Dr. Stefan Frank 2585 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2585 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Seit dem Tod ihres Mannes vor neun Monaten steht Majas Leben still. Die junge Witwe versteckt sich vor ihrer Familie, ihren Freunden und dem Leben selbst. Zu ihrer seelischen Belastung gesellen sich seit mehreren Monaten auch gesundheitliche Beschwerden. Maja ist blass, verliert an Gewicht und leidet unter hartnäckigen Bauchschmerzen. Sie glaubt, die Beschwerden seien aufgrund ihrer tiefen Trauer psychosomatischer Natur.
Als sie jedoch mit kolikartigen Bauchschmerzen zusammenbricht, wird sie in die Waldner-Klinik eingeliefert. Nach gründlicher Untersuchung kann der erste Verdacht einer Darmerkrankung nicht bestätigt werden. Auch sonst kann das Ärzte-Team keine organische Ursache feststellen. Als es Maja besser geht, wird sie ohne Befund nach Hause entlassen.
Die Ungewissheit lastet jedoch weiter auf ihr. Als es zu Herzrasen und hohem Blutdruck kommt, weist Dr. Frank seine Patientin erneut in die Waldner-Klinik ein. Hier wird sie wiederholt zahlreichen Tests unterzogen. Die Ärzte können einen Tumor, eine Herzerkrankung und Darmbeschwerden ausschließen. Während es Maja immer schlechter geht, sind die Mediziner ratlos ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Krank ohne Befund

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Syda Productions / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0803-6

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Krank ohne Befund

Das Team der Waldner-Klinik steht vor einem Rätsel

Seit dem Tod ihres Mannes vor neun Monaten steht Majas Leben still. Die junge Witwe versteckt sich vor ihrer Familie, ihren Freunden und dem Leben selbst. Zu ihrer seelischen Belastung gesellen sich seit mehreren Monaten auch gesundheitliche Beschwerden. Maja ist blass, verliert an Gewicht und leidet unter hartnäckigen Bauchschmerzen. Sie glaubt, die Beschwerden seien aufgrund ihrer tiefen Trauer psychosomatischer Natur.

Als sie jedoch mit kolikartigen Bauchschmerzen zusammenbricht, wird sie in die Waldner-Klinik eingeliefert. Nach gründlicher Untersuchung kann der erste Verdacht einer Darmerkrankung nicht bestätigt werden. Auch sonst kann das Ärzte-Team keine organische Ursache feststellen. Als es Maja besser geht, wird sie ohne Befund nach Hause entlassen.

Die Ungewissheit lastet jedoch weiter auf ihr. Als es zu Herzrasen und hohem Blutdruck kommt, weist Dr. Frank seine Patientin erneut in die Waldner-Klinik ein. Hier wird sie wiederholt zahlreichen Tests unterzogen. Die Ärzte können einen Tumor, eine Herzerkrankung und Darmbeschwerden ausschließen. Während es Maja immer schlechter geht, sind die Mediziner ratlos ...

Es war noch tiefster Winter, als ich gebeten wurde, einen Artikel für den ›Hausarzt heute‹ zu schreiben. Diese von mir gern gelesene Zeitschrift veröffentlicht Texte über rätselhafte Erkrankungen, die in keinem Lehrbuch stehen. Während ich noch hin und her überlegte, worüber ich schreiben könnte, suchte eine junge Frau meine Hilfe. Ich hatte sie früher gekannt und erschrak nun bei ihrem Anblick, denn sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und schon bald dämmerte mir, dass ich auf ein Thema gestoßen war, von dem auch andere Ärzte erfahren sollten. Allerdings kam Maja nicht wegen ihrer Beschwerden zu mir in die Praxis. Sie ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal, wie krank sie war ...

Bestürzt schaute Maja auf das Farbtöpfchen. Die Pinselspitze kratzte bereits über den Boden. Dabei war ihr Bild erst zu drei Viertel fertig. Damit würde sie auf keinen Fall hinkommen. Noch immer waren etliche der vorgezeichneten und nummerierten Felder auf der Leinwand leer, und etliche waren dem Gelb zugeordnet. Sie brauchte Nachschub – und das bald!

Maja knabberte am Ende des Pinsels herum.

Von draußen fiel blassgoldenes Sonnenlicht in ihre behaglich eingerichtete Küche. Selbst genähte Kissen und Vorhänge ließen den Raum gemütlich wirken. In der Nacht hatte es wieder geschneit. Der Schnee häufte sich auf der Fensterbank. An dem Meisenknödel, den Maja draußen aufgehängt hatte, kletterte eine Meise herum und pickte nach dem Futter. Während ein bitterkalter Nordwestwind durch die Straßen von Grünwald fauchte, war es drinnen behaglich warm. Maja fror seit einiger Zeit allzu leicht und hatte die Heizung hoch eingestellt.

Sie saß am Küchentisch und beugte sich über ihr Bild.

Es war eine Vorlage für Malen nach Zahlen: Am Ende sollten zwei Katzen zu sehen sein, die sich in einem blühenden Garten vergnügten. Eine hatte sich auf einer Gartenbank auf den Rücken gerollt und präsentierte ihren flauschigen weißen Bauch, die andere tollte durch das Gras und jagte einem Schmetterling nach. Das Bild war so fröhlich, dass es Maja ihre Einsamkeit für eine Weile vergessen ließ. Sie liebte es, zu malen. Wenn sie sich darauf konzentrierte, konnte sie alles andere ausblenden.

Es waren ihre glücklichsten Stunden am Tag.

Und nun ging ihr das Gelb vor der Zeit aus.

Ich könnte einen Abstecher in den Bastelladen machen, überlegte sie. Das ist ein Weg von nicht ganz zwanzig Minuten. Oder ich bestelle die Farbe im Internet nach.

Sie spähte nach draußen und spürte schon wieder das flaue Flattern in ihrer Brust, das sie immer vor einem Gang nach draußen befiel. Nein, sie ging nicht mehr gern hinaus. Nicht mehr seit ... Es geht auch anders, schob sie den Gedanken hastig beiseite. Trotzdem überfiel die Leere in ihrer Wohnung sie mit einem Mal wie eine schwere, dunkle Decke, und die Stille dröhnte in ihren Ohren.

Kurzerhand zog sie ihren Laptop zu sich heran und bestellte das Benötigte per Post.

Anschließend griff sie nach dem Tonkrug, in dem sich noch eine Neige Tee befand und schenkte sich ein. Der Krug samt Becher und einer Schale war ein Mitbringsel ihrer Freundin Sophie aus ihrem Sommerurlaub in Kolberg an der polnischen Ostsee gewesen. Ein hübsches Set, das mit Muscheln bemalt und glasiert war.

Der Tee schmeckte angenehm säuerlich. Nach Zitrone mit einem Hauch Zucker. Maja mochte ihn sehr.

Als sie den Becher abstellte, fiel ihr Blick auf das gerahmte Hochzeitsfoto auf dem Küchenregal. Es stand neben den Kochbüchern, die ihr Daniel im Lauf der Jahre geschenkt hatte. Während er durchaus zufrieden damit gewesen wäre, jeden Abend Eintopf zu löffeln, hatte sie es geliebt, neue Rezepte auszuprobieren. Die Gerichte waren ihr nicht immer geglückt, beileibe nicht, und hatten oft Anlass zu Neckereien zwischen ihnen gegeben. Daniel hatte sie gern auf den Arm genommen, noch viel lieber aber in den Arm, wie er ihr innig zugeraunt hatte, ehe er sie küsste.

Das Vermissen riss eine Lücke in ihrem Herzen auf. So tief wie der Marianengraben. Sie reckte einen Arm nach dem Foto und strich über das runde, freundliche Antlitz ihres Mannes. Sehnsucht wallte in ihr hoch wie die Brandung auf stürmischer See, spülte jede andere Regung fort und hinterließ nichts als schwarzen Sand, so leer, als wäre etwas in ihr mitten entzwei gerissen.

Daniel und sie waren zwei wunderbare Jahre verheiratet gewesen. Sie hatten von all den Dingen geträumt, die sich junge Paare ersehnten: von einem kleinen Haus am Stadtrand und Kindern, am liebsten zwei oder drei. Sie waren beide als Einzelkinder aufgewachsen und wünschten sich eine große Familie. Doch diese Träume waren mit ihm gestorben ... Majas Augen begannen zu brennen.

Neun Monate war es schon her, aber es fühlte sich an, als wäre der Anruf von der Polizei eben erst gekommen, der sie über den Unfall ihres Mannes informiert hatte. Seitdem war in ihrem Leben nichts mehr so, wie es einmal gewesen war.

Eine danielförmige Lücke klaffte in ihrem Herzen. Sie vermisste ihn so sehr, dass sie manchmal nicht wusste, wie sie den nächsten Atemzug ohne ihn überstehen sollte. Es waren viele kleine Dinge, die ihr fehlten: sein Arm abends beim Einschlafen um sie geschlungen, morgens ein Zettel mit einer Nachricht und kurzen Liebesworten für sie, mit einem Magneten am Kühlschrank befestigt. Jetzt hingen dort nur die Rechnungen, die sie noch bezahlen musste. Ihr fehlte der Duft seines Rasierwassers, der sie nach jedem Kuss begleitet hatte. Manchmal tupfte sie noch ein paar Tropfen davon auf ihre Haut. Dann hüllte sein Geruch sie stundenlang ein.

Während Maja als Zahnarzthelferin meistens frühmorgens zum Dienst gegangen war, hatte Daniel als Busfahrer in Schichten gearbeitet. In manchen Wochen hatten sie sich nur schlafend gesehen, aber sie waren trotzdem nie einsam gewesen.

Nicht so wie jetzt.

Maja hatte versucht, ihren Schmerz mit Arbeit zu betäuben, aber das war gründlich schiefgegangen. Die Verzweiflung war ihr wie ein Schatten gefolgt. Früher hatte sie es verstanden, den Patienten das Unwohlsein vor der Behandlung zu nehmen und eine angenehme, entspannte Atmosphäre zu schaffen. Viele Patienten kamen mit Schmerzen oder hatten Angst vor dem Bohrer. Maja hatte dafür gesorgt, dass ihre Angst in den Hintergrund rückte. Bis ihr Mann verunglückt war.

Danach war sie immer wieder in Tränen ausgebrochen, auch einmal, als sie das Röntgenbild vom Kiefer einer Patientin betrachtet hatte. Die Schwangere war fix und fertig gewesen, weil sie dachte, Maja hätte etwas Schlimmes auf der Aufnahme entdeckt. Einen vereiterten Kiefer etwa. Oder den drohenden Verlust ihrer Zähne.

Wenig später hatte Majas Chef sie zu einem Gespräch unter vier Augen gebeten.

Auf butterweichen Knien war sie zu ihm gegangen, sicher, er würde ihr kündigen. Himmel, sie hätte sich auch rausgeworfen. Es war kein Arbeiten mehr mit ihr, das wusste sie.

Josef Eckstein war ein ruhiger, ein wenig schweigsamer Mann. Er hatte sie mit ernstem Blick angeschaut und gesagt: »Sie brauchen eine Auszeit, Maja.«

Maja wusste nicht mehr, was sie ihm geantwortet hatte, aber seine nächsten Worte hatten sich in ihre Erinnerungen gemeißelt.

»Wir tragen die Verantwortung für das Wohlergehen unserer Patienten. Dabei dürfen uns private Sorgen nicht davon ablenken, unsere Arbeit zu machen. Ich will Sie nicht verlieren, Maja. Allerdings lege ich Ihnen eine Pause nahe. Nehmen Sie sich ein Jahr Zeit, tun Sie alles, was Ihnen guttut, und dann kommen Sie zurück. Ihre Stelle wird auf Sie warten. So, wie ich auch.«

Maja war ihrem Chef unendlich dankbar, dass er sie nicht in das bodenlose Loch der Arbeitslosigkeit gestoßen hatte. Allerdings schien das eine Jahr nicht einmal annähernd auszureichen, um sie wieder auf die Füße zu stellen. Neun Monate waren bereits vergangen, und je näher der Ablauf rückte, umso mehr graute es ihr davor, ihr altes Leben wieder aufzunehmen.

Ein Leben ohne Daniel?

Unvorstellbar.

Genauso gut könnte sie versuchen, ohne Sauerstoff auszukommen.

Ihr Mann hatte eine kleine Lebensversicherung gehabt, die ihr half, finanziell über die Runden zu kommen. Das Geld erlaubte es ihr, sich hier in ihrer Wohnung zu verstecken. Vor ihrer Familie, ihren Freunden und dem Leben selbst. Seitdem Daniel nicht mehr da war, schien die Welt da draußen nicht mehr ihre zu sein.

Für Maja stand ihr Leben seit jenem unglückseligen Tag im vergangenen Frühjahr still. Sie hatte auch kein Bedürfnis danach, das zu ändern. Nein, sie wollte sich einigeln und nichts sehen oder hören, das irgendetwas änderte. Sie lebte für ihre Erinnerungen und wollte sich keine neuen schaffen, in denen Daniel nicht vorkam.

Das wäre ihr wie ein Verrat vorgekommen.

Ein Blick auf die Uhr ermahnte sie, dass es Zeit für ihren morgendlichen Gang zum Briefkasten war. Maja seufzte leise. Nachdem sie einige Wochen vor lauter Schmerz vor sich hingedämmert war und oft kaum gewusst hatte, ob Tag oder Nacht war, hatte sie sich irgendwann gefragt, was ihr Mann denken würde, wenn er wüsste, wie sie sich gehenließ. Ihre Wangen waren rot vor Scham geworden. Und so lebte sie nun nach einem Zeitplan, der ihr half, jeden Tag zu überstehen, einfach, weil sie wusste, wie sie die viele Zeit ausfüllen konnte.

Sie stellte ihren Pinsel in das Wasserglas, griff nach der dunkelrot melierten Strickjacke und streifte sie über, ehe sie ihren Wohnungsschlüssel nahm und die eine Etage nach unten zu den Briefkästen stieg.

In ihrem Postkasten lag neben der Morgenzeitung auch eine Ansichtskarte von Sophie. Maja betrachtete das Foto von der verschneiten Almhütte, hinter der wunderbare Bergspitzen aufragten. Dann drehte sie die Karte um.

Hey, Bienchen ...

Ein Lächeln flog über Majas Gesicht. Sie wusste kaum noch, wie oft sie in ihrem Leben gefragt worden war, ob ihr Vorname von der Biene aus der beliebten Trickfilmserie inspiriert worden war. Sophie wusste das und neckte sie gern damit.

Nun bin ich seit zwei Tagen hier und vermisse den Trubel der Großstadt kein bisschen. Nein, nicht die Augen verdrehen. Ich gebe ja zu, ich bin eine Stadtpflanze, aber das Zillertal ist wirklich wunderschön. Vor allem die Skipisten. Hier heroben ist man weit weg vom Rest der Welt. Es gibt nichts als Freiheit und Schnee. Herrlich! Wir müssen unbedingt irgendwann zusammen herkommen. Du, vergiss nicht, jeden Tag an die frische Luft zu gehen, ja? Ich drück dich! Sophie

Als Reisereporterin war Sophie oft unterwegs. Heute München, morgen Mailand und übermorgen Bern, das war für sie Routine. Darüber vergaß sie nie, Maja einen Gruß zu schicken und sie spüren zu lassen, dass sie an sie dachte.

Und ich? Ich weiche jedem Besuch aus und rufe sie fast nie zurück, warf sich Maja stumm vor, ich bin ihr eine furchtbare Freundin.

Sie drückte die Karte an ihre Brust.

Im selben Augenblick öffneten sich die Türen des Fahrstuhls, und ihre Nachbarin kam heraus. Frau Wuttke wohnte neben Maja, auch allein, wenn man von ihrem Hund absah. Sie hatte früher in einer Bibliothek gearbeitet, war jedoch seit einigen Jahren im Ruhestand. Sie liebte es, über Bücher zu sprechen, und brachte Maja jede Woche einen anderen Roman, von dem sie sicher war, dass er ihr etwas Gutes tun konnte. Bücher sind wie Medizin, pflegte sie zu sagen.

»Einen guten Morgen«, begrüßte sie Maja, klang dabei jedoch nicht ganz so fröhlich wie an anderen Tagen. Stattdessen war sie auffallend rot im Gesicht und atmete schwer, als sie zu ihrem Briefkasten ging. Anstatt ihn aufzuschließen, starrte sie ihn jedoch nur an, als wollte sie ihn hypnotisieren.

»Frau Wuttke? Fühlen Sie sich nicht wohl?«

»Was? Oh, nein, nicht so richtig.« Die Rentnerin rieb sich die Brust. »Ich habe vorhin die Fenster geputzt. Wollte das schöne Wetter nutzen, aber das ist mir nicht so recht bekommen.«

»Haben Sie Schmerzen?«

»Nicht direkt, es fühlt sich eher an, als hätte mich eine große Faust gepackt und würde mir die Brust zuschnüren. Ich kann so schlecht atmen ...«

»Das klingt gar nicht gut.« Maja bemerkte die Schweißperlen auf der Stirn ihrer Nachbarin. Der Blick der Achtundsechzigjährigen war trüb. »Kommen Sie, ich begleite Sie zurück in Ihre Wohnung, und dann rufen wir einen Krankenwagen.«

»Bitte nicht. Ich muss mich nur ein wenig ausruhen, dann wird das schon wieder.«

»So ein Unwohlsein ist ein Alarmsignal.« Maja bemerkte, dass ihre Nachbarin schwankte, als würden ihre Beine sie kaum noch tragen. Sie mussten etwas tun!

Maja überlegte blitzschnell.

Und plötzlich wusste sie, wen sie um Hilfe bitten konnten ...

***

Stefan Frank kehrte gerade von einem Hausbesuch in seine Praxis zurück. Der Schnee knirschte nicht nur unter den Sohlen seiner Winterstiefel, nein, er hatte auch das Schild an der Eingangstür halb zugeweht, sodass nur noch einige Buchstaben lesbar waren.

Mit dem Handrücken wischte der Arzt über das Schild, bis es wieder vollständig lesbar war. Es sollte ja schließlich niemand vorbeigehen, der medizinische Hilfe suchte, weil er die Praxis nicht fand. Das fehlte gerade noch.

Er stieß die Eingangstür auf und trat ein. Augenblicklich wurde er von angenehmer Wärme und dem Duft von Vanille empfangen.

Schwester Martha saß an ihrem Computer, starrte angestrengt auf den Monitor und knabberte dabei auf einem Gebäckstück herum. Zusammen mit ihrer Kollegin Marie-Luise kümmerte sie sich darum, dass in seiner Praxis alles reibungslos lief.

Als sie ihren Chef bemerkte, hellte sich ihre Miene auf.

»Juten Morgen«, begrüßte sie ihn, und ihr Zungenschlag verriet, dass ihre Wurzeln in Berlin lagen, nicht hier in München. »Jut, det Sie da sind, Chef. Im Wartezimmer stapeln sich die Patienten schon beinahe.«

»Ihnen auch einen guten Morgen, Martha. Ich bin leider viel später dran, als ich geplant hatte. Die Hausbesuche haben länger gedauert.«

»War es so schlimm?«

»Das nicht, aber die Fahrt über die verschneiten Straßen war ein Abenteuer. Viele Nebenstraßen sind noch nicht geräumt. Stellenweise dachte ich wirklich, es geht nicht weiter.«

»Dann wären Sie vielleicht schneller gewesen, wenn Sie den Wagen stehen gelassen und die Skier genommen hätten.«