Dr. Stefan Frank 2595 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2595 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Der frischgebackene Assistenzarzt Tim Friedewald hat eine Stelle an der Waldner-Klinik in München erhalten. Während eines Discobesuches trifft er auf Annika. Die angehende Studentin ist ebenfalls neu in der Stadt, und die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch. Sie flirten und tanzen miteinander. Im Nachhinein bereut Tim, dass er Annika nicht nach ihrer Nummer gefragt hat. Er bekommt die hübsche Norddeutsche nicht mehr aus dem Kopf.
Ihr Wiedersehen findet allerdings unverhofft und unter wenigen schönen Bedingungen statt: Während Tim Dienst in der Notaufnahme hat, wird eine schwer verletzte Patientin eingeliefert. Mit Erschrecken erkennt der junge Assistenzarzt die bewusstlose Frau ...


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Inhalt

Cover

Unverhofftes Wiedersehen

Vorschau

Impressum

Unverhofftes Wiedersehen

Assistenzarzt Dr. Tim Friedewald kämpft um seine große Liebe

Der frischgebackene Assistenzarzt Tim Friedewald hat eine Stelle an der Waldner-Klinik in München erhalten. Während eines Discobesuches trifft er auf Annika. Die angehende Studentin ist ebenfalls neu in der Stadt, und die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch. Sie flirten und tanzen miteinander. Im Nachhinein bereut Tim, dass er Annika nicht nach ihrer Nummer gefragt hat. Er bekommt die hübsche Norddeutsche nicht mehr aus dem Kopf.

Ihr Wiedersehen findet allerdings unverhofft und unter wenigen schönen Bedingungen statt: Während Tim Dienst in der Notaufnahme hat, wird eine Patientin mit schweren Gesichtsverletzungen eingeliefert. Mit Erschrecken erkennt der junge Assistenzarzt die bewusstlose Frau ...

»Fräulein! Hallo! Halloooo!« Die Stimme des Mannes schallte alles andere als freundlich durch das Restaurant. »Hallo! Wird hier heute noch bedient?«

Was für eine Anmaßung! Der Mann sah doch, dass sie alle Hände voll zu tun hatte. Mit Schwung setzte Annika das vollbeladene Tablett auf dem Tresen ab, sodass die leeren Gläser aneinander klirrten, und warf ihrem Kollegen Andy hinter der Theke einen genervten Blick zu.

»Entschuldige, ich muss kurz ...«

»Kein Problem«, sagte Andy und lächelte. »Manche Gäste glauben, sie hätten einen Sonderstatus. Schau mal, wie wichtig der sich vorkommt. Geh nur, ich bring das schnell in die Küche.«

»Danke, damit hast du was gut bei mir«, seufzte Annika und drehte umgehend in Richtung des ungeduldigen Gastes ab.

»Ja, bitte«, sagte sie, als sie vor ihm stand und zückte Kugelschreiber und Block.

»Na, das hat ja gedauert!«, erwiderte der Mann tadelnd und schaute sie vorwurfsvoll an. »Sie sind wohl neu hier, was?«

Am liebsten hätte Annika mit den Augen gerollt, aber das verbot sich natürlich in Anwesenheit der Gäste, egal, wie unfreundlich sie waren. Dabei war unfreundlich gar kein Ausdruck für das Benehmen dieses Mannes, der jetzt erst einmal in aller Seelenruhe in die Karte schaute und anscheinend noch gar nicht entschieden hatte, was er bestellen wollte.

Im Gegensatz zu seiner Frau, einer älteren Dame mit Goldrandbrille und graumelierten Locken, denn die sah Annika entschuldigend an und lächelte verlegen. Anscheinend wollte sie sich auf diese Weise für das ungebührliche Verhalten ihres Mannes entschuldigen.

»Sie haben ganz schön was zu tun hier, nicht wahr?«, fragte sie in verständnisvollem Ton. »Es ist ja doch noch ziemlich voll geworden. Sind Sie denn die einzige Bedienung hier?«

Annika nickte. »Im Moment schon. Aber um diese Zeit ist normalerweise auch noch nicht viel los, und am Abend kommen noch zwei weitere Servierkräfte. Nur treibt das schlechte Wetter die Gäste heute schon zu dieser Tageszeit ins Restaurant. Deshalb bin ich ein kleines bisschen im Stress. Keine große Sache.«

Es war Anfang November, und viele Restaurants hatten schon seit Wochen geschlossen. Die wenigen, die noch geöffnet hatten, kamen mit den Besuchern normalerweise ohne Mühe klar. Natürlich gab es hier in Travemünde wie überall in den Ostseebädern zu jeder Jahreszeit Touristen, aber es war kein Vergleich zur Hochsaison, wo die Cafés und Restaurants von Besuchern geradezu geflutet wurden.

Deshalb würde Annikas Vertrag auch Ende November auslaufen. Danach musste sie sich etwas Neues suchen, wenn sie in den Wintermonaten nicht arbeitslos sein wollte.

Es war Glück genug, dass sie in dieser Saison einen Job in ihrem Heimatort gefunden hatte und von ihren Einkünften nicht auch noch eine überteuerte Unterkunft bezahlen musste. Denn der Verdienst im Saisongewerbe war zwar nicht schlecht, aber für die schwere Arbeit, die man dabei jeden Tag leistete, war er trotzdem nicht angemessen.

Zumal, wenn davon noch eine hohe Zimmermiete zu zahlen war. Dann schmolz der Gewinn ganz schnell wieder zusammen. In den beliebtesten Urlaubsorten wurden für die Saisonkräfte nämlich meist keine Ausnahmen gemacht, wer hier wohnen wollte, musste ziemlich tief in die Tasche greifen. Wohl dem, der sich für die entsprechenden Monate eine private Unterkunft organisieren konnte oder aber das Glück hatte, immer wieder am selben Ort zu arbeiten und dadurch die günstigeren Wohnmöglichkeiten kannte.

Annika war das leider nicht gelungen, sie arbeitete fast jedes Jahr in einem anderen Strandcafé, an einem anderen Urlaubsort. Wahrscheinlich war sie noch zu jung, um sich schon die entsprechenden Verbindungen aufgebaut zu haben. Andererseits machte es ja aber auch Spaß, jeden Sommer woanders zu sein. Es hatte was von Abenteuer.

Einen Urlaub konnte sie sich, trotz ihrer mittlerweile vierundzwanzig Jahre, nur selten leisten. Annika seufzte und blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Inzwischen hatte sich der Gast anscheinend für ein Gericht entschieden und schaute sie schon wieder ungeduldig an.

»Bitte schön«, sagte sie freundlich.

»Ich hätte gern die Lachsforelle, aber nicht mit Petersilienkartoffeln, sondern mit Pommes frites. Und meine Frau nimmt das Weißbarschfilet. Auch mit Pommes.«

»Ich würde aber lieber die Petersilienkartoffeln haben«, merkte die Dame leise an.

»Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf«, sagte Annika höflich, »Petersilienkartoffeln passen tatsächlich besser zum Fisch. Sie sind genau auf das Gericht abgestimmt. Zusammen mit der Weißweinsoße mit leichtem Zitronengeschmack ...«

»Ich glaube nicht, dass Sie mich hier belehren müssen«, blaffte sie der Mann an. »Ich denke, das ist ein gutes Restaurant? So steht es jedenfalls im Reiseführer. Da dürfen doch die Gäste sicherlich selbst wählen, was sie essen wollen, oder?«

»Natürlich«, entgegnete Annika knapp und begann, die Bestellung zu notieren. »Also dann zweimal Pommes zum Fisch, ja?«

»Einmal bitte die Salzkartoffeln«, korrigierte sie die Dame und zwinkerte ihr dabei zu.

Annika lächelte zurück. »Gern. Und zu trinken?«

Nachdem die beiden Gäste auch dahingehend ihre Wünsche geäußert hatten – diesmal enthielt sich Annika jeglichen Ratschlags –, lief sie zurück in die Küche und gab die Bestellung auf. Anschließend kam sie nach vorn zum Tresen, um das nächste Tablett mit Getränken abzuholen, das Andy inzwischen wieder gefüllt hatte.

»Ich meinte vorhin gehört zu haben, dass ich was bei dir gut hätte«, sagte er augenzwinkernd, während er zwei weitere Gläser auf dem Tablett abstellte. »Tisch vier und sieben. Oder ist das zu schwer?«

»Geht schon in Ordnung. Inzwischen habe ich ja Muskeln wie ein Gewichtheber.«

»Steht dir aber«, entgegnete Andy und grinste.

Annika grinste zurück. Andy war wirklich ein netter Kerl. Sie waren beide im gleichen Alter, kannten sich bereits seit Kindertagen, hatten dieselbe Schule besucht und waren sich auch später im Ort öfter über den Weg gelaufen. Annika meinte sogar zu wissen, dass Andy ein kleines bisschen in sie verliebt war. Leider beruhte das nicht auf Gegenseitigkeit.

Als guten Freund schätzte sie ihn allerdings sehr. Im Gegensatz zu ihr war er noch nicht viel aus Travemünde herausgekommen, denn seinen Eltern gehörte das Restaurant, und da war er natürlich das ganze Jahr über unabkömmlich. Ein bisschen merkte man ihm das an, er kannte nicht viel von der Welt abseits der Küste.

Annika brachte die Gläser an die entsprechenden Tische und kam dann an den Tresen zurück. Sie bemerkte, mit welchem Blick Andy sie ansah und freute sich ein bisschen darüber. Sie hatte eine schlanke, trotzdem aber weibliche Figur; ihre Taille war zwar recht schmal, der Po und der Oberkörper aber ein klein wenig breiter, sodass alles zusammen die vielgerühmte Sanduhrform ergab.

Dazu hatte sie ein sehr hübsches Gesicht mit großen wachen Augen. Haar-‍, Haut- und Augenfarbe ließen nicht unbedingt auf eine norddeutsche Herkunft schließen, denn Annikas Teint hatte einen fast milchkaffeefarbenen Ton. Wusste der Himmel, von wem sie diese Farbe geerbt hatte, ihr Vater und ihre Mutter waren jedenfalls ziemlich hellhäutig.

Aber Annika war es recht, denn damit sah sie zu jeder Jahreszeit wohlgebräunt aus, außerdem hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie einen Sonnenbrand gehabt, was ein Vorteil war, wenn man den Gästen im Hochsommer stundenlang auf einer sonnenbeschienenen Terrasse Kaffee und Kuchen servieren musste. Ihre Haare waren ebenfalls dunkel, aber dem kräftigen Braun war eine Spur Rot beigemischt. Ihre Augen hingegen schauten haselnussbraun in die Welt.

»Also, was habe ich jetzt gut bei dir?«, fragte Andy. »Kino oder Disco? Wir können auch zusammen nach Lübeck oder Hamburg fahren, wenn du magst. Mir ist alles recht, nur kein Restaurantbesuch.«

Annika hob die Augenbrauen.

»Okay. Wie wär's dann mit einem Strandspaziergang?«

»Das ist nicht dein Ernst! Wasser habe ich tagsüber genug vor Augen. Und die Sonnenuntergänge sind jetzt im November auch nicht gerade der Hit.«

»Na gut.« Annika lachte ebenfalls. »Dann eben Disco. Morgen im ›Klippfisch‹?«

Das »Klippfisch« war ein altes Bootshaus, das man vor vielen Jahren zu einem Klubhaus ausgebaut hatte. Hier traf sich die Jugend der umliegenden Dörfer im Winter, wenn die meisten Touristen die unwirtlich gewordene Gegend längst wieder verlassen hatten und die kulturellen Aktivitäten demensprechend auf ein Minimum heruntergefahren waren.

»Gebongt«, sagte Andy und begann, zufrieden ein Lied vor sich hinzusummen, während er die nächste Bestellung fertigmachte. Annika stimmte in sein Summen ein und machte beschwingt ein paar Tanzschritte auf ihn zu.

»Fräulein! Hallooo, Fräulein!«, klang da erneut die tadelnde Stimme durch den Raum. »Wo bleibt denn unsere Bestellung?«

***

Im Doktorhaus in der Gartenstraße in Grünwald herrschte schon seit Stunden Hochbetrieb. Im Minutentakt betraten hustende und niesende Patienten die Praxis, wo Schwester Martha hinter der Rezeption ein strenges Regiment führte.

Eigentlich aus Berlin stammend, lebte die korpulente Mittsechzigerin schon seit mehreren Jahrzehnten in München und hatte sich hier inzwischen gut eingelebt. Die hiesige Mundart hatte sie ohne Probleme angenommen, trotzdem klang der Berliner Dialekt immer noch bei ihr durch. Zudem hatte sie neben ihrem Heimatdialekt auch die oft recht burschikose Art der Berliner beibehalten und konnte damit manchmal ziemlich deutlich werden.

Aber genau das schätzte ihr Chef, Dr. Stefan Frank, an seiner Mitarbeiterin. Schwester Martha nahm kein Blatt vor den Mund, egal, ob sie mit ihm oder seinen Patienten sprach. Wenn sie etwas störte, sprach sie es aus. Trotzdem hatte sie immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Patienten, wobei sie hin und wieder sogar ein überraschendes Feingefühl an den Tag legte.

Allerdings tat sie mindestens genauso gern ihre eigene Meinung kund.

»Also, det ist ja mal wieder ein richtiges Schietwetter«, sagte sie jetzt, als Dr. Frank an die Rezeption herantrat und ihr ein neues Rezept hinüberreichte. »Deutlicher will ick gar nicht werden, sonst wäre det nicht mehr jugendfrei. Aber da leistet der Herrgott ja mal wieder ganze Arbeit. Warum schickt der denn immer ausgerechnet im Herbst die ganzen Bazillen los? Und dann haben wir hier unten die Bescherung!«

Grummelnd nahm sie das Rezept entgegen und warf einen schnellen Blick drauf.

»Na bitte, wusste ick's doch! Hustensaft, ein fiebersenkendes Mittel und Tabletten gegen Halsschmerzen. Und det geht nun schon seit Tagen so. Ick beantrage, dass der November ersatzlos aus dem Kalender gestrichen wird.«

»Ja, dafür wäre ich allerdings auch«, erklang aus dem Hintergrund die helle Stimme ihrer Kollegin Marie-Luise Flanitzer, der zweiten Arzthelferin in der Praxis von Dr. Frank. Obwohl Marie-Luise eine ganze Ecke jünger war als Martha Giesecke und im Gegensatz zu ihr als Ur-Münchenerin galt, verstanden sich die beiden Frauen bestens.

»Na schön, dass Sie mal wieder einer Meinung sind«, erwiderte Stefan Frank mit einem Augenzwinkern. »Anders habe ich es auch nicht erwartet. Aber da muss ich Sie leider enttäuschen. Die Australier würden sich ganz schön beschweren, wenn ihnen jemand den November streichen würde. Bei denen ist nämlich grade Frühling.«

»Verkehrte Welt«, murmelte Martha vor sich hin, immerhin so laut, dass es alle verstehen konnten.

»Tja«, erwiderte Stefan Frank, »und nun stellen Sie sich noch vor, dass die Leute in Australien eigentlich in eine ganz andere Richtung schauen, wenn sie das Wort an den lieben Gott richten.«

»Wie das denn?«

»Na«, erwiderte Stefan Frank, der seine robuste Arzthelferin gern ein bisschen neckte, »Australien liegt ja auf der anderen Seite der Erdkugel. Von uns aus gesehen schauen die Australier also nach unten, wenn sie beten. In dem Fall würde der liebe Gott, wenn wir die Perspektive beibehalten, die Bazillen ja nach oben schicken, oder?«

»Also nee«, sagte Martha. »Sie machen mich noch ganz verrückt, Chef.«

»Ach, tatsächlich?«, fragte Dr. Frank und zog belustigt die Augenbrauen hoch. »Ich hatte ja keine Ahnung! Was Alexandra wohl dazu sagen wird, wenn ich ihr das erzähle?«

»Also bitte, Chef«, entgegnete Martha, wobei sie zur Überraschung aller leicht errötete, »det werden Sie doch nicht tun? Sie wissen doch genau, wie ick det gemeint habe.«

»Natürlich weiß ich das, Schwester Martha«, antwortete der Arzt schmunzelnd. »Und mit dem Wetter, da gebe ich Ihnen sogar recht. Ich zum Beispiel wollte heute schon viel früher in die Klinik, aber das kann ich wohl vergessen. Vor sechs sind wir mit den Patienten nicht durch. Dabei steckt mir das nasskalte Wetter selber ziemlich in den Knochen.«

Martha Giesecke ließ das Rezept sinken und beäugte ihren Chef misstrauisch.

»Na, nicht, det Sie mir auch noch ausfallen. Dann lassen Sie heute lieber mal die Klinik weg.«

Stefan Frank schüttelte den Kopf.

»Das werde ich natürlich nicht tun. Dazu müsste ich wirklich erst auf dem Zahnfleisch gehen, und so weit sind wir noch lange nicht.« Er ging zum Fenster hinüber, schob die Gardine zur Seite und linste kurz nach draußen. »Irgendwann muss dieser Dauerregen ja auch mal aufhören.«

»Na, geb's Gott!«, antwortete Martha Giesecke mit einem Stoßseufzer.

Natürlich wusste sie, dass sie ihren Chef nicht von seiner täglichen Fahrt zur Waldner-Klinik abhalten konnte. Dort nämlich hatte Dr. Frank Belegbetten, wohin er diejenigen Patienten überwies, die größere Operationen vor sich hatten. Und dort besuchte er sie auch fast jeden Tag. Es musste schon etwas Schwerwiegendes dazwischenkommen, damit Dr. Frank einen dieser Besuche verpasste.

Die Klinik wurde von Ulrich Waldner geleitet, dem Stefan Frank schon seit vielen Jahren durch eine herzliche Freundschaft verbunden war. Im Grunde kannten sich die beiden Männer seit ihrem Studium, auch wenn sie nach ihrem jeweiligen Facharztabschluss erst einmal verschiedene Wege gegangen waren. Während Ulrich Waldner sich der Chirurgie verschrieben hatte und später Klinikleiter geworden war, war Stefan Frank zu sehr am persönlichen Kontakt mit seinen Patienten interessiert, als dass er sich durch administrative Tätigkeiten davon hätte abhalten lassen. Denn diese Arbeiten musste ein Klinikleiter natürlich erfüllen.

Aber Buchhaltung und ähnliche Tätigkeiten waren Stefan Frank ein Graus, deshalb war er froh über seine kleine Praxis, in der er wirklich jeden seiner Patienten beim Namen kannte und oft auch dessen Familie, nicht selten sogar die vorhergehende Generation.

Seine Lebenspartnerin Alexandra sah das ganz ähnlich. Sie arbeitete als Augenärztin. Immerhin befand sich ihre Praxis nur ein paar Gehminuten von seiner entfernt. Manchmal konnten sie dadurch sogar die Mittagszeit miteinander verbringen, da sich Stefan Franks Wohnung genau über seinen Praxisräumen in der Villa befand. Leider wohnten er und Alexandra immer noch nicht zusammen, obwohl seine Wohnung eigentlich groß genug war für zwei Personen.

Vermutlich lag das an ihrer beider Vorleben, denn beide hatten sie durch den dramatischen Verlust eines Partners schon einmal großen Kummer erlitten und waren dadurch vorsichtig geworden. Aber während sich Stefan Frank inzwischen wieder reif für ein Zusammenleben fühlte und Alexandra den Umzug schon mehrfach vorgeschlagen hatte, mochte seine Lebensgefährten sich noch nicht wieder festlegen. Obwohl sie in Stefan ganz eindeutig ihre große Liebe gefunden hatte.

Daher ließ er ihr Zeit für die Entscheidung, auch wenn er gern jeden Abend und jede Nacht mit ihr verbracht hätte. Die Tatsache, dass im Gegenzug ihre wenigen gemeinsamen Stunden meist sehr intensiv verliefen, ließ ihn geduldig warten. Und eines Tages würde auch Alexandra wieder bereit sein für ein richtiges Zusammenleben.