Du bist das Problem, das ich mir wünsche - Iris Gavric - E-Book

Du bist das Problem, das ich mir wünsche E-Book

Iris Gavric

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Beschreibung

Probleme bestimmen unser Leben – in Beziehungen, im Job, in der Familie. Was wäre, wenn wir an unseren kleinen und großen Streitigkeiten nicht immer nur leiden müssten, sondern daran wachsen könnten? Und das auch noch mit Spaß! In ihrem Bestseller Shitmoves haben Iris Gavric und Matthias Renger rhetorische Tricks entlarvt und passende Reaktionen angeboten. Immer unter dem Leitsatz, das Gegenüber für sich zu gewinnen, statt nur den Konflikt. Ihr neues Buch führt genau diesen Anspruch fort und zeigt, wie wir wiederkehrende Probleme von Grund auf neu denken können. Kreative Streithacks, die Konflikte mit neuen Perspektiven und Leichtigkeit entschärfen, helfen dabei, aus dem Gegeneinander ein Miteinander zu machen. Statt uns immer wieder in den gleichen Diskussionen zu verlieren, können wir lebensverändernde Erkenntnisse gewinnen, destruktive Spielregeln brechen und festgefahrene Muster auflösen. Dieses Buch gibt erprobte Werkzeuge an die Hand, um Probleme nicht mehr nur auszuhalten – sondern sie aktiv mitzugestalten.

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Seitenzahl: 225

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Iris Gavric | Matthias Renger

Du bist das Problem, das ich mir wünsche

Konflikte humorvoll lösen

 

 

Über dieses Buch

 

 

Probleme bestimmen unser Leben – in Beziehungen, im Job, in der Familie. Was wäre, wenn wir an unseren kleinen und großen Streitigkeiten nicht immer nur leiden müssten, sondern daran wachsen könnten? Und das auch noch mit Spaß!

In ihrem Bestseller Shitmoves haben Iris Gavric und Matthias Renger rhetorische Tricks entlarvt und passende Reaktionen angeboten. Immer unter dem Leitsatz, das Gegenüber für sich zu gewinnen, statt nur den Konflikt. Ihr neues Buch führt genau diesen Anspruch fort und zeigt, wie wir wiederkehrende Probleme von Grund auf neu denken können. Kreative Streithacks, die Konflikte mit neuen Perspektiven und Leichtigkeit entschärfen, helfen dabei, aus dem Gegeneinander ein Miteinander zu machen. Statt uns immer wieder in den gleichen Diskussionen zu verlieren, können wir lebensverändernde Erkenntnisse gewinnen, destruktive Spielregeln brechen und festgefahrene Muster auflösen.

Dieses Buch gibt erprobte Werkzeuge an die Hand, um Probleme nicht mehr nur auszuhalten – sondern sie aktiv mitzugestalten.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Iris Gavric und Matthias Renger, Hosts des erfolgreichen Podcasts »Couple Of«, haben den Bestseller »Shitmoves« geschrieben, bespielen Social Media mit viralen Inhalten und stehen mit ausverkauften Liveshows auf der Bühne. Mit ihren Analysen typischer Kommunikationsprobleme treffen sie einen Nerv, weil sie Statusspiele und Zwischentöne mit Scharfsinn, Tiefgang und Humor entschlüsseln. Die beiden leben zusammen in Berlin.

Impressum

 

 

Erschienen bei FISCHER E-Books

 

© 2025 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, 60596 Frankfurt am Main

Covergestaltung: Simone Andjelkovic

ISBN 978-3-10-492230-0

 

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Inhalt

Vorwort

Teil 1 Ich hab ein Problem mit dir

1. Der Aufbruch: Ein Satz, der alles verändert

Notausgänge im Tunnel

Probleme sind Material

Wir zusammen gegen das Problem!

2. Das Ziel: Konflikte humorvoll lösen

Humor ist Macht

Mir platzt der Arsch

3. Der Kompass: Lohnt es sich?

Was ist dein Versprechen?

Du bist es mir wert

Streitest du noch oder wirbst du schon?

Teil 2 Ich hab ein Problem mit mir

1. Die Erzählung: Probleme sind Geschichten

Der innere Soundtrack

Verantwortung statt Schuld

Freier Fall

Egal, wie es ausgeht – es wird eine gute Geschichte

2. Der Schlüssel: Erklärung oder Ausrede?

Eine Hammer-Geschichte

3. Die Grenze: Dein Problem ist nicht mein Problem

Bodyguard gegen People Pleaser

Teil 3 Ich hab ein Problem mit uns

1. Das Spiel: Wir kreieren einander

Das unendliche Spiel

2. Die Regel: Empathie statt Sympathie

Empathie ist Schutz

Meine Figur hat recht

Kopf hoch! Willst du einen Keks?

3. Der Sinn: Wozu das alles?

Ich nehme unsere Beziehung nicht persönlich

Die selbsterfüllende Prophezeiung

Teil 4 Kreative Streithacks

»Wollen wir einen Deal machen?«

Yes, and …

#1 Rollentausch

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#2 Plottwist

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#3 Interview

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#4 Schlagzeile

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#5 Quiz

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#6 Koryphäe

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#7 Vitrine

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#8 Flüstern

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#9 Gegenliebe

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#10 Sündenbock

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#11 Unfall

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#12 Stummfilm

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#13 Dolmetscher

Der Hack

Warum es funktioniert

#14 Setting

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

# 15 Bingo

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#16 Skript

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#17 Pitch

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#18 Content

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#19 Champions

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

#20 Teamwork

Der Hack

So geht’s:

Warum es funktioniert

Teil 5 Probleme, die wir uns wünschen

1. Ich brauche ein Problem mit dir

Geschichten sind Probleme

2. Und was, wenn es sich nicht lohnt?

Wofür brauchst du das Problem?

Das notwendige Gespräch

3. Wie spielst du?

Fokustraining

Angst oder Neugier

Danksagung

Quellenverzeichnis

Vorwort

»Es gibt eine komplette Abteilung im Buchladen namens ›Selbsthilfe‹. Es gibt keine Abteilung namens ›Hilf anderen‹. […] Wenn wir anderen Menschen helfen, die Probleme zu lösen, mit denen wir selbst zu kämpfen haben, kommen wir im Gegenzug dadurch auf Lösungen.«

Simon Sinek

Nein, Herr Sinek hat leider nicht unser Vorwort geschrieben. Er hat uns aber, wie bereits ziemlich oft in der Vergangenheit, mit seinen Gedanken und Beobachtungen inspiriert. Er hat ja recht! Warum gibt’s eigentlich keine »Hilf anderen«-Abteilung in der Buchhandlung? Dahin würde ein Buch über humorvolle Konfliktlösung doch gehören. Denn wenn wir ein Problem mit einem anderen Menschen haben, beruht das ja meist auf Gegenseitigkeit. Wer es aber schafft, solche gemeinsamen Probleme in Win-win-Situationen zu verwandeln, hilft damit nicht nur sich selbst, sondern auch den anderen. Und genau das wollen wir mit diesem Buch anregen.

Es ist die weiter gedachte Kernidee unseres ersten gemeinsamen Buchs Shitmoves – Vom Manipulieren und Manipuliertwerden. Aber keine Sorge, um dieses Buch hier zu verstehen, musst du unser erstes Buch nicht gelesen haben (solltest du aber – erstens, um uns nicht traurig zu machen, und zweitens, um zu durchschauen, dass so eine Begründung ein Opfer-Shitmove ist). Mit Shitmoves war es unser Ziel, die häufigsten rhetorischen Tricks und Scheinargumente erkennbar und benennbar zu machen. Wozu? Um sie zu entschärfen, um sie zu kontern, klar, aber vor allem, um nicht immer den Streit gewinnen zu müssen, sondern unser Gegenüber als Menschen für uns gewinnen zu können. Und mit dem vorliegenden Buch widmen wir uns der übergeordneten Frage: Wofür lohnt sich eigentlich ein Streit? Und mit wem? Wenn Shitmoves ein Buch über Kampfkunsttechniken ist, dann ist das hier die dazugehörige Philosophie. Falls du uns und unsere Arbeit überhaupt noch nicht kennst, fassen wir kurz zusammen, was du wissen solltest:

Die Erzählerstimme gehört uns beiden, Iris und Matthias, und wir duzen dich. Wenn du ein Problem damit hast, hältst du genau das richtige Buch in deinen Händen, also lies einfach beleidigt weiter. Denn genau darum geht’s ja, um zwischenmenschliche Probleme und den Umgang damit; wir schreiben darüber aus jeder Menge beruflicher und persönlicher Erfahrung. Berufliche Erfahrung, weil wir mit unserer Agentur Marken dabei helfen, verständlich rüberzubringen, was sie anbieten, was sie wollen und wofür sie stehen. Um all das auf den Punkt zu bringen, starten wir mit der Strategie, denken uns passende kreative Ideen aus und setzen sie schließlich um. Allein damit hätten wir schon genug Probleme jeden Tag, aber eine der Marken, die wir aufbauen, sind ja wir selbst. Wir sind ständig im Austausch mit einer wachsenden Community, die mit unserem Content interagiert und die Säle bei unseren Liveshows füllt. Und persönliche Erfahrung, weil wir beim Streiten im Privaten immer auch trainieren. Uns frustriert nichts so sehr wie die ständige Wiederholung der ewig gleichen Streitmuster, und uns begeistert nichts so sehr wie funktionierende Kommunikation!

Unser Content, unser Podcast Couple Of, all unsere Projekte drehen sich um Kommunikation und sind dabei vor allem pragmatisch. Wenn du theoretische Modelle für Deeskalationsstrategien suchst, können wir zwar einiges empfehlen, worauf wir uns hier stellenweise berufen, und auf unser Quellenverzeichnis hinweisen. Aber unsere Stärke sind konkrete Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen, die den meisten Menschen so oder so ähnlich begegnen. In der Familie, im Job, in der Beziehung, im Internet, in Alltagssituationen mit Bekannten oder Fremden. Wir wollen möglichst zugänglich beschreiben, was sonst oftmals zu abstrakt bleibt.

Für uns fühlt sich die Welt in dieser Zeit ziemlich reizbar und an manchen Tagen sogar hochexplosiv an – vielleicht geht es dir ja ähnlich. Wir sehnen uns nach einer bereichernden Streit- und Diskussionskultur, denn wir sind in der Hinsicht als Menschheit weder online noch offline da, wo wir gern wären. Und dieses Buch schreiben wir, um dort hinzukommen. Kommst du mit?

Teil 1Ich hab ein Problem mit dir

1.Der Aufbruch: Ein Satz, der alles verändert

Je wichtiger Harmonie für dich ist, desto mehr zuckst du wahrscheinlich zusammen, wenn du den Satz »Ich hab ein Problem mit dir« hörst. Weil du genau weißt: Jetzt wird’s ungemütlich. Gerade noch war alles in bester Ordnung, und plötzlich sollst du die Hauptrolle in einem Konflikt übernehmen. Eine Zumutung!

Ist aber überhaupt ein Leben denkbar, in dem niemand jemals ein Problem mit dir hat? Oder du mit anderen? Vielleicht gibt es wirklich Menschen, die das von sich behaupten würden. Falls du dazugehörst, stellen sich zwei Fragen: Wie sicher bist du, dass es sich nicht um Verdrängung handelt? Und wie kam es dazu, dass du gerade dieses Buch in der Hand hältst? Wer tatsächlich die unausweichliche Zumutung zwischenmenschlicher Probleme konsequent ausblenden und jeden Konflikt radikal totschweigen will, kann dieses Buch eigentlich nach dem nächsten Satz zuklappen, aber den wollen wir dir unbedingt noch mitgeben: Wir haben ein Problem mit dir. Ha!

Wenn du weiterliest, herzlich willkommen an der Grenze zwischen Komfort- und Problemzone. Wir erkunden jetzt zusammen, welche Chancen für uns und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen in Konflikten stecken, und starten mit diesem Satz – »Ich hab ein Problem mit dir«. Auf den zweiten Blick ist er nämlich gar nicht so eine immense Zumutung, sondern vor allem ein Anfang. Er ist offen, direkt und eine Einladung zur gemeinsamen Lösung. Eine ehrliche Variante von »Wir müssen reden«. Ja? Müssen wir das? Da fängt’s ja schon mit einem Machtgefälle an: Einer verkündet die Pflicht zum Gespräch, der andere muss folgen, und der Ton hat, bitte schön, ernst zu sein. Wer »Wir müssen reden« sagt, hat in der Regel bereits allein alle Entscheidungen getroffen und stellt das Gegenüber nun vor vollendete Tatsachen. Trennung. Kündigung. Enterbung.

Nein, wir müssen nicht reden, wir haben nur ein Problem miteinander. Vielleicht wollen wir also reden. Vorausgesetzt, wir halten das Dilemma aus, das jedem unangenehmen Gespräch zugrunde liegt. Einerseits zwar ehrlich ansprechen und ändern zu wollen, was uns stört, andererseits aber weiterhin gemocht zu werden. Das ist doch das Grundbedürfnis, das unserer Ehrlichkeit oft im Weg steht und uns Angst machen kann, wenn wir es bedroht sehen. Deshalb wollen wir lieber niemandem auf den Schlips treten, keine Ablehnung riskieren, das Problem mit uns selbst ausmachen und es in schlimmen Fällen sogar runterschlucken. Wodurch es garantiert noch schlimmer wird.

Wenn du zwischenmenschliche Probleme lieber runterschluckst, um Konfrontationen zu meiden, ist das, als würdest du rohen Hefeteig essen, weil du so ungern nach der Backform fragst. Die geschluckten Probleme fangen an, in dir zu gären und dich aufzublähen, bis sie irgendwann unkontrolliert aus dir herausplatzen. Oft in völlig unpassenden Momenten und auf eine Weise, die dir spätestens hinterher selbst unangenehm ist. Aber du kannst gar nichts dagegen tun, weil der Druck langfristig zu groß wird.

Nein, wir haben für diesen Vergleich nicht mit dem Verzehr von rohem Hefeteig experimentiert, aber das Bild passt einfach auf mehreren Ebenen. Wenn du dich öffnest und deine Probleme mit der betreffenden Person ansprichst, kann die gemeinsame Rechnung aufgehen wie der metaphorische Teig. Er darf sich dort entfalten, wo er keine Bauchschmerzen verursacht, sondern die nötige Luft bekommt, um sich in etwas zu verwandeln, wovon alle Beteiligten profitieren: Dann backst du zusammen mit deinem Gegenüber frisches Brot. Und wenn du es lieber sein lässt, ist der Ofen irgendwann aus.

Notausgänge im Tunnel

Wir haben lange und gründlich darüber nachgedacht, wie wir mit diesem Buch realistisch anwendbare Tipps anbieten können, um Probleme auf eine bereichernde Weise anzugehen. Erprobte Tipps, die auch für andere Menschen funktionieren, nicht nur für uns selbst. Falls du übrigens daran zweifelst, ob bei uns wirklich nie die Fetzen fliegen und ob wir wirklich all unsere Konflikte immer humorvoll lösen, hast du leider recht. Wir hatten erst kürzlich einen Streit, bei dem Iris’ Bruder Zeuge wurde und sich irgendwann mit den Worten einschaltete: »Ey, habt ihr nicht einen Bestseller über Shitmoves geschrieben, wie man den anderen Menschen für sich gewinnen soll oder so?« Natürlich scheitern wir auch manchmal an diesem Anspruch. Das ist aber auch unbedingt notwendig für unsere Arbeit. Um davon zu erzählen, wie man’s macht, muss man auch mal erlebt haben, wie man’s besser nicht macht. Wie sollten wir sonst wissen, wovon wir reden? Das war dann übrigens auch unsere Antwort an Iris’ Bruder.

Bei allem Humor meinen wir es allerdings sehr ernst mit dem Ziel, das wir uns mit diesem Buch setzen. Es geht nicht um eine Anleitung für den idealen Streit, der jedes Mal gelingen muss. Sondern um die innere Haltung zu Konflikten, mit der wir spielerisch zueinanderfinden. Perspektivwechsel statt Perfektion. Wenn wir dafür nun alle denkbaren Probleme kategorisieren würden, die man in der Partnerschaft, im Job, in Freundschaften, in der Familie oder mit Fremden haben kann, würden wir nie fertig. Das Ergebnis wäre eine Problem-Enzyklopädie von zigtausend Seiten, die immer unvollständig und durch ihren Umfang unbrauchbar bliebe. Auch von der Idee, alle problematischen Eigenschaften zu kategorisieren, die Menschen haben können, haben wir uns nach einigen Anläufen verabschiedet. Denn die Einteilung in bestimmte Typen verführt häufig dazu, horoskopisch über sich und andere zu denken: »Tja, mein Chef ist der Typ Wütender Bulle, aber das passt gut, ich bin ja der Typ Sensibler Tintenfisch. Ich mach mich dann immer rechtzeitig unsichtbar, bevor er ausrastet. Das findet nur meine Frau nicht gut, die braucht immer Reibung mit mir. Sie ist nämlich der Typ Konfliktgeiles Känguru.«

Typen-Modelle können unterhaltsam sein und das Gefühl vermitteln, dass man sich selbst und andere Menschen genau darin wiedererkennt. Aber wir wollen etwas anbieten, das tiefer geht und mehr praktischen Nutzen verspricht. Wir wollen dich an den Schlüsselmomenten teilhaben lassen, die unseren Umgang mit Konflikten grundlegend verändert haben. Denn neben all den individuell verschiedenen Temperamenten und den zigtausend möglichen Anlässen für Probleme ist so ein eskalierender Streit doch eine ziemlich universelle Erfahrung. Wir kennen alle dieses Tunnelgefühl, wenn jedes Wort, jede Geste nur noch mehr Missverständnisse und noch heftigere Emotionen auslöst. Wenn es scheinbar kein Anhalten und Umkehren mehr gibt, keinen Blick mehr nach links und rechts. Nur noch diese Beschleunigung nach vorne, immer weiter rein in den endlosen Tunnel. Bis entweder der Treibstoff alle ist und wir erschöpft abbrechen müssen oder Unfälle passieren, die bleibende Schäden und Narben an der Beziehung hinterlassen können.

Was wir entdeckt haben und weitergeben wollen, kannst du dir wie Notausgänge aus diesem Tunnel vorstellen. Kreative Streithacks, die uns aus einer vermeintlich ausweglosen Dynamik befreien können. Falls du gerade akut so etwas brauchst, spring zu Teil 4, da findest du die Techniken und kannst sie direkt im nächsten Streit ausprobieren. Vermutlich wirst du damit aber noch mehr anfangen können, wenn du weißt, wie und warum wir sie überhaupt entdeckt und mit der Zeit verfeinert haben.

Am Anfang dieser Geschichte steht eben dieser Satz, der alles verändert hat. »Ich hab ein Problem mit dir.« So wurden wir mal in einer Berliner Shopping Mall zur gleichen Zeit auf verschiedenen Etagen angesprochen. Wir waren in der Vorweihnachtszeit getrennt unterwegs auf Geschenkesuche. Matthias ging gerade in einem Geschäft zwischen zwei Regalen in die Hocke, um ein Brotmesser auszusuchen, da flüsterte ihm ein Mann, der sich unbemerkt von hinten genähert hatte, diesen Satz in den Nacken. In Sekundenbruchteilen schossen Matthias irrationale Erklärungen durch den Kopf. »Der Ladendetektiv! Der denkt, ich will klauen. Nein, mich will jemand beklauen. Ausrauben! In der Küchenabteilung. Oder ist das ein alter Feind, der mich verprügeln will? Hab ich denn alte Feinde? Vielleicht ist es ja auch eine Verwechslung?« Währenddessen stand Iris eine Etage drüber in der Schlange beim Foodcourt. Sie freute sich auf Pommes und beobachtete gedankenverloren die Leute um sich herum, als auch sie mit dem Satz »Ich hab ein Problem mit dir!« überrascht wurde – gerufen von zwei jungen Frauen, die an der Schlange vorbeigingen und sie mit diesem Frontalangriff aus ihren Tagträumen rissen.

Falls du jetzt denkst: »Na klar, dit is’ Berlin! Da pöbeln sich die Menschen halt so an«, dann ist das im Allgemeinen vielleicht gar nicht so abwegig, aber bei unseren Begegnungen steckte etwas anderes dahinter. Es waren tatsächlich alte Feinde, die uns verprügeln wollten. Scherz! Es waren Menschen, die unseren Content auf Instagram oder TikTok gesehen hatten, insbesondere ein Format, das wir ASMR-Streit nennen. Denn das beginnt immer mit dem Satz »Ich hab ein Problem mit dir«, den Iris zu Matthias sagt oder andersrum.

Probleme sind Material

Die ASMR-Streit-Videos haben stark dazu beigetragen, dass wir unser Themenfeld und unsere Tonalität als Creator finden und zu einer Art Marke machen konnten. Die eher ungewohnte Kombination aus tiefen Inhalten und Comedy entstand während der Corona-Lockdowns. Plötzlich waren viele Paare gezwungen, sich auf engem Raum neu kennenzulernen. Eine Zerreißprobe für Beziehungen und sicher auch für die Nerven so mancher Nachbarn, die sich gewünscht hätten, dass flüsterndes Streiten allgemeine Pflicht wäre. Denn das ist schon die Idee des ASMR-Streits:

Tock-tock. Iris tippt mit ihrer Fingerspitze testend auf den Metallkopf eines absurd winzigen Mikrophons. Soundcheck. Dann flüstert sie »Ich hab ein Problem mit dir« und wirft Matthias vor, er lasse unerhört oft das große Küchenmesser so liegen, dass die Klinge über die Tischkante ragt und jeden Gang zur Todesfalle werden lässt. Oder dass er im Bad die Wände mit Zahnpasta bespritzt hat beim Versuch, den letzten Rest aus der Tube zu schütteln. Matthias kontert, dass Iris die Deckel von Wasserflaschen, Marmeladengläsern und eben auch Zahnpastatuben erstaunlich selten ordentlich zuschraubt. Es ist uns bisher noch nie gelungen, einen solchen Streit zu führen, ohne irgendwann loszulachen. Unsere Gesichter sind sich viel zu nah, der Flüsterton ist viel zu sanft für die Empörung, die wir ausdrücken wollen. Da können wir nicht ernst bleiben. Und die Menschen, die uns online zuschauen, offenbar auch nicht. Das Lachen steckt an, und die ursprünglichen Probleme verwandeln sich in Comedy-Material.

Falls du selten Videos im Internet anschaust: ASMR steht für Autonomous Sensory Meridian Response. Manche Menschen bekommen durch leise, eindringliche Geräusche Gänsehaut oder spüren ein angenehmes Kribbeln auf der Kopfhaut. Zum Beispiel eben durch Flüstern. Dieses Phänomen ermöglicht ASMR-Influencern ganze Online-Karrieren. Selbst Tiere können zu ASMR-Stars werden – allein ein Video einer Obst schmatzenden Schildkröte wurde über 300 Millionen Mal auf YouTube angeschaut. Übrigens: Diesen Clip und alle weiteren, die dir noch in diesem Buch begegnen werden, findest du mit Link und QR-Code im Quellenverzeichnis. Nicht jeder Mensch ist empfänglich für ASMR, aber auf viele wirkt diese Art von Content augenblicklich seltsam entspannend und stimulierend. Auf Iris zum Beispiel. Dadurch kam sie auf den ASMR-Streit, ihr gefiel dieser komische Widerspruch zwischen Tiefenentspannung und Vorwurf. Zwischen Flüstern und Streiten. Anfangs war uns gar nicht klar, was aus dem Experiment alles entstehen würde.

Und wenn wir unsere leisen Auseinandersetzungen nicht gefilmt und hochgeladen, sondern als gelegentlichen Beziehungs-Insider für uns behalten hätten, wären wir bestimmt nicht zu den Erkenntnissen gelangt, die wir heute festhalten und weitergeben – vielleicht ja doch, nur auf anderen Wegen oder deutlich langsamer, wer weiß das schon? Wir haben aber einen Indizienbeweis für die Überzeugung, dass die Videos den Prozess zumindest beschleunigt haben. Nämlich den Austausch mit den Menschen, die sie sich anschauen und uns Feedback geben. Einige haben eigene ASMR-Streit-Videos erstellt, andere ließen uns in Kommentaren oder Privatnachrichten an ihren Erfahrungen und Gedanken teilhaben. Zum Beispiel kamen diese Rückmeldungen:

Seit wir eure Reels sehen, ist unsere Streitkultur eine ganz andere, eigentlich gar nicht mehr vorhanden. Wenn wir jetzt ein Problem haben, sagt einer von beiden: »Ich hab ein Problem mit dir« – beide müssen lachen, und alles ist direkt halb so wild.

»Ich hab ein Problem mit dir« ist bei uns ein Running Gag geworden. Danke dafür!

Wir haben uns das flüsternde Streiten tatsächlich angewöhnt. Seitdem eskaliert es viel weniger.

Erst durch den Blick von außen wurde uns so richtig klar, warum dieser Satz alles verändern kann. Weil er eine humorvolle Perspektive auf das Problem eröffnet und dabei nicht sofort nach einer Lösung verlangt. Und weil er in seiner Unvollständigkeit ehrlich ist: Er fordert heraus, ohne schon Vorwürfe zu machen. Damit bleibt er zugänglich für verschiedene Typen von Konfliktbewältigung. In unserem Fall bedeutet das zum Beispiel: Iris neigt in ihrer Sprache zu einer entwaffnenden Direktheit, während Matthias viel Wert auf sprachliche Genauigkeit legt. Dieser Satz kann beides! Die größte Veränderung, die er bei uns bewirkt hat, ist, dass wir durch die Inszenierungen unserer Probleme nicht mehr gegeneinander kämpfen, sondern miteinander kreieren. Mittlerweile freuen wir uns sogar, wenn wir wieder mal Stoff für ein neues Video finden.

Wir zusammen gegen das Problem!

Kleine Macken können in Beziehungen eine verdammt tragische Entwicklung durchmachen: Anfangs ist dieses zarte Schlürfen beim Kaffeetrinken noch eine liebenswerte Eigenheit, dann fängt es ganz langsam an, doch manchmal ein bisschen zu nerven, und irgendwann musst du dich aktiv dagegenstemmen, dass du das Frühstück schon als erste Provokation des Tages empfindest. Die Eigentümlichkeiten anderer sind oft wie ein kratzendes Etikett im Pullover, das du irgendwann nicht mehr ignorieren kannst. In manchen Fällen kratzt auch einfach der ganze Pulli, dann solltest du ihn vielleicht besser früher als später ausziehen. Auch das kann natürlich eine Konsequenz daraus sein, Probleme als Material zu begreifen.

Wenn der Pulli aber eigentlich aus dem richtigen Stoff ist, kannst du diese Tragödie der kleinen Macken tatsächlich aufhalten und sogar in den ersten Akt zurücksetzen. Denn mit der Haltung einer ständigen Materialsuche bleibst du verspielt und immer bereit zum humorvollen Umgang mit dem Problem. Das mag nach einem großen Versprechen durch eine kleine Veränderung klingen, aber der Effekt ist tatsächlich kaum zu überschätzen. Humor verändert alles.

2.Das Ziel: Konflikte humorvoll lösen

Ein Stand-up-Comedian steht auf der Bühne und lenkt seine Geschichte gerade zur nächsten Pointe, als ein Zuschauer auf dem Weg zu seinem Platz vor der ersten Reihe vorbeiläuft und den Comedian komplett aus der Bahn wirft. Im Gehen streckt er nämlich kurz seine Hand hoch zur Bühne aus, als wollte er dem Comedian zwischen die Beine greifen. Er berührt ihn nicht, sondern deutet nur kurz vorm Ziel in der Luft an, wie er den Mann am Sack krault. Und genau das ruft der Comedian augenblicklich empört aus: »Hast du mir da grad die Eier gekrault, du Hund?«

Während der Typ sich vorne auf seinen Platz setzt, denkt der Comedian kurz nach, wie er auf diese im wahrsten Sinne übergriffige Geste reagieren soll. Dann hält er ihm von der Bühne herab die Faust zum freundschaftlichen Abklatschen hin und sagt: »Ich bewundere deine Selbstbeherrschung, weil du mich nicht wirklich berührt hast. Viel hat nicht gefehlt!« Als er jetzt aber versucht, zurück in seine Geschichte zu finden, unterbricht er sich sofort selbst wieder und spricht einfach laut aus, was gerade in ihm vorgeht: »Sorry, ich versuche kurz, mich einzukriegen. Ein Mann hat gerade so getan, als würde er meine Eier kraulen, und mir damit meinen Gag verbaut. Und dann hab ich mit ihm eingeschlagen und gesagt: ›Ich bewundere deine Selbstbeherrschung‹! Was war das denn für ein schwacher Move?!« Und kopfschüttelnd fügt er hinzu: »Jetzt bin ich sauer auf mich selbst. Das mach ich immer bei Konfrontationen: deeskalieren.«

Die ganze Szene veranschaulicht in weniger als 50 Sekunden etliche zentrale Punkte, die wir in diesem Buch über humorvolle Konfliktlösung herausarbeiten wollen. Angefangen damit, dass der Comedian sein Ziel durchgehend erreicht: Nach jedem seiner Sätze lacht das Publikum laut auf. Dabei spricht er ja eigentlich nur die Sachlage laut aus und fügt ihr ganz trocken seine Bewertungen hinzu. Und genau das ist schon mal ein guter Tipp für alle, die nicht sicher sind, ob und was für einen Humor sie überhaupt haben. Laut auszusprechen, wie du das Problem wahrnimmst und beurteilst, ist der vielleicht zuverlässigste Pointendetektor, den es gibt. Der Drehbuchautor und Comedy-Altmeister John Vorhaus schreibt in seinem Buch Handwerk Humor:

Comedy ist Wahrheit plus Schmerz.

Inwiefern diese Formel wirklich zutrifft, wird in der Szene mit dem Stand-up-Comedian bei jedem einzelnen Satz deutlich. Der angedeutete Übergriff des Zuschauers stellt den Comedian vor ein Problem. Vielleicht vor ein kleines Problem, weil er ja nur kurz aus dem Konzept gerät – falls das überhaupt stimmt und er seine Irritation nicht bloß vorspielt oder zur Belustigung des Publikums künstlich vergrößert. Vielleicht aber auch vor ein größeres Problem, weil er dadurch unfreiwillig an eine frühere Erfahrung erinnert wird, die er hier während seiner Show absolut nicht gebrauchen kann. Wer weiß?

Wir haben diesen auf den ersten Blick banalen Moment gezielt als Beispiel ausgewählt, weil sich daran wunderbar zeigen lässt, wie unterschiedlich stark der Schmerz, den ein Problem verursacht, wahrgenommen werden kann. Was siehst du in diesem angedeuteten Griff zwischen die Beine des Comedians? Einen guten oder wenigstens harmlosen Gag unter Männern? Irgendwie sogar etwas ganz Natürliches? Denn Genitalien sind nun mal geeignetes Material für Statusspielchen zur kollektiven Belustigung unter Primaten. Matthias hat diesen Witz während seiner Zeit im katholischen Jungeninternat und im Schauspielstudium täglich in allen Varianten gesehen. Dort hieß es »Sackeln« und wurde oftmals nicht nur angedeutet.

Oder siehst du darin eine Vorstufe zur sexuellen Belästigung? Ein Tabu, dessen Bruch zur Retraumatisierung führen kann und hochproblematisch ist? – Weder die eine noch die andere Beurteilung ist richtig oder falsch, denn wo Humor aufhört und die Gürtellinie anfängt, ist überwiegend subjektiv. Das macht es auf den ersten Blick extrem schwer, Konflikte generell humorvoll lösen zu wollen. Was, wenn dein Gegenüber allein diese Zielsetzung beschissen findet? Mit großer Wahrscheinlichkeit hast du es schon mal selbst erlebt, dass du einen Witz machen wolltest, um die angespannte Stimmung ein bisschen aufzulockern, wodurch die Situation aber erst so richtig eskaliert ist.