E-Book: 22 - 23, 27 - 30 (fehlende Nummern sind nicht enthalten) - G.F. Barner - E-Book

E-Book: 22 - 23, 27 - 30 (fehlende Nummern sind nicht enthalten) E-Book

G. F. Barner

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). E-Book 22: Mach dein Testament, Hondo E-Book 23: Donnernde Hufe E-Book 27: Captain Chisum E-Book 28: Halunken-Trail E-Book 29: Drei plündern eine Bank E-Book 30: Adios, Amigo E-Book 1: Mach dein Testament, Hondo E-Book 2: Donnernde Hufe E-Book 3: Captain Chisum E-Book 4: Halunken-Trail E-Book 5: Drei plündern eine Bank E-Book 6: Adios, Amigo

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Inhalt

Mach dein Testament, Hondo

Donnernde Hufe

Captain Chisum

Halunken-Trail

Drei plündern eine Bank

Adios, Amigo

Die großen Western – Jubiläumsbox 4 –

E-Book: 22 - 23, 27 - 30 (fehlende Nummern sind nicht enthalten)

G.F. Barner Frank Callahan Joe Juhnke U.H. Wilken G.F. Wego

Mach dein Testament, Hondo

Roman von G. F. Barner

Der Mann, den sie im gesamten Nordviertel von Trinidad suchten, um ihn zu töten, glitt wie ein Schatten um die Stallecke, den Colt in der Faust, bereit zu feuern.

Ausbrechen, dachte Hondo, die Pferde nehmen, einfach durchbrechen, ganz gleich, wie viele von Yates’ Männern droben an der La Junta Street lauern. Ich muß hier verschwinden, sonst bringen sie mich um. Mein Gott, ich habe diesen jungen großmäuligen Don Yates doch nicht getötet. Ich schoß vorbei, weil ihn bereits eine Kugel traf, die von hinten kam. Jemand knallte Don Yates ab, ein Kerl, den ich nur eine Sekunde lang sah, ein Hundesohn mit einem sogenannten KillerGewehr, wie es nur Kopfgeldjäger benutzen.

Joe Gallegher, den sie Hondo nannten, weil er als Kind einmal am Rio Hondo in Neu Mexiko von Big Bill Thompson neben einem verbrannten Wagen und seinen von Utes umgebrachten Eltern gefunden worden war, glitt am Stall entlang zur Tür.

Coralie, dachte er verzweifelt, ich wollte dir beistehen, aber nun kann ich mir kaum selber helfen. Sie jagen mich, sie wissen nicht mehr, daß Joe Gallegher derselbe Hondo ist, der bis vor achteinhalb Jahren in diesem Land gelebt hat. Coralie, mein Liebling, es tut mir leid, ich muß fliehen, oder sie bringen mich um.

Noch ein Schritt zur Stalltür. Drüben im Westen an der La Vista Road das Krachen von zwei, drei Schüssen, Geschrei dort hinten, und dann die brüllende Stimme eines Mannes.

Sie schießen auf alles, was sich bewegt, dachte Hondo und zog die Stalltür auf. Adam Yates dreht durch, weil ich ihm seinen jüngsten Sohn erschossen haben soll. Der krempelt die Stadt um, der alte verbohrte Narr. Coralie, es tut mir leid, ich muß verschwinden und versuchen, daß ich den Kerl mit dem Killer-Gewehr, der vierundvierziger Sharps mit dem achtkantigen Lauf, dem langen Zielfernrohr und dem plumpen Schußdämpferzylinder auf der Mündung finde. Der Mörder hat auf Don Yates gewartet und diesen wilden Jungen kaltblütig ermordet, als ich meine Waffe zog und ihm den Colt aus der Hand schießen wollte.

Er war nun im Stall, wollte in die erste Box, tastete sich in der satten Schwärze der Nacht vorwärts und blieb jäh stehen, als es links von ihm raschelte.

Hondos Colt zuckte herum, die Waffe zeigte in die Boxecke, der Daumen war bereit, den Hammer loszulassen.

»Schieß nicht, Hondo.«

Coralie, dachte der Mann Hondo, dem die Stadt nicht mal Zeit gelassen hatte, sein Testament zu machen, Coralie Thompson, verwitwete Yates, meine Coralie.

Es raschelte. Sie kam und ertastete seine Brust, griff nach seinen Schultern.

Achteinhalb Jahre waren wie ein Tag. Achteinhalb Jahre Träume und Sehnsucht waren nur Vergangenheit, als sie die Arme um seinen Nacken schlang, ihr Körper sich an ihn preßte und der Duft ihres weichen rotblonden Haares ihn umgab.

»Hondo, mein Liebling, mein Mann.«

Ja, dachte er, ich war ihr erster Mann, ich, das Findelkind, der Ziehsohn von Big Bill Thompson. Ich wagte es, die Tochter des größten Mannes zu lieben. Unsere Verbindung wurde zerstört, als uns dieser Hundesohn Jason Putnam, der heute Sheriff von Trinidad ist, in der Berghütte am Chicken Canyon beobachtete. Alles was er gesehen hatte, berichtete er Big Bill, und ich war so gut wie tot. Er wollte mich töten, denn ich hätte sein Vertrauen mißbraucht, ihm das einzige Kind verführt. Sie war siebzehn und ich neunzehn. Aber wir liebten uns beide von Kindheit an. Ich, das arme Findelkind Hondo, und sie, die reiche Erbin – es war in seinen Augen ein Verbrechen.

»Hondo, mein Liebling.«

»Du«, konnte er gerade noch flüstern. »Du – bist hier? Sie sagten, du wärest bei Big Bill draußen auf der Ranch. Coralie, Darling.«

Es war so dunkel im Stall, daß sie sich kaum sehen konnten, aber sie fühlten sich, umschlangen sich, vergaßen die Gefahr, in der er schwebte. Es war wie früher. Sie lagen sich in den Armen, verloren in dieser Liebe, die vom ersten Tag an zur Ausweglosigkeit verdammt gewesen war.

Auf den Knien hatte sie vor Big Bill gelegen, das Gesicht tränenüberströmt, die Augen vor entsetzlicher Angst weit offen, ihre herrlichen graugrünen Augen.

Ich, dachte Hondo, habe schwören müssen, sie nie wiederzusehen, sie in Ruhe zu lassen. Und sie mußte schwören, Harry Yates zu heiraten, den dreißig Jahre älteren Mann. Daß sie ihm das versprechen mußte, wußte ich damals nicht. Vielleicht hätte ich sonst meinen ersten Mord begangen. Ich ritt davon und wurde Hondo, den man den Eisenharten und Kaltblütigen nennt. Als ich zwei Jahre später tief unten im Süden von Texas erfuhr, daß sie den alten Harry Yates genommen hatte, habe ich mich sinnlos betrunken, das erste und letzte Mal in meinem Leben. Und ich habe doch weiter von ihr geträumt, jede Nacht, achteinhalb Jahre lang.

»Hondo, ich hab’s gefühlt. Ich bin in die Stadt gejagt und hörte die Schüsse. Keine Angst, Hondo, hier weiß doch niemand, daß du hier bist, daß Joe Gallegher der gleiche Hondo ist.«

»Coralie, wir müssen vernünftig sein«, sagte Hondo verzweifelt. »Ja, ich bin erst gekommen, als es dunkel war und gleich hierher in den Stall mit den Pferden. Ich ritt hinten herum und hatte keine Ahnung, daß dieser Yates-Junge auch in der Stadt war. Coralie, ich habe ihn nicht erschossen.«

»Du nicht, aber…«

»Hör zu«, unterbrach sie Hondo erregt. »Ich wollte nicht über den Raton Paß nach Trinidad reiten und machte den Umweg über den Chicken Canyon am Chicken Creek entlang und an unserer alten Hütte vorbei.«

»Unsere alte Hütte«, flüsterte sie und preßte sich an ihn. »o Gott, und dann lagen sie dort auf der Lauer wie schon seit drei Wochen, Don Yates und ein paar der Männer, ja?«

Er nickte.

»Ich habe dich sofort erkannt, als ich dich durch das Stallfenster über den Zaun setzen sah. Hondo, deine Pferde stehen im Remisenabteil. Da findet sie kein Mensch. Nicholls, mein Stallgehilfe, macht nur das, was ich ihm sage. Er hat dich genausowenig gesehen wie Carter, mein Hotelclerk. Laß Yates’ Leute suchen. Sie finden dich nicht.«

»Coralie, das ist Wahnsinn. Ich verschwinde irgendwie aus der Stadt. Wir treffen uns dann…«

»Nein«, widersprach sie und klammerte sich an ihm fest. »Du kommst zu mir nach oben. Dort kannst du tagelang bleiben. Niemand vermutet dich dort.«

Blitzschnell warf sich Hondo aus dem Bett, schnellte hoch, sprang zum Stuhl, über dessen Lehne sein Revolvergurt mit dem Vierundvierziger hing.

Zu spät, dachte er und kam nicht mehr bis zum Stuhl. Er sah den Mann hereinhechten, das Gewehr wie eine Keule schwingend.

Hondo sprang den Mann an, rammte dessen Beine, bekam den Hieb über den nackten Rücken, aber er riß ihn um, schleuderte ihn gegen die Wand. Danach erst sah er den Orden an der Weste des Burschen.

Als er nach rechts zum Stuhl wollte, die Hand ausstreckte, kam der zweite Kerl herein. Hondo sah ihm in das runde, dickliche Gesicht, in die funkelnden Augen.

Jason Putnam.

Hondo fuhr hoch. Aber der Läufer auf den Dielen verdarb alles und nahm ihm die winzige Chance. Das Ding rutschte seitlich weg, der Stuhl kippte nach hinten. Hondo sauste zwischen die Vorderbeine des Stuhles und lag plötzlich wie in einer Zange, die ihn festhielt.

Als ihn der erste Hieb erwischte und sein Nacken zu explodieren schien, hörte er Putnams heisere Stimme über sich

»Muß ich euch beide immer erwischen?«

Es war, als hätte Hondo der Hieb gelähmt. Er hing zwischen den Vorderbeinen des Stuhls, konnte sich nicht bewegen und hörte Putnam reden. Dann verließ ihn die Lähmung.

Der zweite Hieb. Coralie schrie.

Das war das letzte, was der Mann Hondo hörte: Coralies Schrei.

»Das war er!« schrie Conrads, einer von fünf Mithäftlingen. »Deputy, er macht Krach, nicht wir.«

»Das sehe ich selber«, fuhr ihn der Deputy an. »He, Killer, was machst du da für einen Spektakel?«

Hondo hielt sich an den Türstäben fest. Als er den Mann schmaläugig anblickte, verfärbte der sich. Er trug jene braunen Cordhosen, die Hondo gepackt und über sich hinweggerissen hatte.

»Dein Name?« fragte Hondo eisig. »Mister, nenn mich noch einmal Killer, dann werde ich dich daran erinnern, sobald ich hier draußen bin. Wo ist Putnam?«

»Hier«, meldete sich Putnam. Seine ölige Stimme klang salbadernd wie die eines Sektenpredigers. »Na, Hondo, schon wieder auf den Beinen? Was willst du denn?«

Er kam in die Tür, stieß seinen Deputy an und brummte:

»Zur Seite, Meager. Mal sehen, was der Bursche eigentlich will. Also, Hondo?«

»Putnam, hör zu«, knurrte Hondo grimmig, »versuch erst gar nicht, dich dümmer zu stellen, als du es bist. Ich kenne dich zu genau, und du mich auch.«

»Das kann man wohl sagen.« Putnam nickte und grinste. »Und weil ich dich kenne, sitzt du da drin. Klar?«

»Mensch«, fauchte Hondo ihn an, »wenn ich diesen Jungen hätte treffen wollen, dann würde ich es zugeben. Er zog zuerst, oder gibt es dafür keine Zeugen?«

»Gibt es«, sagte Putnam mit öliger Stimme, als hätte er sich den Hals mit Speiseöl gespült. »Ja, er zog zuerst, der arme Junge. Er konnte ja nicht ahnen, daß er keine Chance gegen dich besaß, selbst wenn er dreimal schneller gewesen wäre. Ehe wir uns lange streiten, Hondo, – in deiner Jackentasche habe ich einen sehr interessanten Brief gefunden.«

»Du verdammter Narr!« platzte Hondo heraus. »Du weißt ganz genau, daß Big Bill mich niemals um Hilfe angegangen hätte. Du kannst dir an zwei Fingern ausrechnen, daß ich Yates schon am Chicken Canyon erledigt hätte, wenn ich mit diesem Auftrag hergekommen wäre. Putnam, glaubst du, ich laufe davon, nachdem ich jemand erschossen habe? Mensch, ich bin losgerannt, weil mir jemand eine Kugel haarscharf am linken Ohr vorbeisetzte, die gleiche Kugel, die Don Yates erwischte. Der Mann schoß aus dem Holzlagerschuppen und benutzte eine Killer-Sharps.«

»Gut, das sagst du. Das wußte ich schon von deiner Miß Yates. Ich habe die Kugeln gesucht, aber nur eine gefunden. Eine steckte in der Wand des Fellhauses. Ich habe auch im Holzlager nachgesehen, bin dort herumgekrochen und habe nach einer leeren Patronenhülse gesucht – vergebens. Auch das halbe Dutzend Leute, das ich befragte, hat weder einen Knall gehört noch jemand gesehen. Es gibt keine Spuren, daß dort jemand geschossen hätte. Das kannst du dir raffiniert ausgedacht haben.«

Sein öliges Lächeln brachte Hondo so in Wut, daß er mit den Zähnen knirschte.

»Putnam«, knurrte Hondo fuchsteufelswild, »früher stand in Trinidad nur ein einfaches Jail, das ein Wärter beaufsichtigte. Der Sheriff wohnte in der nächsten Straße. Ist dies jetzt ein kombiniertes Jail mit Office oder nicht?«

»Wir sind modern geworden«, antwortete Putnam grinsend. »Warum fragst du, Freund?«

»Weil es wichtig ist, du verdammter Narr!« grollte Hondo. »Man hat Don Yates auf die Ranch gebracht, wo alle Yates’ begraben wurden. Und was wird der alte Adam Yates tun, wenn er weiß, daß ich im Jail sitze? Putnam, wenn du noch etwas Verstand in deinem blöden Schädel hast, dann rechne dir aus, daß übermorgen Samstag ist. Ein Mann wie Adam Yates braucht nur eine Handvoll Dollar, um am Wochenende die Stadt in einen Hexenkessel zu verwandeln. Mann, bis heute gibt es in Colorado drei Dutzend Fälle, wo man ein Jail stürmte und einen Beschuldigten herausholte, um ihn ohne Verhandlung an Bahnbrücken, Bäume oder Telegrafenmasten zu hängen, Putnam, ich warne dich, du kennst Adam Yates. Er wird das Jail stürmen.«

»Nur über meine Leiche«, fuhr Putnam auf. »Du glaubst doch wohl nicht, daß ich dich herausholen ließe, was?«

Das Flackern seiner Augen war stärker geworden.

»Du bist kein Held!« sagte Hondo ruhig. »Ich sage dir, laß mich heraus!«

»Ich bin der Sheriff«, gab Putnam stur zurück. »Gallegher, ich will endlich wissen, was hier gespielt wird. So lange bleibst du im Jail. Übrigens habe ich in allen drei Hardwarestores nachgefragt, ob jemand Patronen für eine vierundvierziger Sharps gekauft hat, und ich habe vier Männer gefunden, die diese Waffe besitzen. Danach habe ich mir ihre Gewehre angesehen. Aus allen ist seit Wochen nicht geschossen worden, und keine hat die Vorrichtungen, die eine Killer-Sharps haben muß. Weißt du, Mister, was ich glaube?«

»All das, was ein Narr glauben will«, antwortete Hondo zornig.

»Ich glaube«, murmelte Putnam ölig, »du hast Thompson in jedem Fall einen Gefallen tun wollen, ob nun mit oder ohne Auftrag. Darum hast du Don Yates erschossen. Einem Mann wie dir fällt immer etwas ein, um den Hals aus der Schlinge zu ziehen. Nur bei mir beißt du auf Stahl, verstanden? Ich kenne dich, Bursche, und darum bleibst du hier sitzen.«

Er gab Meager, dem Deputy, einen Wink, verließ dann, obgleich Hondo hinter ihm her schrie, das Jail, und schmetterte die Tür ins Schloß.

»Der verdammte Idiot!« keuchte Hondo wutentbrannt. »Er will den Helden spielen. Aber kommt Yates, und der wird kommen, verkriecht er sich irgendwo und rührt keinen Finger. Verflucht, übermorgen haben wir Samstag, und dann holt mich Yates aus dem Käfig.«

Die Jailtür bekam einen so heftigen Stoß, daß sie an die Wand donnerte.

»Geh mir aus dem Weg!« grollte die tiefe rauhe Stimme Big Bill Thompsons im nächsten Moment. »Scher dich vor meinen Stiefeln fort, Connors, oder ich trete dich auf den Mond, Mann!«

Buck Connors, Putnams zweiter Deputy, sprang in den Zellengang und drückte sich mit gezogenem Revolver an die Wand. Dann stampfte Big Bill Thompson auch schon ins Jail, und zur selben Sekunde schlug die Uhr im Office fünfmal.

Big Bill Thompson hatte sich kaum verändert. Nur sein Haar war vollständig ergraut, und sein Schnurrbart war schneeweiß geworden. Der Brocken von Mann hatte nichts von seiner Energie verloren, das sah Hondo auf den ersten Blick. Trotz all seiner Fehler war Bill Thompson aus der Geschichte dieses Landes nicht fortzudenken. Bis zu einem gewissen Maß gerecht, unbeugsam in seiner Härte, eisern in seinen Entschlüssen, hatte er mehr für das südliche Colorado getan als jeder andere Rancher. Dennoch konnte er, wurde er jemals hintergangen, unversöhnlich bis zum Starrsinn sein. Geriet er einmal in Wut, so steigerte er sich leicht bis zur Raserei. Daß er gutmütig, hilfsbereit und seinen Freunden treu sein konnte, war die andere Seite seines Charakters.

»Sieh mal an«, sagte er, indem er sich dem Gitter näherte und Putnam einfach nicht mehr beachtete. »Da steckst du gut. Das ist der letzte Ärger, den du mir machst, Hondo Gallegher, wette ich. Was muß ich doch schwachsinnig gewesen sein, daß ich dich einmal am Rio Hondo aus den Büschen auflas, deine von Utes ermordeten Eltern begrub und dich mit auf meine Ranch nahm! Du hast mir nichts als Unglück gebracht, Hondo Gallegher. Was habe ich dir damals zum Abschied gesagt? Weißt du es noch?«

»Ja«, gab Hondo erbittert zurück. »Ich weiß es noch, Sir.«

»Na und? Sitzt du im Jail oder nicht?« brüllte der Alte los. »Genauso ist es gekommen. Der Bursche, aus dem ich den besten Reiter und schnellsten Schützen, den geschicktesten Zureiter machte, den dieses Land jemals gesehen hat, wo ist er gelandet, der Revolvermann?«

Hondo sah an ihm vorbei zu Putnam, der wieder das ölige Lächeln um den Mund hatte.

»Putnam, bring ihn hinaus«, sagte er eisig. »Ich habe genug von ihm, ich höre mir das nicht länger an.«

Big Bill Thompson erstarrte. Er schwieg.

Seine Wut schien verraucht zu sein, und er nagte einen Moment auf seinen Schnurrbarthaaren. »Nie zuvor oder danach hat mich ein Mensch so hintergangen und enttäuscht wie du, Hondo Gallegher. Vielleicht war es nicht so sehr deine Schuld, vielleicht war ihre Schuld größer. Ich weiß es nicht. Ein Mann enttäuscht mich einmal. Danach nie wieder, weil er keine Gelegenheit bekommt. Da bist du nun, und hier bin ich. Ich hätte dich nie um Hilfe gebeten. Eher wäre ich gestorben, weißt du es?«

»Ja«, sagte Hondo bitter. »Das weiß ich, Sir, aber Putnam glaubt es nicht.«

»Der Narr«, grollte der Alte und sah sich um, als ekelte es ihn. »Was weiß der schon von dir und mir? Nichts. Du hast diesen großmäuligen Burschen nicht erschossen?«

»Nein, Sir.«

Er sah ihn an, und der Alte nickte finster.

»Gut«, brummte er dann. »Ich kann dir nicht helfen und dich schützen. Es ist unmöglich, wenn ich nicht alles verlieren will. Frag mich nicht, ob es mir leid tut. Wenn du sterben sollst, dann soll es so sein. Ich kann es nicht ändern, hörst du? Du und sie – es muß doch wohl etwas sein, was ich nicht verstehe, was ich nie gefühlt habe. Sie ist alt genug. Ich kann ihr nichts mehr vorschreiben. Ich will es auch nicht.«

»Putnam«, sagte der Alte barsch, »du wirst gleich meine Aussage niederschreiben – zweifach, Putnam, denn eine Ausfertigung schicke ich dem Richter in Denver. In ihr wird stehen, daß ich diesen Mann niemals, auch nicht durch meine Tochter, aufgefordert habe, nach Trinidad zurückzukehren. Sie hat es aus eigenem Antrieb getan. Genau das sage ich aus, und das schreibst du nieder. Die ganze Stadt soll wissen, daß ich nichts mit seinem Kommen zu tun hatte. Und hängt ihn Yates, dieser hinterhältige Schurke, auf, dann passiert dir etwas, Mister, denn du bist für ihn verantwortlich. Du hast eine Chance, du kannst ihn herauslassen.«

»Fällt mir nicht ein, Mr. Thompson.«

»Das dachte ich schon«, murmelte der Alte. »Du bist Adam Yates’ Sheriff, das wird allen in diesem Land bald klar sein. Danach bist du erledigt, Putnam, fertig für immer. Ich weiß, was ihr wollt. Aber den Gefallen tue ich euch nicht. Das kannst du deinem Freund Yates bestellen, Mister. Sag ihm, ich opferte diesen Mann, anstatt mich gegen eine Meute wahnsinniger, aufgeputschter Burschen zu stellen. Es könnte euch so passen, daß ich meine Männer im Kugelhagel einer betrunkenen Masse sterben lasse und vielleicht dabei auch ins Jenseits reise. Das Spiel läuft nicht für euch, Putnam. Tut mir leid, Hondo.«

Er wandte sich ab und ging hinaus, während Coralie hereinkam.

»Er sagt, er kann nicht anders, Hondo«, flüsterte sie, bleich bis in die Lippen. »Vielleicht hält das gerade Yates von dem ab, was er tun will. Möglicherweise finde ich den Mann, der Don erschossen hat. Es ist noch nichts verloren, Hondo, hörst du?«

»Ja«, murmelte Hondo. »Mach dir keine Gedanken, es geht alles gut.«

»Vielleicht«, flüsterte sie, »vielleicht…«

Dann hastete sie hinaus, weil sie seinen Anblick hinter den Gittern nicht mehr ertragen konnte.

Er hatte oft geträumt. Manchmal von Männern, die vor ihm mit dem Revolver in der Faust zusammenbrachen und ihn sterbend anstarrten, oft von Coralie, auch von der Peitsche Big Bill Thompsons, aber nie von einem Stiefel, den jemand auf seine Kehle gesetzt hatte.

Als er die Augen aufriß und sich wegrollen wollte, glaubte er zuerst, daß man ihn gebunden hatte. Er war wach, aber irgend jemand hielt ihn gepackt. Hände umklammerten seine Unterarme, preßten ihn auf den harten Zellenboden.

Die Augen weit aufgerissen, sah er plötzlich das Messer und hörte die Stimme McCoys neben sich. Die Hand umklammerte seine Kehle, würgte ihm die Luftzufuhr ab.

»Rühr dich nicht, oder ich mache dich kalt, Gallegher!«

Jetzt war er hellwach, und vor seinen Augen glänzte die polierte Klinge eines Bowiemessers.

Plötzlich sah er weit hinter der drohenden Klinge etwas, hörte ein leises Klopfen und schrak zusammen. In diesem düsteren Licht erhob sich etwas in seiner Zelle. Schatten wuchsen langsam hoch. Dort hinten, gegenüber dem Zellengang und der schmalen Scharte unter der Decke, kauerte der dicke Conrads wie ein fetter Ochsenfrosch an den Stäben. Jetzt wuchs er, aber auf seinen breiten Schultern stand Paddy Dolan, der andere Gauner.

»Keinen Laut«, zischelte McCoy warnend. »Bursche, wenn du das Maul aufsperrst und schreist, dann bist du erledigt.«

Ehe Hondo begriff, was sie taten, sah er jäh den dritten Schatten genau vor dem Luftschlitz hoch oben. Es war wie ein dunkler Fleck, der den Schlitz zudeckte. Dann kam etwas, schob sich zollweise durch jene kurzen Vierkantstäbe, ragte nun schon in den Gang: Ein Stab, an dessen Spitze irgend etwas Dickes steckte.

Der Stab schob sich zuckend weiter, während Dolan dort hoch droben in der beinahe vier Yard hohen Zelle, auf Conrads breiten Schultern stehend, die Hände durch das Gitter steckte.

»Links, etwas mehr links!«

Ein Gewisper, kaum hörbar, wehte durch das Jail. Dann änderte der Stock auch schon die Richtung, schwenkte nach links, kam Dolans Händen entgegen. Zwei Sekunden später bekam Dolan ihn zu fassen. Er zog ihn schnell durch die Stäbe, nahm die Hände zurück, nestelte an der Stockspitze, band etwas los, das er anscheinend in sein Hemd steckte. Dann wanderte der Stock zurück.

»Ziehen!«

Das hörte Hondo gerade noch, ehe Sam McCoys Stimme neben ihm hauchte:

»Hältst du die Klappe, oder willst du sterben?«

Die Mauer mit dem Schlitz kann doch jeder sehen, der über die Straße geht, dachte Hondo. Haben sie einen Wagen da draußen vor die Mauer gefahren, oder wie stellen sie es an?

Jemand lag auf dem Dach! Anders konnte niemand an das Jail heran. Jemand mußte auf dem Dach liegen und diese Stange durch das Gitter schieben.

Der Steckbrief fiel Hondo in diesem Moment ein. Es waren ja vier Mann gewesen, die die Stagecoach von Santa Fé nach Trinidad überfallen hatten. Vom vierten Mann hatte es jedoch keine Beschreibung gegeben, keinen Namen, nur die Erwähnung, daß es ein junger Bursche sein sollte.

Der vierte Mann, der Bursche, der wahrscheinlich mit der ganzen Beute verschwunden war – er lag auf dem Dach.

Das Klopfen war wieder da. Die Stange kam herein, und Dolan packte sie sofort. Wieder saß etwas Dickes vorn an der Stange, berührte die Stäbe, wurde abgebunden und verschwand unter Dolans Hemd.

»McCoy, Mann, was habt ihr vor?«

»Glaubst du Narr, wir bleiben hier drin und lassen uns aufhängen?« zischelte McCoy spöttisch. »Willst du mitkommen oder hier liegenbleiben?«

Ein Lauern war in McCoys Stimme, auch Mißtrauen.

»McCoy, ich muß hinaus.«

»Na gut, dann mach mit.«

Plötzlich blieb die Stange liegen. Das eine Ende ruhte auf Dolans ausgestreckter Hand, das andere drüben im Schlitz. Der Schatten vor dem Luftloch war jäh verschwunden. Dann kam draußen Hufschlag durch die Nacht, tackte am Jail vorbei, wurde leiser, verklang endlich. Gleich darauf näherten sich Schritte. Ein Mann sagte irgend etwas, eine Frau kicherte. Verflucht, sie blieben genau unter dem Schlitz stehen.

»Gregg, meinst du, Yates holt ihn heraus?«

»Darauf kannst du wetten, Sweety. Der alte Bursche will ihn hängen sehen. Und wenn sein verdammter Lümmel zehnmal zuerst nach dem Colt griff, er ist tot. Aber Gallegher lebt. Was wollen wir wetten, daß der Alte seinen Sohn nicht eher beerdigt, ehe er ihm nicht diesen Hondo zum Stiefelputzen voraus in die Hölle geschickt hat?«

Ja, dachte Hondo, genauso habe ich es mir vorgestellt. Die ganze Stadt denkt so, jeder Mann in diesem Land.

Der Ausbruch war seine letzte Chance.

Hondo preßte sich an die Wand, als der Schlüssel in das Türschloß gestoßen wurde. Dann schnappte es. Der Riegel, der die Tür zusätzlich sicherte, wurde zurückgeschoben.

Durch das Jail drang das Stöhnen Charley McCoys. Es war ein so furchtbares Wimmern und Gurgeln, daß Hondo – hätte er nicht gewußt, daß der ausgemergelte Mann nur schauspielerte – von der Echtheit der angeblichen Magenkrämpfe überzeugt gewesen wäre.

»Deputy!« keuchte Sam McCoy, als die Tür aufgestoßen wurde und das grelle Licht der Lampe in die Dunkelheit stach. »Officer, er stirbt. Mein Gott, mein armer Vetter!«

Sam McCoy kauerte im vollen Lichtschein der Laterne neben seinem sich krümmenden und fürchterlich stöhnenden Vetter am Boden der Zelle und sah blinzelnd zur Tür, in der Buck Connors, Putnams erster Deputy, stand.

Connors hielt die Laterne in der linken und den Colt in der rechten Hand. Er leuchtete in die beiden Zellen, ehe er zu den beiden McCoys blickte, blieb jedoch an der Tür stehen und tat keinen Schritt in den Gang.

»Was zum Teufel, soll das heißen?« schnauzte der stämmige Mann. »Er hat doch am Abend sein Magenpulver genommen. Was hat er denn jetzt schon wieder?«

»Um Gottes willen, er stirbt!« stöhnte Sam McCoy. »So schlimm hat er es noch nie gehabt, Charley, lieg doch ruhig, Charley…«

Seinen gurgelnden, schreckliche Laute ausstoßenden Vetter unter den Armen fassend, wollte er ihn anheben. Kaum kamen Charley McCoys Schultern und Oberkörper in die Höhe stieß der ausgemergelte Mann einen gräßlichen Laut aus. Dann öffnete er sperrangelweit den Mund, riß gleichzeitig die Augen weit auf und erbrach sich in einem Schwall.

Die scheußliche Brühe schoß Sam McCoy über den linken Arm und dann zu Boden.

»Was ist denn da los?« fragte Meager in diesem Augenblick aus dem Hintergrund. »He, Buck, was hat McCoy?«

»Verdammt, ich glaube, dem geht es wirklich dreckig«, erwiderte Buck Connors. »Er erbricht sich, Jeff.«

Charley McCoy fiel nun auf die Seite. Sein Vetter stieg über ihn hinweg, hob in verzweifelter Hilflosigkeit die Arme und keuchte abgerissen:

»Connors, holt den Doc, er stirbt sonst. Vielleicht ist eins seiner Magengeschwüre aufgebrochen, wie es der Doc schon neulich befürchtet hat. Ihr könnt ihn doch nicht verrecken lassen, Mann. Sieh ihn dir doch an.«

Er trat zur Seite, gab Connors den Blick auf den angeblich Sterbenden frei, und in diesem Moment beging der Deputy seinen Fehler.

Buck Connors kam zum Gitter, steckte den Colt ins Halfter und sah nicht, daß sich Hondo Gallegher um die aufstehende schwere Tür schob.

Hondos erster Blick sauste um die Tür ins Office. Von Meager war nichts zu sehen, doch irgend etwas knarrte mißtönig im Nebenraum, dessen Tür aufstand.

Connors tat noch einen halben Schritt vor.

Hondo war schon in seinem Rükken, hatte den Colt längst hoch und schlug hart zu. Dann konnte er gerade noch den Bügel der Laterne packen, als Connors auch schon nach vorn kippte und den Stäben entgegenfiel.

Es war unheimlich, wie schnell McCoy reagierte und dennoch im gleichen entsetzten Tonfall fortfuhr zu reden.

»Mein Gott, jetzt im Licht sieht man erst, daß er Blut erbrochen hat. Alles voll Blut.«

McCoys klobige Hände fuhren wie Geierkrallen durch die Stäbe und packten den zusammensackenden Deputysheriff an der Brust. Gleichzeitig schnellte Blyton, der bis jetzt stumm an der Wand gelehnt und die Rechte unter der Jacke gehalten hatte, auf die Tür zu. Dabei riß er die Hand unter der Jacke hervor, und sein Colt zeigte auf Connors.

Hondo stellte blitzschnell die Laterne ab, dann fuhr er herum und flog an der Tür vorbei in das Office hinein. Hinter ihm keuchte McCoy laut, als wäre Connors noch auf den Beinen:

»Da, sieh dir das an, Officer, alles voll Blut, alles voll! Er stirbt, mein armer Vetter…«

Es mußte laut genug sein, das Knarren zu übertönen, das bei jedem Sprung von Hondo Gallegher von den Dielen herkam. Hondo raste förmlich durch das Office. Er schoß am Schreibtisch vorbei, flog der aufstehenden Tür zum Nebenzimmer entgegen und hörte, ehe er an ihr war, Jeff Meager fluchen:

»Hölle und Pest, Buck! Spuckt der wirklich Blut, der verdammte Bandit? Meinst du, er braucht tatsächlich den Doc?«

Hondo war zwei Schritte vor der Tür, als Meager im Nebenraum die Stiefel zu Boden setzte. Aus vollem Lauf stoppend, den Colt in der Faust, hielt Hondo kurz vor der Türschwelle an.

Jeff Meager trampelte ihm entgegen, bog nach rechts um den Türbalken und zuckte zusammen, als hätte er einen Tritt in den Leib bekommen.

Der Deputysheriff starrte entsetzt auf den vor ihm stehenden Hondo Gallegher, der die Waffe auf ihn angeschlagen hatte.

»Keinen Laut!« zischte Hondo. »Eine Bewegung, dann bist du hin, Mann!«

Er rammte ihm die Mündung des Revolvers in den Leib und drängte ihn sofort an den Türbalken zurück.

Meager schnaufte schwer, und in seinen Augen war nichts als nackte Angst.

Hinter Hondo stob nun Blyton heran. Der stämmige Bandit hielt in der einen Hand den Colt, in der anderen das Bowiemesser und setzte es dem leichenblaß werdenden Meager an die Kehle.

Sam McCoy kam wie ein Wolf näher. Seine lauernden Blicke fuhren sogleich nach den Fenstern, und er schien etwas beruhigter, als er den Blendladen vorgelegt sah.

Meagers Blick irrte zum Jail, aber er sah nichts von Connors. Hondo war sicher, was der Deputy jetzt glaubte.

»Ja«, zischte er, die Wirkung genau berechnend, »Connors ist tot. Es war sein Pech. Er wollte ziehen und schreien. Willst du sterben oder leben?«

»Um Gottes willen, bringt mich nicht um«, ächzte Meager entsetzt. »Ich tue alles, was ihr wollt, aber laßt mich leben!«

»Gut, Meager«, flüsterte Hondo. »Aber versuchst du einen Trick, bist du erledigt. Ich schwöre dir, dir geschieht gar nichts, wenn es dir gelingt, Putnam herunterzuholen. Los, zum Flur!«

Hondo wechselte einen stummen Blick mit Sam McCoy. Die ganze Zeit hatten sich Conrads und Dolan in der Jailtür aufgehalten und laut gesprochen. Charley McCoy jammerte immer noch, und wenn Putnam oben viel hörte, dann nur undeutliche Stimmen.

»Du schaffst es«, flüsterte McCoy neben Hondo. »Meager, mach, was er sagt!«

Er hastete zum Jail zurück. Nur Blyton blieb da, starrte Meager, das Messer von dessen Kehle nehmend, finster an und öffnete leise die Tür, die vom Nebenraum in den Flur führte.

Dort brannte eine kleine Wandlampe. Linker Hand lief eine Treppe steil nach oben.

»Blyton, Putnam ist todsicher wach geworden«, wisperte ihm Hondo zu, indem er Meager herumschob und ihm den Colt in den Rücken drehte. »Meager, du rufst jetzt gleich Putnam, verstanden?«

»Was – soll ich denn rufen?«

»Daß Charley McCoy am Boden liegt, Magenkrämpfe hat und Blut erbricht und daß man wahrscheinlich den Doc holen muß. Los, Mann, jetzt vorwärts!«

Meager zitterte immer noch. Hondo griff an ihm vorbei, stieß die von Blyton gerade geschlossene Tür heftig auf und ließ sie an die Wand prallen. Er schob Meager bis in die Tür, hielt sich links hinter ihm und verstärkte den Druck seines Revolvers.

Dann zischte er: »Los, ruf nach ihm!«

»Sheriff«, rief Meager schrill. »Sheriff, Charly McCoy hat Magenkrämpfe. Er erbricht Blut und windet sich am Boden. Was sollen wir tun, Sheriff? Ich glaube, wir müssen den Doc holen!«

Hinten am Jail redete Sam McCoy laut, stöhnte und jammerte sein Vetter. Conrads und Dolan hockten geduckt im Office. Es polterte oben, dann stampfte es ein paarmal hart. Gleich darauf wanderten über ihren Köpfen die Schritte Putnams her.

»Ruf noch mal, aber kurz!« zischte Hondo.

»Sheriff, Charley McCoy spuckt Blut, er hat…«

Oben klappte eine Tür, und dann schrie Putnam:

»Schon gut, ich komme, Meager!«

»Das ist genug«, wisperte Hondo in Meagers Nacken. »Und jetzt zurück ins Office. Vorwärts, Mann!«

Er zog ihn zurück, drängte ihn an die Wand und behielt die Tür im Auge.

Die Stufen dröhnten unter den hastigen Sprüngen Putnams. Der dicke Mann mit dem Kugelbauch erschien an der Tür zum Nebenraum und wollte ins Office. Er hatte von Blyton nicht das geringste bemerkt, der ihm lautlos auf Strümpfen folgte und beinahe auf ihn prallte, als Putnam wie angewurzelt stehenblieb.

Jason Putnam, der Sheriff von Trinidad, machte nur einen Schritt aus der Tür. Dann sah er seinen Deputy an der Wand stehen und Hondo Gallegher hinter Meager, den Colt jetzt an Meagers Schläfe setzend.

An der Jailtür tauchte Sam McCoy neben seinem Vetter auf. Conrads und Dolan richteten sich auf, und Blyton stand hinter Putnam, den Colt in der einen, das Messer in der anderen Faust.

Alle blickten den Sheriff an, der eine lauernd, der andere grinsend oder mit nichts als Spott und Hohn in den Augen.

Sie sahen, wie Putnam den Mund öffnete und ihn dann ganz langsam schloß. Ihm schienen die Augen aus den Höhlen quellen zu wollen.

Hondo blinzelte in die über den Bergen auftauchende Sonne. Der flammend rote Schein ergoß sich über das flache Satteldach des niedrigen Hauses, die Vorderfront der aus den alten Brettern erbauten Scheune und schien auch den Stall und die Corrals an.

Hinter dem Haufen Äste liegend, dem Brennholz, zu dem sie im ersten Grau des Tages geschlichen waren, bemerkte Hondo die schwache Bewegung rechts am Haus.

Dort tauchte zu Hondos Überraschung Blyton auf. Gleichzeitig raschelte es hinter ihnen, und dann zischte Conrads:

»Alles bereit, Sam. Jeder Mann auf seinem Posten!« Schon wollte Hondo den Kopf wenden, als links des Hauses Charley McCoy erschien. Der ausgemergelte Mann hatte den Colt gezogen, sich der Stiefel entledigt und huschte wie eine hungrige Ratte zu dem Viereck der Regenzisterne an der Hausecke. Dort ging er sofort in Deckung, hob die Hand und winkte hinüber.

Sein Erscheinen versetzte Hondo den nächsten Schock.

»McCoy«, keuchte er verstört, indem er sich umblickte. »Was hat das zu bedeu…«

Es verschlug ihm die Sprache, denn Sam McCoy hielt seinen Revolver in der Faust und zielte auf seinen Kopf.

»Immer friedlich!« zischelte der Bandit warnend. »Mach keinen Unsinn, Gallegher. Ich habe es mir anders überlegt. Es ist mir zu gefährlich, ganz offen hinter diesem Haufen Äste herauszutreten und die Alte oder die erste ihrer Töchter anzurufen, sobald sie aus dem Haus kommt. Versuch nicht, den Helden zu spielen und eine Warnung zu schreien, denn dann trägst du die Verantwortung für alles, was danach passiert. Ich müßte schießen. Ist dir das klar?«

Hondo war es, als hätte man ihm mit einem Knüppel über den Kopf geschlagen. McCoy hatte ihn belogen. Angeblich hatte er nur Dolan und ihn mitnehmen wollen, um sich beim Auftauchen einer der Frauen hier an den Ästen zu zeigen. Die anderen Männer hatten bei den in der Senke stehenden Pferden und Ginger bleiben sollen.

»Du ausgefuchster, mit allen Wassern gewaschener Schuft!« stieß Hondo erbittert hervor. »Jetzt begreife ich erst deine ganze Niedertracht. Mensch, du willst die Ranch besetzen. Das ist es!«

Obgleich sich McCoys Gesicht zu einem Grinsen verzog, blieb die Eiseskälte in seinen Augen.

»Du merkst aber auch alles«, sagte er höhnisch. »Dies ist der beste Platz der Welt, um ein paar Tage in aller Ruhe abwarten zu können, daß sich alle Aufgebote nach uns totsuchen. Die alte Borgine würde uns nie aufnehmen. Johnny sagte, sie hätte ein Auge für Leute unseres Schlages und spickte uns mit Blei, ehe wir auf dem Hof wären. Niemand findet unsere Spuren. Dafür hast du gesorgt. Nun wirst du uns einige Tage Gesellschaft leisten, bis man die Suche nach uns aufgegeben hat. Na, Gallegher, willst du die Frauen warnen?«

Hondo beobachtete McCoys Daumen, der langsam den Revolverhammer nach hinten umlegte, bis es klickte. Der Bandit würde nicht zögern, diese schäbige, kleine Ranch zu stürmen. Selbst wenn es dann zu einer Schießerei kam, brauchte er nicht fürchten, daß irgendwer die Schüsse hörte. In diesem Becken war außer den Frauen keine Menschenseele.

»Dir kommt es auf ein paar Tote nicht mehr an, was?« fragte Hondo. »Das hast du doch von vornherein geplant. Johnny wollte mit euch zu seinen Leuten, weil euch hier niemand gefunden hätte. Ihr hättet in aller Ruhe abwarten und irgendwann wieder verschwinden können, ohne daß euch Johnnys Angehörige verraten hätten. Du gerissener Schurke, so habt ihr das geplant?«

»Ungefähr so.« Der Bandit grinste. »Und jetzt mach dich flach! Die Haustür!«

Selbst wenn Hondo gewollt hätte, es wäre für eine Warnung zu spät gewesen. Während es im Haus polterte, öffnete sich die Haustür. Sie schwang nach außen auf, kam herum und rastete auch schon in einen Fallhaken ein. Jetzt erst sah Hondo, daß an der Tür ein Eisenwinkel war, der in den gut handlangen Fallhaken, den er für einen Stiefelabkratzer gehalten hatte, einklinkte. Die Tür war fest verhakt. Wer sie wieder schließen wollte, mußte sich erst bücken und verlor sicher ein bis zwei Sekunden. Zeit genug für Blyton und Charley McCoy, die Tür zu erreichen und ins Haus zu stürzen.

Hondo brachte den Gedanken gerade noch zu Ende. Dann tauchte das Mädchen hinter der Tür auf und trat hinaus in den Sonnenschein.

Das Mädchen mochte etwa zweiundzwanzig Jahre alt sein. Es war zierlich, braunhaarig und trug einen handgewebten Wollrock. Barfuß wippte es bei jedem Schritt durch, daß sich der Rock bauschte.

»Anne, du solltest doch den Eimer mitnehmen.«

Anne machte kehrt, hüpfte einmal und lachte dann.

»Bring du ihn doch mit, Kate.«

Kate Borgine kam mit dem Eimer heraus. Gleichzeitig stieg aus dem Schornstein eine Rauchwolke in den klaren Morgenhimmel. Kate mochte ein Jahr älter sein als Anne. Sie war blond, schlank und einen halben Kopf größer als ihre nun am Brunnen stehende Schwester.

Während Anne die Handkurbel drehte und der Schöpfeimer in den Brunnen sank, näherte sich Kate dem Holztrog rechts neben dem aus Feldsteinen aufgesetzten Brunnenrand. Sie trug die gleiche Kleidung wie Anne.

»Conrads!« giftete McCoy, als sich der dicke Mann unruhig bewegte. »Nimm deinen Rüssel herunter, du geiler Bock! Teufel, jetzt fehlt noch Betty Borgine, Johnnys älteste Schwester. Wo bleibt sie denn nur? He, die wollen sich ja waschen.«

Kate nahm ein Handtuch und ein Stück Seife aus dem Eimer, während Anne den Schöpfeimer heraufkurbelte. Sie goß das Wasser in den Trog. Kate streifte den linken und den rechten Träger des Leinenhemdes herab, und da stieß Conrads einen dumpfen ächzenden Laut aus. Der feiste Mann glotzte aus hervorquellenden Augen auf Kate Borgines bloßliegenden Busen.

»Dich sollte man doch zwischen zwei Feldsteinen…« McCoy knirschte es hervor. »Genug, ich warte nicht länger. Zum Haus, Conrads, hoch mit dir! Gallegher, bleib liegen und sieh dich um!«

Hondo blickte sich um und wußte dann, daß McCoy an alles gedacht hatte. Hinter der Scheune und außerhalb der Sicht der beiden Borginemädchen stand Ginger Dorsey, die Winchester am Eckpfosten der Scheune aufgelegt und auf ihn zielend.

»Sie schießt so gut wie ein Mann, und sie trifft«, knurrte McCoy im Aufspringen. »Probier es besser nicht aus, Gallegher.«

McCoy gab Conrads einen Stoß, so daß der dicke Mann vorwärtsschoß.

»Los!«

Der Teufel Sam McCoy hatte Hondo Gallegher hereingelegt. Er wollte sich hier verkriechen und mußte die Borgines in seine Gewalt bringen. Hondo zweifelte keine Sekunde daran, daß es ihm gelingen würde. McCoy mußte den Satan zum Paten gehabt haben.

Sam McCoy trat zur Seite, als die beiden Mädchen in die Küche kamen. Er hatte der alten Frau befohlen, die Bänke an die Wand zu stellen und sich dort mit Betty zu setzen.

»Da haben wir sie ja alle«, sagte McCoy zufrieden. »Hinsetzen, ihr beide auch! Wenn es nicht ohne Püffe und Stöße abgegangen ist, dann beschwert euch nicht. Wir waren gewarnt. Der gute Johnny war sicher, ihr würdet eher schießen, als uns auf den Hof lassen.«

Die alte Frau blickte ihn starr an. In ihren Augen las McCoy, daß sie ahnte, welches Schicksal Johnny, ihr einziger Sohn, genommen hatte. Ihre grauen Augen blickten müde und wie geistesabwesend an ihm vorbei ins Leere, während sich ihre Hände, die sie im Schoß hielt, verkrampften. Mrs. Borgine schwieg, doch Betty fragte jetzt:

»Wo ist dieser heruntergekommene Schuft? Er soll nur herkommen, dann werde ich ihm schon sagen, was ich von einem Kerl halte, der uns von seinen angeblichen Freunden überfallen läßt. Wo ist er?«

McCoy war kein Mann, der jemals Rücksichten genommen oder sein Ziel erst auf Umwegen erreicht hatte. Er war als Wolf unter Wölfen aufgewachsen und kannte keine Gnade mehr. Das Gefühl für Anstand oder Mitleid war ihm längst verloren gegangen.

»Vier Fuß unter der Erde«, sagte Sam McCoy mit brutaler Offenheit. »Tiefer konnten wir ihn nicht begraben.«

Er sah, wie sich Betty Borgines Gesicht veränderte, der Zorn aus ihren Augen schwand und einem Ausdruck von Bestürzung und Entsetzen folgte.

Anne Borgine schrie leise auf, die Hände vor das Gesicht schlagend, während Kate Borgine zu Stein zu erstarren schien, bis ihr Mund zu zucken begann und ihr Kopf sich neigte.

Nur die alte Frau saß still. Ihr ausdrucksloser Blick ging zur Tür hinaus und verlor sich im Nichts jener Hügel voller Kahlheit, Dürre und halbwüstenähnlicher Trostlosigkeit. Es war, als hätte Elizabeth Borgine Sam McCoys Worte nicht gehört oder doch zumindest ihren Sinn nicht begriffen. Kein Laut kam über ihre Lippen, kein Wimpernzucken verriet eine Gemütsbewegung.

Die alte Frau saß da und glich einer lebenden Toten.

McCoy grinste schief, als Hondo hereinkam und sein großer Schatten das Rechteck der Tür, durch das die Sonne in die Küche schien, verdunkelte.

Die alte Frau, die länger als eine Stunde in der Kammer gewesen war, ehe sie mit rotgeränderten Lidern wieder in die Küche gekommen war, stand am Herd und knetete den Brotteig. Unter dem Fenster hockte Charley McCoy auf einer alten Deckeltruhe, rauchte und beobachtete Betty Borgine, die Rauchspeck in Streifen schnitt.

»Das Messer hat eine verdammt scharfe und lange Klinge«, sagte Charley grinsend. Betty Borgine hob den Kopf, warf ihm einen eisigen Blick zu, der nur zu deutlich ihre Verachtung widerspiegelte, und arbeitete stumm weiter. »Sam, man sollte ihnen die langen Messer wegnehmen. Diese Teufelsweiber bringen es glatt fertig und probieren es aus, wie weit sie einem von uns die Klinge in den Leib stecken können.«

McCoy blickte zur Tür, an der Ginger erschien. Die Frau hielt das Gewehr wie ein Mann im Hüftanschlag und lehnte sich an den rechten Türbalken. In Ginger Dorseys Augen war immer noch die Härte und Wachsamkeit, mit der sie Hondo Gallegher länger als eine Stunde beobachtet hatte. Hondo hatte sie nur einmal angesehen, als das Spektakel im Haus losgegangen war, und genug gewußt. Diese Frau drohte nicht nur. Sie konnte härter und kälter als jeder Mann sein. Sie würde ihn getötet haben, wenn er auch nur den Versuch gemacht hätte, sie anzugreifen.

»Hat er was versucht?« erkundigte sich McCoy. »Also nicht. Nun ja, Gallegher, klug bist du. Vielleicht zu klug? Sie sieht es an meinen Augen. Hast du es gehört, Ginger? Ich möchte wissen, wer so etwas an den Augen eines anderes ablesen kann. – Backen Sie Brot für drei Tage, ich mag kein altes Brot.«

»Das heißt, sie wollen nach drei Tagen frisches Brot haben, also länger als drei Tage bleiben?« fragte Mrs. Borgine ohne die geringste Spur von Erstaunen. »Ist gut, McCoy.«

Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Und McCoy knurrte:

»Gallegher, setz dich auf die Wasserbank!«

Hondo setzte sich und sah zur Truhe hin. Er hatte draußen gehört, wie McCoys Burschen alles, was nur irgendwie als Waffe zu gebrauchen war, in die Truhe gepackt hatten. Das Haus war buchstäblich auf den Kopf gestellt worden, die eine Kammer ausgeräumt und das schmale Fenster erst mit einem Gardinenfetzen bedeckt worden, ehe man es von innen vernagelt hatte. Die alte Frau und die drei Mädchen sollten in der Kammer auf dem Boden schlafen. Da die Tür zu verriegeln war, brauchte McCoy wenigstens nachts keine Wache einzuteilen.

»Ich würde einige Dinge darum geben, wenn ich wüßte, was in deinem Kopf vorgeht«, sagte McCoy finster. »Sieh dir die Truhe genau an, Mister. In ihr liegt Munition für drei Gewehre und einen Revolver, und natürlich sind die Waffen auch drin. Siehst du die beiden Schlösser?«

»Sicher, McCoy«, antwortete Hondo. »Du mußt mir nicht erzählen, was passiert, wenn ich an eine Waffe zu kommen versuche. Es ist auch nicht nötig, mich vor einem Angriff auf irgendeinen deiner Freunde zu warnen. Du hast immer die Frauen in der Nähe, und wenn nicht du, dann einer der anderen. Du würdest einem der Mädchen oder der alten Frau die Waffe an den Kopf halten, ließe ich eine erbeutete Waffe nicht sogleich fallen. Alles klar zwischen uns, McCoy. Ich riskiere nichts, sei beruhigt. McCoy, wir müssen uns die Gegend ansehen, um herauszufinden, welchen Weg ein Schleicher nehmen dürfte, um unentdeckt auf diese Ranch zu kommen.«

»Mann, endlich wirst du vernünftig. Ja, wir müssen uns vorbereiten. Aber bilde dir ja nicht ein, daß ich dir deshalb jetzt schon einen Revolver in die Hand drücke. Du wirst einen bekommen. Benutzt du ihn aber in der falschen Richtung, Mister, bringst du damit die Borgines um. Gallegher, für uns geht es um das nackte Leben. Dies wird eine Sache zwischen uns Banditen und ein paar Burschen, die zehnmal schlimmer als Banditen sind. Ich kann mir kein Risiko leisten, und ich sage dir jetzt etwas, was du dir merkst, Mister. Solltest du einen von uns vor deinen Revolver nehmen und drohen, die anderen zu erschießen, werden die, die du nicht hast, auf dich feuern, auch wenn dabei dein Colt jene über den Regenbogen bläst, die du vor dir hast. Wenn du mich hast und mir den Colt an den Schädel hältst, so haben wir es beschlossen, schießen die anderen. Dann sterbe ich mit dir. Hast du verstanden, Gallegher?«

Hondo nickte. Sam McCoy hatte ihn mit einem Teufelskreis von Maßnahmen umgeben, die unweigerlich zu seinem Tod führen mußten, wenn er irgend etwas versuchte. Hoffentlich kamen die Kopfgeldjäger wirklich, und hoffentlich brachten sich Banditen und Kopfgeldjäger gegenseitig um.

»Solltest du es doch auf irgendeine Art versuchen, dann mach dein Testament, Hondo.«

»Gallegher«, flüsterte Mrs. Borgine, die mit gesenktem Kopf neben ihm herschritt. »Trauen Sie McCoy nicht. Er wird uns alle töten, ehe er abzieht. Sehen Sie keine Chance, Mister?«

Hondo tat so, als stolperte er. Er sah Ginger Dorsey mißtrauisch herüberblicken und zischelte, indem er Kates schlaff herabbaumelnden Arm anhob:

»Noch nicht. Warten Sie es ab und seien Sie niemals freundlich zu mir. Sagen Sie irgend etwas. Tun Sie so, als gefiele es ihnen nicht, daß ich Kate trage. Diese Frau ist gefährlich. Sie ist genauso schlimm wie McCoy. Haben Sie keine Angst. Irgendwann macht auch ein Mann wie McCoy einen Fehler.«

Die alte Frau hatte sich vollständig in der Gewalt und schien zu wissen, worauf es jetzt ankam. Sie besann sich nicht lange.

»Gallegher«, sagte sie scharf. »Tragen Sie mein Kind anders, Mister! Sind Sie auch wie dieser Conrads, daß Sie Ihre schmutzige Hand an ihren Busen legen müssen?«

»Hören Sie, Madam«, erwiderte Hondo gereizt, »ich kann Kate nicht anders tragen. Wenn es Ihnen nicht paßt, dann tragen Sie sie gefälligst selbst. Ich tue Kate schon nichts.«

»Tragen Sie sie anders, Mann.«

»Wie, zum Teufel? Meinen Sie, Kate ist leicht? Sie ist schwer wie ein Klotz Blei.«

»Gallegher, Sie sollen meine Tochter…«

Hondo war dicht vor der Tür. Ginger trat mit einem spöttischen Lächeln zur Seite und sagte:

»Sie ist wie eine alte Glucke, Hondo, immer besorgt um ihre Küken, was? Du hast die Hand doch gar nicht an Kates Busen.«

»Das denkt sie aber«, knurrte Hondo böse. »Vielleicht hätte sie besser mitgehen sollen. Dann hätte Conrads nichts versucht. So, das ist weit genug.«

Er ließ die schlaffe Kate, die sich in der Scheune nicht hatte wehren können, auf den Stuhl in der Ecke sinken und ging mit mürrischem Gesicht zum Herd, um sich einen Becher Kaftee zu nehmen. Nachdem er getrunken hatte, sah er Ginger achselzuckend an.

»Du kannst mir glauben«, sagte er unwirsch, »ich hatte die Hand nicht eine Sekunde dort, wo sie sie gesehen haben will. Wahrscheinlich fürchtet sie, daß es ihren Töchtern einmal genauso wie ihr ergehen könnte. Ich glaube, sie haßt alle Männer.«

»Ja, das tue ich«, fuhr Mrs. Borgine auf. »Männer bringen nichts als Unglück. Ich habe es erfahren. Oder ist dies jetzt kein Unglück, Mister? Alles Unglück auf der Welt kommt nur durch euch Männer.«

»Wenn ich mich nicht irre, fing es mit Eva an, und sie war doch wohl die erste Frau«, knurrte Hondo. »Mit Ihnen ist nicht vernünftig zu reden, Madam. Ginger, paßt hier besser auf. Diesmal ist es noch gutgegangen. Diese Frau bekommt es fertig und rennt Conrads bei nächster Gelegenheit ein Messer in den Leib. Wir brauchen jede Hand. Vergeßt das nicht.«

Er verließ das Haus, ging zur Scheune und stieg zum Ausguck empor. Während er nach Osten zum Einschnitt blickte, dachte er unausgesetzt über Mrs. Borgines Worte nach. Es war möglich, daß McCoy hier nur Tote zurückließ, wenn er mit den Kopfgeldjägern fertig war. Ehe man die Toten fand, konnten Wochen vergehen, und alle Spuren waren dann unsichtbar geworden. Man würde annehmen müssen, daß die Kopfgeldjäger das Haus gestürmt, die Frauen und sich alles gegenseitig umgebracht hatten. Ganz sicher blieb auch McCoys Horde bei dem Kampf mit den Kopfgeldjägern nicht ungeschoren. Doch seine Toten konnte McCoy irgendwo begraben.

Mit dem bloßen Auge sah er nun das, was McCoy nur durch seinen Feldstecher ausmachen konnte.

»Da!« zischelte Sam McCoy. »Links von den Büschen, verdammt!«

Im Mondlicht schob sich etwas durch den hellen Streifen in der Senke, war wie ein Schatten, glitt über den Sand, verließ die deckenden Büsche.

Keine Wolke war am Himmel, dafür der volle Mond, dessen Licht bleich, gespenstisch hell über dem Land lag.

»Der erste Hund«, wisperte McCoy. Er schluckte hörbar, schnaufte, als preßten sich zwei Hände um seinen Hals.

»Siehst du ihn? Links!«

»Ja.«

Hundertsechzig Schritt von Scheune und Stall entfernt, nicht zu sehen vom Wagen aus, der mitten auf dem Hof stand, schob sich der Schatten dem Corral entgegen.

Schweiß ließ Hondos Hand, die sich um den Revolverkolben gekrampft hatte, feucht werden. Ja, jetzt hatte er einen Revolver. Aber er kannte die Waffe nicht. Er wußte nicht, wie sie schoß. Am Nachmittag hatte McCoy sie ihm gegeben und ihn dabei lauernd angesehen.

»Vergiß nicht, wenn du was versuchst, erschießt Charley eine der Borgine-Frauen – und dann die nächste!«

Einen Moment lang dachte Hondo an die finstere Drohung, während er starr zur Senke blickte. Der zweite Schatten kam, glitt aus der Deckung der Büsche.

Sie hatten sie schon kurz nach dem Mittag gesehen, vier Reiter mit zwei Ersatzpferden, sichtbar für knapp zwanzig Minuten, bis die Hogbacks sie verschlungen hatten.

»Der zweite«, raunte McCoy und umklammerte den Feldstecher. Er sah von der Höhe des Luftschachtes durch den Spalt auf die Schatten hinab. »Warte noch. Blyton ahnt noch nichts von ihnen.«

Blyton hockte auf dem Wagen. Er hielt dort Wache. Vorhin, vor gut anderthalb Stunden, war Charley McCoy auf dem Wagen gewesen. Der ausgemergelte Mann saß jetzt allein im Haus hinter dem ausgehakten Fenster an der Hinterfront. Sie hatten dort die Scharniere geschmiert, damit er das Fenster lautlos öffnen konnte. Als er seine Wache gehalten hatte, war der Schatten durch die Senke zum Stall gekrochen, an der Fenz entlanggeglitten. Es war Luis Palestrino gewesen, dieses vierschrötig wirkende Mischblut, in dessen Adern das Blut von einem halben Dutzend verschiedener Rassen rollte.

Sie hatten ihn so deutlich gesehen, daß eine Kugel genügt hätte, um ihn ins Jenseits zu befördern. Doch sie hatten ihn schleichen lassen. Am Stall war er gewesen, hatte dort gekauert, gelauscht, mit absoluter Sicherheit gehört, daß Pferde im Stall standen. Schließlich war er am Corral entlanggekrochen, hatte Charley auf dem Wagen entdeckt und kaltblütig gewartet, bis Charley mit Blyton die Wache gewechselt hatte, ehe er zurückgeglitten war.

»Er holt die anderen«, hatte McCoy gewispert. »Du wirst sehen, er holt die anderen her. Die Kerle stecken drüben hinter dem letzten Hügel. Jetzt sagt er ihnen Bescheid, daß er nur einen Posten entdeckt hat und alles andere sicherlich im Haus schläft. Murphy wird denken, wir machen uns hier einen feinen Tag und haben nur einen Posten ausgestellt, weil man nachts jedes sich nähernde Pferd auf mehr als anderthalb Meilen hört.«

Das Warten hatte anderthalb Stunden gedauert. Nun war es vorbei, denn der dritte Fleck erschien, der vierte kam. Vier Männer krochen über den hellen Streifen.

»Ssst, runter – leise!«

Hondo glitt lautlos zur Leiter. Sie hatten sie längst angenagelt, damit die Holme nicht klopften. Sie hatten auch in die Scheune hinein ein Kriechloch gemacht, einfach ein Stück Wand herausgesägt und wieder eingesetzt. Es hing an Lederscharnieren und ließ sich geräuschlos aufklappen. Jeder Mann war hellwach und auf seinem Posten.

Als Hondo unten war und zur Wand glitt, mußte er jäh an die vier Borgines denken. Seit anderthalb Stunden wußten die Frauen, daß der Tod nahe war. Seit anderthalb Stunden hockte nun Ginger Dorsey mit dem Gewehr vor der Kammertür. Was mochten die Frauen jetzt empfinden, was befürchten?

»Die Schlaufen, Mann!«

McCoys Stimme neben Hondo – in der Dunkelheit der Scheune war McCoy nur ein dunkler Fleck, der jedoch zielsicher dem einen Pfosten zustrebte, von dem die drei Schlaufen hinabhingen.

Fünf Tage hatten sie Zeit gehabt, und sie hatten ihre Maßnahmen getroffen. Sie hatten Lederriemen zu dünnen Schnüren geschnitten. Holzpfähle zugespitzt, an ihren Köpfen kleine Löcher durchgebrannt und alte Bretter in lange drei Zoll breite Streifen aufgetrennt. Danach hatten sie in den Hof drei flache Rinnen gescharrt. In diese waren die Pflöcke eingerammt worden? auf die sie die dünnen Brettchen als Abdeckung genagelt hatten, nachdem sie die Lederschnüre durch die Löcher in den Pflockköpfen gezogen hatten.

Später waren die Brettchen mit Sand bedeckt und alles wieder eingeebnet worden. Man sah diese Rinnen längst nicht mehr, auch am Tag konnte man sie nicht entdecken. Die eine führte von der Scheune aus zum Stall, die andere lief zum Wagen, die dritte schließlich zum Haus hinüber. Man sah weder die Schnur, die an den Speichen des einen Wagenrades hinauflief und im Kasten endete, noch konnte man das kleine Loch unterhalb der Haustür oder das in der Stallwand entdecken.

Die Schnüre ließen sich leicht ziehen. Überall, wo sie endeten, kniehoch im Stall, in der Küche und im Wagenkasten, saß an ihrem Ende ein Holzklotz.

Das System war perfekt.

Als McCoy nach der ersten Schlaufe griff und an der Schnur zog, gab sie nach, bis sie sich jäh spannte. Auf dem Wagen, wo Blyton nun kauerte, direkt neben dem Holzklotz im Kasten hockte…

Plock!

Burt Blyton zuckte zusammen und wandte blitzschnell den Kopf. Neben ihm hob sich der Holzklotz und schlug an den in die Kastenwand getriebenen und am Kopf zu einem Ring gebogenen Nagel.

Plock!

Der Klotz schlug zum zweitenmal an, sank hinab, fuhr wieder hoch. Ganz leise war dieses Pochen, kaum drei Schritt weit zu hören.

Das Zeichen, dachte Blyton, dreimal. Sie kommen.

Sein Blick fraß sich am Holzklotz fest, der jetzt leicht pendelte und dann wieder in die Höhe glitt, einmal anschlug, noch einmal klopfte, nachdem er kurz hinabgesunken war. Zweimal angeschlagen, das hieß Osten. Einmal wäre Norden gewesen, dreimal Süden, viermal Westen.

Zweimal geklopft, also kamen sie wieder durch die Senke, krochen von Osten heran. Vor Blytons Augen pendelte der Klotz hin und her, schwebte, wanderte aber gleich wieder nach oben.

Burt Blyton zählte mit, bewegte stumm die Lippen.

Einmal klopfte der Klotz, zweimal, dreimal, viermal.

Vier, dachte Blyton und spürte, wie ihm plötzlich kalt im Rücken wurde. Der Kälte folgte jetzt brennende Hitze. Schweiß brach Blyton aus allen Poren. Einen Augenblick lang schloß er die Augen und atmete tief durch. Es war ein höllisches Gefühl, daß er hier ganz allein sein würde, wenn sie angriffen. Taten die Kerle es früher als McCoy glaubte, dann blieb den anderen keine Zeit mehr, die Halunken von hinten zu packen. Dann war er allein gegen vier der hartgesottensten Männer, die dieses Land jemals gesehen hatte.

Conrads saß im Stall und nur vier Schritt von der Box entfernt, in der er über Kate Borgine hergefallen war. Er hockte hier schon seit dem Abend mit Paddy Dolan in der saubergefegten Außenwandbox und trug wie alle anderen nur Socken. Dolan kauerte neben der Hintertür und dem Holzklotz, der plötzlich anschlug.

»Ssst«, zischte Dolan nach dem ersten Schreck, »der Klotz, Ray. Paß auf!«

Im ungewissen Mondlicht, das durch die Ritzen der Tür hereinfiel, hob und senkte sich der Holzklotz. Dolan kam es vor, als wäre die Luft im Stall plötzlich so schwer und drückend, daß er kaum noch atmen konnte.

Am Fenster war Ray Conrads aufgesprungen und starrte zum Corral hinüber.

»Vier Männer«, hörte er Dolan wispern. »Ray, sie kommen von Osten auf den Corral zu. Paß auf, Mann!«

Dolan huschte von der Tür aus zu Conrads. Er blickte den dicken Mann an und sah, daß Conrads kreidebleich geworden war.

»Siehst du sie schon, Ray?«

»Nein«, würgte Conrads hervor, »noch nicht. Mein Gott, es geht los. Sie werden uns umbringen, wenn wir nicht schneller sind. Noch dreißig Minuten bis zum ersten Morgenrot.«

Das düstere Grau ging jetzt in ein dunkles Rot über, das die Front des Hauses mit einem tiefpurpurnen Schimmer überzog. Hondo Gallegher umklammerte seinen Revolver. Er wußte so gut wie der neben ihm kauernde Sam McCoy, daß es nun keine zwei Minuten mehr dauern würde, bis sich das Sonnenlicht über die Ranch ergoß.

Nirgendwo sonst kam es zu diesem schnellen Übergang von der Nacht zum Tag. Dies war keine Ebene, kein Grasland, über dem sich am Morgen Dunst bildete, den die Sonne erst durchbrechen mußte. Hier war es trocken, öde. Dunst bildete sich erst am Vormittag.

Kam die Sonne, stieg sie über die Zinnen und Grate der Bergkette, wich das dunkle Rot jähem Licht.

Es raschelte leise, als sich Sam McCoy bewegte und sein Gewehr nach vorn zog. Genauso leise waren sie vor knapp dreißig Minuten aus der Luke an der Rückfront der Scheune gekrochen. Danach hatten sie sich gleitend am Westgiebel der Scheune entlanggeschoben und den Stapel alter Bretter an der Südwestecke hinter dem alten Wasserfaß erreicht. Von dort aus hatten sie, durch einen schmalen Spalt zwischen den Brettern lugend, den ersten Mann drüben am Westgiebel des Hauses zum Zisternenbecken schleichen sehen, dahinter den zweiten.

»Paß auf«, zischelte McCoy, »die Kerle ahnen nicht, daß es hier so schlagartig hell wird, wette ich. Gleich kannst du sie sehen. Verdammt, die warten vielleicht nicht. Wird es hell und Blyton steigt nicht vom Wagen, werden sie bestimmt mißtrauisch.«

Blyton, dachte Hondo und sah nach links zum Wagen, in dessen Kasten Burt Blyton in diesem Augenblick lauthals gähnte, Mann, Blyton, hast du Nerven. Wenn du dich aufrichtest, weißt du nicht, ob sie sofort schießen werden. Hoffentlich hat Palestrino vorhin gehört, daß Charley hinter sich die Tür verschloß und den Riegel vorschob, denn sonst knallen sie dich ab wie einen Hasen. Du hast keine Chance, wenn sie glauben, daß die Haustür unverschlossen ist.

Die Helligkeit nahm jetzt rasend schnell zu. Aus dem dunklen Rot wurde rasch ein goldenes Gelb, das die dicken Knüppel erfaßte, den Schatten des Mannes zeigte.

Wer, dachte Hondo, ist dort drüben? Palestrino, Murphy?

»Sssst, rechts, drüben!«

McCoy zischelte warnend. Hondo wandte den Kopf und starrte auf das Zisternenbecken. Dann war es ihm, als träfe ihn der Schlag.

Obgleich der Mann im Schatten des Hausgiebels und hinter der Zisterne kauerte, erkannte ihn Hondo in dem jäh zunehmenden Licht. Es war Mervin Colfax, der stiernackige, bullige Kopfgeldjäger. Colfax glitt einen Schritt zurück, griff hinter sich und nahm etwas hoch. Dann schwenkte er es, das Gewehr mit dem Topf auf der Mündung des achtkantigen Laufes, dem langen Zielfernrohr über dem Lauf.

Es war wie ein Schlag, der Hondo mit brutaler Gewalt in den Magen traf.

Colfax hatte eine Killer-Sharps, dasselbe Gewehr, das der Mann in Trinidad besessen hatte!

Hondo erstarrte. Er sah nur das Gewehr und kaum den Mann, der es hielt. Dann erwachte er jäh aus seiner Starre, denn die Waffe verschwand hinter der Zisterne. Gleichzeitig bewegte sich Colfax an der Mauer, gegen die er den Rücken gelehnt hatte.

Mervin Colfax, der nie einen Outlaw lebend in ein Sheriff Office gebracht hatte, wenn tot oder lebendig auf seinem Steckbrief gestanden hatte, sank an der Mauer herunter. Der stiernackige Kopfgeldjäger bewegte sich wie eine große Schildkröte auf allen vieren vorwärts auf die Zisterne zu.

Einen knappen Yard vor der Mauer des Wasserbeckens stemmte er sich hoch, zog die Knie an und richtete sich vorsichtig auf. Er war nun so weit nach außen gerutscht, daß er, wenn er sich in eine hockende Stellung aufrichtete, über den Rand der Zisterne hinweg zum Wagen blicken konnte. Mervin Colfax schwenkte erneut das langläufige Gewehr. Er hob es zwei-, dreimal probeweise an die Schulter, und aus seinen Bewegungen konnte Hondo mühelos erraten, was der Bursche plante.

Colfax übte bereits das Anschlagen seines Todesgewehres. Er wollte sicher sein, daß er mit dem langen Lauf und dem aufgesetzten Zylinder nicht an die Mauer des Wasserbeckens stieß, wenn er sich aufrichtete. Wie blitzschnell er die Waffe dann auf Blyton anschlagen und abfeuern würde, konnte Hondo ausrechnen. Colfax würde keine Sekunde auf diese kurze Entfernung brauchen. Ehe der ahnungslose Blyton auch nur vom Wagen springen konnte, erwischte ihn Colfax mit dem ersten Schuß.

Neben Hondo stieß jetzt Sam McCoy ein tiefes Schnaufen aus. Auch McCoy sah, was der Kopfgeldjäger trieb und knirschte vor Grimm mit den Zähen, ehe er zischte:

»Knall ihn ab, ehe er feuern kann! Ich wäre zu langsam. Verdammt, schaffst du es?«

»Ja«, erwiderte Hondo flüsternd. »Wenn der Colt etwas taugt, kommt der Hundesohn nicht mehr zum Schuß. Da, der zweite Kerl richtet sich auf! Es ist Harrison.«

Hondo, der Palestrino und Murphy kannte, hatte Stuart Harrison nur einmal gesehen. Er war sich nicht sicher gewesen, ob der zusammengekauerte Schatten Harrison war, doch der kleine Mann mit den langen Armen, dem spitzen Gesicht und dem runden Hut richtete sich jetzt auf. Den Rücken zur Giebelwand des Hauses gerichtet, schob er sich näher an Colfax heran.

Dann schoß die Helligkeit mit einem jähen Schlag über das Land. Sie tauchte den Wagen in grelles Licht und zeigte Hondo, der blitzschnell nach links über den Hof und am Wagen vorbei auf den Holzstapel blickte, Glen Murphy.