Dr. Stefan Frank 2592 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2592 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als Jugendliche verlor Isabelle aufgrund einer Netzhautablösung Stück für Stück ihr Augenlicht. Doch sie nahm ihr Schicksal in die Hand und ließ sich nie entmutigen. Mithilfe von Klicksonar orientiert sich die junge Frau im Alltag. Diese Methode funktioniert mit selbsterzeugten Zungenklicks, die von den umliegenden Objekten als Echo zurückgeworfen werden. Aber immer häufiger stellt sie fest, dass das Klicksonar nicht mehr hundertprozentig funktioniert.
Eines Tages hört Isabelle die Echos gar nicht mehr. Um den Grund für ihren Hörverlust herauszufinden, wird in der Waldner-Klinik ein MRT erstellt - mit niederschmetterndem Ergebnis.
Isabelle leidet an einem höchst seltenen Kleinhirnbrückenwinkeltumor, der in ihrem Fall eine beidseitige Beeinträchtigung des Hörvermögens mit sich bringt. Eine Operation ist riskant, da Isabelle droht, ihr Gehör vollständig zu verlieren. Dann wäre sie nicht nur blind, sondern auch noch taub ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 122

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Leben im Dunkeln

Vorschau

Impressum

Leben im Dunkeln

Eine blinde Patientin kämpft gegendas Schicksal

Als Jugendliche verlor Isabelle aufgrund einer Netzhautablösung Stück für Stück ihr Augenlicht. Doch sie nahm ihr Schicksal in die Hand und ließ sich nie entmutigen. Mithilfe von Klicksonar orientiert sich die junge Frau im Alltag. Diese Methode funktioniert mit selbsterzeugten Zungenklicks, die von den umliegenden Objekten als Echo zurückgeworfen werden. Aber immer häufiger stellt sie fest, dass das Klicksonar nicht mehr hundertprozentig funktioniert.

Eines Tages hört Isabelle die Echos gar nicht mehr. Um den Grund für ihren Hörverlust herauszufinden, wird in der Waldner-Klinik ein MRT erstellt – mit niederschmetterndem Ergebnis.

Isabelle leidet nun an einem höchst seltenen Kleinhirnbrückenwinkeltumor, der in ihrem Fall eine beidseitige Beeinträchtigung des Hörvermögens mit sich bringt. Eine Operation ist riskant, da Isabelle droht, ihr Gehör vollständig zu verlieren. Dann wäre sie nicht nur blind, sondern auch noch taub ...

Als sich Isabelle Weingarten an diesem Morgen auf den Weg zur Arbeit machte, erwartete sie nichts Besonderes. Sie freute sich am Gesang der Vögel und genoss das wiedererwachte Leben auf den Straßen. Nach der gedämpften Stille des Winters wurde es endlich wieder Frühling. Die Tage wurden länger und wärmer und mit der Helligkeit kehrten die Geräusche und Gerüche in die Stadt zurück. Isabelle liebte den Frühling mindestens genauso sehr wie den Herbst, wenn die Luft nach feuchter Erde, Laub und Heu roch. Doch jetzt genoss sie das befreiende Gefühl, die dicken Winterpullover gegen Shirts und die gefütterten Stiefel gegen Turnschuhe tauschen zu können.

Um sieben Uhr herrschte schon lebhafter Verkehr in der Stadt. Die Motoren brummten vor den roten Ampeln, eine Straßenbahn ratterte vorbei, die Schritte der anderen Passanten klapperten auf dem Asphalt. Auf dem Weg zu der Versicherungsgesellschaft, in der Isabelle vor zwei Jahren eine Stelle als Schadenssachbearbeiterin ergattert hatte, musste sie eine Kreuzung und eine vierspurige Straße überqueren. Schon alleine deswegen hatte ihre Mutter ihr von dieser Stelle abgeraten. Die Angst um ihre einzige Tochter war allgegenwärtig.

Doch wie immer hatte Isabelle ihren Kopf durchgesetzt. Schließlich war sie mit ihren dreiundzwanzig Jahren kein kleines Baby mehr. Deshalb verbot es sich von selbst, zuzugeben, dass auch sie Respekt vor dieser Kreuzung hatte. Zum Glück gab es zwischen den Fahrspuren Verkehrsinseln, auf denen man die nächste Grünphase abwarten konnte. Nach diesem Hindernis folgte eine angenehme Straße mit breitem Gehweg und Eichen mit hohen Kronen, die schon bald wohltuenden Schatten spenden würden. Dort konnte sich Isabelle ein wenig entspannen.

Denn anders als für andere Menschen war der Arbeitsweg für sie jeden Tag eine neue Herausforderung und voller Gefahren. Von dem Augenblick an, in dem sie ihre Wohnung verließ bis sie am Abend nach Hause zurückkehrte, musste sie hochkonzentriert sein. Dass sie in letzter Zeit unter unerklärlichen Schwindelattacken litt, machte die Sache nicht ungefährlicher. Deshalb war sie auch schon bei ihrem Hausarzt Dr. Frank gewesen, doch leider ohne Ergebnis.

Aber auch an diesem Dienstag erreichte sie ihren Arbeitsplatz ohne Zwischenfälle. Das lag auch an den Klickgeräuschen, die sie mit ihrer Zunge machte. Deren Echo lösten in ihrem Gehirn ein Phänomen aus, das dem Sehen ähnlich war. Dass sie sich mit der Klicksonarmethode orientieren konnte, hatte Isabelle dem Engagement ihrer Eltern zu verdanken, die alles darangesetzt hatten, ihrem erblindenden Mädchen das Leben zu erleichtern. Dank dieser Technik konnte Isabelle nicht nur alleine zur Arbeit gehen, sondern auch Radfahren und Joggen, kurzum, ein fast normales Leben führen. Trotzdem atmete sie erleichtert auf, als sie auch an diesem Morgen ihren Arbeitsplatz unversehrt erreichte.

Im Großraumbüro herrschte noch wohltuende Ruhe. Nur ein paar Mitarbeiter der Frühschicht waren schon da. Auf dem Weg zu ihrem Schreibtisch grüßte sie nach links und rechts. An einem der Tische blieb sie stehen.

»Und? Wie war der Kinofilm gestern?«, erkundigte sie sich bei ihrem Kollegen Tim.

»Super. Du hast echt was verpasst. Du hättest mitkommen sollen.«

»Das nächste Mal vielleicht. Vor der Kantine riecht es heute nach Lasagne. Essen wir später zusammen Mittag?«

Tims Telefon klingelte.

»Klar. Ich ruf dich an«, versprach er, ehe er nach dem Hörer griff und sich meldete.

Kurz darauf saß auch Isabelle an ihrem Schreibtisch. Sie schaltete den Computer ein und zog das Telefon zu sich heran. Anders als die anderen Kollegen brauchte sie weder Notizblock noch Papierakten. Sie musste sich nichts notieren, weil ihr Gehirn nach jahrelangem Training funktionierte wie ein Computer. Das, was sie sich nicht merken konnte, tippte sie über die Braille-Zeile in ihren Laptop ein. Zudem arbeitete sie mit einer speziellen Software, die ihr Chef ihr spendiert hatte. Isa setzte das Headset auf und machte sich an die Arbeit.

Am vergangenen Abend war kurz vor Feierabend noch ein Schadensfall hereingekommen. Um den wollte sie sich kümmern, als das Telefon klingelte. Isabelle drückte auf einen Knopf und sagte ihren Spruch auf.

»Mein Name ist Joshua Amtmann«, erwiderte der Mann an der anderen Seite der Leitung.

Seine Stimme war angenehm, nicht zu hell und nicht zu tief und ein bisschen rau. Er nannte die Nummer seiner Haftpflichtversicherung.

Isa tippte sie in den Computer ein. Eine automatische Stimme sagte ihr seine Daten an. So ein Zufall, er lebte also auch in München!

»Zum Datenabgleich brauche ich bitte Ihr Geburtsdatum.«

Joshua nannte es.

Oh, nur zwei Jahre älter als ich!, ging es Isabelle durch den Sinn.

Laut sagte sie: »Vielen Dank. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich habe den MP3-Player meines Freundes in der Spaghettisauce versenkt«, gestand Joshua und musste selbst lachen über dieses Missgeschick.

Isabelle lachte mit ihm. Es war ihr erstes, gemeinsames Lachen und fühlte sich besonders an. Joshua erging es offenbar wie Isa.

»Wow, was für ein Lachen!«, entfuhr es ihm.

Sie erschrak.

»Entschuldigung. Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen«, stammelte sie. Gleichzeitig wunderte sie sich. Was war nur los mit ihr? Sie war doch sonst nicht schüchtern.

»Das dachte ich gar nicht. Ganz im Gegenteil«, versicherte Joshua schnell. »Mal abgesehen davon, dass ich selbst schuld bin an dem Malheur. Welcher Mensch spielt schon am Tisch mit einem kleinen MP3-Player herum?«

»Ich!«, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. »Wenn ich alleine esse, höre ich meistens Musik dazu und am liebsten über Kopfhörer. Da hat man ein ganz anderes Klangerlebnis.«

Joshua horchte auf.

»Sie sind ein audiophiler Typ? Das kenne ich sonst nur von Männern.«

»So kann man sich täuschen.« Isabelle lehnte sich zurück. Dieses Gespräch war anders als die, die sie sonst führte.

»Welche Musik hören Sie denn?«

Über die Antwort musste Isa nicht lange nachdenken. Sie zählte ihre Lieblingslieder auf. Ein bisschen Jazz und Rock, am allerliebsten aber Klassik.

»Alle Achtung, kein schlechter Geschmack.« Joshua klang beeindruckt.

Isa lachte geschmeichelt.

»Vielen Dank für die Blumen.«

»Und was machen Sie sonst, wenn Sie keine Lieder von Ihren Lieblingsgruppen hören?«, fragte Joshua weiter.

»Ach, da gibt es nicht viel zu erzählen. Eigentlich ist mein Leben recht unspektakulär.«

»Das glaube ich nicht. Eine Frau mit so einer Stimme? Nein, ausgeschlossen.«

Isabelles Herz begann, schneller zu schlagen. Selten zuvor hatte sie so einen netten Mann an der Strippe gehabt. Seine Stimme war ihr direkt vom Ohr in den Bauch gesprungen. Seither summte er, als würde eine Schar Schmetterlinge darin herumflattern. Höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen, bevor ihre Fantasie mit ihr durchging.

»Ich plaudere wirklich gerne mit Ihnen. Aber wir sollten uns langsam um Ihren Schadensfall kümmern«, machte sie einen Vorschlag.

Joshua am anderen Ende der Leitung erschrak.

»Bin ich Ihnen zu nahegetreten?«

»Nein, überhaupt nicht. Aber ich ...«

»Sagen Sie jetzt bitte nicht, dass Sie verheiratet sind.«

»Nein. Und ich bin auch keine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern im Kindergartenalter.«

Joshua atmete auf.

»Das sind doch schon mal ganz gute Voraussetzungen für eine Einladung zum Kaffee.«

Isabelle lachte. »Tut mir leid. Aber ich treffe mich aus Prinzip nicht mit Kunden.«

»Das können Sie mir nicht antun.«

»Sie werden ja sehen«, scherzte sie, ehe sie endgültig das Thema wechselte. »Gleich im Anschluss an unser Telefonat erhalten Sie von mir ein Formular zum Schadenhergang, das sie bitte ausfüllen und an mich zurücksenden. Sobald ich es bekommen habe, werde ich alles Nötige in die Wege leiten, damit Ihr Freund möglichst bald einen neuen Player bekommt. Haben Sie sonst noch eine Frage?«

»Sie schicken mir eine E-Mail?«, hakte Joshua vorsichtshalber nach.

»Ja.«

»Sehr gut. Dann habe ich keine weiteren Fragen mehr. Vielen Dank für Ihre Hilfe und einen schönen Tag noch.« Ein Klicken in der Leitung verriet, dass das Gespräch beendet war.

Lächelnd legte Isabelle auf. Schon jetzt wusste sie, dass sie nicht zum letzten Mal mit Joshua Amtmann gesprochen hatte.

***

»In einem vorherigen Leben warst du bestimmt ein Faultier. Die verschlafen zwei Drittel des Tages. Oder du warst ein Koala-Bär«, mutmaßte Dr. Stefan Frank.

Er stand in seinem Schlafzimmer am Bett und hielt seiner Freundin Alexandra eine Tasse Kaffee unter die Nase.

An diesem Morgen schien sie noch nicht einmal den Duft ihres Lieblingsgetränks wahrzunehmen. Ihre Brust hob und senkte sich regelmäßig, die Lider mit den langen, dunklen Wimpern waren geschlossen. Doch aus irgendeinem Grund traute Stefan diesem friedlichen Bild nicht.

»Schade. Dann habe ich den Weg zum Bäcker ganz umsonst gemacht und werde die knusprigen, duftenden Buttercroissants ganz alleine essen müssen.« Er seufzte demonstrativ und wollte sich wieder aufrichten, als Alexandras Hand unter der Bettdecke hervorschnellte und sein Handgelenk festhielt.

»Wo willst du hin?«

Stefan lachte.

»Ich dachte ...«

»Du kannst vor Sonnenaufgang schon denken? Wie machst du das nur? Diesen Trick musst du mir verraten.« Sie richtete sich auf, klopfte das Kissen im Rücken zurecht und nahm ihrem Liebsten die Tasse aus der Hand. »Warum bist du überhaupt schon wach?«

»Der Baulärm draußen hat mich geweckt. Außerdem muss ich heute vor der Sprechstunde den Wagen in die Werkstatt bringen, um den kaputten Scheinwerfer austauschen zu lassen. Früher konnte man das noch selbst machen. Heutzutage braucht man ein Maschinenbaustudium, sobald man die Motorhaube auch nur öffnet. Und dann muss ich heute irgendwann unbedingt mit Isabelle Weingarten telefonieren wegen deinem Laptop.«

»Deine blinde Sachbearbeiterin bei der Versicherung?«

Alexa erinnerte sich an die Bewunderung in der Stimme ihres Freundes, als er ihr tags zuvor von der bemerkenswerten, jungen Frau erzählt hatte.

»Genau die. Das trifft sich eigentlich ganz gut. Isabelle war schon länger nicht mehr bei mir in der Praxis, und ich wollte mich ohnehin bei ihr erkundigen, wie es ihr mit ihren Kreislaufproblemen geht.«

»Das ist ein legitimer Grund für einen Anruf. Aber wegen dem Laptop ist es wirklich nicht nötig. Das ist doch nicht so schlimm.«

»Kommt überhaupt nicht infrage.« Energisch schüttelte Stefan den Kopf. »Wenn ich schon so ungeschickt bin und ein Glas Wasser über deine Tastatur kippe, kann ich auch dafür geradestehen. Mal abgesehen davon, dass eine Haftpflichtversicherung genau für solche Fälle da ist.«

»Hmmm, so gesehen hast du natürlich recht«, räumte Alexandra großzügig ein und nippte am heißen Kaffee. Das schelmische Blitzen in ihren Augen verriet, dass sie inzwischen hellwach war. »Wie gut, dass wir nicht verheiratet sind und auch nicht in einem Haushalt zusammenleben.«

Obwohl Dr. Stefan Frank und die Augenärztin Alexandra Schubert noch nicht lange ein Paar waren und jeder in seiner eigenen Wohnung lebte, konnten sie sich ein Leben ohne einander schon gar nicht mehr vorstellen. Das lag auch daran, dass sie sich in ihrer knapp bemessenen Freizeit so oft wie möglich sahen.

»Ich würde dir jeden Monat einen neuen Laptop spendieren, wenn du zu mir ziehen würdest«, lockte Stefan seine Freundin.

Alexa lachte. »Siehst du. Und genau das ist der Grund, warum ich noch in meiner Wohnung wohne.«

»Und wenn ich auf die großzügigen Geschenke verzichte?«

»Darüber könnten wir durchaus nachdenken. Dummerweise arbeitet mein Kopf erst, wenn ich etwas zu essen bekommen habe. Ein knuspriges Buttercroissant zum Beispiel, von dem du vorhin gesprochen hast.«

Sie bedachte ihn mit einem von diesen Augenaufschlägen, denen er nicht widerstehen konnte.

»Schon gut! Ich habe verstanden. Mademoiselle wünschen Frühstück ans Bett. Was darf es außer Kaffee, frisch gepresstem Orangensaft und den leckersten Croissants der ganzen Stadt noch sein?«

Alexa neigte den Kopf und strich sich eine hellbraune Locke aus dem Gesicht.

»Wie wäre es mit einem Kuss, um mich daran zu erinnern, dass du das Beste bist, was mir im Leben passiert ist?«

Was für ein unwiderstehliches Kompliment! Kurz dachte Stefan an all die Pflichten, die an diesem Tag auf ihn warteten. Konnte er es sich leisten, sie ein bisschen nach hinten zu verschieben? Er sah auf die Uhr. Es war erst kurz nach sieben.

»Du bringst mich noch um den Verstand«, seufzte er, und beugte sich über Alexa, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

»Mit dem allergrößten Vergnügen«, kicherte sie an seinen Lippen.

Ehe er es sich versah, schlang sie die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich in die Kissen. Sie schob ihre Hände unter sein Shirt, ein wohliger Schauer jagte über seinen Rücken.

»Hast du nicht gesagt, du hättest Hunger?«, erinnerte Stefan sie zwischen zwei Küssen.

»Manchmal muss man Prioritäten setzen. Die Croissants laufen mir nicht weg, du aber schon.« Sie wollte ihre Lippen wieder auf die seinen drücken.

Doch Stefans Pflichtbewusstsein war nur schwer beizukommen.

»In einer halben Stunde muss der Wagen in der Werkstatt sein.«

»Herr Wagenknecht rechnet bestimmt damit, dass wieder ein Notfall dazwischenkommt und du nicht pünktlich bist«, raunte sie kehlig, ehe sie ihren Worten Taten folgen ließ, die Stefan schließlich doch alles andere um sich herum vergessen ließen.

Sein Widerstand erstarb. Er zog die Decke über ihre Köpfe und beschloss, die Vernunft über Bord zu werfen und den Moment in vollen Zügen zu genießen.

***

Isabelle irrte sich nicht. Tatsächlich rief Joshua am nächsten Tag auf der Nummer an, die in der Signatur der E-Mail vermerkt war. Obwohl es nichts weiter zu besprechen und der Fall längst in Bearbeitung war, meldete er sich auch an jedem anderen Tag der Woche. Die Gespräche wurden immer länger, sprangen mühelos von einem Thema zum anderen, ohne dass es jemals langweilig wurde. Seine Anrufe waren wie bunte Flecken im eintönigen Meer des Alltags. Irgendwann fiel Isa auf, dass sie einem fremden Menschen noch nie so viel über sich erzählt hatte wie Joshua. Nur dass sie blind war, davon ahnte er noch nichts.