Dr. Stefan Frank 2475 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2475 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Der geheime Schwur - Für die Gesundheit ihrer Lehrerin wollen die Schüler alles tun

Schon seit einigen Tagen ist die Lehrerin der Klasse 4b nicht mehr in der Grundschule erschienen. Und wenn stimmt, was der Grünwalder Arzt Dr. Stefan Frank bei einem Vortrag vor den Schülern angedeutet hat, dann ist es auch mehr als fraglich, ob Miriana Seidensticker überhaupt jemals wieder vor ihre Klasse treten wird. Angeblich denkt sie darüber nach, ihren Beruf zu wechseln.

Und warum das alles? Unbehaglich sehen sich die Kinder an. Sie wissen, dass sie eine gewisse Schuld an der Situation tragen. Sie haben Miriana Seidensticker in der letzten Zeit sehr viel zugemutet und sie nicht respektvoll behandelt. Obwohl die junge Frau doch eigentlich ihre Lieblingslehrerin ist! Nun also ist sie dadurch so krank geworden, dass sie vielleicht nie wieder unterrichten kann - und es womöglich auch gar nicht möchte.

Aber so schnell wollen die Kinder nicht aufgeben. Sie schießen einen Pakt: Gemeinsam werden sie alles tun, um ihre Lehrerin zurückzuholen und ihr dabei zu helfen, wieder gesund zu werden!

***

Dr. Stefan Frank - dieser Name bürgt für Arztromane der Sonderklasse: authentischer Praxis-Alltag, dramatische Operationen, Menschenschicksale um Liebe, Leid und Hoffnung. Dabei ist Dr. Stefan Frank nicht nur praktizierender Arzt und Geburtshelfer, sondern vor allem ein sozial engagierter Mensch. Mit großem Einfühlungsvermögen stellt er die Interessen und Bedürfnisse seiner Patienten stets höher als seine eigenen Wünsche - und das schon seit Jahrzehnten!

Eine eigene TV-Serie, über 2000 veröffentlichte Romane und Taschenbücher in über 11 Sprachen und eine Gesamtauflage von weit über 85 Millionen verkauften Exemplaren sprechen für sich:

Dr. Stefan Frank - Hier sind Sie in guten Händen!

Jede Woche erscheint eine neue Folge.
Alle Folgen sind in sich abgeschlossen und können unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.


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Seitenzahl: 122

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Inhalt

Cover

Impressum

Der geheime Schwur

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: skynesher / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7377-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der geheime Schwur

Für die Gesundheit ihrer Lehrerin wollen die Schüler alles tun

Schon seit einigen Tagen ist die Lehrerin der Klasse 4b nicht mehr in der Grundschule erschienen. Und wenn stimmt, was der Grünwalder Arzt Dr. Stefan Frank bei einem Vortrag vor den Schülern angedeutet hat, dann ist es mehr als fraglich, ob Miriana Seidensticker jemals wieder vor ihre Klasse treten wird. Angeblich denkt sie darüber nach, ihren Beruf zu wechseln.

Und warum das alles? Unbehaglich sehen sich die Kinder an. Sie wissen, dass sie eine gewisse Schuld an der Situation tragen. Sie haben Frau Seidensticker in der letzten Zeit sehr viel zugemutet und sie nicht respektvoll behandelt. Obwohl die junge Frau doch eigentlich ihre Lieblingslehrerin ist! Nun also ist sie dadurch so krank geworden, dass sie vielleicht nie wieder unterrichten kann – und es womöglich auch gar nicht möchte.

Aber so schnell wollen die Kinder nicht aufgeben. Sie schießen einen Pakt: Gemeinsam werden sie alles tun, um ihre Lehrerin zurückzuholen und ihr dabei zu helfen, wieder gesund zu werden!

„Und so sah Helen Keller aus!“, erklärte Miriana Seidensticker und drückte auf die Taste ihres Computers. Das sogenannte „Whiteboard“, das die Tafeln an vielen Münchner Schulen inzwischen gänzlich ersetzte, zeigte ein großes Schwarz-Weiß-Foto der berühmten Frau an.

Die Kinder starrten gebannt nach vorne. Es war Miriana mit dem Whiteboard möglich, Bilder und Texte vom Computer aus direkt auf die weiße Fläche an der Wand zu zaubern.

„Habt ihr denn noch Fragen?“ Miriana sah ihre Klasse auffordernd an. Es machte Spaß, den üblichen Unterrichtsstoff einmal beiseite zu lassen und über völlig andere Themen zu sprechen.

Die Kalle-Blomquist-Schule in München war bekannt dafür, dass dort regelmäßig Projekttage stattfanden. Und diese Woche stand das Thema „Gesundheit“ auf dem Programm. Während des Unterrichts und sogar in den Pausen gab es zahlreiche Vorträge, Projekte und Gewinnspiele im Schulgebäude. Und alle angebotenen Aktionen setzten sich mit Gesundheit auseinander.

Bei der kleinen Hedi aus Mirianas vierter Klasse war kürzlich eine massive Schwerhörigkeit diagnostiziert worden. Insofern fand die junge und engagierte Lehrerin es angebracht, während der Projektwoche über das Thema „Hörschäden“ zu sprechen.

Die Mitschüler von Hedi sollten verstehen, warum Schwerhörigkeit oder gar Taubheit eine extreme Beeinträchtigung für den Betroffenen waren. Und sie wollte die zierliche Hedi vor gemeinen Sprüchen ihrer achtlosen Schulkollegen beschützen.

Auch wenn das Hörgerät, das Hedi trug, klein und unauffällig war. Bei Kindern genügte manchmal die winzigste Abweichung von der Norm, um Opfer von gehässigem Spott und verletzenden Kommentaren zu werden.

Unauffällig schielte Miriana zu ihrer kleinen Sorgenschülerin hinüber. Aber ihre Bedenken waren wohl gänzlich umsonst: Hedi schien dem Unterricht dank ihrer neuen Hörhilfe endlich wieder problemlos folgen zu können. Und die befürchteten Seitenhiebe der vorlauten Klassenkameraden waren bislang ausgeblieben.

„Und diese Helen Keller war wirklich blind und taub?“, fragte Mehmet, der selbst einen gehörlosen Großvater hatte.

Miriana nickte ernst. Sie projizierte ein weiteres Foto an die Wand. Jetzt sah man die berühmte taub-blinde Helen Keller, die neben einem riesigen Elefanten stand und den grauen Riesen sanft streichelte.

„Ja, sie war blind und taub“, wiederholte Miriana, was sie eben schon lang und breit erklärt hatte. „Als Helen Keller gerade mal eineinhalb Jahre alt war, erkrankte sie schwer an Hirnhautentzündung. Dadurch verlor sie ihr Augenlicht und ihr Gehör.“ Sie räusperte sich. Die Geschichte berührte sie tief im Herzen.

Auch wenn all das sehr lange zurücklag und Helen Keller seit fünfzig Jahren tot war – ihr Schicksal stand beispielhaft für die vielen Hürden und Schwierigkeiten, die mancher Lebenslauf beinhaltete. Wie gut hatte man es doch, wenn man ganz normal gehen, sehen und hören konnte! Es war doch lächerlich, über welche Nebensächlichkeiten Menschen sich manchmal ärgerten.

„Genauso berühmt wie Helen Keller ist übrigens ihre Lehrerin Anne Sullivan“, erklärte Miriana ihren Schülern geduldig.

Die Kinder sahen jetzt ein Foto der beiden Frauen, die dicht beieinandersaßen und sich auf ihre ganz eigene Weise unterhielten. Es war mucksmäuschenstill im Raum.

„Ihr fragt euch bestimmt, wie die taubblinde Helen sich mit ihrer Lehrerin unterhalten konnte. Denn sie hörte ja nichts. Und Frau Sullivan konnte ihr auch keine Bilder zeigen oder ihr Sätze aufschreiben …“

Miriana lächelte, als sie die angestrengt nachdenkenden Kindergesichter vor sich sah. Sie entschied sich dafür, das knifflige Rätsel zu lösen.

„Diese großartige Lehrerin Anne Sullivan hat mit Helen Keller durch Berührungen gesprochen“, erklärte sie. „Sie hat ihr Wörter in die Handinnenfläche geschrieben, und so hat sie ihr beigebracht, wie all die leblosen und lebendigen Dinge um sie herum hießen.“

Immer noch sahen die Kinder ihre Lehrerin mit ratlosem Gesichtsausdruck an. Miriana kratzte sich an der Schläfe. Ja, es war für sie als Erwachsene schon schwer zu begreifen, wie solch ein Wunder überhaupt möglich war. Noch schwieriger aber war es für Kinder, diesen komplizierten Vorgang nachvollziehen zu können.

„Eines Tages holten Anne Sullivan und die taubblinde Hellen Keller Wasser aus dem Brunnen!“, versuchte Miriana den Vorgang der Reihe nach zu erklären. „Ihre Lehrerin, Frau Sullivan, hat Helens Hand in das kalte Wasser getaucht. Dann hat sie ihr das Wort Wasser in die Handfläche geschrieben. Ab diesem Moment verstand Helen, dass alles auf der Welt eine Bezeichnung hat. Und sie ließ sich von ihrer Lehrerin sämtliche Namen und Begriffe diktieren.“

Miriana teilte ein Arbeitsblatt aus. Sie hatte einen kindgerechten Artikel über diese besondere Sprache der Taubblinden gefunden, den sie mit ihren Viertklässlern durchlesen wollte.

Dann fiel ihr ein, dass sie dazu ihre neue Brille brauchte. Sie war zwar erst neunundzwanzig Jahre alt, aber dennoch hatte ihre Augenärztin ihr eine Lesebrille verschrieben. Zögernd holte sie sie aus dem Etui. Sie hoffte im Stillen, die Kinder würden es gar nicht bemerken. Jede Art von Aufmerksamkeit war Miriana ein Graus. Sie war niemand, der gerne im Mittelpunkt stand. Außer natürlich es ging um Lehrinhalte.

Aber die Hoffnung der Lehrerin wurde im Keim erstickt. Noch während sie die Brille aufsetzte, vernahm sie das erste unterdrückte Prusten.

Es kam natürlich aus der letzten Reihe, wo Björn Knaab thronte wie der König der Welt. Der Sohn eines Anwalt-Ehepaars machte ganz offensichtlich gerade eine schwierige Phase durch. Ständig hatte Miriana ihn in den letzten Tagen ermahnen müssen. Entweder schikanierte er andere Mitschüler, oder er stellte sie vor allen anderen bloß. Oder er war frech zu seiner Lehrerin und beleidigte sie schamlos.

„Björn, willst du den ersten Abschnitt vorlesen?“, fragte Miriana mit fester Stimme. Sie beschloss, sich von dem aufmüpfigen Jungen nicht verunsichern zu lassen.

„Frau Seidensticker, mit der Brille sehen Sie aus wie der bescheuerte Waylon von den Simpsons!“, platzte es jetzt aus Björn heraus. Ein Teil der Klasse lachte erschrocken. Es war wohl Verblüffung darüber, wie frech Björn war. Einige schienen seinen Kommentar aber wirklich witzig zu finden.

Miriana biss tapfer die Zähne zusammen. Sie hatte keine Ahnung, wer dieser Waylon war. Die Simpsons hatte sie nur einmal in ihrem Leben gesehen. Sie konnte mit diesen grellen gelben Figuren nichts anfangen. Und es wunderte sie, dass die Serie auch Jahre nach ihrem Erscheinen offenbar immer noch Fans unter den Kindern fand.

„Jetzt haben wir alle gelacht und wollen uns endlich mit dem Text beschäftigen!“ Miriana hatte ihre Stimme zum Glück wiedergefunden.

„Wer ist denn Waylon?“, fragte jemand aus der ersten Reihe unbedarft. Eine angespannte Stille entstand in der Klasse.

Miriana spürte, wie ihr der kalte Schweiß den Rücken hinunterlief. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst.

Dann entschied sie, dass die beste Verteidigung der Angriff nach vorne war. Manchmal lohnte es sich, den Gegner mit den eigenen Waffen zu schlagen. Am Schluss würde sie die Lacher auf ihrer Seite haben.

Sie ging zum Whiteboard zurück und suchte im Internet nach diesem Waylon. Es handelte sich um eine bieder wirkende, speichelleckende Figur mit runder Nickelbrille. Der gelbe Kerl mit dem unvorteilhaften Brillengestell hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Miriana. Die Lehrerin warf das Bild auf die Computertafel.

„Findest du wirklich, dass ich aussehe wie er?“, fragte sie dann betont gelassen. Sie lächelte Björn stirnrunzelnd zu. „Ich trage doch gar keine Fliege!“

„Und Sie sind nicht gelb, Frau Seidensticker!“, sagte Liane aus der ersten Reihe mit unübertrefflicher Kinderlogik.

„Aber Sie haben die gleichen dicken Augenbrauen!“, behauptete Björn jetzt mit unüberhörbarer Bösartigkeit in der Stimme. „Die sehen richtig aus wie Büsche. Das ist voll hässlich, und meine Mama sagt, dass Kriminelle oft ganz dicke Augenbrauen haben …“ Er schnappte vor Aufregung über seinen Mut nach Luft. Seine Augen aber flackerten ängstlich. „Und Sie haben auch immer so langweilige Klamotten an. So, als wären sie die Schwester von Waylon.“

Mit größter Beherrschung schaltete Miriana das Internet wieder aus. Im Lehrerseminar hatte sie gelernt, wie man Kindern auf möglichst kreative Weise lesen und schreiben beibrachte. Aber sie hatte nicht gelernt, wie man mit Situationen wie dieser umgehen sollte.

Sollte sie Björn des Zimmers verweisen? Aber womöglich stand dann morgen seine unterkühlte Mutter im Rektorat und beschwerte sich über sie. War es gerechtfertigt, Björn eine Strafarbeit zu erteilen? Oder sollte sie ihn einfach ignorieren? Er legte es ja direkt darauf an, sie aus der Fassung zu bringen.

„Liane, liest du bitte den ersten Absatz vor?“ Miriana sah ihre Einserschülerin lächelnd an. Aber sie spürte genau, dass ihre Fassade zu bröckeln drohte. Ihr linkes Augenlid zuckte. Die rechte Hand zitterte leicht. Schlagartig war Miriana wieder acht Jahre alt und dem Spott der Mitschüler schutzlos ausgeliefert.

Damals war ihr Leben ein täglicher Spießrutenlauf gewesen. Miriana hatte seit ihrer Geburt eine deutliche Lippen-Kiefer-Gaumenspalte gehabt. Erst als sie zwölf Jahre alt gewesen war, hatten ihre Eltern auf ihr Drängen hin den Schönheitsfehler beseitigen lassen. Was für eine Strapaze und welch psychischer Stress war es bis dahin gewesen!

Wer behauptete, dass Kinder nicht brutal sein konnten, der war nie ihrem blanken Hass ausgeliefert gewesen. Wegen einer minimalen körperlichen Andersartigkeit war Miriana von nahezu allen aus ihrer Klasse abgelehnt worden. Man hatte ihr gemeine Spitznamen hinterhergerufen. Und als Einzige war sie nie zu Kindergeburtstagen eingeladen worden.

Ihr Leben hatte erst begonnen, als sie nach der Operation aus der Narkose aufgewacht war. Im Laufe der nächsten Jahre war sie zu einer bildschönen jungen Frau herangewachsen. Nur noch eine kaum sichtbare Narbe erinnerte heute an die lange zurückliegende grausame Zeit. Aber weder ihre Seele noch ihr Geist hatten auch nur eine Sekunde von damals vergessen.

„Was ist mit Ihnen, Frau Seidensticker?“, fragte Liane irritiert. Sie hatte den ersten Absatz artig gelesen. Miriana aber starrte immer noch durch das Mädchen hindurch. Tränen des Zorns stiegen ihr in die Augen.

„Die Hand von der Seidensticker zittert ja voll!“, höhnte Björn jetzt so laut, dass es sogar die schwerhörige Hedi hören musste. Alle sahen auf Mirianas bebende Hand. Sie fühlte sich von ihren Schülern in die Ecke gedrängt. Sie fühlte sich genau wie damals.

***

„Und deshalb machen wir allen Keimen mit Händewaschen ganz schnell den Garaus!“, sagte Dr. Stefan Frank. Er deutete auf die spaßige Zeichnung eines flüchtenden Keimes.

Eine Seifenfirma hatte ihm das Plakat vor einiger Zeit in seine Arztpraxis geschickt, und beinahe hätte der Hausarzt es weggeworfen. Dann aber hatte sein Stammpatient, Raimund Skopiak, bei ihm angefragt, ob er nicht einen kindgerechten Vortrag über Hygiene halten wolle.

An der Kalle-Blomquist-Schule fand zurzeit eine Projektwoche zum Thema „Gesundheit“ statt. Und es war ein gutes Aushängeschild, einen echten Arzt unter den Referenten zu haben. Da Stefan den gutmütigen und fleißigen Hausmeister Skopiak seit vielen Jahren kannte, tat er ihm den Gefallen.

Der Ausflug in die Welt der Schule machte ihm unheimlich Spaß, obgleich solche Auftritte auch zukünftig eher die Ausnahme als die Regel sein würden. Dr. Frank hatte sich für das Thema „Händewaschen“ entschieden. Dies war nach wie vor die beste Möglichkeit, Durchfallerkrankungen zu verhindern.

Leider brachten Eltern ihren Kindern diese einfache und hocheffektive Möglichkeit, sich vor Ansteckung zu schützen, oft nicht mehr bei. Wahrscheinlich waren Schulen deshalb dazu übergegangen, in den Klos mit großen Aufklebern auf die Wichtigkeit des Händewaschens hinzuweisen.

„Ich wasche mir ab jetzt die Hände immer doppelt!“ Die niedliche Schülerin mit den dunkelbraunen Zöpfen sagte dies mit einem solchen Ernst, als hätte sie soeben eine Lebensentscheidung getroffen. Sie sah ihre strahlend sauberen Hände an, als könnte sie die Keime mit bloßem Auge darauf herumkriechen sehen.

„Keine Sorge, Rania! Du wäschst dir doch sowieso ständig die Hände!“, stellte die füllige Klassenlehrerin lächelnd fest. „Und ihr müsst es auch nicht übertreiben. Denkt einfach daran: Wann immer ihr auf dem Klo wart und bevor ihr euer Pausenbrot esst, solltet ihr eure Hände waschen!“

Sie sah Dr. Frank dankbar an.

„Sie sehen, Ihr kurzer Vortrag hat Eindruck hinterlassen, Dr. Frank. Ich mache mit den Kindern jetzt noch ein kleines Quiz zum Thema „Hygiene“. Aber in der Pause würde ich Sie gerne zu einem kleinen Snack im Lehrerzimmer treffen. Wir haben da eine Kleinigkeit für Sie vorbereitet. Vielleicht möchten Sie mit Herrn Skopiak schon mal vorgehen?“

„Sehr gerne!“ Dr. Frank nickte. Er winkte den Zweitklässlern zum Abschied zu, und sie erwiderten seinen Gruß begeistert. Wie süß diese Kinder doch waren! Es ging einem wirklich das Herz dabei auf! Die Lehrertätigkeit musste ein Traumberuf sein. Es war ein großes Geschenk, tagtäglich leuchtende Kinderaugen sehen zu dürfen!

Dr. Stefan Frank und Raimund Skopiak verließen das Klassenzimmer. Zufrieden sah der Hausmeister seinen Hausarzt an.

„Danke noch mal, Dr. Frank. Es ist echt spitze, dass sie sich den Vormittag für einen Besuch an unserer Schule freinehmen konnten!“ Sie gingen an einer bunten Wand mit Kinderfotos vorüber. Der Blick des Hausmeisters glitt väterlich darüber. „Wissen Sie, mir liegt einfach daran, dass die Kinder hier die beste Förderung erhalten.“

Er dämpfte die Stimme, und Dr. Frank sah ihn von der Seite aufmerksam an.

„Sie wissen ja, dass wir ein sehr gemischtes Publikum haben“, erklärte Herr Skopiak leise. „Es gibt Kinder von Richtern, Ärzten und Architekten unter den Schülern. Die Mutter der kleinen Rania ist sogar Biologie-Professorin! Diese Kinder werden gehätschelt und in jeder freien Sekunde gefördert. Sie bekommen Musikstunden bezahlt, gehen in exklusive Sportvereine und lernen sogar Fremdsprachen als Hobby.“

Er seufzte.

„Ihre Sommerferien verbringen sie beim Elefantenreiten in Thailand, beim Sprachkurs in den USA oder im SeaLife in Melbourne. Sie werden gefüttert mit Wissen, Spaß und den richtigen Verhaltensweisen. Wussten Sie bereits im Grundschulalter, wie man sich in einem Sterne-Restaurant benimmt, Dr. Frank? Jedes sechste Kind hier könnte es Ihnen verraten.“

Erheitert schüttelte der Hausarzt den Kopf. Ja, er hatte von diesen privilegierten, überbehüteten Kindern gehört. Aber es gab ja auch noch die andere Seite …

Genau darum ging es nun in Hausmeister Skopiaks Überlegung.