Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Dr. Daniel ist eine echte Erfolgsserie. Sie vereint medizinisch hochaktuelle Fälle und menschliche Schicksale, die uns zutiefst bewegen – und einen Arzt, den man sich in seiner Güte und Herzlichkeit zum Freund wünscht. Der Notruf erreichte die Waldsee-Klinik gegen ein Uhr morgens. Für den Chefarzt Dr. Wolfgang Metzler, der heute Nachtdienst hatte, gab es kein Zögern. »Ich komme mit!« rief er den beiden Sanitätern zu, als sie auf den Krankenwagen zuliefen, dann drehte er sich zur Nachtschwester um. »Alarmieren Sie das Team, außerdem Dr. Daniel. Unter den Verletzten soll eine schwangere Frau sein.« Schwester Irmgard hob eine Hand zum Zeichen, daß sie verstanden hatte, dann eilte sie zum Telefon, während hinter Dr. Metzler die Hecktüren zuschlugen und der Wagen mit Blaulicht und Martinshorn losbrauste. Das Bild, das sich dem Arzt und den Sanitätern bot, war grauenvoll. Die beiden Autos hatten sich dermaßen ineinander verkeilt, daß die Feuerwehrmänner größte Mühe hatten, die Insassen zu bergen. »Wenn da nur einer noch am Leben ist, dann wäre es ein Wunder«, murmelte einer der beiden Sanitäter, während sie schnellstens die erste fahrbare Trage herausholten. »Der Fahrer des Sportwagens ist tot«, informierte ein Feuerwehrmann den Chefarzt. »Die schwangere Frau müßten wir in Kürze aus dem zweiten Wrack herausbekommen, aber für den anderen Fahrer sehe ich schwarz. Er hat sich seit zehn Minuten nicht mehr bewegt.« Dr. Metzler nickte nur, dann wartete er ungeduldig, bis die Feuerwehrmänner endlich die schwangere Frau befreit hatten. Sie stöhnte leise und versuchte immer wieder, ihre Beine anzuziehen, was wegen der Knochenbrüche jedoch nicht möglich war. Dr. Metzler untersuchte sie rasch, aber mit der gebotenen Vorsicht, dann legte er eine Infusion und ließ die Verletzte schließlich zum Krankenwagen bringen. »Fahren Sie die Patientin in die Klinik, und kommen Sie danach umgehend hierher
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 109
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Der Notruf erreichte die Waldsee-Klinik gegen ein Uhr morgens. Für den Chefarzt Dr. Wolfgang Metzler, der heute Nachtdienst hatte, gab es kein Zögern.
»Ich komme mit!« rief er den beiden Sanitätern zu, als sie auf den Krankenwagen zuliefen, dann drehte er sich zur Nachtschwester um. »Alarmieren Sie das Team, außerdem Dr. Daniel. Unter den Verletzten soll eine schwangere Frau sein.«
Schwester Irmgard hob eine Hand zum Zeichen, daß sie verstanden hatte, dann eilte sie zum Telefon, während hinter Dr. Metzler die Hecktüren zuschlugen und der Wagen mit Blaulicht und Martinshorn losbrauste.
Das Bild, das sich dem Arzt und den Sanitätern bot, war grauenvoll. Die beiden Autos hatten sich dermaßen ineinander verkeilt, daß die Feuerwehrmänner größte Mühe hatten, die Insassen zu bergen.
»Wenn da nur einer noch am Leben ist, dann wäre es ein Wunder«, murmelte einer der beiden Sanitäter, während sie schnellstens die erste fahrbare Trage herausholten.
»Der Fahrer des Sportwagens ist tot«, informierte ein Feuerwehrmann den Chefarzt. »Die schwangere Frau müßten wir in Kürze aus dem zweiten Wrack herausbekommen, aber für den anderen Fahrer sehe ich schwarz. Er hat sich seit zehn Minuten nicht mehr bewegt.«
Dr. Metzler nickte nur, dann wartete er ungeduldig, bis die Feuerwehrmänner endlich die schwangere Frau befreit hatten. Sie stöhnte leise und versuchte immer wieder, ihre Beine anzuziehen, was wegen der Knochenbrüche jedoch nicht möglich war.
Dr. Metzler untersuchte sie rasch, aber mit der gebotenen Vorsicht, dann legte er eine Infusion und ließ die Verletzte schließlich zum Krankenwagen bringen.
»Fahren Sie die Patientin in die Klinik, und kommen Sie danach umgehend hierher zurück«, ordnete Dr. Metzler an. »Ich muß hierbleiben, damit ich mich um den anderen Verletzten kümmern kann. Beeilen Sie sich.«
Dieses Nachsatzes hätte es gar nicht bedurft. Die beiden Sanitäter wußten auch so, daß hier Eile geboten war. Einer von ihnen setzte sich ans Steuer, während sich der andere um die verletzte Frau kümmerte, Blutdruck und Puls kontrollierte und schon die ersten kleineren Wunden versorgte. Allem Anschein nach hatte sie es nicht so schwer erwischt, wie man angesichts der verbeulten und total ineinander verkeilten Autos hätte annehmen müssen. Ob die Schwangerschaft allerdings erhalten werden konnte, stand in den Sternen.
Als der Krankenwagen vor der Klinik anhielt, lief Dr. Robert Daniel gleich heraus, und ein erster Blick auf die Patientin ließ ihn ahnen, daß sich hier eine Katastrophe anbahnte.
»Blutdruck hundert zu sechzig, Puls neunzig«, meldete der Sanitäter, während er seinem Kollegen half, die fahrbare Trage in die Notaufnahme zu schieben. Er warf Dr. Daniel einen kurzen Blick zu, bevor er im Telegrammstil fortfuhr: »Schock wurde behandelt. Unterschenkelfraktur beidseits, ansonsten keine großen Verletzungen. Mittelstarke Unterleibsblutungen.«
Dr. Daniel nickte knapp, dann übernahm er die Patientin.
»Mein Baby«, stammelte die junge Frau.
»Keine Angst, Frau Probst«, bat Dr. Daniel in beruhigendem Ton. »Wir werden für Sie und das Baby tun, was in unserer Macht steht.«
Melanie Probst begann zu weinen, und Dr. Daniel wußte, welche Ängste sie jetzt ausstand. Sie hatte auf diese Schwangerschaft so lange warten müssen, und jetzt, da es endlich geklappt hatte…
»Brauchen Sie mich?« fragte der Anästhesist Dr. Jeffrey Parker, der im Laufschritt den Flur entlangkam.
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Erika wartet schon im kleinen OP. Wolfgang wird Sie brauchen, Jeff. Es kommt noch ein Schwerverletzter.«
Dr. Parker eilte weiter, während Dr. Daniel die fahrbare Trage in den kleinen Operationssaal der Gynäkologie schob. Der junge Assistenzarzt Dr. Rainer Köhler folgte ihm, ebenso die Gynäkologin der Klinik, Dr. Alena Reintaler.
Zwischen den Ärzten waren nicht viele Worte nötig. Sie wußten alle, worum es ging, und arbeiteten lange genug zusammen, um sich allein durch Blicke und knappe Bemerkungen zu verständigen.
Dr. Erika Metzler, die Ehefrau des Chefarztes und zweite Anästhesistin der Klinik, gab der Patientin eine leichte Narkose, während Dr. Köhler schon begann, die beiden Unterschenkelbrüche zu behandeln.
»Hoffentlich kann man ihr die Schwangerschaft erhalten«, murmelte Alena Reintaler, während sie zusah, wie Dr. Daniel eine gründliche Untersuchung vornahm.
Vorsichtig tastete der Arzt den Muttermund ab, doch er erkannte sofort, daß hier jede Hilfe zu spät kam. Der Muttermund war geöffnet und der Fetus bereits ausgestoßen.
Resigniert zog Dr. Daniel die Hand zurück.
»Nichts mehr zu machen«, meinte er niedergeschlagen. »Die Fehlgeburt muß bereits am Unfallort passiert sein.«
»Die arme Frau«, erklärte Alena teilnahmsvoll, während sie Dr. Daniel schon die Dehnungsstifte reichte, mit denen er die Zervix weiten mußte, um eine instrumentelle Ausräumung vorzunehmen, da die anhaltende Blutung darauf schließen ließ, daß Teile der Plazenta in der Gebärmutter zurückgeblieben waren.
Dr. Daniel ging dabei sehr vorsichtig zu Werke, obwohl der Gebärmutterkanal jetzt noch nicht so brüchig war, wie es zu einem späteren Zeitpunkt der Schwangerschaft der Fall gewesen wäre. Mit Hilfe der Kürette nahm er eine gründliche Ausschabung vor, dabei tat ihm das Herz weh. Melanie und Karlheinz Probst hatten sich so sehr auf ihr Baby gefreut…
»Blutdruck fällt rapide«, meldete sich Erika in diesem Moment.
Alarmiert blickte Dr. Daniel auf. Die Blutungen aus dem Uterus waren mit Beendigung der Kürette zum Erliegen gekommen. Sie konnten also nicht die Ursache für den plötzlichen Blutdruckabfall sein. Das bedeutete, daß Melanie andere innere Blutungen haben mußte. Als Dr. Daniel vorsichtig die Bauchdecke abtastete, bekam er auch gleich die Bestätigung für seinen Verdacht.
»Skalpell«, verlangte er und setzte ohne zu zögern den Bauchschnitt. Er war kein Chirurg, aber er wußte, daß jede Verzögerung für Melanie Lebensgefahr bedeutete.
»Rainer, assistieren Sie mir«, ordnete er an, und der junge Assistenzarzt nahm sofort seinen Platz auf der anderen Seite des Operationstisches ein. Er setzte die Haken an, um Dr. Daniel freie Sicht zu verschaffen.
Im nächsten Moment sahen sie das Ausmaß der Bescherung. Der gesamte Bauchraum war voller Blut, und zumindest im ersten Moment war nicht zu erkennen, woher es kam.
»Nur die Milz kann solche Blutungen verursachen«, meinte Dr. Köhler.
Dr. Daniel nickte zustimmend. Dieser Gedanke war auch ihm gekommen.
»Absaugen«, befahl er, und Schwester Bianca kam seiner Aufforderung sofort nach. Sie war zwar eigentlich Stationsschwester, mußte heute aber im Operationssaal aushelfen, weil die OP-Schwester Petra Döllig auf der Chirurgie gebraucht wurde.
Als Dr. Daniel freie Sicht hatte, erkannte er, daß tatsächlich ein unscheinbarer Milzriß die heftigen Blutungen verursacht hatte.
»Blutgruppenbestimmung und Kreuzprobe«, ordnete er an. »Anschließend Bluttransfusion.« Er blickte kurz zu Alena zurück. »Holen Sie mir den Oberarzt her.«
Im Laufschritt verließ die junge Gynäkologin den Operationssaal und kehrte keine zwei Minuten später mit dem Oberarzt Dr. Gerrit Scheibler zurück.
»Milzriß«, informierte Dr. Daniel ihn knapp.
Dr. Scheibler, der sich gerade frische, keimfreie Handschuhe überstreifen ließ, stutzte. »Hat Wolfgang das denn nicht bemerkt?«
»Konnte er wohl nicht«, entgegnete Dr. Daniel. »Der Riß ist sehr klein und hat erst etwas später zu den erheblichen Blutungen geführt.«
Währenddessen hatte sich der Oberarzt einen ersten Überblick verschafft und begann nun mit geübten Griffen die gerissene Milz zu entfernen.
»Das hätten Sie eigentlich auch machen können«, meinte er, und die kleinen Fältchen, die sich um seine Augen bildeten, bewiesen, daß er lächelte.
»Ich bin Gynäkologe, kein Allroundgenie«, hielt Dr. Daniel dagegen, dann mußte auch er ein wenig lächeln. »Schließlich will ich nicht riskieren, daß ich als Direktor von Ihnen eine Rüge einstecken muß, weil ich mich in Sachen einmische, die mich nichts angehen und die ich nicht kann.«
»Gekonnt hätten Sie es mit Sicherheit«, erwiderte Dr. Scheibler, vergewisserte sich, daß er wirklich nichts übersehen hatte, und trat dann zurück. »Sie sind nämlich nicht nur als Gynäkologe erstklassig.« Dann wies er auf das offene Operationsfeld. »Damit muß ich Sie jetzt leider im Stich lassen. Wolfgang braucht mich drüben dringend.«
»Gehen Sie nur«, meinte Dr. Daniel und begann schon, die Wunde zu schließen. Rainer Köhler ging ihm mit Geschick zur Hand.
»Er ist ein begnadeter Chirurg«, flüsterte er beinahe andächtig.
Dr. Daniel warf ihm einen kurzen Blick zu. »Da haben Sie recht, Rainer. Wer hier in der Waldsee-Klinik als Patient landet, ist sicher in den besten Händen.«
»Nicht nur als Patient«, entgegnete Dr. Köhler. »Der Chefarzt ist streng, aber er und Dr. Scheibler sind genau die Ärzte, zu denen man voller Bewunderung aufblicken kann.« Er errötete ein wenig. »Sie natürlich auch.«
Dr. Daniel mußte lächeln. »Ich habe Sie schon richtig verstanden, Rainer. Sie wollen Chirurg werden, und da orientieren Sie sich verständlicherweise nicht vorrangig an einem Gynäkologen.«
Dr. Köhler war erleichtert. Er mochte Dr. Daniel von Herzen gern und schätzte ihn auch als Arzt, aber seine großen Vorbilder waren tatsächlich Dr. Metzler und Dr. Scheibler. So gut wie sie wollte er auch einmal werden.
»Ich habe in den paar Monaten, seit ich hier bin, doppelt so viel gelernt wie in einem Jahr an dieser Privatklinik, an der ich vorher gearbeitet habe«, erklärte er, und Dr. Daniel hörte die Dankbarkeit aus seinen Worten heraus. Dr. Köhler hatte die Assistentenstelle in der Waldsee-Klinik wie ein Geschenk angenommen, und er würde gewiß einmal ein hervorragender Arzt werden.
Dr. Daniel verknotete jetzt den letzten Faden, dann blickte er voller Mitgefühl auf seine junge Patientin. Die unerwartete Operation, die plötzlich notwendig geworden war, und das Gespräch mit Dr. Köhler hatten ihn abgelenkt, doch jetzt war alles wieder da. In ein paar Stunden würde er Melanie Probst die grausame Wahrheit sagen müssen… eine Wahrheit, die sie wieder in ein entsetzliches seelisches Loch stoßen würde.
*
Während Melanie Probst auf die Intensivstation gebracht wurde, kämpften die Ärzte im großen Operationssaal der Chirurgie um das Leben ihres Mannes Karlheinz. Er hatte bei dem Unfall die weitaus schwerwigenderen Verletzungen davongetragen.
Jetzt stieß Dr. Köhler zu dem Operationsteam und nahm ohne viele Worte seinen Platz an der Seite von Dr. Scheibler ein. Er war inzwischen lange genug hier, um zu wissen, worauf es bei der Arbeit mit Chefarzt und Oberarzt ankam. Ungefragt übernahm er die Operationshaken, so daß Dr. Scheibler nun voll mitarbeiten konnte.
Zwischen ihm und Dr. Metzler waren keine großen Gespräche nötig. Jeder kannte die Arbeitsweise des anderen fast so gut wie seine eigenen.
»Wie geht’s der Frau?« wollte Dr. Scheibler wissen.
»Ihr Zustand ist stabil«, antwortete der junge Assistenzarzt. »Sie liegt aber sicherheitshalber noch auf Intensiv. Dr. Daniel ist bei ihr.«
»Sein Zustand wird kritisch«, meldete sich in diesem Moment Dr. Parker.
»Kein Wunder«, knurrte der Chefarzt. »Er sieht aus, als hätte man ihn durch den Fleischwolf gedreht. Und das alles wegen dieses verflixten Rasers, der die Landstraße offensichtlich für den Nürburgring gehalten hat.« Mit beispielhafter Verbissenheit bemühte er sich, die entsetzlichen Verletzungen seines Patienten unter Kontrolle zu bringen, doch es schien, als wäre dieser Kampf aussichtslos.
»Kammerflimmern!« rief der Anästhesist.
»Nein, verdammt!« stieß Dr. Metzler zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Holt den Defi.«
Er hatte noch nicht einmal ausgesprochen, da stand die OP-Schwester schon mit dem Defibrillator bereit.
»Auf 200 laden«, befahl Dr. Metzler und drückte die Defibrillatorpaddel auf Karlheinz’ Brust. »Weg vom Tisch!« Im nächsten Moment jagte ein kurzer Stromstoß durch den Körper des Patienten. Das Herz nahm seine Arbeit wieder auf, doch die Ärzte wußten, daß es der Belastung nicht mehr lange standhalten würde.
»Mach jetzt bloß nicht schlapp, Junge«, murmelte Dr. Scheibler wie beschwörend. »Du hast eine Frau, die dich noch braucht.«
Dr. Metzler warf ihm einen kurzen Blick zu. Er wußte, wie sein Schwager diese Worte meinte, aber unwillkürlich mußte er an die schweren Verletzungen denken, die er behandelt hatte, als Dr. Scheibler zu Dr. Daniel gerufen wurde.
»Das Baby, das seine Frau jetzt von ihm erwartet, wird mit Sicherheit das letzte sein, das er gezeugt hat«, erklärte er, während er versuchte, der vielen Verletzungen Herr zu werden.
Die Worte jagten Dr. Köhler förmlich einen Schauer über den Rücken.
»Seine Frau hatte eine Fehlgeburt«, brachte er mühsam hervor.
Für den Bruchteil einer Sekunde legte sich lähmende Stille über das Operationsteam. Sie alle waren keine Maschinen, sondern Ärzte, die am Schicksal ihrer Patienten regen Anteil nahmen.
»Ich sehe endlich Land«, meinte Dr. Metzler schließlich.
»Zeit wird’s«, brummte der Anästhesist. »Herz und Kreislauf sind in einem jämmerlichen Zustand, und allmählich gehen mir die Ideen aus, wie ich ihn noch am Leben halten könnte.«
»Weitere Ideen sind nicht nötig«, meinte Dr. Metzler, vergewisserte sich, daß er nichts übersehen hatte, und trat dann zurück. »Er wird leben.«
»Ja, aber wie?« wandte Dr. Scheibler ein, während er begann, den großen Bauchschnitt zu schließen.
»Er lebt«, hielt Dr. Metzler dagegen. »In meinen Augen ist das das Wichtigste. Die ersten Monate wird er noch im Rollstuhl verbringen müssen, aber ich habe ihn vor einer Querschnittslähmung bewahrt. Er wird wieder laufen können und auch sonst ein einigermaßen normales Leben führen. Mehr kann man nach einem solchen Unfall nicht verlangen.«
Dr. Scheibler wußte, daß der Chefarzt recht hatte. Karlheinz Probst war eher tot als lebendig in die Klinik eingeliefert worden. Sie hatten an ihm nicht nur eine, sondern gleich drei Operationen vorgenommen und dabei sein Leben gerettet. Trotzdem war Dr. Scheibler nicht zufrieden. Vor Karlheinz Probst lag ein schmerzvoller, beschwerlicher Weg, an dessen Ende aller Wahrscheinlichkeit nach keine völlige Genesung stehen würde.
*
Melanie erwachte, als die Wundschmerzen einsetzten. Die Nachwirkungen der Narkose ließen noch keine klaren Gedanken zu, und das starke Schmerzmittel, das sie direkt in die Infusion gespritzt bekam, ließ sie sofort wieder einschlafen.