Earl Dumarest 1: Planet der Stürme - E.. C. Tubb - E-Book

Earl Dumarest 1: Planet der Stürme E-Book

E. C. Tubb

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Beschreibung

Aus einem Kälteschlaf erwacht, findet sich Earl Dumarest kurz nach der Landung des Raumschiffs auf Gath wieder. Ein Planet, für den er nicht gebucht hat, und der schnell zur vorzeitigen Endstation auf seiner Reise würde, sollte er sich nicht den dort lauernden tödlichen Gefahren erwehren können - und den aufziehenden, legendären Stürmen von Gath ... E. C. Tubbs Space Opera um Earl Dumarest fesselte Generationen von Lesern. Der Atlantis Verlag legt die legendäre Serie in einer neuen Edition auf und bringt die Romane neu und erstmals komplett übersetzt.

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Inhalt

Planet der Stürme

Earl Dumarest: eine Einführung

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Die Dumarest-Saga

Weitere Atlantis Titel

E. C. Tubb

Planet der Stürme

Die Originalausgabe erschien 1967 unter dem Titel

The Winds of Gath

Copyright © 1967 by E. C. Tubb

Vermittelt durch Philip Harbottle

Das Vorwort und das Nachwort wurden von

Dirk van den Boom ins Deutsche übertragen.

Das © der einzelnen Beiträge liegt bei den jeweiligen Rechteinhabern.

Eine Veröffentlichung des

Atlantis-Verlages, Stolberg

März 2013

Dieses eBook ist auch als Hardcover direkt beim Verlag erhältlich und überall im Handel als Paperback (ISBN 978-3-86402-082-7)

Titelbild und Umschlaggestaltung: Timo Kümmel

Lektorat & Satz: André Piotrowski

eBook-Erstellung: www.ihrhelferlein.de

ISBN der eBook-Ausgabe: 978-3-86402-074-2

Besuchen Sie uns im Internet:

www.atlantis-verlag.de

Aus dem Englischen

von Thomas Michalski

Earl Dumarest: eine Einführung

E. C. Tubb

2008 erschien die italienische Neuausgabe der Dumarest-Romane. E. C. Tubb schrieb damals sein letztes Vorwort für eine Dumarest-Ausgabe.

In gewisser Weise begann alles im Jahr 1957, als ich eine Kurzgeschichte namens The Bells of Acheron schrieb. Darin ging es um eine Gruppe Touristen, die eine Anzahl von Planeten mit seltsamen Eigenschaften besuchte. Jene von Acheron war ein tiefes, weites Tal, das mit einer Menge an Pflanzen unterschiedlicher Größe gefüllt war, deren Samenkapseln klein bis gigantisch waren. Die Erde war mit Silikon durchsetzt, die Samenkapseln waren aus Glas und bei Sonnenaufgang wie -untergang, wenn die Winde durch das Tal fuhren, reagierten die Samenkapseln in ihren Hülsen auf die Bewegung. Das Resultat war eine Musik, die das gesamte Klangspektrum umfasste, ein »weißer Lärm«, der jedes Geräusch enthielt, das es überhaupt gab, und der durch den Geist beim Hören interpretiert werden konnte, etwa um Worte zu bilden, Gebete, Gesänge, flehentliche Bitten – eine Reaktion, die aus dem Unterbewusstsein kam und eine subtile Anziehung ausübte, genauso wie sie eine tödliche Gefahr darstellte.

Eine Story, die veröffentlicht wurde und später in einer Anthologie erschien, aber auf den Status eines »Geistes« zurückfiel – eine erledigte Angelegenheit, um die ich mich angesichts anderer Projekte nicht mehr kümmerte. Zehn Jahre später erschien mir dieser Geist aufs Neue – und er war nicht allein.

Als Earl Dumarest aus dem Behälter erwachte, in dem er betäubt, tiefgefroren und zu 90 % tot gelegen hatte, hat er nicht wissen können, was für eine Reise er beginnen würde – und ich wusste es auch nicht. Ich schrieb eine Abenteuergeschichte und hatte einen Protagonisten erschaffen, der darin eine wichtige Rolle zu spielen hatte. Ich hatte keine Ahnung zu jener Zeit, dass wir zusammen eine Reise beginnen würden, die vier Jahrzehnte lang dauern und 33 Romane umfassen würde.

Wie jeder starke Charakter, entwickelte Dumarest schnell ein Eigenleben. Um glaubwürdig zu sein, musste er bezüglich seiner Art, zu denken, zu handeln und zu beurteilen, konsistent sein. Die Dinge, die ihn formten, die Attribute, die er erhielt, die Motive, die ihn antrieben – all dies diktierte die Aktivitäten, die er anging, und damit auch die Ereignisse, in die er verwickelt wurde.

Vieles war dabei von Anfang an klar. Dumarest hatte die preiswerteste Transportmöglichkeit gewählt, tiefgefroren mit einer Todesrate von 15 %, um Geld zu sparen. Ein Reisender am Boden der Gesellschaft, für den Armut und Gefahr keine Fremden waren. Eine unerwartete Veränderung hatte ihn auf einer Welt stranden lassen, die er zu allerletzt hatte besuchen wollen. Gath war eine Touristenattraktion mit einem großen Gebirgszug, der durch die Naturgewalten in die Form einer gigantischen Orgel gebracht worden war, die wie die Pflanzen von Acheron, sobald der Wind durch sie hindurchfuhr, die Luft mit dem »weißen Lärm« erfüllte. Aber auf Gath gab es wilde Stürme und die produzierten Geräusche waren intensiv genug, um Irrsinn und Tod zu bringen. Eine harte Welt, so wild wie die Gesellschaft, in der sich der Held wiederfand. Eine trostlose Welt, eine Sackgasse, ohne jede Gnade, ohne eine Chance auf Arbeit oder Hoffnung. Ohne Geld war es unmöglich, eine Passage zu buchen, um auf eine andere Welt zu entkommen. Ohne Geld würde unser Held verhungern.

Dumarest war durch eine harte Schule voller Erfahrungen gegangen, und er verfügte daher über diverse Fähigkeiten. Er hatte sehr schnelle Reflexe, er trug ein Messer und wusste es zu benutzen, er trug die Kleidung eines Reisenden, in die Metallfasern in den Kunststoff eingearbeitet waren, die ihn gegen den Hieb einer Klaue ebenso schützten wie gegen reißende Dornen oder den Angriff mit einer scharfen Waffe. Am wichtigsten aber war die alles überragende Entschlossenheit, auf jeden Fall zu überleben.

Auf Gath war das nicht einfach, aber es ging irgendwie und das Buch verkaufte sich und wurde gemocht und … und …

Dumarest weigerte sich, in Vergessenheit zu geraten. Ein Jahr später tauchte er in einer anderen Geschichte auf, Derai, die ihn an seine Grenzen führte, die ihn der Liebe und der Sicherheit beraubte und ihn zwang, seinen Pfad alleine zu beschreiten. Um seine Suche nach der Welt fortzusetzen, auf der er geboren worden und von der er geflohen war, als er kaum mehr als ein Kind war. Die Erde, eine Welt der Legende, deren Existenz verneint und sogar in den Schmutz getreten wurde.

Toyman (1969) folgte ein Jahr später, gefolgt von Kalin, wo Dumarest sowohl die Liebe wiederfand wie auch ein Geheimnis, das seine künftigen Jahre dominieren würde. Ein so mächtiges und wichtiges Geheimnis, das ihn zur Beute des Cyclans machte, der ihn mit rücksichtsloser Effizienz durch die Galaxis jagen würde. Es folgten The Jester at Scar (1970), Lallia (1971), Technos (1972) und Veruchia (1973).

Danach veränderten sich die Dinge.

Don Wollheim, der die Dumarest-Bücher bei ACE publiziert hatte, gründete seinen eigenen Verlag, DAW Books, und wollte, dass Dumarest mit ihm ging. Ich war einverstanden, hatte das nächste Abenteuer, Mayenne, bereits geschrieben. Es gab nur ein kleines Problem. DAW wollte umfangreichere Romane als ACE, 10 000 zusätzliche Wörter pro Band. Das war ein großer Vorteil, da es mehr Freiheit bot, die Handlung auszuweiten und zu entwickeln. Entsprechend musste Mayenne länger werden. Ich glaube nicht, dass heute noch jemand die Stellen findet, an denen dies getan wurde.

Bei DAW bekam Dumarest neue Energie und Leben und ein neues Element kam noch hinzu: Als die Serie länger und länger wurde, begannen Leser sich darüber Sorgen zu machen, dass Dumarest, trotz aller Hinweise, die er entdeckt hatte, die Erde niemals finden würde. Ich erhielt viele Briefe zu diesem Thema und es wurde mir ernsthaft vorgeschlagen, dass ich das letzte Buch schreiben und sicher verwahren sollte, sodass, sollte ich einem Unfall zum Opfer fallen oder derlei, die Saga ein Ende finden würde.

Alle waren zuversichtlich, dass Dumarest früher oder später die Erde finden würde. Nun, zumindest fast alle – Don Wollheim erzählte mir später, dass er einen Besucher während der Frühphase der Serie hatte, einen erregten Russen, der fest behauptete: »Dumarest wird die Erde niemals finden!« Möglicherweise eine Überzeugung, die sich aus der Popularität des Helden und seiner Abenteuer ergab und seiner Hoffnung, dass die Serie niemals enden würde. Unglücklicherweise entwickelten sich die Ereignisse anders.

Um das Interesse zu erhalten und die Spannung zu fördern, beschloss Don, dass Dumarest die Erde finden würde – aber nicht jetzt und nur scheinbar. Das passierte in Band 27, Earth is Heaven (1982), in dem die Wahrheit erst ganz am Ende enthüllt wird. Also musste sich Dumarest vier weitere Bände bewegen, bis er 1985 die wertvollen Koordinaten der Erde eingeritzt in die Wände des Temple of Truth findet.

Doch das war nicht das geplante Ende der Serie.

Dumarest sollte die Erde finden und seine Abenteuer auf ihr fortsetzen, denn obgleich es seine Heimatwelt war, sollte sie fremd und furchtbar, monströs und bizarr sein. Viele Fragen bedurften noch der Antwort – warum war die Erde unter Bann gestellt worden? Von wem? Warum wurde ihre Existenz verleugnet? Welche furchtbare Gefahr lauerte auf ihr? Welche Geheimnisse fanden sich in ihren Höhlen, auf den Bergen und tief in den Tälern? Getrieben von der Gier nach schnellem Geld würden andere den Koordinaten folgen, die Dumarest gefunden hatte, in der Erwartung, große Reichtümer anzuhäufen. Ihre Gegenwart würde von jenen bekämpft werden, die jede Einmischung ablehnten. Es würde Kämpfe geben, Mord und plötzlichen Tod. Eine Menge an Möglichkeiten – doch jetzt kam nichts mehr. The Temple of Truth beendete die Abenteuer von Dumarest, zumindest soweit es DAW Books betraf.

Um fair zu bleiben, muss ich zugeben, dass, sollte die Serie enden, dies in der Tat kein schlechter Abschnitt dafür war. Aber ich hatte The Return schon geschrieben und plante den nächsten Roman. The Return blieb ein »verlorenes Buch«, bis es 1992 zusammen mit den 31 anderen Romanen in Frankreich erschien. Es schien, als würde es »verloren« bleiben, zumindest was die englische Version anbetraf.

Schließlich entschied ich mich zu einem Wechsel meines Agenten und die neue Agentur verkaufte einige meiner unveröffentlichten Werke an Gryphon Books in den USA. The Return wurde dort 1997 veröffentlicht.

Zehn Jahre später entschied ich mich, einen Auftrag zur Fortsetzung der Serie zu akzeptieren, und Band 33, Child of Earth, wurde von einem anderen neuen amerikanischen Verlag, Homeworld Press, im Jahre 2008 publiziert.

Während all dieser Jahre sind viele der Romane in viele Sprachen übersetzt worden, vor allem in Frankreich, Japan und Italien.

Jetzt startet Dumarest erneut seine Suche nach der Erde und ich hoffe, dass neue italienische Leser an der Reise Freude finden werden.

E. C. Tubb

2008

Die Herausgeber der neuen deutschen Gesamtausgabe wiederum sind zuversichtlich, dass auch neue deutsche Leser großen Spaß an der Dumarest-Saga haben werden.

1

Beim Erwachen zählte er die Sekunden, während er durch endlose Schichten tiefschwarzer Kälte zu Wärme, Licht und wachsendem Bewusstsein emporstieg. Bei zweiunddreißig hatten ihn die Wirbelströme auf ein normales Maß erwärmt. Bei achtundfünfzig begann sein Herz, aus eigener Kraft zu schlagen. Bei dreiundsiebzig hörte der Pulmotor auf, seine Lungen zu unterstützen. Bei zweihundertfünfzehn schwang der Deckel mit einem pneumatischen Zischen auf.

Er lag dort und genoss die Euphorie der Auferstehung.

Es war stets das Gleiche, dieses Wohlgefühl. Jedes Mal, wenn er erwachte, war dort eine Woge der Freude, es entgegen aller Wahrscheinlichkeit geschafft zu haben. Sein Körper prickelte vor Leben nach dem langen Schlaf, währenddessen er die Gelegenheit gehabt hatte, kleinere Erkrankungen auszuheilen. Die Weckmittel regten seine Vorstellungskraft an. Es war angenehm, dort mit geschlossenen Augen zu liegen, verloren im Genuss des Augenblicks.

»Alles in Ordnung?«

Die Stimme klang scharf und angespannt und riss ihn aus seiner Stimmung. Dumarest seufzte und öffnete die Augen. Das Licht war zu hell. Er hob seine Hand, um sein Gesicht abzuschirmen, senkte sie jedoch wieder, als sich etwas vor das Licht schob. Benson stand am Fuß der geöffneten Box und schaute auf ihn herab. Er sah so aus, wie Dumarest ihn in Erinnerung hatte: ein kleiner Mann mit einem runzligen Gesicht, einem kunstvollen Kranzbart und glattem schwarzen Haar. Doch wie stark musste ein Mann altern, bevor sich das zeigte?

»Sie haben es geschafft«, sagte der Betreuer. »Ich habe nicht mit Ärger gerechnet, aber für einen Moment haben Sie mir vorhin Sorgen gemacht.« Er lehnte sich vor und sein Kopf verdeckte mehr von dem Licht. »Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«

Dumarest nickte und erkannte zögerlich die Notwendigkeit an, sich zu bewegen. Er griff hinaus, umklammerte mit seinen Händen den Rand der Box und richtete sich langsam auf. Sein Körper war so, wie er es erwartet hatte: nackt, ausgebleicht, die Haut eng über die vorstehenden Knochen gespannt. Vorsichtig spannte er seine Muskeln an und atmete tief ein. Er hatte Fett verloren, aber wenig sonst. Er war noch immer empfindungslos, wofür er dankbar war.

»Ich habe bisher noch keinen verloren«, prahlte der Betreuer. »Darum haben Sie mir Sorgen gemacht. Ich habe einen sauberen Score und ich will, dass das so bleibt.«

Das würde es natürlich nicht. Benson war noch immer neu im Geschäft. Mit der Zeit würde er weniger gewissenhaft werden, dann unachtsam und letztlich würde es ihm völlig egal sein. Das war der Zeitpunkt, an dem einige seines Berufs es reizend fanden, die Betäubungsmittel zu reduzieren und zuzuschauen, wie sich irgendein armes Schwein aufgrund der Schmerzen durch den wiederhergestellten Kreislauf die Lungen wund schrie.

»Ich vergaß«, sagte er und reichte ihm eine Tasse mit Brackwasser.

Dumarest trank sie aus und gab sie ihm zurück. »Danke.« Seine Stimme war dünn, ein wenig heiser. Er schluckte und versuchte es erneut. Dieses Mal klang er mehr wie er selbst. »Wie wäre es mit etwas Basic?«

»Kommt sofort.«

Dumarest saß zusammengekauert in der Box, während Benson zum Spender ging. Er schlang die Arme um seine Brust, sich der Kälte und Trostlosigkeit des Abteils bewusst. Dieser Ort glich einem Leichenschauhaus. Eine kühle, blau erleuchtete Höhle, die Luft von einem chemischen Geruch verdorben. Ein niedriger Raum, formlos mit hervorstehenden Trägern und gekrümmten Bögen, schroff durch die unverminderte Monotonie blanken Metalls.

Es gab keine Notwendigkeit, diesen Teil des Schiffs zu heizen, und nicht die Absicht, Komfort zu bieten. Nur die ultravioletten Lampen fluteten die blanken, an Särge erinnernden Boxen mit ihrem sterilisierenden Glanz. Hier wurde auch das Vieh transportiert: betäubt, gefroren, zu neunzig Prozent tot. Hier war das Zwischendeck für Reisende, die bereit waren, eine Sterberate von fünfzehn Prozent zu riskieren.

Solch eine Reise war billig – ihr einziger Vorzug.

Aber etwas stimmte nicht. Dumarest nahm es mit einer aus langjähriger Erfahrung geborenen Vorsicht wahr. Es war nicht das Erwachen. Er hatte sein Bewusstsein lange vor dem Ende des fünfminütigen Weckvorgangs zurückerlangt. Es war nicht Benson. Es war etwas anderes – etwas, das nicht sein durfte. Er entdeckte es, nachdem er seine Fingerspitzen befeuchtet und leicht auf das bloße Metall der Konstruktion gelegt hatte. Sie kribbelten durch den schwachen, aber unverwechselbaren Effekt des Erhaft-Feldes.

Das Schiff war noch im Weltraum.

Und Reisende wurden niemals vor der Landung geweckt.

* * *

Benson kehrte mit einem halben Liter Basic zurück. Ein dünner Dampf stieg von der Tasse auf, speziell dazu entworfen, den Appetit anzuregen. Er lächelte, als er sie ihm reichte.

»Hier«, sagte er. »Trinken Sie das, solange es noch warm ist.«

Die Flüssigkeit war mit Traubenzucker übersättigt, mit Vitaminen angereichert und reich an Proteinen. Dumarest schluckte sie mit Vorsicht, nahm kleine Schlucke und gab auf seinen Magen acht. Er reichte Benson die leere Tasse und stieg aus der Box. Eine Schublade darunter enthielt seine Kleidung und Wertsachen. Er zog sich an und überprüfte seine Ausrüstung.

»Es ist alles da«, sagte Benson, dessen Stimme hohl von den Metallwänden widerhallte. »Alles genau so, wie Sie es zurückgelassen haben.«

Dumarest zog seinen Gürtel zu und schlüpfte in seine Stiefel. Es waren gute Stiefel. Ein kluger Reisender gab auf seine Füße acht.

»Ich würde von euch Leuten doch nichts stehlen.« Der Betreuer bestand auf seine Ehrlichkeit. »Ich mache Ihnen keine Vorwürfe, dass Sie ihre Ausrüstung überprüfen, aber ich würde sie nicht stehlen.«

»Nicht wenn man einen Funken Verstand hat«, stimmte Dumarest zu. Er streckte sich, ragte über dem anderen Mann auf. »Aber es wurde schon versucht.«

»Kann schon sein. Aber nicht von mir.«

»Noch nicht.«

»Niemals. Ich würde so etwas niemals tun.«

Dumarest zuckte mit den Schultern, er wusste es besser. Dann schaute er sich die anderen Boxen an, ging an ihnen entlang und beschaute ihren Inhalt. Drei junge Bullen, zwei Böcke, ein massiver Eisblock voller Lachs, ein Hund, Unmengen von Katzen – die übliche Viehladung jedes Raumschiffs, das wahllos umherreiste und mit allem handelte, was einen Profit versprach. Tiere, aber keine Menschen – trotz all der leeren Boxen. Er schaute den Betreuer an.

»Es gab andere Reisende, die am letzten Anlegeplatz eine Passage wollten«, sagte er ruhig. »Warum nur ich?«

»Sie waren früh dran.«

»Und?«

»Wir bekamen in letzter Minute einen Charter. Die Matriarchin von Kund und Gefolge. Sie waren bereits eingefroren, ansonsten wären Sie mit den anderen Passagieren und der Fracht rausgeworfen worden.« Benson durchquerte den Raum zum Spender und füllte die leere Tasse erneut. »Sie haben das gesamte Schiff genommen.«

»Viel Geld«, sagte Dumarest. Der einzige Weg, die Einwilligung eines Kapitäns aufzuheben, war es, jeden auszubezahlen, der ein früheres Recht beanspruchen konnte. »Hatte sie kein eigenes Schiff?«

»Hatte sie.« Benson gesellte sich wieder zu Dumarest. »Ich habe gehört, wie einer unserer Techniker sagte, ihr Antrieb sei hinüber. Jedenfalls hat der Alte sie an Bord genommen und wir sind direkt abgereist.«

Dumarest nickte und ließ sich mit der zweiten Tasse Zeit. Ein Raumfahrer konnte von vier Unzen Basic am Tag leben und er begann, sich aufgebläht zu fühlen. Benson saß nahe, die Augen auf das Gesicht des großen Mannes gerichtet. Er schien begierig auf ein Gespräch zu sein, um die Stille zu durchbrechen, die in seinem Teil des Schiffes an der Tagesordnung war. Dumarest tat ihm den Gefallen.

»Eine Matriarchin also? Reichlich Frauen, die etwas Leben auf das Schiff bringen.«

»Sie reisen hoch«, sagte Benson. »Alle bis auf die Wächterinnen, und die wollen sich auf keine Spiele einlassen.« Er beugte sich sogar noch näher. »Wie ist das, ein Reisender zu sein? Ich meine, was springt für Sie dabei heraus?«

In seinen Augen stand Neugier und noch etwas anderes. Dumarest hatte es schon so oft gesehen, der Blick eines Sesshaften zu einem auf der Reise. Sie alle hatten ihn und der Neid würde wachsen. Dann, wenn das Gefängnis ihres Schiffes enger zu werden begann, würde aus Neid schließlich Hass werden. Das war der Moment, an dem ein weiser Reisender auf ein anderes Schiff wartete.

»Es ist eine Lebensweise«, sagte Dumarest. »Manche mögen sie, manche nicht. Ich mag sie.«

»Und wie stellen Sie das an? Was machen Sie zwischen den Trips?«

»Mich umsehen, einen Job annehmen, Rücklagen für eine neue Passage an einen anderen Ort aufbauen.« Dumarest trank das Basic aus und setzte die leere Tasse ab. »Auf Broome ist viel los. Ich werde keine großen Schwierigkeiten haben, ein Schiff zu finden, das an einen Ort reist, den ich noch nicht gesehen habe.« Er bemerkte den Ausdruck des Betreuers. »Wir reisen doch nach Broome? Sie sagten schließlich, der nächste Hafen wäre Broome.«

»Nein.« Benson zog sich ein Stück zurück.

Dumarest ergriff seinen Arm. »Ich habe für Broome gebucht«, sagte er kalt. Sein Griff verstärkte sich.

Der Betreuer zuckte zusammen.

»Haben Sie gelogen?«

»Nein!« Benson hatte Mut. »Sie haben das Übliche gebucht«, sagte er. »Eine Passage zum nächsten Zwischenhafen. Ich dachte, es wäre Broome. Es war auch Broome, bis wir den Charter bekamen.«

»Und jetzt?«

»Wir haben noch drei Flugtage bis Gath.«

* * *

Schließen Sie Ihre Augen, halten Sie Ihren Atem an und konzentrieren Sie sich. Auf Gath können Sie die Musik der Sphären vernehmen.

Das jedenfalls behaupteten die Werbeleute, und vielleicht war es die Wahrheit – Dumarest hatte es niemals herausfinden wollen. Gath war etwas für Touristen mit Hin- und Rückflug. Es war eine ›Attraktion‹ ohne eigene Industrie und ohne eine stabile Gesellschaft, in der kein Reisender arbeiten konnte, um sich das Geld für die Abreise zu verdienen. Eine blödsinnige Sackgasse von einer Welt, ganz am Ende des Weges.

Er stand am Rande des Landefeldes und sah sich um. Er war nicht alleine. Jenseits des flachen Geländes kauerte, gedrängt in die Einmündung eines Tales hinab zur See, ein Durcheinander wackliger Hütten. Sie spiegelten die Armut wider, die wie ein Pesthauch über ihnen stand. Sie boten kaum mehr als ein Obdach und ein Mindestmaß an Privatsphäre.

Weiter entfernt auf einer Seite saß, erhöht und in sicherem Abstand zu der Gefahr des Feldes und dem Gestank des Lagers, eine sittsame Ansammlung vorgefertigter Hütten und aufblasbarer Zelte. Dort ruhten das Geld und die Annehmlichkeiten, die es einem bescheren konnte – die Touristen, die hoch reisten, gedopt mit einer Schnellzeitdroge, sodass ein Tag wie eine Stunde und eine Woche wie ein Tag erschien.

Jene im Lager waren wie Dumarest gereist – niedrig. Jene, die mittel reisten, blieben bei den Schiffen, die ihre Heimat waren. Benson hatte gesagt, sie würden bis nach dem Sturm bleiben. Dann würden sie abreisen. Andere würden für den nächsten Sturm wiederkehren. Auf Gath entsprach das vier Monaten – einer Ewigkeit.

Dumarest verließ das Feld, bahnte sich seinen Weg an einer Handvoll Männer vorbei, deren hoffnungsloser Blick auf das Schiff gerichtet war, und spürte, wie seine Stiefel in den Dreck einsanken, als er die gehärtete Fläche verließ. Es war heiß, die Luft schwer, die Luftfeuchtigkeit hoch. Er öffnete seinen Kragen, als er das Lager betrat. Ein schmaler Weg wand sich zwischen den Unterkünften durch, uneben und dick mit Staub bedeckt. Er würde, wie er wusste, auf einen zentralen Platz führen – wie es all diesen Lagern zu eigen war. Er war auf der Suche nach Informationen.

Er fand sie eher, als er erhofft hatte.

Ein Mann saß vor der offenen Front einer der Behausungen. Sie war ungeschickt aus Fetzen ausrangierter Plastikverschalungen errichtet worden, wurde von Ästen gestützt und war mit Steinen beschwert. Der Mann war bärtig, dreckig und seine Kleidung ein formloses Durcheinander. Er war über einen Stiefel gebeugt und versuchte, einen klaffenden Riss in der Seite zu flicken. Er blickte auf, als sich Dumarest näherte.

»Earl!« Der Stiefel und Teile verbogenen Drahtes wurden zur Seite geworfen, als er auf die Füße sprang. »Mann, tut mir das leid, dich hier zu sehen!«

»Megan!« Dumarests Augen fuhren über den Dreck, den Bart und die formlose Kleidung. »Ist es so schlimm, wie das aussieht?«

»Schlimmer.« Megan bückte sich, hob seinen Schuh auf und fluchte, als er einen Finger durch das Loch steckte. »Gerade angekommen?«

»Ja.«

»Wie war der Betreuer auf deinem Schiff?« Megan war zu beiläufig. »War er anständig?«

»Hätte nicht besser sein können. Warum?«

»Anständig genug, um einem Mann sein Vertrauen zu schenken?«

»Er ist kein Narr.« Dumarest setzte sich vor die Hütte. »Du kennst die Regeln, Megan. Kein Geld, keine Fahrt. Wie lange steckst du hier schon fest?«

»Über ein Jahr.« Zornig schleuderte er den beschädigten Schuh auf den Boden. »Vier Mal hab ich Schiffe kommen und ohne mich gehen gesehen. Wenn ich hier nicht bald wegkomme, wird es mir gar nicht mehr gelingen. Schon jetzt würde ich mehr als das normale Risiko eingehen.«

Er war optimistisch. Unter dem Dreck war Megan ausgemergelt, seine Klamotten hingen an einem Gerippe herab. Niedrig zu reisen wäre in seinem Zustand reiner Selbstmord. Neidisch blickte er auf Dumarest.

»Du siehst fit aus«, sagte er. »Für einen Mann, der gerade erst gelandet ist.«

»Ich hatte Glück«, sagte Dumarest und musste bei der Erinnerung lächeln. »Mein Betreuer ist aus der Reihe getanzt und ist dafür gemaßregelt worden. Er hat mich drei Tage zu früh geweckt, um Gesellschaft zu haben. Er wollte jemanden haben, mit dem er reden kann. Ich hab ihn reden lassen.«

»Und bist dafür gut ernährt worden«, murrte Megan. »Ich wette, er wollte alles darüber wissen, wie es ist, ein Reisender zu sein.«

»Du kennst das?«

»Das passiert dauernd. Verdammte Bauerntrampel! Die können nicht verstehen, dass es Mut braucht, auf sich allein gestellt zu sein. Sie fangen an, uns zu hassen, weil wir sind, was sie nicht sein können, und machen ihrem Groll auf jede mögliche Art und Weise Luft. Zur Hölle mit ihnen!«

Er setzte sich, zu schwach, um seinen Ärger aufrechtzuerhalten.

»Ich bin durch ein Versehen hier gelandet«, sagte er leise. »Ein Betreuer hat gelogen und sagte, das Schiff wäre auf Kurs nach Largis. Ich wusste nicht, dass er gelogen hatte, bis ich aus dem Schiff gestiegen war. Zuerst hab ich mir keine zu großen Sorgen gemacht. Ich hatte von Gath gehört und war neugierig. Ich wollte – aber lassen wir das. Ich hatte sogar etwas Geld, um mich über Wasser zu halten, bis ich einen neuen Job finden würde. Aber da hat es mich erwischt.«

»Keine Arbeit«, sagte Dumarest. »Kein leicht verdientes Geld. Ich weiß, wie das ist.«

»Du warst immer clever«, sagte Megan stumpf. »Ich erinnere mich, wie du damals auf Shick davon geredet hast – die Welten, von denen sich ein Reisender fernhalten muss, wenn er nicht stranden will. Und, was hat es dir genutzt?«

»Nichts«, sagte Dumarest geradeheraus. Er erklärte, wie es ihn auf den Planeten verschlagen hatte.

Megan nickte und betrachtete finster seinen Stiefel. »Ich hab die Gesandtschaft landen sehen. Groß, gut bewaffnet, genug Zeug, um einen ganzen Laden damit auszustatten.«

»Sie haben Geld«, stimmte Dumarest zu. »Vielleicht sind sie zum Jagen hergekommen.«

»Dann verschwenden sie ihre Zeit.« Megan spie verächtlich aus. »Es gibt kein Wild auf dem Planeten – zumindest hier nicht. Und Leute besuchen Gath nicht, um jagen zu gehen.«

»Dann müssen die Waffen für etwas anderes sein«, sagte Dumarest gedankenverloren. »Eine große Gesandtschaft, sagst du?«

»So ist es. Sie sahen nicht wie eine Touristengruppe aus und haben sich auch nicht wie eine benommen. Mehr eine militärische Einheit als irgendwas anderes. Weibliche Wachen überall, hart wie Stahl und hässlich wie die Sünde. Sie haben ihre Zelte in der Hochstadt errichtet.« Megan hob die Drahtstücke auf und begann, an seinem Stiefel herumzufummeln. Seine Hände zitterten. »Ich hab angeboten, etwas von ihrem Zeug zu tragen, da hat mich eine von denen beiseitegestoßen. Dabei hab ich mir den Schuh aufgerissen. Ich bin gestrauchelt und hab mir fast den Knöchel verstaucht.« Er presste seine Lippen zusammen. »Nette Leute.«

»Ich kenne den Schlag.« Dumarest nahm sich Stiefel und Draht. »Hier, lass mich das machen.«

Megan hatte nichts dagegen. Er saß dort, sah zu und versuchte, sich ein Herz zu fassen. »Earl, ich –«

»Später«, sagte Dumarest schnell. »Wenn ich hiermit fertig bin, kannst du mir zeigen, wo ich etwas zu essen für uns beide besorgen kann.« Er sah den anderen Mann nicht an, sondern konzentrierte sich auf die Reparatur. »Lass mal sehen«, grübelte er, »das Problem ist, es so eng zu schnüren, dass es hält, aber es dabei so flexibel zu lassen, dass man sich damit bewegen kann.«

Aber das war nicht das wirkliche Problem.

2

Es gab keinen Tag- und Nachtzyklus auf Gath. Stets leuchtete die aufgeblähte Sonnenscheibe am Horizont und verlieh der bleiernen See die Farbe von Blut. Im Osten war Dunkelheit, kalt und geheimnisvoll. Zwischen Licht und Dunkel verlief ein Streifen erträglicher Temperatur, doch nur hier, auf dieser wasserdurchtränkten Welt, berührte er sowohl das Land als auch den Ozean. Diese willkürliche Verteilung hatte dazu beigetragen, den Planeten einmalig zu machen.

»Eine sterbende Welt«, sagte eine Stimme. Sie war sanft, behutsam moduliert. »Erzürnt durch das Wissen um ihr unvermeidliches Ende. Ein wenig eifersüchtig, ein wenig jämmerlich, sehr furchtsam und zweifelsohne grausam.«

»Sprichst du von Gath?« Seena Thoth, Mündel der Matriarchin von Kund, schaute weiter durch das in die Wand des Zeltes eingelassene Fenster. Es gab keinen Grund, sich umzudrehen, sie hatte die Stimme erkannt.

Synthoseide raschelte, als der hochgewachsene Cyber Dyne an ihre Seite trat. »Wovon sonst, Mylady?«

»Ich hielt es für denkbar, dass es eine Analogie sei.« Sie drehte sich und blickte den Cyber an.

Er trug das scharlachrote Gewand seiner Klasse; das Gesicht unter der Kapuze war glatt, alterslos und nicht von Gefühlen gezeichnet.

»Die Matriarchin ist ebenfalls alt, ein wenig angsterfüllt, ja sicher, aber grausam – gegenüber denen, die sich ihrem Willen widersetzen.«

»Es ist nicht leicht, eine Herrscherin zu sein, Mylady.«

»Es kann schlimmer sein, wenn man ein Untertan ist.« Sie wandte sich vom Fenster ab, ihr Gesicht blass unter der schwarzen Wölbung ihrer gelackten Haare. »Ich sah einen, bevor wir Kund verließen, einen Mann, der auf einen Kegel aus poliertem Glas gespießt worden war. Sie sagten mir, sein Schmerzempfinden sei erhöht worden und es würde eine lange Zeit dauern, bis er sterbe.«

»Er war ein Verräter, Mylady. Die Art seines Todes wurde gewählt, um anderen als Beispiel zu dienen, die versucht sein könnten zu rebellieren.«

»Auf deinen Rat hin?« Sie presste ihre Lippen zusammen, als er den Kopf leicht neigte. »Du bist also gegen Rebellion?«

»Ich bin nicht dagegen, ich unterstütze nicht. Ich stehe auf keiner Seite. Ich berate. Ich bin nur so lange von Wert, wie ich unbeteiligt bin.« Er sprach sein Credo mit der gleichen sanften, ruhigen Modulation, die er verwenden würde, um den Anbeginn einer Schlacht, einen Mord oder einen plötzlichen Todesfall zu verkünden.

Sie verbarg ihren Widerwillen, als sie dies hörte. Ihre Abneigung gegen den Cyber war instinktiv. Als Frau war sie stolz auf ihr Geschlecht und die Macht, die es verlieh. Sie mochte es, das Verlangen in den Augen der Männer zu sehen, doch niemals hatte sie es in Dynes Augen entdeckt. Sie würde es niemals dort finden. Keine Frau würde das je. Mit fünf war er auserkoren worden. Mit fünfzehn, nach einer erzwungenen Pubertät, hatte man ihn einer Operation am Thalamus unterzogen. Er konnte keine Freude spüren, keinen Hass, kein Verlangen, keinen Schmerz. Er war eine kalte, logische Maschine aus Fleisch und Blut, ein gleichgültiger, leidenschaftsloser menschlicher Roboter. Das einzige Vergnügen, das er kannte, war die geistige Befriedigung durch eine korrekte Deduktion.

»Es scheint mir«, sagte sie langsam, »deine Logik ist fehlerhaft. Einen Märtyrer zu erschaffen ist ein Fehler. Märtyrer schaffen Beweggründe.«

»Nur dann, wenn es Beweggründe gibt, die sie schaffen können«, korrigierte er. »Der Mann war ein bezahlter Attentäter. Er kannte das Risiko und er akzeptierte es. Der Widerstand auf Kund, Mylady, ist keiner der Massen. Es ist allgemein bekannt, dass die Herrschaft der Matriarchin wohlwollend war.«

»Das ist wahr.«

»Es ist außerdem bekannt, dass sie nicht mehr jung ist und noch immer nicht ihre Nachfolgerin benannt hat.«

Sie nickte ungeduldig, während er das Offensichtliche abarbeitete.

»Darum wurde der Ort der Hinrichtung so sorgfältig ausgewählt«, murmelte er. »Es war kein Zufall, dass der Mann vor dem Anwesen Lady Moiras gepfählt wurde.«

Die Unterstellung war empörend. Seena kannte und mochte die Frau. »Du sagst, sie würde einen Attentäter engagieren? Lächerlich!«

Dyne schwieg.

»Lady Moira ist reich und mächtig«, gab sie zu. »Aber sie ist eine Frau von Ehre.«

»Ehre, Mylady, kann viele Dinge für viele Leute bedeuten.«

»Aber ein Attentat –«

»Ist ein anerkanntes politisches Instrument. Es wird befürchtet, dass die Matriarchin nicht länger bei bester Gesundheit ist. Es gibt jene, die sich Sorgen um die Nachfolge machen. Darum«, fügte er hinzu, »habe ich den Ort der Hinrichtung ausgewählt.«

»Ich weiß«, sagte sie ungeduldig. »Vor dem Anwesen Lady Moiras.« Ihre Augen weiteten sich. »Deren Haus direkt neben der Halastianischen Botschaft liegt!«