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Rette meine Schwester, Dr. Frank! - Doch alle bangten um das Leben der kleinen Mina
Verwundert blickt Dr. Stefan Frank auf das Mädchen, das da mit bloßen Füßen und im Schlafanzug vor seinem Gartentor steht. Das ist doch Anni, die nur ein paar Häuser weiter lebt!
Schluchzend bittet die Sechsjährige den Grünwalder Arzt, mit zu ihr nach Hause zu kommen.
"Bitte, rette meine Schwester, Dr. Frank", fleht sie stockend, während ihr dicke Tränen über die Wangen rollen. Offenbar ist ihre Schwester Mina erkrankt.
Ohne zu zögern hebt Stefan Frank Anni hoch und trägt sie zu ihrem Elternhaus. Mina ist noch ein Baby, was mag ihr fehlen?
Als er sieht, in welchem Zustand sich die kleine Mina befindet, stockt Dr. Frank der Atem. Wenn er das Baby noch retten will, dann zählt jetzt jede Sekunde!
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Seitenzahl: 121
Cover
Impressum
Rette meine Schwester, Dr. Frank!
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Olha Tsiplyar / shutterstock
Schleife: pixelliebe / iStockphoto
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar
ISBN 9-783-7325-8022-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Rette meine Schwester, Dr. Frank!
Doch alle bangten um das Leben der kleinen Mina
Verwundert blickt Dr. Stefan Frank auf das Mädchen, das da mit bloßen Füßen und im Schlafanzug vor seinem Gartentor steht. Das ist doch Anni, die nur ein paar Häuser weiter lebt!
Schluchzend bittet die Sechsjährige den Grünwalder Arzt, mit zu ihr nach Hause zu kommen.
„Bitte, rette meine Schwester, Dr. Frank“, fleht sie stockend, während ihr dicke Tränen über die Wangen rollen. Offenbar ist ihre Schwester Mina erkrankt.
Ohne zu zögern, hebt Stefan Frank Anni hoch und trägt sie zu ihrem Elternhaus. Mina ist noch ein Baby, was mag ihr fehlen?
Als er sieht, in welchem Zustand sich die kleine Mina befindet, stockt Dr. Frank der Atem. Wenn er das Baby noch retten will, dann zählt jetzt jede Sekunde!
„Ich kann nicht fassen, dass wir wirklich und wahrhaftig hier sind.“ Alexandra drehte sich einmal auf dem Absatz um die eigene Achse und sah sich mit leuchtenden Augen um. „Sissinghurst Castle. Kneif mich, Stefan, damit ich weiß, dass das kein Traum ist.“
Stefan Frank beugte sich zu seiner Freundin und küsste sie.
„Hm-m, das ist so viel besser als kneifen“, murmelte sie und reckte sich auf die Zehenspitzen, um seinen Kuss zu erwidern. In ihrem weißen Kleid mit den wasserblauen Punkten und den flachen Ballerinas sah sie so bezaubernd aus, dass er sie am liebsten nicht mehr aus seinen Armen gelassen hätte. Doch sie war viel zu aufgeregt, um an einem Platz zu verweilen.
Seine Hand nehmend, zog sie ihn an einer halbrunden, mit Clematis bewachsenen Powys-Mauer entlang.
Der Kurzurlaub in England war eine spontane Entscheidung gewesen. Nachdem die vergangenen Wochen ziemlich abenteuerlich gewesen waren, hatten sie beschlossen, sich eine Auszeit zu gönnen. Stefan Frank hatte einen Kollegen um die Vertretung in seiner Praxis gebeten. Und auch Alexandra hatte jemanden gefunden, der für sie einsprang. So hatten sie Last Minute eine fünftägige Busreise gebucht.
Und nun waren sie hier: im frühsommerlichen Südengland.
Sissinghurst war eine der berühmtesten Gartenanlagen Großbritanniens. Südlich von London in der Grafschaft Kent gelegen, umfasste die Anlage 24.000 Quadratmeter voller Wunder. Ummantelt von Wasserachsen und immergrünen Hecken standen fünf Gebäude in dem märchenhaften Garten.
Stefan Frank und seine Freundin waren bereits am Haupthaus und dem South Cottage vorbeigekommen. Wie eine Insel inmitten eines Blumenmeers lag das Landhaus hinter üppigen Königskerzen, Dahlien und Chrysanthemen verborgen. Ein Stuhl aus grau gewordenem Holz lud vor dem Eingang zu einer Rast ein.
„Der Garten hat einst der Schriftstellerin Vita Sackville-West und ihrem Mann Harold Nicolson gehört. Dieser Stuhl soll sein Lieblingsplatz gewesen sein“, las Alexandra aus der Broschüre vor, die sie im Kassenhäuschen am Eingang gekauft hatte. Sie blickte hoch und sog die herrlich klare Luft ein. „Kein Wunder, dass seine Frau Schriftstellerin war. Ich glaube, hier muss jeder zum Poeten werden.“
„Dabei war das Schloss angeblich nur noch eine Ruine und eine halbe Müllhalde, als die Familie es erwarb“, ergänzte Dr. Frank. „Schau es dir jetzt an. Es ist wirklich schön. Die gesamte Anlage ist ein einziger grüner Traum.“ Stefan Frank deutete auf einen Apfelbaum, an dessen Stamm eine Kletterrose in die Äste emporrankte. „Diese Symbiose aus Blumen und Obstbaum gefällt mir. Das sollten wir daheim auch ausprobieren.“
„Gute Idee.“ Alexandra zog ihn mit sich zu einer Bank. Hier stand, wohl von einem der Gärtner vergessen, ein flaches englisches Körbchen aus hellem dünnem Holz mit einer Gartenschere und einigen Kosmeen-Blüten darin.
Sie schoben es zur Seite und nahmen Platz.
„Autsch“, entfuhr es Alexandra unvermittelt.
„Was ist passiert?“
„Ich glaube, ich habe mir gerade einen Splitter an der Bank eingefangen.“
„Lass mich mal sehen.“ Stefan Frank nahm die Hand seiner Freundin und beugte sich darüber. „Tatsächlich. Und er steckt auch noch ziemlich tief.“
„Kannst du ihn entfernen?“
„Mit einer Pinzette sollte es gehen.“ Stefan Frank setzte seinen Rucksack ab, in dem er neben einem Imbiss auch eine medizinische Grundausrüstung mit sich führte. Er zog eine Pinzette aus einem Etui und zog behutsam den Holzsplitter aus der Wunde. Es blutete. Mit einem Desinfektionstuch reinigte er die Verletzung und klebte ein Pflaster darauf.
„Dankeschön, Herr Doktor.“ In Alexandras Augen blitzte ein Lächeln auf. „Wolltest du deinen Kittel nicht für fünf Tage an den Nagel hängen?“
„Für dich, Liebling, mache ich gern eine Ausnahme.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie.
Daraufhin leuchtete ihr Gesicht auf.
„Oh, gehört der Kuss auch zur Therapie?“
„Unbedingt. Küssen stärkt das Herz und das Immunsystem.“
„Wenn das so ist, hätte ich gern noch eine Dosis, Herr Doktor.“ Alexandra schloss die Augen und erwiderte seinen Kuss. Sie vergaßen alles um sich herum. Es duftete nach den zahllosen Blüten der Clematis, die sich über ihrer Bank an der Mauer entlang rankte.
Der Wind war lau und sanft wie ein Streicheln. Es war einfach nur herrlich. Als wären das Schloss und sein Garten aus der Zeit gefallen. Der Lärm der Außenwelt schien hier keine Rolle zu spielen.
Nachdem sie sich eine Weile ausgeruht hatten, schlenderten Stefan Frank und seine Freundin weiter. Außer ihnen waren noch etliche andere Besucher hier und erfreuten sich an den unterschiedlichen Bereichen der Anlage: dem Bauerngarten, dem Weißen Garten und all den anderen Geheimnissen, die es zu entdecken gab. Vor ihnen lag ein sonniger, freier Nachmittag. Erst am Abend würde der Bus sie und die übrigen Mitglieder ihrer Reisegruppe abholen und zurück zum Hotel fahren.
„Wie schade, dass es morgen schon wieder nach Hause geht“, murmelte Alexandra. „Ich habe das Gefühl, gerade erst angekommen zu sein. Südengland ist wunderschön.“
„Wir können ja jederzeit wiederkommen“, tröstete Stefan Frank sie. „Und heute genießen wir den Tag noch richtig. Wir sollten nicht allzu spät wieder im Hotel sein. Wenn du magst, besuchen wir später noch das Schwimmbad und gönnen uns eine Massage.“
„Oder eines der Wannenbäder, die im Prospekt angeboten wurden. Mit Sekt, duftendem Schaum und einer Wanne, groß genug für zwei.“
„Da bin ich dabei“, erwiderte Stefan Frank. Seine Freundin strahlte ihn an, und ihr liebes Lächeln ließ ihm das Herz beinahe überlaufen vor Liebe.
„Schau nur!“ Alexandra deutete zwischen akkurat geschnittenen Hecken hindurch zu einer kleinen Statue, die inmitten von blühenden Rosen stand: eine Frau in einem weiten Kleid. „Wie hübsch. Oh, ich wünschte, ich hätte einen grünen Daumen. Hier bekommt man große Lust, selbst mit dem Gärtnern anzufangen.“
„Um mein Haus gibt es doch einen Garten. Du kannst dich gern austoben, wenn du magst.“
„Ach, Stefan, das Angebot solltest du dir gut überlegen. Bei mir gehen sogar Strohblumen ein, vergiss das nicht.“
„So schlimm ist es wirklich nicht.“
„Oh doch. Glaub es ruhig. Bei mir überleben nicht einmal Kakteen länger als einen Monat, dabei gelten sie nun wirklich als anspruchslos.“ Alexandra winkte ab. „Wir sollten … Oh! Warte mal, Stefan, hörst du das auch?“
„Was denn?“ Er hob den Kopf – und im selben Augenblick vernahm er es ebenfalls: „Da weint jemand!“
Alexandra nickte und beschleunigte ihren Schritt bereits. Sie folgten dem Geräusch bis zu einem Gewächshaus, an dem sich korallenrote Ramblerrosen emporrankten. Hier saß eine junge Frau im Gras. Sie hatte die Knie angewinkelt und das Gesicht in den Händen vergraben. Ihre rotblonden Haare waren zu einem dicken Zopf gebunden, ein einzelnes Rosenblatt haftete an ihrem Hinterkopf.
Sie trug eine mit Grasflecken bedeckte Latzhose, ein weißes T-Shirt und gehörte eindeutig zum Team der Gartenpfleger, die sich um die Anlage kümmerten. Ein Mobiltelefon lag eine Armlänge von ihr entfernt im Gras, als hätte sie es fortgeworfen.
Stefan Frank und seine Freundin tauschten einen alarmierten Blick.
„Entschuldigen Sie“, sprach er die junge Frau auf Englisch an.
Sie hob den Kopf – und er schnappte verblüfft nach Luft, denn sie war keine Unbekannte für ihn. Nein, das schmale Gesicht mit den Sommersprossen kannte er doch!
„Carolin? Carolin Winnemuth?“
„Herr Doktor?“ Tränen glitzerten auf ihren Wangen.
„Die Welt ist klein, was?“ Er wandte sich an seine Freundin. „Das ist Carolin. Ihre Familie wohnt nicht weit von meiner Praxis entfernt.“ Die Worte waren kaum heraus, als Carolin verzweifelt aufschluchzte. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von dunkelrot zu blass und wieder zurück. Haltlos stürzten ihr die Tränen aus den Augen.
„Nun nicht mehr“, wisperte sie.
Ratlos sah er sie an.
„Wie meinen Sie das?“
„Meine Familie …“ Carolin presste ihre Hand vor ihren Mund. Ihre Verzweiflung war beinahe greifbar. Grundgütiger! Was war ihr denn nur zugestoßen?
„Geht es Ihnen nicht gut? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
„Niemand kann mir helfen. Meine Schwester … Ach, Herr Doktor …“ Sie zitterte am ganzen Leib.
Stefan Frank und Alexandra wechselten einen einvernehmlichen Blick. Dann setzten sie sich zu ihr und nahmen sie in die Mitte. Was auch immer der jungen Frau widerfahren war, sie war offenbar völlig aufgelöst und brauchte jemanden zum Reden.
Wie klein die Welt doch war! Er hatte nicht gewusst, dass Carolin hier in England arbeitete. Es war gewiss schon etliche Monate her, dass er sie zuletzt gesehen hatte. Damals hatte sie ihre Schwester besucht, die in derselben Straße wie er wohnte. Da traf man sich nun erst in einem anderen Land wieder!
Es dauerte lange, bis sich Carolin so weit gefasst hatte, dass sie auf ihr Telefon deuten konnte.
„Ich habe einen Anruf bekommen“, stammelte sie. „Von der Polizei. Meine Schwester und ihr Mann … sie sind heute … sie sind … O mein Gott!“ Wieder schluchzte sie auf und schüttelte den Kopf, als wäre die Last ihrer Gedanken plötzlich zu viel geworden.
Dr. Frank nahm eine Thermosflasche aus seinem Rucksack, schenkte den Becher voll Tee ein und reichte ihn ihr.
„Trinken Sie erst einmal etwas“, ermunterte er sie. „Und dann erzählen Sie uns, was geschehen ist.“
Carolin schlang die bebenden Finger um den Becher und blickte hoch.
„Da war ein Geisterfahrer … auf der Autobahn …“
Stefan Frank stutzte. Dann verstand er – und sah sie erschüttert an.
„Es hat einen Unfall gegeben?“
Carolin nickte. „Meine Schwester und ihr Mann haben es nicht geschafft. Die Rettungskräfte haben noch versucht, sie aus dem Auto zu schneiden, aber es war zu spät. Sie … sie sind fort. Ihre Kinder … waren nicht mit im Auto, aber Christina … und ihr Mann …“ Sie stockte, und neue Tränen stürzten aus ihren Augen.
Sekundenlang sagte niemand von ihnen ein Wort. Der Schock saß zu tief. Kaum fassbar war das Elend, das diese junge Familie getroffen hatte. Beide Eltern. Tot. Zwei kleine Mädchen verwaist zurückgeblieben. Das mussten sie erst verwinden. So schnell ging das nicht.
Alexandra schniefte hörbar, und auch Stefan Franks Augen brannten mit einem Mal. In seiner Kehle schien ein kalter Klumpen zu klemmen. Er brachte die Worte kaum daran vorbei.
„Es tut mir so leid“, sagte er mit rauer Stimme.
Carolin wandte sich ihm zu und barg das Gesicht an seiner Brust. Sie zitterte unkontrolliert. Behutsam strich er ihr über den Rücken, aber er ahnte, dass es für ihren Schmerz keinen Trost gab.
Seine Gedanken wanderten zu dem jungen Paar, das nun nicht mehr da war. Und zu ihren beiden Kindern. Sie hatten zwei Mädchen gehabt: die sechsjährige Annie und die kleine Mina, die noch kein Jahr alt war. Es schnitt ihm ins Herz. Ihre Familie war jäh auseinandergerissen worden. Von einem Moment auf den anderen. Wie schnell das gegangen war. Und wie grausam.
Carolin weinte in seinem Arm, als könnte sie nie mehr damit aufhören.
***
Die Stimmung war bedrückt, als Stefan Frank und Alexandra in ihr Hotel zurückkehrten. Sie mussten die ganze Zeit an die junge Familie denken, der das Schicksal an diesem Tag so furchtbar mitgespielt hatte. Während der Rückfahrt mit dem Bus sprachen sie kaum ein Wort, hielten sich nur fest bei der Hand.
Ihr Hotel war in einem hübschen englischen Landhaus untergebracht, rund eine halbe Stunde Fahrt von Sissinghurst entfernt. Ihr Zimmer war typisch englisch eingerichtet: mit warmen Holzmöbeln, einem Kamin und hohen Sesseln, die zum Verweilen einluden. Die Vorhänge waren aus schwerem Stoff und zurückgezogen. Davor breitete sich ein Balkon aus.
Nach ihrer Rückkehr setzte sich Alexandra in einen dieser Sessel und schaltete ihren Tablet-PC ein. Sie tippte eine Weile darauf herum und blickte schließlich hoch.
„Ich habe die Meldung gefunden, Stefan.“
„Welche Meldung?“
„Von der Polizei. Zu dem Unfall. Hier steht, dass es neblig war, als sich das Unglück ereignete. Vermutlich hat der andere Fahrer wegen der schlechten Sicht die falsche Auffahrt zur Autobahn genommen. Er ist kurz hinter der Zufahrt mit dem Wagen des jungen Ehepaares kollidiert.“
„Wie furchtbar. Hat der andere Fahrer überlebt?“
Alexandra schüttelte den Kopf.
„Die Autobahn war für Stunden gesperrt.“ Sie schluckte hörbar. „Was, glaubst du, wird nun mit den beiden Kindern geschehen?“
„Vermutlich wird man Carolin die Vormundschaft übertragen. Großeltern gibt es meines Wissens nicht mehr.“
„Ist Carolin verheiratet?“
„Nein, sie wird allein zurechtkommen müssen. Es gab da mal einen Mann in ihrem Leben, aber ich glaube, er hat sie bitter enttäuscht. Die Beziehung ging kurz vor der Hochzeit auseinander.“
„Für sie wird das eine riesige Umstellung. Überleg nur mal: Im einen Moment arbeitet sie als unabhängige Landschaftsgärtnerin in Südengland, und im nächsten ist sie plötzlich allein für zwei kleine traurige Mädchen verantwortlich, die nichts als ihr Leben in München kennen.“
„Das wird eine Lawine an Veränderungen“, murmelte Stefan Frank. „Für sie alle.“
„Ja, das glaube ich auch. Wer passt eigentlich im Augenblick auf die Kinder auf?“
„Das weiß ich nicht. Eine Freundin der Eltern vielleicht. Andere Verwandte gibt es meines Wissens nicht.“
„Wie schlimm.“ Alexandra schaute bekümmert vor sich hin.
Stefan Frank trat neben sie und legte ihr schweigend einen Arm um die Schultern. Dabei schweifte sein Blick aus dem Fenster. Draußen waberten Nebelfetzen über die Wiesen. Der Abend senkte sich über die einsame flache Landschaft wie ein dunkler Mantel. Irgendwo in der Ferne waren die Scheinwerfer eines Wagens zu sehen. Doch der Nebel verschluckte sie bald.
Er wollte seiner Freundin gerade vorschlagen, im Untergeschoss des Hotels eine Runde schwimmen zu gehen, als jemand zaghaft an ihrer Tür klopfte.
Erstaunt hob er den Kopf. Sie erwarteten keinen Besucher. Wer suchte sie denn um diese Uhrzeit noch auf? Der Reiseleiter vielleicht? Gab es eine Änderung für die Heimfahrt morgen?
Stefan Frank ging zur Tür, öffnete und sah im nächsten Augenblick das blasse Gesicht der jungen Landschaftsgärtnerin vor sich. Carolin sah ihn entschuldigend an.
„Verzeihen Sie bitte, dass ich Sie hier im Urlaub störe, Herr Doktor. Ich hätte eine Bitte und weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte.“