DU. MUSST. STERBEN. - Rita Hajak - E-Book

DU. MUSST. STERBEN. E-Book

Rita Hajak

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Beschreibung

Ein bestialischer Mord an einer Frau wirft Rätsel auf. Die infrage kommenden Personen, bei denen die Tote gearbeitet hatte, weisen ein Alibi vor. Einzelnen Verdächtigen kann nichts nachgewiesen werden. Als einige Tage später erneut eine Frau auf die gleiche Weise getötet wird, die eine Kollegin der ersten Toten war, ist Hauptkommissar Lauenberg mit seinem Team in höchster Alarmbereitschaft. Erst als eine weitere Frau verschwindet, können sie eine verdächtige Person ins Visier nehmen. Aber immer wieder verliert sich die Spur.

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Rita Hajak

DU. MUSST. STERBEN.

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Spruch

Impressum neobooks

Kapitel 1

Der Novembermorgen war, nach längeren warmen Tagen, kühl, wolkenverhangen und regnerisch. Die ideale Wetterlage, für eine trübsinnige Stimmung. Hauptkommissar Lauenberg, saß am Schreibtisch, starrte auf seinen Terminkalender und scharrte mit den Händen fahrig auf der Schreibtischplatte herum.

Seine Kollegin Silke Schneider blickte auf. »Woran liegt es, dass du so unruhig und schlecht gelaunt bist? Und dazu noch unrasiert«, stellte sie tadelnd fest. »Ist es wegen deiner Frau? Wie lange hat sie noch bis zur Geburt?«

Lauenberg seufzte. »Es kann jeden Tag so weit sein. Der errechnete Termin ist in sieben Tagen. Ich bin froh, wenn das Baby endlich da ist. Es geht ganz schön an die Nerven und schlafen kann ich auch nicht mehr. Meine Gedanken drehen sich um Eva und das Kind. Mich regt die Warterei auf.«

Silke ging zu ihm und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Du solltest dir keine Gedanken machen, Steffen. Bei deiner Frau ist alles in Ordnung.«

Verzweifelt hob er die Hände. »Sie ist nicht mehr die Jüngste.«

Silke winkte ab. »Ach was, viele Frauen haben mit fast vierzig entbunden und alles ist gutgegangen.«

»Das sagt sich leicht, wenn man es hinter sich hat«, stöhnte er.

Silke lachte. »Eva wird es auch bald hinter sich haben und du wirst sehen, wie gut sie alles gemeistert hat.«

Bevor Lauenberg antworten konnte, stürmte Gerd Schröder, Kommissar-Anwärter, jung, strebsam und immer in Aktion, ins Büro. »Ich muss euch leider stören. Es wurde eine Frauenleiche in Idstein, am Bahndamm, gefunden. In einer von Büschen umgebenen Parkbucht. Ein Mann hat sie entdeckt!«

Silke trank ihren Kaffee aus und stellte die Tasse geräuschvoll auf den Schreibtisch. »Steffen, es gibt Arbeit. Das bringt dich auf andere Gedanken.« Er schaute sie nicht gerade erfreut an. Sie nahm den Zettel mit den Notizen entgegen, den Gerd ihr reichte.

»Die Idsteiner Kollegen sind bereits vor Ort und haben abgesperrt. Die Spusi, Frau Dr. Eichhorn und der Staatsanwalt, sind verständigt«, bestätigte Gerd. »Polizeiobermeister Schrader, ließ durchblicken, dass es, sich um Mord handeln könnte, sofern es nicht ein wildes Tier gewesen war.«

»Wir werden es gleich wissen. Danke«, sagte Silke, griff nach ihrer Jacke und legte sich vorsorglich einen Schal um den Hals. Eine Erkältung wäre das Letzte, was sie gebrauchen könnte. In letzter Zeit kam sie bei jeder Gelegenheit ins Schwitzen.

Lauenberg zog seine Lederjacke über. Auf dem Weg zum Wagen fragte er: »Wo genau in Idstein?«

»Am Bahndamm, in der Nähe vom Bahnhof.«

Er schüttelte erstaunt den Kopf. »Was macht man am Bahndamm?«

»Steffen, so heißt die Straße unterhalb der Bahngleise. Von da aus kommt man in den Ritzbachpark. Da gibt es einen Rundweg und Seitenwege, ideal für Jogger und zum Spazierengehen.

Er rollte mit den Augen und blickte in den Himmel. »Jetzt wohne ich bereits über drei Jahre in Idstein, aber diesen Park kannte ich bislang nicht. Da muss ich unbedingt mal joggen.«

Silke lachte. »Das solltest du. Vom Bahnhof aus, auf der rechten Seite, gibt es eine Parkbucht. Dort soll die Leiche liegen.«

Als sie ankamen, fuhr Andreas Hauser, Leiter der Spurensicherung, mit seinem Team vor. Ein Beamter öffnete die Absperrung, damit sie auf den Parkplatz fahren konnten. Sie grüßten sich und traten gemeinsam zum Tatort. Polizeiobermeister Schrader, vom Idsteiner Polizeirevier, hob theatralisch die Hände und rief dem ankommenden Team entgegen: »Macht euch auf etwas gefasst.«

Silke boxte Lauenberg in die Seite. »Mir schwant Böses«, flüsterte sie. Als sie bei der Leiche angekommen waren, trauten sie ihren Augen nicht. Sie lag in den Büschen, ihr Gesicht eine blutige Masse, von dem nichts mehr zu erkennen war. Außerdem war im Bauchbereich alles voller Blut. Nur ihre langen blonden Haare gaben Hinweis darauf, dass es eine Frau war.

Andreas Hauser blickte sich um. »Hier steht nur ein Fahrzeug, das könnte der Toten gehören.«

»Gibt es Zeugen?«, fragte Lauenberg, den Polizeiobermeister.

Der nickte eifrig. »Ein Mann, der mit seinem Hund unterwegs war. Verdeckt von den Hecken konnte er die Tote nicht gleich sehen, es war noch nicht hell genug. Erst als der Hund angeschlagen hatte und an der Leine zog, war er ihm gefolgt und entdeckte die Tote. Völlig verstört, hatte er im Revier angerufen und gestottert, er hätte eine Leiche gefunden, vermutlich eine Frau.« Der Polizeibeamte übergab Lauenberg einen Zettel mit den Daten des Mannes, der bereits nach Hause gegangen war, weil sein Hund ständig gebellt hatte.

»Vielen Dank, Herr Schrader, wir brauchen Sie hier nicht mehr. Sie haben gute Vorarbeit geleistet, Respekt«, lobte Lauenberg. Erfreut über das Lob, entsandte der Polizeiobermeister seine Leute zum Abzug.

Frau Dr. Eichhorn, kam herangeeilt. »Ging nicht schneller. Aus Wiesbaden herauszukommen, ist die Hölle. Der Verkehr nimmt ständig zu.«

»Erschrecken Sie nicht!«, rief ihr Silke entgegen, als sie dem Tatort näher kam. Die Ärztin widmete ihre Aufmerksamkeit augenblicklich der Toten, blickte dann kurz auf und nickte bestürzt.

Silke wandte sich nach einem wiederholten Blick ab. »Jung, sicher auch hübsch gewesen. Sie trägt Sportkleidung und wird vermutlich drüben im Park gejoggt sein oder war gar nicht erst dazu gekommen«, flüsterte sie ihrem Kollegen zu. »Ein schreckliches Unglück.«

»Ein schrecklicher Mord trifft es wohl eher«, sagte Lauenberg.

Andreas Hauser reichte ihm den Ausweis der Toten, der in ihrem Blouson gesteckt hatte. Lauenberg richtete seinen Blick darauf. »Angela Habermann, 1994 geboren, wohnhaft in Idstein, Schöne Aussicht. Tolle Gegend«, stellte er fest.

»An Geld mangelt es sicher nicht. Ich glaube, das könnte die Frau von dem Orthopäden Habermann sein«, sagte Silke. »Ich war da mal mit Sara, als sie ein Knieproblem gehabt hatte. Allerdings müsste der Arzt fast zwanzig Jahre älter sein als die Tote, wenn ich mich recht erinnere.«

»Das wissen wir, wenn wir dort waren. Frau Doktor, wie sieht es aus?« Lauenberg schaute sie fragend an.

»Ungeduldig wie immer. Geben Sie mir noch zwei Minuten«, sagte die Rechtsmedizinerin.

Er blickte Silke an und strich sich mit den Fingern der rechten Hand durch die hellbraunen Haare. »Welche Symptome hatte der Arzt bei deiner Tochter entdeckt?«

»Wachstumsstörung. Alles wieder in Ordnung. Ist schon drei Jahre her«, entgegnete sie.

Die Ärztin winkte sie heran. »Die Tote ist mit zwei Messerstichen getötet worden. Einer in den linken Rippenbogen, der andere in den Bauch, hat wohl die Milz getroffen. Die Stiche müssen nicht zwangsläufig sofort tödlich gewesen sein. Allerdings wurde ihr noch das Gesicht zerschnitten. Sie ist verblutet und das ziemlich schnell.«

»Wie makaber ist das denn?« Silke schüttelte angewidert den Kopf. »Manchmal denke ich, ich habe den falschen Beruf gewählt.«

»Da stimme ich zu, Silke. Warum macht man so was?« Lauenberg war ebenfalls schockiert.

»Das ist Ihre Aufgabe, herauszufinden wieso, warum, weshalb«, entgegnete die Ärztin.

»Können Sie uns den Zeitpunkt des Todes verraten?«

Dr. Eichhorn wiegte den Kopf. »Vor etwa ein bis zwei Stunden.«

Lauenberg nickte und schaute auf die Uhr. »Also heute Morgen zwischen halb acht und halb neun. Was ist mit Krausbeck? Warum ist er nicht hier?«

»Der Herr Staatsanwalt hatte wieder mal einen dringenden Termin. Wir sollen entscheiden, ob eine Obduktion vonnöten ist.« Sie blickte Lauenberg und Silke wartend an.

»Was denken Sie, Frau Doktor?«, fragte Silke.

Dr. Eichhorn warf erneut einen Blick auf die Tote. »Ich würde sagen, auf jeden Fall. Das war ein kaltblütiger, vorsätzlicher Mord. Davon können wir ausgehen.«

Lauenberg nickte zustimmend.

»In Ordnung«, entgegnete die Ärztin, »ich lasse sie abholen und in die Rechtsmedizin bringen.«

»Wir fahren in die Schöne Aussicht, zuvor fragen wir Andreas, ob er Neuigkeiten für uns hat«, bestimmte der Kommissar und wandte sich an den Leiter der Spusi.

»Außer den Fußabdrücken, vermutlich von der Toten und dem Täter, gibt es noch andere. Das ist kein Wunder«, erklärte Andreas Hauser. »Das ist ein Parkplatz oder besser gesagt ein Haltepunkt. Da kommen ständig andere Fahrzeuge und Personen, die möglicherweise gegenüber im Park einen Spaziergang machen wollen. Wir haben unweit von der Toten Blutspuren sichergestellt und einen Kaugummi. Die Tatwaffe haben wir nicht gefunden. Eine Halter-Abfrage hat ergeben, dass der Wagen Angela Habermann gehört. Wir müssen noch einige Spuren sichern, bevor wir abziehen. Das Fahrzeug lassen wir abholen und in die KTU bringen.«

»Gut. Wir sehen uns in Wiesbaden«, sagte Lauenberg. Er schaute Silke an. »Und wir fahren zu der angegebenen Adresse der Toten.«

Sie spürte die Ungeduld ihres Kollegen und erwiderte: »Einverstanden.« Rasch stieg sie in den Wagen, in dem er bereits hinter dem Steuer Platz genommen hatte.

In der Wohnsiedlung angekommen, pfiff Lauenberg durch die Zähne. »Nicht schlecht.« Sekunden später hielten sie vor einem Wohnhaus mit zart gelbem Anstrich und gepflegtem Vorgarten. Silke klingelte am Tor, das sich nicht öffnen ließ. Der Summer ertönte und sie traten ein. In der Haustür stand eine Frau um die sechzig, mit ergrauten, kurz geschnittenen Haaren, schwarzem Kleid und einer weißen Schürze. »Ja bitte! Was kann ich für Sie tun?«

»Wir möchten gerne mit Herrn Habermann sprechen.«

»Der Herr Doktor befindet sich in der Praxis. Worum handelt es sich?«

»Wer sind Sie?«, fragte Silke.

»Ich bin die Haushälterin, Anna Bach.«

»Wir fahren in die Praxis«, bestimmte Lauenberg. »Geben Sie uns bitte die Adresse.«

»Ist etwas geschehen? Mit der gnädigen Frau?«

»Wie kommen Sie darauf?«

»Weil sie längst zurück sein müsste.«

»Wir sprechen erst mit dem Ehemann, Frau Bach. Nur so viel: Frau Habermann ist tot.«

Die Frau schlug die Hand vor den Mund. »Du meine Güte, ich fasse es nicht.« Sie reichte Lauenberg ein Kärtchen mit der Anschrift der Praxis.

Der Praxiseingang war verschlossen. Sie klingelten. Es dauerte, bis die Tür unsanft geöffnet wurde. »Die Sprechstunde ist beendet.« Ein Mann stand an der Tür, groß, schlank, dunkelhaarig, mit leicht ergrauten Schläfen.

»Sind Sie Dr. Habermann?«

»Wer will das wissen?«

»Nicht so unfreundlich, Herr Doktor.« Lauenberg hielt ihm seinen Dienstausweis unter die Nase.

»Entschuldigen Sie. Kommen Sie herein. Worum geht es? Ich habe wenig Zeit, bin mit meiner Frau zum Essen verabredet. Mittwochs schließe ich die Praxis um elf Uhr.«

Lauenberg schaute auf seine Armbanduhr. »Sie sind super pünktlich. Es ist gerade mal eine Minute nach elf«, stellte er fest.

»Es waren nur wenige Patienten anwesend«, erwiderte der Arzt und deutete auf die Stühle vor seinem Schreibtisch, bevor er selbst Platz nahm. »Was kann ich für Sie tun?«

Silke atmete durch. »Aus Ihrer Verabredung wird nichts werden.«

Dr. Habermann zog die Augenbrauen in die Höhe und schaute die Kommissarin erstaunt an. »Was soll das heißen?«

»Wir bedauern zutiefst, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Frau tot aufgefunden wurde.«

Der Mann sprang vom Stuhl hoch und stützte sich mit den Händen an der Schreibtischplatte ab. »Sie meinen das nicht im Ernst?« Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.

»Glauben Sie, wir machen mit solch ernsthaften Aussagen Scherze«, entgegnete Lauenberg und stand ebenfalls auf.

»Wieso ist sie tot? Hatte sie einen Unfall?«

»Sie wurde ermordet«, sagte Silke vorsichtig.

Der Arzt presste seine Hände gegeneinander und stöhnte: »Was sagen Sie da? Wie wurde sie getötet und wo?«

»Am Bahndamm, gegenüber vom Park. Sie ist erstochen worden. Unser herzliches Beileid.«

»Wie tragisch«, schluchzte er. »Sie war zum Joggen unterwegs. Kann ich sie sehen?«

Silke erhob sich. »Wir müssen warten, bis sie von der Staatsanwaltschaft freigegeben wird. Aber ich denke, es wäre keine gute Idee. Sie sollten Ihre Frau so in Erinnerung behalten, wie sie vor ihrem Tod ausgesehen hatte.«

»Was schwingen Sie da für Reden, das ist doch meine Sache«, entgegnete der Arzt ungehalten.

»Wir müssen Ihnen noch etwas mitteilen, Herr Doktor.«

Ängstlich blickte er auf. »Und das wäre?«

»Ihrer Frau wurde zusätzlich das Gesicht zerschnitten und somit nicht zu identifizieren.«

»Oh, mein Gott, wer ist zu solch einer grauslichen Tat fähig?« Tränen standen in seinen Augen. Er beherrschte sich.

»Überlegen Sie, was könnte der Grund sein? Ist etwas Ungewöhnliches vorgefallen? Oder wurden hier in der Praxis, Bemerkungen gemacht? Mit welchen Leuten hatte Ihre Frau Umgang?«

Dr. Habermann schüttelte den Kopf. »Mir ist nichts aufgefallen, außer, dass sie bei Wind und Wetter, morgens das Haus verlassen hatte, um zu joggen. Im Allgemeinen frühstückten wir gemeinsam, aber seit einigen Wochen ließ sie es ausfallen. Oder sie hatte einen Termin.«

»Termin? Welcher Art?«, fragte Silke.

Er zuckte mit den Schultern. »Das, was Frauen eben machen. Friseur, Kosmetik, Freundin treffen. Keine Ahnung. Haben Sie ihren Wagen gefunden?«

»Der wurde in die KTU gebracht. Er war auf dem Platz abgestellt, wo ihre Frau gefunden wurde.«

Habermann legte sein Gesicht in die Hände und sog die Luft ein. »Fragen Sie Frau Bach, sie weiß meist mehr als ich.«

»Wir benötigen einen Kamm oder eine Bürste, damit wir die DNA Ihrer Frau abklären können?«, sagte Lauenberg.

Der Mann nickte. »Ich gebe meiner Haushälterin telefonisch Bescheid.«

»Danke, das war es fürs Erste. Mir melden uns wieder, sobald wir mehr wissen oder wir noch Fragen haben«, sagte Lauenberg und verabschiedete sich. Silke nickte dem Mann verständnisvoll zu, dessen Gesicht weiß war wie ein Laken.

»Glaubst du ihm?« Lauenberg, schaute Silke fragend an.

»Du nicht? Meinst du, er weiß mehr, als er sagt? Den Eindruck hatte ich nicht«, erwiderte sie.

»Das ist wieder solch ein Fall, bei dem keiner, was weiß und alle unschuldig sind«, brummte er.

»Beruhige dich, Steffen, wir stehen erst am Anfang. Wir finden den Täter, wie immer. Ganz bestimmt.«

Er hob beide Hände. Diese Geste machte er, wenn er sich hilflos fühlte.

»Wir werden morgen mit dem Doktor noch einmal reden und erfragen, was er und seine Frau, in den vergangenen Wochen, unternommen hatten, mit welchen Leuten sie verkehrten und so weiter«, bestimmte Silke. »Lassen wir ihm die Zeit zum Nachdenken.«

Lauenberg nickte. »Machen wir.«

»Zuvor sollten wir uns die Hausdame nochmals vornehmen, da kann sie uns gleich einen Gegenstand der Toten mitgeben«, sagte Silke.

»Gute Idee!« Lauenberg nahm das Handy aus der Tasche. »Kam da nicht eine Nachricht?« Er wirkte verstört.

Silke legte die Hand auf seinen Arm. »Bleib locker, Steffen. Wenn das Baby da ist, wirst du sofort angerufen. Das hast du doch mit der Hebamme vereinbart. Alles ist gut.«

Frau Bach war nicht begeistert, als sie die Kommissare vor der Tür stehen sah. »Haben Sie den Herrn Doktor nicht erreicht? Bei mir sind Sie an der falschen Adresse. Ich weiß nichts.«

»Dr. Habermann ist anderer Meinung. Nur ein paar Fragen«, sagte Silke behutsam.

»Kommen Sie herein«, entgegnete die Frau mürrisch.

Nachdem sie den Kommissaren Platz angeboten hatte, fragte sie: »Kaffee?«

»Nein, danke«, erwiderte Silke, obwohl sie ahnte, dass ihr Kollege gerne einen getrunken hätte.

»Was wollen Sie wissen?« Frau Bach strich nervös mit den Händen ihre Schürze glatt.

Lauenberg zog die linke Augenbraue hoch. »Sagen Sie uns, wer hier ein und aus geht? Bekannte, Freunde, Kollegen. Hatte Frau Habermann eine Freundin?«

Die Frau räusperte sich. »Ein und aus geht hier niemand. Selten kam Besuch und wenn, dann war es ein Geschäftsessen unter Ärzten. Ob Frau Habermann eine Freundin hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich weiß, dass sie regelmäßig alle drei Wochen zur Kosmetikerin gegangen war.«

»Bitte den Namen.« Lauenberg schnaufte vor Ungeduld.

»Kosmetikinstitut Mühlenberg. Moment, ich habe ein Kärtchen. Liegt in der Küche.«

Silke hielt sie zurück. »Hat Dr. Habermann nicht mit Ihnen telefoniert?«

»Ich höre das Handy nicht immer. Ich schau’ nach.« Frau Bach verließ den Wohnraum. Währenddessen schaute sich Silke um. »Alles ordentlich, elegant und steril. Ob das der Toten gefallen hatte?«, flüsterte sie Lauenberg zu. Er konnte nicht antworten, denn Frau Bach kehrte zurück. »Bitte sehr, das Kärtchen und einen Kamm von Angela«, schluchzte sie. »Der Herr Doktor hatte mir eine SMS geschickt. Vermutlich, weil ich das Telefon überhört hatte.«

Silke ließ den Kamm in einem Plastiktütchen verschwinden. »Danke. Wir würden gerne das Zimmer von Frau Habermann sehen? Vielleicht finden wir einen Hinweis auf den Täter.«

»Ich weiß nicht, ob ich das erlauben darf?« Frau Bach knetete ihre Finger.

»Dann kommen wir später mit einem Beschluss wieder.«

»Also gut, kommen Sie.« Die Frau führte die Kommissare in das erste Stockwerk und deutete auf eine Tür.

»Danke, wir kommen zurecht«, sagte Silke. Das Zimmer war stilvoll eingerichtet. Ein breites Bett mit Baldachin. Schränke und Schreibtisch sowie einige kostbare Figuren, die in einem Regal aufgereiht waren. Silke empfand es als gemütlich. Bücher lagen teilweise aufgestapelt auf dem Tisch. Sonst konnten sie nichts Verdächtiges oder Brauchbares entdecken. Ein Foto von einer schönen Frau lag auf einem Buch. Minuten später verließen sie das Zimmer. »Ist das Frau Habermann?« Silke hielt das Bild hoch.

Frau Bach nickte.

»Wir leihen es uns aus. Vielen Dank, betonte Lauenberg freundlich. »Könnten Sie uns noch verraten, ob Frau Habermann immer mit ihrem Fahrzeug wegfuhr, wenn sie joggen wollte?«

»Das kann ich bestätigen. Ich glaube, sie hatte einmal erwähnt, dass sie es beim Restaurant Cortina oder in der Nähe des Parks abstellt.«

»Das war es vorerst«, sagte Lauenberg. »Richten Sie Herrn Dr. Habermann aus, dass wir ihn morgen gegen Mittag in der Praxis aufsuchen.«

»Einen Moment noch!« Frau Bach hielt sie zurück. »Wie, ich meine, wie ist die gnädige Frau getötet worden?«

»Sie wurde erstochen«, sagte Lauenberg. »Alles andere besprechen Sie mit dem Hausherrn.«

»Oh.« Sie schüttelte betroffen den Kopf.

»Auf Wiedersehen!«, sagte Silke.

Lauenberg war bereits vorausgegangen.

»Du hast es aber eilig, was ist los, Steffen?«

»Langes Getöse ist nicht mein Ding, das weißt du doch. Von dieser Frau erfahren wir nichts. Wenn sie, etwas weiß, behält sie es für sich«, versicherte Lauenberg. »Vielleicht hatte sie einen Liebhaber?«

»Wer? Frau Bach?«

Lauenberg verdrehte die Augen und lachte. »Unser Mordopfer.«

Silke zuckte mit den Schultern. »Möglich. Sofern man den Altersunterschied bedenkt. Lass uns nach Niedernhausen fahren, zu dieser Kosmetikerin.« Sie hielt die Hand auf und Lauenberg legte den Autoschlüssel hinein.