Katrins Entscheidung - Rita Hajak - E-Book
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Katrins Entscheidung E-Book

Rita Hajak

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Beschreibung

Der Vater besteht darauf, dass Katrin einen von ihm ausgewählten Mann heiratet, um seine Firma zu sanieren. Die junge Frau weigert sich und flüchtet auf die Insel Fehmarn in das Haus, das ihre verstorbene Mutter ihr vererbt hatte. Sie möchte endlich ihren eigenen Weg gehen. Doch dann erleidet ihr Vater einen Herzinfarkt und seine zweite Frau bittet sie zurückzukommen, da sie sich mit firmeninternen Angelegenheiten nicht auskennt. Katrin, die in der Firma ihres Vaters alle Abteilungen durchlaufen hat, verspricht, vorübergehend auszuhelfen. Dann überstürzen sich die Ereignisse. Drei Männer treten in ihr Leben, die sie angeblich lieben.

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Seitenzahl: 252

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Rita Hajak

Katrins Entscheidung

Liebe und was sonst noch zählt

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Zitat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Epilog

Impressum neobooks

Zitat

„Freundschaft ist Liebe mit Verstand.“

(Deutsches Sprichwort)

Kapitel 1

Katrin saß, wie jeden Morgen, mit ihrem Vater beim Frühstück und besprach mit ihm firmeninterne Angelegenheiten. Vor acht Jahren hatte sie die Buchhaltung übernommen, war dort die alleinige Herrscherin. Plötzlich stockte ihr Vater und sagte: »Es gibt noch ein anderes Thema.«

   »Um was geht es?« Während er sprach, wurden ihre Augen immer größer. Als er geendet hatte, blickte Katrin ihn ungläubig an. »Das ist nicht dein Ernst?«

   »Mein voller Ernst.« In seinem markanten Gesicht zuckte kein einziger Muskel.

Sie fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und versuchte ihm ihre Argumente darzulegen, warum sie seinem Wunsch oder besser gesagt, seinem Befehl, nicht nachkommen werde. Ihr Vater schüttelte nur den Kopf und sagte mit kalter Stimme: »Egal, welche Gründe du hervorbringst, es bleibt dabei.« Er brachte noch einige fadenscheinige Erklärungen hervor, denen Katrin keine Beachtung mehr schenkte. Sie stand auf und eilte wutentbrannt hinauf in ihr Zimmer. Geräuschvoll warf sie die Tür ins Schloss und drehte den Schlüssel herum. Ihr zierlicher Körper zitterte und Tränen traten ihr in die Augen. Verzweifelt und wütend zugleich, stampfte sie mit dem Fuß auf den, mit Teppich belegten, Boden. Die bunten Blümchen auf der zartgrünen Tapete, wirkten plötzlich, wie verwelkt. Sie versuchte sich zu beruhigen, indem sie ans Fenster trat und hinaussah. Die Bäume, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, waren alleeartig angeordnet und warfen die bunten rotbraunen und gelben Blätter allmählich ab. Für Anfang Oktober war es recht mild. Aber das interessierte sie wenig. In ihrem Inneren tobte ein Vulkan. Wie kann Vater solchen Irrsinn von mir verlangen?, hämmerte es in ihrem Kopf. Wenn Mutter noch leben würde, hätte er nicht gewagt, solche Forderungen zu stellen. »Das werde ich nicht hinnehmen«, sagte sie laut und holte einen Koffer von ihrem Schrank herunter. Darin befand sich noch ein zweiter. Als sie begann, Kleidung und Wäsche planlos darin zu verstauen, klopfte es an die Tür.

   »Wer ist da?«, fragte sie unwirsch.

   »Ich bin es, Linda.«

   »Lass mich in Ruhe.«

   »Bitte, mach auf.«

   Seufzend öffnete Katrin die Tür. »Was gibt es, Linda, ich habe keine Zeit.«

   Die Frau ihres Vaters, die er ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter geheiratet hatte, schaute erstaunt in ihr verweintes Gesicht. »Du packst? Willst du verreisen?«

   »Tue nicht so scheinheilig, du weißt genau, warum ich fortgehe.« Sie blickte ihre Stiefmutter, die etwas größer war als sie, feindselig an. Wie immer, war sie akkurat gekleidet und gestylt. Sie konnte sich nicht erinnern, sie jemals anders gesehen zu haben. Ihre rotblonden, halblangen Haare waren der Blickfang ihrer schlanken Gestalt. Das war auch das Erste, was ihrem Vater an ihr aufgefallen war, wie er einmal erwähnt hatte. Katrins Mutter hatte wenig mit Linda gemein gehabt. Ihre Schönheit kam eher von innen. Sie war dennoch eine hübsche Frau, mit einer besonderen Ausstrahlung gewesen.

   »Wenn du die Absicht deines Vaters meinst, dich zu verkuppeln, bin ich auf deiner Seite. Du kennst diesen Simon kaum und sollst die Ehe mit ihm eingehen? Keine angenehme Vorstellung. Aber meinst du, wenn du flüchtest, wird dir das helfen? Du solltest mit deinem Vater noch einmal reden und ihm erklären, warum du den jungen Mann nicht heiraten willst.«

   »Nichts mehr, werde ich tun. Hast du mit Vater bisher nicht gesprochen?«

   Linda schüttelte den Kopf. »Ich bin eben erst von einem Arzttermin zurückgekommen.«

   »Vor wenigen Minuten habe ich ihm meine Gründe dargelegt und gesagt, dass ich seinen Wunsch nicht erfüllen kann. Daraufhin fauchte er mich an, ich hätte keine Ahnung. Simon sei der Einzige, mit dem er seine Firma erweitern könne. Ich würde ihn heiraten und damit basta. Meine Gründe haben ihn nicht interessiert. Ich habe das alles so satt.« Katrin weinte. »Er behandelt mich wie ein Möbelstück, das man hin und her schieben kann. Jahrelang habe ich die Buchhaltung geleitet, aber von einer Mitinhaberschaft hatte er nie geredet. Vater hatte immer nur von einem männlichen Erben gefaselt. Mich behandelte er zweitrangig. Er hat sich zu seinem Nachteil verändert.«

   »Das tut mir leid, Katrin. Gerald kann stur sein. Mir hat er verboten, mich in diese Familienangelegenheit einzumischen.«

   »Ich weiß, seit Mutters Tod ist er ein anderer. Obwohl, auch Mama hatte er immer beherrschen wollen. Aber sie war raffiniert genug gewesen, ihn umzustimmen, wenn es sein musste.«

   Linda ging auf dieses Thema nicht ein. »Wo willst du hin?«

   »Ich fahre nach Fehmarn, in das kleine Haus, das ich von meiner Mutter geerbt habe. Oft hatten wir unseren Urlaub dort verbracht. Vater war selten dabei. Er erfand immer Ausreden, nicht mitfahren zu müssen. Aber wenn er uns begleitet hatte, war es ein toller Urlaub. Bei seinen verrückten Ideen kam nie Langweile auf.« Für einen kleinen Moment erschien ein Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht.

   »So kenne ich ihn leider nicht«, sagte Linda bedauernd. »Schön, dass du ein eigenes Häuschen besitzt. Dennoch würde ich dich gern umstimmen, aber du hast dich bereits entschieden. Stimmt’s?«

   »So ist es. Lass mich weiter packen. Ich möchte schnellstens verschwinden, habe gut drei Stunden Fahrt vor mir.«

   Linda nickte. »Komm, lass dich drücken. Ich wünsche dir alles Gute. Wenn du Hilfe benötigst, rufe mich an. Ich bin für dich da.«

   »Danke Linda. Ich hoffe nicht, dass es so weit kommen wird.«

Sie ist ganz in Ordnung, aber, ob ich ihr trauen kann, sei dahin gestellt, dachte Katrin, als Linda gegangen war.

Katrin legte das letzte Wäschestück in den Koffer und klappte die Schlösser zu. Sie schaute sich noch einmal in ihrem Zimmer um, strich liebevoll über einige Möbelstücke, griff nach ihrem Teddy aus Kindertagen, und verließ das Haus mit gemischten Gefühlen. Als die Tür ins Schloss gefallen war, wusste sie, es war endgültig. Von ihrem Vater hatte sie sich nicht verabschiedet, lediglich eine kurze Notiz auf den Esstisch gelegt, auf der stand: ›Ich mache längeren Urlaub‹.

Sie verstaute die Koffer in ihrem Wagen und warf, bevor sie losfuhr, einen kurzen Blick auf das aus weißem Sandstein gebaute Haus, mit dem wunderschönen Garten. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, was hervorragend zu ihrer Stimmung passte. Im Vorbeifahren saugte sie die Umgebung in sich auf und war sich nicht im Klaren darüber, ob sie richtig entschieden hatte. Katrin nahm Haltung an. »Nur nicht wehleidig werden. Ich muss endlich auf eigenen Füßen stehen«, sprach sie sich Mut zu.

Sie fuhr durch Hildesheim auf die Autobahn, in Richtung Hamburg. Dort wollte sie eine kurze Pause einlegen und dann weiter nach Fehmarn fahren. Im Radio trällerten alte Hits. Sie drehte die Lautstärke hoch, um nicht nachdenken zu müssen.

Mit jedem Meter, den sie hinter sich ließ, atmete sie auf. Die geplante Pause verwarf sie. Regen und starker Wind, hielten sie davon ab.

  »Linda!«, schrie Gerald Bachmeier durch den Hausflur und nahm schwungvoll die Treppe nach oben.

   »Warum schreist du so?« Linda war aus ihrem Zimmer getreten.

   Gerald hielt ihr den Zettel vors Gesicht. »Was soll das? Ist meine Tochter nun völlig verrückt geworden? Wusstest du das?« Wütend schaute er seine Frau an.

  »Ich habe versucht, sie davon abzubringen, aber sie blieb stur. Genau wie du.«

   »Warum wie ich?« Erstaunt, als wüsste er nicht, wovon sie redete, blickte er sie an.

   »Ach, Gerald, du hättest das nicht von ihr verlangen dürfen. Wir leben nicht im Mittelalter. Sie ist wohl in der Lage sich selbst einen Mann zu suchen, den sie auch liebt.«

   »Linda, davon verstehst du nichts. Katrin macht ihre Arbeit in der Firma sehr ordentlich, aber sonst träumt sie herum. Sie weiß doch gar nicht, was sie will. Da musste ich nachhelfen.«

   »Das hast du davon. Sie ist erstmal weg.«

   »Das werden wir noch sehen. Sie wird schneller wieder hier sein, als du denkst. Entschuldige, Linda, mit dir wollte ich keinen Streit.«

   »Wir streiten doch nicht. Du hast deine Meinung gesagt, ich die meine.«

   Er hob die Hände an den Kopf. »Frauen! Ich fahre in die Firma.«

  Aus der Ferne tauchte die Sundbrücke auf und Katrins Stimmung besserte sich zusehends. Sobald sie die Brücke überfahren hatte und auf der Insel angekommen war, verzogen sich die Wolken und die Sonne trat hervor. Nicht umsonst nannte man Fehmarn ›die Sonneninsel‹. Sie drosselte die Geschwindigkeit und sah sich um. Sie liebte die Atmosphäre der Insel, die Wolken, den Wind und das blaue Wasser, auf dem nur noch wenige Segelschiffe zu sehen waren. Hier konnte man sich wunderbar erholen. Katrin erschrak, als ihr Handy Beethovens Neunte dudelte. Mit einem kurzen Blick darauf erkannte sie, dass es ihr Vater war. Entschlossen drückte sie das Gespräch weg, aber ganz wohl war ihr dabei nicht. Sie hielt rechts an und stellte in ihrem Handy einen Klingelton ein, da sie die Melodie als unpassend empfand.

Katrin war in der kleinen Ortschaft angekommen, fuhr am Dorfteich vorbei, und bog in eine Sackgasse ein. Kurz darauf stand sie vor dem Haus, mit den roten Klinkern und den weiß gerahmten Fenstern, das einsam in der Straße stand. Ihr Herz hüpfte vor Freude. Sie dachte an ihre Mama, die sie gern bei sich gehabt hätte. Hier hatten sie gemeinsam eine wunderschöne Zeit verbracht. Den Wagen parkte sie vor der Garage, nahm die Koffer und ging die drei Stufen hoch zur Haustür. Von hier aus sah sie, dass der kleine Garten verwildert aussah. Seit dem Tod ihrer Mutter war sie nicht mehr auf der Insel gewesen. Sie seufzte und schloss die Tür auf. Ein modriger Geruch kam ihr entgegen. Rasch trat sie ein, stellte das Gepäck ab und öffnete alle Fenster, um gründlich durchzulüften. Die Möbel waren mit einer Staubschicht bedeckt, die Couch und die Sessel zum Schutz mit Leinentüchern verhüllt. Das bedeutet Arbeit, dachte sie, faltete die Tücher zusammen und legte sie in die Wäschekammer. Sie schaute in den Kühlschrank. Hier herrschte verständlicherweise gähnende Leere. Im Sicherungskasten drückte sie alle Sicherungen ein und schaltete den Kühlschrank an. Danach schloss sie die Fenster, zog eine dünne Jacke über und schnappte sich den Einkaufskorb, der in der kleinen Kammer im Flur stand. Sie wollte in dem größeren Supermarkt, den es im Ort gab, ein paar Sachen kaufen, um für die nächsten Tage versorgt zu sein.

Katrin staunte. Einiges hatte sich in den vergangenen Jahren verändert. Der Fußweg zum Supermarkt war verbreitert und mit Steinplatten belegt worden. Auch den Markt hatte man vergrößert und modernisiert. Sie fühlte sich dennoch gleich heimisch. Es war nicht viel los im Laden. An der Kasse erkannte sie Rainer, der wie früher, wenn er nichts zu tun hatte, ein Liedchen pfiff. Er hatte immer noch das blonde kurz geschnittene Haar mit einer roten Strähne in der Mitte des Kopfes. »Hallo Rainer, das Pfeifen hast du nicht verlernt.«

   Er schaute zu ihr herüber, schien zu überlegen, dann sprang er auf und lief zu ihr hin. »Ich glaube es nicht. Katrin, wie schön, dass du wieder einmal hier bist. Wie geht es dir und deiner Mama?«

   »Soweit alles gut. Ich bin allein hier, meine Mutter lebt leider nicht mehr.«

   »Das tut mir leid.« Rainer blickte sie ehrlich betrübt an. »Ich bin inzwischen geschieden.«

   »Oh, und deine Tochter? Wie alt ist sie?«

   »Sieben. Sie wurde dieses Jahr eingeschult und lebt bei mir. Darüber bin ich sehr glücklich.«

   »Das freut mich für dich. Aber eine Scheidung hinterlässt Spuren.«

   Er seufzte. »Wem sagst du das?«

   »Ich benötige ein paar Sachen.« Katrin schob ihren Wagen zum nächsten Regal, um einem weiteren Wortwechsel zu entgehen.

   »Man sieht sich«, sagte der junge Mann und eilte zur Kasse, an der sich einige Kunden eingefunden hatten. Katrin war froh, ihm entkommen zu sein. Er redete zu viel, was sie im Moment nicht gebrauchen konnte. Ansonsten war er ein netter junger Mann, mit dem sie sich immer gern unterhalten hatte.

Im Nu war der Wagen mit den notwendigsten Lebensmitteln gefüllt. Auch einen Strauß Blumen legte sie hinein. Sie wollte schnellstens durch die Kasse.

   »Wie lange bleibst du?«, fragte Rainer.

   »Mal schauen, ich habe längeren Urlaub.«

Endlich hatte sie bezahlt und stob davon. Der Einkaufskorb war schwerer, als sie dachte. Sie wechselte ihn von einer Hand zur anderen und war froh, als sie wieder zu Hause war.

   Sie schloss die Tür auf. In diesem Moment rief jemand »Hallo?«

Katrin drehte sich um und benötigte zwei, drei Sekunden, bis sie Frau Kröger, die winkend näher kam, erkannte. Sie wohnte eine Straße weiter und war mit Katrins Mutter gut befreundet gewesen.

   »Ich glaube es nicht! Katrin, dass du wieder hier bist. Ich habe lange nichts von dir gehört.«

   »Frau Kröger, wie schön Sie zu sehen. Ich hätte sie beinahe nicht erkannt. Sie haben eine andere Haarfarbe und sind schlanker geworden. Gut sehen Sie aus.«

   »Danke. Geht leider nicht anders, wenn man nicht grau werden will. Ein paar überflüssige Pfunde loszuwerden, war ebenso notwendig. Wie geht es dir?«

   »Mir geht es so lala. Das ist nicht in einem Wort erklärt.«

   »Weißt du was, ich mache uns einen Kaffee, Kuchen ist auch da«, schlug die Nachbarin vor. »Du kommst zu mir herum, da können wir uns unterhalten.«

   »Gute Idee. Ich räume meinen Einkauf in die Schränke, mach mich frisch, und bin in fünfzehn Minuten bei Ihnen.« Sie freute sich, denn Frau Kröger hatte auch früher immer ein offenes Ohr, für sie und ihre Mutter gehabt.

Nachdem Katrin ihr den Grund ihrer Reise erzählt hatte, schüttelte Frau Kröger empört den Kopf. »Wie kommt dein Vater auf diesen Simon? Du sagtest, er hätte dich einmal zum Essen eingeladen?«

   Katrin verdrehte die Augen. »Er sieht nicht schlecht aus, ist charmant, aber langweilig. Nicht ein einziger Funke ist übergesprungen. Weitere Einladungen habe ich abgelehnt. Mein Vater will das nicht akzeptieren. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, seine und Simons Firma zu vereinen. Da kam ich ins Spiel. Eine Ehe mit Simon wäre die perfekte Lösung.«

   »Du bist grundsätzlich dagegen?«

   »Ich heirate nur einen Mann, den ich liebe.«

   Frau Kröger lächelte und legte ihre Hand auf Katrins. »Du hast recht, mein Kind. Eine Ehe soll schließlich ein ganzes Leben Bestand haben. Aber sicher wäre es besser gewesen, du hättest mit deinem Vater eine Einigung gefunden. Streit mit den Eltern oder in deinem Fall mit dem Vater, tut eines Tages weh.«

   Katrin zuckte mit den Schultern. Eine Weile schwiegen sie, bis Katrin sagte: »Der Apfelkuchen war köstlich und bei Ihnen ist es genauso gemütlich, wie früher. Vielen Dank, Frau Kröger. Ich muss rüber, Staub muss gewischt und das Bett bezogen werden.«

   »Möchtest du später zum Abendessen kommen?«

   »Danke, ein anderes Mal gern, aber ich muss zunächst herunterkommen und mich sammeln.«

   »Mach das, es war sicher nicht leicht für dich gewesen fortzugehen? Ich bin gespannt, wie dein Vater reagieren wird? Melde dich, wenn du Hilfe benötigst. Ich bin jederzeit für dich da.« Katrin war bereits an der Haustür, als sie sich noch einmal umdrehte. »Wie geht es Ihrem Sohn? Lebt er nicht hier in der Nähe?«

   »Leider nicht. Er kommt viel zu selten. Seit drei Jahren hat Uwe in Hamburg ein eigenes Steuerberatungsbüro und angeblich wenig Zeit.«

   »So soll das auch sein. Vielleicht kommt er mal zu Besuch, solange ich hier bin. Wäre schön. Tschüs, denn.«

Katrin hatte das Haus entstaubt und den Esstisch mit einer bunten Decke versehen. Darauf stellte sie eine Vase mit den Rosen aus dem Supermarkt. Nun sah es viel freundlicher aus. In den nächsten Tagen wollte sie die Fenster putzen und den Garten bearbeiten. Sie befand sich auf dem Weg ins Schlafzimmer, als ihr Handy läutete. Es war ihr Vater. Was soll ich machen? Mich melden oder ihn ignorieren?Sie entschied sich, das Gespräch anzunehmen.

   »Was willst du, Vater?« Sie fragte es möglichst gleichgültig, obwohl ihr Herz so laut klopfte, dass sie befürchtete, er könnte es hören. »Tue nicht so hochnäsig. Was hast du dir dabei gedacht, zu verschwinden? Was glaubst du, wer du bist? Ich bin verärgert über dein Verhalten.« Seine Stimme hatte einen erbosten Ton angenommen und war lauter geworden.

   »Ich habe keine Lust, mit dir zu debattieren. Ich bin in Urlaub und du wirst mich nicht daran hindern.« Sie begann zu schwitzen.

   »So, du machst Urlaub? Wenn du in drei Tagen nicht mit deinem Hintern in der Firma auf deinem Platz sitzt, kannst du bleiben, wo du bist. Hast du mich verstanden?«

   »Laut und deutlich. Aber ich lasse mich von dir nicht mehr bevormunden. Hier ist meine Antwort: Ich komme nicht wieder zurück. Meine Kündigung geht dir schriftlich zu. Rufe mich nicht mehr an.«

   »Das wagst du nicht«, schnaubte er. »Wovon willst du leben?«

   »Das ist nicht mehr dein Problem. Auf Wiederhören.« Katrin hatte aufgelegt. Ihre Hände zitterten und ihr Kopf dröhnte. Ich werde einen Ausweg finden, verlass dich darauf, dachte sie. Es hatte sie viel Mut gekostet, ihm zu sagen, was endlich einmal gesagt werden musste. Die letzten drei Jahre hatte er sie nur herumkommandiert und behandelt wie eine Angestellte. Sie hatte ein lächerlich geringes Gehalt bezogen, mit der Begründung: Sie hätte doch sonst keinerlei Kosten, da sie im Elternhaus lebte. Katrin wusste, ihr Vater hatte sich einen Stammhalter gewünscht, der die Firma hätte übernehmen können. Das akzeptierte sie jedoch nicht als Grund, sie so zu behandeln. Sie seufzte, zog frische Wäsche auf das Bettzeug und setzte ihren Teddy auf das Kopfkissen. Danach duschte sie, aß eine Schnitte Brot und ging zu Bett. Heute wollte sie nur noch ihre Ruhe haben.

  Am nächsten Morgen sah die Welt nicht rosiger aus. Aber Katrin hatte sich entschieden und würde ihr Vorhaben durchziehen. Ich muss mir eine Arbeit suchen, ging es ihr durch den Kopf. Mein Budget wird schneller zusammengeschrumpft sein, als mir lieb ist. Sie zog überall die Vorhänge auseinander, bevor sie in die Küche trottete und einen Kaffee aufbrühte. Die Sonne schummelte sich durch die zarte Gardine des Fensters. Sie beschloss, später ans Meer zu fahren, um einen Strandbummel zu unternehmen. Dem Wetterbericht zufolge soll sich die Schönwetterlage ab morgen ändern. Es soll kühl und regnerisch werden. Aber es war Oktober, da konnte man nichts anderes erwarten. Sie aß eine Scheibe Toast mit Erdbeermarmelade und schlürfte den heißen Kaffee dazu. Danach räumte sie die Küche auf und brachte das Bett in Ordnung. Einen Blick auf das Thermometer zeigte ihr, dass es, um halb elf, bereits 19° war.

Bekleidet mit einer weißen Hose, die bis an die Waden reichte und einem roten Shirt, verließ sie das Haus. Der Strand war nicht weit entfernt. Mit ihrem Wagen parkte sie zehn Minuten später auf dem Parkplatz. Erfreut und entspannt rannte sie die Wiese hinunter zum Wasser.

Die Ostsee war unruhig und kleine Wellen schwappten in den Sand. Sie sah die Fähre, die den Fehmarn-Belt nach Dänemark überquerte. Katrin zog die Schuhe aus und trug sie in der Hand. Sie kam ins Träumen. Mit ihrer Mutter zusammen war sie hier glücklich und zufrieden gewesen. Sie fehlte ihr sehr, aber die Krebserkrankung hatte die Oberhand gewonnen. Es gab keine Heilung mehr. Die Wellen wurden stärker, der Himmel bewölkte sich. In Gedanken versunken, bemerkte Katrin nicht, dass sich ihre Schritte immer näher ins Wasser bewegten. In der Ferne grummelte es; ein Gewitter schien im Anmarsch, einen Tag zu früh. Zu spät erkannte sie die große, herankommende Welle. Katrin strauchelte, fand keinen Halt und fiel um. Aufgeregt zappelte sie hin und her, schaffte es nicht aufzustehen. Die nächste Welle riss ihr wieder die Beine weg. Sie schluckte Wasser, hustete. Wenn sie Hilfe rufen wollte, fiel sie wieder um.

Der junge Mann am Strand schaute eine Weile lächelnd zu, bis ihm klar wurde, dass die Frau aus eigener Kraft nicht aufstehen konnte. Er erhob sich, streifte die Schuhe von den Füßen und gab seinem Hund den kurzen Befehl ›Bleib‹. Artig legte sich das Tier in den Sand. Er rannte die etwa zwanzig Meter lange Strecke zu Katrin, stürmte ins Wasser und ergriff ihren Arm, zog sie auf die Füße. Hilfesuchend klammerte sie sich an ihm fest. Er musste zugeben, es war nicht leicht, den Wellen standzuhalten und redete beruhigend auf sie ein. Endlich hatte er es geschafft, sie aus der Gefahrenzone zu befreien und auf seinen Platz auf das Handtuch zu ziehen. Erschöpft setzte sie sich und hustete den Rest Wasser aus dem Hals. Er legte fürsorglich ein Handtuch um ihre Schultern und schaute sie prüfend an. Der Hund war aufgestanden und schnüffelte an ihrer Hand.     »Hallo, wer bist du denn?« Sie streichelte seinen Kopf, während ihr Blick auf den jungen Mann fiel.

   »Er heißt Tasso.«

   »Das passt zu ihm. Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben. Allein hätte ich es vermutlich nicht geschafft. Das ist mir bisher nicht passiert. Das kommt, wenn man träumend durch die Gegend läuft.«

   Er lachte. »Waren es denn angenehme Träume?«

   »Mal so, mal so.«

   »Geht’s wieder?«, fragte er.

   Sie nickte. »Danke, alles wieder gut. Übrigens, ich bin Katrin.«

   »Freut mich, ich bin Heiko.«

Sie klapperte mit den Zähnen. Die Temperatur war um einige Grad gesunken und es begann zu regnen. Auch die Wassertemperatur konnte man nicht als warm bezeichnen.

   »Sind Sie zu Fuß oder mit dem Auto?«

   »Mein Wagen steht auf dem Parkplatz, am Wenkendorfer Strand.«

   »Das ist über einen Kilometer entfernt. Da können Sie mit ihren nassen Kleidern nicht zurücklaufen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Hinter uns beginnt der Campingplatz. Nicht weit entfernt steht mein Wohnwagen. Sie kommen mit mir, ich brühe uns einen heißen Tee und Sie bekommen trockene Sachen zum Anziehen. Danach fahre ich Sie mit meinem Wagen zum Parkplatz. Was sagen Sie dazu?« Er schaute sie aufmunternd an.

   Katrin überlegte kurz. »Das ist nett von Ihnen. Normalerweise ist es nicht meine Art, mit fremden Männern mitzugehen. Aber heute mache ich eine Ausnahme, denn ich halte Sie für nett. Sie sind mein Retter.«

   Heiko lachte. »Na, dann bin ich beruhigt. Gehen wir.« Der Hund lief freudig bellend voraus.

Katrin betrat den Wohnwagen und war sofort begeistert. Ihre Augen strahlten, als sie sagte: »Das haben Sie wunderschön hergerichtet. Da lässt es sich einige Zeit aushalten. Wie lange bleiben Sie?«

   »Ich bin flexibel. Als freier Mitarbeiter einer Werbeagentur spielt es keine Rolle, wo ich meine Arbeit am PC erledige.«

   »Und was erstellen Sie?«

   »Zeichnungen. Meist von technischen Geräten, die ich in eine perspektivische Ansicht bringe. Aber auch Werbeplakate fallen in meinen Bereich. Der Firmensitz befindet sich in Lübeck, wo auch ich zu Hause bin. Ich denke, dass ich die nächsten acht Wochen hier sein werde. Weihnachten verbringe ich zu Hause.«

   »Wie schön. Dann können Sie arbeiten und gleichzeitig Urlaub machen. Das hat was.«

   »Es ist ganz praktisch. Nun raus aus den Sachen.« Er öffnete eine Tür und schob sie in ein hübsches, kleines Bad. Heiko drückte ihr eine weiße Hose und ein buntes Shirt in die Hand. »Ich bereite derweil den Tee.« Er grinste fröhlich.

Sie schaute in den Spiegel und erschrak. Salonfähig sah sie nicht aus. Nasse Kleider am Körper, nasse Haare am Kopf. Wie beschämend, dachte sie. Sie entledigte sich ihrer Kleidung, trocknete sich ab und schlüpfte in eine Hose von Heiko. Diese war jedoch zu lang, sodass sie die Hosenbeine umkrempeln musste. Auch die Ärmel des Shirts wickelte sie hoch. Mit dem Föhn, der an einem Haken hing, brachte sie ihre Haare in Form. Als sie nach draußen kam, pfiff Heiko durch die Zähne. »Was für eine Augenweide.« Er lachte und sie stimmte mit ein.

   »Der Tee ist fertig und Gebäck habe ich auch noch.«

   »Vielen Dank, sehr freundlich«, erwiderte sie.

   »Das Sie lassen wir mal weg. Wir sind doch moderne Leute, oder?«, fragte er.

   »Klar doch«, sagte sie verlegen. Katrin setzte sich an den Tisch und trank einige Schlucke. »Oh, das tut richtig gut. Ich war schon ausgekühlt.«

Sie beobachtete ihn unauffällig. Gut, sah er aus, in der weißen Hose und dem dunkelblauen Pulli. Seine dunkelblonden Haare sahen ein wenig ungezähmt aus, was ihm ein jugendliches Aussehen verlieh. Sie schätzte ihn auf Anfang bis Mitte dreißig.

   Er lächelte »Und? Wie ist deine Beurteilung ausgefallen?«

   Katrin errötete und blickte beschämt in seine blauen, strahlenden Augen. »Ich habe nur über die derzeitige Situation nachgedacht.«

   »Aha. Hörst du das?«, fragte er und schaute aus dem kleinen Fenster.

   Sie nickte. »Es regnet heftig und trommelt auf das Dach.«

   »Da müssen wir warten, bis es aufgehört hat«, meinte Heiko.

   »Ich habe Zeit.« Sie erzählte ihm, dass ihr Vater einen Ehemann für sie ausgesucht hatte, den sie ablehnte und deshalb hierher geflüchtet war.

   »Es ist dein gutes Recht, dir deinen Mann fürs Leben selbst auszusuchen«, sagte er.

   »Mal sehen, wie es weitergeht.« Sie seufzte. »Ich denke, ich muss los. Der Regen hat nachgelassen.«

   »Dann lass uns fahren.«

   Minuten später setzte er sie ab und sie sprang in ihren Wagen. »Vielen Dank noch mal. Ich komme die nächsten Tage vorbei und bringe deine Wäsche zurück.«

   »Ich freue mich.« Heiko winkte, als sie losfuhr.

Ein Lächeln umspielte ihren Mund. Sie gestand sich ein, dass er ein toller Mann mit guten Manieren war. Mit seiner Wäsche würde sie einige Tage warten. Das würde die Wiedersehensfreude erhöhen.

Der Regen hatte sich verzogen und die Sonne kam zum Vorschein. Katrin stand im Garten, mit hochgekrempelten Ärmel, jätete Unkraut, lockerte die Erde und zupfte alte Blätter und Blüten von den Stauden und Büschen. Sie hatte fast den ganzen Tag draußen verbracht, das spürte sie an ihrem Rücken. »Feierabend«, sagte sie laut und räumte die Gartengeräte in die kleine Hütte, die eigens dafür erbaut worden war. Katrin befand sich auf dem Weg ins Haus, da klingelte ihr Handy. Sie setzte sich auf die Eingangstreppe und meldete sich. »Tina, ich glaube es nicht. Ich habe ewig nichts von dir gehört. Wie schön, dass du anrufst.«

   Die Freundin lachte. »Das könnte ich auch zu dir sagen, meine liebe Katrin. Solch eine lange Pause gab es zwischen uns noch nie. Wie geht es dir?«

   »Ach, Tinchen, im Moment nicht so gut. Es gab Probleme zu Hause, da bin ich getürmt.«

   »Was heißt getürmt? Abgehauen?«

   »So in der Art. Aber am Telefon lässt sich das alles nicht ausführlich erklären.«

   »Dann besuche mich doch. Wo steckst du zurzeit?«

   »Im Haus meiner Mutter.«

   »Auf Fehmarn? Wie schön. Bis in die Lüneburger Heide schaffst du es in zwei bis drei Stunden. Wie wäre es mit morgen?«

   »Morgen schon? Du bist schnell.«

   »Thorsten, die kleine Jasmin und ich würden uns sehr freuen.«

   »Weißt du was? Ich komme. Eure Tochter würde ich gern mal wieder im Arm halten. Ich fahre morgen früh nach dem Frühstück los.«

   »Wunderbar!«, rief Tina begeistert. Dennoch musste sie bemerkt haben, dass Katrins Stimme anders klang, als sonst und fragte: »Ist noch was?«

   »Erzähle ich dir alles morgen«, antwortete sie rasch und verabschiedete sich.

Am nächsten Tag schien die Sonne. Der Oktober hatte seine Mitte erreicht und die Temperaturen waren leicht gesunken. Nach dem Katrin ausgiebig gefrühstückt hatte, zog sie eine Jeans und einen dünnen Pulli über. Eine warme Jacke legte sie in den Wagen. Es war zehn Uhr, als sie losfuhr. Unterwegs besorgte sie einen hübschen Blumenstrauß und für die kleine Jasmin ein Kuscheltier. Über die Bundesstraße erreichte sie den kleinen Ort in der Lüneburger Heide kurz vor eins. Vorbei an abgeernteten Wiesen und Feldern war sie endlich am Ziel. Das Traumhaus, mit dem großen Garten, gefiel ihr immer wieder. Die ziegelroten Dachschindeln bildeten einen schönen Kontrast zu dem weiß getünchten Haus. Die Büsche und Sträucher leuchteten in roten, gelben und braunen Farben. Sie konnte verstehen, dass Tina und ihre Familie sich hier wohlfühlten.

Katrin hupte und ihre Freundin kam herausgestürzt. Sie umarmten sich voller Freude.

   »Komm herein, Katrin, wir können gleich zu Mittag essen, wir haben auf dich gewartet.«

Thorsten, Tinas Ehemann, kam ihr mit der Tochter auf dem Arm entgegen und begrüßte sie herzlich.

Katrin nahm ihm die zweijährige Jasmin ab und küsste sie auf die Wange. »Du bist aber groß geworden«, sagte sie und reichte ihr das Kuscheltier. Die Kleine quiekte fröhlich. Ich hätte auch gern ein Kind, ging es Katrin durch den Kopf.

   »Ich bringe Jasmin in ihr Bettchen, der Mittagsschlaf ist fällig«, sagte Tina, »danach essen wir.«

Katrin sah sich die Bilderrahmen auf der Kommode an und lächelte. Ein Hochzeitsfoto von Tina und Thorsten, ansonsten Bilder von ihrer Tochter. Thorsten war hinter sie getreten.

   »Wie sieht es bei dir mit Familie aus?« Er wusste nichts von dem abgelehnten Ehemann. Tina hatte es ihm bisher nicht erzählt.

   Sie zuckte die Schultern. »Wer weiß? Der richtige Partner ist mir bislang nicht untergekommen.«

   »Im wahrsten Sinne des Wortes«, entgegnete er fröhlich. Beide lachten.

   Tina kam zurück und sie setzten sich an den Tisch. Sie verteilte Nudeln und Gulasch auf den Tellern.

   »Das schmeckt lecker«, lobte Katrin mit vollem Mund. »Dein Gulasch habe ich schon immer geliebt.«

   »Ich weiß«, entgegnete Tina.

Sie führten ein lockeres Gespräch, bis Thorsten sich in sein Arbeitszimmer verkrümelte. Die beiden Freundinnen begaben sich mit einem Espresso in den Wintergarten.

   »Nun erzähle, was gibt es Neues? Ich will alles wissen«, bestimmte Tina.

   Katrin seufzte. »Zunächst der unangenehme Teil«, sagte sie und erzählte, was ihr Vater von ihr verlangt hatte.

   »Entschuldige bitte, aber der ist nicht ganz dicht«. Tina schüttelte ungläubig den Kopf. »Da hast du recht gehandelt. Wie sieht deine Zukunft aus? Von deinem Vater kannst du nichts mehr erwarten. Du benötigst eine Arbeit.«

   »Ein bisschen Zeit habe ich noch. Von der Erbschaft meiner Mutter ist noch ein geringer Betrag übrig. Ich werde mich demnächst darum kümmern. Ich habe diesen Schritt gewagt, da muss ich durch.«

   »Das schaffst du, Katrin. Lange genug warst du von deinem Vater abhängig. Es wird Zeit, sich abzunabeln und auf eigenen Füßen zu stehen. Kommt dieser Simon nicht für dich infrage? Du hättest ausgesorgt.«

   »Nein, Tina, er ist ein Mann, der mich nicht interessiert. Mehr oder weniger freue ich mich, endlich das zu machen, was ich für richtig halte. Das ist ein ganz neues Lebensgefühl.«

   »Gute Einstellung. Den richtigen Mann wirst du auch finden.«