Dr. Stefan Frank 2547 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2547 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Dr. Konstantin Burggraf freut sich riesig, als er die Stelle eines Unfallchirurgen an der Münchner Waldner-Klinik bekommt. An dieser renommierten Klinik arbeiten zu dürfen, ist ein wahres Privileg.
Mit Feuereifer tritt er seinen ersten Arbeitstag an. Doch es fällt ihm schwer, unbefangen seinen Dienst zu verrichten. Im Hintergrund hämmert nämlich ständig eine quälende Erinnerung durch seinen Kopf: Seiner Freundin Anette hat er ein Versprechen geben müssen, bevor er zur Klinik gefahren ist. Ein Versprechen, um das sie ihn flehentlich gebeten hat und von dem für sie alles abhängt. Und obwohl Konstantin ihrem Drängen schließlich nachgegeben hat, wird ihm heiß und kalt bei dem Gedanken daran, was dieses Versprechen für ihn selbst bedeuten wird, wenn er es hält. Andererseits - wie könnte er es Anette antun, sein Wort zu brechen?

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Inhalt

Cover

Impressum

Am Limit

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Tyler Olson / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9571-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am Limit

Dr. Frank und ein Kollege, der sich selbst vergisst

Dr. Konstantin Burggraf freut sich riesig, als er die Stelle eines Unfallchirurgen an der Münchner Waldner-Klinik bekommt. An dieser renommierten Klinik arbeiten zu dürfen, ist ein wahres Privileg.

Mit Feuereifer tritt er seinen ersten Arbeitstag an. Doch es fällt ihm schwer, unbefangen seinen Dienst zu verrichten. Im Hintergrund hämmert nämlich ständig eine quälende Erinnerung durch seinen Kopf: Seiner Freundin Anette hat er ein Versprechen geben müssen, bevor er zur Klinik gefahren ist. Ein Versprechen, um das sie ihn flehentlich gebeten hat und von dem für sie alles abhängt. Und obwohl Konstantin ihrem Drängen schließlich nachgegeben hat, wird ihm heiß und kalt bei dem Gedanken daran, was dieses Versprechen für ihn selbst bedeuten wird, wenn er es hält. Andererseits – wie könnte er es Anette antun, sein Wort zu brechen?

Der Korken ploppte aus der Flasche und schoss hoch an die Decke. Dabei verfehlte er nur um Haaresbreite die Nasenspitze von Dr. Konstantin Burggraf. Der Unfallchirurg schrie auf und machte einen Satz rückwärts. Seine Freundin lachte nur dazu. Der Sekt schäumte über ihre Finger.

„Ich hab‘s gewusst!“, erklärte Anette und hielt die Flasche über die beiden Gläser, die auf dem Couchtisch standen. „Du bist ein ewiger Zweifler. Dabei war mir von Anfang an klar, dass du die Stelle an der Waldner-Klinik bekommst.“

Sie stellte die Flasche zur Seite und reichte Konstantin eines der beiden Gläser.

„Schließlich bist du ein großartiger Arzt.“ Sie stieß mit ihm an. Doch statt des hellen Klangs tönten die Gläser dumpf aneinander, ganz so, als hätten sie einen Sprung. Genau wie ihre Beziehung, die über die Jahre nicht nur einen Sprung, sondern einen tiefen Riss bekommen hatte.

Konstantin sah zu seiner Freundin hinüber. Anette legte den Kopf in den Nacken und leerte das Glas in einem einzigen, tiefen Zug. Wieder einmal spürte er die Trauer, die sich im Lauf der Zeit wie ein schwarzes Tuch über seine Seele gelegt hatte.

Sie bemerkte seinen Blick.

„Was ist? Warum schaust du mich so an?“, fragte sie herausfordernd. „Schenk mir lieber noch mal nach.“ Schon wollte sie selbst nach der Flasche greifen. Doch Konstantin kam ihr zuvor.

„Nicht so hastig“, mahnte er mit seiner tiefen, immer ein wenig rauen Stimme.

Anette legte den Kopf schief. Eine Strähne des Blondhaars fiel ihr ins Gesicht. Sie schob sie weg und lächelte wie damals, als er sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Doch das Lächeln verblasste viel zu schnell wieder und verglühte wie eine Sternschnuppe. Zurück blieb nur ein fader Nachgeschmack.

„Schmeckt dir mein Sekt nicht, oder warum machst du so ein Gesicht?“ Anette nahm die Flasche vom Tisch und gab vor, das Etikett zu studieren. „Dabei habe ich zur Feier des Tages einen besonders edlen Tropfen ausgesucht.“ Wieder sah sie ihn an. „Morgen trittst du deinen Dienst an. Und dann kannst du gleich mal nachsehen, ob du mir meine Seelentröster besorgen kannst.“

Die Haut in Konstantins Nacken kribbelte.

„Wie meinst du das?“

„Tu doch nicht so unschuldig.“ Anettes Lachen war ein bisschen zu schrill. „Du weißt genau, was ich mir von dir wünsche.“

„Aber ich dachte, du hättest damit aufgehört.“ Sein Glas schwappte über, als er es hart auf den Tisch stellte. Sollte seine Mühe wirklich umsonst gewesen sein? Noch immer hallten ihm die verzweifelten Gespräche im Ohr, die nächtelangen Diskussionen, in denen er versucht hatte, Anette zu helfen. Sollte das alles wirklich umsonst gewesen sein? „Du hast es mir versprochen.“

Einen atemlosen Moment lang fürchtete Konstantin, Anette würde sich auf ihn stürzen. Zum Glück tat sie es nicht. Stattdessen streckte sie die Hand aus und legte sie an seine Wange. Sie war eiskalt.

„Reg dich nicht auf, Schatz. Ich weiß, was ich dir versprochen habe“, säuselte sie mit Honigstimme. „Und ich habe es wirklich versucht. Großes Indianerehrenwort.“ Sie nahm die kalte Hand von seiner Wange und hob sie zum Schwur. „Aber von heute auf morgen aufhören, das funktioniert leider nicht. Ausschleichen heißt das Zauberwort. Das solltest du als Arzt doch am besten wissen.“

„Nach deinem Kollaps neulich hast du mir versprochen, dass ein für alle Mal Schluss damit ist.“ Noch heute bekam Konstantin eine Gänsehaut, wenn er an das Bild dachte, das sich in seinen Kopf eingebrannt hatte.

Wie tot hatte Anette auf dem Sofa gelegen, und er hätte weinen mögen vor Erleichterung, als sie wieder zu sich gekommen war. Unter Tränen hatte sie ihm versprochen, endlich aufzuhören mit den Tabletten. Sie hatte versprochen, sich einen Therapeuten zu suchen, mit dem sie die Gespenster der Vergangenheit endgültig vertreiben konnte.

Diesmal hatte Konstantin wirklich Hoffnung gehabt. Doch dann war es wie immer gewesen. Nach dem ersten Schreck ging es weiter wie bisher. Anettes schuldbewusste Miene bewies es.

„Komm schon, Konsti, sei nicht so hart mit mir“, bat sie mit der Kleinmädchenstimme, die ihre Wirkung bisher nie verfehlt hatte. „Du weißt doch selbst, wie sehr ich darunter leide, dass mein kleiner Engel nicht mehr bei mir ist.“

Oh ja, das wusste Konstantin nur zu gut. Schließlich gab es Zeiten, in denen sie über kaum etwas anderes sprachen als über Anettes kleinen Sohn, der an den Folgen eines Gehirntumors gestorben war.

Über Monate hatte Dr. Konstantin Burggraf die verzweifelte Mutter immer wieder in der Klinik getroffen, in der er damals gearbeitet hatte. Aus den ersten tröstenden Worten waren lange Gespräche in der Cafeteria geworden. Schuld daran war nicht zuletzt ihr gemeinsames Hobby Reiten, über das es immer etwas zu erzählen gab.

So war es gekommen, dass der Kontakt auch nach Marvins Tod nicht abgerissen und schließlich eine zarte Liebe gewachsen war. Doch was war inzwischen daraus geworden? Konstantin fuhr sich mit der Hand über die Augen.

„Ich weiß“, seufzte er tief. „Aber irgendwann müssen wir doch auch mal vorwärtsschauen.“

Anette zögerte kurz. Dann schlüpfte sie neben ihn auf das Sofa.

„Das tun wir doch auch. Denk doch nur an all die Pläne, die wir geschmiedet haben.“ Sie drückte sich an ihn. „Wir wollen endlich zusammenziehen. Übermorgen habe ich ein Bewerbungsgespräch in einer Steuerkanzlei. Wenn ich die Stelle bekomme, haben wir einen weiteren, großen Schritt getan. Doch dafür brauche ich deine Hilfe. Bitte, Konsti. Du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen.“

Wie oft hatte er diesen Satz in den vergangenen dreieinhalb Jahren schon aus ihrem Mund gehört? Geändert hatte sich trotzdem nichts, egal, was er versucht hatte. Jedes Mal wieder nahm sich Konstantin vor, sich nicht mehr breitschlagen zu lassen, sondern endlich hart zu bleiben. Inzwischen wusste er, dass er Anette nicht helfen konnte. Und doch keimte immer wieder die Hoffnung in ihm auf. Besonders dann, wenn sie ihn so ansah mit diesen dunkelblauen Augen, tief und unergründlich wie Bergseen.

„Also gut. Ich werde sehen, was ich tun kann“, murmelte er wider besseres Wissen.

„Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann“, klang Anettes Stimme dicht an seinem Ohr. Doch sein Herz erreichte sie schon lange nicht mehr.

***

Im Hintergrund spielte leise Musik. Der Schein dreier Kerzen ließ Schatten auf dem Tisch mit dem benutzten Geschirr und den zusammengeknüllten Servietten tanzen. Die Spuren zeugten von einem Festmahl, von dem sich Dr. Stefan Frank gemeinsam mit seiner Freundin Alexandra auf dem Kuschelsofa erholte.

„Nanu, was haben wir denn da?“, fragte Alexandra unvermittelt und bohrte den rechten Zeigefinger in Stefans Seite. „Seit wann hast du einen Schwimmreifen?“

Aus süßen Träumen gerissen, setzte sich Stefan kerzengerade auf.

„Wie? Was? Wo?“ Blitzschnell zog er den Bauch ein und blickte hinab auf seine Leibesmitte. „Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.“

„Na, hiervon.“ Unbarmherzig griff Alexa zu und zwickte ihn in das Speckröllchen, das sich unter seinem T-Shirt wölbte.

„Dafür kann ich nichts. Das ist ein Überbleibsel von Frau Quandts leckeren Weihnachtsplätzchen“, verteidigte sich Stefan. Dabei wusste er selbst, wie fadenscheinig diese Ausrede klang. Schließlich war inzwischen der Frühling ins Land gezogen.

Es wäre Zeit genug gewesen, den sündhaften Verführungen seiner Haushälterin mit Sport an der frischen Luft zu Leibe zu rücken. Wären da nicht seine Patienten gewesen, die ihn in den letzten Monaten in Atem gehalten hatten. Kaum war die alljährliche Grippewelle abgeebbt, als auch schon Noro- und Rotaviren um sich griffen, direkt gefolgt von ersten Heuschnupfen-Attacken.

„Das liegt daran, dass in der Praxis immer so viel zu tun ist. Und meine Patienten sind wichtiger als ein Kilo Übergewicht.“

Alexandras zärtlicher Blick ruhte auf ihrem Liebsten. Was war er doch für ein besonderer Mann.

„Deine Selbstlosigkeit ehrt dich. Trotzdem solltest du auf dich und deine Gesundheit achten.“ Ihre Stimme war weich und süß wie Karamell. „Schließlich wollen wir alle noch lange etwas von dir haben.“

Stefan konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er beugte sich vor und küsste Alexandra. Was für ein unverschämtes Glück er doch hatte. Und das nach all den Jahren der Einsamkeit, die er – müde vom Schmerz – freiwillig gewählt hatte. Bis Alexandra sein Leben auf den Kopf gestellt hatte und es hoffentlich noch lange tun würde.

„Solange du bei mir bist und so gut auf mich aufpasst, kann mir nichts passieren“, raunte er ihr ins Ohr.

„Dann musst du meine Ratschläge auch in die Tat umsetzen.“ Alexandra dachte nicht daran, sich ablenken zu lassen. „Was ist denn mit der Fitnessgruppe, die du mal mit Ulrich und ein paar Kollegen ins Leben gerufen hast?“, erinnerte sie ihn an das ambitionierte Projekt, das irgendwann wieder im Sande verlaufen war.

„Keine Chance.“ Bekümmert schüttelte Stefan den Kopf. „Obwohl ich jeden Tag in der Klinik bin, um meine Patienten zu besuchen, bleibt keine Zeit für solche Eskapaden.“

Er spitzte die Ohren und lauschte auf die Klänge aus dem Lautsprecher. Die Rockballade erinnerte ihn an den ersten Kuss, den er Alexandra gegeben hatte.

„Hör mal! Unser Lied! Erinnerst du dich?“ Er summte leise mit. „Seltsam. Das ist erst ein paar Monate her. Und doch scheinen inzwischen Jahre vergangen zu sein, so vertraut bist du mir. Und trotzdem aufregend und geheimnisvoll.“

„Wie könnte ich diesen Augenblick je vergessen?“ Im Schein der Kerzen leuchteten Alexandras Augen wie zwei Sterne. Auch sie gönnte sich einen verträumten Moment, ehe sie in die raue Wirklichkeit zurückkehrte. „Damals hattest du noch kein Speckröllchen.“ Um ihre Lippen zuckte es verdächtig.

Unsanft landete Stefan auf dem Boden der Realität.

„Manchmal bist du mir eindeutig zu frech“, verkündete er und streckte die Hände nach ihr aus. „Das verlangt nach körperlicher Züchtigung.“

„Ich kann es kaum erwarten“, erwiderte Alexa und setzte sich lachend zur Wehr.

Eine Weile rangelten die beiden wie die Kinder auf dem Kuschelsofa, bis sie keuchend und mit roten Wangen innehielten. Ihre Blicke trafen sich und versanken ineinander.

„Wenn ich mich recht erinnere, gefällt es dir manchmal ganz gut, wenn ich frech bin.“ Ihr warmer Atem streifte sein Gesicht.

Stefan roch ihren Duft nach Frühlingssonne und frischem Gras.

„Da hast du vollkommen recht“, erwiderte er heiser. Er konnte der Versuchung nicht länger widerstehen und küsste sie, bis sich die Welt um sie zu drehen begann. Vergessen waren Speckröllchen und Fitnessübungen. Alexandras Hand glitt unter sein T-Shirt, um ihr Territorium ein weiteres Mal zu erobern und in Besitz zu nehmen.

Später lagen sie nebeneinander. Versonnen ließ Stefan eine von Alexandras braunen Locken durch seine Finger gleiten.

„Gleich morgen früh rufe ich Ulrich an. Mittags will ich ohnehin in der Klinik vorbeischauen und ein paar Patienten besuchen. Danach können wir eine Runde im Englischen Garten drehen.“

„Das klingt nach einem guten Plan.“ Alexandra sah auf die Uhr. „Und jetzt müssen wir den Tisch abräumen, damit wir rechtzeitig ins Bett kommen. Morgen haben wir beide einen anstrengenden Tag vor uns.“

Dem war nichts hinzuzufügen, und mit vereinten Kräften war die Arbeit schnell erledigt.

***

Die Nacht verging. Langsam färbte sich der Himmel zuerst mittel- und dann hellblau, vermischt mit einem zarten Rosa. Die Sonne kletterte am Horizont hinauf, bis sie schließlich über die Hausdächer blinzelte. Die Straßen erwachten zu neuem Leben. Der Verkehr wurde dichter.

Auf dem Weg zur Arbeit hasteten Menschen über die Gehwege. Einer von ihnen war Franziska Kayser mit ihrer Tochter Lilly. Obwohl es erst kurz nach sieben war, erreichten sie schon die Tore des Kinderhauses.

„Ich will aber nicht in den Kindergarten!“ Es war erstaunlich, wie viel Kraft so ein kleines Kind entwickeln konnte. Obwohl Franziska Kayser das inzwischen oft erlebt hatte, wunderte sie sich jedes Mal wieder. Zeternd und brüllend hing ihre fünfjährige Tochter an ihrer Hand und wehrte sich mit Leibeskräften gegen ihr Schicksal.

Am liebsten wäre Franziska in Tränen ausgebrochen. Doch vor der Erzieherin konnte sie sich keine Blöße geben. Auf keinen Fall wollte sie als schwache Frau dastehen, die sich von einem Kind drangsalieren ließ. Dabei war es nicht so einfach. Wie jede andere Geschichte hatte auch diese zwei Seiten.

„Komm schon, Lilly-Maus.“ Franziska ging vor ihrer Tochter in die Knie. Augenhöhe war wichtig im Umgang mit Kindern, das hatte sie in einem der zahlreichen Erziehungsratgeber gelesen, die sie in den letzten Monaten verschlungen hatte.

Mit Engelszungen redete sie auf die Kleine ein.

„Du weißt doch, dass ich zur Arbeit muss. Wenn ich kein Geld verdiene, kann ich dir nicht deine Lieblings-Schokokekse kaufen.“ Oh nein, das war genau das falsche Argument gewesen. Franziska bemerkte es an Lillys Miene.

„Ich will zu meinem Papa. Der kauft mir ganz bestimmt alles, was ich haben will“, kreischte die Kleine in höchsten Tönen. Mit einem Ruck riss sich Lilly los. Im nächsten Moment sah Franziska Sternchen vor den Augen. Gleichzeitig fuhr ihr ein stechender Schmerz durch die Nase.

Im Eifer des Gefechts war Lillys Hand in ihrem Gesicht gelandet. Mit einem Stöhnen ging Franziska zu Boden. Die Erzieherin Renate Schimpf zögerte nicht und eilte der Mutter zu Hilfe.

„Sieh nur, was du angerichtet hast“, tadelte sie Lilly sanft.

„Das war keine Absicht.“ Das Mädchen zog eine Schnute.

Inzwischen trocknete Franziska die Tränen, die ihr in die Augen geschossen waren.

„Es geht schon wieder“, schniefte sie und stand auf. Vorsichtig betastete sie das Nasenbein. Der Schmerz pochte im Takt ihres Herzens, aber wenigstens blutete es nicht. „Ich muss jetzt los.“ Sie lächelte tapfer und streichelte Lilly über das blonde Kinderhaar. „Bald ist Wochenende. Dann machen wir einen Ausflug in den Wildpark.“

Lillys Miene verhieß nichts Gutes. Ehe es zu einer neuerlichen Auseinandersetzung kam, griff Renate ein.

„Das ist eine gute Idee. Und bis dahin gehen wir zwei Hübschen in die Gruppe zu den anderen.“ Sie nahm Lilly an der Hand. „Heute singen wir unser neues Frühlingslied und lernen, wie man Tulpen und Vögel aus buntem Papier faltet“, plauderte sie munter vor sich hin, während sie das Mädchen in die Gruppe führte.