Ein Bild von Eintracht und Verlorenheit - Max von der Grün - E-Book

Ein Bild von Eintracht und Verlorenheit E-Book

Max von der Grün

4,6

Beschreibung

Das Besondere an Max von der Grün ist, dass seine literarischen Texe Zeitdokumente und dennoch zeitlos sind. Seine pointierten Beschreibungen der Arbeitswelt und ihrer Unzulänglichkeiten haben ihn bekannt gemacht. Doch Max von der Grün hat zu einer Vielzahl anderer Themen gearbeitet. So erzählt er in diesem Band vom Krieg und von der Zeit danach. Von Mühsal, Elend und dem schwierigen Umgang mit den diktatorischen Machthabern. Er urteilt nicht, bezieht aber unmissverständlich Stellung. Er berichtet von seiner Fahrt zu einer KZ Gedenkstätte. Beschreibt Gedanken und Gefühle, bietet Identifikationsflächen. Seine lebendigenReisereportagen zeugen zudem von einem weitsichtigen Blick über den Tellerrand. Sie sind unterhaltsam und spannend zugleich.

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Seitenzahl: 388

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Max von der Grün

Ein Bild von Eintracht und Verlorenheit

Erzählungen

Ausgewählt von Günther Butkus

Nachwortvon Klaus Antes

PENDRAGON

Wir danken für die Förderung dieses Projektes der Kunststiftung NRW

Unsere Bücher im Internet:

www.pendragon.de

Veröffentlicht im Pendragon Verlag

Günther Butkus, Bielefeld 2011

© by Pendragon Verlag Bielefeld 2011

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Martine Legrand-Stork

Umschlag & Herstellung: Uta Zeißler (www.muito.de)

Gesetzt aus der Adobe Garamond

eISBN: 978-3-86532-287-6

Inhalt

Am Tresen gehn die Lichter aus

Christoph Klein und der Stier

Etwas außerhalb der Legalität

Das Hobby

Der längst fällige Streit

Fahrt in den Morgen

Das Stenogramm

Der Igel

Masken

Wer sie nicht kannte

Ruhrschnellweg

Erster Sonntag im Mai

Ostende

Grenze

Urlaub am Plattensee

Rom

Im Tal des Todes

Fahrtunterbrechung

Eine Jugend in Franken

Waldläufer und Brückensteher

Ortsbesichtigung

Nichts als gegeben hinnehmen

Nachwort von Klaus Antes

Editorische Notiz

Am Tresen gehn die Lichter aus

Der Wirt dreht am Tresen das letzte Sparlicht aus und sagt: Feierabend. Unsere Proteste nützen nichts, wir werden auf die Straße gesetzt. Einmal muss ja Schluss sein, sagt der Wirt, und er gibt uns einen freundlichen Klaps auf die Schulter.

Fritz Bamberger und ich wanken nach Hause, wir stützen uns gegenseitig, dennoch wanken wir ein wenig, als wir durch die leeren Straßen unserer Siedlung zusteuern; es ist zwei Uhr nachts. Irgendjemand wird noch hinter einem Vorhang stehen, uns beobachten und am nächsten Morgen der Nachbarschaft erzählen, wer so spät nach Hause kam – und wie. In unserer Siedlung bleibt nichts verborgen.

Weiß du noch, lallte Fritz Bamberger unterwegs, als wir hier ankamen? Das waren noch Zeiten. Er sagte es so, als wären es gute Zeiten gewesen.

Vor zwanzig Jahren, 1951, verschlug es uns in dieses Dorf. Fritz erlag der Werbung für den Ruhrbergbau in Schleswig Holstein, ich erlag der Werbung für den goldenen Westen – wie das Ruhrgebiet Anfang der fünfziger Jahre scherzhaft genannt wurde – in Franken. Die Methoden waren überall gleich: Versprechungen, die selten oder überhaupt nicht eingelöst wurden.

Wir jungen Leute wurden in einem Ledigenheim untergebracht – in Baracken und Notunterkünften wie heute die ausländischen Arbeiter – vier Mann auf einer Stube. Dort lebten wir mehr oder minder einträchtig drei Jahre, bis wir eine Wohnung bezogen. Fritz ging in Miete, ich bewarb mich um ein Eigenheim. Wir zogen in die Häuser, für die damals bei unserer Ankunft schon der Boden ausgehoben wurde; Bulldozer räumten den Humus ab samt dem Weizen, der vierzehn Tage später schnittreif gewesen wäre. Wir standen dabei, sahen zu und erregten uns maßlos darüber. Sind die verrückt? Einfach den Weizen abtragen? Fünf Jahre nach Kriegsende, drei Jahre nach dem härtesten Hungerwinter? Haben die schon vergessen, was Hunger ist, vergessen, was ein Weizenhahn für ein Reichtum war? Wir waren furchtbar aufgebracht und sagten es wenig später dem Bürgermeister, der uns im Ledigenheim besuchen kam, lauthals ins Gesicht: dass auf der Welt noch Hunger sei, dass es drüben noch Lebensmittel auf Marken gebe, dass selbst die Engländer, Sieger des letzten Krieges, nicht ohne Lebensmittelrationierung auskommen. Und was tut ihr hier? Eine Sünde. Kommt es denn auf die vierzehn Tage an? Ihr grabt einfach den Weizen um, das ist ein Verbrechen! Jawohl, sagte Fritz noch, dann drehte er dem Bürgermeister den Rücken zu mit einem unflätigen Wort, das der Bürgermeister aber gelassen hinnahm, denn auch er war dreißig Jahre unter Tage und von dieser Untertage Sprache geprägt. Nur keine Gefühlsduseleien. Das bisschen Weizen. Wohnungen sind jetzt wichtiger. Wenn ihr erst mal in den neuen Häusern wohnt, habt ihr den Weizen und die Lebensmittelkarten hinter der Elbe längst vergessen. Die Baufirma hat Termine, die kann nicht auf ungeschnittenen Weizen Rücksicht nehmen.

Wir denken nur noch an das goldgelbe, schnittreife Feld, wenn am Tresen die Lichter ausgehen und wir biervoll nach Hause wanken, in unsere Siedlung. Wir sprechen dann von den alten Zeiten, als wäre es ein Menschenalter her und nicht erst zwanzig Jahre.

Für eine Gemeinde im Ruhrgebiet sind zwanzig Jahre eine lange Zeit. In diesen Dörfern erlebt man den Wandel bewusster und hautnaher als in den großen Städten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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