Dusty - Verräterische Spuren - Jan Andersen - E-Book

Dusty - Verräterische Spuren E-Book

Jan Andersen

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Beschreibung

Dusty wird bedroht

Paul ist verzweifelt. Er weiß, dass er eine Riesendummheit gemacht hat – und deshalb darf auch niemand davon erfahren. Seine Eltern wären maßlos enttäuscht, er würde von der Schule fliegen – und seine beste Freundin Alex würde kein Wort mehr mit ihm reden. Dabei hat Paul doch nur das Beste gewollt ... Doch jemand, der es nicht gut mit ihm meint, hat von der Sache Wind gekriegt. Er droht, alles zu verraten, wenn Paul seine Forderung nicht erfüllt. Und was das Schlimmste ist: Der Unbekannte hat auch Dusty im Visier ...

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Jan Andersen

Vignetten von

Cathy Ionescu

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© 2023 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der

Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Maria Proctor

Umschlagillustration: Bente Schlick

ck • Herstellung: aw

Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss

ISBN 978-3-641-29868-5V001

www.cbj-verlag.de

Er kennt den Jungen und das Mädchen nicht. Es kann sein, dass er sie schon mal irgendwo gesehen hat, es gibt öfter Jugendliche im Wald oder beim alten Schwimmbad, die laut rumbrüllen und mit leeren Coladosen Fußball spielen und solche Sachen.

Einmal hat er auch welche getroffen, die einen Stock für ihn geworfen haben. Das ist eigentlich ein Spiel, das er gut findet. Aber die Typen haben ihn reingelegt, um ihn zu ärgern. Nachdem er den Stock drei- oder viermal zurückgebracht hatte, haben sie nämlich einen anderen für ihn geworfen. Einen Stock mit lauter Dornen dran. Er hat sich die ganze Schnauze aufgerissen – und die Typen haben ihn ausgelacht, als er sich winselnd das Blut abgeleckt hat.

Deshalb ist er jetzt auch lieber vorsichtig, obwohl die beiden ganz nett zu sein scheinen. Sie versuchen auch gar nicht, ihn mit einem Stöckchen oder einem Kiefernzapfen zu locken. Sie reden einfach nur mit ihm. Das Mädchen hat eine Kapuze auf, genau wie Pauls Freundin Alex. Und sie kniet sich vor ihn und hält ihm die Hand hin, damit er daran riechen kann.

Er könnte wetten, dass sie gerade erst ein Croissant gegessen hat. Und er liebt Croissants! Obwohl ihm Paul erklärt hat, dass Croissants nicht gut sind für Hunde.

»Gar nicht gut«, hat Paul gesagt, »zu viel Zucker! Davon wirst du krank und außerdem fallen dir alle Zähne aus.«

Aber Karlotta gibt ihm trotzdem manchmal heimlich ein Stückchen ab, wenn sie am Wochenende zum Frühstück Croissants essen. Und bisher sind ihm auch noch keine Zähne ausgefallen. Vielleicht irrt sich Paul ja auch. Oder er will die Croissants lieber für sich alleine haben, weil er sie selber so super findet. Das könnte durchaus sein. Paul macht manchmal so komische Sachen, er nimmt ihn zum Beispiel auch nie mit in die Badewanne! Was wirklich ärgerlich ist, weil es bestimmt Spaß machen würde, das ganze Wasser auf den Fußboden zu spritzen. Aber egal, wie lange er mit schief gelegtem Kopf vor der Badewanne sitzt und Paul anguckt – er darf trotzdem nicht mit rein.

»Du bist aber ein schöner Hund«, sagt jetzt das Mädchen mit der Kapuze und den Croissant-Fingern und hält ihm auch noch die andere Hand hin. »Schmeckt dir das, ja? Warte, ich habe noch ein bisschen was für dich, hier in der Tüte …«

Sie zieht eine zerknitterte Papiertüte aus der Tasche. Und macht sie auf und hält sie ihm hin.

Unten in der Tüte ist tatsächlich noch ein halbes Croissant! Aber er soll es sich selbst rausholen, schon klar. Er muss die Schnauze weit in die Tüte schieben, um an das Croissant zu kommen. Für einen Moment kann er nichts mehr sehen außer dem weißen raschelnden Papier vor seinen Augen.

Aber er hört ganz deutlich, wie das Mädchen laut ruft: »Jetzt! Mach schnell!«

Und irgendwas ziept an seinem Rücken. Sofort zieht er den Kopf zurück, obwohl er das Croissant noch gar nicht erwischt hat.

»Alles ist gut, keine Angst, wir tun dir nichts«, sagt das Mädchen und will ihn streicheln. Aber irgendwas stimmt hier nicht. Er dreht den Kopf weg und zieht die Lefzen nach oben. Und knurrt warnend.

»Alles ist gut«, wiederholt das Mädchen. »Schon vorbei. Wir haben, was wir wollten. Komm wieder her! Ich geb dir das Croissant, hier, für dich! Weil du so brav warst.« Sie holt das halbe Croissant aus der Tüte und hält es ihm hin.

»Nun nimm es schon, du bist ein guter Hund, ganz fein …«

»Mann, es nervt«, sagt der Typ, der neben dem Mädchen steht. Er ist größer als das Mädchen, und er hat eine rote Baseball-Cap auf und hält irgendwas Glänzendes in der Hand.

Eine Schere!

»Lass den Köter doch. Los, wir hauen ab. Das Büschel, das ich ihm abgeschnitten habe, reicht. Mehr brauchen wir nicht.«

»Okay«, meint das Mädchen und steht auf. Das Croissant lässt sie einfach liegen. Und die leere Tüte ebenso.

»Super«, sagt der Junge mit der roten Cap. »Der wird ganz schön blöd gucken, wenn er unseren Brief bekommt.«

Dann hauen sie ab. Ohne sich noch ein einziges Mal umzudrehen. Ganz so, als hätten sie es plötzlich sehr eilig.

1. Kapitel

»Übt ihr das eigentlich immer noch?«, fragt Alex. »Du und Dusty, meine ich?«

»Klar.« Paul nickt. »Und er ist inzwischen echt super! Er läuft nur bis zu genau der Stelle, die ich ihm gezeigt habe, und wartet dann da. Gestern war ich schon eher da und habe ihn heimlich beobachtet. Er hat erst mal an den Papierkorb gepinkelt und sich dann neben die Bank da oben gelegt und mit gespitzten Ohren gewartet, dass ich auf dem Weg auftauche. Er ist noch nicht mal hinter dem Hasen hergerannt, der da plötzlich über die Wiese gehoppelt kam. Er ist so schlau, echt!«

Es ist immer dasselbe, jedes Mal wenn Paul von Dusty erzählt, fängt er an zu schwärmen. Aber das kennt Alex schon, schließlich ist sie ja Pauls beste Freundin!

»Okay«, sagt sie jetzt. »Und sehen wir uns dann heute Nachmittag?«

Paul nickt. »Um halb vier? Dann hätten wir auch genug Zeit, um diese Mathe-Hausaufgaben für morgen zusammen zu machen. Du hilfst mir doch, oder? Ich habe echt nichts kapiert heute, null! Niente, nada.«

Alex lacht. »Mann, Paul, du hast ja auch gar nicht hingehört! Ich hab gesehen, wie du die ganze Zeit Löcher in die Luft gestarrt hast. Als würdest du über irgendwas nachdenken …«

Alex’ letzter Satz klingt ein bisschen wie eine Frage. Und Paul weiß, dass Alex keine Ruhe geben wird, bis sie eine Antwort von ihm bekommt.

»Ich wollte es dir eigentlich erst heute Nachmittag sagen. Es gibt da was, was ich dir erzählen muss. Aber es ist ein bisschen kompliziert. Und jetzt dauert es zu lange, ich muss zu Dusty, damit er nicht nervös wird. Er weiß ziemlich genau, wann ich komme, als ob er eine Uhr dabeihätte.«

»Schon gut, ich hab’s kapiert. Heute Nachmittag also. Aber ich will erst die Geschichte hören, sonst kannst du das mit Mathe vergessen.«

»Oh Mann, Alex, du nervst!«, regt sich Paul auf. Aber Alex zuckt nur mit der Schulter.

»Deal?«, fragt sie.

»Deal, klar, was sonst?«

Alex grinst. So wie nur Alex grinsen kann, wenn sie mal wieder gewonnen hat. Was sie eigentlich immer tut. Und was auch kein Problem weiter ist, weil sie ja nun mal Pauls beste Freundin ist. Und weil er genau weiß, dass sie alles für ihn tun würde, worum er sie bittet. Und er genauso für sie!

Paul winkt Alex noch einmal zu, dann rennt er los. Er hat mal wieder viel zu lange mit Alex gequatscht, wie meistens nach der Schule. Aber jetzt muss er sich tatsächlich beeilen, schließlich will er nicht riskieren, dass Dusty vielleicht langweilig wird. Oder dass Dusty denkt, es wäre irgendwas passiert, und sich auf die Suche nach Paul macht.

Das würde gut zu Dusty passen, er ist ja eigentlich ein Hütehund, ein Border Collie. Und Border Collies machen zwar meistens, was man ihnen sagt, aber manchmal entscheiden sie auch selber, was richtig ist. Zum Beispiel, wenn eine Gefahr droht. Also wenn der Bauer gesagt hat: »Pass auf, dass die Schafe genau hier auf der Wiese bleiben«, aber die Wiese dann plötzlich anfängt zu brennen, dann wird der Border Collie ganz schnell alle Schafe irgendwohin treiben, wo sie in Sicherheit sind.

Und wenn Paul zu Dusty sagt: »Bleib genau hier und warte auf mich«, aber dann nicht wiederkommt, wird Dusty ihn suchen, ganz klar.

Auf die Idee, sich mittags mit Dusty am Waldrand zu treffen, ist Paul gekommen, als sein Vater erzählt hat, dass Dusty immer um dieselbe Zeit unruhig wird. Und zwar ziemlich genau dann, wenn bei Paul die letzte Stunde vorüber ist!

Da Pauls Vater zu Hause arbeitet, lässt er jetzt Dusty immer kurz vorher raus. Und Paul hat ihm beigebracht, bis zu der Bank am Waldrand zu laufen und da auf ihn zu warten. Weil es da oben am Wald keine Straße gibt, kann eigentlich auch nichts passieren. Und die meisten Leute, die da spazieren gehen, kennen Dusty und wissen, zu wem er gehört.

Paul will gerade um die Ecke bei dem italienischen Restaurant biegen, von wo der Weg zum Wald hochführt, als er den Jungen und das Mädchen sieht. Obwohl sie noch ziemlich weit weg sind, erkennt er sie sofort. Nicht nur wegen der Kapuze und der roten Baseball-Cap, sondern an der Art, wie sie den Weg runterkommen. Irgendwie tun sie immer so, als würde ihnen nicht nur der Weg gehören, sondern die ganze Welt, denkt Paul.

Noch haben sie ihn nicht entdeckt – und es ist auch besser, wenn das so bleibt!

Zu dem Restaurant gehört ein Garten mit einem Hühnerstall. Paul klettert schnell über den Zaun und drückt sich so dicht wie möglich an die Rückseite des Stalls, um abzuwarten, bis die beiden vorbei sind.

Er kennt sie, sie sind neu bei ihnen an der Schule, gerade erst hergezogen. Sie heißen bei allen nur »die Zwillinge«, weil sie immer nur zusammen auftauchen. Sie gehen auch beide in dieselbe Klasse, zwei Jahre über Paul und seinen Freunden, weshalb sie eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Und bis auf ein paar blöde Sprüche haben sie Paul und die anderen bislang auch in Ruhe gelassen. Solche Sprüche wie »Haut bloß ab, es stinkt nach vollen Windeln!«. Oder »Hast du heute deinen Schnuller vergessen, oder siehst du immer so bekloppt aus?«. Und so was. Nicht total fies, aber fies genug. Und ziemlich nervig.

Aber gerade gestern ist dann was passiert, weshalb Paul den beiden Geschwistern im Moment lieber nicht begegnen möchte. Es geht um die Sache, die er Alex nachher unbedingt erzählen muss. Weil er hofft, dass Alex eine Idee hat, was er machen soll. Er selber hat nämlich keine Ahnung, obwohl er den ganzen Tag in der Schule an nichts anderes denken konnte. Und gestern Abend auch schon nicht. Er hat sogar davon geträumt!

Jetzt müssen die Zwillinge ungefähr da sein, wo das Freigehege für die Hühner ist. Er kann hören, wie die Hühner aufgeregt gackern. Und mit den Flügeln schlagen, als würden sie wegrennen. Der Hahn fängt wie verrückt an zu krähen. Dann knallt irgendwas gegen den Stall. Und gleich darauf noch mal.

Die Zwillinge werfen mit Steinen nach den Hühnern!

Paul wagt kaum noch zu atmen. Jetzt hört er sie lachen. Dann fangen sie an zu gackern und rufen laut »Kikeriki«. Und lachen noch mehr und hauen endlich ab.

Paul wartet noch einen Moment, bevor er sein Versteck verlässt und den Hügel zum Wald hochläuft. Zu Dusty! Er hofft nur, dass die Zwillinge nicht vorher auch da oben waren und vielleicht Dusty getroffen haben …

Er freut sich, Paul zu sehen, und springt an ihm hoch, um ihm zur Begrüßung übers Gesicht zu lecken.

Lachend schiebt Paul ihn zurück. Aber dann kniet er sich vor ihn und blickt ihm genau in die Augen und fragt: »Alles okay mit dir, Kumpel?« Als ob er ahnen würde, dass etwas passiert ist. Diese Sache mit dem Jungen und dem Mädchen. Und mit der Croissant-Tüte!

Aber er selber weiß ja eigentlich auch nicht, was das Ganze überhaupt sollte. Und das Problem ist, dass er Paul auch nichts erzählen kann. Es wäre viel einfacher, wenn er reden könnte! Kann er aber nicht.

Deshalb bellt er jetzt auch nur und läuft die paar Meter zurück bis zur Bank, um die Papiertüte zu holen und sie Paul vor die Füße zu legen.

»Hä?«, macht Paul. »Hast du eine Tüte gefunden? Da ist sogar noch was drin! Ein halbes Croissant. Ah, ich verstehe – du willst wissen, ob du das fressen darfst, richtig? Nein, Dusty, darfst du nicht. Croissants sind nicht gut für Hunde, viel zu viel Zucker, verstehst du? Aber du bist echt ein schlauer Hund, es war gut, dass du mir die Tüte erst gezeigt hast, dafür bekommst du auch eine Belohnung.«

Paul kramt in seiner Hosentasche und holt einen zerbrochenen Hundekeks hervor.

Er hat keine Ahnung, was er jetzt noch machen soll. Paul kapiert es einfach nicht!

Und der Hundekeks schmeckt natürlich längst nicht so gut wie das Croissant. Aber er frisst ihn trotzdem, damit Paul nicht enttäuscht ist. Und dann läuft er schwanzwedelnd neben ihm her nach Hause.

Aber irgendwas stimmt nicht mit Paul, das merkt er den ganzen Weg über. Paul bleibt immer wieder stehen und starrt vor sich hin. Außerdem redet er mit sich selbst, so wie es sonst nur die alte Frau macht, die bei ihnen im Nachbarhaus wohnt. Die mit dem dicken Kater, den er irgendwann noch mal erwischt, wenn der bucklige Mäusefänger gerade nicht aufpasst.

Jedenfalls redet Frau Besenbinder auch immer mit sich selbst. Nur dass er es bei ihr schon kennt, aber bei Paul ist es neu.

Und als er ihn mit der Schnauze anstößt, sagt Paul nur: »Ich muss noch mal mit Leon reden. Und er muss mir sagen, wer ihn da an den Baum gebunden hat. Und vor wem er so viel Angst hat, dass er keine Namen nennen will.«

Was nun wirklich keinen Sinn ergibt. Und wer soll überhaupt dieser Leon sein? Er kennt keinen Leon!

Er weiß ja, dass Menschen manchmal komische Sachen sagen, die man nicht immer kapiert, aber was Paul da gerade erzählt, ist ja völlig neben der Spur. Er muss gut auf Paul aufpassen, falls der wieder krank wird. Als er mal mit Fieber im Bett lag, hat er auch so wirres Zeug geredet.

Zu Hause wird es kein Stück besser. Eher noch schlimmer. Und sogar Pauls Vater merkt, dass irgendwas nicht stimmt! Obwohl Peter sonst oft gar nicht mitkriegt, was gerade los ist. Was manchmal sogar ganz gut ist. Weil es dann auch keinen Ärger geben kann, wenn Paul und er irgendwas angestellt haben, was sie nicht machen sollten.

2. Kapitel

Als Paul seine Sneaker schön ordentlich in den Schuhschrank stellt und dann auch noch seine Jacke an den Haken hängt, statt sie wie üblich einfach nur auf den Boden zu werfen, fragt sein Vater besorgt: »Alles gut bei dir?«

Paul nickt. »Alles paletti. Null problemo.« Aber gleich darauf fragt er: »Sag mal, Papa, ihr habt doch als Kinder bestimmt auch irgendwelchen Blödsinn gemacht, oder?«

Jetzt nickt Peter. »Klar, aber …«

»Okay, dachte ich mir. Und habt ihr da vielleicht auch mal jemanden an einen Baum oder einen Pfahl oder so was gebunden?«

»Äh … wie kommst du denn darauf?«

»Nur so. In der Schule hat einer so was erzählt. Dass sie einen an einen Baum gebunden haben. Und dann schnell weggerannt sind, weil es Gewitter gab.«

»Fies«, sagt Peter. »Und ist dem armen Kerl etwas passiert, den sie da festgebunden haben?«

»Nee, nicht direkt. Da ist noch einer gekommen und hat ihn wieder losgemacht.«

»Glück gehabt. Aber das sind Spiele, die nicht lustig sind. Das kann auch ganz schön schiefgehen.«

»Weiß ich«, sagt Paul.

Im selben Moment kommt Karlotta die Treppe runtergepoltert. »Ich habe gerade vom Fenster aus gesehen, wie jemand was bei uns in den Briefkasten geworfen hat! Aber es war nicht der Briefträger und auch keiner, der irgendwelche Werbezettel verteilt. Er hatte jedenfalls keine anderen Zettel dabei. Nur was für uns.«

»Na, dann lauf mal schnell raus und guck nach, du neugierige Maus«, meint Peter und gibt ihr den Briefkastenschlüssel.

»Mach ich! Bin schon weg!«

Peter dreht sich zu Paul. »So, jetzt noch mal. Wegen dieser Geschichte da, die du gerade erzählt hast. Geht es um irgendjemanden, den du kennst?«

Aber bevor Paul antworten kann, ist Karlotta schon zurück.

Sie hat einen Brief in der Hand, den sie Peter hinhält.

»Da steht Pauls Name auf dem Umschlag«, sagt Peter. »Paul. Und sonst nichts.«

Er gibt den Brief weiter an Paul.

»Los, mach auf, mach auf, mach auf!«, drängelt Karlotta.

»Briefgeheimnis«, sagt Paul. »Los, Dusty, komm mit. Wir gehen zum Lesen in unser Zimmer. Und wir schließen die Tür ab!«, setzt er noch für Karlotta hinzu.

Er rennt nach oben in sein Zimmer. Dusty folgt ihm. Und nachdem Paul die Tür abgeschlossen hat, springt Dusty mit einem Satz neben ihm aufs Bett.

»Okay, Dusty«, meint Paul. »Was glaubst du, von wem der Brief ist?«

Dusty hält den Kopf schief und klopft mit der Rute auf die Bettdecke. Was ungefähr so viel heißen soll wie: Keine Ahnung, sag du es mir.

Aber plötzlich zieht er die Luft in die Nase und streckt den Kopf vor, um an dem Umschlag zu schnuppern.

»Na, wer ist es?«, fragt Paul. »Alex? Erkennst du den Geruch? He, was ist denn? Warum knurrst du?«