Durch alles Leben geht ein Du - Marius Tölzer - E-Book

Durch alles Leben geht ein Du E-Book

Marius Tölzer

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Beschreibung

Schicksal ist ein Dialog, den man mit seinem Leben führt. Das menschliche Leben lässt sich als ein immerwährendes Gespräch mit der Welt verstehen. Wie in einem guten Gespräch sind wir allezeit angewiesen, auf das, was uns begegnet, angemessen zu antworten: Angemessenheit ist Gegenseitigkeit. Und die Qualität unseres Lebens entscheidet sich daran, wie gut uns diese Gegenseitigkeit gelingt. Sie ist das in den Strukturen der Wirklichkeit vorgegebene Ideal, das verwirklicht werden soll: der Imperativ eines gelingenden Lebens. Marius Tölzers Durch alles Leben geht ein Du ist der seltene Versuch einer philosophischen Schrift, die eine ganzheitliche Weltanschauung und Lebensphilosophie von systematischer Beschaffenheit anbieten kann.

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Seitenzahl: 57

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Durch alles Leben geht ein Du

Ein menschliches Manifest

Marius Tölzer

Inhalt

Durch alles Leben geht ein Du

Der Autor

Nachwort

Danksagung

Für Oliver:

Dein Bogen hält die Saiten so

daß meine Hand nur blättern muß

durch die Musik.

»Wir sollen alles in ein Du

– in ein zweites Ich verwandeln –

nur dadurch erheben wir uns selbst zum Großen Ich –

das Eins und Alles zugleich ist.«

Novalis

Die großen Lebensthemen sind alle miteinander verwoben und auf erstaunliche Weise ein ewiges Eines. Es läßt sich nicht als Ganzes darstellen, sondern nur in seinen verschiedenen Facetten und Konkretionen. Es ist jedem zugänglich und jedem unbegreiflich – ein heiliges öffentliches Geheimnis. Denn es ist der Ahnung oder Intuition näher als dem ausdrücklichen Bewußtsein. Dieses ganzheitliche Erleben umfaßt sowohl das bewußte Leben als auch den ganzen unfaßbaren Bereich des Unbewußten. Es ist eine reale innere und äußere Unendlichkeit, die den Grund unserer Existenz in der Welt und Begegnung mit der Welt ausmacht, und die zwar mit unserem vollbewußten Leben auf vielfältige Weise verbunden, aber diesem niemals ganz verfügbar ist: Bewußtes und unbewußtes Leben sind eine in sich geschiedene, wechselwirksame Einheit. Was wir erkennen oder uns denkend erschließen, wirkt nachhaltig zurück auf die Ganzheit unseres spontanen Lebens, ebenso wie es aus ihr hervorging. Und idealerweise wirkt die theoretische Erkenntnis weniger wie ein dogmatisches Diktat auf unser Leben, sondern wie ein Richtungssinn. Es geht nicht darum, zu leben, was gar nicht oder noch nicht lebbar ist, sondern um lebendiges Verstehen, das man verinnerlicht. Solche Einsichten entwickeln sich zu Grundentscheidungen, die vor aller einzelnen Handlung und Entscheidung zu einem natürlichen und intuitiven Kompaß werden, der uns nicht nur unser Leben lang begleitet, sondern der selbst unentwegt von jeder neuen Erfahrung und Einsicht modifiziert wird. Manche Einsichten sind wie Schläge. Sie ändern den Ausschlag des Sinnes radikal. Einige bedeuten Umwege nach Hause. Aber: Worauf es ankommt, ist einzusehen, daß Einsicht und Erleben nicht getrennt voneinander betrachtet werden können, sondern daß sie durch alles Leben hinweg wechselweise aufeinander wirken: wie in einem guten Gespräch, wo jeder Gesprächspartner dem anderen sein volles Recht gewährt und beide stetig dialogisch wachsen.

Was wir erkennen und begreifen können, sind die Strukturen, in denen sich die unendliche Lebendigkeit bewegt. Eine solche Struktur ist das Gespräch. Gespräch heißt Gegenseitigkeit. Sie wird in diesem Essay als das allgemeine, notwendige und ideale menschliche Lebensprinzip aufgewiesen. Seit wir Menschen sind und die Welt unsere Menschenwelt, ist hierin alles wirkliche Leben. »Seit ein Gespräch wir sind«, sagt Hölderlin. Wir werden im Folgenden einige wesentliche seiner Gestalten ins Bewußtsein heben: Wir variieren das Gespräch in Schicksal, Freiheit, Selbsterkenntnis, Liebe, Kunst und Spiritualität.

Die Frage, die allen konkreten Fragen vorgängig ist, ist die des Glaubens. Es geht nicht um eine bestimmte Konfession, sondern weitaus existenzieller darum: ob den Geschehnissen und Dingen in der Welt Bedeutung innewohnt. Glauben bedeutet in seinem Wesen die positive Beantwortung der Frage nach Sinn: die allen konkreten Glaubenssätzen vorgängige Überzeugung, daß es in der Welt und im Dasein überhaupt einen Sinn gibt. Sinn a priori. Wenn dem so ist, kann nichts davon ausgenommen sein. Nichts kann mehr sinnlos sein. Das ist reine Logik. D. h.: Von der Antwort auf die Frage nach dem Sinn wird alles menschliche Leben integriert. Es geht nicht darum, daß man diesen Sinn benennen könnte. Manchmal aber, vermittelt durch ein Gegenüber, kann man vielleicht etwas von ihm spüren und fühlt sich etwas mehr geborgen in der Welt. Es ist in dieser Vermittlung eine Begegnung mit dem Dasein selbst enthalten, in der Lebensgefühl und Lebendigkeit ein Maximum erreichen können. Das können auch Momente sein, die schicksalhaft genannt werden: Begegnungen, Weichenstellungen, Hindernisse etc., denen man Bedeutung für den Lebensweg zuspricht. Sinnbestätigungen. Es können Kleinigkeiten sein – die das bewußte oder unbewußte Gefühl vermitteln, daß kein Zufall war, was geschehen ist.

Die Worte Sinn und Schicksal werfen Fragen auf. V. a. nach der Logik: Wenn man glaubt, was geschieht, ist sinnbestimmt, ist es dann vorherbestimmt? Und: Wie verhalten sich Vorherbestimmung und menschliche Freiheit zueinander? Denn: Freiheit ist Menschen so wesentlich wie Luft zu atmen. Aber Buber sagt: »Schicksal und Freiheit sind einander angelobt.« Beide Begriffe bilden eine untrennbare Gegensatzeinheit. Um das verstehen zu können, muß ein allgemeines Vorurteil beseitigt werden, was Freiheit ist. Denn es gibt zunächst keine absolute Freiheit. Die Vorstellung, Freiheit bedeute, tun zu können, was man will, ist eine leere und naive Abstraktion. Sie ist mit Willkür verschwistert, einer Art von selbstgefälliger Ignoranz. Kein Widerstand heißt kein Gegenüber, an dem man seine Freiheit verwirklichen kann. Es gäbe gerade keine Freiheit mehr. D. h.: Begrenzung und Entgrenzung bedingen einander. Wir leben nicht in einem Vakuum, und was uns gegenübertritt, ist der mögliche Entfaltungsraum unserer Freiheit, die der Welt nicht gewaltsam ihren Willen aufzwingen kann, sondern sich an ihr verwirklicht, in der Begegnung, im Gespräch mit ihr. Weder ist meine Freiheit ohne Grenzen, noch bin ich irgendeiner Fremdbestimmung völlig ausgeliefert. Ich bin frei, aber immer in Beziehung zu einem Gegenüber, also relativ frei, im eigentlichen Sinn des Worts. Ich bin frei, weil ich Mensch bin, durch das Vermögen zum Bewußtsein meiner selbst: Weil ich zunächst spontan und unausdrücklich in jedem Moment meines Lebens, Handelns, Denkens, Fühlens und Wahrnehmens weiß, daß ich es bin, der lebt, handelt, denkt und fühlt und wahrnimmt, weil ich in diesem Sinn mir selber immerwährend zusehe und mich mit meinem eigenen Bewußtsein selbst begleite, kann ich mein Leben, mein Handeln, Denken, Fühlen und sogar Wahrnehmen auch selber regulieren. »Selbstbewußtsein bzw. Selbstbegleitung ist praktisch Freiheit«1, Regulationsvermögen einer beobachtenden Ich-Instanz. Dieses Ich hat immer ein unverfügbares Gegenüber: Bereits das eigene Unbewußte, der eigene Körper oder die eigene Vergangenheit sind ihm entäußert, und nur graduell verschieden: die natürliche (Außen-)Welt, die soziale und gesellschaftliche Welt mit anderen Ich-Wesen und einer gemeinsamen Vergangenheit – und das Schicksal selbst, das uns begegnet, wie wir ihm. Über keines dieser Dinge können wir verfügen – weder in welchen Körper, welche Familie, welches Land oder welche Zeit wir hineingeboren werden, noch was uns unser Leben an Chancen und Hindernissen anbietet –, und doch verhindert keines unser wesentliches Freisein: Denn wir verhalten uns zu ihm, wir antworten und reagieren, und verändern dadurch selbst das uns Gegebene. Wir wirken darauf ein, wie es auf uns einwirkt, und verwirklichen an dieser Grenze unsere Freiheit. Die Natur des menschlichen Selbstbewußtseins begründet den Gesprächscharakter seiner Freiheit: Denn sie schafft die Struktur des Gegenüberseins. Im zwischenmenschlichen Leben, wo Ich und Du, die Wesen der Freiheit, einander gegenüber sind, wird der menschliche Dialog ausdrücklich. Aber er ist umfangreicher zu bestimmen, denn: Durch alles Leben geht ein Du.