Dr. Daniel 56 – Arztroman - Marie Francoise - E-Book

Dr. Daniel 56 – Arztroman E-Book

Marie Francoise

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Beschreibung

Dr. Daniel ist eine echte Erfolgsserie. Sie vereint medizinisch hochaktuelle Fälle und menschliche Schicksale, die uns zutiefst bewegen – und einen Arzt, den man sich in seiner Güte und Herzlichkeit zum Freund wünscht.   »Schloß Hohenstein? Das kann doch nicht dein Ernst sein!«   Völlig fassungslos starrte Juliane Weber ihre Kollegin und zugleich Chefin vom Partyservice Gourmet an.   Madeleine de Villeneuve grinste. »Du hast schon richtig gehört, Julie. Wir beide sollen die Silberhochzeit von Fürst Adalbert und Fürstin Helene von Hohenstein ausrichten.«   Dabei glühte ihr Gesicht vor Stolz und Aufregung. Sie, die kleine Bettina Heil aus einem Hundert-Seelen-Dorf in den Bergen – Madeleine de Villeneuve nannte sie sich nur des Klanges wegen – hatte es geschafft, sich gegen jede Konkurrenz durchzusetzen. Der Fürst hatte sie und ihren Partyservice unter unzähligen Bewerbern ausgewählt – vermutlich, weil sie für die erlesensten Delikatessen das günstigste Angebot unterbreitet hatte. Das war natürlich Absicht gewesen. Madeleine wußte genau, daß gerade reiche Leute sehr aufs Geld schauten…   »Wie willst du das denn schaffen?«   Julianes Stimme riß Madeleine aus ihren Gedanken. Mit einem siegessicheren Lächeln legte sie einen Arm um Julianes Schultern.   »Nicht ich, Julie, wir beide werden es schaffen – und zwar ganz einfach. Wir werden beweisen, daß unser Partyservice der beste aus ganz Bayern… ach was, aus ganz Deutschland ist. Und wenn mit der Silberhochzeit des Fürsten für uns der große Erfolg kommt, mache ich dich zu meiner Teilhaberin, wie ich es versprochen habe.«   Juliane seufzte. Wenn Madeleine doch nicht immer so hochfliegende Träume hätte. Wie hatte sie sich nur um die Ausrichtung der Silberhochzeit eines Fürsten bewerben können?   Madeleine verstand den Seufzer der jungen Frau ganz richtig.   »Du bist viel zu pessimistisch, Julie«, hielt sie Juliane vor. »Ich habe schon ein paar erstklassige Ober engagiert, die uns

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Dr. Daniel – 56 –

Krank vor Liebe

Marie Francoise

  »Schloß Hohenstein? Das kann doch nicht dein Ernst sein!«

  Völlig fassungslos starrte Juliane Weber ihre Kollegin und zugleich Chefin vom Partyservice Gourmet an.

  Madeleine de Villeneuve grinste. »Du hast schon richtig gehört, Julie. Wir beide sollen die Silberhochzeit von Fürst Adalbert und Fürstin Helene von Hohenstein ausrichten.«

  Dabei glühte ihr Gesicht vor Stolz und Aufregung. Sie, die kleine Bettina Heil aus einem Hundert-Seelen-Dorf in den Bergen – Madeleine de Villeneuve nannte sie sich nur des Klanges wegen – hatte es geschafft, sich gegen jede Konkurrenz durchzusetzen. Der Fürst hatte sie und ihren Partyservice unter unzähligen Bewerbern ausgewählt – vermutlich, weil sie für die erlesensten Delikatessen das günstigste Angebot unterbreitet hatte. Das war natürlich Absicht gewesen. Madeleine wußte genau, daß gerade reiche Leute sehr aufs Geld schauten…

  »Wie willst du das denn schaffen?«

  Julianes Stimme riß Madeleine aus ihren Gedanken. Mit einem siegessicheren Lächeln legte sie einen Arm um Julianes Schultern.

  »Nicht ich, Julie, wir beide werden es schaffen – und zwar ganz einfach. Wir werden beweisen, daß unser Partyservice der beste aus ganz Bayern… ach was, aus ganz Deutschland ist. Und wenn mit der Silberhochzeit des Fürsten für uns der große Erfolg kommt, mache ich dich zu meiner Teilhaberin, wie ich es versprochen habe.«

  Juliane seufzte. Wenn Madeleine doch nicht immer so hochfliegende Träume hätte. Wie hatte sie sich nur um die Ausrichtung der Silberhochzeit eines Fürsten bewerben können?

  Madeleine verstand den Seufzer der jungen Frau ganz richtig.

  »Du bist viel zu pessimistisch, Julie«, hielt sie Juliane vor. »Ich habe schon ein paar erstklassige Ober engagiert, die uns beim Servieren der Drinks unterstützen werden. Am Büfett wirst du arbeiten, denn das ist deine ganz besondere Stärke. Im übrigen kennst du die hundert verschiedenen Salate, die es gibt, besser als ich.«

  »Mit Salaten allein wird es nicht getan sein«, meinte Juliane. Sie wußte bereits jetzt, daß die Hauptarbeit wieder mal an ihr hängenbleiben würde. Madeleine mochte gut sein im Organisieren, doch die Arbeit selbst hatte sie nicht erfunden.

  Juliane war den restlichen Tag über dann auch schon schwer beschäftigt, und in der Nacht hatte sie einen wirren Traum, der darin gipfelte, daß das Büfett nicht richtig aufgebaut war und dem Fürstenpaar vor die Füße gekippt wurde. Schweißgebadet erwachte Juliane und bereute zum ersten Mal, daß sie die Arbeit im Partyservice angenommen hatte.

*

  Madeleines Organisationstalent war glänzend und gepaart mit Julianes praktischem Denken und ihrer schier unermüdlichen Arbeitskraft waren sie tatsächlich ein unschlagbares Team. Das Büfett war ein Traum, die Getränke waren vom Allerfeinsten und die dezent angebrachte Dekoration nicht zu schlicht und auch nicht zu protzig.

  »Meine Damen, ich muß Ihnen vorab schon ein Kompliment machen«, erklärte Fürst Adalbert von Hohenstein. »Auf den ersten Blick würde ich sagen, daß alles perfekt ist.« Sein Blick glitt über die Delikatessen, die Juliane appetitlich dekoriert und auf dem riesigen Büfett übersichtlich verteilt hatte. »Wenn das alles nur halb so gut schmeckt, wie es aussieht, dann kann ich mich zu meiner Wahl nur beglückwünschen.«

  Madeleine lächelte. »Durchlaucht, ich kann Ihnen versichern, daß alles noch sehr viel besser schmeckt, als es aussieht.«

  Dann trafen die ersten Gäste ein, die von dem Fürstenpaar begrüßt wurden. Die von Madeleine engagierten Ober gingen unauffällig durch die Räume und balancierten Tabletts mit Aperitifs. Am Büfett stand Juliane schon bereit, um geleerte Schüsseln und Teller durch gefüllte zu ersetzen. Ihre anfängliche Nervosität hatte sich gelegt. Bis jetzt klappte alles wie am Schnürchen, und Juliane versuchte zu verdrängen, daß diese vielen Menschen, die auf Schloß Hohenstein anwesend waren, durchweg dem Adel entstammten.

  Mit geübtem Blick erkannte sie, daß die meisten Gäste inzwischen gesättigt waren, so arrangierte sie an einem Ende des langen Büfetts eine Reihe Desserts, die großen Anklang fanden.

  Der Fürst erwähnte in seiner nachfolgenden Rede dann auch tatsächlich, wie beispielhaft diese Gesellschaft von Madeleine de Villeneuve und ihrer Kollegin organisiert worden sei.

  Während Juliane und Madeleine nahezu geräuschlos das große Büfett abräumten, fuhr der Fürst in seiner Rede fort.

  »Er macht gar nicht den Eindruck eines Adligen«, flüsterte Juliane.

  »Das ist alles gespielt«, erwiderte Madeleine ebenso leise. »Der Fürst ist durch und durch blaublütig. Für den sind wir nur niederes Fußvolk, auch wenn er uns das nicht direkt spüren läßt.« Sie lächelte mokant. »Du kannst ja mal seinem ältesten Sohn schöne Augen machen, dann wirst du sehen, wie der gute Fürst darauf reagiert.«

  »Ich habe nicht vor, hier irgend jemandem schöne Augen zu machen«, meinte Juliane.

  »Bei Prinz Klaus würde es sich aber lohnen. Er ist der begehrteste Junggeselle im Kreise dieser erlauchten Gesellschaft.« Madeleine seufzte leise. »Nun ja, welche junge Frau würde nicht gern die künftige Fürstin von Hohenstein werden.«

  Juliane und Madeleine beendeten jetzt ihre Arbeit, und auch der Fürst kam zum Ende seiner Ansprache.

  »Das Tanzbein können meine Frau und ich wegen unseres Unfalls im letzten Monat leider noch nicht wieder schwingen«, erklärte Fürst Adalbert und lächelte dabei bedauernd. »Mein Sohn Klaus wird daher den Tanz eröffnen, und ich bin sicher, daß er sich dafür eine besonders zauberhafte junge Frau aussuchen wird.«

  Dabei ging sein Blick zu der jungen Komtesse Sarina von Gehrau, die mit ihren Eltern und ihrem Bruder ebenfalls zu den Gästen zählte. Prinz Klaus schien die Wünsche seines Vaters jedoch nicht zu kennen, denn er ging an der Komtesse vorbei und steuerte geradewegs auf Juliane Weber zu.

  Mit einer formvollendeten Verbeugung bat er sie um diesen Tanz und schien das Entsetzen seiner Eltern und der anwesenden Gäste gar nicht zu bemerken.

  Juliane errötete bis unter die Haarwurzeln.

  »Aber… Sie können doch nicht mich…«, stammelte sie, und ihr Blick ging unwillkürlich zu Fürst Adalbert hinüber, der sie mit zornesfunkelnden Augen musterte.

  »Mein Vater hat gesagt, ich würde mir bestimmt eine zauberhafte junge Frau aussuchen, und in meinen Augen sind Sie die bezauberndste Frau hier«, entgegnete Prinz Klaus mit seiner tiefen, warmen Stimme, die Juliane innerlich vibrieren ließ. Dann lächelte er charmant. »Also, Fräulein Juliane, machen Sie mir das Vergnügen, und tanzen Sie mit mir.«

  »Von Herzen gern«, hörte sich Juliane sagen, und für einen Augenblick fragte sie sich, woher der Prinz wohl ihren Namen wußte. Doch dann streifte ihr Blick wieder das Gesicht des Fürsten. »Ihr Vater wird sehr zornig sein, Herr…« Sie stockte. Verflixt, wie sprach man denn einen Prinzen überhaupt an? »Hoheit.«

  Prinz Klaus lachte. »Sie sind süß, Juliane.« Dann bot er ihr seinen Arm und begleitete sie zum Tanzparkett. Die Kapelle spielte einen Wiener Walzer, und als sich Juliane mit dem Prinzen nach dem Takt der Musik drehte, fühlte sie sich wie Aschenputtel – nur mit dem Unterschied, daß sie kein Kleid aus Gold und Silber besaß und auch keine gläsernen Schuhe. Doch das hier war ja auch kein Märchen, sondern die Wirklichkeit – und in der Wirklichkeit heiratete ein Prinz kein Aschenputtel… auch wenn er mit ihr einmal den Tanz eröffnete.

*

  »Klaus, ich will mit dir sprechen – auf der Stelle«, zischte Fürst Adalbert seinem Sohn zu.

  Klaus und Juliane kamen mit einer letzten Drehung zum Stehen, und nur zu deutlich wurde sich Juliane der neugierigen Blicke bewußt, mit denen die inzwischen ebenfalls tanzenden Gäste sie betrachteten. Aber sie sah auch die kaum unterdrückte Wut des Fürsten.

  »Natürlich, Vater«, erklärte Prinz Klaus gehorsam, dann wandte er sich Juliane zu und drohte ihr lächelnd mit dem Finger. »Laufen Sie mir ja nicht davon. Ich komme wieder.«

  »Das glaube ich kaum«, entgegnete der Fürst scharf. Er sah Juliane fordernd an. »Fräulein Weber wollte sich gerade verabschieden, nicht wahr?«

  Juliane fühlte sich wie das Kaninchen vor der Schlange, und unwillkürlich fielen ihr Madeleines Worte wieder ein. »Du kannst sehen, wie der gute Fürst darauf reagiert.« Oh ja, das konnte sie jetzt sehen, dabei war nicht einmal sie es gewesen, die dem Prinzen schöne Augen gemacht hatte, sondern umgekehrt er.

  »Ja«, hauchte Juliane verschüchert. »Ich… ich muß wirklich gehen.«

  Doch bevor sie davoneilen konnte, hatte Prinz Klaus ihre Hand ergriffen und hielt sie fest.

  »Wir sehen uns wieder, Juliane, das verspreche ich Ihnen«, erklärte er, und sein Gesicht war dabei so ernst, daß sie versucht war, seinen Worten zu glau-

ben.

  »Versprich nichts, was du nicht halten kannst«, mischte sich der Fürst ein, dann wies er zu dem großen Durchgang, der aus dem Ballsaal führte. »Du wartest in der Bibliothek auf mich.«

  Prinz Klaus zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann kam er dem Befehl seines Vaters nach. Auch Juliane wollte gehen, doch diesmal war es der Fürst, der sie zurückhielt.

  »Sie trifft keine Schuld an dem Fauxpas meines Sohnes«, erklärte er, und seine Stimme klang dabei hart und kalt. »Trotzdem verlange ich, daß Sie Schloß Hohenstein auf der Stelle verlassen, und seien Sie versichert, daß Sie meinen Sohn nicht wiedersehen werden – gleichgültig, was er gerade gesagt hat.«

  »Ja, Hoheit«, flüsterte Juliane ergeben.

  »Durchlaucht«, verbesserte der Fürst, dann drehte er sich um und verließ den Ballsaal mit energischen Schritten.

  »Bist du denn noch zu retten?« fragte Madeleine, die den ganzen Vorfall natürlich beobachtet hatte, und zog Juliane dabei aus dem Ballsaal hinaus in eine ruhige Ecke. »Wie konntest du nur mit dem Prinzen tanzen?«

  Juliane war den Tränen nahe. »Was hätte ich denn tun sollen? Er hat mich aufgefordert, nicht ich ihn. Hätte ich ihm da einen Korb geben sollen?«

  »Ja«, antwortete Madeleine kurz. »Schon aus Rücksicht auf unseren Partyservice hättest du das tun sollen. Weitere Aufträge kann ich jetzt nämlich durch deine Schuld vergessen. Oder glaubst du, irgend jemand von denen da drinnen wird mir noch einen Auftrag geben?«

  »Dann kündige ich eben!« stieß Juliane hervor. »Wenn du willst, verkünde ich es sogar noch laut vor allen diesen Gästen, damit du nur ja keinen Verlust erleidest.« Sie schluchzte auf. »Es war nicht meine Idee, mit ihm zu tanzen. Er wollte es.« Dann drehte sie sich abrupt um und flüchtete aus dem Schloß. Noch nie zuvor hatte sie sich so elend gefühlt wie in diesem Augenblick.

*

  »Bist du noch zu retten?« fuhr Fürst Adalbert seinen Sohn an. »Wie konntest du deine Mutter und mich dermaßen blamieren?«

  »Du selbst hattest gesagt, ich solle mir eine zauberhafte junge Frau für diesen Tanz aussuchen«, entgegnete Prinz Klaus scheinbar ungerührt. »Gab es auf dieser ganzen Gesellschaft ein Mäd-chen, das bezaubernder gewesen wäre als Juliane Weber?«

  Fürst Adalbert donnerte die Faust auf den Tisch, daß die Blumenvase klirrte.

  »Du bist der künftige Fürst von Hohenstein, Klaus!« brauste er auf. »Du solltest wissen, was sich für einen Mann deines Standes gehört und was nicht!«

  Ein spöttisches Lächeln umspielte die Lippen des Prinzen. »Weißt du, Vater, du konntest mir einiges vererben, deinen Standesdünkel aber glücklicherweise nicht. Mir ist es vollkommen egal, ob meine zukünftige Frau einem Adelsgeschlecht entstammt oder nicht. Wichtig ist nur, daß wir uns lieben.«

  »Dir mag es egal sein – mir nicht«, entgegnete Fürst Adalbert eisig. »Und ich werde dafür sorgen, daß du dich standesgemäß verheiratest. Du kannst nicht irgendein dahergelaufenes Mäd-chen zur künftigen Fürstin von Hohenstein machen.«

  Ärgerlich schüttelte Prinz Klaus den Kopf. »Deine Ansichten sind hoffnungslos veraltet, Vater. Fürst Guido von Lichtenfels hat auch eine Bürgerliche geheiratet, und du willst ja wohl nicht behaupten, daß Fürstin Sandra…«

  »Sie besitzt ein völlig anderes Format«, fiel Fürst Adalbert seinem Sohn ins Wort.

  »Ein anderes Format als wer?« wollte Prinz Klaus wissen. »Du freundest dich doch wohl nicht schon mit dem Gedanken an, daß Juliane Weber die künftige Fürstin von Hohenstein sein

wird?«

  »Ganz bestimmt nicht!« betonte der Fürst und unterstrich seine Worte mit einer heftigen Handbewegung. »Ich will dieses Gespräch mit dir gerade heute nicht weiterführen, Klaus. Das bedeutet aber nicht, daß das letzte Wort darüber schon gesprochen wäre.«

  Damit drehte er sich um und verließ die Bibliothek, wobei er die Tür sehr nachdrücklich hinter sich schloß. Prinz Klaus sah ihm nach.

  »Du wirst nicht verhindern können, daß ich mein Herz darüber entscheiden lassen werde, wen ich einmal zum Traualtar führe«, erklärte er, dann seufzte er tief auf. Warum war sein Vater nur so verbohrt? Und seine Mutter stand ihm darin in nichts nach. Die beiden betrachteten Bürgerliche als Menschen zweiter Klasse, und Klaus wußte genau, daß er es schwerhaben würde, wenn er tatsächlich eine Bürgerliche zur Frau nehmen wollte. Dabei geisterte die bezaubernde Juliane Weber noch immer durch seine Gedanken.

  Auch der Prinz verließ nun die Bibliothek und sah sich suchend um, doch Juliane war verschwunden. Klaus’ Blick wanderte zu seinen Eltern, die sich angeregt unterhielten.

  Ich kann mir schon denken, worüber ihr so eifrig redet, dachte Klaus ärgerlich. Aber ihr könnt sicher sein, daß ich Juliane wiedersehen werde. Und wenn sie mich liebt… wenn sie den Mut hat, zu mir zu stehen, dann werde ich sie heiraten – wenn es sein muß, auch gegen euren Willen.

*

  Das Gespräch mit seiner Frau hatte Fürst Adalbert gezeigt, daß sie im Zweifelsfall auf seiner Seite stehen würde. Klaus mußte zu seinem Glück gezwungen werden, das war heute klar geworden. Es hatte keinen Sinn, ihm Freiheiten zu gewähren, da kam er nur auf dumme Gedanken. Eine Bürgerliche als künftige Fürstin von Hohenstein! Unwillkürlich schüttelte sich Fürst Adalbert, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

  In diesem Moment sah er Gräfin Henriette von Gehrau auf die weitläufige Terrasse hinausgehen. Fürst Adalbert blickte sich um, doch Graf Bernhard von Gehrau war in ein Gespräch mit Baron Finsterhagen vertieft. Fürst Adalbert war darüber sehr erleichtert, denn er schätzte den Grafen nicht besonders. Dieser mischte sich gern unter das einfache Volk – etwas, was Fürst Adalbert nie getan hätte. Er war immer sehr darauf bedacht, Distanz zu Nichtadligen zu wahren. Gräfin Henriette war ihm in dieser Beziehung sehr ähnlich. Auch sie war äußerst standesbewußt, und ihr Sohn Harro kam auch ganz nach ihr, während Komtesse Sarina leider mehr Ähnlichkeit mit ihrem Vater hatte. Doch sie war noch jung genug, um umerzogen werden zu können, und diese Mühe waren sowohl ihr Aussehen als auch ihr gräflicher Stand wert.