Du hast die Wahl, Isabella! - Viola Maybach - E-Book

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Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Natürlich müssen wir verkaufen!« Werner von Bott schrie beinahe. Sein Gesicht war hochrot, er hieb mit einer Faust auf den Tisch, dass die Gläser tanzten und alle Anwesenden erschrocken zusammenzuckten. Der Streit dauerte schon über eine Stunde, eine Einigung war nicht in Sicht. »Wenn wir es jetzt nicht tun«, fuhr der Redner fort, ruhiger zwar, aber noch immer heftig, »werden wir es bereuen. Jetzt ist die Firma so wertvoll, dass wir einen hervorragenden Preis dafür erzielen werden. Das wird sich schon bald ändern, die Zeiten werden schwieriger, wir müssen eine Menge Geld investieren, wenn wir die Konkurrenz auf Abstand halten wollen, und umstrukturieren müssen wir das Unternehmen auch, weil es nämlich sonst in Zukunft keinen Erfolg mehr haben wird.« Werner von Bott war ein Mann von Ende Fünfzig, klein und untersetzt, mit einem grauen Haarkranz um den breiten Schädel und einem unübersehbaren Doppelkinn. Sein beachtlicher Bauch freilich fiel dank seines hervorragenden Schneiders kaum auf. »Und genau das schlage ich vor: dass wir unser Familienunternehmen neu organisieren. So hätte Vater es gewollt, das weißt du ganz genau.« Auch Hermann von Bott war erregt, aber er hatte sich besser unter Kontrolle als sein vier Jahre älterer Bruder. Im Gegensatz zu diesem war Hermann groß und schlank, er hatte noch seine dichten dunklen Haare, in denen sich erst jetzt die ersten Silberfäden zeigten. »Vater hat kein Testament gemacht, weil er dachte, dass ihm dafür noch genug Zeit bliebe«, entgegnete Werner, »und ich habe oft genug mit ihm gesprochen, um zu wissen, was er auf keinen Fall gewollt

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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Der kleine Fürst –127–

Du hast die Wahl, Isabella!

Roman von Viola Maybach

»Natürlich müssen wir verkaufen!« Werner von Bott schrie beinahe. Sein Gesicht war hochrot, er hieb mit einer Faust auf den Tisch, dass die Gläser tanzten und alle Anwesenden erschrocken zusammenzuckten. Der Streit dauerte schon über eine Stunde, eine Einigung war nicht in Sicht.

»Wenn wir es jetzt nicht tun«, fuhr der Redner fort, ruhiger zwar, aber noch immer heftig, »werden wir es bereuen. Jetzt ist die Firma so wertvoll, dass wir einen hervorragenden Preis dafür erzielen werden. Das wird sich schon bald ändern, die Zeiten werden schwieriger, wir müssen eine Menge Geld investieren, wenn wir die Konkurrenz auf Abstand halten wollen, und umstrukturieren müssen wir das Unternehmen auch, weil es nämlich sonst in Zukunft keinen Erfolg mehr haben wird.«

Werner von Bott war ein Mann von Ende Fünfzig, klein und untersetzt, mit einem grauen Haarkranz um den breiten Schädel und einem unübersehbaren Doppelkinn. Sein beachtlicher Bauch freilich fiel dank seines hervorragenden Schneiders kaum auf.

»Und genau das schlage ich vor: dass wir unser Familienunternehmen neu organisieren. So hätte Vater es gewollt, das weißt du ganz genau.« Auch Hermann von Bott war erregt, aber er hatte sich besser unter Kontrolle als sein vier Jahre älterer Bruder. Im Gegensatz zu diesem war Hermann groß und schlank, er hatte noch seine dichten dunklen Haare, in denen sich erst jetzt die ersten Silberfäden zeigten.

»Vater hat kein Testament gemacht, weil er dachte, dass ihm dafür noch genug Zeit bliebe«, entgegnete Werner, »und ich habe oft genug mit ihm gesprochen, um zu wissen, was er auf keinen Fall gewollt hätte, nämlich, dass wir unser Vermögen riskieren. Bist du so blind, Hermann, oder stellst du dich nur so? Wir hatten ein super-erfolgreiches Jahr, wenn wir jetzt verkaufen, haben wir ausgesorgt, auch noch für unsere Kinder und Enkel. Verkaufen wir jetzt nicht, geht ein großer Teil unserer Gewinne erst einmal in die Neu-Organisation, und wir privat haben davon auf absehbare Zeit überhaupt nichts. Das musst du doch sehen!«

»Unser Urgroßvater hat die Firma nicht gegründet, damit wir sie verkaufen, sondern um eine Familientradition zu begründen«, widersprach Hermann hartnäckig. »Wir haben alle unser gutes Auskommen, es gibt überhaupt keinen Grund, warum wir jetzt unermesslich reich werden sollten, auf Kosten unserer Nachfahren. Ich jedenfalls fühle mich verpflichtet, die Firma weiterzuführen, wie es Vater ganz sicher gewollt hätte.«

Albert von Bott, Werners Sohn, ein gut aussehender junger Mann von achtundzwanzig Jahren, der mit seinen hellblonden widerspenstigen Haaren und den unschuldig dreinblickenden blauen Augen jünger wirkte als er war, kam seinem Vater zu Hilfe. »Niemand von uns weiß genau, was Opa gewollt hat«, stellte er fest. »Er war Unternehmer mit Leib und Seele, und er hing an unserer Firma, da hast du natürlich Recht, Onkel Hermann. Aber wenn er gesehen hätte, dass ein Verkauf wirtschaftlich das Vernünftigste ist, hätte er dafür gestimmt, da bin ich ganz Papas Ansicht.«

Hermann von Bott warf seinem Sohn Alexander, der bis jetzt noch keinen Ton gesagt hatte, einen beinahe verzweifelten Blick zu, bevor er erwiderte: »Versucht doch bitte nicht, uns für dumm zu verkaufen. Ihr habt einen sehr aufwendigen Lebensstil, für den ihr erheblich mehr Mittel braucht, als euch zur Verfügung stehen. Das ist der einzige Grund, weshalb ihr jetzt verkaufen wollt. Ihr wollt nicht mehr arbeiten, sondern lieber das süße Leben genießen.«

»Unverschämtheit!«, schnaubte Werner von Bott. »Ich muss mir so etwas von dir nicht sagen lassen, Hermann. Unser Vater hat dich immer vorgezogen und verwöhnt, während er nie anerkannt hat, wie viel Arbeit ich in die Firma gesteckt habe. Ich werde nächstes Jahr sechzig. Darf ich da nicht auch einmal daran denken, etwas kürzerzutreten?«

»Sicher darfst du das, niemand hindert dich daran. Aber das kannst du auch, ohne dass wir die Firma verkaufen.«

»Das kann ich eben nicht!« Werner verlor erneut die Fassung, wieder wurde sein Gesicht rot vor Ärger, weil sein störrischer jüngerer Bruder sich ihm immer noch widersetzte. Es war offensichtlich, dass er mit so zähen Auseinandersetzungen nicht gerechnet hatte, und dies war nicht die Erste seit dem Tod des alten Albrecht von Bott. »Verdammt noch mal, jetzt sei doch kein solcher Sturkopf, Hermann, was hast du denn davon? Du bist ein Idiot, wenn du die Zeichen der Zeit nicht erkennst.«

Es war wohl das Wort ›Idiot‹, das Alexander dazu bewog, sich endlich in die Debatte einzumischen. Er war ein Jahr älter als sein Cousin Albert, mit dem ihn im Übrigen nicht mehr als der Name verband. Unterschiedlicher konnten zwei junge Männer nicht sein als diese beiden. Für Albert zählte vor allem, dass er genug Geld hatte, um sein Leben so zu leben, wie es ihm gefiel. Er trug nur maßgefertigte Kleidung, ging gerne gut und teuer essen, bewohnte ein großzügiges Penthaus, das von einem renommierten Designer eingerichtet worden war, und wenn er auf Reisen ging, dann nur an Orte, wo er sicher sein konnte, dass er unter seinesgleichen blieb. In der Firma arbeitete er nicht mehr als unbedingt notwendig, dennoch bezog er ein üppiges Gehalt.

Alexander hingegen liebte nicht nur die Firma, sondern auch seine Arbeit dort. Ihm waren Äußerlichkeiten nicht so wichtig. Zwar kleidete auch er sich gut, aber es machte ihm nichts aus, einen Anzug in einem Geschäft von der Stange zu kaufen, statt ihn anfertigen zu lassen. Er lebte in einer Drei-Zimmer-Wohnung, die er für sich allein vollkommen ausreichend fand und wenn er sich mit Freunden traf, kochte er gern für sie, das fand er schöner, als sich mit ihnen in einem Restaurant zu treffen. Er war größer als Albert, hatte dichte braune Haare und sehr dunkle Augen in einem klassisch geschnittenen Gesicht.

Frauen fühlten sich zu beiden hingezogen, doch während Albert sich jede Freiheit gönnte, blieb Alexander mehr oder weniger allein. Er war zwei- oder dreimal verliebt gewesen, aber das hatte nie lange gehalten, und wer ihn jetzt nach einer Freundin fragte, bekam zur Antwort, das sei derzeit kein Thema für ihn.

Er war ein ruhiger, zurückhaltender Typ, nicht so temperamentvoll und schillernd wie Albert. Jetzt jedoch war er so zornig, dass man es seiner Stimme anhören konnte. »Ihr solltet euch schämen«, stieß er hervor. »Opa ist kaum unter der Erde, da streitet ihr schon über das Erbe und beschimpft euch gegenseitig. Wieso können wir nicht in Ruhe darüber reden, wie es weitergehen soll?«

»Bravo!«, rief Werner ironisch. »Dein Sohn spricht mir aus der Seele, Hermann. Nimm Vernunft an, stimm dem Verkauf zu, und aller Streit hat ein Ende.«

Alexander wurde blass vor Zorn. »Das habe ich damit nicht sagen wollen«, erklärte er scharf. »Du weißt sehr gut, Onkel Werner, dass Opa die Firma sicher nicht hätte verkaufen wollen, auch wenn du jetzt alle möglichen Argumente vorbringst, die das Gegenteil beweisen sollen. Dabei geht es dir und Albert doch gar nicht um Opas Willen, also tut bitte auch nicht so, als ob. Papa und du, ihr seid die Erben, ihr beide entscheidet, ihr müsst euch einigen. Und ich finde, ihr solltet einen Weg finden, das ohne Geschrei und gegenseitige Beleidigungen zu tun. Es hängt viel von eurer Entscheidung ab, nicht nur für euch, auch für eure Angestellten, wozu ich auch mich zähle.«

Jetzt war es Albert, der »Bravo« sagte, mit ernster Stimme zwar, sein Blick jedoch war spöttisch. Schon immer hatte er seinen Cousin langweilig gefunden, Alex war so schrecklich gewissenhaft und anständig. Er selbst sah sich eher als Paradiesvogel, und nichts wäre ihm lieber gewesen, als in Zukunft buchstäblich im Geld zu schwimmen.

Das Unternehmen stellte exquisite Stoffe her, und noch florierte es. Aber schon jetzt merkten sie die wachsende Konkurrenz der Chinesen, auch die Inder drängten mit Macht auf den Weltmarkt. Albert war wie sein Vater der Ansicht, dass ein Verkauf für die Familie die beste Lösung war. Natürlich würden die vielen hundert Angestellten enttäuscht sein, manche würden keine neue Arbeit finden, aber musste sich darum die Familie Bott kümmern? Letzten Endes war jeder für sich selbst verantwortlich, fand Albert.

»Komm mir nicht so, Alex«, entgegnete Werner von Bott unwillig, während Hermann seinem Sohn einen dankbaren Blick zuwarf. Hermann hatte manchmal Probleme mit dem Magen, besonders wenn er sich aufregte, und das tat er jetzt. Werner und er waren nie ein Herz und eine Seele gewesen, aber so lange ihr Vater gelebt hatte, war das nicht so deutlich geworden. Jetzt jedoch schienen sie sich überhaupt nicht mehr einig werden zu können.

»Wir haben unsere Angestellten immer gut behandelt«, fuhr Werner fort, »aber niemand kann von uns verlangen, dass wir uns bis zu ihrem Lebensende für sie verantwortlich fühlen. Ich bin alt genug, um jetzt auch mal an mich zu denken.«

»Wir alle können gut leben«, wiederholte Alexander die Worte seines Vaters. Er sah, dass dieser leicht in sich zusammengesunken war, als hörte er gar nicht mehr richtig zu. Also war es jetzt wohl an ihm, Hermann von Botts Argumente vorzutragen, die er im Übrigen allesamt für richtig hielt. Was ihre Vorfahren aufgebaut hatten, durfte doch nicht aus reiner Geldgier verscherbelt werden, nur damit ein paar Mitglieder dieser Familie ein noch schöneres und luxuriöseres Leben führen konnten! »Und wir haben in meinen Augen die Verpflichtung, über den heutigen Tag hinaus zu denken. Wenn wir die Firma erhalten, dann erhalten wir etwas, das wir eines Tages unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln vermachen können, und darum geht es doch.«

»Mir nicht!«, platzte Albert heraus. »Meine Kinder bekommen eine gute Ausbildung, die können ihr Vermögen selbst verdienen. Davon abgesehen: Wir werden bei einem Verkauf alle so viel Geld bekommen, dass wir es bis zu unserem Lebensende unmöglich ausgeben können, also wird für die nachfolgenden Generationen genug übrig bleiben.«

Hermann von Bott schüttelte den Kopf. »Ich werde einem Verkauf niemals zustimmen«, sagte er mit fester Stimme.

»Dann verkaufe ich meine Hälfte«, erklärte Werner triumphierend, »und du kannst sehen, wie du dich mit fremden Leuten herumstreitest, die die Firma garantiert innerhalb weniger Jahre ruinieren. Such es dir aus!«

»Niemand wird dir eine halbe Firma abkaufen«, entgegnete Hermann, »weil nämlich jedem Käufer klar ist, dass er sich mit mir wird auseinandersetzen müssen.«

»Das werden wir ja sehen.« Werner stand auf, wobei er seinen Stuhl so wütend zurückstieß, dass er umfiel. Er ließ ihn liegen, sollten ihn andere wieder hinstellen! »Komm, Albert!«

Albert erhob sich langsamer, er hatte sichtlich noch etwas auf dem Herzen, und offenbar war ihm klar geworden, dass sein Vater und er mit Drohungen und Beschimpfungen ihr Ziel auf keinen Fall erreichen würden. Als sein Vater den Raum bereits verlassen hatte, sagte er mit leiser Stimme: »Bitte, denkt noch einmal darüber nach. Ihr könnt doch auch nicht wollen, dass die Familie auseinanderfällt wegen dieser Geschichte.«

Als auch er gegangen war, sagte Hermann bitter: »Was ist nur in sie gefahren, Alex? Geht es uns nicht allen so gut, dass wir uns jeden Tag darüber freuen müssten? Ich verstehe Werner nicht. Warum will er alles, was wir ja auch mit aufgebaut haben, einfach weggeben?«

Alexander antwortete nicht, denn eine einfache Antwort auf diese Frage gab es nicht. Sein Onkel Werner, dachte er, hatte sich immer benachteiligt gefühlt, weil er weniger attraktiv und weniger klug als sein jüngerer Bruder Hermann war. Zudem war Hermann der Liebling seines Vaters gewesen. Jetzt aber lebte Albrecht von Bott nicht mehr, und Werner sah endlich eine Möglichkeit, nicht nur ein immenses Vermögen zu erhalten, sondern auch seinen jüngeren Bruder erheblich unter Druck zu setzen.

Von diesen Überlegungen ließ Alexander nichts verlauten, das hätte nur zu weiteren fruchtlosen Debatten geführt. Wenn es ihnen nicht gelang, Werner zur Einsicht zu bringen, standen ihnen ausgesprochen harte Zeiten bevor. Er fragte sich, wie er selbst ohne seine Arbeit in der Firma leben würde. Er fuhr gerne nach Italien, wo sie mit vielen kleinen Betrieben zusammenarbeiteten, die genau wussten, welche Qualitätsansprüche die Botts hatten und die darauf eingestellt waren. Er liebte es auch, mit den Mitarbeitern die neuen Stoffdesigns auszusuchen. Seide, Kaschmir, Wolle, das war seine Welt, in der er sich auskannte und wohlfühlte. Würde die Firma verkauft, gäbe es für ihn nur zwei Möglichkeiten: Er konnte sich selbstständig machen oder sich in einem anderen Unternehmen anstellen lassen. Beide Möglichkeiten sagten ihm nicht besonders zu.

»Lass uns gehen«, sagte sein Vater mit müder Stimme.

Alexander stand auf und hielt sich erschrocken an der Tischkante fest. Da war er wieder, der Schwindel, der ihn seit einiger Zeit regelmäßig überfiel. Sekundenlang war ihm schwarz vor Augen, sein Herz fing an zu rasen, er fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Zum Glück war sein Vater bereits auf dem Weg zur Tür und bemerkte nichts von diesem kleinen Schwächeanfall. Als Alexander wieder klar sehen konnte, folgte er Hermann, obwohl sein Herz noch immer viel zu schnell schlug.

Er war froh, dass er sich entschieden hatte, am Wochenende nach Sternberg zu fahren, um seine Freunde dort zu besuchen und vor allem, um Abstand zu gewinnen von den Familienstreitigkeiten, die ihn zunehmend belasteten. Seinem Cousin Albert schienen die Spannungen nichts auszumachen, doch er selbst konnte damit nicht gut umgehen. Er brauchte ein harmonisches Umfeld, um sich wohlzufühlen, und von Harmonie konnte bei den Botts, sowohl privat als auch in der Firma, zurzeit keine Rede sein. Natürlich merkten das auch die Angestellten, schon mehrfach war er besorgt auf die Zukunft des Unternehmens angesprochen worden und natürlich immer ausgewichen. Was hätte er auch sagen sollen?

»Kommst du noch mit zu uns? Deine Mutter würde sich sehr freuen – und ich mich natürlich auch.«

Alexander blickte in die bittenden Augen seines Vaters und nickte, obwohl er eigentlich andere Pläne gehabt hatte.

*

»Was willst du damit sagen?«, fragte Marietta von Loedtke ihre Freundin Isabella von Itzenstein. »Ich dachte, du liebst Albert.«

»Das dachte ich eine Zeit lang auch, aber seit sein Großvater gestorben ist, wird er mir immer fremder.«

»Inwiefern?«