Dr. Stefan Frank 2480 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2480 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Wir haben nichts versäumt - Aber muss ich dich jetzt schon gehen lassen?

Hanna und David sind schon lange ein Paar. Vor drei Jahren mussten sie einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: Die beiden haben ihr ungeborenes Baby verloren. Doch obwohl der Schmerz darüber oft unerträglich war, haben sie es gemeinsam geschafft, nach vorn zu blicken und weiterzuleben. Vor allem aufregende Reisen an die entlegensten Orte der Welt haben ihnen geholfen, neuen Lebensmut zu schöpfen.
Aber als Hanna eines Abends mit furchtbaren Schmerzen zusammenbricht, wird schnell klar, dass das Schicksal erneut unbarmherzig zugeschlagen hat: Hanna ist schwer krank. Todkrank.
David wacht am Krankenbett seiner Frau. Er weiß, sie beide haben wahrlich nichts versäumt, sie haben das Leben genossen. Aber trotzdem darf Hanna nicht jetzt schon von ihm gehen. Herrgott, sie ist gerade mal neunundzwanzig! Sie muss einfach wieder gesund werden, sie muss! Und er wird alles tun, um sie dabei zu unterstützen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Wir haben nichts versäumt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: kupicoo / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7485-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wir haben nichts versäumt

Aber muss ich dich jetzt schon gehen lassen?

Hanna und David sind schon lange ein Paar. Vor drei Jahren mussten sie einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: Die beiden haben ihr ungeborenes Baby verloren. Doch obwohl der Schmerz darüber oft unerträglich war, haben sie es gemeinsam geschafft, nach vorn zu blicken und weiterzuleben. Vor allem aufregende Reisen an die entlegensten Orte der Welt haben ihnen geholfen, neuen Lebensmut zu schöpfen.

Aber als Hanna eines Abends mit furchtbaren Schmerzen zusammenbricht, wird schnell klar, dass das Schicksal erneut unbarmherzig zugeschlagen hat: Hanna ist schwer krank. Todkrank.

David wacht am Krankenbett seiner Frau. Er weiß, sie beide haben wahrlich nichts versäumt, sie haben das Leben genossen. Aber trotzdem darf Hanna nicht jetzt schon von ihm gehen. Herrgott, sie ist gerade mal neunundzwanzig! Sie muss einfach wieder gesund werden, sie muss! Und er wird alles tun, um sie dabei zu unterstützen …

Der Januar brachte bitterkalte Temperaturen nach München. Der Wind schnitt wie der eisige Atem eines Ungeheuers in die Wangen der Passanten. Räumfahrzeuge kämpften darum, die Straßen schneefrei zu halten, aber dieses Unterfangen wurde von ständigen neuen Schneefällen torpediert.

Die Weiden am Ufer der Isar neigten sich unter der weißen Last, und am Rand des Flusses hatte sich Eis gebildet, an dem das Wasser sprudelnd vorüberfloss.

An diesem Morgen waren hier nicht viele Passanten unterwegs. Der Weg war gerade frisch geräumt worden, und dafür war Hanna dankbar. Sie war es gewohnt, jeden Tag joggen zu gehen. Ihre Lieblingsstrecke führte an der Isar entlang. Festgestampfter Schnee knirschte unter ihren Laufschuhen.

Vor ihr stärkte sich eine Schar Spatzen an einer bunten Körnermischung, mit der jemand das Futterhaus bestückt hatte, das am Stamm einer Kiefer festgemacht war. Eine Meise baumelte an einem Meisenring und pickte nach der Stärkung. Zwischendurch hielt sie inne, drehte den Kopf hin und her und gab helle Laute von sich. Das muntere Zwitschern entlockte Hanna ein Lächeln.

Da verspürte sie mit einem Mal ein unliebsames Kribbeln im Nacken. Es fühlte sich so an, als würden unsichtbare Augen sie beobachten. Ihr Lächeln schwand. Als Polizistin war sie es gewohnt, auf ihren Instinkt zu vertrauen. Ihre Vorsicht hatte sie schon mehrmals vor Verletzungen bewahrt.

Sie drehte den Kopf, konnte jedoch niemand entdecken. Das war seltsam, denn es kam nicht zum ersten Mal vor, dass sie sich verfolgt fühlte. Seit einigen Tagen ging das schon so: Es gab Momente, in denen sie sich sicher war, dass verborgene Augen auf ihr ruhten. Aber wer sollte sie beobachten? Und warum?

Rudi lief neben ihr her. Er schien ihr Unbehagen nicht zu teilen. Aufmerksam blickte der Mischlingshund zu ihr hoch, als wollte er sagen: Alles gut. Niemand da. Wollen wir weiterlaufen?

Hanna entspannte sich ein wenig. Wenn ihr Hund nichts Schlimmes ahnte, war hoffentlich alles in Ordnung. Rudi stammte aus Kroatien. Ihre Großmutter hatte ihn aus dem Tierheim geholt, als er noch ein Welpe gewesen war. Sein schwarzes Fell wies goldfarbene Flecken an den spitzen Ohren und rings um die klugen braunen Augen auf. Seine Rute war kurz, wedelte dafür aber umso lebhafter, wenn er sich freute. Ihre Großmutter war vor einem Jahr gestorben. Seitdem lebte Rudi bei Hanna und ihrem Mann und gehörte inzwischen längst zur Familie.

Hanna kniff die Augen zusammen und spähte umher. Niemand zu sehen, der zu ihr herüberschaute oder sie gar beobachtete. Vermutlich hatten ihre Nerven ihr nur einen Streich gespielt.

Das kommt vom Stress, grübelte sie. Bei der Arbeit geht es zurzeit hoch her. Ich könnte einen Urlaub gebrauchen.

Die kalte Morgenluft schnitt eisig in ihre Lungen und zwackte in ihre Wangen. Hanna hatte ihre langen schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden, der bei jedem Schritt auf ihrem Rücken hin und her schwang. Das Rauschen des Verkehrs im Hintergrund nahm sie kaum wahr.

An einer kleinen Bank am Ufer machte sie Station. Sie zog einen Zettel aus ihrer Tasche und strich ihn glatt. Ein Brief war es. Geschrieben an ihr Baby.

Ihr kleines Mädchen wäre jetzt beinahe drei Jahre alt. Sie hatte es verloren, als sie in der siebzehnten Woche schwanger gewesen war. Ihr Baby hatte so früh gehen müssen. Seitdem ging ein Riss mitten durch Hannas Herz. Jedes Jahr schrieb sie ihrem Baby einen Brief an dem Tag, an dem sie es verloren hatte, und ließ ihn frei.

Ihre Zeilen auf dem Papier waren stellenweise verwischt, weil sie geweint hatte. Jedes einzelne Wort sprach von Liebe und Vermissen.

„Ich werde dich niemals vergessen, mein Liebling.“ Sie drückte einen Kuss auf die Nachricht. Dann faltete sie ein Papierboot daraus, trat ans Wasser und beugte sich ein Stück vor, um über den vereisten Rand zu gelangen. Behutsam setzte sie das Boot auf das Wasser. Es wurde sofort von den Fluten fortgetragen wie vom Lauf des Lebens selbst.

Hannas Blick folgte dem weißen Punkt, bis er um eine Flussbiegung trieb und aus ihrer Sicht verschwand. Mein kleiner Liebling … Ihre Augen liefen über.

Eine Weile überließ sie sich ihren Erinnerungen.

Irgendwann stupste Rudi sie mit der kalten Nase an.

„Hast ja recht“, schniefte sie und wischte sich über die Augen. „Wir sollten heimkehren. Hier draußen wird es allmählich wirklich zu kalt.“

Sie hatte sich die Hundeleine umgehängt und lief nun weiter, ließ das Flussufer hinter sich. Ihr Mann wusste nichts von ihrem Ritual. David würde sie begleiten wollen, wenn sie es ihm erzählte, ganz gewiss. Er würde es mit ihr teilen, wie er alles mit ihr teilte. Der Verlust ihres Babys hatte ihn genauso getroffen wie sie, deshalb schloss sie ihn nicht gern aus, aber das hier, das musste sie allein tun.

Der Verlust hatte David und sie enger zusammengeschweißt. Seitdem reisten sie viel und oft. Die erste Fernreise hatte David gebucht, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Damals hatte sie ihm das beinahe übelgenommen. Glaubte er etwa, ein Urlaub wäre ein Trost oder gar ein Ersatz für ihr verlorenes Kind? So hatte sie sich empört.

Doch mit der Zeit hatte sie erkannt, dass ihr Mann sie zusammenhalten wollte. Viele Paare trennten sich nach dem Verlust eines Kindes, und David tat alles, um das zu verhindern. Letztendlich hatten die gemeinsamen Erlebnisse während ihrer Reisen ihre Bindung enger gemacht.

An diesem Tag hatte Hanna Spätschicht und musste erst mittags zur Arbeit. Trotzdem lenkte sie ihre Schritte nun heimwärts. Unterwegs kaufte sie noch eine Tüte mit frischen Semmeln. Das Backwerk war noch warm und duftete wunderbar. Mit klammen Fingern kam Hanna schließlich daheim an.

David und sie wohnten in einem hübschen Reihenhaus im Süden von München. Hanna warf die Haustür hinter sich ins Schloss und löste Rudi von seiner Leine. Als sie sich aufrichtete, wurde es ihr kurzzeitig schwindlig. Alles drehte sich um sie.

„Oh!“ Ein leiser Wehlaut entfuhr ihr. Sie klammerte sich an der Flurgarderobe fest, bis das Unbehagen nachließ. Was war nur los mit ihr? War sie zu weit gelaufen?

Der Drehschwindel verschwand, und sie schlüpfte erleichtert aus ihren Schuhen und hängte ihre Jacke an die Garderobe. Das Haus hatten David und sie gemeinsam eingerichtet. Sie mochten beide helle Farben und klare, geometrische Linien und setzten auf Sparsamkeit. So waren die Räume mit dem Notwendigsten ausgestattet, aber nicht überladen.

Hannas Grünpflanzen und zahlreiche Fotografien von ihren Reisen machten die Zimmer behaglich. Obendrein gab es etliche Lampen, denn Hanna brauchte viel Licht um sich herum.

Neben dem Flurspiegel war eine Fotowand angebracht. Auf einem der Bilder standen David und sie in gelbe Kapuzenjacken gekleidet Arm in Arm vor den Niagarafällen. Auf einem anderen hatte ihr Mann sie erwischt, wie sie mit roten Wangen im New Yorker Central Park Schlittschuh lief und dabei eine Pirouette drehte. Sie erinnerte sich noch, dass er sie wenig später vor einem Sturz bewahrt und liebevoll geküsst hatte. Einer der Gründe, weswegen sie das Foto so mochte.

„Morgen.“ Nur in T-Shirt und Shorts tappte ihr Mann aus dem Badezimmer und blinzelte.

„Guten Morgen, Liebling. Ich war joggen und hab frische Semmeln geholt.“

„Hm-m“, brummelte er. Morgens brauchte er immer ein bisschen Zeit, um in Gang zu kommen. Dafür war er abends gern lange auf. Seine dunklen Haare standen vom Schlaf noch nach allen Seiten ab. Er strich sie mit den Händen glatt und spähte auf ihre Tüte. „Du hast einen halben Tag erlebt, während ich gerade erst aufgestanden bin“, stellte er fest.

Hanna schnupperte. „Aber du hast Kaffee aufgesetzt, Lebensretter.“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Hab mir gedacht, dass du einen brauchen würdest.“ Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen liebevollen Kuss.

„Nicht, ich bin ganz verschwitzt“, wehrte sie matt ab.

„So habe ich dich am liebsten.“ Er kniff verschmitzt ein Auge zu und brachte sie damit zum Lachen.

Rudi kam in den Flur, seinen Futternapf zwischen den Zähnen. Wedelnd blickte er erwartungsvoll von einem zum anderen.

Hanna tauschte einen Blick mit ihrem Mann.

„Da hat noch jemand Hunger.“

„Scheint mir auch so. Na, dann kommt mal mit!“

Sie gingen in die Küche, wo Hanna ihnen beiden Kaffee einschenkte. David füllte Rudis Napf auf. Dann richtete er sich wieder auf.

„Ich habe eine Überraschung für dich“, verriet er mit einem geheimnisvollen Lächeln.

„So? Was ist es denn?“

„Das verrate ich noch nicht, sonst ist es ja keine Überraschung mehr.“

Hanna verzog unwillkürlich das Gesicht. Früher, als sie noch in Berlin gewohnt hatten, hatten mehrere unliebsame Zwischenfälle ihr Leben gehörig auf den Kopf gestellt. Seitdem bevorzugte sie es, wenn ihr Alltag in geordneten Bahnen und nach Plan verlief. Unvorhergesehene Ereignisse machten sie argwöhnisch und brachten sie aus dem Takt.

„Ich mag keine Überraschungen“, gestand sie leise.

„Diese hier wirst du mögen“, erwiderte ihr Mann. Er legte die Arme um sie, küsste sie liebevoll und verbannte jeden unliebsamen Gedanken vorerst aus ihrem Kopf.

***

„Es ist die Hölle auf Erden, Herr Doktor.“ Mit verzerrter Miene berichtete Marcel Weidmann von seinen Beschwerden. „Nach jedem Essen habe ich das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Es schmerzt hier drinnen …“ Er deutete auf sein Brustbein. „Ich muss immer wieder husten, aber erkältet bin ich nicht.“

Doktor Stefan Frank hörte die Beschreibung seines Patienten und auch die Qual in seiner Stimme. Vor ihm saß ein junger Mann von nicht einmal dreißig Jahren, mit dunkelblonden Haaren und einer sportlichen Statur, die verriet, dass er sich gern und viel bewegte. Seine Haut war trotz der winterlichen Jahreszeit leicht gebräunt.

Marcel Weidmann war zum ersten Mal in seiner Praxis, sein leichter Dialekt verriet, dass er aus Berlin kam.

„Wie lange haben Sie diese Symptome schon, Herr Weidmann?“

„Seit ein paar Monaten. Anfangs kam es nur ab und zu, da habe ich es noch verdrängt, aber es wird schlimmer und passiert öfter. Inzwischen bringe ich kaum noch eine ganze Mahlzeit hinunter. Manchmal habe ich das Gefühl, an der Säure in meinem Hals zu ersticken. Ich kenne Sodbrennen, aber das hier, das ist tausendmal schlimmer. Haben Sie eine Ahnung, was es sein könnte?“

„Ja, das hört sich ganz nach einer gastroösophagealen Refluxkrankheit an.“

„Äh, wonach?“ Sein Patient blinzelte. „Ein … Rückfluss? Meinen Sie das?“

„Ganz richtig. Normalerweise verhindert ein Schließmuskel, dass mit Magensäure vermischter Speisebrei aus dem Magen in die Speiseröhre zurückfließt. Wenn dieser Muskel beeinträchtigt ist, kann es zu einem Rückfluss kommen. Das ist mit brennenden Schmerzen und starkem Unwohlsein verbunden.“

„Oh ja“, pflichtete ihm sein Patient spontan bei. „Das können Sie wohl sagen. Was verursacht diesen … Reflux?“

„Dafür kommen ganz unterschiedliche Ursachen in Betracht. Nikotin oder bestimmte Medikamente können die Muskelspannung schwächen. Zu viel Magensäure – zum Beispiel durch falsche Ernährung, Stress oder eine Magenerkrankung – könnte die Beschwerden hervorrufen. Eine verengte Speiseröhre, Geschwülste oder ein Zwerchfellbruch kommen in selteneren Fällen ebenfalls infrage. Rauchen Sie, Herr Weidmann?“

„Schon seit einigen Jahren nicht mehr.“

„Wie steht es um Ihre Ernährung?“

„Ich lebe ziemlich gesund, esse reichlich Obst und Gemüse. Ich achte auf mich.“ Sein Patient schob die Augenbrauen zusammen. „Allerdings sage ich bei einem guten Stück Fleisch nicht Nein. Falls das ein Problem sein sollte, könnte ich notfalls aber auch darauf verzichten.“

„Nein, ich glaube nicht, dass Ihre Beschwerden davon kommen. Ihre Ernährung scheint mir ausgewogen zu sein. Was ist mit Ihrem Beruf? Haben Sie viel Stress bei der Arbeit?“

„Stress?“ Ein Muskel zuckte im Gesicht seines Patienten. „Durchaus, ja, den habe ich.“

„Dann wäre es gut, wenn Sie für genügend Entspannung in Ihrem Alltag sorgen könnten.“ Dr. Frank machte sich eine Notiz. „Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?“

„Abgesehen von einer Kopfschmerztablette hin und wieder, nehme ich nichts weiter ein.“

„Die naheliegendste Erklärung ist Stress bei der Arbeit, deshalb werde ich Ihnen für den Anfang einen Säurehemmer verschreiben. Der Inhalt schützt die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre. Sie können sich das Medikament in der Apotheke besorgen und vor den Mahlzeiten einnehmen.“

Dr. Frank stellte seinem Patienten das Rezept aus.

„Diese Mittel sollten Ihre Beschwerden lindern. Wenn sich nicht bald eine deutliche Besserung einstellt, kommen Sie aber bitte noch einmal wieder. Dann müssen wir weitergehende Untersuchungen anstellen. Falls Sie starke Schwierigkeiten beim Essen haben, können Sie es vorerst mit Brei versuchen. Der ist leichter zu verdauen und wird weniger Beschwerden verursachen.“

„Brei? Oh, ich glaube, da hungere ich lieber. Ich bin doch kein Baby.“

„Nur für den Anfang, bis es Ihnen besser geht.“

„Hm, mal sehen. So hatte ich mir meinen Urlaub wirklich nicht vorgestellt.“

„Wie lange bleiben Sie in München?“

„Weiß ich noch nicht genau. Eine Weile vermutlich schon. Übers Wochenende habe ich einige Pläne, aber sonst …“ Sein Patient zuckte mit den Achseln, stand auf, nahm das Rezept an sich und reichte Dr. Frank zum Abschied die Hand. „Vielen Dank, Herr Doktor.“

„Gute Besserung, Herr Weidmann.“ Stefan Frank begleitete seinen Patienten hinaus. Marcel Weidmann war sein letzter Patient für diesen Tag gewesen.

Schwester Martha war schon dabei, in ihren Mantel zu schlüpfen und ihre Mütze auf die grauen Haare zu setzen.

„Ick habe die Proben für‘s Labor fertig gemacht und dem Boten mitgegeben. Das Wartezimmer ist aufgeräumt, und gelüftet hab ick auch. Brauchen Sie mich noch, Herr Doktor?“, fragte sie, und ihr Zungenschlag verriet, dass sie ebenfalls auf Berliner Wurzeln zurückblicken konnte, obwohl sie schon seit vielen Jahren in München wohnte.

„Heute nicht mehr. Vielen Dank, Martha. Ich wünsche Ihnen einen schönen Feierabend.“