Dünnes Eis - Die Grenzpolizei - Daniel Brenner - E-Book

Dünnes Eis - Die Grenzpolizei E-Book

Daniel Brenner

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Beschreibung

Auf unterhaltsame Art und Weise werden hier Situationen aus dem polizeilichen Alltag geschildert. Der Humor bleibt dabei nicht auf der Strecke, auch wenn die auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichten teilweise zum Nachdenken anregen. Letztenendes beweist dieses Buch, dass Polizisten auch nur Menschen sind.

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Dünnes Eis - Die Grenzpolizei

Dünnes Eis - Die Grenzpolizei

(Nicht nur) Lustige Dialoge, Anekdoten und Erkenntnisse aus dem Polizeialltag

Daniel Brenner

© 2022 Daniel Brenner

Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer

ISBN Softcover: 978-3-347-70903-4

ISBN E-Book: 978-3-347-70905-8

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel I "Die" Polizei, was ist das überhaupt?

Kapitel II "Königlich Bayerische" Grenzpolizei

Kapitel II.1 "Schamopf"

Kapitel II.2 "Schorschi"

Kapitel II.3 Der will zu Dir

Kapitel II.4 Können Sie das lesen?

Kapitel II.5 Der Weihnachtsmann ist ein Deutscher

Kapitel II.6 Nomen est Omen

Kapitel II.7 "Develey"

Kapitel II.8 "Wossn?!"

Kapitel II.9 Lackierte Fingernägel

Kapitel II.10 Minirock

Kapitel II.11 Keine Angst, Kollege schießt daneben

Kapitel II.12 Bremsen vs Pfeffer

Kapitel II.13 Kreuz des Südens

Kapitel II.14 Der Streichelzoo

Kapitel II.15 Da Ronny aus Sonnebersch

Kapitel II.16 Döner für 20000 EUR

Kapitel II.17 Wer einmal lügt…

Kapitel II.18 “Kotzophobie”

Kapitel II.19 Bauernbub

Kapitel II.20 “Ossi und Anfang 20”

Kapitel II.21 “Sie haben so glasige Augen”

Kapitel II.22 Playstation

Kapitel II.23 SiLei 50 EUR

Kapitel II.23 Die liegen wie gedrickt!

Kapitel II.24 Piraten!

Kapitel II.25 Diszi

Kapitel II.26 Ein ungewöhnliches Paar

Kapitel II.27 Die Zöllner

Kapitel II.28 Das Ende

Nachwort

DÜNNES EIS

Band I - Die Grenzpolizei

(Nicht nur) Lustige Dialoge, Anekdoten und Erkenntnisse aus dem Polizeialltag

Vorwort

Auch wenn Polizisten im allgemeinen vielleicht eher als ernste Mitbürger gelten, vor allem, wenn man sie nicht privat kennt, haben die meisten doch einen ausgeprägten Sinn für Humor.

Dieser ist natürlich sehr speziell und teilweise ganz schön schwarz, denn man darf natürlich auch nicht vergessen, dass ein Polizist in seiner beruflichen Laufbahn hauptsächlich mit der Schattenseite des Lebens konfrontiert wird.

Absonderliche und abscheuliche Todesfälle sind ebenso an der Tagesordnung wie Familientragödien und Gewaltkriminalität.

Hinzu kommt, dass der "normale" Bürger auch häufig gereizt ist, wenn er mit der Polizei zu tun hat, denn meistens wollen die Beamten ja etwas von ihm und natürlich ist dies in der Regel nur sein Bestes - nämlich sein Geld.

Zu allem Überfluss sitzt dem Gendarmen auch noch sein Chef - häufig getrieben von irgendeiner hirnrissigen Statistik - im Nacken.

Dies ist der Grund, dass die Polizei ihren eigenen Humor braucht, denn wenn man hier alles zu ernst nehmen würde, wäre der Burnout oder gar Schlimmeres vorprogrammiert.

In diesem Buch sollen vor allem lustige, aber auch nachdenkliche Geschichten aus dem Polizeialltag festgehalten werden - geschrieben aus der Sicht der beteiligten Polizisten.

Vielleicht erkennt der geneigte Leser dass es Polizisten auch nicht immer leicht haben. Oder ist er gar selber ein “Kollege” und erkennt die eine oder andere Situation wieder?

Auf jeden Fall hoffe ich dass ihr (bei der Polizei dutst man sich) viel Spaß beim Lesen dieser Geschichten haben werdet!

Es sei noch angemerkt, dass alles in diesem Buch auf wahren Gegebenheiten beruht. Es ist nichts erfunden.

Allerdings sind Namen und Orte verändert worden, so dass manche Peinlichkeiten keiner Person oder Dienststelle zuzuordnen sind.

Für die Juristen und Erbsenzähler unter euch - alle Straftaten und Dienstvergehen, die möglicherweise auch in diesem Buch auftauchen, sind bereits lange verjährt. Aber wenn es euch darum geht, dann solltet ihr euch ohnehin eine andere Lektüre suchen!

So und nun ist es aber genug und wir begeben uns auf…

Dünnes Eis!

Kapitel I

"Die" Polizei, was ist das überhaupt?

Strenggenommen gibt es "die" Polizei gar nicht.

Polizei ist in Deutschland Ländersache.

D.h. jedes Bundesland kocht hier sein eigenes Süppchen und die können sich in der Würze - und von der Temperatur wie sie gegessen werden - ganz schön unterscheiden.

Hier, in diesem Buch, ist - in der Regel - von der bayerischen Polizei die Rede.

In Bayern hat die Polizei verhältnismäßig viele Berechtigungen und Befugnisse, die in liberaleren und weniger konservativen Bundesländern teilweise deutlich abweichen können.

Auch wenn bei mir persönlich wegen der “mia samma mia”- Mentalität der lederhosentragenden “Bazis” teilweise eher Fremdschämen angesagt ist, als bayerischer Polizeibeamter profitierte man in den vergangene Jahrzehnten zumeist dennoch davon.

Aber auch im Freistaat selber und den anderen Bundesländern gibt es innerhalb der jeweiligen Landespolizeien deutliche Unterschiede und die verschiedensten Aufgabenbereiche.

So divergent diese auch sein mögen, JEDER Polizist glaubt, dass seine Aufgabe die wichtigste innerhalb der Polizei ist und seine Arbeit auch die einzig richtige Polizeiarbeit darstellt.

Am einfachsten fällt die Unterscheidung zwischen Schutz- und Kriminalpolizei. Zumindest auf den ersten Blick, denn wer sich unter einem Kriminalbeamten einen gestylten jungen Kommissar im Trenchcoat vorstellt, der liegt gar nicht mal so weit daneben.

Und bei einem Schutzmann werden viele wohl den etwas beleibten und schnauzbärtigen Uniformträger vor ihrem geistigen Auge haben, der in den meisten Hollywoodstreifen zuerst erschossen wird und im Tatort immer den Kriminalkommissaren bei ihren Ermittlungen im Weg steht.

Keine Angst, diese beiden Klischees werden in diesem Buch auch noch bedient.

Trotzdem ist die Aufgliederung innerhalb der Polizei noch viel feiner.

So gibt es da noch die Bayerische Bereitschaftspolizei, die mit ihren geschlossenen Einheiten bei Demonstrationen und Großveranstaltungen auftritt, mit einzelnen Beamten ländliche Dienststellen unterstützt und für die Aus- und Fortbildung der Polizistinnen und Polizisten zuständig ist.

Die Tatsache dass die Kasernen der Bereitschaftspolizei umzäunt und gesichert sind ist nicht alleine den dort verwahrten Waffen geschuldet - nein, in manchen Fällen dient der Zaun wohl eher dazu, die Bevölkerung vor den dort stationierten Kolleginnen und Kollegen zu schützen.

Vor allem unfähiges, oder zumindest zweifelhaftes Führungspersonal wird dorthin gerne wegbefördert, so dass es in der echten Welt keinen Schaden mehr anrichten kann.

Natürlich war das jetzt nicht ganz ernst gemeint und die wenigsten Kollegen sind überdies freiwillig bei der "BePo", da es in der Regel fester Bestandteil der Ausbildung und der weiteren Verwendung danach ist, eine gewisse Zeit in einer Einsatzhundertschaft zu dienen, kommt man eben fast nicht drum rum.

Aber dass heutzutage private Sicherheitsdienste und keine Beamten mehr für die Wachbesetzung verwendet werden, lässt das Ganze teilweise schon gefängnisgleich wirken. Wobei in Gefängnissen mehr Luxus und besseres Essen geboten werden dürfte.

Darüber hinaus gibt es in den Polizeieinheiten noch etliche Spezialisten die das gesamte Gefüge noch interessanter machen.

“In der Polizei ham´s an Platz für jeden!”

Angefangen vom Hubschrauberpiloten, bei oben erwähnter Bereitschaftspolizei, über die EDV- Spezialisten und Cyber- Cops bei der Kripo, welche für Computer- und Handyauswertungen sowie Internetkriminalität zuständig sind, bis hin zu zivilen Fahndungseinheiten der Schutzpolizei.

Kaum ein anderer Beruf ist so vielseitig wie der des Polizisten und ich versuche auf so viele Felder wie möglich einzugehen.

Es gibt einen Witz, der die Arbeitsweise der einzelnen Aufgabenbereiche der bayerischen Polizei (“von damals”) sehr gut beschreibt:

Die Grenzpolizei, die Schutzpolizei und die Kriminalpolizei wollen ein für alle Mal klären, wer den nun die “beste” und somit einzig richtige Polizei ist.

Also veranstalten sie einen Wettbewerb:

In einem abgezäunten Waldstück, wird eine Wildsau freigelassen und wer diese am schnellsten findet, der hat gewonnen und kann für sich behaupten, bei der “besten” Abteilung der Polizei zu arbeiten.

Die Wildsau wird freigelassen und das Los entscheidet, dass zuerst die Grenzpolizei, dann die Schutzpolizei und zum Schluss die Kriminalpolizei ihr Glück versuchen, bzw. ihr Können beweisen darf.

Natürlich wählt jede Dienststelle ihre beiden besten Beamten aus, um die Aufgabe bestmöglich zu lösen.

Zwei erfahren Grenzer, schnauzbärtig, drahtig, walderfahren, betreten das Gelände als Erste und bereits nach drei Stunden kommen sie mit der Wildsau im Schlepptau wieder raus, die daraufhin erneut freigelassen wird.

Danach treten zwei erfahrene Hauptmeister der Schutzpolizei an und versuchen ihr Glück. Nicht ganz so erfahrene Waldläufer wie die Grenzer und etwas beleibter, tun sie sich im Dickicht schon etwas schwerer, kommen aber immerhin nach vier Stunden mit der Wildsau retour und erneut wurde diese anschließend in “Freiheit” entlassen.

Zuguterletzt kamen die Kriponesen an die Reihe. Zwei junge Hauptkommissare, motiviert bis unter die Hutkrempe, im Trenchcoat, machten sich auf, die Wildsau zu fangen. Als nach drei Stunden von den Beamten oder der Wildsau noch nichts zu sehen war, freuten sich die Grenzer wie die Schneekönige, dass sie definitiv die Sieger des Wettstreits waren. Nach vier Stunden waren die Hauptmeister der Schutzpolizei mehr als zufrieden, dass sie nicht Letzte waren - und der zweite Platz ist ja bekanntermaßen der Sieg des kleinen Mannes.

Als aber nach fünf Stunden immer noch nichts von den Kriminalbeamten zu sehen war, begann man sich langsam Sorgen um die Kollegen zu machen.

Nach sechs Stunden entschlossen sich die Grenzer und Schutzpolizisten dann, ihre Kollegen von “K” zu suchen.

Es dämmerte bereits, als die Beamten sich aufmachten und irgendwann eine kleine Lichtung im Wald erreichten. In deren Mitte standen die beiden Kriminalhauptkommissare. Einer hielt einen Hasen an den Ohren fest, der heftig zappelte. Der andere beugte sich über das Tier und sagte “gib endlich zu dass Du die Wildsau bist!”.

Anders als in diesem Witz, hängt es in der Realität, wie fast überall, von den Menschen ab, ob eine Dienststelle/Abteilung gut oder schlecht arbeitet. Aber ein Bisschen verallgemeinern kann man natürlich schon. Denn Klischees werden auch im echten Leben definitiv bedient.

Da ich das Glück hatte, bereits in nahezu allen Bereichen der Polizei eingesetzt zu werden, habe ich einen doch schon recht beachtlichen Fundus an Anekdoten gesammelt, die ich entweder selbst erlebt, oder unmittelbar mitbekommen habe.

Beginnen werde ich in diesem Band mit Geschichten einer Einheit, die heutzutage nicht mehr existiert. Zumindest nicht mehr in der Form wie noch vor einigen Jahren.

Nicht weil sie so schlecht war, sondern weil sich die politische Lage innerhalb Europas so verändert hat (zum Guten wie ich meine), dass sie “überflüssig” geworden ist.

Die Grenzpolizei.

Interessanterweise hat der Bayerische Ministerpräsident im Jahr 2018 wieder eine “neue” Bayerische Grenzpolizei ins Leben gerufen, welche sich kräftemäßig aus den entsprechenden Länderpolizeien speist und zentral von Passau aus koordiniert wird.

Ob sich diese Behörde etablieren kann, hängt vor allem wohl vom Ausgang der nächsten Landtagswahlen und dem einer derzeitig anhängigen Verfassungsklage ab.

Auch die Aufgaben unterscheiden sich deutlich von der früheren Grenzpolizei, denn stationäre Grenzkontrollen, 24 h am Tag, finden heutzutage natürlich nicht mehr statt.

Kapitel II

"Königlich Bayerische" Grenzpolizei

Der Freistaat Bayern ist das einzige Bundesland das sich bis nach der Jahrtausendwende den Luxus einer eigenen Grenzpolizei geleistet hat. In allen anderen Bundesländern war die Passkontrolle der Bundespolizei (vormals Bundesgrenzschutz) vorbehalten.

So leisteten die bayerischen Grenzer bis 1990 an der innerdeutschen Grenze, bis 1995 an der deutsch- österreichischen und bis Ende des Jahre 2007 an der deutsch-tschechischen Grenze, ihren Dienst.

Zusätzlich kontrollierten sie Ein- und Ausreise auf den Flughäfen im Freistaat. Von Relevanz waren und sind hier allerdings nur die großen Airports der Landeshauptstadt München und der fränkischen Metropole Nürnberg. Auch wenn heutzutage der Flughafen in Memmingen stetig an Größe und somit auch Bedeutung zunimmt und daher wohl auch künftig einen Schwerpunkt polizeilicher Kontrollen einnehmen wird.

Erst im Jahr 2007 - nach dem die Tschechische Republik offiziell den "Schengenstandard"* bei der Kontrolle ihrer EU- Außengrenzen erfüllte, wurde die elitäre Gemeinschaft der Grenzpolizei durch eine Polizeireform zerschlagen und die Grenzer mussten sich allesamt ein neues Betätigungsfeld suchen, was dem einen mehr, dem anderen weniger erfolgreich gelungen ist.

*Das Schengener Übereinkommen regelt, dass innerhalb der Mitgliedsländer keine stationären Grenzkontrollen mehr stattfinden sollen. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist, dass die Außengrenzen entsprechend gewisser Qualitätsauflagen überwacht werden.

Einzig für die Kolleginnen und Kollegen an besagten Flughäfen änderte sich nicht die Welt, denn für sie bestand die Reform prinzipiell nur aus einem neuen Namen für die Dienststelle und nach Auflösung des Präsidiums der Grenzpolizei eben auch in der Änderung der präsidialen Zugehörigkeit.

Weniger Glück hatten die Kollegen an den Grenzübergängen, denn entgegen aller Versprechungen und Bemühungen der Führung, wurden nur wenige sozialverträglich untergebracht und viele mussten einen weiteren Arbeitsweg und ein grundverschiedenes Tätigkeitsfeld hinnehmen.

Dass man nach der Auflösung der eigenen Stammdienststelle Anspruch auf ein sogenanntes “Trennungsgeld” hat, mag auf den ersten Blick ein finanzielles Trostpflaster sein, bei näherem Hinsehen merkt man jedoch schnell, dass durch den nun in aller Regel deutlich weiteren Arbeitsweg nun auch wertvolle Lebenszeit auf der Strecke bleibt, die für kein Geld der Welt zurückgekauft werden kann.

Hinzu kommt, dass die Grenzer ein eingespieltes Team waren und der Laden lief gut. Nahezu perfekt. Vielleicht auch, weil gerade bei der Grenzpolizei ein freundschaftlicher, nahezu familiärer Umgang miteinander gepflegt wurde und sich irgendwie jeder auf seine Art mit dem Beruf identifizieren konnte.

Ein solches Nest zu verlassen fällt schwer und hinterlässt Spuren. Nicht jeder konnte sich damit abfinden und einige hatten danach echte Probleme, sich (wieder) im “normalen” Polizeileben zurechtzufinden. Und das obwohl das angeeignete Spezialwissen, vor allem im Kfz- und Urkundenbereich, in nahezu allen Situationen des Polizeidienstes von großem Nutzen sein kann.

Nachdem Stellen für Spezialisten wie die Grenzer im Polizeialltag eines Präsidiums Landespolizei mehr als dünn gesäht sind, kapitulierten viele und das Wissen ging ein für allemal verloren.

Allgemein scheint es bei der Polizei ein bedauerlicher Trend zu sein, die Dienststellen, oder die Organisation, die am besten funktionieren, durch eine Reform kaputt zu machen.

Grundsätzlich gilt hier - je besser es läuft und je mehr Geld im laufenden Rechnungsjahr investiert wurde, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Auflösung.

Dies scheint nicht nur in Bayern der Fall zu sein, auch bei anderen Polizeien der Länder und explizit auch bei der Bundespolizei trifft diese Aussage zu. Paradox an der ganzen Sache ist, dass hier häufig im Zusammenhang mit der Polizeiarbeit die Wirtschaftlichkeit genannt wird.

Klar muss die Polizei effizient sein, aber sie ist doch kein Wirtschaftsunternehmen das ein Produkt verkauft und wenn, dann ist dieses Produkt die Sicherheit der Bürger und die sollte den Entscheidungsträgern jede Summe wert sein.

Nicht umsonst ist Prävention, also die Gefahrenabwehr, die oberste Aufgabe der Polizei.

Alles andere, die Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten beispielsweise, ist sekundär und letztenendes oft nur das Ergebnis der unzureichenden Prävention.

Aber da diese nicht messbar ist, werden nur (beliebig manipulier- und interpretierbare) Statistiken für Argumentationen der Politik und der Polizeiführung herangezogen.

Es wird solange kaputtgespart, bis es Mal wieder die Politiker sind, die um ihre Sicherheit fürchten.

Wer sich zurückerinnert, in den 70er Jahren hatte die Polizei ihre stärkste Gewerkschaft - die RAF. Damals spielte Geld plötzlich keine Rolle und es konnte(n) gar nicht genug Ausrüstung angeschafft und Polizisten eingestellt werden.

Aber ich schweife ab…

Kommen wir zurück zur Grenzpolizei.

Wie jede Unterart der Polizei hatte sie ihre Besonderheiten und ihren einschlägigen Tätigkeitsbereich.

Vor allem war das in diesem Fall die Kontrolle der Reisenden zwischen Bayern und den angrenzenden Ländern.

Für die jüngeren Leser, die mit der europäischen Union und der damit verbundenen Freizügigkeit der Reise aufgewachsen sind, will ich die Vorgehensweise an dieser Stelle einmal erläutern:

Der Schutz der Grenzen war, vor allem vor der EU- Osterweiterung, ein großes Thema.

Unkontrollierter Personen- und Warenverkehr war nicht erwünscht. Letzterer war auch mit Steuereinnahmen verbunden, weshalb auch der Zoll an den Grenzen für die Überwachung zuständig war.

In der Praxis sah das so aus, dass die Straße, die über die Grenze führte, in der Mitte von der sogenannten "Insel" geteilt wurde.

Auf der Insel wurde kontrolliert.

Die Insel bestand vor allem aus einem Gebäude mit zwei Kabinen. In der einen Kabine (in Richtung Deutschland) saßen die deutschen Grenzer und Zöllner, in der gegenüberliegenden, die Polizeikollegen aus dem Nachbarland (z.B. Tschechien) - in der Regel ebenfalls mit Zollbeamten.

Die Kabinen hatten dann auf Einreise- und Ausreiseseite jeweils einen Schalter, ähnlich wie bei einem Drive- In einer bekannten amerikanischen Fastfoodkette.

In jeder Richtung standen dann zwei STOP- Schilder:

Einmal vor dem deutschen Schalter und einmal vor dem tschechischen (beispielsweise). Analog der Fenster zum Bestellen und der Abholung des Essens.

Nur dass am Essensschalter in der Regel freiwillig und ganz ohne Schild angehalten wird, am Grenzübergang brauchte es dafür schon ab und an einen dezenten verbalen Hinweis an den Fahrer oder die Fahrerin. Aber das hatte auch seine Vorteile… dazu später mehr.

Das Schöne für die Grenzer war:

Die Arbeit kam auf einen zu, man brauchte nicht im Streifenwagen herumfahren, um sich etwas zu suchen, sondern man konnte gezielt auswählen wen und in welche Richtung man kontrollieren wollte.

Umgekehrt wusste die Kundschaft ja worauf sie sich einlässt und dass an der Grenze Kontrollen stattfinden.

Umso erstaunlicher ist, wie wenig Gedanken sich offensichtlich einige darüber gemacht haben und so kam es oft vor, dass Reisende zu unfreiwilligen Selbststellern wurden.

Von den zahlreichen Autofahrern, denen die Bedeutung eines "STOP-Schildes" offensichtlich völlig fremd war, ganz zu Schweigen.

Das Überfahren des ebensolchen war nämlich der perfekte Einstieg für eine längere Kontrolle und wurde häufig verwendet, wenn dem Grenzer langweilig war, oder er einfach mal kurz die Insel verlassen wollte.

Ganz allgemein hatten es die Reisenden aber natürlich auch nicht leicht. Schließlich hatten die meisten ein dringendes Bedürfnis, welchem sie nachgehen mussten und der Grenzübergang ("GüG") war ihnen dazu im Weg.

Diese Bedürfnisse konnten ganz unterschiedlicher Natur sein. An den allermeisten GÜGs fuhren sogenannte "TBC" Touristen - TBC für Tanken, Bumsen, Cigaretten.

Eigentlich erschreckend, wenn man bedenkt, dass die Nachbarländer doch in Wahrheit so viel mehr zu bieten haben.

Und dann die Steuereinnahmen, die dem Staat entgangen sind und auch heute noch entgehen.

An einem mittleren Grenzübergang fuhren an Spitzentagen 15000 Fahrzeuge pro Richtung.

Wenn auch nur die Hälfte davon in Tschechien vollgetankt und pro Insasse eine Stange Zigaretten gekauft hatten, dann lässt sich leicht ausrechnen, dass der Bundesrepublik Einnahmen in Milliardenhöhe durch die Lappen gingen.

Geld, dass den leichten Mädchen im ältesten Gewerbe der Welt, oder zumindest der Casinobank und den Tankstellenbetreibern zugute kam. Alles aus einer Hand sozusagen. Gefördert von der deutschen Politik.

In jedem Fall herrschte viel “Verkehr” an den Grenzübergängen und so kam es häufig zu Staus, was der Stimmung nicht unbedingt zuträglich war.

Wenn gar nichts mehr half, dann musste die sogenannte "zweite Spur" aufgemacht werden:

Der Verkehr wurde nun, in der Richtung, wo Stau herrschte, zweispurig abgefertigt und bis auf die ganz krassen "Kontrollgesichter" wurde alles durchgewunken, bis der Stau wieder abgebaut und die Abgaswolke verschwunden war.

Zweite Spur bedeutete immer Stress für den Grenzer und vor allem mit Kopfweh nach Hause gehen, denn die Belastung der Atemwege durch die teilweise noch unfiltrierten Abgase, war nicht ohne. Man muss bedenken, dass war noch vor Dieselgate und vor Greta. Teilweise sogar noch mit verbleiten Kraftstoffen, die es wenige Meter nach der Grenze zum Abfüllen gab.

Den Großteil seines Tages verbrachte der Grenzpolizist also damit, dass er Autos auf sich zu- oder von sich wegrollen sah.

Trotzdem waren die allermeisten Kollegen gerne bei der Grenzpolizei und es gab, trotz der oberflächlich betrachteten Eintönigkeit der Arbeit, viele interessante und spannende Tage.

Doch bevor ich nun endlich anfange davon zu erzählen, hier noch ein paar Grundsätze der Grenzpolizei:

- einmal Grenzer, immer Grenzer

Auch wenn es die Grenzpolizei heute nicht mehr gibt, im Herzen sind die meisten Grenzer auch heute noch welche. Die Anforderungen und Aufgaben waren so speziell, dass es schon den richtigen Polizisten bedurfte, diese zu erfüllen.

Urkundenfälschungen und das Ausländerrecht gehören zu den komplexesten Deliktsfeldern, die die Polizeiarbeit zu bieten hat.

- die Grenzpolizei ist die richtige Polizei

Eine Aussage, welche die Schutzpolizei auch gerne für sich in Anspruch nimmt.

Da die Grenzpolizeidienststellen in der Regel auch einen sogenannten Übertragungsbereich zu betreuen hatten, in dem sie die Aufgaben der Schutzpolizei übernahmen (z.B. Verkehrskontrollen, Unfallsachbearbeitung und Anzeigenaufnahme), konkurrieren diese beiden Aussagen nicht einmal miteinander.

- Oba Hund sans scho däi Grenza

Diese Aussage stammt von dem ehemaligen Dienststellenleiter einer aufgelösten und in eine Landespolizeiinspektion umgewandelten Grenzpolizeistation (welche mittlerweile wieder aufgelöst, in Teilen in eine Polizeiinspektion Fahndung und schlussendlich erneut in eine Grenzpolizeidienststelle umgewandelt wurde… da soll noch einer durchblicken…).

Er meinte damit, dass sich ein guter Grenzpolizist überall in der Polizeilandschaft zurechtfinden wird, denn das Fachwissen der ehemaligen Grenzpolizisten im Bereich Dokumente, Ausländerrecht, Kfz- Wesen und Einfuhrbestimmungen sucht Seinesgleichen.

Kapitel II.1

"Schamopf"

Es war ein schöner Frühlingstag an einem kleinen Grenzübergang im Bayerischen Wald.

Es war auch - wie üblich - sehr ruhig.

Der kleine “GÜG” war nicht sehr stark frequentiert und außer einem überschaubaren Vietnamesenmarkt gab es auf tschechischer Seite eigentlich nur eine Tankstelle, wo man den Liter Benzin ca. 30 Cent unter dem deutschen Handelspreis erwerben konnte.

Ironischerweise befand sich auf tschechischer Seite sogar ein Naturschutzgebiet, so dass der Kraftstoff von deutscher Seite aus angeliefert werden musste. Während er durch Deutschland fuhr, war die Ladung des Tanklasters also mehr wert, als der Verkaufspreis für den Endabnehmer in Tschechien… Freie Marktwirtschaft eben.

Die Tankstelle hätte ohne die Bundesrepublik also gar nicht existieren können.

Vermutlich ist dies auch heute noch so, dass sich einem die Frage aufdrängt, wie "dumm" unsere Regierung doch ist, weil sie eben nicht, wie andere EU Länder auch, Ausnahmen in der Besteuerung auf Kraftstoff für grenznahe Gemeinden gewährt, um so die Einnahmen im eigenen Land zu behalten.

Stattdessen wird Tanktourismus in Milliardenhöhe eher noch gefördert.

Wer sich schon einmal gewundert hat, wieso gerade an deutschen Tankstellen in Grenznähe zu Tschechien die Spritpreise im Vergleich zum Inland extrem überteuert sind, dem sei gesagt dass dies den Mineralölkonzernen geschuldet ist, die ihre Kunden dazu br(zw)ingen wollen im Ausland zu tanken.

Warum?

Ganz einfach, in Tschechien ist Kraftstoff weniger hoch besteuert als in Deutschland, wo die Steuer den größten Teil des Preises ausmacht.

Also auch wenn man in Tschechien weniger für den Liter Treibstoff bezahlt, bekommt der Mineralölkonzern ein größeres Stück vom Kuchen ab.

Wir befinden uns also an diesem besagten idyllischen Grenzübergang eingebettet in ein kleines Mittelgebirge, das zum Wandern einlädt.

Fremde verirrten sich nur sehr selten hierher und ein auswärtiges Autokennzeichen wurde schon aus der Ferne erkannt, da man hier die meisten Reisenden und ihre Fahrzeuge persönlich kannte.

Gerade dass man nicht jeden Fahrer mit seinem Namen anreden konnte.

Und das war auch gut so, denn die Bürgernähe und der freundliche Kontakt zu den Reisenden haben oft dazu geführt, dass diese uns wertvolle Informationen geliefert haben, oder einfach mal eine Brotzeit vorbei brachten, wenn wir vor lauter Hunger fast umkamen.

Ich sah also schon von weitem, dass mir der Pkw auf der Einreisespur nicht bekannt war und die Insassen unter Umständen einer genaueren Kontrolle bedurften.

Als das Fahrzeug näher kam, erkannte ich, dass es in einem der neuen Bundesländer zugelassen war.

Das ist auch irgendwie witzig, denn diese Strecke kannte normal kaum einer und wenn sich doch einmal jemand Fremdes her verirrte, war das garantiert ein "Ossi".

Das ist jetzt auch überhaupt nicht negativ gemeint, war aber definitiv auffällig.

Die Grenzer sinnierten da oft nächtelang darüber, ob im Osten Deutschlands wohl andere Navisoftware verkauft wurde, oder die Straßenklassen auf den Karten beim Druck vertauscht worden wären, oder ob "Ossis" vielleicht einen angeborenen instinktiven Schleichwegeradar haben.

Nachdem mich der ostdeutsche Mitbürger - wie erwartet - mit einem sächsisch angehauchten "Servus!" begrüßt und wir die Formalitäten der Passkontrolle hinter uns gelassen hatten, kam der Mann auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen:

"Sagen Se ma, gönnen Se ma villeischt helfen?"

"Ich hoffe doch, was wollen Sie denn wissen? Um was geht's denn?"

"Wie komm ich denn bitte nach Schamopf?"

"Schamopf, was soll das denn bitte sein? Eine Stadt? In Deutschland?"

"Ja, genau, Schamopf, dass muss hier ganz in der Nähe sein…"

Ich begann schon an mir selber zu zweifeln und schaute hilfesuchend zu meinem Kollegen auf der Ausreiseseite.

Als der nicht reagierte, fiel mir nur noch eine Lösung ein:

"Warten Sie, ich hol mal die Karte, Schamopf sagt mir jetzt gar nichts…"

Als ich die Karte auf dem Pult ausgebreitet hatte, kam dann ziemlich schnell die Erleuchtung:

Begeistert deutete der Bürger auf eine größere Stadt in der Karte:

"Da, da steht's: Schamopf!"

Ich versuchte an mir zu halten und nicht lauthals loszulachen.

Tränen schossen mir in die Augen, während ich versuchte wenigstens einigermaßen die Contenance zu bewahren entgegnete ich:

"Ach so, Sie meinen Cham in der Oberpfalz!" und erklärte dem Mann den Weg.

In der Karte stand nämlich Cham/Opf. und die sächsische Mundart kombiniert mit der seltsamen Angewohnheit "ch" als "sch" und nicht als "k" auszusprechen führten zum neuen Städtenamen "Schamopf".

Komischerweise kommt von denen immer keiner auf die Idee "Chemnitz" "Schemnitz" auszusprechen… naja, kein Wunder, heißt ja schließlich auch Karl- Marx- Stadt… also definitv mit “k” am Anfang.

Kapitel II.2

"Schorschi"

Ich war gerade dabei ein paar Anzeigen fertig zu schreiben, als ein Bürger an der Türe des Wachgebäudes am Grenzübergang klingelte.

Leicht genervt, weil ich davon ausging, dass schon wieder jemand ein “Reisedokument” benötigt, öffnete ich die Tür.

Das mit diesen Reisedokumenten war so ein Unding, mit dem die Faulheit der Menschen noch unterstützt wurde.

Für eine geringe Gebühr konnte die Grenzpolizei Reisenden in “dringenden Ausnahmefällen” ein Reisedokument ausstellen, welches von tschechischer Seite dann auch tatsächlich anerkannt wurde.

Voraussetzung hierfür war normalerweise, dass ein weiteres Dokument mit Lichtbild mitgeführt wurde. Also z.B. ein abgelaufener Personalausweis, oder notfalls auch der Führerschein.

Die “dringenden Ausnahmefälle” bestanden in der Realität meistens darin, dass ein junger Mann in den Puff, oder eine ältere Dame zum Frisör nach Tschechien wollte und den Ausweis vergessen hatte, bzw. dieser abgelaufen war.

In meinen Augen war da normalerweise keine Dringlichkeit erkennbar und ich hätte die Leute gerne wieder zurückgeschickt.

Aber naja, auf der anderen Seite hatten sie dafür auch oft Stunden mit Warten im Stau verbracht… da konnte man ja nicht erwarten, dass man die Ausweise oder Pässe währenddessen auf Vollständigkeit überprüfte… Herausgekramt wurden die immer erst bei der Kontrolle. Der Leidensdruck war also entsprechend hoch, wenn man fürchten musste, dass der Weg buchstäblich umsonst gewesen sein könnte.

Darüber hinaus waren die Reisedokumente, um wirklich Geld damit zu verdienen, viel zu billig.

Die Leute hätten auch das doppelte oder dreifache dafür bezahlt und so günstig wie sie waren fanden die Dinger reis(s)enden Absatz.

Ich ging also davon aus, dass es mal wieder soweit war, als der Mann eintrat und war dann etwas überrascht als er sagte:

"Guten Tag, können se ma vielleicht helfen? Da Schorschi und ich wir hatten nämlisch eene Panne und ich müsste mal den ADAC anrufen!"

Ich fragte nach, was denn genau für ein Problem vorliegen würde.

Der Mann erklärte mir, dass er mit dem Schorschi unterwegs war und im Rückstau vor dem Grenzübergang wären sie dann liegen geblieben.

Nachdem der Mann eindeutig nach Alkohol roch, ließ ich mir den Personalausweis geben und fragte nach, ob ich denn mal mit dem Schorschi sprechen könne.

Ich ging davon aus, dass der Mann, den ich vor mir hatte, der Beifahrer war und dieser Schorschi gefahren wäre.

"Nu, da Schorschi, des sein doch mein Oudo" - entgegnete mir der Bürger daraufhin.

Fassungslos fragte ich nach: "…und wer ist dann gefahren?".

"Nu ich sein gefohren, wieso?"