Dr. Stefan Frank 2603 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2603 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Hanna und Daniel Schaffenrath schweben im siebten Himmel. Das frisch gebackene Ehepaar verbringt die Flitterwochen in Schottland. Die beiden erkunden idyllische alte Schlösser und einsame Seen, wandern über grüne Hügel und sind keine Sekunde ohne einander. Daniel allerdings fühlt sich schon seit einiger Zeit unwohl. Er hat es auf die Aufregungen vor der Hochzeit geschoben, aber sein Zustand verschlechtert sich zunehmend.
Der junge Mann ermüdet schnell, seine Muskeln schmerzen, er leidet unter Doppelbildern und Erektionsstörungen - und das ausgerechnet in den Flitterwochen! Er wird immer gereizter und unzufriedener. Hanna schlägt einen Abbruch der Reise vor, damit er sich zu Hause gründlich untersuchen lassen kann.
Zurück in München sucht Daniel Hilfe bei Dr. Frank. Sein Hausarzt untersucht ihn sorgfältig und hat bald einen schlimmen Verdacht. Er zieht einen Neurologen hinzu, der seine Vermutung bestätigt. Daniel leidet am Lambert-Eaton-Syndrom, einer seltenen neurologischen Erkrankung. Unbehandelt schreitet die Muskelschwäche immer weiter fort. Und das ist noch nicht alles. Sie ist in mehr als der Hälfte der Fälle nur eine Begleiterscheinung - bei einer Krebserkrankung!


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 121

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

In guten wie in schlechten Tagen

Vorschau

Impressum

In guten wie in schlechten Tagen

Ein frisch verheiratetes Ehepaar muss eine harte Probe bestehen

Hanna und Daniel Schaffenrath schweben im siebten Himmel. Das frisch gebackene Ehepaar verbringt die Flitterwochen in Schottland. Die beiden erkunden idyllische alte Schlösser und einsame Seen, wandern über grüne Hügel und sind keine Sekunde ohne einander. Daniel allerdings fühlt sich schon seit einiger Zeit unwohl. Er hat es auf die Aufregungen vor der Hochzeit geschoben, aber sein Zustand verschlechtert sich zunehmend.

Der junge Mann ermüdet schnell, seine Muskeln schmerzen, er leidet unter Doppelbildern und Erektionsstörungen – und das ausgerechnet in den Flitterwochen! Er wird immer gereizter und unzufriedener. Hanna schlägt einen Abbruch der Reise vor, damit er sich zu Hause gründlich untersuchen lassen kann.

Zurück in München sucht Daniel Hilfe bei Dr. Frank. Sein Hausarzt untersucht ihn sorgfältig und hat bald einen schlimmen Verdacht. Er zieht einen Neurologen hinzu, der seine Vermutung bestätigt. Daniel leidet am Lambert-Eaton-Syndrom, einer seltenen neurologischen Erkrankung. Unbehandelt schreitet die Muskelschwäche immer weiter fort. Und das ist noch nicht alles. Sie ist in mehr als der Hälfte der Fälle nur eine Begleiterscheinung – bei einer Krebserkrankung!

»Heute ist also der große Tag.« Felicitas steckte die sonnengelbe Rosenblüte in Hannas Locken fest.

Dann trat sie einen Schritt zurück und begutachtete ihr Werk. Ein leichtes Nicken verriet ihre Zufriedenheit. Als Stylistin hatte sie es sich nicht nehmen lassen, Hannas Frisur und Make-up zu übernehmen. Von einem Brautschleier hatte sie nichts hören wollen.

Zu wuchtig für dein schmales Gesicht. Darunter verschwindest du wie die Sonne hinter einer Gewitterwolke. Blüten im Haar und ein zartes Make-up sind vollkommen ausreichend.

Und es stimmte. Hanna, die sich höchst selten schminkte und nach dem Gebrauch von Wimperntusche immer aussah wie ein Panda, fühlte sich rundum wohl in ihrer Haut. Ja, das im Spiegel war sie. Eine hübsche, etwas ungewohnte Version ihrer selbst, aber eindeutig sie. Weder verkleidet noch übermalt.

»Tausend Dank«, sagte sie und räusperte sich, weil ihre Stimme kratzig klang vor lauter Aufregung. Die Spitze an ihrem weißen Brautkleid raschelte, als sie einen Arm hob und ihren blütenförmigen Ohrring zurechtzupfte.

»Jederzeit, Süße. Jederzeit.«

Ihre Schwester zwinkerte ihr über den Spiegel zu. Sie hatte eine Vorliebe für Vintage und extra für diesen Anlass ein hübsches, meerblaues Kleid im Empire-Stil angeschafft.

In Hannas Brust flatterte es, als hätte sie Schmetterlinge verschluckt.

»Ich bin so aufgeregt. Während der vergangenen Wochen war so viel vorzubereiten und zu bedenken, dass ich kaum zum Luftholen gekommen bin. Die Hochzeit war zwar immer präsent, aber irgendwie auch immer noch ... so weit weg! Und jetzt ... jetzt ist es soweit. O Gott, Feli, ich werde es wirklich tun. Ich werde heiraten.«

»Einen Anwalt.« Ihre Schwester verdrehte die Augen. »Ausgerechnet.«

»Daniel kann nichts dafür, dass ihr keinen guten Start hattet.«

»Keinen guten Start ist untertrieben. Er hat mich vor Gericht regelrecht auseinandergenommen. Dabei war ich nur Zeugin in einem Verkehrsunfall. Aber während seiner Befragung kam ich mir vor, als würde ich selbst auf der Anklagebank sitzen.«

»Er wollte nur das Beste für seinen Mandanten.«

»Das verstehe ich, aber ich weiß nun eben auch, dass er ein harter Hund ist«, erklärte Felicitas mit der ihr eigenen, unverblümten Art.

»Nur vor Gericht. Privat hat er ein riesengroßes Herz.«

»Er sammelt Schmetterlinge! Tote Schmetterlinge! Spießt sie auf Nadeln auf!«

Hanna verzog das Gesicht, als hätte ihre Schwester ihr soeben eine Haarnadel in den Arm gerammt. Es stimmte. Die Sammelleidenschaft ihres Verlobten konnte sie nun wirklich nicht teilen. Sie fand, dass Schmetterlinge am schönsten waren, wenn sie über eine Wiese gaukelten. Daniel jedoch wollte die hübschesten Exemplare für die Ewigkeit konservieren.

»Darüber werden wir uns wohl nie einigen können, aber darum geht es in einer Ehe, oder nicht?«

»Die Augen zu verschließen, wenn der andere Lebewesen auf Nadeln spießt?«

»Die Eigenheiten des anderen zu akzeptieren und damit zu leben. Ich habe schließlich auch meine Marotten.«

»O ja, die hast du«, pflichtete ihre Schwester ihr bei und wich lachend aus, als Hanna nach ihr griff. »Hilfe, nicht auskitzeln ... Aber wer schraubt denn gern zu nachtschlafender Zeit an Autos herum, wenn andere Leute gern im Bett liegen?«

»Das entspannt mich eben«, verteidigte sich Hanna.

»Es ist dein Beruf. Man sollte annehmen, davon hättest du tagsüber genug, aber nein, nachts liegst du auch gern unter irgendwelchen defekten Fahrzeugen und suchst nach dem Fehler in der Mechanik.«

»Es ist wunderbar, wenn eine Maschine wieder läuft.«

»Ich hoffe nur, der Pfarrer nachher weiß, dass er euch zu Mann und Frau und Auto erklären muss.« Ihre Schwester zwinkerte ihr zu.

Hanna lachte hell auf. Schon früher hatte sie gern an Autos herumgebastelt. Zuerst unter der Anleitung ihres Vaters, der eine Werkstatt betrieb, und später allein. Pannenhelferin zu werden, hatte schon früh für sie festgestanden, auch wenn es noch nicht viele Frauen in ihrem Beruf gab.

»Bist du bereit?«, fragte ihre Schwester sanft. »Für die Frage aller Fragen?«

»Das bin ich.« Hanna stand auf und drehte sich zu ihrer Schwester um, dass sich ihr langer Rock wolkenleicht um sie herum bauschte. Bei der Suche nach dem richtigen Brautkleid war sie schon fast am Verzweifeln gewesen. Die meisten Modelle hatten nicht zu ihr gepasst. Zu groß. Zu klein. Zu teuer ... Und dann hatte sie sich beim Bummeln plötzlich in der kleinen Seitengasse wiedergefunden. Der Brautladen an der Ecke war so unscheinbar, dass sie beinahe daran vorbeigegangen wäre. Bis ihr Blick auf das bezaubernde Kleid mit den Puffärmeln und dem Reifrock im Schaufenster gefallen war. Es schien auf sie zu warten, und Hanna hatte sich auf den ersten Blick hinein verliebt.

Es war einfach perfekt.

So wie Daniel.

An diesem Tag würden sie endlich eine Familie werden.

Vor lauter Vorfreude klopfte ihr Herz zum Zerspringen.

»Ich bin so was von bereit«, gestand sie ihrer Schwester. »In meinem ganzen Leben war ich mir erst einmal so sicher, das Richtige zu tun.«

»Lass mich raten: als du mit neunzehn die Kochschule abgefackelt hast?«

»Das war ein Unfall und keine Absicht. Außerdem hatte sich nur das Fett in meiner Pfanne entzündet. Ich habe nicht die ganze Schule abgefackelt.«

»Viel hat aber nicht gefehlt, oder?« Felicitas grinste sie an.

»Das stimmt«, gab Hanna freimütig zu. Bei der Erinnerung an ihren ersten – und vermutlich auch letzten – Kochkurs verzog sie das Gesicht. Eine Sterneköchin würde wohl nie aus ihr werden, aber verhungern würden Daniel und sie auch nicht. Ein paar Gerichte hatte sie inzwischen gelernt. Außerdem kochte Daniel leidenschaftlich gern. »Als ich meine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin begonnen habe, hatte ich dasselbe warme Gefühl der Ruhe in mir wie jetzt. So, als würde mir die Sonne geradewegs ins Herz hinein scheinen. Ich weiß, Daniel und ich kennen uns noch nicht sehr lange, aber wir gehören zusammen. Das kann ich fühlen.«

»Trotzdem wäre mir wohler, ihr hättet nicht so ein Tempo vorgelegt. Ein Jahr ist nicht viel, wenn man beschließt, ein Leben lang zusammen zu bleiben.«

»Für uns ist es genug.« Hanna fing einen liebevoll-besorgten Blick ihrer Schwester auf. »Was hast du?«

»Ich frage mich, welche Geheimnisse er hat.«

»Daniel? Keine. Er würde mir nie etwas verheimlichen.«

»Jeder Mensch verbirgt irgendetwas.«

»Daniel nicht. Er sagt, was er denkt. Bei ihm weiß ich immer, woran ich bin. Das ist eines der vielen Dinge, die ich so an ihm liebe. Daniel ist einfach alles für mich: mein bester Freund und der Mann, mit dem ich leben möchte.«

Ihre Schwester stieß hörbar den Atem aus, dann lächelte sie.

»Ich rate ihm wirklich, dich glücklich zu machen, sonst bekommt er es nämlich mit mir zu tun. Vielleicht ist es sogar ganz praktisch, einen Anwalt zum Mann zu haben. Zum Beispiel, wenn du einmal wieder in einer Kochschule zündelst ...« Felicitas zwinkerte ihr zu. »Was ihr zwei euch allerdings dabei gedacht habt, euch für die Flitterwochen ausgerechnet einen Wanderurlaub auszusuchen, ist mir absolut schleierhaft.«

»Wir sind beide am liebsten an der frischen Luft unterwegs.«

»In den Flitterwochen? Da solltet ihr gar nicht aus dem Bett kommen!«

»Feli!« Hannas Wangen begannen zu glühen.

»Ich mein ja nur, es wäre verflixt schade, wenn ihr abends zu erschöpft seid, um ...«

»Wir träumen schon ewig von Schottland«, unterbrach Hanna ihre Schwester hastig. »Die Liste mit den Orten, die wir uns anschauen möchten, ist so lang wie mein Arm.«

Verträumt schaute die Braut durch das Buntglasfenster in den sonnigen Frühlingstag.

Eine von Kirschbäumen gesäumte Allee führte zu der kleinen Kirche, in der Daniel und sie heiraten wollten. An diesem Tag zeigte sich die Natur von ihrer schönsten Seite. Die Bäume blühten in einer wunderbaren Fülle und Pracht. Und die Sonne schien durch die Wipfel, als wollte der Himmel selbst ihnen seinen Segen geben.

Durch die Tür des Vorbereitungszimmers drang das fröhliche Kichern spielender Kinder herein. Hanna wurde das Herz weit. Sie wusste: Fast jeder Platz in der Kirche war besetzt. Ihre Familie und alle ihre Freunde waren gekommen, um den wohl wichtigsten Tag in ihrem Leben mit Daniel und ihr zu teilen. Sie war so glücklich, dass ihr Herz beinahe barst vor lauter Seligkeit.

»Seid ihr bereit?« Hannas Bruder Magnus schaute herein. Mit seinen vierunddreißig Jahren war er nicht nur der älteste unter den Geschwistern, sondern auch derjenige, der sich für alle verantwortlich fühlte. Magnus konnte man noch spät in der Nacht anrufen, wenn der Kühlschrank leer war oder man eine Mitfahrgelegenheit brauchte. Er war Zimmermann. Seit einem Unfall fehlten ihm zwei Finger an der linken Hand, aber das tat seiner Hingabe an seinen Beruf keinen Abbruch. »Es ist Zeit. Ihr solltet ...« Er stockte und starrte Hanna an. »Du ... wow! Du siehst umwerfend aus. Wie eine ... eine ...«

»Braut«, vollendete Felicitas trocken.

»Richtig. Das wollte ich sagen.« Er kam näher und fasste Hanna bei den Händen. »Ich wünsche dir das Allerbeste. Daniel ist ein guter Mann. Ich bin sicher, er wird dich glücklich machen. Und wenn du nachher deinen Brautstrauß wirfst ... Ich hätte nichts dagegen, wenn du in Lauras Richtung zielen würdest.« Seine Augen leuchteten.

»Magnus!« Hanna strahlte ihren Bruder an. »Soll das etwa heißen, du und Laura seid euch einig? Endlich! Ich dachte schon, du fragst sie nie!«

»Hab ich auch noch nicht, aber womöglich ... na ja, es wird wohl Zeit.«

»Dann werde ich besonders gut zielen.« Hanna umarmte ihren Bruder.

»Wo bleibt ihr denn?« Tim steckte seinen Kopf zur Tür herein. Mit seinen siebzehn Jahren war er der jüngste unter Hannas Geschwistern. Lang aufgeschossen und mit ungelenken Bewegungen, als müsste er in seine neue Größe erst hineinwachsen. »Tante Margaret bringt unseren Vater schon zur Verzweiflung, weil sie ihm unbedingt aus der Hand lesen will. Ihr wisst ja, was er davon hält. Ich hab sie machen lassen. Und nur, dass ihr es wisst, ich werde mal reich und berühmt.«

Felicitas rollte die Augen. »Tante Margaret sagt jedem in der Familie, dass er eines Tages reich und berühmt wird.«

»Dagegen finde ich absolut nichts einzuwenden.« Tim zuckte mit den Schultern. »Und jetzt solltet ihr anfangen. Daniel steht sich am Altar nämlich schon die Beine in den Bauch, und wenn ihr mich fragt, wirkt er allmählich nachdenklich. Wir sollten zur Tat schreiten, bevor er noch kalte Füße bekommt.«

»Diese Gefahr besteht bei Daniel bestimmt nicht.« Hanna schüttelte energisch den Kopf.

Dann trat sie an die Tür des Vorbereitungszimmers und spähte an ihrem Bruder vorbei in die Kirche. Ihr Verlobter stand tatsächlich am Altar, aber er wirkte nicht etwa nachdenklich, sondern blickte mit leuchtenden Augen aus einem der hohen Buntglasfenster, als würde er geradewegs in die Zukunft schauen. Es stand so viel Liebe in seinem Blick, dass Hanna von warmer Zuversicht erfasst wurde.

Ja, sie beide würden heiraten.

Weil sie zusammengehörten. Und weil sie nie wieder ohne einander sein wollten.

Hanna griff nach ihrem Brautstrauß und schöpfte noch einmal tief Luft.

Gleich würden Daniel und sie ein neues Kapitel im Buch ihres Lebens aufschlagen.

Was anders konnte es werden als gut?

Trotzdem geisterten die Worte ihrer Schwester mit einem Mal durch ihren Kopf.

Ich frage mich, welche Geheimnisse er hat ...

Geheimnisse? Ein flaues Gefühl schnürte Hanna plötzlich die Brust zusammen, doch sie schüttelte es hastig ab. Ihr Schatz sagte stets offen, was er dachte und empfand.

Nein, Daniel hatte gewiss kein Geheimnis vor ihr ...

***

Der Wind raschelte sacht in den Rosenbüschen vor der Villa von Dr. Stefan Frank. Eine Wildrosenranke umschlang das Schild vor dem Hauseingang, auf dem geschrieben stand: Stefan Frank, FA für Allgemeinmedizin. Darunter waren die Sprechzeiten notiert, aber die waren nur Richtlinien, denn er wies niemanden ab, der seine Hilfe brauchte. Auch nicht nach Feierabend.

Die Rosen waren sein Steckenpferd. Der Grünwalder Arzt liebte es, sich nach einem langen Tag um sie zu kümmern, und sie dankten es ihm mit einer prächtigen Blütenpracht, die den ganzen Sommer über anhielt. So früh im Jahr zeigten sich gerade mal die ersten scheuen Knospen, aber bald schon würde ein Meer aus süß duftenden Blüten das Auge erfreuen.

An diesem Morgen war seine Praxis für einige Stunden geschlossen. Der Grund war ein freudiger: Er war mit seiner Freundin zur Hochzeit von Hanna und Daniel Schaffenrath eingeladen. Mit dem jungen Paar verband ihn seit einem gemeinsam überstanden Noteinsatz eine herzliche Freundschaft. Sie waren eines Abends alle drei zu einem Autounfall dazugekommen und hatten geholfen, mehrere Menschen aus einem brennenden Fahrzeug zu retten. So etwas verband fürs ganze Leben.

In seinem besten Anzug ging Stefan Frank noch einmal in seine Praxis, um Schwester Martha an die Liste für die Medikamentenbestellung zu erinnern.

Sie hielt an diesem Vormittag die Stellung in der Praxis. Als sie ihn kommen hörte, blickte sie hinter dem Computer hoch und riss die Augen auf.

»Donnerlüttchen! Chef! Um ein Haar hätte ick Sie in dem feinen Zwirn nicht wiedererkannt!« Ihr Zungenschlag verriet auch nach vielen Jahren in München noch ihre Berliner Herkunft. »Würde mich nicht wundern, wenn die Braut ihren Liebsten am Altar stehenlässt, um mit Ihnen durchzubrennen.«

»Da hätte Alexandra aber auch noch ein Wort mitzureden«, gab er schmunzelnd zurück. »Ganz zu schweigen von Hannas Verlobtem.«

»Schnieke sehen Se aus.« Ihr Gesicht legte sich in zahlreiche Falten. »Ick wünsche Ihnen eine schöne Feier.«

»Vielen Dank, Martha. Denken Sie bitte ...«

»... an die Bestell-Liste?«, vollendete sie für ihn den Satz und wedelte mit einem Ausdruck. »Längst erledigt.«

»Was würde ich nur ohne Sie anfangen?«

»Det wollen wir uns lieber nicht ausmalen.« Sie zwinkerte.

»Ist die Post schon eingetroffen?«

»Gerade eben. Ick wollte sie gleich durchsehen.« Sie deutete auf den Stapel Briefe. Auch ein Päckchen war gekommen. »Det is für mich. Hab et vorsichtshalber hierher kommen lassen, damit es nicht tagelang in der Filiale herumliegt. Daheim verpasse ich den Boten ja immer.«

»Das hört sich nach einer wichtigen Sendung an.«