Ein bittersüßes Risiko: Eine BDSM-Erotik-Sammlung - Reiner Larsen Wiese - E-Book

Ein bittersüßes Risiko: Eine BDSM-Erotik-Sammlung E-Book

Reiner Larsen Wiese

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  • Herausgeber: LUST
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

"Sie keuchte auf, war mehr als bereit für alles. Glaubte sie. Da kam ein Schlag auf die eine Pobacke. Sie schrie auf. Es tat weh, aber inmitten all der Erregung war es, als ob sie es kaum merkte. Die Haut wurde warm und schmerzte. Er glitt wieder mit der Hand zwischen ihre Beine und begann, ihre Klitoris zu massieren, leicht und herausfordernd. Sie stöhnte. Wollte sehen, was er tat, aber hinter der Augenbinde war alles dunkel."Dominance, Submission, Bondage. In dieser Zusammenstellung erotischer Geschichten tauchst du ein in die aufregende Welt des BDSM, die dir den Atem rauben wird.Diese Sammlung folgende erotischen Kurzgeschichten:MittsommernachtValentinsnachtUnterwerfungDer Chefin zu Diensten4. Dezember: Oh TannenbaumZu Befehl!ZüchtigungDie PolizistinStrap-onDas Rollenspiel: Räuber und GendarmBabysitterDer FremdeDILFValentinParanormalMittsommertraumKlappe, Action, Sex!Das Kollektiv-

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Seitenzahl: 348

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LUST authors

Ein bittersüßes Risiko: Eine BDSM-Erotik-Sammlung

 

Lust

Ein bittersüßes Risiko: Eine BDSM-Erotik-Sammlung Übersetzt: LUST translators Original:A bittersweet risk: A BDSM Erotica CollectionCoverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 2019, 2022 LUST All rights reserved ISBN: 9788726206197

 

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.

Mittsommernacht

 

Eine wohlbekannte Melodie erklang aus den Autolautsprechern und erinnerte Alicia an das Ende des Sommerurlaubs vor vielen Jahren. Alex summte eine Weile mit und verstummte dann, um stattdessen im falschen Takt auf das Lenkrad zu trommeln. Es war warm im Auto, obwohl sie beide Fenster für den Durchzug geöffnet hatten: Es war zu wenig Wind, um einen Unterschied zu machen. Die Autoschlange zum Fähranleger war ziemlich lang, obwohl sie bereits gegen neun losgefahren waren. An der ganzen Küste entlang brachten die Leute ihre Boote in den Schärengarten, um Mittsommer zu feiern. Wer kein eigenes Boot hatte, fuhr mit der Autofähre, die nur eine begrenzte Anzahl Autos pro Fahrt mitnehmen konnte, was ewig dauerte. Sie hatten sich ab und zu ein bisschen unterhalten und Alex hatte sich dem Elefanten im Zimmer vorsichtig genähert, sich dann aber doch nie getraut, das Thema anzusprechen. Man merkte, dass er helfen wollte, aber nicht wusste, wie.

„Aber das wird ja wohl lustig, Mittsommer auf einer echten Schäreninsel zu feiern?“, sagte er zerstreut, als erwarte er keinerlei Antwort.

Alicia machte ein zustimmendes Geräusch und öffnete zum drölfzigsten Mal an diesem Tag Instagram auf ihrem Handy. Sie suchte nach Marcos‘ Seite und scrollte, ebenfalls zum drölfzigsten Mal an diesem Tag. Alex schielte zu ihr herüber und rümpfte die Nase.

„Meinst du nicht, dass es jetzt langsam reicht?“, fragte er.

„Nein“, schnappte Alicia, schloss aber die App.

„Also, ich bin da, wenn du reden willst“, sagte Alex wenig überzeugend.

„Ich weiß“, antworte Alicia säuerlich.

Sie waren es bereits durchgegangen. Alicia hatte Schluss gemacht, nicht Marcos. Sie sollte nach einem Monat über ihn hinweg sein, das wusste sie, aber sie wusste nicht, wohin mit sich selbst. Sie fühlte sich neu und unberührt, obwohl sie erwachsen war, und der sogenannte Singlemarkt war riesig geworden in den Jahren, in denen sie in einer Beziehung gewesen war. Sie wusste einfach nicht, wo sie anfangen sollte. Das konnte Alex nicht nachvollziehen. Er war Single gewesen, seit sie befreundet waren, bis jetzt. Seine neue Freundin Sabine musste wirklich etwas Besonderes sein, wenn sie Alex dazu gebracht hatte, sich zu binden, dachte Alicia. Sie würde Sabine zum ersten Mal auf der Mittsommerfeier treffen, die Sabines Freunde organisierten. Sabine war bereits dort und half bei den Vorbereitungen fürs Fest. Alicia wusste nicht viel über sie, außer, dass Alex sehr verliebt war und daran überhaupt nicht gewöhnt. Alicia hätte ihn damit aufziehen können, aber sie ließ es bleiben. Er würde nur sauer werden.

„Ich glaube, dass du ein bisschen vögeln musst“, sagte Alex plötzlich, und warf Alicia einen nervösen Blick zu.

Alicia lachte auf.

„Und mit wem soll ich mit diesem verängstigten Deppengesicht vögeln? Ich kann keinen Sex, der nicht mit Marcos zu tun hat, und ich habe keine Ahnung, wie man datet.“

Alicia sah ein, dass ihre Worte, die als Witz gemeint waren, schmerzlich wahr waren.

„Hör auf, du bist doch megahot“, sagte Alex, aber diesmal blicke er nicht zu ihr, sondern hielt das Lenkrad fest und sah zum Kai heraus.

Alicia sah, dass Alex rote Flecken am Hals bekam, wie immer, wenn er gestresst war. Schon komisch. Wenn sie nicht so lange schon Freunde gewesen wären, hätte sie geglaubt, dass er sie angrub.

„Okay“, sagte sie und lachte auf eine Art, die eigentlich kein richtiges Lachen war.

Eine Weile saßen sie stumm da, und Alicia konnte sehen, dass Alex Mut sammelte, um etwas zu sagen.

„Du … eine Sache über die Party …“, setzte er an. „Ich hätte das vielleicht früher sagen sollen, aber …“

„Alex“, unterbrach ihn Alicia, „das mit Sabine ist keine große Sache. Sie ist bestimmt total nett, wir kommen bestimmt miteinander klar und alles ist gut. Okay? Ich kann mich jetzt nicht unterhalten, die Hitze macht mich irre.“

Alex verstummte und sah aus dem Fenster. Alicia sagte, dass sie ein wenig schlafen wolle und schloss die Augen. In einem Zustand geistiger Umnachtung zwischen Wachen und Schlafen begann Alicia darüber zu fantasieren, wie es mit Alex wäre. Natürlich würde das nie passieren und ihre Gedanken waren kaum bewusst gesteuert, aber trotzdem … Er war echt heiß. Alicia hatte Alex schon häufig mit nacktem Oberkörper gesehen und seine Muskeln imponierten ihr immer wieder. Das war ja wohl auch der Sinn dieser Muskeln, auch wenn es nicht sie war, der er damit imponieren wollte. Obwohl es zwischen ihnen immer etwas gegeben hatte und häufig etwas hätte passieren können, waren sie immer nur Kumpel und nie etwas anderes gewesen. Alicia war es lieber so. Sie brauchte einen Freund wie Alex. Aber was in ihrem eigenen Kopf vorging, brauchte er ja nicht zu wissen. Alicia stellte sich vor, wie sexy sonnengebräunt Alex am Ende des Sommers wäre, und wie seine hübschen Brustmuskeln sich an ihrer Brust anfühlen würden. Sie vergaß die Autoschlange und die Hitze und sah vor ihrem inneren Auge, wie Alex sich und ihr das T-Shirt vom Leib riss und sie gegen den Sitz presste. Alicia kniff unmerklich die Muskeln in Unterleib und Po zusammen, und da sie nichts anderes tun konnte, fantasierte sie weiter über Alex‘ warmen Körper an ihrem. Es fühlte sich verboten und schmutzig an, und gleichzeitig wunderbar rebellisch.

Nach ewiger Warterei kamen sie endlich am Haus an. Es war eine helle zweistöckige Villa aus der Jahrhundertwende in der Nähe einer kleinen Bucht mit Aussicht übers Wasser, und als Alex und Alicia das Auto parkten, bemerkten sie, dass die Party bereits im Gange war. Eine dunkelhaarige Frau im hellen Kleid sprang aus der Hintertür des Hauses, als sie aus dem Auto stiegen. Sie winkte ausschweifend. Alicia erkannte an Alex‘ verliebtem Lächeln, dass es Sabine war. Sabine gab Alex einen leidenschaftlichen Kuss und warf sich anschließend Alicia um den Hals.

„So toll, dass ihr da seid, ihr beiden“, rief sie, und Alicia erkannte das blumige Parfüm als eines ihrer Marc-Jacobs-Lieblingsdüfte.

Sabine nahm sie beide an die Hand und führte sie zum Haus, wo sich bereits um die zwanzig Personen eingefunden hatten. Alicia bekam ein Bier und schüttelte allen nacheinander die Hand. Die Stimmung war herrlich, und man merkte, dass alle einander mochten und gern da waren. Sie beschloss, die Gedanken an Marcos wenigstens für diesen Tag sein zu lassen, und sich vom Mittsommerfest mitreißen zu lassen.

 

Beim Mittagessen wurde Alicia neben Sabine gesetzt. Sabine tat freudig überrascht, aber Alicia vermutete, dass Sabine bei der Sitzordnung ihre Finger im Spiel gehabt hatte. Es gab klassischen Mittsommerhering, Kartoffeln und Knäckebrot. Jemand, der vor fünfzehn Jahren Student gewesen war, das Studentenleben aber noch immer nicht recht hinter sich lassen konnte, stimmte immer wieder Schnapslieder an. Alicia sang die wenigen Strophen mit, die sie kannte, und merkte selbst, wie viel Spaß sie hatte. Zum ersten Mal seit dem schweren Entschluss, mit Marcos Schluss zu machen, ging es ihr wirklich gut. Sie redete mit Sabine, die von ihrer Arbeit als freiberuflicher Reisejournalistin erzählte und von allen Orten, an denen sie gewesen war, und war beeindruckt, wie charmant Alex‘ neue Freundin war. Alicia freute sich wirklich für die beiden, fühlte sich aber etwas gehemmt, wenn Sabine immer wieder die Hand auf ihr Bein legte oder ihr mit flinken Fingern eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Alicia tat es damit ab, dass das sicher an dem brasilianischen Teil von Sabines Herkunft lag: Vielleicht hatten sie dort einfach andere Grenzen für den persönlichen Bereich. Je mehr Schnaps und Bier Alicia trank, und je wärmer und besser sie sich in ihrem Körper fühlte, desto wohler fühlte sie sich in Sabines Nähe. Vielleicht würden sie sogar Freundinnen werden. Darüber wäre Alex sicher froh?

 

Nach dem Essen verteilten sich die Leute, um Mittsommerspiele zu spielen, das neue Boot von jemandem anzugucken oder sich einfach nur mit einem Bier in der Sonne zu aalen. Alicia konnte Alex und Sabine nirgendwo entdecken und wusste nicht recht, was sie tun sollte. Sie war vollends damit beschäftigt, nicht zu verloren auszusehen, als eine Frau zu ihr trat, die ihr schräg gegenüber gesessen hatte und die Alicia für eine der Gastgeberinnen hielt.

„Elin“, sagte die Frau und streckte ihr die Hand entgegen. „Willst du Wikingerschach spielen? Uns fehlt noch eine Person.“

Alicia nahm Elins Hand und bejahte. Sie stellten sich in Reihen auf dem Rasen hinterm Haus aus, fünf auf jeder Seite, und jemand, der etwas zu viel zu trinken gehabt hatte, sagte laut die Regeln auf, während Alicia brav ihre Mannschaftskameraden begrüßte. Der erste Kubb fiel durch Elins Wurf. Elin juchzte vor Freude und hüpfte auf und nieder, während die andere Mannschaft buhte. Der Nächste warf vorbei und die andere Mannschaft war dran. Wegen der Paragrafenreiter in beiden Teams ging das Spiel nur langsam voran, und nach einigen Würfen war Alicias Bier alle. Sie sagte zu Elin, dass sie mehr holen ginge und bekam noch zwei Getränkeaufträge aus ihrer Mannschaft. Der Weg zum Haus war leer, und es schien, dass die meisten zum Wasser gegangen waren. Alicia merkte, dass sie angetrunken war und musste sich festhalten, als sie die Treppe zur Haustür hochging. Erst, als sie eintrat, merkte sie, dass sie keine Schuhe trug und fragte sich, wo sie die gelassen hatte. Sie konnte sich nicht einmal erinnern, sie ausgezogen zu haben. Sie öffnete die Tür und ging durch den Flur in die Küche. Im Kühlschrank gab es nur Essen, aber an der Spüle stand ein Sixpack lauwarmes Starkbier. Kaum hatte sie danach gegriffen, als sie einen dumpfen Laut hörte und innehielt. Alicia spürte, wie sich in ihr etwas anspannte. Ihre Brustwarzen wurden hart, als hätte sie jemand unmerklich berührt, und das Geräusch zog sie an. Es klang wie … sie wusste, wie es klang. Es erinnerte sie an Sex. Guten Sex. Zu neugierig, um sich davon abzuhalten, schlich sie in die Richtung des Geräusches, das sich nun zu einem Stöhnen ausgewachsen hatte, und fand eine Tür mit einem altmodischen Schlüsselloch. So sanft sie konnte, stellte sie das Bier ab, sank auf die Knie und spähte hinein. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut nach Luft zu schnappen. Auf der anderen Seite des Schlüssellochs sah sie ein helles Badezimmer und ein offenes Fenster, das von zwei Körpern verdeckt wurde. Sie erkannte den einen sofort wieder und ihr schwindelte vor Schock und Lust. Nach vorn auf das Waschbecken gebeugt stand Alex, und hinter ihm ein Mann, den Alicia vage vom Mittagessen wiedererkannte. Es gab keinen Zweifel, was sie gerade taten. Der Mann, der nicht Alex war, streichelte fordernd Alex‘ unteren Rücken und Po, während er in ihn eindrang. Alicia konnte sehen, dass Alex mit offenem Mund die Augen schloss, und er stöhnte rhythmisch. Alicias Lippen waren trocken geworden, und sie befeuchtete sie leicht. Gelähmt von der Absurdität der Situation und überrascht über ihre eigene aufflammende Geilheit zog sie sich den Rock hoch. Niemand anders war im Haus zu sehen gewesen, und die zwei im Badezimmer waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sie zu bemerken. Leise öffnete sie das Plastik um das Bier und zog eine Dose heraus. Die Dose hatte angenehme Raumtemperatur, und Alicia führte die glatte, lauwarme Oberfläche an ihre Muschi und rieb sie vor und zurück, bis es von der Stimulation zwischen ihren Beinen kribbelte. Alicia biss sich auf die Lippen und drückte sich rhythmisch gegen die Dose. Ihre Schenkel brannten von der anstrengenden Bewegung und sie legte eine Hand an die Wand neben der Tür, um sich abzustützen. Wieder spähte sie durch das Schlüsselloch und sah, dass Alex und der andere sich in ihre Richtung gedreht hatten. Der Mann stellte einen Fuß auf den Toilettendeckel und stieß schneller in Alex, der den Nacken des Mannes gegriffen hatte und sich lustvoll zu ihm nach hinten beugte. Alicia konnte Alex‘ fein definierte Muskeln sehen, für die er jahrelang trainiert hatte. Sie dachte an alle Wiederholungen, die er mit den Hanteln durchgeführt hatte, verschwitzt im Fitnesscenter, wovon sie noch geiler wurde, falls das möglich war. Sie hatte nie darüber nachgedacht, wie geil sie Alex fand. Erst jetzt, als die Lust freigelassen worden war, wagte sie es sich einzugestehen. Alex schien es zu genießen, und das tat auch Alicia. Nachdem sie sich ein wenig aufgewärmt hatte, war die schmale Kante am oberen Rand der Dose die perfekte Stimulation für die Klitoris. Alicia rieb sich härter, schneller, und hörte, dass auch die beiden sich im Badezimmer einem Orgasmus näherten. Sie beeilte sich, um fertig zu sein, bevor sie herauskamen, und dachte die süßesten Gedanken, die sie nur konnte. Ihr Körper spannte sich in einem herrlichen Orgasmus und entspannte sich anschließend. Als sie die beiden im Bad kommen hörte, stand sie leise auf und schlich sich schnell aus der Haustür.

 

Einige Stunden später war es an der Zeit für die traditionelle Mittsommerfeier der Insel. Alicia hatte nach den Geschehnissen im Haus noch nicht richtig wieder zu sich gefunden. Sie war zum Wikingerschach zurückgekehrt, als wäre nichts geschehen, und mied sowohl Alex als auch Sabine, so gut es ging. Sie wusste nicht, was sie zu ihnen sagen sollte, und fühlte sich schuldig, weil sie zum privaten Stelldichein ihres Kumpels onaniert hatte und weil sie Alex‘ Lüge nun kannte. Wusste Sabine, dass Alex mit anderen schlief? Oder war er einfach ein unverbesserlicher Single? Alicia fragte sich das. Sie hielt sich etwas im Hintergrund, als die anderen aufteilten, wie sie die Feier gestalten würden. Als es beschlossen zu sein schien, dass die meisten als Gruppe zur offiziellen Inselfeier gehen würden, wo die Mittsommerstange aufgestellt würde, verkündete Sabine, dass sie zu Hause bleiben und aufräumen wolle. Elin schloss sich an und schlug vor, dass die anderen zur Mittsommerfeier rübergehen sollten, während sie in aller Ruhe das Abendessen vorbereiteten. Ein paar der Gäste pfiffen und machten Späße, die Alicia nicht verstand, aber Sabine und Elin kümmerten sich nicht darum. Alicia merkte spontan, dass sie keine Lust hatte, mit den anderen Gästen mitzugehen, da sie außer Alex niemanden kannte. Und mit ihm wollte sie gerade wirklich nicht reden. Während die Gruppe sich für den Aufbruch vorbereitete, schlich sich Alicia ins Haus, um Alex weiterhin zu meiden, und suchte Elin, um sie zu fragen, ob sie auch dableiben könne.

„Natürlich“, rief Elin und lächelte Alicia offen an. „Ist doch schön, dass du hier mit uns bleibst.“

Alicia war umgehend erleichtert, dass sie nicht weiter an Alex denken musste. Gleichzeitig wusste sie nicht, wie sie mit Sabine sprechen sollte. Wenn sie sich nun verplapperte, dass Alex mit jemand anderem gevögelt hatte? Alicia wollte für keinen Streit an Mittsommer verantwortlich sein. Außerdem war sie mitschuldig; sie war schließlich dageblieben und hatte zugesehen. Wie sollte sie Sabine das erklären? Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn im Wohnzimmer wurde Musik aufgelegt und Sabine rief nach ihnen beiden. Elin und Alicia gingen hinein, und Elin brach in Gelächter aus beim Anblick von Sabine, die auf bohemische, entrückte Weise tanzte. Elin warf sich aufs Sofa und sah Alicia an, während sie auf den Sitz neben sich klopfte.

„Mach uns eine Show“, feuerte sie Sabine an, und zu Alicia sagte sie: „Komm, setz dich!“

„Aber das Essen …“, hub Alicia an, setzte sich aber trotzdem.

„Ach, egal“, sagte Elin und zuckte mit den Schultern. „Dafür haben wir später noch massenhaft Zeit.“

Sabine tanze weiter auf eine Art, die Alicia an Woodstock und Vollmondpartys erinnerte. Sie schien vollkommen in ihrer eigenen Welt zu sein. Alicia sah aus dem Fenster auf das schimmernde Meer. Sie fühlte sich richtig entspannt mit den beiden Frauen, obwohl es gerade noch so ein verrückter Mittsommer gewesen war. Sabine holte etwas Wein, Elin versank weiter im Sofa.

„Wessen Haus ist das hier?“, fragte Alicia eher zu sich selbst.

„Eriks Großvater gehört es offiziell, aber er ist zu alt, um noch herzukommen“, antwortete Elin. „Wir haben hier schon seit Jahren Partys, seit Erik für das Haus zuständig ist.“

Alicia war sich nicht sicher, wer Erik war, und fragte auch nicht. Ihre Intuition sagte ihr, dass er einer derjenigen gewesen war, die beim Wikingerschach so auf die Regeln gepocht hatten. Sabine stellte drei Gläser und eine Flasche Wein auf den Tisch und schenkte das gut gekühlte Getränk aus.

„Also, seit wann kennt Alex und du euch?“, fragte Sabine.

Alicias Magen zog sich bei der Erwähnung von Alex‘ Namen zusammen. Sie fragte sich, ob man ihr die Nervosität anmerkte.

„Seit der Mittelstufe“, sagte sie und trank einen Schluck, um nicht mehr sagen zu müssen.

„Shit, so lang schon!“, rief Elin. „Dagegen sehen wir alt aus.“

Sabine nickte.

„Wie lange kennt ihr euch denn schon“, fragte Alicia, die froh war, das Thema wechseln zu können.

„Seit einer Ewigkeit“, sagte Elin dramatisch.

„Seit unserer Jugend in der Innenstadt“, sagte Sabine. „Wir haben uns in einer Bar getroffen und es war Liebe auf den ersten Blick.“

Alicia lachte, weil sie das für einen Witz hielt, aber kaum hatte Sabine das gesagt, wandte Elin sich zu Sabine und gab ihr einen Kuss. Alicia verschluckte sich am Wein.

„Entschuldigung“, keuchte sie und spürte den Sauvignon Blanc in die Nase steigen.

Sabine und Elin sahen beunruhigt aus und Sabine holte ein Glas Wasser für Alicia. Alicia dankte und trank ein paar große Schlucke, ehe sie wusste, was sie sagen sollte.

„Also … seid ihr …?“, begann sie.

„Partnerinnen, kann man sagen“, sagte Elin.

„Aber was ist mit Alex?“, fragte Alicia und sah Sabine an.

„Ich habe Alex sehr gern, aber ich liebe auch Elin. Und Erik, und noch ein paar Leute, die heute nicht hier sind. Nur, weil ich mit jemandem zusammen bin, höre ich nicht auf, mit jemand anderem zusammen sein zu wollen. Alle meine Partner wissen das, auch Alex. Sonst würde das nie funktionieren.“

Sabine nahm am Ende ihrer Erklärung ihren Wein und trank, während sie intensiv Alicias Reaktion betrachtete. Alicia sah mangels Alternativen auf ihre Fingernägel.

„Ich nehme an, das gilt für beide?“, murmelte Alicia und kam sich plötzlich sehr dumm vor.

Elin warf einen Blick auf Alicia und lachte los.

„Oh nein, du Arme! Hast du ihn mit jemand anderem gesehen? Das muss der totale Schock gewesen sein.“

Elin lachte so, dass es sie schüttelte. Sabine lächelte.

„Das gilt für beide Seiten“, bekräftigte sie, noch immer mit dem gleichen intensiven Blick.

„Oh“, sagte Alicia und fühlte sich nervös.

Sie erinnerte sich, wie sich Sabines Hände beim Mittagessen auf ihren Beinen und in ihren Haaren angefühlt hatten, und nahm plötzlich wahr, wie hübsch Sabine war. Alicia wusste nicht, ob es an den Dingen lag, die sie gerade erfahren hatte, aber sie bemerkte die deutliche sexuelle Stimmung im Zimmer.

„Oh“, brach es auch ihr heraus, als ihr klar wurde, warum Elin und Alicia allein hatten zurückbleiben wollen. „Wolltet ihr … ich meine, störe ich?“

Elin lachte auf und sagte:

„Überhaupt nicht. Willst du mitmachen?“

„Nur, wenn du willst“, fügte Sabine hinzu, sah aber aus, als hätte sie daran ein großes Interesse.

Alicia konnte nicht leugnen, dass sie sich erregt fühlte. Sie war mit zwei wunderbaren Frauen allein, die vorhatten, miteinander zu schlafen und sie nun dazu einluden. Alicia wusste, dass sie bi war, hatte es aber nie ausprobiert.

„Ich weiß nicht, wie das geht …“, sagte sie und verfluchte sich, weil es so pathetisch klang.

„Wir bringen es dir bei“, sagte Elin und glitt vor Alicia auf den Fußboden.

Sie führte ihre Hände an Alicias Schenkeln nach oben und spreizte ihr die Beine. Sabine öffnete die kleinen Knöpfe ihres Kleides und führte Alicias Hand an ihre Brust. Alicia erschauderte vor Behaglichkeit und merkte, dass sie von Elins Berührung feucht wurde. Elin zog langsam an Alicias Höschen und griff nach ihren Knien, um sie zu sich zu ziehen.

„Aber was ist mit Alex?“, sagte Alicia, obwohl ihr klar war, dass das keine Rolle spielte.

Sabine lachte auf und gab Alicia einen Kuss.

„Alles ist erlaubt“, sagte sie, und im selben Moment spürte Alicia, wie Elins Zunge mit weicher Folgsamkeit über ihre inneren Schamlippen glitt.

Es war unbeschreiblich schön. Sabines samtweiche Zunge und ihr süßer Sommerduft überfluteten Alicia durch die leidenschaftlichen Küsse. Sabine zog ihr eigenes und Alicias Oberteil herunter, sodass sie ihre Brüste aneinanderpressten, während Elin weiter rhythmisch ihre Klitoris leckte. Als Elin eine Weile lang verschiedene Schnelligkeiten ausprobiert hatte, küsste und saugte sie auf eine Art, die Alicia wild vor Geilheit machte. Gleichzeitig massierte Elin Alicias Scheideneingang mit ihrem Daumen. Als Alicia weich und feucht genug war, drückte Elin zwei Finger in sie hinein und presste rhythmisch auf ihren G-Punkt. Alicia stöhnte und bewegte ihre Muschi näher zu Elin, wollte mehr von diesem herrlichen Gefühl spüren. Sabine beugte sich runter und fing eine von Alicias Brüsten mit den Zähnen, leckte und saugte etwas auf kitzelnde Weise und biss dann vorsichtig zu. Alicia stöhnte auf, griff nach Sabine und führte Sabines Mund zu ihrem. Sie wechselten Stellung und Rollen, variierten und spielten. Alicia war oben, unten, hinter, zwischen. Immer im Zentrum ihres Genießens. Sie testeten verschiedene Positionen, die ihnen einfielen, und mit Sabine und Elin als Kompagnons traute sich Alicia alles.

 

Einige Stunden später war der Rest der Gäste zurück. Alicia, Elin und Sabine hatten sich etwas frisch gemacht und das Grillen für später vorbereitet. Einige derjenigen, die eigentlich nicht mehr trinken sollten, entkorkten noch mehr Schnaps und grölten herum, während die anderen den Tisch deckten und alles schön herrichteten. Als das Essen fertig war, setzten sich alle und aßen. Alicia war vollkommen damit beschäftigt, die Geschehnisse des Tages zu verarbeiten. Sie würde morgen mit Alex und Sabine heimfahren und fragte sich, ob Sabine damit warten würde, Alex alles zu erzählen, oder ob sie zwei Stunden lang in angespannter Stimmung gemeinsam im Auto sitzen würden. Sie aß ihre Hähnchenspieße und redete mit Elin über ganz andere Dinge als vorher und es schien das Natürlichste der Welt zu sein. Die sexuelle Stimmung war fort, aber Alicia war froh, dass sie mit Elin geschlafen hatte. Zwischen ihr und Elin herrschte eine freundschaftliche Atmosphäre, obwohl sie noch immer neugierig auf Sabine war. Alicia fragte sich, ob sie noch einmal mit Sabine schlafen würde oder ob das eine einmalige Sache gewesen war. Alles schien so verwirrend, und gleichzeitig so einfach. Wie Sabine gesagt hatte: Wenn man mit jemandem zusammen sein will, warum sollte man dann nicht mehr mit jemand anderem zusammen sein wollen? Alicia war tief in ihre Gedanken versunken, als jemand eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie drehte sich um und sah Alex. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, als er sagte:

„Alicia, willst du mit mir spazieren gehen?“

Alicia nickte stumm und fühlte sich plötzlich schuldig. War er wütend? Sie waren seit einer Ewigkeit Freunde, sie war ja wohl nicht so dumm gewesen, das zu zerstören, indem sie mit seiner ersten richtigen, erwachsenen Freundin schlief? Ja, doch, das war sie. Wie konnte sie nur? Die Gedanken drehten sich, während sie aufstand und Alex folgte. Sie gingen zum Wasser. Es dauerte etwas, bis Alex zu sprechen begann.

„Ich habe mich mit Sabine unterhalten“, sagte er.

„Scheiße, Entschuldigung, Alex, es war nur alles so verwirrend …“, unterbrach ihn Alicia.

Alex blieb stehen und sah sie verwundert an.

„Bist du nicht sauer?“, fragte er.

Alicia war nun noch verwirrter, falls das möglich war.

„Ich? Warum sollte ich sauer sein?“, antwortete sie.

Alex kratzte sich am Kopf.

„Naja, also, ich hätte dir ja sagen können, dass das eine Party von Polyamourösen ist. Auch Sabine und ich. Ich hab mich nicht getraut, das zu erzählen, ich dachte, dass du das komisch fändest. Und dann habe ich erfahren, dass du vorhin mich und Adam gesehen hast, und … ja, ich komme mir etwas doof vor.“

Alicia spürte eine Welle der Erleichterung.

„Alles gut“, sagte sie. „Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich gewundert habe.“

„Diese Clique trifft sich immer am Mittsommer, und wer will, kann machen, was er will, so lange man die anderen nicht stört. Ich dachte, dass du vielleicht nichts merken würdest, aber dann erzählte Sabine, dass du und sie und Elin …“ Alex lächelte sie schief an.

„Das kam recht unerwartet, ja“, gab Alicia zu. „Aber dann war ja alles so, wie du wolltest. Ich wurde gevögelt. Als offizielle Singlefrau.“

Sie machte das Peace-Zeichen zu Alex und er lachte.

„Ja …“, sagte Alex ausgedehnt und seine Stimme klang ungewohnt. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich das wäre.“

Alicias Herz setzte aus. Das war doch nicht wahr. Es gab Grenzen, wie verrückt eine Mittsommernacht werden konnte.

„Meinst du, dass du vögeln willst? Mit mir?“, sagte sie zweifelnd und hoffte es gleichzeitig.

Er war wirklich sexy in diesem hellen Abendlicht, mit seinem Hemd und den angespannten Brustmuskeln darunter.

„Klar“, murmelte er und kam näher. „Ich hab doch gesagt, dass du verdammt sexy bist.“

Ohne allzu viele Worte zu wechseln, gingen sie Hand in Hand zum Auto, das Alex ein Stück von den schmalen Wegen entfernt geparkt hatte. Die ganze Luft roch lecker nach Gegrilltem und Parfüm und Meer. Das orange Dämmerlicht vergoldete alle Farben. Im Schatten eines großen Kastanienbaums stand Alex‘ Auto im Dunkeln. Alicia dachte kaum darüber nach, was gerade passierte. Es fühlte sich so natürlich an. Gickelig, teenagermäßig und sehr, sehr erregend. Sie fragte sich, wie viele Sexfantasien von Sex mit dem besten Freund handelten. Viele, schätzte sie. Und genau das hatte sie vor. Sie würde Alex den Verstand rausvögeln. Wie viele Jahre hatte sie darauf gewartet? Sie waren kaum am Auto angekommen, als Alex Alicia von hinten griff und spielerisch gegen das Auto drückte, während er sich an ihren Rücken presste. Er nahm ihre Arme und flüsterte:

„Ich wollte mit einer Leibesvisitation beginnen.“

Alicia kicherte begeistert, während Alex an den Konturen ihrer Brüste, ihres Pos und ihrer Schenkel entlangfühlte, und schließlich ihre Beine spreizte, um dazwischen zu kommen. Eine warme, weiche Hand suchte sich den Weg in ihr Höschen, und Alicia spürte sich feucht werden, als Alex sie vor und zurück streichelte. Vor und zurück.

„Ich will, dass du mich von hinten nimmst“, keuchte sie über die Schulter.

„Im Auto“, sagte Alex, und schloss es auf. Sie krochen schnell auf den Rücksitz und schlugen die Tür hinter sich zu. Alicia stellte erleichtert fest, dass es im Auto noch dunkler war. Nicht, dass sich jemand von der Party an ihren stören würde, aber die Nachbarn wären vielleicht nicht so erfreut.

Alicia zog Alex an sich und merkte, wie seine Bewegungen mit steigender Geilheit immer verzweifelter wurden. Alex atmete schnell, während er ihr Gesicht und ihren Hals küsste. Gleichzeitig öffnete er seinen Reißverschluss. Alicia knöpfte erhitzt sein Hemd auf und strich über seine harten Muskeln darunter. Als sie sie berührte, wurde ihr klar, dass sie schon immer hatte wissen wollen, wie sie sich anfühlten. Alex zog seine Jeans herunter und entblößte seinen Schwanz. Alicia streichelte ihn, während er ihr Kleid löste. Sie waren beide in Nullkommanix bereit, und als Alicia sich zum Rückfenster umdrehte, war sie voller Lust und Sehnsucht, endlich Sex mit Alex zu erleben. Er drang in sie ein und sie spürte unmittelbar eine kraftvolle Genusswelle in ihrem Körper aufsteigen. Laut erzählte sie Alex, wie gut es sich anfühlte und merkte, wie geil er davon wurde, das zu hören. Alles ging sehr schnell. Alex stieß wieder und wieder in sie, hart und schnell, und sie bat um mehr. Ihr ganzer Unterleib vibrierte, als hätten kleine glühende, kribbelnde Fäden dort ein Netz gebildet. Von seinem unglaublich harten Schwanz zu schließen, hatte er darauf genauso sehr gewartet wie sie, und als sie beide gleichzeitig kamen, taten sie das mit genussvollem Schreien und Stöhnen.

Danach lagen sie noch eine Weile auf dem Rücksitz und unterhielten sich. Ab und zu brachen sie in verschämtes Gelächter aus, aber Alicia fühlte sich geborgen und gut. Sie freute sich darauf, es noch einmal zu tun, und fragte sich, wie es weitergehen würde. Sie hatten noch den ganzen Sommer vor sich. Sie war Single und musste niemandem Rede und Antwort stehen. Vielleicht war das hier ihr neuer Lebensstil? Diese Freiheit fühlte sich so natürlich an, und sie hoffte, dass das nur der Anfang war.

„Nächstes Mal kann vielleicht Sabine mitmachen?“, schlug sie gewagt vor.

„Weißt du was?“, sagte Alex, „ich dachte gerade genau dasselbe.“

Valentinsnacht

 

Ein leuchtend blaues Hemd spannte sich über Stefans Brustkorb und ließ ihn noch besser trainiert aussehen als sowieso schon. Die intensive Farbe hob seine roggenblonden Haare und die blauen Augen hervor, ließ alles an ihm heller leuchten. Moa konnte sich nur schwer auf ihr Gespräch konzentrieren. Was hatte er gerade gesagt? Hatte er etwas gefragt? Sie spürte, wie sich eine leichte Röte auf ihren Wangen ausbreitete, als sie ausweichend antwortete:

„Ja, ähm, ich weiß nicht recht.“

Stefan seufzte schwer. Sein Hemd spannte noch mehr. Moa fragte sich, wie gut trainiert er wohl war. Sicher sehr. Sie sollte nicht so über ihren Lehrer denken, das wusste sie, aber mit Stefan war es kaum möglich, die Gedanken im Zaum zu halten.

„Moa, Moa“, seufzte Stefan. „Du hast ein Talent, eine einzigartige Gabe. Wirf sie nicht weg. Du kannst mehr als das.“

Er wedelte mit Moas neuer Kurzgeschichte, die sei nach einem weiteren weinseligen Abend mit den Freundinnen vom Flur eingeschickt hatte. Sie war richtig schlecht geschrieben, und natürlich hatte Stefan sie durchschaut. Nach anderthalb Jahren besserer Leistungen merkte man, wenn sie sich nicht anstrengte. Gleichzeitig hatte ihre Motivation nachgelassen, womit sie niemals gerechnet hatte. Was war der Sinn des Ganzen? Sie würde trotzdem einen neuen Job finden müssen, eine richtige Arbeit, abgesehen vom Autorendasein. Fünfundzwanzig Jahre alt und ohne größere Zukunftsaussichten saß sie in einer der prestigeträchtigsten Schreibausbildungen des Landes fest, und es interessierte sie kaum noch. Sie legte sich ihre Worte vorsichtig zurecht:

„Ich glaube nur … dass das nicht länger für mich funktioniert. Ich bin da vielleicht rausgewachsen. Ich meine, es gibt so viele, die was können.“

Stefan stand so energisch auf, dass sein Stuhl nach hinten fiel. Er sah wie ein Schauspieler auf einer Theaterbühne aus. Ein richtiger Schauspieler, dachte Moa.

„Sag das nicht. Sag das niemals!“, brüllte Stefan fast.

Er sah aufgebracht aus, in seinen Augen brannte ein Feuer. Er drehte sich um, hob den Stuhl auf und war sofort ruhiger. Wieder seufzte er und ging zum Bücherregal. Ohne sie anzusehen, sagte er:

„Ich gebe dir eine zweite Chance. Du hast den Rest der Woche Zeit, das hier zu etwas zu redigieren, das deiner normalen Schreibweise entspricht. Spätestens Sonntag um drei will ich deinen Text wiederhaben. Für heute sind wir fertig.“

Moa stand auf. Sie war sich nicht sicher, ob sie noch etwas sagen sollte, beschloss aber, dass sie sich lieber davonschlich, so lange es noch ging. Dieser breite Rücken, dachte sie. Was würde man nicht alles tun, um darüber zu kratzen?

 

„Wow, tausch bitte den Platz mit mir“, seufzte Cilla, als Moa von ihrem Treffen mit Stefan berichtete.

Cilla war in Stefan verknallt, seit sie vor über einem Jahr mit dem Schreibstudium angefangen hatte, und hatte Moa schon oft ein Ohr darüber abgekaut, wie sexy er war. Moa hatte erst gedacht, dass Stefan ein trauriger, abgehalfterter Schriftsteller sei, der als Volkshochschullehrer geendet hatte. Er war als junger Mann Teil der Kulturelite und mit einer erfolgreichen Künstlerin verheiratet gewesen, jetzt aber geschieden. Bestimmt hatte er auch ein Alkoholproblem. Aber Cillas Gequatsche hatte Moa beeinflusst, und schließlich hatte Moa einsehen müssen, dass er ein charismatischer Lehrer und ein literarisches Genie war. Auch wenn sie es niemals zugeben würde, hatte auch sie angefangen, von heimlichen Treffen mit ihrem engagiertesten Schreiblehrer zu träumen.

„Bitte, er gehört ganz dir“, witzelte Moa, aber empfand komischerweise leichte Eifersucht.

„Was, springst du ab?“, fragte Cilla, und trank einen Schluck Kaffee, den sie für sie beide in ihrem gemeinsamen Zimmer gekocht hatte.

Draußen schneite es, als ob der Winter noch einmal alles geben wollte, jetzt, wo Februar war, und die Dunkelheit war undurchdringlich. Moa sehnte sich nach dem Frühling. Vielleicht würden sich die Dinge dann leichter anfühlen.

„Ich weiß nicht“, antwortete Moa. „Ich weiß gar nichts mehr.“

 

Am Donnerstagvormittag der Woche ging Moa auf einem Umweg in ihr Zimmer zurück. Es war Valentinstag, und einige der Schülerinnen im Jahr unter Moa hatten die Gemeinschaftsräume mit roten Papierherzen geschmückt. An jedem Postfach im Foyer klebte ein kleines Post-it in Herzform mit den Worten: „Du bist toll!“ Moa lächelte und fragte sich, wie viele Stunden es gedauert hatte, Zettelchen für alle Schülerinnen und Schüler des Instituts zu machen. In ihrem Postfach lagen ein Brief von ihrer Versicherung, eine Karte von einem Freund, der den Winter über auf Laos war, und ein kleiner, versiegelter Umschlag. Er trug keine Signatur, Adresse oder Briefmarke. Moa öffnete ihn. Mit Computer geschrieben stand da:

Virginia Woolf, Harper Lee und Mary Shelley

zweifelten auch an sich selbst und ihrer Arbeit.

Sie alle wurden hervorragende Schriftstellerinnen.

Und das wirst du auch.

Dein Stefan

Moa spürte umgehend, wie ihr Gesicht heiß wurde. Sie steckte den Brief zuunterst in den Stapel und eilte zu ihrem Zimmer. Die Gedanken überschlugen sich. Was bedeutete das? Es konnte ja unmöglich mehr als eine freundschaftliche Geste sein, von Mentor zu Schülerin. Warum hatte er dann aber mit Dein Stefan unterschrieben? Konnte sie überhaupt sicher sein, dass der Brief an sie war? Er hatte zwar in ihrem Fach gelegen, aber er war an niemanden adressiert, und Stefan könnte ihn in das falsche Brieffach gelegt haben. Und trotzdem. Moas Puls beschleunigte sich im gleichen Takt, in dem sie sich vorstellte, aus welchem Grund er ihr geschrieben hatte. War es nur Einbildung, oder war da was zwischen ihnen – eine Spannung? Moa blieb vor ihrem Zimmer stehen. Am Türgriff hing eine rote Rose an einem Band, und an dem Band hing eine kleine Karte mit ihrem Namen. Moa nahm die Rose und las die handgeschriebene Karte, auf der stand:

Ich habe vergessen zu sagen, dass ich dich mag. Sehr.

Moas Puls stieg erneut an. Was lief hier gerade? Mit der Rose und dem Brief in der Hand schlüpfte sie schnell in ihr Zimmer, schloss die Tür ab und knöpfte umgehend ihre Jeans auf. Sie legte sich aufs Bett und führte die Rose an ihre Lippen. Sie roch schwach süßlich, und die festen Blätter fühlten sich wie Samt an, als sie mit ihnen hin und her über ihre Lippen strich. Ein kribbelndes Gefühl breitete sich in ihr aus, von ihren Lippen über die Gesichtshaut. Sie ließ eine Hand in ihr Höschen gleiten und pendelte mit den Fingern um die Klitoris, erst leicht wie eine Feder, dann mit mehr Druck. Schneller, härter. Es pochte im ganzen Körper, vor allem da unten. Moa konnte ihren Puls in den Fingerkuppen spüren. Sie spannte abwechselnd ihr Becken an und entspannte wieder, wodurch der Rhythmus gleichmäßiger wurde. Sie dachte an Stefan und seine wahnsinnig blauen Augen, an seinen starken, männlichen Körper, der jugendliche Stärke und respekteinflößende Reife vereinte. Die Art, wie er sie ansah, sie haben wollte … Moa fantasierte, dass es seine Hände waren, die gerade ihre Brust, ihren Bauch und ihr Gesicht streichelten. Dass der Rhythmus von ihm ausging und nicht von ihr. Sie näherte sich der Klitoris und drückte die Hand wieder und wieder dagegen, bis ein starkes Gefühl sie überflutete und sie erzittern ließ. Moa gab ein lautes Geräusch des Genusses von sich und entspannte sich wieder. Lange lag sie noch da und genoss die Nachwirkungen, während die Gedanken an den Brief und die Rose wieder in ihrem Bewusstsein auftauchten.

 

Am Abend hatte sich Moa endlich entschieden, was sie mit der Situation tun sollte. Sie wollte Stefan konfrontieren. Sie hatte sich ein kurzes schwarzes Kleid angezogen und die Augen dunkel geschminkt. Sexy, aber stilvoll. Es gab eine Party in einem der Gemeinschaftssäle, die Moa als Deckmantel verwenden wollte. Sie würde an Stefans Büro vorbeigehen, erwähnen, dass sie zur Party ginge, und ihn dann konfrontieren. Dann wäre er dran. Aber mit der Party als definiertes Ziel und als Grund für ihre Kleidung konnte sie sich aus der Situation rausziehen, ohne dass es peinlich werden musste. Gegen acht ging sie in den Lehrerbereich. Alle Lehrer hatten Büros mit Übernachtungsmöglichkeiten für wochentags, aber die meisten fuhren am Wochenende nach Hause. Da Donnerstag war, rechnete Moa damit, dass Stefan gerade den Unterricht für den nächsten Tag vorbereitete. Sie holte ein paar Mal tief Luft und klopfte. Stefan öffnete. Er trug das gleiche Hemd wie bei ihrem letzten Gespräch, das leuchtend blaue. Moa fiel plötzlich ein, dass die Farbe Kobalt hieß, und vergaß, was sie hatte sagen wollen. Stefan lächelte leicht, während Moas Gesichtsfarbe immer röter wurde. Schließlich lachte er.

„Willst du reinkommen?“, bot er an, und ließ die Tür offen, während er wieder in sein Zimmer zurückging.

Moa zögerte eine Sekunde, bevor sie ihm folgte. Sie schloss die Tür sorgfältig hinter sich. In Stefans Zimmer war es dunkel, abgesehen von einer Leselampe am Sofa und einiger Kerzen.

„Willst du ein Glas Wein?“, fragte er und nahm ein volles Glas, das auf dem Schreibtisch stand.

Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: „Willst du nicht auf die Party? Ich habe gehört, dass im Gemeinschaftssaal schon einiges los ist. Oder wolltest du über irgendwas reden?“

Stefan legte den Kopf zur Seite und lächelte sie an. Moa holte tief Luft und antwortete:

„Ich habe deine Nachricht bekommen.“

Stefan nickte und trank einen Schluck Wein.

„Wie schön“, sagte er mit hochgezogenen Mundwinkeln, und stellte das Glas auf den Schreibtisch.

Moa merkte, wie sich die Stimmung verändert hatte, seit sie reingekommen war. Die Art, wie Stefan sie ansah, war lockend, als ob er sie testete. Sie beschloss, den Test zu machen. So lange sie es sich noch traute, ging sie direkt auf ihn zu, griff nach seinem Hemdsaum und küsste ihn. Stefan zuckte zusammen, entspannte sich dann aber und erwiderte den Kuss mit fester und gleichmäßiger Zunge. Einige Sekunden küssten sie sich, dann fing Stefan an zu lachen. Moa fühlte die Angst in sich aufsteigen. War alles nur ein Witz gewesen?

„Das kam jetzt etwas plötzlich“, sagte er und suchte ihren Blick.

Moa wich ihm so gut wie möglich aus.

„Ich dachte …“, setzte sie an, aber ihre Stimme brach.

„Nein, das ist nicht dein Fehler. Ich nehme an, dass ich etwas ungenau war“, sagte er und lächelte warm.

Moa schluckte und sah ihm trotzig in die Augen.

„Die Rose … war die ungenau?“, sagte sie bitter und sah, wie verwirrt Stefan aussah.

„Die Rose?“, fragte er.

„Oh Gott“, sagte Moa und schloss voller Scham die Augen. „Was für eine Idiotin ich doch bin.“

Die Rose war nicht signiert gewesen und die Karte war handgeschrieben – anders als Stefans Brief. Stefan schien die Sache gleichzeitig mit Moa zu verstehen.

„Du scheinst mehr als einen Verehrer zu haben“, sagte er und zog eine Augenbraue hoch.

Moa versteckte ihr Gesicht in den Händen und überlegte, wegzurennen. Gleichzeitig stand sie wie angewachsen da.

„Shit, tut mir leid. Entschuldige bitte. Ich fühle mich so doof“, stotterte sie.

„Ich habe die Rose nicht geschickt“, sagte Stefan. „Aber …“

Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu seinem. Dann küsste er sie erneut. Moa verlor für einen kurzen Moment die Balance, als sie in die sinnliche Aura eintauchte, die Stefan ausstrahlte. Dieser Wendung des Gesprächs konnte sie nicht folgen. Es ging alles zu schnell.

„Aber was?“, fragte sie atemlos, als Stefans Lippen ihre für eine Sekunde losließen.

„Aber ich will dich“, sagte er und zog sie an sich.

Moa wusste nicht, was sie tun sollte, aber sie schien auch nichts tun zu müssen. Stefan küsste sie erneut, legte eine Hand auf ihren Po und packte zu. Als Moa sich an ihn drückte, spürte sie seinen Ständer und wurde im ganzen Körper weich. Stefan nahm ihre Hand und führte sie an seinen Schwanz, den sie auf der Hose streichelte. Er ließ die Hand zwischen ihre Pobacken gleiten und steckte seinen Daumen in ihren Anus. In den ersten Sekunden zog es ziemlich, aber dann entspannte ihr Körper. Als er den Daumen rein und raus bewegte, überkam Moa ein schönes Gefühl, das sie noch nie erlebt hatte. Sie bewegte sich nach hinten zu seinem Daumen, ließ ihn schneller werden. Stefan führte gleichzeitig einen Finger zu ihrer Muschi und rieb ihn an ihrer Nässe. Moa griff nach seinem Nacken, keuchend vor Lust. Gemeinsam bewegten sie sich zum Schreibtisch, und als Stefan seine Hand entfernt hatte, hob er sie auf den Tisch, zog ihr das Höschen aus und knöpfte seine Hose auf. Als er in sie eindrang, war es besser, als sie erwartet hatte. Seine Hüftknochen stießen in einem schnellen und gleichmäßigen Rhythmus gegen ihren Po, und sie konnte zwischen den Stößen kaum Luft holen. Von ihm ausgefüllt, glitt sie mit dem Rücken auf den Tisch herab, sodass Papier und Stifte zu Boden fielen. Es war zu schön, um wahr zu sein, trotzdem war es nicht ansatzweise ein Traum. Sie machten lange weiter. Zogen vom Schreibtisch zum Sofa um und wieder zurück, bis Moa vollkommen erfüllt von Genuss war.

Als Moa endlich bei der Party ankam, war sie um mehrere Stunden verspätet, und alle anderen waren bereits betrunkener als sie noch werden konnte. Moa wollte Cilla von den unglaublichen Ereignissen berichten, konnte sie aber nirgendwo finden. Eine Frau vom Jahrgang unter ihr stolperte zu ihr und wollte, dass Moa „mit dem Saufen aufhole“, wie sie sagte, aber Moa lehnte freundlich ab und ging zu Simon, einem Freund von Cilla. Simon hatte ein Bier in der Hand und unterhielt sich mit einem Filmstudenten. Moa klopfte ihm auf die Schulter. Als er sich umdrehte, zuckte er zusammen und sah sofort leicht nervös aus.

„Hast du Cilla gesehen?“, rief Moa gegen die Musik an.

Simon schüttelte den Kopf und beugte sich zu ihr, um nicht so schreien zu müssen.

„Sie ist vor einer Weile gegangen. Sie hatte ziemlich viel Schnaps getrunken, ich glaube, es ging ihr nicht so gut.“

Moa dankte ihm und wollte gehen, aber Simon hielt sie am Arm fest.

„Ich helfe dir beim Suchen“, sagte er, und stellte sein Bier weg.