DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Nord-und Mittelengland - John Sykes - E-Book

DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Nord-und Mittelengland E-Book

John Sykes

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Beschreibung

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Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen… und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!

Das E-Book basiert auf: 5. Auflage 2019, Dumont Reiseverlag

Für die 5. Auflage des DuMont Reise-Handbuches war Autor John Sykes wieder intensiv vor Ort unterwegs. Dabei hat er sich die Trendviertel in den Fußballstädten Liverpool und Manchester angeschaut, römische Hinterlassenschaften an der Hadriansmauer unter die Lupe genommen, reizende, doch wenig bekannte Kleinstädte wie Southwell bei Nottingham erkundet und die Küche im indischen Viertel von Leicester probiert.

Zwischen den mittelalterlichen Universitätsorten Oxford und Cambridge im Süden und der Grenze zu Schottland im Norden erstrecken sich abwechslungsreiche Landschaften mit Steilküsten und Sandstränden, wilden Bergen und sanften Hügeln. Nord- und Mittelengland begeistert Aktivurlauber, kulturell Interessierte und seit einiger Zeit auch Feinschmecker.

Von der idyllischen Grafschaft Suffolk im äußersten Südosten bis zum Lake District im Nordwesten werden alle sehenswerten Regionen und Städte beschrieben. Zu jedem Kapitel präsentiert eine Doppelseite »Auf einen Blick« die Highlights, die schönsten Routen, aktive Naturerlebnisse und besondere Tipps des Autors. Wanderungen erschließen die schönsten Landschaften, z.B. das Eskdale im North York Moors National Park. Viel Wissenswertes zur Geschichte und zum aktuellen Leben in Nord- und Mittelengland vermitteln der Landeskunde-Teil und die eingestreuten Themenseiten, die sich u.a. William Shakespeare, möglichen Auswirkungen des Klimawandels sowie dem Boom der Mikrobrauereien widmen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 949

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Inhalt

England, bekannter und unbekannter Nachbar

Reisen in Nord- und Mittelengland

Planungshilfe für Ihre Reise

Vorschläge für Rundreisen

Wissenswertes über Nord- und Mittelengland

Steckbrief Nord-  und  Mittelengland

Natur und Umwelt

Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik

Geschichte

Zeittafel

Gesellschaft und Alltagskultur

Architektur und Kunst

Wissenswertes für die Reise

Anreise und Verkehr

Übernachten

Essen und Trinken

Outdoor

Feste und Veranstaltungen

Reiseinfos von A bis Z

Unterwegs in Nord- und Mittelengland

Kapitel 1 – Der Westen

Auf einen Blick: Der Westen

Oxford

Stadtrundgang

Ausflug

Von Cheltenham durch die Cotswold Hills

Cheltenham

Gloucester

Rundfahrt durch die Cotswolds

Aktiv: Belas Knap – Wanderung in die Steinzeit

Von Stratford-upon-Avon ins Severn-Tal

Stratford-upon-Avon

Warwick

Royal Leamington Spa

An Avon und Severn entlang nach Worcester

Worcester

An der walisischen Grenze

Das Wye-Tal

Aktiv: Cider Cycling – Radtour im Land des Apfelweins

Von Hereford nach Norden

Shrewsbury

Ironbridge Gorge

Kapitel 2 – Der Nordwesten

Auf einen Blick: Der Nordwesten

Chester

Stadtentwicklung

Stadtbesichtigung

Liverpool

Hafenviertel

Stadtzentrum

Außerhalb der Stadtmitte

Thementouren

Ziele in Vororten

Ausflugsziele

Aktiv: Golf spielen an der Irischen See

Manchester und Umgebung

Manchester

Ausflüge von Manchester

Aktiv: Überall Hobbits – auf den Spuren von Tolkien

Von Manchester in Richtung Lake District

Lake District

Kendal und Umgebung

Tour durch den Süden des Lake District

Aktiv: Mit Dampfkraft durch den Lake District

Ambleside und Umgebung

Zur Küste und zum See Wast Water

In den Norden des Lake District

An Cumbrias Küste

Ullswater und Umgebung

Aktiv: Bootsfahrt und Wanderung am Ullswater

Carlisle

Kapitel 3 – Der Nordosten

Auf einen Blick: Der Nordosten

Hadrian’s Wall und schottische Grenze

Den Hadrian’s Wall entlang

Northumberland National Park

Aktiv: Mountainbike-Tour im Northumberland National Park

Südöstlich und östlich des Nationalparks

Die Küste von Northumberland

Berwick-upon-Tweed

Lindisfarne

Von Bamburgh nach Craster

Aktiv: Strandwanderung von Bamburgh nach Seahouses

Alnwick und Umgebung

Von Alnmouth nach Süden

Newcastle-upon-Tyne

Stadtzentrum

Museen außerhalb des Zentrums

Stadtviertel Ouseburn

Durham

Stadterkundung

Ausflugsziele

Kapitel 4 – Yorkshire

Auf einen Blick: Yorkshire

Yorkshire Dales

Weardale und Teesdale

Yorkshire Dales N. P.

Aktiv: Wanderung durch eine spektakuläre Karstlandschaft

Von Harrogate nach Norden

North York Moors und die Küste von Yorkshire

North York Moors N. P.

Aktiv: Wanderung zu Natur und Geschichte im Eskdale

Zwischen Scarborough und Beverley

York und Umgebung

York

Castle Howard

West Yorkshire

Leeds

Bradford und Umgebung

Kapitel 5 – Mittelengland

Auf einen Blick: Mittelengland

Peak District National Park und Umgebung

Buxton

Castleton und Umgebung

Aktiv: Wanderung zu einer Festung und Tropfsteinhöhlen

Von Eyam nach Cromford

Der Süden von Derbyshire

Sheffield

Stoke-on-Trent

Birmingham und Umgebung

Birmingham

Umgebung von Birmingham

Von Nottingham nach Lincolnshire

Nottingham

Ausflugsziele rund um Nottingham

Leicester

Lincoln

Ländliches Lincolnshire

Kapitel 6 – Ostengland

Auf einen Blick: Ostengland

Cambridge und Fenland

Cambridge

Aktiv: Spaziergang von Cambridge nach Grantchester

Ausflugsziele rund um Cambridge

Fenland

Die Küste von Norfolk

King’s Lynn

Von King’s Lynn die Nordküste entlang

Aktiv: Küstenwanderung von Wells-next-the-Sea nach Cley

Norwich, Norfolk Broads und Breckland

Norwich

Norfolk Broads und Umgebung

Breckland

Suffolk

Bury St Edmunds

Südlich von Bury St Edmunds

Stour-Tal

Suffolk Coast

Colchester und Umgebung

Kulinarisches Lexikon

Sprachführer

Impressum

Themen

England im Zeichen des Klimawandels

Zuwanderer aus aller Welt

Cricket

National Trust und English Heritage

Das Phänomen Oxbridge

Der Ruhm des William Shakespeare

Der Hafen von Liverpool

Quarry Bank Mill

Alfred Wainwright und die Coast-to-Coast-Wanderung

Der Hadrian’s Wall

Richard III.: Shakespeares Bösewicht

›Ales‹ mit Charakter – Englands Braukunst ist im Aufwind

Im Mutterland der Eisenbahn

Ein tragisches Stück Literaturgeschichte: die Familie Brontë

Stadt und Land vom Kanal aus entdecken

Wer war Robin Hood?

Eine eiserne Lady: Bess of Hardwick

Wertvolle Lebensräume: Feuchtbiotope

Feuersteingruben – Grime’s Graves

Ostengland und seine Maler

Alle Karten auf einen Blick

Der Westen: Überblick

Oxford

Cotswold Hills

Belas Knap – Wanderung in die Steinzeit

Stratford-upon-Avon

Cider Cycling – Radtour im Land des Apfelweins

Der Nordwesten: Überblick

Chester

Liverpool

Golfspielen an der Irischen See

Manchester

Überall Hobbits – auf den Spuren von Tolkien

Lake District

Mit Dampfkraft durch den Lake District

Bootsfahrt und Wanderung am Ullswater

Der Nordosten: Überblick

Mountainbike-Tour im Northumberland National Park

Newcastle-upon-Tyne

Durham

Yorkshire: Überblick

Yorkshire Dales

Wanderung durch eine spektakuläre Karstlandschaft

Wanderung zu Natur und Geschichte im Eskdale

York

Leeds

Mittelengland: Überblick

Peak District

Wanderung zu einer Festung und Tropfsteinhöhlen

Birmingham

Nottingham

Lincoln

Ostengland: Überblick

Cambridge

Spaziergang von Cambridge nach Grantchester

King’s Lynn

Die Küste von Norfolk

Küstenwanderung von Wells-next-the-Sea nach Cley

Norwich

Bury St  Edmunds

Colchester

England, bekannter und unbekannter Nachbar

Steilküste und Sandstrände, wilde Berge und sanfte Hügel – die Vielfalt der Landschaft in Nord- und Mittelengland begeistert Wanderer und Aktivurlauber. Ein reiches Kulturangebot bieten Domstädte wie York und Durham, die mittelalterlichen Universitäten Oxford und Cambridge, die Shakespeare-Stadt Stratford oder Großstädte wie Manchester und Liverpool, die zu neuer Blüte erwacht sind.

Auch diejenigen, die England noch nie bereist oder bisher höchstens eine Kurzreise nach London absolviert haben, besitzen eine Vorstellung von Land und Leuten, ist ihnen England doch aus Film und Fernsehen wohlbekannt: Alte wie neue Krimis und Schmonzetten stellen ein schrulliges, in lieblicher grüner Hügellandschaft und an zerklüfteten Felsenküsten lebendes Volk vor. Im Kino laufen Literaturverfilmungen mit Adelspalästen als Kulisse, während andere Streifen im nordenglischen Arbeitermilieu spielen. TV-Magazine widmen sich gern liebenswürdig-exzentrischen Sitten oder der Begeisterung für die Royals und politische Berichte versuchen, die Abneigung gegen die Europäische Union zu ergründen. Eine breite, bunte Palette an Englandbildern existiert also, mit nicht nur frohen Farben. 

Auf die Frage »Finde ich das alles in England vor?« gibt es eine einfache Antwort: Ja, je nachdem, wo man sucht. Und noch viel mehr wartet auf Entdeckung – Unbekanntes und Überraschendes. England ist ein altes Kulturland mit einer langen, komplexen Geschichte, mit großen regionalen Unterschieden, mit einer dichten, äußerst kreativen Bevölkerung. Die in diesem Band beschriebenen Landesteile bewohnen 32 Mio. Menschen, die ständig etwas Neues und Staunenswertes hervorbringen.

Durch wirtschaftliches Wachstum hat sich England gewandelt, doch bei allen Veränderungen ist das beliebte ›Old England‹ nicht gänzlich verschwunden. Als Beispiel nehmen wir eine relativ unbekannte Region, den Nordosten, mit seinen leeren Sandstränden, Burgruinen an der Küste und kostbar ausgestatteten Herrensitzen im Hinterland. Man findet Dörfer und Marktstädte, die den Klischeebildern aus Miss-Marple-Filmen entsprechen – tea-shops in strohgedeckten Häuschen, rote Telefonzellen, weißgekleidete Bowl-Spieler. Hinzu kommt das Neue, wie innovative Gartenkunst in der aus den Harry Potter-Filmen bekannten Burg von Alnwick, wegweisende Architektur und zeitgenössische Kunst in der Hafen- und Industriestadt Newcastle-upon-Tyne sowie in der deutlich verbesserten englischen Küche eine geschickte Verwendung hiesiger Meeresfrüchte und lokaler Erzeugnisse.

Eine ähnliche Bandbreite lässt sich von anderen Regionen berichten, sodass – bis auf ausgesprochene Sonnenanbeter, die ein warmes Meer brauchen – jeder das Passende findet. Man ist nirgends weiter als 100 km von der Küste entfernt. In Yorkshire ragen die Klippen fast 200 m hoch auf. Dünen und Watt findet man im Westen nördlich von Liverpool und an den Küsten von Norfolk und Suffolk im Osten. Grüne Täler und sanfte Hügel bestimmen den Westen des Landes an den Flüssen Severn und Wye sowie in den besonders lieblichen Cotswold-Hügeln, wo Bauten aus gold- und honigfarbenem Kalkstein das Bild vieler Dörfer und Marktstädte prägen. Einige sehenswerte Gegenden sind nur wenigen Besuchern aus dem deutschen Sprachraum bekannt: Die Shropshire-Hügel westlich von Birmingham beispielsweise können noch als Geheimtipp gelten. Den Wanderer, der eine Herausforderung wünscht, zieht es in die rauen nordenglischen Berge der Nationalparks Lake District, Yorkshire Dales oder Peak District mit ihren grünen, baumlosen Hängen und Feldmauern aus Naturstein. Auch Anhänger von Abenteuer- und Wassersportarten finden im Hochland sowie auf Flüssen, Süßwasserseen und auf den Meeren beste Bedingungen.

Wer lieber Kulturschätze sucht, hat einige der schönsten Städte des Landes zur Wahl: Oxford und Cambridge mit ihren mittelalterlichen Universitäten; York, die historische Hauptstadt des Nordens; kleinere Städte wie Durham und Ely mit atemberaubenden Kathedralen. In jedem Landesteil sind Burg- und Abteiruinen sowie noch bewohnte Herrensitze voller Gemälde, Porzellan und Gobelins anzutreffen. Nicht zuletzt die großen Ballungszentren um Manchester, Liverpool, Leeds, Birmingham und Newcastle bieten imposante Architektur, erstklassige Museen zu Industrie, Technologie und Kunst sowie ein reges Kulturleben.

Ob man anstrengende Outdooraktivitäten – Bergwandern, Klettern, Mountainbiking, sogar Surfen – oder sanfte Spaziergänge bevorzugt, ob im Mittelpunkt der kulturellen Interessen mittelalterliche Baukunst und Adelspaläste mit ihren Gärten oder eher urbane Szenen und berühmte Fußballvereine stehen – Nord- und Mittelengland wird Sie nicht enttäuschen. Und nach der Reise werden Sie einschätzen können, inwieweit die Klischeebilder aus Kino und Fernsehen zutreffen.

Der Autor

© Birgit Weber, Köln

John Sykes

John Sykes, 1956 in Southport an der englischen Nordwestküste geboren, studierte Geschichte an der Universität von Oxford. Seit 1980 – mit einem kurzen Intermezzo im nordenglischen Manchester – lebt er in Köln und arbeitet dort als Übersetzer sowie als Stadtführer, wenn er nicht gerade zur Recherche für seine Bücher unterwegs ist. Er hat verschiedene Reiseführer in deutscher und englischer Sprache über Großbritannien geschrieben. Bei seinen häufigen Besuchen in England liebt er ausgedehnte Berg- und Küstenwanderungen, die grünen Hügellandschaften Mittelenglands, den Sommersport Cricket und das immer besser werdende Angebot an Bier und Speisen in stimmungsvollen Pubs.

Reisen in Nord- und Mittelengland

›Nord- und Mittelengland‹, ein Sammelbegriff für viele unterschiedliche Regionen, ruft nicht sofort so prägnante Assoziationen hervor wie britische Reiseziele, die mit einem einzigen Wort zu nennen sind. Von London, Schottland und Cornwall besitzen die meisten Besucher klare Vorstellungen und haben entsprechende Reisepläne. Doch wie gestaltet man den Besuch eines Gebiets, das mit 60 % der Bevölkerung Englands auf 70 % der Landesfläche den größten Teil einer führenden europäischen Nation ausmacht?

Für Individualreisen perfekt

Man muss natürlich wählen – allerdings nicht zwischen einer Kulturreise und einem Urlaub in der Natur, denn beides lässt sich in allen Regionen vortrefflich verbinden. Ob man sich für moderne oder mittelalterliche Kultur interessiert, die Heimatorte berühmter Dichter, Maler, Popsänger und Fußballspieler oder die Drehorte bekannter Filme sehen will, ob man lieber durch sanfte Hügellandschaft, in wilden Bergen oder an Sandstränden und Meeresklippen wandert – alles wird geboten, nur kein Massentourismus. England ist also als Reiseland für diejenigen prädestiniert, die entsprechend individuellen Vorlieben den Urlaub selber planen. Die Straßen sind gut und öffentliche Verkehrsmittel zuverlässig, die touristische Infrastruktur mit Hotels und Lokalen aller Preisklassen ist hervorragend und besondere Gefahren für die Gesundheit bestehen nicht. Vielen ist die Sprache für Reisezwecke vertraut genug und die Einheimischen sind freundlich. Einer selbstbestimmten Reise steht also nichts im Wege.

Wagnis Linksverkehr

Von der Schreckensvorstellung, links fahren zu müssen, sollte man sich nicht beeindrucken lassen. Es ist schnell gelernt, ob im Mietwagen mit dem Lenkrad rechts oder im eigenen Auto. Das Netz an Autobahnen und Schnellstraßen ist gut ausgebaut, wenn auch stauanfällig wie in anderen Ländern, und die Entfernungen sind nicht sehr groß: Etwa vier Stunden dauert die Fahrt vom südlichen Mittelengland in den Norden, z. B. von Oxford zum Lake District oder von Cambridge zur Nordostküste.

In der Wunschregion angekommen, erlebt man, dass das Fahren auf kleinen Landstraßen in England ein besonderes Vergnügen ist. Der Reiz Englands zeigt sich oft in kleinen, mit Bus- oder Bahnverbindungen nicht reich gesegneten Orten besonders deutlich. Es spricht also vieles für eine Reise mit dem Auto. Wer auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, hat trotzdem mit Ausflügen von einem städtischen Standort aus viele Möglichkeiten, findet in den Nationalparks ausreichende Busverbindungen oder kann auf einer Bahnreise kreuz und quer durch das Land viele Höhepunkte erleben.

Rundreise oder festes Quartier?

Wer schon immer die Universität Cambridge, das Münster in York, die Berge und Seen im Lake District und die Beatles-Stadt Liverpool besuchen wollte, und zwar alles in einem Urlaub, kann selbstverständlich eine wunderbare Rundreise mit Bahn oder Auto unternehmen. Wer dagegen Ruhe genießen, angenehm leben und trotzdem Kosten sparen sowie tiefere Einblick in Land und Leute gewinnen möchte, sollte überlegen, eine Woche oder länger an einem Standort zu bleiben. Täglich in einem anderen Bed-&-Breakfast-Haus mit jeweils neuen Gastgebern zu übernachten ist spannend, auf die Dauer aber eine Strapaze. Das riesige Angebot an großen und kleinen, luxuriösen und einfachen Ferienwohnungen auf dem Land und mitten in der Stadt macht es möglich, die Unterkunftskosten gegenüber Hotels und besseren B & Bs zu reduzieren, als Selbstversorger preiswerter zu essen und eine Gegend genauer kennenzulernen. Eine Reise von beispielsweise zwei Wochen könnte aus jeweils sieben Tagen an der Ostküste und in den Bergen des Nordens bestehen.

England – ein Top-Kurzreiseziel

Auch als Ziele für Kurzreisen sind Nord- und Mittelengland hervorragend geeignet. Vom deutschsprachigen Raum aus fliegt man meist 1,5 oder 2 Stunden zum passenden Flughafen und kann Städte wie Liverpool, Manchester, York, Cambridge und Oxford samt Ausflügen ins Umland in vier Tagen erleben. Anregungen finden Sie unter »Planungshilfe für Ihre Reise« (s. >>>>).

Von der UNESCO geadelt

Auf die Frage, für welche kulturellen Höhepunkte es sich lohnt, gerade Nord- und Mittelengland anstatt eines anderen Teils der Erde zu bereisen, gab die UNESCO eine überzeugende Antwort: Neun Stätten verlieh sie den Status Welterbe. Es sind ein Denkmal der Römerzeit, Hadrian’s Wall, eine mittelalterliche Stätte mit Kathedrale und Burg, Durham, eine in einen Landschaftspark integrierte Abteiruine, Fountains Abbey, ein aristokratisches Schloss, Blenheim Palace, drei Denkmäler der Industriellen Revolution – Ironbridge, Saltaire und das Derwent-Tal, die Berg- und Seenlandschaft des Lake District – und die Hafenbauten in Liverpool.

Nationalparks erkunden

Sechs der zehn englischen Nationalparks liegen in den hier beschriebenen Regionen: Die höchsten Berge und die schönste Seenlandschaft des Landes im Lake District (Nordwesten), das dünn besiedelte Northumberland (direkt südlich der schottischen Grenze), die bis an die Nordsee reichenden Heidekraut- und Waldflächen der North York Moors, die Schafzuchtlandschaft der Yorkshire Dales um die Täler des zentralen Pennine-Gebirges, und zu guter Letzt der hügelige Peak District zwischen den Großstädten Manchester und Sheffield. Im Gegensatz zu diesen Hochlandgebieten sind die ostenglischen Norfolk Broads eine tief liegende Gegend mit schilfumstandenen Seen und kleinen, träge dahinfließenden Wasserwegen, ein Paradies für Freizeitkapitäne, Angler und Naturfreunde.

Wichtige Fragen vor der Reise

Welche Ausweise braucht man für die Einreise und beim Reisen? s. >>>>

Wie komme ich mit dem Linksverkehr zurecht? s. >>>> und s. >>>>

Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung aus? s. >>>>

Welche Art von Unterkunft ist wann zu empfehlen? s. >>>>

Wie ist die Situation, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist? s. >>>> und s. >>>>

Welche Fährverbindungen gibt es? s. >>>>

Welche Kleidung gehört in den Koffer? s. >>>>

Ist das Wetter wirklich so schlecht, wie oft behauptet wird? s. >>>>

Welche Höflichkeits- und Verhaltensregeln sollte ich beachten? s. >>>>

Planungshilfe für Ihre Reise

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Die Kapitel in diesem Buch

1. Der Westen:s. >>>>

2. Der Nordwesten:s. >>>>

3. Der Nordosten:s. >>>>

4. Yorkshire:s. >>>>

5. Mittelengland:s. >>>>

6. Ostengland:s. >>>>

Kulturerlebnis

Naturerlebnis

Angaben zur Zeitplanung

Bei den folgenden Zeitangaben für die Reise handelt es sich um Empfehlungswerte für Reisende, die ihr Zeitbudget eher knapp kalkulieren.

1. Der Westen

Grüne Täler, sanfte Hügel und von Industrialisierung wenig berührte Städte geben dieser Region ihren lieblichen Charakter. Westlich von der mittelalterlichen Universitätsstadt Oxford und Shakespeares viel besuchtem Geburtsort Stratford-upon-Avon liegen die Cotswold-Hügel mit Kulturschätzen und Gärten, am River Severn die Domstädte Gloucester und Worcester, zur walisischen Grenze hin eine grüne, wenig touristische Region mit sehenswerten Kleinstädten wie z. B. Ludlow.

Gartenfreunde schätzen die Cotswolds, Wanderer die Fernwanderwege Cotswolds Way oder die Grafschaft Shropshire. Mit dem Hausboot kann man auf dem Oxford Canal, um Stratford-upon-Avon sowie auf den Flüssen Severn und Avon schippern.

• Oxford

• Ironbridge Gorge

Cotswolds

Gut zu wissen: Für eine kurze Städtereise ist Oxford über den Flughafen Heathrow aus Deutschland schnell erreichbar. Die ländlichen Gegenden erkundet man am besten mit dem Auto, entweder von einem festen Standort aus, z. B. bei Cirencester in den Cotswold-Hügeln, oder auf einer Rundreise. Im Juli und August sollte man in Oxford, Stratford-upon-Avon und den Cotswolds die Unterkunft im Voraus vorbuchen.

Zeitplanung

Oxford, Blenheim Palace:     2–3 Tage

Stratford-upon-Avon:     1 Tag

Cotswolds, Cheltenham,

Gloucester:     1 Woche

Wye-Tal, Herefordshire:     3–5 Tage

Ludlow und Umgebung, Shrewsbury:     5 Tage

Ironbridge Gorge:     1 Tag

2. Der Nordwesten

Der Kontrast zwischen städtischem Leben und wilden Bergen prägt diese Region. Manchester und Liverpool zeugen von der großen Zeit des British Empire durch Industrialisierung bzw. Atlantikhandel, Chester von der Römerzeit und dem Mittelalter. Die Küste wartet nördlich von Liverpool mit natürlicher Dünenlandschaft und in Blackpool mit Badetradition auf. Die höchsten Berge und größten Seen Englands liegen weiter nördlich im Nationalpark Lake District. Gute Ziele abseits der Touristenpfade sind Port Sunlight auf der Halbinsel Wirral, die Küste zwischen Crosby und Southport, das Ribble-Tal und der Forest of Bowland sowie die Küste von Cumbria.

• Chester

• Liverpool

Lake District

Gut zu wissen: Für einen Kurztrip mit Angeboten im Überfluss – Fußball, Kunst, urbanes Flair, Industriegeschichte, Ausflüge zu aristokratischer Kultur oder herrlichen Hügeln – ist Manchester fast ganzjährig ein lohnendes Ziel. Der Lake District ist bezaubernd, aber niederschlagsreich und zu Spitzenzeiten in den Tälern überlaufen, d. h. Wanderer brauchen eine gute Ausrüstung und im Hochsommer ist es nützlich, Alternativen zu den beliebten Hotspots zu kennen.

Zeitplanung

Liverpool und Manchester

(mit Ausflügen):     je 2–3 Tage

Lake-District-Rundreise:     2 Tage

Aktivurlaub im Lake District:     1–2 Wochen

3. Der Nordosten

Das aus Sicht vieler Besucher abgelegene, auf der Durchreise nach Schottland zu querende Gebiet birgt viele Schätze: Eine der herrlichsten Kathedralen des Landes in Durham, die quirlige, kulturell lohnende Großstadt Newcastle, eine tolle Küste und ein ruhiges Binnenland. Die bewohnten Schlösser und Burgruinen des Grenzlandes sowie die Reste des römischen Grenzwalls mit Forts sind absolute Höhepunkte.

• Lindisfarne

• Alnwick Castle

• Durham

Gut zu wissen: Die Bahnlinie und Busrouten zwischen Berwick-on-Tweed und Newcastle machen eine Entdeckung der Küstenregion mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich, das Hinterland ist aber ohne Auto schwer zu erkunden. Für ein reges Nacht-und Szeneleben, auch für Kunst, ist Newcastle das Ziel. Auf einer Fernwanderung kann man Nordengland von der West- bis zur Ostküste entlang Hadrian’s Wall in etwa sieben Tagen durchqueren. Etwas sanfter ist die Tour zu Fuß entlang der Küste.

Zeitplanung

Hadrian’s Wall und Nationalpark:     1–2 Tage

Küstenstreifen:      3–5 Tage

Newcastle-upon-Tyne:      1 Tag

Durham:      1 Tag

4. Yorkshire

Die stolze Grafschaft Yorkshire rühmt sich zweier Nationalparks, einer abwechslungsreichen Küste und Städten voller Kontraste, darunter die Römer- und Wikingerstadt York mit ihrer imposanten Münsterkirche, der Fischerhafen Whitby, der Badeort Scarborough und die Zentren der Wollindustrie in Leeds und Bradford. Die von der Schafzucht geprägten Täler der Yorkshire Dales und die hoch gelegene, für die Moorhuhnjagd bekannten North York Moors haben einige Gemeinsamkeiten: Beide Nationalparks sind Wanderparadiese, sind mit Burgen und Abteiruinen in romantischer Lage reich gesegnet und besitzen attraktive Dörfer mit gemütlichen Pubs.

• Rievaulx Abbey

• York

Yorkshire Dales

Gut zu wissen: Kunstfreunde finden Schätze in Leeds und Bradford, Eisenbahnfans werden in York und auf der North York Moors Railway glücklich. Alles ist innerhalb von ein bis zwei Stunden mit dem Mietwagen von den internationalen Flughäfen Manchester und Leeds-Bradford erreichbar, falls man nur für einen kurzen Besuch Zeit hat. Die großartige Landschaft erschließt sich am besten, wenn man sie langsam entdeckt, z. B. auf einem der Fernwander- oder Radwege. Die Kleinstadt Beverley – kurz hinter dem Fährhafen Hull – verdient größere Bekanntheit.

Zeitplanung

Yorkshire Dales:     mind. 2–3 Tage

North York Moors und Küste:     3–5 Tage

York:     2 Tage

Leeds und Bradford:     2–3 Tage

5. Mittelengland

Flachland, Hochland und Städte ganz unterschiedlicher Art sind in dieser Region vertreten. Das Flachland liegt im Südosten des Gebiets, das Hochland ist der landschaftlich abwechslungsreiche Nationalpark Peak District, und die Städte reichen von Birmingham, der zweitgrößten Metropole Englands bis zum durch Robin Hood berühmten Nottingham, Stamford mit seinen herrlichen Natursteinfassaden und dem mittelalterlich geprägten Lincoln. Es handelt sich um touristisch weniger bekannte Gebiete und somit um eine Gelegenheit für fortgeschrittene England-Freunde, ihre Landeskenntnisse abseits der ausgetretenen Pfade zu vertiefen.

Wer sich für Porzellan interessiert, sollte Stoke-on-Trent besuchen. Kunsthandwerk aus Metall und die Stahlindustrie sind in der Großstadt Sheffield die Themen.

Chatsworth House

Gut zu wissen: Die Region ist gut erreichbar – mit zwei Stunden Autofahrt ab London, vom Fährhafen Hull oder von den internationalen Flughäfen Birmingham, London-Stansted und London-Luton, East Midlands und Manchester. Wer auf der Fahrt nach Norden eine Zwischenstation einlegen will, findet neben den Hauptstrecken M1, M6 und A1 reizvolle Orte, z. B. Stamford oder die Gegend um Matlock. Eine Kurzreise nach Birmingham lässt sich gut mit Ausflügen zu Zielen kombinieren, die in diesem Reiseführer im Kapitel »Der Westen« beschrieben werden, z. B. Stratford-upon-Avon, Warwick, Oxford.

Zeitplanung

Peak District (Kultururlaub):     3 Tage

Peak District (Wanderurlaub):     3–4 Tage

Birmingham:     1 Tag

Nottingham:     1 Tag

Lincoln, ländliches Lincolnshire:     3–4 Tage

© iStock.com, Calgary (Kanada): stevegeer

Empfehlenswertes Ziel auch für eine Kurzreise: Birmingham (hier die Cannon Street)

6. Ostengland

In dieser seit jeher dicht besiedelten Kulturlandschaft fehlen Berge und große Industriestädte. Naturliebhaber finden bedeutende Vogelschutzgebiete, wunderbare Sandstrände, die auch die königliche Familie schätzt, Salzwiesen und die herbe Schönheit einer langen Steinnehrung. Cambridge mit seiner mittelalterlichen Universität gehört zu den herausragenden Städten des Landes. Norwich wartet mit Zeugnissen einer langen Geschichte auf, die Grafschaft Suffolk mit Landschaften, die den Maler Constable und den Komponisten Britten inspirierten. Die Nähe zu London brachte Wohlstand, d. h. auch eine gehobene Gastronomie und ausgezeichnete Hotels.

Im nördlichen Norfolk und in Suffolk lässt sich ein Urlaub an der Küste leicht mit Ausflügen ins grüne Binnenland und zu kulturellen Höhepunkten verbinden. Genuss auf hohem Niveau für Musikliebhaber gibt es in Cambridge und Aldeburgh.

Cambridge

Suffolk

Gut zu wissen: Dank der guten Bahnverbindung zum nahen Flughafen London-Stansted ist Cambridge mit der benachbarten Domstadt Ely ein geeignetes Ziel für eine Kurzreise. Wer sich vor dem englischen Regen fürchtet, findet hier den trockensten Teil des Landes. Wanderer, die steile Aufstiege scheuen, sind in der Region genau richtig.

Zeitplanung

Cambridge mit Ely:     3 Tage

Norwich:      2 Tage

North Norfolk:      1 Woche

Norfolk Broads:     3 Tage

Suffolk-Küste:     3 Tage

Suffolk-Binnenland:     3–4 Tage

Vorschläge für Rundreisen

Durch den Westen (

2

Wochen)

1. Tag: Anreise mit dem Auto oder über den Flughafen Heathrow nach Oxford.

2. Tag: Stadtbesichtigung in Oxford.

3. Tag: Blenheim Palace, Weiterreise zu den Cotswold-Hügeln.

4.–6. Tag: Rundreise durch die Cotswolds oder Ausflüge von einem festen Standort aus, z. B. bei oder in Cirencester oder Chipping Campden.

7. Tag: Besichtigung des Kurorts Cheltenham und/oder der Domstadt Gloucester.

8. Tag: Weiterfahrt nach Stratford-upon-Avon, Besichtigung der Shakespeare-Stadt.

9. Tag: Fahrt durch das Avon-Tal zu den Malvern Hills.

10. Tag: Die Route führt durch die ländliche Grafschaft Herefordshire.

11. Tag: Besuch der historischen Domstadt Worcester, Bootsausflug auf dem Severn.

12. + 13. Tag: Erkundung von Ludlow und den Shropshire-Hügeln.

14. Tag: Die Industriedenkmäler in Coalbrookdale stehen auf dem Programm.

15. Tag: Rückreise, z. B. über den Flughafen Birmingham.

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Durch den Norden (

2

Wochen)

1. Tag: Ankunft am Flughafen Manchester.

2. Tag: Eintauchen in das Stadtleben und Besuch von Museen in Manchester.

3. Tag: Ausflug zum Industriedenkmal Quarry Bank Mill oder zum Herrensitz Dunham Massey.

4. Tag: Tour in den Peak District, z. B. Besuch des Kurorts Buxton.

5. Tag: Bahnreise nach Liverpool, Stadtbesichtigung.

6. Tag: Ausflug mit der Bahn von Liverpool nach Chester.

7. Tag: Fortsetzung der Rundreise per Mietwagen; die erste Etappe führt zum Lake District mit Zwischenstation in Blackpool oder Lancaster.

8. + 9. Tag: Rundreise im Lake District, wahlweise mit Wanderung.

10. Tag: Fahrt entlang der römischen Grenze Hadrian’s Wall.

11. + 12. Tag: Fahrt entlang der Küste von Northumberland.

13. Tag: Besichtigung des Herrensitzes Alnwick Castle.

14. Tag: Weiterfahrt zur Großstadt Newcastle-upon-Tyne oder zur Domstadt Durham.

15. Tag: Rückreise über den Flughafen Manchester bzw. Fahrt mit der Autofähre ab Hull oder Newcastle.

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© Look, München: Aurora Photos

Sightseeing auf kleinen Nebenstraßen: Snowshill in den Cotswolds

Durch Ostengland und Yorkshire (

2

Wochen)

1. Tag: Anreise nach Cambridge per Auto oder über den Flughafen London-Stansted.

2. + 3. Tag: Besichtigung von Cambridge und Ausflug zur Kathedrale von Ely.

4. Tag: Fahrt nach Bury St. Edmunds und Tour durch das ländliche Suffolk oder zum Herrensitz Ickworth.

5. Tag: Weiterfahrt nach Suffolk zur Küste: Besuch von Aldeburgh und Southwold.

6. Tag: Besichtigung der Altstadt von Norwich oder der Norfolk Broads.

7. + 8. Tag: Erkundung der Nordküste von Norfolk mit Besuch des königlichen Schlosses Sandringham oder der Holkham Hall.

9. Tag: Besichtigung der historischen Stadt Lincoln mit Burg und Kathedrale.

10. Tag: Weiterfahrt zur Steilküste von Yorkshire, z. B. bei Whitby.

11. Tag: North Yorkshire Moors, Wanderung oder Ausflug mit der Dampfeisenbahn.

12. Tag: Besuch des Adelspalasts Castle Howard, Weiterreise nach York.

13. Tag: Erkundung von York, der historischen Hauptstadt des Nordens.

14. Tag: Weiterfahrt zum Nationalpark Yorkshire Dales mit der Möglichkeit, Burgen oder Abteiruinen zu besichtigen.

15. Tag: Rückreise, z. B. über den Flughafen Manchester bzw. per Autofähre ab Hull.

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Wissenswertes über Nord- und Mittelengland

»Die Schönheit des Landes und die ungemeine Zierlichkeit aller Orte … frappierten mich von neuem auf das angenehmste.«

Fürst Hermann von Pückler-Muskau, 1816

© Getty Images, München: Price

Als malerischer Fischerort berühmt: Robin Hood’s Bay

Steckbrief Nord- und Mittelengland

Daten und Fakten

Fläche: 82 000 km2 (United Kingdom insgesamt: 245 000 km2)

Einwohner: Knapp 32 Mio., die sich folgendermaßen auf die Regionen verteilen: North West 7,1 Mio., North East 2,6 Mio., Yorkshire 5,3 Mio., West Midlands 5,6 Mio., East Midlands 4,5 Mio., East of England 5,8 Mio. (zum Vergleich: London 8,2 Mio., Südengland 13,9 Mio., Zahlen nach Volkszählung 2011).

Amtssprache: Englisch

Bedeutendste Städte: Birmingham (ca. 1,07 Mio. Einw., Ballungsraum 2,7 Mio.), die nach London zweitgrößte Stadt Großbritanniens, und Manchester (500 000 Einw., Ballungsraum: 2,6 Mio.).

Währung: Britisches Pfund (GBP oder £), unterteilt in 100 Pence (100 p).

Zeitzone: Greenwich Mean Time (GMT) im Winter, British Summer Time im Sommer. Das entspricht Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) minus eine Stunde.

Landesvorwahl: +44

Internet-Kennung: z. B. co.uk, gov.uk, org.uk

Landesflagge: Die englische Landesflagge zeigt ein rotes Kreuz (das Kreuz des Nationalheiligen Georg) auf weißem Grund. Die bekanntere britische Fahne (Union Jack) setzt sich aus drei Nationalflaggen zusammen: der schottischen mit dem weißen Andreaskreuz auf blauem Grund, der englischen mit dem roten Georgskreuz auf weißen Grund und der nordirischen mit dem roten Patrickskreuz auf weißem Grund.

Geografie

Weniger als 1 % der Fläche Englands ist von Wasser bedeckt. 8,5 % sind bewaldet, 80 % davon Nadelholzplantagen.

Die längsten Flüsse: Severn (354 km), Themse (352 km) und Trent (275 km).

Größter See: Windermere (18 km lang). Höchster Berg: Scafell Pike (978 m) im Lake District. Das Pennine-Gebirge, das sich wie ein Rückgrat von der schottischen Grenze bis nach Mittelengland zieht, erreicht knapp über 600 m. The Fens in Ostengland sind die tiefstliegenden Gebiete des Landes.

Nationalparks: In Nord- und Mittelengland liegen sechs Nationalparks – Lake District, Northumberland, North York Moors, Yorkshire Dales, Peak District, Norfolk Broads.

Geschichte

Seit dem 10. Jh. existiert England als politische Einheit, nachdem die Könige von Wessex (Südwestengland) die nördlichen und östlichen Teile des Landes von dänischen Wikingern eroberten. Seit dem 11. Jh. etablierte sich London als Hauptstadt. Großbritannien entstand durch die Eroberung von Wales unter König Edward I. (1272–1307) und den freiwilligen Anschluss von Schottland (gemeinsame Monarchen seit 1603, Union seit 1707).

Staat und Politik

Konstitutionelle Monarchie. Staatsoberhaupt ist seit 1952 Königin Elizabeth II., Thronfolger Charles, Prinz von Wales (wohl künftiger König Charles III.).

Im Parlament verfügten die beiden großen Parteien in den letzten Jahrzehnten immer wieder abwechselnd über die absolute Mehrheit. Die Labour-Partei stellte 1945–51, 1964–70, 1974–79 und 1997– 2010 die Regierung. Sonst regierten in den letzten 60 Jahren die Konservativen (Tories), von 2010 bis 2015 ausnahmsweise in Koalition mit den Liberal Democrats. Als Folge des Wahlsystems erhalten kleine Parteien auf nationaler Ebene meist nur geringen Einfluss. Jeder Wahlkreis schickt einen mit einfacher Mehrheit gewählten Kandidaten ins Parlament. Nordengland und die großen Städte sind das Stammgebiet der Labour-Partei, während die Konservativen eher im Süden sowie in ländlichen Gebieten ihre Hochburgen haben. Das gegenwärtig beherrschende staatspolitische Thema ist der 2016 in einem Volksentscheid beschlossene Austritt aus der EU, vor allem die wirtschaftlichen Folgen.

Wirtschaft und Tourismus

Der Niedergang traditioneller Wirtschaftszweige erschwert eine einfache Übersicht. Die meisten Briten sind im Dienstleistungssektor beschäftigt: ca. 80 % aller Beschäftigten; in der Landwirtschaft sind es 1,5 % und in der Industrie etwa 18 %. Diese Entwicklung sowie die guten Verkehrsverbindungen zum europäischen Festland haben die Landesteile um London begünstigt und zu einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle geführt.

Die höchsten Arbeitslosenraten Englands sind in den Ballungszentren Nord- und Mittelenglands zu finden. Von der Wirtschaftskrise, die 2008/2009 begann, erholte sich London schneller als andere Landesteile. Erst ab 2014 erreichte das britische Durchschnittseinkommen wieder den Stand von 2008. Danach wuchs die Wirtschaft deutlich stärker als im europäischen Durchschnitt. Städte wie Leeds und Manchester verzeichnen wieder einen Aufschwung. Nach dem Brexit-Votum 2016 hielt das Wachstum an, fiel jedoch hinter die Rate in der Eurozone zurück. Ein Glanzlicht unter den Regionen ist Cambridge. Hier entstanden um eine der weltführenden Universitäten innovative Firmen in den Branchen Biotechnologie und Informationstechnik.

Der Tourismus ist der fünftgrößte Wirtschaftssektor auf der Insel und schafft mehr als 3 Mio. Arbeitsplätze. Über 40 Mio. Auslandsbesucher kommen jährlich nach Großbritannien. Die Abwertung des Pfunds nach dem Brexit-Votum lockt seit 2017 mehr außereuropäische Besucher, die Besucherzahlen aus Deutschland gingen allerdings trotz günstigerer Preise leicht zurück.

Bevölkerung

Zuverlässige Bevölkerungszahlen gibt es alle zehn Jahre nach der Volkszählung, zuletzt 2011. In Großbritannien insgesamt wuchs die Bevölkerung zwischen 2001 und 2011 um 7 % (Nordengland 5 %, Ostengland als Spitzenreiter unter den Regionen 17 %). Nach 2011 hielt das Wachstum auch durch Immigration aus der EU an, vor allem durch den Zuzug von 900 000 Polen bis Ende 2016. Auch hier leitete das Brexit-Votum aber eine Trendwende ein.

2011 bezeichneten sich 80 % der englischen Bevölkerung als »weiße Briten«. Die größten ethnischen Gruppen sind Inder und Pakistaner, die zusammen mit Bangladeschern einen Anteil von 5,5 % ausmachen. 0,7 % stammen aus China, 3,5 % aus Afrika oder der Karibik.

Religion

Die Amtskirche Church of England hat mittlerweile weniger aktive Mitglieder als die römisch-katholische Kirche. Neben den Angehörigen anderer protestantischer Kirchen (wie Methodisten und Reformierte) sowie Juden gibt es unter den Einwanderergruppen u. a. viele Muslime (2018: geschätzte 4,1 Mio.), Hindus und Sikhs. Nur 30 % der Briten bezeichnen sich als religiös.

Natur und Umwelt

England ist eine seit Jahrtausenden besiedelte Kulturlandschaft. Die unterschiedlichen Naturräume wie Hochland, Niederung und Steilküste veränderte der Mensch durch Nutzung für die Schafzucht oder als Ackerland. So entstand eine abwechslungsreiche Landschaft mit einsamen Hochmooren und intensiv genutzten Flusstälern.

Das Pennine-Gebirge bildet ein Rückgrat, das sich von der Landesmitte bis zur schottischen Grenze zieht. Dort breiten sich die Berge aus: zur Westküste hin Cumbria und in Richtung Nordosten die Cheviot-Kette. Auf beiden Seiten des Hochlands und südlich davon, zwischen der walisischen Grenze und der Ostküste, liegen niedrige Hügel und Flusstäler mit fruchtbarem Ackerland.

Zu der topografischen Vielfalt kommen die unterschiedlichen geologischen Verhältnisse und die Einwirkungen des Menschen. Im Bergland wechseln sich Sandstein und Kalkstein ab, aber auch Schiefer und Gestein vulkanischen Ursprungs kommen vor. Diese Verhältnisse prägen die Formen der Landschaft, wie die Kalksteinhöhlen in den Nationalparks der Yorkshire Dales oder die schroffen Felsformationen der Berge von Cumbria. Die Geologie der Region ist auch an der Architektur abzulesen, denn an englischen Häusern liegt der Naturstein in der Regel nicht hinter Putz und Verkleidung versteckt.

Nordenglisches Hochland

Lake District

Fünf der sechs in diesem Band beschriebenen Nationalparks sind nordenglische Berglandschaften. In allen, am auffälligsten im Lake District, wo einige Gipfel über 900 m hoch sind, schuf die letzte Eiszeit die Grundformen: Gletscher hobelten die Berge ab, rundeten die Täler und höhlten die Mulden für kleine Seen aus, tarns, die sich auf halber Höhe in den Bergen verstecken. Seitengletscher bildeten Hängetäler, aus denen sich die Bäche über Wasserfälle ins Haupttal ergießen. Das Eis vertiefte die Haupttäler und blockierte ihre Ausgänge mit Geröll, sodass die größeren Seen entstehen konnten. Nach dem Rückzug der Gletscher wuchsen Wälder, aber bereits in der Steinzeit begann die Rodung der Wälder durch Menschen, die auch den grünen vulkanischen Stein zu Äxten verarbeiteten und in andere Teile der Insel exportierten.

Der Lake District hat eine komplexe Geologie. Im Norden herrschen Schiefer und Schieferton vor. Sie sind weicher und erodierten zu runden Formen im Gegensatz zu den scharfkantigen Silhouetten der vulkanischen Gesteine im Zentrum des Nationalparks.

Auch die Bauern veränderten die Landschaft, vor allem als nach der normannischen Eroberung das Land in die Hände der Abteien kam. Die Mönche überließen die Berge ihren Schafen und schufen damit die Form der Landwirtschaft, die dort bis heute noch vorherrscht. Die Schafzucht verhindert den Wuchs neuer Wälder und bestimmte das heutige Landschaftsbild. Aus der Zeit von 1750 bis 1850 stammen die meisten Feldmauern, die manchmal schnurgerade an den steilsten Hängen bergauf führen.

Einige Reste der ursprünglichen Wälder mit Eichen, Birken und Stechpalmen sind noch vorhanden. Zu Ostern blühen im Lake District Narzissen, die William Wordsworth in seinem beliebten Gedicht ›Daffodils‹ feierte. Seine Inspiration bezog Wordsworth von einer kleinblütigen Art, die er am südlichen Ufer des Ullswater sah.

Pennine-Gebirge

In der langen Gebirgskette der Pennines gibt es Erhebungen von meist 500–600 m Höhe, wobei die höchsten Gipfel der Yorkshire Dales über 700 m erreichen. Auch hier sind die oberen Hänge meist baumlos. Vor 2000 Jahren schon interessierte die Römer das Vorkommen von Kupfer und Blei im Peak District und in Yorkshire. Um das aus den Bergwerken geförderte Erz schmelzen zu können, wurde der Wald gerodet, sodass von den Laubwäldern nur noch kleine Flächen übrig blieben. Auch weite Teile der Pennines sind seit dem Mittelalter der Schafzucht gewidmet, was eine flächendeckende Wiederaufforstung verhinderte. Wie im Lake District teilen mörtellose Steinmauern, ein markanter Aspekt der Landschaft, die Weideflächen.

Bestimmend für das Pennine-Gebirge ist der Wechsel zwischen Kalkstein- und Sandsteingebieten. In den Yorkshire Dales gibt es Karstlandschaft und die hohen Kalksteinerhebungen ›Three Peaks‹. Hier entstanden ausgedehnte Höhlensysteme im porösen Kalkstein. Zu den Pflanzenarten gehören Orchideen, während im unwirtlichen oberen Tees-Tal seit Ende der Eiszeit alpine Arten wie Gletscherhahnenfuß und Roter Steinbrech wachsen. Die meist breiten, U-förmigen Täler der Yorkshire Dales stehen im Kontrast zu den engen, tief eingeschnittenen Flusstälern weiter südlich im Sandsteingebiet. Den dunklen grobkörnigen Stein, wegen der Verwendung für Mühlsteine Millstone Grit genannt, sieht man hier an Häusern und Feldmauern. Den Südteil der Pennines bildet der Nationalpark Peak District, wo zwischen dem hellen Kalkstein des sanfteren White Peak und dem felsigen Sandsteingebiet Dark Peak unterschieden wird.

Der hohe Niederschlag führte zur Bildung von weitflächigen Mooren mit karger Vegetation wie Glockenheide und Wollgras. Beispiele für feuchte Hochmoore sind das obere Tal Arkengarthdale in den Yorkshire Moors und im Peak District die Hochebene Kinder Scout.

North York Moors und Northumberland

Die östlich der Pennines gelegenen Nationalparks besitzen einen etwas anderen Charakter. Die North York Moors erheben sich nur wenig über 300 m und haben geringere Niederschlagsmengen. Hier herrscht anstelle der feuchten Deckenmoore das trockenere Heidemoor. Das niedrige Heidekraut-Dickicht ist der Lebensraum für Moorhühner, Brachvögel und Kiebitze. Weitere typische Pflanzen sind Blaubeeren und Stechginster. An den Wasserläufen gedeihen heimische Arten des gemischten Laubwalds wie Erle und Eberesche, aber vorherrschend ist der Nadelwald, mit dem etwa 20 % der Fläche des Nationalparks im 20. Jh. aufgeforstet wurde. Weiter nördlich im Northumberland National Park wurden großflächige Holzplantagen geschaffen, die auf Grund ihrer Artenarmut nur wohlwollend als Biotop bezeichnet werden können. Hier bieten die offenen Grasflächen auf den Granithügeln der maximal knapp über 500 m hohen Cheviot-Kette Abwechslung. Die sauberen Bäche dieser Region sind der passende Lebensraum für den Otter und zahlreiche Fischarten, aber auch für Vögel wie Wasseramsel und Gebirgsstelze.

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Wind und Wetter gaben manchem Fels im Peak-Nationalpark einen besonderen Schliff

Mittelenglisches Tiefland

Die Flusstäler und niedrigen Hügel Mittelenglands sind dicht besiedelt und werden landwirtschaftlich intensiv genutzt. Nach der Rodung von Hecken, der Beseitigung von Teichen und Waldstücken sowie der Begradigung von Bächen bedecken große Weizenfelder Landesteile wie Norfolk. In anderen Gegenden, z. B. Suffolk, blieb das kleinteilige Landschaftsbild mit hohen Hecken, Waldparzellen und grünen Wiesen erhalten. Viele Hecken sind einige hundert Jahre alt und werden mit zunehmendem Alter von immer mehr Pflanzenarten besiedelt. Wenn sie zerstört werden, verschwinden Insekten und Vögel, die keine Nahrung mehr finden. Unter den heimischen Vögeln sind die auf Agrarland nistenden Arten wie Lerche und Wachtelkönig am meisten gefährdet.

Biotope für Blumen

Durch die Landwirtschaft und das Trockenlegen einstiger Sumpfgebiete hat die englische Flora in den letzten Jahrzehnten an Reichtum verloren. Die Bestände der Vögel und Schmetterlinge auf Agrarland, das 75 % der Landesfläche ausmacht, sind seit 1970 um ein Drittel gefallen. Zwar sind wenige Arten ganz ausgestorben, doch das Vorkommen beliebter Pflanzen wie der Kornblume und die Verbreitung Kalk liebender Pflanzen auf ehemaligen Trockenrasen, die zu Ackerland wurden, gingen stark zurück. Dafür wächst im ›Land der Gärtner‹ die Zahl exotischer Arten, die den Garten verlassen und sich in der Landschaft etablieren. Im April blühen am Waldboden die wunderschönen bluebells, Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta), und bilden einen dichten, duftenden Teppich. Wer sich zu dieser Jahreszeit in England aufhält, sollte fragen, wo ein bluebell wood zu finden ist.

Die Rückkehr der Otter

Zur relativ artenarmen Tierwelt dieser Landesteile gehören Rotfuchs, Dachs, Mauswiesel und Feldhase. Die Wildschweine wurden im Mittelalter auf den britischen Inseln ausgerottet, man hat sie aber in den letzten 30 Jahren zunehmend auf Bauernhöfen gezüchtet. Vereinzelt konnten Exemplare der Gefangenschaft entkommen und mancherorts leben Wildschweine wieder in freier Wildbahn. Am ehesten sieht man auf einer Englandreise Rotwild, das in vielen Landesteilen gedeiht, nicht immer zum Wohl der Wälder. In den letzten Jahrzehnten wurden die Flüsse sauberer. Fische kehrten zurück und mit ihnen der Otter, der noch im späten 20. Jh. durch die Jagd und den Einsatz bestimmter Pestizide in den meisten Regionen nicht mehr vorkam, aber jetzt sogar in den Wasserwegen von Großstädten wie Birmingham und Leeds gesichtet wird.

Besondere Landschaftstypen des ostenglischen Tieflands sind die größtenteils trocken gelegten Sümpfe im Fenland, die Süßwasserseen mit Schilfbeständen der Norfolk Broads und das trockene, weitgehend aufgeforstete Breckland.

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Seeblick mit Farbtupfern: Die in England beliebte Bluebell kündigt auch im Lake District den Frühling an.

Die Küste

Die englische Küste mit Klippen und vorgelagerten Inseln, Flussmündungen und Sumpfgebieten, Sandstränden und Dünen ist recht vielfältig. Besonders schutzwürdige Küsten sind als ›Heritage Coast‹ ausgezeichnet, in England und Wales insgesamt 1500 km, darunter sieben Gebiete an der Ostküste in der Region Nord- und Mittelengland.

Steilküste

Die vielen Fischarten britischer Gewässer bilden die Nahrungsgrundlage für international bedeutende Seevogelbestände, die an den Felskanten der Klippen und auf Inseln nisten. Zu den wichtigsten Schutzgebieten zählt die Küste von Yorkshire, wo am Kap Flamborough Head mit den 5 km langen Bempton Cliffs über 200 000 Papageitaucher, Trottellummen, Dreizehenmöwen und Eissturmvögel nisten. Hier gibt es auch die einzige Basstölpelkolonie auf dem Festland. Weiter nördlich liegen die Farne-Inseln mit Silber- und Heringsmöwen, Kormoranen, vier Seeschwalbenarten und Tausenden Papageitauchern.

Für Fossiliensammler interessant sind die Klippen um Whitby. Die schönsten Klippenformationen an der Westküste sind bei St Bees Head, einer aus rotem Sandstein bestehenden Landzunge mit einer großen Kolonie von Eissturmvögeln und Gryllteisten.

Dünen

Das größte zusammenhängende Dünengebiet Englands befindet sich nördlich von Liverpool und erstreckt sich bis zum Seebad Southport. Hier sieht man sowohl Erosion durch Wind und Wellen wie auch die Bildung neuer Dünen, die von Gräsern stabilisiert werden. Im Naturschutzgebiet bei Formby kann man beobachten, wie die Anzahl der Pflanzenarten mit zunehmender Entfernung vom Meer zunimmt. Hier gibt es Pflanzen wie die Stranddistel im trockenen, strandnahen Bereich und in den feuchten Tälern zwischen den rückwärtigen Dünen eine Vielzahl von Blumen, auch Orchideenarten. In den Kiefernwäldern hinter den Dünen in Formby befindet sich eine der wenigen Kolonien von heimischen roten Eichhörnchen. Diese Tierart ist in England auf dem Rückzug, da die aus Nordamerika eingewanderten grauen Eichhörnchen sich im Kampf um Nahrungsmittel stärker behaupten. Weitere Bestände der roten Eichhörnchen haben im Lake District und Northumberland überlebt. An der Ostküste findet man auf der Insel Lindisfarne und südlich davon sowie in der Grafschaft Lincolnshire ausgedehnte Dünengebiete.

Flachküste

An und nahe der ostenglischen Küste sowie an der Mündung des Flusses Ribble an der Irischen See gibt es für Zugvögel bedeutende Feuchtgebiete. Gänse, Enten und Schwäne überwintern in großer Zahl auf der Insel. In den Wattbereichen des Meerbusens The Wash liegen bei Ebbe weite Flächen mit nahrungsreichem Schlick frei. Zu den Arten, die im Watt und den reetumstandenen Lagunen dieser Küste heimisch sind, gehören Uferschnepfen und Entenarten. Die Vogelschutzorganisation RSPB unterhält hier das Reservat Titchwell Marsh mit Beobachtungshütten. Weiter südlich in Suffolk, wo die Küste zwischen Southwold and Aldeburgh so unterschiedliche Lebensräume wie Strand, Sumpf, Tannenwald und Trockenheide bietet, wurden im Reservat Minsmere mehr als 100 Vogelarten gesehen: verschiedene Watvögel, Enten, Gänse und seltene Arten wie Säbelschnäbler und Rohrdommel.

Vogelschutz: Die RSPB (Royal Society for the Protection of Birds, The Lodge, Sandy, Bedfordshire SG19 2DL, Tel. 01767 68 05 51, www.rspb.org.uk) unterhält rund 200 Vogelschutzgebiete im Land. Auch die Privatinitiative Wildfowl and Wetlands Trust (www.wwt.org.uk), die sich um die Erhaltung von Feuchtgebieten kümmert, pflegt mit Besucherzentren ausgestattete und gut erschlossene Naturschutzgebiete für Wasservögel.

Waldgebiete

England hat im Vergleich zu europäischen Nachbarn wenig Wald. Der Anteil der Forstgebiete liegt bei nur ca. 8,5 % (Deutschland rund 30 %). Die Gründe hierfür liegen in vorgeschichtlicher Zeit. Zwischen 4000 v. Chr. und 1947 schrumpfte die Waldfläche von fast 100 % der Landesfläche auf unter 6 %. Seit fast 100 Jahren bemüht sich die staatliche Forestry Commission um Wiederaufforstung. Zuerst baute man mit Nadelholzplantagen die Holzproduktion auf. Heute betrachten Umweltschützer diese Entwicklung als ökologische Sünde, denn die heimische Flora und Fauna benötigt Laubwald: Eine Eiche bietet Lebensraum für 284 Insektenarten, eine Fichte nur für 16. Doch es hat ein Umdenken stattgefunden, sodass die mit Nadelwald bepflanzte Fläche seit 1980 sank, während sich die Laubwaldbestände mehr als verdoppelten.

Obwohl in England großflächige Waldgebiete fehlen, kann man sich hier über eine breite Vielfalt an Baumarten erfreuen. Neben Griechenland ist Großbritannien das europäische Land mit den meisten wirklich alten Bäumen. Dies liegt zum einen daran, dass viele Waldparzellen seit Jahrhunderten nicht bewirtschaftet wurden; zum anderen, dass in den Parks der Herrensitze mächtige Zierbäume über Generationen gepflegt werden. Auch Städte und Gartenbesitzer sorgten für einen interessanten Baumbestand und pflanzten so viele Exoten an, dass heute 1600 verschiedene Arten im Land gezählt werden. Nur 32 Arten gelten als im engen Sinne heimisch. Das sind Bäume wie Erle, Eberesche, Wacholder, Eibe und Weidenarten, die vor 8000 Jahren, nach der Eiszeit, in britischen Wäldern gediehen.

England im Zeichen des Klimawandels

Man könnte meinen, erhöhte Temperaturen seien im kühlen England ein Grund zum Feiern. Doch hat der Klimawandel Folgen, die nicht nur erfreulich sind: für englische Gärten und Wälder, für die Trinkwasserversorgung und den Schutz von Wohngebieten vor Überschwemmungen.

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Im August 2003 brach Jubel aus, als englische Wettergeschichte gemacht wurde. Am Flughafen London-Heathrow stieg das Thermometer auf 37,9 °C, d. h. 100,2° Fahrenheit. Zum ersten Mal seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1659 wurde die 100°-Marke erreicht. Die Meteorologen sehen darin einen langfristigen, mit der globalen Erwärmung zusammenhängenden Trend. Die englischen Winzer erweitern ihre Anbauflächen und Zeitungen melden, die trockenen Kalkböden im südenglischen Kent und Sussex böten bald günstigere Bedingungen für die Produktion von Schaumwein als die französische Champagne-Region. Der Klimawandel ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Er bringt nicht nur einen wärmeren, trockenen Sommer, sondern auch einen milderen, regenreichen Winter. Die Anzahl der Tage mit starken Regenfällen, d. h. über 15 mm Niederschlag, hat in vielen Regionen, vor allem im Westen, um ein Drittel zugenommen. Auch Perioden von fünf Tagen oder länger mit Dauerregen kommen öfter vor: Mitte der 1980er-Jahre durchschnittlich dreimal jährlich, seit 2000 fünfmal jährlich. Überschwemmungen werden immer häufiger, mit entsprechenden Folgen für die Landwirtschaft und viele Wohngebiete. Hinzukommt der Anstieg des Meeresspiegels, der an der Ostküste ernste Auswirkungen haben könnte. Ferienwohnungen in den Grafschaften Norfolk und Suffolk fallen ins Meer und es gilt als wahrscheinlich, dass manche Agrarflächen mittelfristig verloren gehen.

Für viele ist es unglaublich, aber bereits seit einer Generation Tatsache: England leidet zum Teil unter Wassermangel. Die Wasservorräte im dicht bevölkerten Südosten werden in den Sommermonaten immer knapper, denn der Regen fällt vor allem im Norden und Westen. Darunter leidet auch ein nationales Heiligtum, der englische Rasen, wenn in manchen Gebieten Verbote ausgesprochen werden, den Rasen mit Leitungswasser zu sprengen. Die Auswirkungen in der Natur sind teils klar, teils unabsehbar. Der Frühling beginnt früher und der Herbst später als vor 20 Jahren. Zugvögel erreichen die Insel früher und bleiben länger. Die Laubfärbung tritt erst ab Oktober ein, und die Blätter fallen Wochen später, als man es gewohnt ist. Die Folgen für den Wald als Lebensraum, für kleine Organismen und Insekten, auch für die Bäume selber sind noch nicht bekannt. Bäume, denen die Ruhezeit im Winter fehlt, sind für Krankheiten anfälliger. Buchen, die das Erscheinen vieler englischer Wälder prägen, vertragen die nassen Böden im Winter schlecht.

Der Klimawandel hat also komplexe Folgen. Englische Winzer lassen nun mit eigenen Erzeugnissen die Sektkorken knallen; Förster, Besitzer von Häusern nahe Flussufern und Gärtner, die jetzt im Winter den Rasen mähen müssen und ihn im Sommer nicht so recht genießen können, sehen die Lage weniger rosig.

Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik

Englands Wirtschaft erlebte in den letzten drei Jahrzehnten ein starkes Auf und Ab. Das Wachstum der 1990er-Jahre brachte Wohlstand, und der Wandel von einer Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ließ Großstädte wie Manchester aufblühen. Nach dem großen Dämpfer der Wirtschaftskrise 2008 prosperierte das Land wieder. Der Austritt aus der EU 2019 lässt aber noch viele Fragen offen.

Wohlstand und Ungleichheit

Großbritannien ist ein wohlhabendes Land mit Schattenseiten. Nach dem Auf und Ab der 1980er-Jahre unter der Regierung von Margaret Thatcher wuchs ab den frühen 1990er-Jahren die britische Wirtschaft mehr als 15 Jahre lang ununterbrochen. Infolge gestiegener Kaufkraft wurde Shopping zur beliebtesten Freizeitbeschäftigung, die kulinarische Szene blühte und einst ramponierte Industriestädte wie Manchester, Leeds und Birmingham glänzten auf einmal mit einer schicken Stadtmitte. Die Finanzkrise 2008 schlug dann wie eine Bombe ein, denn die britische Wirtschaft ist stark vom Finanzsektor abhängig – nicht nur in London. Die Erholung setzte nur langsam ein, erst 2015 wurde das durchschnittliche Einkommensniveau des Jahres 2008 wieder erreicht. Nach der Entscheidung 2016, die EU zu verlassen, hielt das Wachstum an, verlangsamte sich aber. Die Arbeitslosenquote sank bis Anfang 2018 auf 4,3 %.

Doch hinter der Fassade eines anscheinend wieder blühenden Landes verbergen sich Missstände, mit denen man als Urlauber oder Geschäftsreisender kaum in Berührung kommt: Der Reichtum ist ungleich verteilt, in manchen Regionen ist die Jugendarbeitslosigkeit ein dauerhaftes Problem. Die restriktive Kreditvergabe durch Banken seit der Wirtschaftskrise 2008 bewirkt zusammen mit dem jahrzehntelangen Anstieg der Hauspreise, dass der Wohnungsmarkt der jüngeren Generation verschlossen bleibt. Viele Menschen können sich keine Immobilie leisten, und als Mieter hat man in England wenig Rechte. Schon ist die Rede von einer verlorenen Generation. Armenviertel existieren im neureichen Leeds und in Manchester weiterhin, und es gibt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle.

Norden und Süden

Das Wohlstandsgefälle zwischen Südengland, vor allem der Londoner Region, und dem Norden scheint unüberwindbar. Einige der in diesem Band behandelten Regionen sind im wirtschaftlichen Dunstkreis der Hauptstadt anzusiedeln. Die Elite-Universitäten Oxford und Cambridge sind in einer Stunde von London erreichbar und profitieren als Forschungszentren für Zukunftstechnologien von der südenglischen Wirtschaft. Die Regionen Birmingham und Manchester blühen augenfällig – Baukräne beherrschen dort die Skyline der Stadtmitte. Auf Erholungsgebiete wie die Cotswold-Hügel und die Nordküste der Grafschaft Norfolk fällt das Geld der Londoner Szene wie warmer Regen.

Starke Einschnitte in den öffentlichen Ausgaben, die nach der Wiederwahl der Konservativen 2015 noch verschärft wurden, trafen den Norden hart. Nur drei Regionen Großbritanniens zahlen netto in die Staatskasse: London und der Südosten kräftig, Ostengland mit einer schwarzen Null. Alle anderen Teil des Landes sind Empfänger von Regierungsgeldern. Ökonomen prognostizieren mehrheitlich einen wirtschaftlichen Schaden durch den EU-Austritt und meinen, dass der Norden am stärksten betroffen sein wird. Bemühungen der Regierung, Nordengland zum neuen Konjunkturmotor zu machen, basieren teils auf der Abgabe von Kompetenzen an die Metropolen, teils auf einer Verbesserung der Bahninfrastruktur. Dazu zählt neben einem Ausbau des Ost-West-Korridors zwischen Liverpool, Manchester, Leeds und Hull auch die geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke London–Birmingham–Manchester.

Institutioneller Umbruch?

Den englischen Regionen fehlte seit jeher die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal. Die starke Zentralmacht ließ den 46 Grafschaften (Counties) und den Kommunen keine große Bedeutung zukommen. Seit 2017/18 gibt es jedoch neben London sieben Ballungsgebiete mit einem direkt gewählten Bürgermeister. So entstand aus zehn Gemeinden eine Verwaltung für Greater Manchester, die Verantwortung für Verkehrspolitik, Wohnungsbau, Berufsbildung, Gesundheit und Soziales übernimmt. Hier geht es um die Teilautonomie bedeutender Ballungsgebiete, nicht um großflächige Regionen, den deutschen Bundesländern vergleichbar. Im seit über 1000 Jahren politisch vereinten England hat ein föderalistisches System keine Wurzeln. Jetzt soll die starke Zentralisierung des Landes aufgelockert und dadurch neue Kräfte freigesetzt werden. Der finanzielle Spielraum der neuen Bürgermeister ist allerdings bescheiden, und es bleibt abzuwarten, ob dieses Experiment Früchte trägt.

Auf mehreren Ebenen wird eine Debatte über die Zuständigkeit althergebrachter Institutionen geführt. Seit Schotten und Waliser 1999 eigene Parlamente und Teilautonomie erhielten und vor allem seit dem nur durch das Versprechen weiterer Zugeständnisse vereitelten Versuch der schottischen Nationalisten 2014, per Volksabstimmung die volle Unabhängigkeit zu erlangen, wurden Forderungen nach englischer Eigenständigkeit laut. Heute dürfen schottische Abgeordnete im gesamtbritischen Parlament über Bildung und Sozialsysteme in England abstimmen. Die Vertreter englischer Wahlkreise haben dagegen bei solchen Fragen bezüglich des teilautonomen Schottlands nichts zu melden. Da Schottland und Nordirland 2016 mehrheitlich für den Verbleib in der EU stimmten, rückt das Brexit-Votum die Frage nach institutioneller Veränderung und dem Zusammenhalt des Vielvölkerstaats Großbritannien stärker ins Licht.

Brexit – wie kam es dazu?

Bei der Parlamentswahl 2015 wurde die europafeindliche UKIP (United Kingdom Independence Party) nach Stimmenanteil viertstärkste Partei, und Premierminister Cameron machte den Euroskeptikern in seiner Partei das Zugeständnis, eine Volksabstimmung abzuhalten. Die von 52 % der Wähler getroffene Entscheidung, aus der EU auszutreten, überraschte auch die Befürworter des Brexit. Wie kam es nach über 40-jähriger EU-Zugehörigkeit zu diesem radikalen Kurswechsel?

Die Briten hatten die EU nie ins Herz geschlossen. Stets waren wirtschaftliche Argumente ausschlaggebend. Lange überwogen die Bedenken, zu viel Macht an Brüssel abzugeben, nie spielte ideologische oder emotionale Zugehörigkeit zu Europa eine bedeutende Rolle. Eine weitere Umverteilung politischer Macht zugunsten der EU fand kaum Befürworter. Die Krise der Eurozone und die Flüchtlingswelle über das Mittelmeer bestätigten Politiker in ihrer Weigerung, der gemeinsamen europäischen Währung und dem Schengener Abkommen über offene Grenzen beizutreten. Das Referendum fand nach jahrelangen Kürzungen im öffentlichen Etat statt und gab ärmeren Landesteilen die Gelegenheit, ihren Unmut über die Regierung kundzutun. Schon seit Längerem erweiterte sich die Kluft zwischen Arm und Reich. Zudem schürte UKIP die Angst vor Immigration mit dem Schreckgespenst der Überfremdung und der Behauptung, Einwanderung aus der EU führe zu Arbeitslosigkeit und niedrigen Löhnen. Den höchsten Stimmenanteil für den Brexit in ganz England erzielte die Stadt Boston (s. >>>>), wo besonders viele Osteuropäer in der Agrarindustrie beschäftigt sind. Kurz vor dem offiziellen Austritt aus der EU im März 2019 bleibt das Land stark gespalten. Nur wenige änderten seit dem Volksentscheid ihre Meinung.

Stadt und Dorf

Viele britische Stadtbewohner hegen einen Traum von der Dorfidylle. Demnach besteht das ideale Dorf aus einigen Straßen, die weder breit noch gerade sind, mit hübschen Häuschen, stets blühenden Vorgärten und Kletterrosen an den Wänden. Den Mittelpunkt des Dorfes bilden eine altehrwürdige Kirche, der Pub, das Postamt, die Schule und der Dorfladen. Außerhalb steht das große Haus des Gutsherrn, der neben Priester, Arzt und Wirt zu den Hauptpersönlichkeiten der Gemeinde zählt. Bestandteile dieses Traumes sind in der Realität anzutreffen. Besuchern der touristisch attraktivsten ländlichen Gegenden scheinen die Orte äußerlich dem Idealtypus nahe. Eine Pfarrkirche der Church of England gibt es fast in jedem Dorf, obwohl der Pfarrer jetzt oft mehr als eine Gemeinde betreut.

Viele Dörfer sind weit über 1000 Jahre alt. In den über viele Generationen erweiterten und veränderten Kirchen sind Aspekte der Sozialgeschichte des Landes abzulesen. Monumente erzählen die Familiengeschichte des örtlichen Kleinadels – die jungen Offiziere, die im Dienste ihres Monarchen in Indien, auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs oder auf See starben –, während Grabmäler auf den Friedhöfen lapidar über das Leben der weniger einflussreichen Dorfbewohner berichten.

Das neben der Kirche wichtigste Gebäude ist der Pub – wenn man Glück hat, einer mit altertümlichem Flair, einem Kaminfeuer, local characters, die an der Theke schwatzen, und einem herzlichen Wirt. Oft steht das Haus der Gutsbesitzer an derselben Stelle wie im Mittelalter und wird manchmal noch von den Nachfahren der Gutsherren, die hier zu Shakespeares Zeiten residierten, bewohnt. In anderen Fällen sind Neureiche oder ein Hotel eingezogen.

Die Qualität des Lebens auf dem Lande und in Dörfern ist eine in heiß diskutierte Frage. Dörfer verlieren ihre Identität, wenn wohlhabende Neuankömmlinge die alten Einwohner verdrängen. Hauspreise steigen und werden für junge Einheimische unerschwinglich. Zwischen Zuwanderern und Alteingesessenen entsteht eine Kluft, jede Gruppe frequentiert einen anderen Pub. Dorfschulen und kleine Geschäfte schließen. Der Ort bleibt hübsch und verschlafen, so wie es die ›Neuen‹ gerne haben, das Dorfleben verkümmert. Doch nicht immer tragen die Zugezogenen die Schuld. Die Konzentration im Lebensmittelhandel führte dazu, dass alle, die ein Auto besitzen, in die Stadt zum nächsten superstore fahren. Wer kein eigenes Fahrzeug hat, ist auf selten verkehrende Buslinien angewiesen, denn bereits in den 1960er-Jahren wurde eine große Anzahl von ländlichen Bahnstrecken stillgelegt.

Die Gesamtzahl der Kneipen, kleinen Läden, Postämter und Bankfilialen in Großbritannien sinkt von Jahr zu Jahr – in der Stadt keine Katastrophe, auf dem Land eine besorgniserregende Entwicklung. Zu den rettenden Ideen gehören Beispiele von erweiterten Dienstleistungen: Pubs sollen je nach Bedarf auch als Friseurladen, Abholstelle für Medikamente und Kleidung aus der chemischen Reinigung, als Lebensmittelladen, Kinderhort, Post und Standpunkt des Geldautomaten fungieren. Tatsächlich hat hier und da eine Anwohnerkooperative die Dorfkneipe mit Erfolg übernommen.

© Schapowalow, Hamburg: 4Corners/Foulkes

Eine ›bedrohte Art‹ – der Dorf-Pub, traditionell eine der Säulen des sozialen Lebens im Ort

Die Klagen der Bauern

Die englische Landwirtschaft sieht sich vor viele Herausforderungen gestellt. Milchbauern z. B. leiden unter dem Preisverfall, einer Folge von Überproduktion und der Macht des Lebensmittelhandels. Manche Bauern setzen auf Diversifizierung, stellen auf höherwertige Produkte wie Gemüse aus ökologischem Anbau oder eigene Käsesorten um. Stellenweise grasen Exoten wie Wasserbüffel und Lamas in den nordenglischen Hügeln. Andere Landwirte bieten Urlaub auf dem Bauernhof an.

Auch der Brexit wird Auswirkungen haben, denn die Landwirtschaft ist auf Exportmärkte und auf osteuropäische Arbeitskräfte angewiesen. Manche Bürger sind darüber besorgt, dass EU-Richtlinien zum Umweltschutz nicht mehr beachtet werden. Andere halten dagegen, die Brüsseler Subventionen der Landwirtschaft seien eine ökologische Katastrophe, der Brexit folglich eine Chance, die ländliche Umwelt und die Agrarwirtschaft auf eine nachhaltige Basis zu stellen.

Bauern müssen heute vielfältigen Anforderungen gerecht werden. Als Beispiel seien die Schafzüchter im nordenglischen Bergland genannt. Sie erzielen so geringe Preise mit ihrer Wolle, dass das anstrengende Scheren sich kaum lohnt. Würden jedoch grasende Schafe nicht den Bewuchs niedrig halten, dann verlören beliebte Nationalparks wie der Lake District und die Yorkshire Dales in kurzer Zeit ihr typisches Erscheinungsbild. Auch die von Schafbauern instand gehaltenen Steinmauern und Farmgebäude prägen das Gesicht dieser Landschaften.

Im Tiefland sorgte das Thema Fuchsjagd mit Hundemeute jahrelang für Konfliktstoff. Angehörige der ländlichen Oberschicht gingen leidenschaftlich gern der Jagd nach, zugleich boten die Haltung von Pferden und Hunden sowie die Herstellung und der Verkauf von Reit- und Jagdzubehör vielen Menschen Beschäftigung. 2005 kam schließlich das Verbot der Fuchsjagd. Doch in veränderter Form blüht diese heute nach wie vor: Reiter und Meute folgen nun einer Fährte, die mit Fuchsurin gelegt wurde.

Geschichte

Die spannende Geschichte des Inselreichs lässt sich anhand von Zeugnissen aus allen Epochen verfolgen. Steinkreise, verfallene Burgen und noch bewohnte Herrensitze erzählen von den Menschen, die seit 7000 Jahren in England wohnen. Ob man sich für die Römer, Maria Stuart oder historische Eisenbahnen interessiert – in dieser Region kann man die Spuren lesen.

Von der Steinzeit zu den Römern

Die Anfänge

Wann beginnt die Geschichte Englands oder Großbritanniens? Ein möglicher Anfangspunkt ist die Zeit um 5000 v. Chr., denn mit dem Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit dehnte sich die Nordsee aus, die Landbrücke zum europäischen Festland verschwand und das Inseldasein begann. Historiker, die sich neuerdings der Erkenntnisse der Gentechnik bedienen, und Archäologen glauben, dass die Besiedlung des Landes seit dem Ende der Eiszeit eine Kontinuität aufweist und dass das Erbgut der frühen Einwanderer und aller nachfolgenden Völker in der britischen Bevölkerung bis heute vorhanden ist. Man sieht in dieser Zeit eher Beweise für die ständige Assimilation der Neuankömmlinge als für die Ausrottung und Verdrängung der alten Bevölkerung.

Im vierten vorchristlichen Jahrtausend begann der Ackerbau, und die Gesellschaft, die sich damals entwickelte, war zu Leistungen wie dem Bau des großen Steinkreises Stonehenge (3000–1600 v. Chr.) in der Ebene von Salisbury in Südengland fähig. 1998 legten die Wellen an der Küste von Norfolk einen aus 55 Eichenpfählen bestehenden Kreis frei: ›Seahenge‹, im Jahr 2049 v. Chr. errichtet. Während dieser Epoche schätzt man die Bevölkerung von Großbritannien auf 500 000 Menschen. Metallwerkzeuge erleichterten in den folgenden Jahrhunderten die Rodung der Wälder. Für die Zeit um 1000 v. Chr. stellt man sich eine offene Agrarlandschaft mit einzelnen Waldgebieten vor.

Eisenzeit

Das letzte vorchristliche Jahrtausend bezeichnet man als Eisenzeit auf der Insel. Aus den Gesellschaften der Bronzezeit ging eine Vielzahl von Stämmen hervor. Sie hatten Hügelfestungen, die heute überall im Lande noch zu sehen sind und führten Krieg gegeneinander, betrieben aber auch Handel miteinander und mit Völkern auf dem europäischen Kontinent. In den Hügelfestungen entstanden stadtähnliche Siedlungen mit verschiedenen Handwerkszweigen. Die Archäologie scheint die ehemalige Vorstellung einer Eroberung früherer Einwohner durch keltische Stämme zu widerlegen. Als die Römer Britannien erreichten, verständigten sich die Bewohner in keltischen Sprachen, doch dies geschah wahrscheinlich durch die Übernahme keltischer Kultur.

Römische Provinz Britannia

55 v. Chr. führte Julius Caesar eine militärische Expedition über den Ärmelkanal. Er wollte verhindern, dass die Briten den Galliern auf dem Festland zu Hilfe kamen, mit denen die Römer in Streit lagen. Auch stellte er sich möglicherweise einen großen Triumph vor, der seine innenpolitische Stellung stärken würde. Die Eroberung gelang ihm nicht, und erst 90 Jahre später kamen die Römer wieder. Ab 43 n. Chr. nahm Kaiser Claudius die Insel in Besitz und gründete Camulodunum (heute Colchester), die erste römische Stadt der Insel. Eine Rebellion der Königin Boudica in East Anglia 60 n. Chr. konnte die 30 Jahre dauernde Eroberung nicht verhindern, doch gelang es den Römern nicht, das heutige Schottland zu unterwerfen. Ab dem Jahr 121 ließ Kaiser Hadrian eine Mauer zwischen dem Solway Firth an der Westküste und der Tyne-Mündung an der Nordsee errichten, um die nördliche Grenze des Imperiums zu markieren.

Die bedeutendsten Stützpunkte der Legionen im Norden waren Chester und York, während Gloucester und Lincoln den Status ›Colonia‹ (Siedlung von Veteranen mit Rechten eines römischen Bürgers) erhielten. Im 4. Jh. blühten noch die Städte und Landwirtschaft Britanniens, aber Überfälle der Sachsen bedrohten die Ost- und Südküste und führten zusammen mit Angriffen der Pikten und Skoten aus dem Norden zum Zusammenbruch römischer Herrschaft. Als romanisierte Briten 410 beim Kaiser Honorius militärische Hilfe ersuchten, erhielten sie die Antwort, sie müssten sich selber verteidigen. Der Zusammenbruch römischer Zivilisation war kein abrupter Vorgang. Stellenweise lebten germanische Siedler neben den romanisierten Briten in den langsam verfallenden Städten und nutzten römische Bauwerke weiter.

Manche englische Überlandstraßen folgen dem Verlauf römischer Militärstraßen – die schnurgerade geführten Routen sind auf modernen Landkarten leicht zu erkennen.

© David Lyons, Ambleside (Großbritannien)

Ein Überbleibsel Britannias: Fort Hardknott im westlichen Lake District

Angelsächsische Zeit: 400–1066

Im 5. und 6. Jh. drangen Angeln und Sachsen, Friesen und Jüten aus Nordwesteuropa immer tiefer in das römische Britannien. Die schriftlichen Quellen sprechen von Kriegen, und die Geschichtsschreibung sah traditionell ein Zurückdrängen der römisch-britischen Bevölkerung in das Bergland im Westen und Norden. Man versteht die Figur des legendären Königs Artus als einen Führer der Briten gegen die Eindringlinge. Archäologische Quellen berichten häufig von einer friedlichen Landnahme, z. B. Siedlungen der Sachsen am Rande weiter existierender römischer Städte, die nur langsam verfielen.

Obwohl viele wichtige Erkenntnisse über diese Zeit fehlen, sicher ist, dass die Sprachen der germanischen Siedler nach und nach das Land eroberten. Die meisten modernen englischen Ortsnamen haben einen angelsächsischen Ursprung. Bis zum Jahr 800 kristallisierten sich aus einer Vielzahl kleiner Königreiche vier bedeutende Herrschaftsbereiche heraus: Mercia in Mittelengland, Northumbria im Norden, Wessex im Südwesten und East Anglia im Osten.

Christianisierung und Wikinger-Überfälle