One Kiss - Lauren Blakely - E-Book
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One Kiss E-Book

Lauren Blakely

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Beschreibung

Gegen das Herz hat der Kopf nicht die geringste Chance, wie die Radiomoderatorin Nicole in dem romantisch-prickelnden Liebesroman "One Kiss" der Nummer-1-New-York-Times-Bestseller-Autorin Lauren Blakely erfahren muss ... Radiomoderatorin Nicole weiß Bescheid über Beziehungen, immerhin moderiert sie eine Dating-Show. Deshalb glaubt sie auch definitiv nicht an die große Liebe! Was nichts daran ändert, dass sie sich von Herzen ein Baby wünscht. Ihr Kollege Ryder hat derweil ganz andere Sorgen: Er soll für die Show in zehn Dates eine Frau für sich gewinnen – dabei ist er überzeugter Single. Allerdings ein ausgesprochen gut aussehender, findet Nicole, und hat die perfekte Lösung für sie beide: Sie wird Ryder für die Show daten, er hilft ihr bei ihrem Baby-Problem. Niemand verliebt sich, alle sind glücklich. Ganz einfach – oder? Der Liebesroman "One Kiss" ist der vierte Band innerhalb der The-One-Reihe von Lauren Blakely. Die Liebesroman-Reihe spielt in Manhattan und handelt von befreundeten Liebespärchen. In jedem Band steht die charmante, prickelnde Liebesgeschichte eines der Pärchen im Mittelpunkt. Dabei geht es um die große Liebe, um zweite Chancen, um geheime Sehnsüchte, freche Flirts und um Pläne, die das Herz kurzerhand über Bord wirft. Bisher in der Romance-Reihe von Lauren Blakely erschienen: Band 1: "One Dream" Band 2: "One Love" Band 3: "One Passion"

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Seitenzahl: 367

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Lauren Blakely

One Kiss

Roman

Aus dem Amerikanischen von Kristina Frey

Knaur e-books

Über dieses Buch

Radiomoderatorin Nicole weiß Bescheid über Beziehungen, immerhin moderiert sie eine Dating-Show. Deshalb glaubt sie auch definitiv nicht an die große Liebe! Was nichts daran ändert, dass sie sich von Herzen ein Baby wünscht. Ihr Kollege Ryder hat derweil ganz andere Sorgen: Er soll für die Show in zehn Dates eine Frau für sich gewinnen – dabei ist er überzeugter Single. Allerdings ein ausgesprochen gut aussehender, findet Nicole, und hat die perfekte Lösung für sie beide: Sie wird Ryder für die Show daten, er hilft ihr bei ihrem Baby-Problem. Niemand verliebt sich, alle sind glücklich. Ganz einfach – oder?

Inhaltsübersicht

WidmungKapitel EinsKapitel ZweiKapitel DreiKapitel VierKapitel FünfKapitel SechsKapitel SiebenKapitel AchtKapitel NeunKapitel ZehnKapitel ElfKapitel ZwölfKapitel DreizehnKapitel VierzehnKapitel FünfzehnKapitel SechzehnKapitel SiebzehnKapitel AchtzehnKapitel NeunzehnKapitel ZwanzigKapitel EinundzwanzigKapitel ZweiundzwanzigKapitel DreiundzwanzigKapitel VierundzwanzigKapitel FünfundzwanzigKapitel SechsundzwanzigKapitel SiebenundzwanzigKapitel AchtundzwanzigKapitel NeunundzwanzigKapitel DreissigKapitel EinunddreissigKapitel ZweiunddreissigKapitel DreiunddreissigKapitel VierunddreissigKapitel FünfunddreissigKapitel SechsunddreissigKapitel SiebenunddreissigKapitel AchtunddreissigKapitel NeununddreissigEpilogNoch ein EpilogDanksagungLauren Blakelys The One-ReiheLeseempfehlungen
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Dieses Buch widme ich W&W.

Mein Plan wart ihr.

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Kapitel Eins

Nicole

Nur mit Mühe kann ich die Tränen zurückhalten, während ich der Anruferin lausche. Ich sitze im Studio einer bekannten Radiostation und halte mir den Mund zu, damit ich nicht meine eigene Show durch herzzerreißendes Schluchzen unterbreche. Ernsthaft, ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es ertrage, zu wiederholen, was dieses Mädchen mir gerade in aller Öffentlichkeit erzählt. Aber das muss ich wohl, denn es ist zweifellos Zeit, Rachel von Murray Hill einen Rat zu erteilen.

Die arme Kleine.

Ist noch nie mit einem Mann zum Orgasmus gekommen.

Hat man je so eine Leidensgeschichte gehört?

Nein. Sagt einfach, das hättet ihr nicht. Denn das, meine Freunde, ist eine absolute Horrorgeschichte.

Die düsterste Erzählung, der ihr je gelauscht habt.

»Wir haben alle Stellungen ausprobiert, die auf der Homepage von Blue Steel angegeben sind, sogar das Kniende Cowgirl, und da stand dabei, dass es auf jeden Fall funktioniert. Hat es aber nicht.«

Als der Name Blue Steel fällt, wird mir plötzlich alles klar. Ich richte mich auf und unterbreche die Erzählung mit nüchterner Stimme. »Eine Frage, Rachel – hat Blue Steel auch die Schubkarre in ihrer Liste der empfohlenen Stellungen?«

»Ja«, erwidert sie, und ihre Stimme klingt aufgeregt. »Woher weißt du das?«

Kopfschüttelnd schließe ich die Augen. Diese Machoseite ist einfach schrecklich. »Hör zu, Süße. Glaubst du wirklich, irgendeine Frau kommt zum Höhepunkt, wenn man sie wie ein dreckiges Gartengerät durchs Schlafzimmer schiebt? Und hey, wenn es da draußen irgendeine Lady gibt, die es schafft, kopfüber im Handstand zu den Sternen zu fliegen, dann verleihe ich ihr hiermit die Ehrenmedaille der Orgasmus-Olympiade.«

Rachel kichert.

»Nein, jetzt mal im Ernst. Die Stellungen, die du auf solchen Männerseiten findest, haben meistens irgendetwas mit Akrobatik und Handschellen am Bettpfosten zu tun. Eine Frau wie du, die Schwierigkeiten hat« – hier wird meine Stimme wieder sanft, Ausdruck meines tief empfundenen Mitgefühls für dieses Mädchen –, »beim Sex den Gipfel der Lust zu erklimmen« – auf wundersame Weise schaffe ich es, die Worte auszusprechen, ohne in erbärmliches Schluchzen auszubrechen –, »sollte sich woanders informieren. Mein Vorschlag wäre, dass du mal ein paar Positionen durchprobierst, die zur Abwechslung dazu gedacht sind, der Frau größtmögliche Lust zu bereiten.«

Schnell spule ich ein paar erstklassige Granatenstellungen runter, wie ich meine fünf Lieblingsstellungen für den weiblichen Höhepunkt nenne. »Aber Rachel«, sage ich dann, stütze die Ellbogen auf den Tisch und stelle mir vor, wie ich die junge Frau mit einem ernsten Blick fixiere, auch wenn mein weiblicher Sidekick Jamie die einzige weitere Anwesende im Raum ist, »wenn du nicht auf den Typen stehst, wirst du das gelobte Land wahrscheinlich nicht erreichen. Liebst du ihn?«

In der Leitung herrscht Totenstille. Etwas Schlimmeres gibt es quasi nicht im Radio, also versuche ich es noch einmal. »Macht er dich richtig an? Schlägt dein Magen einen Salto, wenn du ihn siehst? Spürst du Schmetterlinge? Werden dir die Knie weich, wenn er dich küsst?«

»Ähmmmmmm …«

Für Ähs und Ähms haben wir bei einer Live-Show keine Zeit, auch wenn der größte Teil meiner Hörerschaft aus Leuten besteht, die am nächsten Tag den Podcast herunterladen. »Ich will, dass du über den Salto-Faktor der Gleichung nachdenkst, Rachel. Frag dich, ob er wirklich der Mann ist, den du haben willst. Wenn du allein bist und die Augen zumachst und herbeiträumen kannst, wen immer du willst – ist es dann er? Kriegst du Gänsehaut, wenn du an ihn denkst? Meiner Erfahrung nach kann dich nämlich nur ein erstklassiger, zertifizierter Gänsehautbereiter über die Schwelle tragen.«

»Natürlich zunächst nur über die Orgasmus-Schwelle«, schaltet sich Jamie von ihrem Platz am Tisch mir gegenüber ein, wo sie hinter ihrem silbernen Laptop sitzt. Grinsend hebe ich eine Hand, und wir imitieren ein High Five, gefolgt von einem kleinen Sitz-Tanz auf dem Bürostuhl. Wir haben es einfach drauf. Wenn wir einen besonderen Treffer landen, schwingen wir sogar manchmal unsere imaginären Lassos in perfekter Synchronisation.

»Ich weiß nicht, ob mir jemals schon mal jemand eine Gänsehaut verschafft hat, Nicole. Aber auf jeden Fall hast du mir so einiges zum Nachdenken gegeben. Vielen Dank, deine Ratschläge sind immer super«, sagt Rachel.

»Vielen Dank, dass du uns zuhörst. Und schon sind wir am Ende von ›Frauen gegen den Rest der Welt: euer Wegweiser für Flirt- und Bettgeschichten‹ angekommen.« Aber bevor wir uns verabschieden, muss ich meine Armee der Hörerinnen noch um etwas bitten.

»Ladys«, fahre ich in ernstem Tonfall fort. »Waffenschwestern im Kampf gegen schlechte Dates, uns vereint mehr als der Hass auf ungewaschene Unterhosen. Lasst uns gemeinsam für Rachel beten.« Ich senke den Kopf. »Wer das Glück hat, mit seinem Partner zum Höhepunkt zu kommen, den bitte ich, einen Teil seiner orgasmischen Energie zu Rachel in Murray Hill zu schicken. Alle meine Mitstreiterinnen der zerwühlten Laken, wir brauchen heute das ganze Kollektiv eurer guten Gedanken, um Rachel zu helfen, den Berg zu bezwingen, der vor ihr liegt, sei es mit ihrem derzeitigen oder mit einem neuen Partner.« Als ich aufblicke, hat Jamie gedankenverloren die Hände gefaltet. »Und denkt immer daran – Sex ist wunderbar, die Liebe ist es auch, und wenn beides zusammenkommt, kann es nichts Besseres geben.«

Was für ein Schlusswort!

Wir verabschieden uns und fahren die Schlussmelodie ab, dann sehe ich Jamie an und ziehe fragend eine Augenbraue hoch. »Und jetzt sag mir nicht, dass du letzte Nacht wieder zehn Orgasmen hattest.«

Lachend steht Jamie auf und kommt um den Schreibtisch herum. »Letzte Nacht waren es nur zwei«, erwidert sie mit einem strahlenden Lächeln, das nicht nur zu ihrem hellblonden Haar und den blauen Augen passt, sondern vor allem auch zu dem Ring mit dem riesigen, funkelnden Diamanten an ihrer linken Hand. Ach, wie schön es ist, so jung und voller Hoffnung zu sein.

Auch meinen Finger zierte einst ein solcher Ring.

Mit geübtem Griff packe ich Notizbuch, Laptop und Handy zusammen und laufe zur Tür. Jamie bleibt für die nächste Show gleich im Zimmer. Gerade als ich durch den Flur von Hanky Panky Love laufe, der Dating-Abteilung des Lifestyle-Mediengiganten, für den ich Kolumnen schreibe und auch live on air gehe, ruft plötzlich eine Männerstimme meinen Namen.

»Hey, Nicole.«

Eine raue, verdammt sexy Männerstimme, nur um es erwähnt zu haben.

Im Türrahmen des Studios neben dem meinen lehnt Ryder Lockhart und hält mit einer Hand lässig die Tür auf. Welch glückliche Tür.

Wenn irgendjemand ein Bild für einen Katalog cooler, selbstbewusster Männer braucht, würde die Casting-Abteilung garantiert diesen Mann schicken. Das weiße Herrenhemd über der Wölbung seines attraktiven Bizepses ist an den Handgelenken umgeschlagen und gibt den Blick auf seine muskulösen, anbetungswürdigen Unterarme frei. Nicht einmal die Knopfleiste schafft es, das Relief seiner sexy Bauchmuskeln gebührend zu verbergen. Ich muss den Hersteller des Hemdes wohl dankbar in meine täglichen Gebete aufnehmen. Seine schwarzen Jeans sind faltenfrei und schmiegen sich auf höchst schmackhafte Art und Weise an seine Hüften. Ich bin mir nicht sicher, ob das Wort »schmackhaft« hier gebraucht werden kann, aber falls nicht, werde ich gleich morgen an die Redaktionen aller bekannten Wörterbücher schreiben und sie bitten, diese Lesart mit aufzunehmen.

Vielsagend sieht Ryder mich an. »Ich bin mir sicher, du hast die Schubkarre nur noch nicht mit dem richtigen Mann ausprobiert«, sagt er.

Übertrieben nachdenklich tippe ich mir mit meinem rot lackierten Fingernagel an die Unterlippe. »Du glaubst, das ist das Problem? Nicht die Tatsache, dass ich beim Geschlechtsverkehr auf dem Kopf stehen soll?«, frage ich unschuldig.

Ein unanständiges Grinsen huscht über seine Lippen. Die übrigens auch schmackhaft sind. Dieser Mann leidet einfach ganz allgemein an einem ernsthaften Fall von Sex-Appeal.

»Tatsächlich halte ich das für das eigentliche Problem. Die Stellung beinhaltet nämlich wirklich gewisse Vorzüge für das weibliche Geschlecht, aber man braucht einen Partner, der weiß, wie er zupacken muss«, entgegnet er mit seiner tiefen, rauen Stimme. Wahrscheinlich könnte er das Telefonbuch vorlesen und es klänge wie ein Vorspiel, denn bei allem, was er sagt, könnte ich schnurren wie eine rollige Katze – auch wenn er nur darüber redet, den Toner im Kopierraum auszutauschen. Ziemlich sicher hätte ich danach einen feuchten Traum von Druckerpapier.

Aber diese Stimme mit dem Potenzial heißer Mitternachtsfantasien ist nur ein Viertel seiner Vorzüge, mit denen er den Ladys den Kopf verdreht. Der Rest besteht aus seinen dichten hellbraunen Locken, den Wangenknochen eines griechischen Gottes, Augen, die einen an ein Bad im tropischen Meer denken lassen, dem durch eiserne Disziplin gestählten Körper und seinem Stanford-geschärften Intellekt.

Zugegeben, das waren jetzt mehr als vier Viertel. Aber egal. Jedenfalls hat er mehr als genug von allem, um die Frauenwelt ins Schwitzen zu bringen. »Willst du mir damit zu verstehen geben, dass du meine Schubkarre gern mal eine Runde durch den Garten schieben würdest?«

Seine Lippen verziehen sich schon wieder zu einem anzüglichen Grinsen. »Nicole, du weißt doch, für dich würde ich jederzeit die Schubkarre aus dem Schuppen holen.« Dann wird er wieder ernst. »Aber Himmel noch mal, was für ein letzter Anruf!« Mit der Hand fährt er sich an die Brust, als leide er an schrecklichen Schmerzen. »Hättest du auch beinahe geweint?«

»Ja, es war wirklich furchtbar, oder?«

»Entsetzlich«, sagt er kopfschüttelnd. »Ich war fast versucht, mich Rachels Problem höchstpersönlich anzunehmen.«

»Wie fürsorglich von dir.«

»Ja, so bin ich.«

»Der gute Samariter der Orgasmen, oder wie?«

»Vielleicht ist das meine wahre Berufung«, antwortet er vollkommen ernst.

»Schutzpatron des Großen O?«

Er schnipst mit den Fingern und zeigt dann auf mich. »Ja! Das drucke ich auf meine neuen Visitenkarten. Vielleicht mache ich sogar Hausbesuche und verkaufe meine eigenen Drogerieartikel.«

Lachend kreuze ich die Hände vor meiner Brust, um ihn abzuwehren. »Du bist der Allerschlimmste. Ehrlich.«

»Aber der Beste beim Tischtennis. Bist du bereit für das nächste Match?«

»Das bin ich immer«, gebe ich zurück und tue so, als schlage ich mit einem unsichtbaren Schläger einen kleinen weißen Ball. Wir spielen zusammen im Firmenteam. Es tritt bei einem Turnier an, bei dem Geld für ortsansässige Kinderwohltätigkeitsorganisationen gesammelt wird. Zusätzlicher Vorteil: Wenn man es richtig spielt, ist Tischtennis ein Sport für den absoluten Knackarsch – wer etwas anderes sagt, hat keine Ahnung. »Zufällig habe ich etwas über unsere Gegner von RBC erfahren. Der eine hat angeblich eine harte, aber so furchtbar ausladende Rückhand, dass sein Partner jedes Mal zur Seite springen muss, wenn er ausholt.«

Ryders babyblaue Augen leuchten auf. »Wenn wir also das Timing richtig hinkriegen, landet der Ball im Nirgendwo, weil der Kerl gerade versucht, nicht von seinem Nebenmann niedergeschlagen zu werden.«

»Ganz genau.«

»Nicht nur schön, sondern auch noch schlau«, sagt er und lässt seinen Blick über meinen Körper wandern.

Er flirtet nicht mit mir, er ist einfach so. Sittsam knickse ich, um meine Dankbarkeit anzuzeigen. »Ebenso.«

»Aber um zum Thema zurückzukommen, es gibt viele Möglichkeiten, einer Frau bei der Schubkarre Lust zu bereiten. Wenn es sich nicht gut anfühlt, macht der Mann etwas falsch.« Mit einem schnellen Schritt kommt er näher, und ich erhasche einen Hauch seines Aftershaves. Er duftet nach Zedernholz. Dann hebt er den Zeigefinger und führt ihn an meine Lippen, als wolle er mich zum Schweigen bringen. »Und ich will nie wieder hören, wie diese schönen roten Lippen das Kniende Cowgirl schlechtmachen.«

Abwertend verdrehe ich die Augen. »Ich sage nur eins: höllische Knieschmerzen.«

»Ach, nicht gleich weinen. Ich wette, so schlimm ist es –«

Jetzt ist es an mir, ihm mit der Hand den Mund zu verschließen und mit einer ausholenden Geste den Schlüssel wegzuwerfen. Dann wedele ich mit den Fingern, um Ryder wieder in sein Studio zu scheuchen. »Verschwinde und beglücke die Welt mit deiner männlichen Weisheit.«

Denn was die Arbeit betrifft, ist Ryder im Grunde genommen, na ja … ich.

Nur eben mit einem Schwanz und den verschobenen Prioritäten, die dieses bestimmte Anhängsel mit sich bringt.

Als er vor etwa einem Jahr angefangen hat, war seine Show eigentlich als lustiges, aber zugleich ernsthaftes Forum für Dating-Fragen von Männern gedacht. In letzter Zeit dreht sich allerdings alles nur noch darum, wie man die Frauen ins Bett kriegt. Die Show ist immer noch lustig, aber irgendwie anders. Ein bisschen derber eben. Vielleicht klingt es so, als sei auch meine Show ziemlich in der Horizontalen verankert, aber das ist sie nicht. Mein Ziel ist es, Frauen bei allen Liebesdingen zu unterstützen, ob es sich jetzt um Dates, Sex, das gemeinsame Leben oder Fortpflanzungsfragen dreht.

»Nein, im Ernst«, sagt er, ganz ohne den prahlerischen Unterton, und sein Lächeln ist aufrichtig. »Deine Show war super. Ich höre immer gern zu.«

Zu meinem Entsetzen erröte ich leicht. »Vielen Dank. Das kann ich nur zurückgeben.«

»Mach weiter so.« Während Ryder wieder in seinem Studio verschwindet, bleibe ich noch kurz im Flur stehen, wechsle den Laptop in die andere Hand und betrachte den Mann durch die Fensterscheibe.

Ich halte mich für eine Frau vieler Talente. On air bin ich schlagfertig und witzig, eine bissige Kolumne über die Dos und Dont’s der am weitesten verbreiteten Fetische schüttle ich aus dem Handgelenk, bei Sportveranstaltungen bin ich groß im Dumme-Kommentare-Abgeben, und nicht zuletzt bin ich eine absolute Expertin, was die Männerwelt angeht.

Stell dir einen Kunstkenner vor. So einen alten, verstaubten Kerl in einer Tweedjacke mit Flicken auf den Ellbogen und einer Drahtgestellbrille auf der Nasenspitze, der sich die Pinselführung, die Signatur und die Farbtypisierung eines van Goghs ansieht und erkennen kann, ob er echt ist oder gefälscht.

Gefälscht oder echt?

Genau so bin ich, wenn es um Männer geht.

Mit einer schnellen Handbewegung schlage ich das mit Hunden in Weltraumanzügen verzierte Cover meines Notizbuchs auf. Dann ziehe ich die Kappe von meinem Stift und mache mir ein paar Notizen.

Markanter Kiefer. Häkchen.

Muskulöse Arme. Häkchen.

Groß. Häkchen, Häkchen, Häkchen. Größe ist irgendwie eine Art Heiliger Gral.

Charmant und liebenswert. Zwei Häkchen.

Die Stanford-Ausbildung macht ihn allerdings besonders interessant. Als Datenbasis, natürlich. Schließlich vermerke ich hier nur einige Punkte für mein Forschungsprojekt zur männlichen Spezies.

Zufrieden laufe ich in mein Büro, um an meiner neusten Kolumne über die besten Knoten für Fesselspiele mit einem Seidenschal zu arbeiten, je nachdem, ob man die Handgelenke vor oder hinter dem Körper, über dem Kopf oder auch an einem Bettpfosten, Stuhl oder dem Kühlschrank festbinden möchte.

Kühlschrank-Bondage. Das gibt’s wirklich. Wer hätte das gedacht.

Aber als ich mit den Tipps darüber, wie man sich dabei vor Gefrierbrand schützt, fertig bin, wandern meine Gedanken wieder zurück zu meiner Checkliste und all den Eigenschaften, die sich eine Frau für den Mann ihres Lebens wünschen könnte.

Und somit zu Ryder Lockhart.

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Kapitel Zwei

Ryder

Ich richte meine Krawatte, streiche mit der Hand über das gestärkte hellblaue Hemd und lasse meinen Blick über die Menge schweifen.

Wenn man das halbe Dutzend Teilnehmer hier eine Menge nennen kann.

Der Raum sieht eher aus wie ein Kresseschälchen nach dem Kahlschnitt. Hier und da steht noch etwas nach oben, aber für ein Frühstücksbrot reicht es nicht mehr. Seufzend denke ich zurück an die Zeiten, in denen ich mit großen Schritten über die Bühne gelaufen bin, mir das Mikrofon geschnappt und damit über einen Raum voll andächtig zuhörender Männer geherrscht habe, die nur darauf warteten, meinen aufrichtigen und leidenschaftlichen Ratschlägen zu lauschen.

Als Dating-Coach zeichne ich verantwortlich für mehr als vierundfünfzig Eheschließungen und Verlobungen, die mittlerweile zu einem guten Dutzend Kinder geführt haben. Ich war zu unzähligen Hochzeiten eingeladen, bei denen in jeder Tischrede mein Name als Erstes genannt wurde, und habe jedes Mal mit einem Lächeln das Glas gehoben, um im Gegenzug all meine zufriedenen Klienten zu feiern – Männer, die ein bisschen Starthilfe dabei brauchten, mit der Frau ihres Herzens ins Gespräch zu kommen.

Und die habe ich ihnen gegeben. Nichts als einen kleinen Schubs in Sachen Selbstvertrauen, geboren aus meinem früheren Glauben an »Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage«, als ich noch Manhattans erfolgreichster Kuppler war.

Moment, bitte entschuldigt mich kurz. Ich glaube, mir kommt das Mittagessen wieder hoch. Denn das Märchen von »Glücklich bis ans Ende aller Tage« ist nichts als ein Haufen Bockmist, die Liebe eine Lüge und die Ehe eine Einrichtung, die nie ein gutes Ende nimmt.

Aber hey, das bleibt jetzt unter uns, schließlich muss ich gleich wieder der Typ sein, der es schafft, jeden Mann an seine Traumfrau zu bringen. Also hole ich tief Luft, straffe die Schultern und betrete den Raum, wobei ich mir vorstelle, ich bringe die wilde Menge, die ihrem Held frenetisch zujubelt, zum Schweigen. So wie früher.

In Wirklichkeit begrüßt mich das kaum hörbare Klatschen von ein paar Mittzwanzigern mit feuchten Händen.

Und genauso setzt sich die nächste Stunde dieses Dating-Seminars auch fort. Habe ich schon erwähnt, dass die Veranstaltung im Sportraum eines Fitnesscenters stattfindet? Vor ein paar Stunden beherbergte dieser Raum noch eine Mannschaft schwitzender Fitnessfans beim Hampelmannspringen, und ich schließe nachher die Tür ab. Die Zeit der Prime-Time-Vorträge in schicken Hotels ist vorbei. Genauso wie die protzigen Einzelsitzungen im Yale Club. Damals war die Liste meiner Klienten endlos.

Der Spargeltarzan auf einem der Metallklappstühle in der ersten Reihe hebt die Hand und räuspert sich, als ich ihm zunicke.

»Schieß los. Was ist deine Frage?«, sage ich mit so viel Begeisterung, wie ich aufbringen kann.

Seine Stimme ist leise und nasal. »Stimmt es, dass ich nicht gleich auf Instagram posten soll, wenn ich mit einer Frau Sex hatte, die ich online kennengelernt habe?«

Der Kerl mit der Hakennase neben ihm schüttelt den Kopf. »Die neue Regel ist, erst eine Stunde zu warten. Genauso wie bei Facebook, Twitter und Tinder.«

Stöhnend reibe ich mir mit der Hand über den Kiefer. Das hier ist ja wie beim Mathe-Förderunterricht. »Vielen Dank für die Information, aber ehrlich gesagt, Gentlemen, muss ich dieser neuen Regel widersprechen. Es wird euch vielleicht überraschen festzustellen, dass das Aufrufen jeglicher Art sozialer Medien nach dem Sex den meisten Frauen tatsächlich ein Dorn im Auge ist. Auch wenn man eine Stunde wartet.«

Ein Mann mit rotbraunem Schopf und Ziegenbart in der zweiten Reihe schreibt angestrengt etwas in sein Notizbuch. Vielleicht bin ich ja wenigstens zu ihm durchgedrungen.

»Dasselbe gilt für sofortiges Einschlafen nach dem Geschlechtsverkehr, das laute Nacherzählen der einzelnen Schritte des Aktes, als kommentiere man eine Sportveranstaltung, die Erwähnung der eigenen Mutter beim postkoitalen Kuscheln, die Bitte, sie solle einem ein Sandwich machen, und das Bestellen einer Mitfahrgelegenheit über das Internet innerhalb der ersten fünfzehn Minuten nach dem Sex.«

Der Kerl mit dem Ziegenbart hebt zögerlich eine Hand. »Gilt das auch, wenn ich einen Kumpel anrufe, ob er mich mitnehmen kann?«

Mit einem Lachen breite ich die Hände aus. »Ja. Genauso wie für diese altmodischen gelben Fahrzeuge, die man Taxi nennt.«

Er nickt dankbar und beginnt wieder zu schreiben.

Mit einem tiefen Atemzug laufe ich über den Holzboden. Er ist voller Turnschuhspuren. »Wollt ihr wissen, was das schlimmste Vergehen ist, dessen man sich nach dem Sex schuldig machen kann?«

Alle Anwesenden heben die Köpfe. Eifrige Schüler.

»Sie zu fragen, ob sie gekommen ist. Denn wenn man nicht selbst weiß, ob sie zu den Sternen geflogen ist, dann ratet mal, was die Antwort ist.«

»Ähm …«, stammelt der Spargeltarzan.

»Vielleicht ist sie ja schüchtern«, schlägt der Hakennasige vor.

»Oder einfach nur leise«, bekräftigt ein Teilnehmer mit dunklen Haaren.

»Oder wenn sie eine dieser Frauen ist, die eben irgendwie fast unmerklich kommen?«, fragt ein anderer.

Matheförderunterricht, schön wär’s. Das hier ist ein Kindergarten. »Ernsthaft? Schüchtern? Nein. Sie ist nicht schüchtern. Wenn sie kommt, dann wisst ihr das, verdammt noch mal. Wenn eine Frau kommt, ist das wie ein Erdbeben. Würdet ihr ein Erdbeben verpassen?«

»Nein?«, rät Mr. Bohnenstange vorsichtig.

Entschieden schüttle ich den Kopf. »Ganz sicher nicht. Die Erde bricht nicht leise auf. Riesige Landmassen verschieben sich nicht einfach unmerklich.« Ich beginne, meinen ganzen Körper beben zu lassen, und öffne in der mir bestmöglichen Interpretation weiblicher Lust den Mund zu einem weiten O. »Wenn sie nicht so macht, bedeutet das, ihr macht euren Job nicht richtig.« Mit dem Finger zeige ich auf einen nach dem anderen, als seien sie alle schuldig. »Es bedeutet, ihr schwingt zwar mit aller Macht den Vorschlaghammer, schafft es aber nicht, das Haus zum Einsturz zu bringen. Verstanden?«

Betont langsam sehe ich jedem Einzelnen in die Augen, um sicherzustellen, dass sie es auch begriffen haben. Wenn ich sie schon nicht mehr vor den Traualtar bringen kann, schaffe ich es vielleicht wenigstens, ihnen dabei zu helfen, einen weiblichen Orgasmus zu erkennen. Der Himmel weiß, dass die Männer der Welt auf diesem Gebiet Hilfe brauchen – erst gestern gab es in meiner Show einen Anrufer mit demselben Problem. Also habe ich ihm auch denselben Rat gegeben. »Wenn das Haus einstürzt, ist sie gekommen. Wenn das Haus noch steht, nicht.«

Mit Hochgeschwindigkeit rast der Stift über das Papier, und ich möchte wetten, dass Mr. Ziegenbart der Erste ist, der hier den G-Punkt findet.

»Jetzt kommt das Entscheidende: Ihr wollt jemanden flachlegen?« Der Raum gewinnt den Weltrekord im Nicken. »Wenn ihr das danach jemals wiederholen wollt, dann müsst ihr sicherstellen, dass sie kommt.«

Es wird still. Da erkenne ich plötzlich meinen Fehler. Ich habe die Flachlegen-Bombe gezündet. Und das ist wahrscheinlich das schlimmste Wort, das ein Beziehungscoach äußern kann. Schnell fahre ich mir mit der Hand über das Kinn und versuche verzweifelt, die Situation zu retten. »Was ich damit meine, ist, wenn ihr eine erfolgreiche, langjährige Beziehung führen wollt, solltet ihr die Frau sowohl im Bett als auch außerhalb wie eine Königin behandeln.«

Um sie zu überzeugen, versuche ich es mit einem gewinnenden Lächeln und zeige meine blitzenden Beißer. Ich sehe aus wie ein Lottogewinn und kann all diese Behauptungen anhand meiner eigenen Person beweisen.

Verzeihung. Ich konnte es einmal.

Heute bin ich nur noch der Kerl, der mitleidswürdigen Tinder-Nutzern erzählt, wie man sich davor bewahrt, einen One-Night-Stand zu versauen.

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Kapitel Drei

Nicole

Meine Mädels sind schockiert.

Wir laufen gerade über die Joggingstrecke um das Wasserreservoir im Central Park, und Penny stolpert beinahe über einen Zweig, während Delaney mich fassungslos anstarrt. »Verarsch mich nicht.«

Pennys winzige Hündin Shortcake sieht nach dem Beinahesturz mit dem Ausdruck tiefster Besorgnis auf dem Fellgesicht zu ihrer Herrin auf. »Alles in Ordnung, meine Süße«, beruhigt Penny ihren karamellfarbenen Chihuahua-Mix, während sie wieder in ihren Rhythmus findet. Dann wendet sie sich an mich. »Das ist kein Witz?«

Zugegeben, unsere morgendliche Joggingrunde ist vielleicht nicht gerade der beste Zeitpunkt, um eine so große Neuigkeit zu verkünden. Aber manchmal muss man eben ins kalte Wasser springen. Vor allem, wenn es ein so lebensverändernder Plan ist.

»Ich meine das vollkommen ernst. Es ist etwas, das ich schon immer wollte«, sage ich, während meine Irish-Setter-Mischlingshündin Ruby an meiner Seite läuft. Je ruhiger ich mein Vorhaben präsentiere, desto eher werden meine Freundinnen es verstehen. Und sie müssen es einfach verstehen, denn ich brauche ihre Unterstützung wie die Luft zum Atmen.

Mit der Hand streicht Penny ihren roten Pullover glatt, während wir unseren Lauf an diesem Septembermorgen fortsetzen. »Heißt schon immer seit vierundzwanzig Stunden?«

»In Anbetracht der Tatsache, dass wir gerade zum ersten Mal davon hören, wirkt es echt so, als sei deine Interpretation von immer ein bisschen seltsam«, bestätigt Delaney mit dem Versuch, mich mit einem strengen Laserblick aus ihren braunen Augen zu durchbohren. Ziemlich schwierig, wenn man dabei rennt, also schafft sie es nicht.

»Immer heißt immer. Aber in letzter Zeit habe ich eben häufiger über die Entwicklung meines Langzeit-Portfolios nachgedacht, und ich denke, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um aktiv zu werden.« Das Herz schlägt mir bis zum Hals, und ich frage mich, ob es eher am Sport oder an meinem Geständnis liegt. Natürlich tippe ich auf Ersteres, schließlich ist meine Coolness in Sachen Herzensangelegenheiten quasi legendär.

»Langzeit-Portfolio?« Delaney legt ob meiner Wortwahl die Stirn in Falten.

Ich verziehe den Mund zu einem Grinsen, denn genau für diesen Effekt habe ich das Wort gewählt. »Meine Zukunftsvision ist detailliert ausgearbeitet, und deshalb will ich jetzt eine gewinnbringende Investition tätigen, um sicherzustellen, dass sie sich auch erfüllt.«

Penny schnaubt. »Ich kann nicht glauben, dass du über so etwas mit Begriffen aus der Kapitalverteilung sprichst.«

»Wie lange genau denkst du denn schon über diesen aberwitzigen, unglaublichen Plan nach? Eher eine Woche, ein Jahr oder schon so lange, dass wir dich in eine Schlammpfütze werfen müssen, weil du uns nie auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählt hast?«, fragt Delaney, während ihr blonder Pferdeschwanz bei jedem Schritt hin und her wippt. Sie ist das einzige hundelose Mitglied unseres Rudels. Ich habe zwar immer gehofft, sie würde irgendeinen kleinen Mischling aus dem Tierheim adoptieren, das Penny leitet, schließlich ist ein Hund wohl das, was einem Seelenverwandten eindeutig am nächsten kommt. Außerdem hätten wir dann alle den perfekten Partner gefunden, jeweils eine wunderbare Frau mit einem wunderbaren Hund. Aber ich hatte kein Glück. Allerdings hat Delaney ihr Herz vor ein paar Monaten doch noch einem Vierbeiner geöffnet, als sie einen orangefarbenen Kater mit sechs Zehen namens Crazypants bei sich aufgenommen hat.

»Um diese Sache mit dem immer schon zu beantworten«, setze ich an und blicke beim Laufen zu Penny, während Ruby und ich im Gleichschritt über den von Herbstlaub übersäten Weg traben, »es ist wie mit einem Haustier – woher wusstest du, dass du einen Hund haben willst? Du wusstest es einfach, oder?«

Penny nickt und streicht sich eine Strähne ihres braunen Haars aus dem Gesicht. »Ich habe Hunde schon immer geliebt. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, mal keinen Hund gewollt zu haben.«

Achselzuckend sehe ich sie an. »Siehst du? Genauso ist es bei mir.«

»Und du willst nicht noch ein bisschen warten, bis du den Richtigen dafür triffst? Nur um sicherzugehen, dass du diesen Schritt nicht vielleicht doch mit einem Partner zusammen gehen willst?«

Ich verlangsame mein Tempo. »Ladys, ich bin jetzt dreißig. Schließlich werde ich nicht jünger, und die Auswahl wird beileibe nicht besser. Das Dating-Karussell dreht sich für mich schon viel zu lange, und langsam wird mir schwindelig. Außerdem dürft ihr nicht vergessen, dass ich offenbar gegen die Liebe immun bin. Greg war mein letzter Beweis.«

Delaney seufzt teilnahmsvoll. »Er war so ein netter Kerl.«

»Er war außergewöhnlich süß und wirklich sehr gut zu mir«, sage ich in Erinnerung an meinen letzten Ex-Freund. »Aber ich war einfach nicht ganz dabei. Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Ich bin der einzige Luftballon in der Packung, der sich nicht aufblasen lässt.«

Penny runzelt die Stirn. »Ich habe noch nie einen Ballon gehabt, den ich nicht aufblasen konnte. Gibt es das überhaupt?«

»Okay. Dann bin ich eben die defekte Zündkerze im Motor, oder was auch immer an Autos kaputtgeht. Du weißt, was ich meine. Auf jeden Fall stimmt irgendetwas nicht mit mir, wenn ich mich noch nicht mal auf eine dauerhafte Beziehung mit einem Mann wie Greg einlassen konnte.«

»Dein Ex war schon ein Heiratskandidat wie aus dem Lehrbuch«, bestätigt Delaney in Gedanken an den Mann, mit dem ich vor ein paar Jahren einmal verlobt war. Ein unglaublich süßer Besitzer eines Coffeeshops, den ich unverfroren an dem Tag zu einem Date eingeladen hatte, an dem wir uns kennenlernten – nachdem er mir einen Mokka-Latte mit Milchschaumherz serviert hatte. Danach waren wir sieben Monate lang zusammen und noch einmal zwei verlobt gewesen. Er war alles, was ich immer wollte, das dachte ich zumindest. Gut aussehend, freundlich, süß, aufmerksam und stets bereit, mir ein kunstvoll verziertes Koffeingetränk zu servieren.

Aber der letzte Funke hat gefehlt. Wenn er mich küsste, habe ich keine weichen Knie bekommen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er beim Anblick meines nackten Körpers kein kehliges Knurren ausgestoßen hat. Nicht, weil ich ausgezogen nicht gut aussehe. Denn das tue ich, sogar ziemlich. Und das liegt nicht einmal an der Tatsache, dass ich Idealmaße habe, sondern weil ich einfach jedes Outfit, auch ein nicht vorhandenes, mit absolutem Selbstbewusstsein trage. Das ist schließlich einer meiner größten Vorzüge, und es hält ganz sicher länger als dralle Brüste.

Der Punkt ist, Greg und ich waren als Einzelpersonen unschlagbar, aber als Paar haben wir so gut zusammengepasst wie Zahnpasta und Orangensaft.

Einige Wochen nach unserer Verlobung rutschte mir der hübsche kleine Diamant unter der Dusche dank meiner Vanilla-Spice-Duschlotion vom Finger. Er verschwand im Abfluss und ward danach nie wieder gesehen. Wahrscheinlich ist er irgendwo in Manhattans Kanalisation gelandet und wird mittlerweile von einer Ratte als Tiara getragen. Zuerst war ich völlig verzweifelt, aber dann beschloss ich, es als Zeichen des Schicksals zu betrachten. Schließlich wollte ich keinen Mann heiraten, der mir keine Schmetterlinge beschert, also löste ich die Verlobung. Greg hat ein Jahr später eine andere geheiratet und mich zur Hochzeit eingeladen. Er und seine Frau sind geradezu verboten glücklich, also hatten wir alle etwas davon, nicht nur die Ratte.

Seit damals habe ich ein paar mehr und ein paar weniger erinnerungswürdige Dates gehabt. Ich bin sogar mit einem Kerl von der Hundewiese ausgegangen, der einen Papillon und eine Dänische Dogge besitzt. Die Kombination hat mir so gut gefallen, dass ich vier Monate bei ihm geblieben bin. Das Problem war nur, dass die Hunde so unglaublich niedlich waren, dass es drei Monate und drei Wochen länger gedauert hat, als es sollte, bis ich merkte, dass nicht der Kerl, sondern seine Hunde der Grund für meine Begeisterung waren.

Wie gesagt, der Teil meines Wesens, der für Liebesdinge verantwortlich ist, scheint irgendwie defekt zu sein. Ich fühle einfach nichts. Ganz anders verhält es sich mit meinen Freundinnen, mit Ruby, mit meiner wunderbaren Mutter, meiner Nervensäge eines Bruders und jedem einzelnen meiner Anruferinnen und Leserinnen. Deshalb ist meine Show auch so überzeugend.

Während wir um eine Kurve joggen, sage ich: »Ich bin einfach eine dieser Frauen, die allein besser dran sind. Vielleicht bin ich zu wählerisch. Vielleicht urteile ich zu hart. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu zynisch, was die Liebe betrifft.«

»Irgendwie Ironie des Schicksals, dass gerade du als Dating-Guru eine Gefühlszynikerin bist«, sagt Delaney und schnalzt mit der Zunge.

»Ich glaube schon an die Liebe«, korrigiere ich sie. »Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich dafür bestimmt bin. Und das ist auch in Ordnung. Mein Leben als Single gefällt mir ganz gut.«

Seht ihr? Ich bin schon in der Akzeptanzphase der fünf Stufen der Ich-werde-mich-niemals-verlieben-Trauerbewältigung angekommen.

»Irgendwann passiert es bestimmt noch«, entgegnet Penny und hält den Finger mit ihrem eigenen Verlobungsring hoch, während eine Schar Gänse auf dem Wasser landet. »Für dich gibt es da irgendwo auch einen Ganter. Gänse sind monogam, wusstet ihr das?«, fragt sie, weil sie immer gern Analogien aus dem Tierreich für zwischenmenschliche Beziehungen bemüht.

»Vielleicht muss ich ja häufiger mal in einem Teich nach Mr. Right Ausschau halten«, scherze ich, während Ruby an der Leine zieht, um einem Eichhörnchen nachzusetzen, das gerade einen Baum hochklettert. Ein sanfter Ruck am Halsband erinnert sie daran, bei mir zu bleiben. Ruby hebt den Kopf und sieht mich mit einem Blick an, der eindeutig sagt: Siehst du, Frauchen, ich habe auf dich gehört.

»Braves Mädchen«, sage ich.

Delaney holt tief Luft, als wir uns dranmachen, einen steilen Hügel hinaufzulaufen. »Aber jetzt mal im Ernst, warum glaubst du, dass es dir nicht passieren sollte?«

Die Frage ist gut, und da es mein Job ist, Herzens- und Bettgeschichten zu beleuchten, habe ich mich selbst natürlich auch schon einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Daher habe ich die Antwort parat.

»Das kann ich dir sagen. Ich glaube, dass ich wegen meiner täglichen Auseinandersetzung mit Beziehungen, Liebe und sexuellen Vorlieben immun bin. Es liegt in der Natur der Sache. Je mehr Zeit ich damit verbringe, die Gewohnheiten und Gefühlsstrategien anderer Menschen zu sezieren, desto unempfänglicher werde ich selbst für sie. Wie bei einem Arzt, der ständig allen möglichen Viren ausgesetzt ist, aber nicht selbst krank wird.«

Penny runzelt die Stirn. »Also ist Liebe eine Art Virus?«

»Definitiv. Und offenbar habe ich mehr Antikörper in mir als erwartet«, sage ich gerade in dem Moment, als uns auf dem Gipfel des Hügels eine Mutter mit einem dreirädrigen Babyjogger entgegenkommt. Mein Herzschlag setzt einen Moment lang aus, und mein Blick schießt hinüber zu dem süßesten aller Wonneproppen, der im Wagen sitzt – ein kleines Mädchen in einem niedlichen pinken Einteiler. Sofort verspüre ich das Bedürfnis, den blonden Engel mit Küssen zu überhäufen, dabei kenne ich die Kleine nicht einmal. Aber ein Blick reicht, und ich habe einen ganzen Schwarm Schmetterlinge im Bauch.

»Himmel, ist Ihre Kleine süß!«, rufe ich mit einem breiten Lächeln aus.

Die junge Mutter, deren Pferdeschwanz beim Laufen hin und her schwingt, erwidert mein Lächeln. »Vielen Dank.«

»Wie alt ist sie?«

»Sechseinhalb Monate.«

»Was für eine entzückende kleine Prinzessin.«

»Ja, das stimmt«, gibt die Mutter strahlend zurück. »Vielen Dank für das Kompliment.«

Mit einem glücklichen Seufzen laufe ich weiter, bis mir auffällt, dass ich allein bin. Auf der Stelle laufend bleibe ich stehen und sehe mich nach meinen Mädels um. Penny und Nicole verharren wie festgefroren hinter mir auf dem Weg und starren mich mit großen Augen an.

»Warum guckt ihr, als wären mir plötzlich Flügel gewachsen?«, frage ich.

Mit einer wilden Armbewegung gestikuliert Delaney in Richtung der Mutter. »Ja!«

Stirnrunzelnd sehe ich sie an und jogge zu den beiden zurück. »Was, ja?«

»Jetzt ergibt das alles einen Sinn!«, ruft Delaney und blickt ruckartig zu Penny. »Stimmt doch, oder, Penny?«

Meine dunkelhaarige Freundin nickt und zeigt dann auf mich. »Du kommentierst schon immer, wie süß irgendwelche Babys sind, die wir treffen. Du unterhältst dich ständig mit den Müttern auf der Hundewiese. Und bei unseren Tierheimfesten bist du immer diejenige, die mit den Kindern spielt.«

Ich strahle wie eine Glühbirne kurz vor dem Durchbrennen. »Ich liebe Kinder. Ich wollte schon immer welche.«

Penny haut sich gegen die Stirn. »Himmel, plötzlich ist es so offensichtlich. Wie vor ein paar Wochen im Buchladen, als du ein Geschenk für die Babyparty einer deiner Klientinnen besorgt hast«, sagt Penny mit Blick auf Delaney. Ich erinnere mich noch gut an den Tag. Ein süßer Vier- oder Fünfjähriger hat den Text zu Raupe Nimmersatt »vorgelesen«, und ich habe ihm geholfen, wenn er nicht weiterwusste. Ich konnte gar nicht anders.

Delaney wirft ein: »Ich wusste, dass du irgendwann Familie haben wolltest, aber ich habe immer angenommen, du willst auch einen Mann dazu. Aber das muss ja nicht sein. Du bist ganz sicher jemand, der das auch allein schafft.«

Schnell und strahlend schlägt das Herz in meiner Brust. Ich liebe die beiden dafür, dass sie mich einfach verstehen. Sie begreifen, dass es Teil dessen ist, was mich ausmacht. Vielleicht ist mein Weg zu einer Familie unkonventionell, aber das Ergebnis ist Teil meines innersten Wesens.

»Und die Kleine gerade eben war doch wirklich unglaublich niedlich, oder?«, wende ich mich an meine Hündin. »Eine kleine Knutschkugel, und bald haben wir auch so eine.« Mit einem verzückten Lächeln beuge ich mich zu Ruby hinunter und zerzause ihr seidiges rostrotes Fell. »Willst du Tante werden?« Sanft umfasse ich mit den Händen ihre Schnauze und lasse sie nicken. »Ja, das willst du. So gern willst du Tante werden. Du wärst der beste Tanten-Hund der Welt.«

Ruby wedelt mit dem Schwanz und hebt eine Pfote. »Ich weiß, ich weiß. Wir besorgen dir bald eine kleine Nichte oder einen kleinen Neffen.« Dann stehe ich wieder auf und begegne den entgeisterten Blicken meiner besten Freundinnen. Wenn ich sie vorhin mit meiner spontanen Eröffnung schockiert habe, dann sind sie jetzt vollkommen sprachlos. Lächelnd tätschle ich Rubys Kopf, und meine Hündin lehnt sich an mein Bein. »Wir machen es wie die Elefanten, Ruby und ich. Wir erziehen unsere Jungen in einer kleinen matriarchalischen Gesellschaft.«

»Haaaallo!«, ruft Penny, winkt dramatisch mit der Hand und zeigt dann auf Delaney und sich.

»Gibt es uns etwa nicht mehr?«, fragt Delaney.

»Ihr seid dabei?«

Penny verdreht die Augen. »Wenn du das durchziehst, sind wir alle dabei.«

Delaney lacht. »Natürlich werden wir Teil deines Elefantenmatriarchats, du verrücktes Huhn.«

Während der restlichen Strecke bringe ich meine besten Freundinnen auf den neusten Forschungsstand des Baby-Projekts und erläutere alle Fürs und Widers, Möglichkeiten und Hindernisse.

Bis zum Ende unseres Laufes haben sie begriffen, dass ich vorhabe, die Sache wie eine meiner Kolumnen anzugehen – inklusive einer Liste der Top Five aller guten Gründe sowie einer strikten Deadline.

Die Zeit läuft.

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Kapitel Vier

Ryder

Am nächsten Tag sitze ich gerade an einer Kolumne über Etikette und Erwartungen beim dritten Date – seien wir ehrlich: für einen Mann ist die einzig interessante Frage doch die, ob er sie am dritten Abend endlich mit nach Hause nehmen kann –, da ruft Cal Tomkin mich in sein Büro.

Mein Lehnsherr ist ungefähr so wie der Boss von Peter Parker in den Spiderman-Filmen, J. Jonah Jameson. Wenn er spricht, klingt es wie Pistolenfeuer, und er besteht nur aus geometrischen Formen. Sein Kopf ist ein Rechteck, die Brust ein Trapezoid und die Lippen ein schmales Oval.

»Kommen Sie rein, Ryder. Nehmen Sie Platz.«

Worte, die du von dem Mann, der deine Gehaltsschecks unterschreibt, niemals hören möchtest. Nehmen Sie Platz heißt übersetzt: »Ich bin so unzufrieden mit Ihrer Arbeit, dass mir die Federn ausfallen, und Sie stehen ganz kurz vor der Kündigung.«

Langsam lasse ich mich auf den blauen Polsterstuhl sinken, der vor seinem Schreibtisch steht, und bereite mich auf den wütenden Ansturm vor.

Aber es kommt nichts. Weder Worte noch Federn. Stattdessen steht Cal auf und läuft zu seinem Bücherregal. Ah, das hier wird also einer dieser anstrengenden, ausführlichen Verweise. Na super.

Cal trommelt mit den Fingerspitzen auf einem Buchrücken und tut so, als sei er tief in Gedanken versunken. Als wüsste ich nicht, welches Buch er gleich aus dem Regal zieht. »Wo ist es denn nur?«, überlegt er laut und drückt sich einen dicklichen, zylinderförmigen Finger ans Kinn.

»Ja, das weiß ich jetzt auch nicht«, antworte ich.

»Hm. Ich hätte schwören können, dass ich hier irgendwo eine signierte Erstausgabe herumstehen habe.«

Dramatisch fährt er mit dem Finger die Regalbretter entlang. Ich frage, frage, frage mich, ob er es wohl finden wird.

»Ah!«, ruft er und zieht ein gelbes Buch aus dem Regal. Dann fährt er herum, ein triumphierendes Grinsen auf dem Gesicht, und schwenkt ein belastendes Bild von mir auf dem Buchrücken hin und her. Ein Bild meines lächelnden, verheirateten Ichs.

Tomkin tippt auf das Buch. »›Trau Dich!‹ von Ryder Lockhart. Nummer eins auf der Bestsellerliste. In zehn Sprachen übersetzt, über eine halbe Millionen verkaufte Exemplare.« Er holt tief Luft, als sei er erfreut. »Die Bibel«, preist er das Buch weiter an. »Männer auf der ganzen Welt haben es die Bibel genannt.«

Als müsse ich das Lob bescheiden abwehren, lache ich leise. »Nun ja, ich nehme an, es gibt schon die ein oder andere Passage darüber, wie man eine Frau dazu bringt, Halleluja zu rufen, sich flehend an den Schöpfer zu wenden oder wieder und wieder den Namen des Herrn zu nennen – und zwar ganz und gar nicht eitel.«

Cals Mund verzieht sich zu einer bleistiftdünnen Linie. Dann nimmt er mich ins Visier und durchbohrt mich mit einem rasiermesserscharfen Blick. »Genau das ist das Problem. Sie waren mal ein erstklassiger Dating-Coach, aber in letzter Zeit klingen Sie wie der Idiot aus der Sportumkleide.«

Ich schnaube wie ein Profi. Mein schockierter Gesichtsausdruck hätte aus dem Lehrbuch stammen können, während ich beschwichtigend beide Hände hebe. Also bitte. »Das ist in keinster Weise die Masche, die ich in der Show bediene.«

Er durchschaut meinen Bluff. »Jetzt spielen Sie hier nicht den Überraschten. Wir wissen beide, dass das genau die Rolle ist, die Sie mittlerweile spielen.« Sein Tonfall lässt keinen Widerspruch zu.

Ich schlucke trocken und rutsche auf dem Sitz hin und her. »Es ist nicht meine Absicht, so zu wirken.«

»Ach nein? Sind Sie sicher?« Er öffnet das Buch und schlägt meine Biografie auf der letzten Seite auf. Ich wappne mich, auch wenn all meine alten Football-Instinkte mir zurufen, mich auf ihn zu stürzen und ihm das Buch aus der Hand zu reißen, denn der Mist aus dieser Biografie muss unter Verschluss bleiben. »Nach einer kurzen und stürmischen Brautwerbung lebt Ryder Lockhart glücklich verheiratet mit einer erfolgreichen und wunderbaren Patisserie-Chefin in Manhattan. Seine Frau und er besitzen einen Hund namens Romeo und lieben das gemeinsame Kochen, Wandern und Kinobesuche. Vor dem Hintergrund einer Kindheit mit den glücklichsten Eltern New Yorks und einem Abschluss in Psychologie weiß Lockhart genau, was man braucht, um das Selbstbewusstsein zu gewinnen, seine Herzdame endlich anzusprechen und sich auf eine lange und innige Beziehung einzulassen.«

Mit einer schnellen Handbewegung wirft Cal das Buch auf den Tisch, wo es mit einem lauten Knall liegen bleibt. Dann streckt er die Hand nach seiner Kaffeetasse aus, nimmt einen großen Schluck und stellt den Becher auf dem Buch ab.

Erschüttert zeige ich zum Schreibtisch, damit er seinen Fauxpas bemerkt. »Entschuldigung, aber Sie haben gerade –«

»Ich weiß. Das war Absicht. Denn das ist alles, wozu dieses Buch heute noch gut ist. Als Untersetzer, Ryder. Als lausiger Untersetzer.« Seufzend stützt er sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. »Wo ist die Person, die ich eingestellt habe? Steckt sie irgendwo da drin zwischen den Seiten?«

Wo ist Ryder Lockhart? Fragen Sie Maggie. Sie hat ihn umgebracht. Maggie hat ihr Küchenmesser genommen, die Klinge geschärft und sie mir ins Herz gerammt.

Sieben Mal.

Mit zusammengebissenen Zähnen hole ich Luft. »Ich sitze vor Ihnen.«

Skeptisch hebt Cal eine Augenbraue, bis sie geformt ist wie ein Dreieck. »Dann würde ich es begrüßen, wenn Sie sich wieder mehr auf das konzentrierten, was die Sponsoren Ihrer Show wollen. Also etwas weniger ›Zehn Wege, eine heiße Blondine ins Bett zu kriegen‹ und stattdessen wieder etwas mehr ›Zehn erprobte Methoden, die Liebe deines Lebens zu finden‹.«

Die Liebe deines Lebens? Die Liebe meines Lebens ist mein Hund Romeo. Das ist Loyalität. Das ist wahre Liebe.

Aber Tatsache ist, dass mein Buch sich nicht mehr so verkauft wie früher, meine Seminare leer bleiben und, Überraschung, ich seit der medienwirksamen Explosion meiner Bilderbuch-Ehe kein sehr gefragter Beziehungscoach mehr bin.

Es hat sich eben herausgestellt, dass auch Lebensberater besser damit beraten sind, die Regeln, die sie anderen predigen, tunlichst selbst zu befolgen.

Wer hätte das gedacht?

»Kein Problem, ich kann den Sex-Talk ein bisschen einschränken«, biete ich an, schließlich habe ich hier bei Hanky Panky Love keine Wahl. Wenn die Werbekunden kalte Füße bekommen, muss ich etwas ändern.

Cal schüttelt mit gequälter Miene den Kopf. »Mit Sex haben wir kein Problem. Sex ist wunderbar. Wir alle lieben ihn und hätten gern mehr davon. Reden Sie über Sex, so viel Sie wollen. Schließlich haben wir diese Abteilung unseres Medienunternehmens auf der Bereitschaft, offen, ehrlich und humorvoll über Sex zu sprechen, aufgebaut. Aber eben immer vor dem Hintergrund aufrichtiger Liebe. Deshalb heißen wir auch Hanky Panky Love und nicht Hanky Panky Höschen Runter, auch wenn das bei Ihnen in letzter Zeit die größere Rolle zu spielen scheint. Also finden Sie bitte einen Weg, Ihre Show und Ihre Kolumne wieder auf die ursprüngliche Mission auszurichten: Intimität.«

Das Wort lässt mich erschauern.

»Nehmen Sie doch zum Beispiel mal Nicole Powers«, fährt Cal fort, und sobald er ihren Namen erwähnt, verändert sich sein Gesichtsausdruck. Plötzlich strahlt er, als sei sie das Wunschkind und ich der ungeliebte Stiefsohn. »Sie kann von früh bis spät über Orgasmen reden, und trotzdem geht es immer darum, den Einen zu finden. Die große Liebe.«