfe. Nope. Mein Trikot ist das Schärfste, was eine Frau tragen kann. Unsere Uniform steht ihr perfekt.
Gianna steht neben ihr und stellt uns kurz vor. Trina streckt ihre linke Hand aus, wechselt dann aber schnell und bietet stattdessen ihre rechte an.
Sie wirkt ein bisschen unbeholfen. Was sie nur noch attraktiver macht. Nachdem wir uns die Hand geschüttelt haben, deute ich mit dem Kopf zu ihrem Outfit. »Du bist quasi ein Weston/Samuels-Sandwich.«
Sie grinst und streicht erst über die Jacke, dann berührt sie den Ausschnitt des Trikots. »Was sagt man dazu? Ich schätze, das bin ich. Kein schlechtes Outfit.«
»Ganz und gar nicht«, sagt Ryker, und wow. Das ist mehr, als ich von ihm zu hören erwartet hatte. In letzter Zeit sagt er zu seinen Fans kaum mehr als Danke.
Aber sobald Ryker diese vier Worte gesagt hat, wendet die Schönheit ihren Blick von ihm zu mir und wieder zurück. Sie hat neugierige hellgrüne Augen hinter dieser roten Cat-Eye-Brille. Ich habe eine echte Schwäche für Augen.
Dann blinzle ich. Oh, Mist. Ryker starrt sie an, als könne er nicht wegsehen. Er findet auch, dass sie unwiderstehlich ist.
Und der verdammt tolle Tag, den ich geplant hatte, wird in dem Moment auf Eis gelegt.
Ich sage ja nicht, dass ich plötzlich auf Eishockey stehe oder so was Verrücktes. Aber es macht mir definitiv nichts aus, zwischen diesen beiden großen Kerlen eingequetscht zu sein. Ich meine, gut. Sie haben eine Menge Ausrüstung an. Schulterpolster und so.
Aber trotzdem.
Sie riechen gut.
Ist es normal, vor einem Spiel gut zu riechen? Keine Ahnung, aber der Bärtige riecht wie ein Wald, und der Braunäugige erinnert mich an eine Meeresbrise.
Ich atme verstohlen ihren Duft ein, während ich in die Kamera lächle, eingepfercht zwischen den Idolen meines Ex-Freundes hier auf der Spielerbank.
Der Spielerbank.
Es wird mir so was von gar nichts ausmachen, dieses Foto in, sagen wir, zwei Minuten auf Social Media zu posten.
Nimm das, Jasper.
Er hat mich die letzten zwei Wochen angefleht, ihm die VIP-Tickets zurückzugeben. In seinem erbärmlichen Bemühen, sie wiederzubekommen, hat er mich angebettelt, geweint und sich vor mir niedergeworfen. Aber na so was, mein Handy scheint einfach kaputt zu sein. Es weigert sich, seine Anrufe, Textnachrichten oder E-Mails zu beantworten.
Das muss man sich mal vorstellen.
Ich werde ihn aber auf jeden Fall demnächst auf diesen Bildern markieren.
Gianna knipst noch ein paar Fotos mit ihrem Handy, dann gebe ich ihr auch mein Handy und kehre auf meinen Platz zwischen den beiden Rivalen zurück. Wieder schlingen sie ihre Arme um mich.
Und wieder stört es mich kein bisschen. Rykers Arm ist so groß. Der von Chase auch. Starke Arme sind einfach besonders schön.
»Perfekt«, beteuert Gianna, als sie fertig ist, und hebt einen Finger. »Aber lasst mich noch kurz nachsehen, ob sie gut geworden sind.«
Während Gianna auf dem Bildschirm herumwischt, wendet sich der Typ mit dem Hammer-Lächeln an mich. »Also, wer ist dein Lieblingsspieler, Trina? Da du ein Weston-Trikot trägst, nehme ich an, dass ich das bin«, sagt Chase, ganz Charme und strahlende Zähne. Er ist freundlicher, als ich erwartet hatte. Ich hatte mir vorgestellt, ich würde auf zwei verwöhnte Sportler treffen, die einfach nur gestellt in die Kamera lächeln, weil sie dazu verpflichtet sind, und dann ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel richten, ohne sich mit mir unterhalten zu wollen.
Ich erwidere sein Lächeln. »Ist das eine Bedingung? Dass ich einen Favoriten habe?«, frage ich spielerisch.
»Nein. Aber das wirst du wahrscheinlich, wenn du mich spielen siehst.« Da ist aber jemand selbstbewusst.
Doch Ryker gibt einen verächtlichen Laut von sich.
Ich drehe mich neugierig zu ihm um. »Heißt das, du glaubst, dass du stattdessen mein Lieblingsspieler wirst?«
Er kratzt sich ein wenig unnahbar am Kinn. »Ich spiele nicht, um irgendjemandem zu gefallen. Ich spiele, um zu gewinnen«, sagt er mit einem lässigen Achselzucken, doch sein Blick, der direkt auf mich gerichtet ist, ist überhaupt nicht unnahbar. In seinen dunkelblauen Augen liegt eine glühende Intensität. Ein verheißungsvoller Ausblick auf das, was noch kommen könnte.
Im Spiel? Auf dem Eis? Oder nachher, wenn wir alle … Pingpong spielen?
Ich weiß es nicht, aber es scheint, als könnte es Spaß machen, ihn aufzuziehen. »Dann sollten wir vielleicht eine Wette abschließen. Wenn ihr beide nach dem Spiel meine Lieblingsspieler seid, gebe ich eine Runde aus. Aber es wird viel Überzeugungsarbeit nötig sein«, warne ich, dann zucke ich lässig mit den Schultern, in der Hoffnung, die Jungs mit diesem Vorschlag zu überraschen. Ich beuge mich vor und flüstere: »Das ist mein erstes Mal … bei einem Eishockeyspiel.«
Chase stößt einen Pfiff aus. »Scheiß auf Lieblingsspieler. Wir haben jetzt eine größere Mission für dein jungfräuliches Spiel«, sagt er, ein wenig kokett. »Wir werden dafür sorgen, dass Eishockey dein neuer Lieblingssport wird.«
Ich ziehe zweifelnd eine Augenbraue hoch und sage dann: »Viel Glück dabei.«
Ich habe auf keinen Fall vor, mich in eine der beiden Mannschaften zu verlieben, und schon gar nicht in das Lieblingsspiel meines Ex-Freunds. Aber ich habe einen ganzen Abend voller süßer Rachegelüste vor mir, und ich habe vor, jede Sekunde hier im Stadion und mit diesen beiden Jungs zu genießen.
»Die Drinks gehen auf uns, wenn du überzeugt bist, und das wirst du auf jeden Fall sein«, fügt Chase, ganz der übermütige Sportler, hinzu.
Ryker verdreht die Augen. »Schwachkopf, die Drinks gehen sowieso auf uns. Das ist Teil des VIP-Pakets«, sagt er, und dieser bärtige Kerl könnte genauso gut G-R-I-E-S-G-R-A-M auf seinem Trikot stehen haben.
Aber er hat nicht unrecht. »Das ist auch wieder ein guter Punkt«, sage ich freundlich zu Ryker, denn ein bisschen schlechte Laune macht mir keine Angst.
Er zieht die Stirn in Falten, als wäre er über meine Bemerkung erstaunt. Seine Reaktion gefällt mir.
»Ich meine, auf Details kommt es doch an, oder?«, füge ich mit einem Lächeln hinzu.
Seine Stirn zieht sich noch stärker zusammen. »Ja. Das stimmt«, murrt er, aber seine Lippen zucken, als ob er sich ein Grinsen verkneifen würde.
Ha. Ich habe den großen bösen Miesepeter etwas entschärft. Ein bisschen bin ich von mir selbst beeindruckt.
»Apropos gute Punkte und Details, ich erwarte später einen ausführlichen Bericht bei einem Drink, Trina«, unterbricht Chase und übernimmt damit das Wort. »Jedes Detail, wie ich dich davon überzeugt habe, dass Eishockey der beste Sport ist.«
Ich tippe mir an die Schläfe und sage: »Keine Sorge. Ich werde mir für später jede Menge Notizen machen.«
»Und dann werden wir den vollständigen Bericht analysieren, Trina«, sagt er und hält bei meinem Namen inne, fast so, als ob er den Geschmack auf seiner Zunge genießen würde.
Die Steigerung kommt unerwartet. Und dieses Mal habe ich keine Antwort parat. Zumal mich beide Männer mit vor Wetteifer leuchtenden Augen anstarren.
Ein paar Sekunden lang fühle ich mich unter der Hitze ihrer Blicke ein wenig wackelig auf den Beinen. Als ob ich das unerwartete Objekt ihrer Begierde wäre. Aber es ist unmöglich, dass sie mich beide so anstarren. Wahrscheinlich habe ich zu viele Bücher gelesen. Wahrscheinlich bilde ich mir ihre flackernden Blicke ein und verwechsle ihren Siegeswillen mit, nun ja, einem Drang nach etwas anderem.
Außerdem wollen sie wahrscheinlich nur beweisen, dass ihr Schwanz größer ist als der des anderen. »Ich kann euer Feedback kaum erwarten«, sage ich.
»Ich auch nicht«, sagt Chase, schüttelt meine Hand und besiegelt damit unsere Abmachung. Als sich unsere Handflächen berühren, schießt wieder Wärme durch meinen Körper. Ich bin mir nicht sicher, was ich von diesem Gefühl, das mich durchströmt, halten soll. Ich befinde mich in einer eisigen Arena. Ich sollte frösteln.
Stattdessen schwitze ich fast.
»Die Bilder sehen toll aus. Ihr habt die ganze Befreundete-Rivalen-Nummer gut umgesetzt«, sagt Gianna und unterbricht meine Gedanken und mein Kribbeln.
Ich werfe ihr einen Blick zu, und sie winkt mich zu sich. Ich lasse Chases Hand los, vielleicht ein bisschen widerwillig. »Wir sehen uns später«, sage ich zu meinen VIP-Gastgebern.
Doch bevor ich gehe, greift Ryker nach meiner Hand, schüttelt sie jedoch nicht noch einmal. Er überrumpelt mich völlig, indem er mir einen bärtigen Kuss auf die Fingerknöchel drückt.
»Oh«, sage ich, als er meine Hand noch ein wenig länger festhält, und mein Körper kribbelt schon wieder. Was zum Teufel ist nur los mit mir?
Dann lässt er los und hält meinen Blick noch einmal mit diesen nachtblauen Augen fest, die noch dunkler aussehen als noch vor ein paar Minuten.
Ich tue mein Bestes, um nicht zu viel über diese ganze Interaktion nachzudenken, die von mürrisch über großspurig und herrisch bis kokett reichte.
Zeit, mich auf meine Mission für den Abend zu konzentrieren.
Fotos.
Ich muss noch so viele Fotos machen. Denn Rache ist der beste Weg, um über einen Ex hinwegzukommen.
Auch wenn ich mir dafür ein Eishockeyspiel ansehen muss.
Auf dem Eis ist einiges los. Große Männer in klobigen Outfits springen über die Banden und fliegen auf Kufen, die wie Messer aussehen, über das Eis.
Ich schaue mir das Spiel aus der VIP-Suite hoch über dem Geschehen an, wo Aubrey und ich Sekt und gefüllte Champignons genießen. Wir haben bereits Blumenkohl-Tacos und Mini-Filet-Wellington-Häppchen verschlungen. Das Essen ist unglaublich gut, aber wirklich beeindruckt bin ich von der Art, wie sie diese Schlittschuhe tragen. »Wie bewegen sie sich auf diesen Dingern, Aub? Das steht ganz oben auf meiner Liste von Dingen, die ich die Jungs heute Abend fragen muss.«
Schade, dass Aubrey beim VIP-Treffen später nicht dabei sein kann, aber sie hat morgen früh um sieben Uhr ein »Notfallstyling«. Sie ist Friseurin, und eine ihrer Kundinnen hat am Samstagmorgen einen Fernsehauftritt.
Meine beste Freundin hebt ihr Weinglas, ihre braunen Augen funkeln zweifelnd. »Das steht ganz oben auf deiner Liste?«
»Ja«, sage ich. »Ich habe es einmal mit Eiskunstlauf versucht, und meine Knöchel haben am nächsten Tag höllisch wehgetan. Ich glaube, das war eine Warnung, dass Bewegung gefährlich ist und ich am besten mit leichten Spaziergängen und Entspannungsübungen zurechtkomme.«
»Ich denke, die Frage ganz oben auf deiner Liste für heute Abend wird sein … wer von den beiden wird den anderen im Kampf um dich besiegen?« Sie setzt ihren Wein ab und wedelt mit ihrem Handy vor meinen Augen herum.
»Wovon redest du?«
Sie tippt mit einem rosa lackierten Fingernagel, der mit silbernen, glitzernden Herzen verziert ist, auf den Bildschirm. »Sieh dir die Bilder an, die wir gepostet haben.«
Ich rücke näher an sie heran und schaue mir noch einmal ein Foto von den Jungs und mir an, und mmh. Sie hat recht. Da fliegen ein paar Funken, aber trotzdem. »Ich wette, das ist nur ein Blick, den sie den Sportlern im Kurs für das perfekte Kameralächeln beibringen. Heiß und heiß auf die Fans aussehen, so heißt die Lektion, in der sie das lernen, glaube ich.«
»Klar, die Muskeln und die Millionenverträge erhöhen den Hotness-Faktor. Aber schau noch mal hin.«
Na schön, Chase scheint mir tatsächlich aus dem Augenwinkel einen Blick zuzuwerfen. Und Rykers Hand ist wirklich fest um meine Schulter geschlungen. Besitzergreifend. »Kameras sind komisch«, sage ich, ein wenig überrascht darüber, was ich auf den Fotos sehe.
»Ja, schon komisch, wie sie Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum einfangen, Trina. Die beiden starren dich an wie Löwen.«
»Die wollen mich also als Beute verschlingen?«
»Ähm, ja«, sagt sie.
»Und mich in Fetzen zerreißen?«, frage ich, um sie anzustacheln.
»In Fetzen aus Sexfleisch«, sagt sie anzüglich und rülpst dann, was sie in einen Lachanfall ausbrechen lässt. Sie schlägt sich die Hand, in der sie das Handy hält, vor den Mund. »Oh, mein Gott. Ich habe zu viel Sekt getrunken.«
Ich schenke ihr ein Glas Wasser vom Tisch neben uns ein und reiche ihr den Becher. »Kein schicker VIP-Suite-Sekt mehr für dich. Und kein Gerede mehr von Sexfleisch. Wasser, gut; Sexfleisch, schlecht.«
»Und Eishockey? Ist das halbwegs okay?«, fragt sie, nachdem sie einen Schluck genommen hat.
Stimmt. Da läuft ja noch dieses Spiel. Ich sollte es mir ansehen. Aber ich habe bereits gelernt, dass Eishockey in einer Privatsuite viel Spaß macht, wenn es ein Büfett mit feinem Essen und fabelhaftem Wein gibt.
Auf dem Eis gleitet jemand mit einem Sea-Dogs-Trikot mit der Nummer vierzehn – oh, das ist Chase Weston, der mit seinem Lächeln Höschen feucht werden lassen kann – über die blaue Linie. Doch als er die kleine schwarze Scheibe an einen anderen Sea Dog weitergibt, taucht wie aus dem Nichts der heiße, bärtige Avenger vor ihm auf. Wow. Er peitscht den Puck in die andere Richtung und schickt ihn geräuschvoll über die Eisfläche.
Ich juble und strecke einen Arm in die Luft, aber ich weiß nicht, wer der Gute und wer der Böse ist. Ryker? Chase? »Los … ähm? Für wen sind wir, Aub?«
»Für die Snack-Männer«, erklärt sie mit einem anzüglichen Lecken ihrer Lippen. »Und außerdem … für dich. Ein knallhartes Babe, das sich nicht von Losern wie dem schwanzlosen Jasper verarschen lässt.«
Ich lege einen Arm um sie. »Du bist das wahre knallharte Babe. Danke noch mal, dass ich bei dir wohnen darf. Ich werde mir bald eine Wohnung suchen.«
Sie winkt ab. »Du kannst gerne so lange bleiben, wie du brauchst«, sagt sie, aber in ihrer Stimme schwingt echte Nervosität mit. Sie wohnt in einem winzigen Apartment in einem Gebäude, das nicht gerade hundefreundlich ist.
»Ich kann auch wieder zu meinen Eltern ziehen oder … zu meiner Schwester«, sage ich und verschlucke mich fast an diesem letzten Gedanken, denn meine Schwester Cassie ist seit Kurzem im Schwangerschaftsmonstermodus und plant ihre bevorstehende Babyparty und ihre Elternzeit. Und meine Eltern, die seit der Highschool zusammen sind, bieten mir jeden Tag, seit ich Jasper verlassen habe, an, mir dabei zu helfen, einen tollen neuen Mann zu finden, mit dem ich zusammenziehen und auch eine Familie gründen kann. Und zwar so bald wie möglich.
Nein, danke. Ich will gerade nur meine eigene Miete zahlen können. Aber ich will Aubrey und ihrem hundefeindlichen Vermieter keine Unannehmlichkeiten bereiten. »Ich bin sicher, Cassie würde mich in ihrem Gästezimmer übernachten lassen«, biete ich mit leicht verzogener Miene an, denn natürlich hat meine Schwester, die überaus erfolgreiche Innenarchitektin, sowohl ein komplett eingerichtetes Kinderzimmer in geschlechtsneutralem Hellgelb als auch ein Gästezimmer, das ordentlich mit einer geblümten Tagesdecke und Handtüchern ausgestattet ist. Sie hat auch eine lange Liste mit Plänen für mein Leben, denn ich brauche eindeutig ihre Hilfe, um meine Karriere in Gang zu bringen und mein volles Potenzial auszuschöpfen, da die Arbeit in einer Buchhandlung unmöglich das Endziel meiner beruflichen Ambitionen sein kann.
Aubrey stöhnt. »Red keinen Unsinn. Du wirst nichts dergleichen tun, Trina Beaumont.«
Gott sei Dank hat sie das gesagt. »Ich habe dich nicht verdient.«
»Niemand verdient mich, aber ich liebe dich trotzdem. Und das bedeutet … darf ich als Erste das Schild hochhalten?«
Ach ja! Die Schilder. »Na los.«
Sie greift nach den Pappschildern, die wir gestern Abend gebastelt haben, und reicht mir eines. Sie hält ihres hoch, sodass es jeder sehen kann. Ich tue das Gleiche.
Es dauert eine Weile, aber nach ein paar Minuten recken die Fans auf der Tribüne ihre Hälse, zeigen auf die Schilder, lachen und machen Fotos.
Schon bald muss der Betreiber des Großbildschirms es bemerkt haben, denn während einer Auszeit blinken unsere Schilder auf dem Bildschirm in der Arena.
Auf Aubreys steht: Hey, Betrüger-Ex.
Auf meinem steht: Wie sehr freust du dich jetzt über deine Eishockey-Tickets?
Unten bei den Spielerbänken zieht Nummer vierzehn seinen Helm hoch und starrt zu unserer Suite hoch, dann lacht er laut auf. Mister Befehlston.
Der besitzergreifende bärtige Kerl der anderen Mannschaft lächelt leicht. Ich wette, das ist selten für Mister Griesgram.
Ich grinse, und es fühlt sich wie ein kleiner Sieg in meinem Rachefeldzug an.
Ich behaupte nicht, dass es den Schmerz und mein gebrochenes Herz verschwinden lässt. Ich komme mir immer noch dumm vor. Ich habe immer noch null Interesse daran, mich jemals wieder auf einen Mann einzulassen, so ziemlich bis ans Ende der Zeit.
Aber heute Abend? Da fühle ich mich gut, und das muss doch im Heilungsprozess etwas zählen.
Als Aubrey am Ende des Spiels, das die Sea Dogs gewonnen haben, geht, umarmt sie mich und flüstert mir zu: »Viel Spaß heute Abend mit den heißen Kerlen. Und tu nichts, was ich nicht auch tun würde.«
»Was zum Beispiel? Sekt rülpsen? Oh, warte – das hast du ja getan.«
»Lass das Sekt-Rülpsen lieber bleiben. Aber lass sie um dich kämpfen. Rawr.« Sie formt mit ihren Händen Krallen. Oder versucht es zumindest.
Ich bin so froh, dass sie mit einem Lyft nach Hause fährt. Ich bin auch froh, dass ich heute Abend nur ein Glas getrunken habe.
Als sie gegangen ist, treffe ich mich mit Gianna, die mich bis kurz vor die Umkleidekabine begleitet, wo die beiden Eishockeyspieler auf mich warten.
Als ich bei ihnen ankomme, sagt sie kurz Hallo und Tschüss, und ich starre die Jungs nur dumm an. Sie stecken nicht mehr in ihrer Ausrüstung. Sie tragen beide maßgeschneiderte, schicke Anzüge, die ihre kräftigen Hintern umschmeicheln und sich an ihre starken Arme schmiegen.
Und … wow. Diese Oberschenkel.
Die von Chase sehen in dieser anthrazitfarbenen Hose so straff und muskulös aus. Und die von Ryker sind in dieser nachtblauen Hose, die zu seinen Augen passt, noch größer und breiter.
Habe ich gerade entdeckt, dass ich auf Oberschenkel stehe? Das wusste ich bis eben noch nicht von mir. Aber hallo, starke Beine. Ich mag euch. Und zwar an beiden Typen.
Aber was noch wichtiger ist: Warum hat mir niemand gesagt, dass Eishockeyspieler nach den Spielen Anzüge tragen?
Diese Information hätte ich gerne schon früher gehabt. Anzüge sind irgendwie mein Ding. Na ja, ich habe viele Liebesromane über Milliardäre gelesen.
»Schöne Anzüge«, sage ich und erhole mich endlich von meinem etwas zu ausgedehnten Starren, während ich in dem langen, kühlen Gang der Sea Dogs-Arena stehe.
»Fahren wir in euer Eckbüro in einem Wolkenkratzer mit Blick auf die Stadt?«
Chase grinst. »Wir können hinfahren, wo auch immer du willst.«
Ist es hier auf einmal heiß geworden, oder bilde ich mir das ein?
Ich hasse diese Scheiße. Mehr noch als ich es hasse, wenn jemand nämlich mit h schreibt.
Denn es gibt Schlimmeres, als dass und das zu verwechseln.
Wie zum Beispiel PR-Veranstaltungen. Gefolgt von Presseinterviews nach Spielen, die ich verloren habe. Und gekrönt von Fan-Treffen, die eigentlich eher eine Bewährungsstrafe für schlechtes Verhalten sind.
Nur um das klarzustellen – ich liebe unsere Fans. Aber ich verabscheue öffentliche Auftritte.
Ich gebe meiner Ex-Freundin Selena die Schuld dafür, weil sie mich für alle Zeiten der Presse gegenüber misstrauisch gemacht hat. Was bedeutet, dass ich die Medien und alles, was damit zu tun hat, nicht mag. So wie … diesen Abend.
Das Problem ist, dass mein Agent gesagt hat, ich müsse netter sein.
Als wir letzten Monat vor einem Spiel noch bei der Umkleidekabine rumstanden, waren Joshs genaue Worte: »In letzter Zeit kommst du in der Presse wie ein Weltklasse-Arschloch rüber. Vielleicht solltest du ab und zu den Mund aufmachen, anstatt dich wie ein Höhlenmensch zu verhalten. Es hilft dem Team. Es hilft dem öffentlichen Image. Es hilft, o Wunder, dir. Und deiner Familie.«
Als der Eishockeyreporter Bryce Tucker mich an diesem Abend bat, über meine Gefühle nach einem falsch gepfiffenen Foulspiel zu sprechen, habe ich dann den Mund aufgemacht. Für ein Wort. Ich sagte: »Scheißtastisch.«
Und dann bin ich aus dem Presseraum gestürmt.
Das Problem ist, dass dieser hinterhältige Scheißer mir dann die Worte im Mund rumdrehte und berichtete, dass ich die Offiziellen scheißtastisch genannt hätte. Und dann gab er mir den Namen Knurrkönig. Das war ganz toll.
Oliver, der PR-Mann der Avengers, rief Josh an, und Josh sagte mir, dass ich an meinem Ruf arbeiten müsse, und zwar sofort. Zuerst müsse ich an einem Fan-Event mit dem Star der Sea Dogs beim Spiel gegen unsere Stadtrivalen teilnehmen und dann einen Fototermin mit demselben VIP-Gewinner bei der Eröffnung des Hockey-Hotties-Kalenders ein paar Wochen später über mich ergehen lassen. »Das ist der schnellste Weg, um zu zeigen, dass du kein Arschloch bist. Indem du mit dem Rivalen verkehrst.«
Ich glaube, meine Worte an Josh lauteten erschieß mich.
Aber Chase liebt Fan-Veranstaltungen. Chase liebt die Presse. Chase liebt alles. Verdammt, der Golden Retriever fand sogar die Highschool toll, und niemand findet die Highschool toll.
Also sitze ich hier und zwinge mich zu lächeln, während ich der Frau, die wir heute Abend bespaßen, die Tür der Limousine aufhalte. »Nach dir …«
Ich breche ab, weil ich mich nicht an ihren Namen erinnern kann. Ich schätze, ich bin wirklich ein Arschloch.
»Trina«, korrigiert Chase mit einem Augenrollen und steigt direkt hinter ihr in die Limousine.
Arschloch.
Außerdem dachte ich, ein Hardcore-Fan namens Jasper hätte die Karten gewonnen. Das hat Oliver mir vor ein paar Wochen erzählt, also habe ich beim Fototermin vorhin vor dem Spiel einen Amateur-Eishockeyanalytiker erwartet, der mir supernützliche Ratschläge gibt, wie »Alter! Warum hast du im zweiten Drittel des Spiels neulich kein Tor geschossen? Ich hätte das Tor auf jeden Fall gemacht. Du hättest schneller skaten müssen.«
Aber eine Frau, die noch dazu super heiß ist, hatte ich nicht erwartet.
Eine Frau, die ich vor, während und nach dem Fotoshooting viel zu lange angestarrt habe, so gebannt, dass ich nicht aufgepasst habe, als Gianna ihren Namen gesagt hat.
Aber verdammt, als sie in die Limousine einsteigt, ihre Jacke auszieht und sich auf den Rücksitz setzt, ist es schwer, den Blick von Trina abzuwenden, mit ihrem herzförmigen Gesicht und der roten Cat-Eye-Brille. Ist das eine kleine Kirsche auf dem Gestell? Das ist bezaubernd und sexy zugleich. Also genauer gesagt: mein Untergang.