Ein eisblauer Diamant - John Emerald Hibiscus - E-Book

Ein eisblauer Diamant E-Book

John Emerald Hibiscus

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Beschreibung

Die Erzählungen schildern Träume des nach einem Anschlag aus dem Koma erwachenden Gangsterbosses JASON KOSLOWSKI. In einem verstörenden Kaleidoskop werden bei ihm Angst, moralischer Verfall, das Gefühl von Minderwertigkeit, unbedingter Erfolgswillen und die Sehnsucht nach Liebe zu einer gefährlichen psychischen Verfassung vereint. Mehrere ausländische Geheimdienste sind jedoch nur an einem bestimmten Aspekt aus der Vergangenheit Jasons interessiert: An dem Verbleib eines ominösen eisblauen Diamanten, der über besondere Eigenschaften verfügen soll. Nach der Befragungen durch Geheimagenten und nach monatelanger Vergabe von psychoaktiven Substanzen erreicht Jason erschöpft einen Punkt, an dem die Erinnerung wieder einsetzt. Jason weiß nun, dass er tatsächlich mit dem eisblauen Diamanten in Verbindung steht. Mit Hilfe seines Bruders KRYPP gelingt ihm die Flucht aus dem Militärhospital, in dem er untergebracht ist. Kurzentschlossen sucht er nach dem eisblauen Diamanten und findet ihn tatsächlich in der Mondscheinsiedlung NEOTOPIA nahe Norfolk, Virginia, hinter seinem Haus in einem Hühnerstall. Aus Furcht vor dem Zugriff der Behörden und der Geheimdienste beschließen die Brüder Jason und Krypp Koslowski kurzfristig, sich auf auf den Weg zu machen, um nach den Hintergründen des eisblauen Diamanten zu forschen.

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Seitenzahl: 115

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Ein eisblauer Diamant

Von John Emerald Hibiscus

Erzählungen

★ ★ ★ ★ ★

Impressum

Copyright Texte: © 2014 - 2022 by John Emerald Hibiscus

Copyright Umschlag: © 2022 by Ufo Calypso

Verlag: Neopubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-754960-40-0

8. Auflage April 2022

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile, sowie die Übersetzung in andere Sprachen.Personen und Handlung sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden oder existierten Menschen und Handlungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.Markennamen sowie Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.

Inhalt

Das Konferenzhotel

Vom Glück in den Bergen

Das Mädchen mit den roten Haaren

Paul, der Bub

Das Wursthaus

Ein eisblauer Diamant

Das Konferenzhotel

Die Hochzeitsgesellschaft, die sich am Samstagabend im Rosengarten des Konferenzhotels im Städtchen Seeberg eingefunden hatte, war betont guter Laune.

Johannes hörte die Männer aus einiger Entfernung kehlig lachen. Die Frauen unterhielten sich fröhlich. Kinder kicherten. Wie Wellen hoben die Gespräche an und senkten sich in die Gesprächspausen. Aufgeregt fragten die Kinder ihre Eltern irgendetwas. Freundlich wurde ihnen geantwortet.

Der Vorhang seines Hotelzimmers hier im dritten Stockwerk wehte träge im leisen Winde hin und her. Die Sommersonne schien warm und freundlich herein. Alle Zimmergegenstände sahen in diesem strahlenden Licht sonderbar dekoriert aus, geradezu wie Schmuckstücke eines Juweliers in einer Schaufensterauslage. Für Johannes befanden sie sich in der momenthaften Ewigkeit einer für ihn unerreichbaren Sphäre der Glückseligkeit.

Die Männer, die unten vor dem Hotel an den Biertischen saßen, lachten brummend, nicht zu laut, und die Frauen lachten mit, kaum hörbar von hier oben. Der großen Familie Glück schien ihm vollendet. Von Ferne hörte er sogar Kirchenglocken läuten. Er meinte die tiefe Zufriedenheit zu spüren, die sich im Zuge der harmonischen Familienfeier geradezu majestätisch unter den Anwesenden entfaltet hatte.

Wieder streifte vorsichtig ein Lüftchen in sein Hotelzimmer hinein, begleitet von hübschen Lichtspielen silbrig-goldenen Leuchtens auf Wänden, Mobiliar und Teppichboden. Brav taumelte der Plastikvorhang im Windzug hin und her. Über allem rauschte als Atem der genügsamen und in sich glücklichen Natur das Rascheln der Blätter der Bäume vor dem Hotel. Die Natur kam ja mit so wenig aus, dachte er demütig und bewundernd bei sich. Sie war in allem reich und unendlich vielfältig, sinnierte er weiter.

Das Gelächter der Männer klang irgendwann fester, aus voller Brust kommend, feister. Dies war auf den Alkoholgenuss zurückzuführen. In den vielen Begegnungen und Gesprächen war man warm miteinander geworden. Denn in der Verwandtschaft sah man sich auch nicht jeden Tag. Da gab es zuerst einmal viel zu erzählen. Neuigkeiten mussten ausgetauscht werden.

Seltsamerweise vernahm er die Frauen zu diesem Zeitpunkt immer noch kaum. Normalerweise hörte er ihre höheren Stimmfrequenzen und deutlicheren Aussprachen als diejenigen von Männern gut aus dem Stimmengewirr heraus. Sie »ha, ha, ha!«-ten ab und zu im Takt der Männer mit. Es wurde gemeinsam geraunt. Gewiss wurde nun über etwas Familieninternes geredet, das keiner sonst hören brauchte. Schließlich wurde seitens der Männer »He, he, he!« gelacht. Dazwischen vernahm er Rufe der Jungen und das Gekreische der Mädchen. Die Frauen lachten wieder: »Ha, ha, ha!«

Der Wind stand mit einem Mal still. Die Abendsonne brannte stumm. Nach ein paar Momenten bewegte sich der starre Vorhang wieder sanft schaukelnd durch einen neuerlichen Windhauch. Johannes atmete erleichtert durch.

Er suchte kurz das Badezimmer auf. »Take care of your environment!« stand auf dem üblichen in Plastik eingeschweißten Zettel geschrieben, der mit Tesafilm über dem Handtuchhalter angebracht war. Der Inhalt des Zettels war als Aufforderung seitens der Hoteldirektion an die Hotelgäste gemeint, Handtücher möglichst mehrmals verwenden zu wollen. So konnten vor allem auch die Betriebskosten des Hotels gesenkt werden.

Die spielenden Kinder waren mittlerweile so laut, dass sie nunmehr einen eigenen akustischen Raum neben dem der Erwachsenen erzeugten, mitsamt Rufen und dem zugehörigen Betrieb von Streitereien und Hin- und Herlaufen. Eine Frau ermahnte lauthals eines der Kinder. Das Kind antwortete ruhig und erklärte etwas. Im Hintergrund brummten die Männer. Einige Kinder bauten behutsam Kartenhäuschen mit Bierdeckeln, unterstützt von ihren zufriedenen Vätern, die wie Meisterarchitekten taten.

Die Wellen zwischen dem Aufkommen einer Rede und dem Abklingen derselben wurden immer kürzer. Johannes fühlte sich nun fast wie an einem Meeresstrand, umgeben von lauter kleinen akustischen Wellen, die gegen den Strand seines Ohres plätscherten. Alle plapperten munter drauf los und redeten und redeten und redeten. So schufen sie gemeinsam einen einschläfernden Geräuschteppich. Die Frauen hörte er ab und zu in ihrer Rolle als Ermahnerinnen ihrer Kinder betont deutlich etwas sagen.

Sein Zimmer wurde immer noch golden beschienen von der schwächer werdenden Abendsonne, die gemächlich absank zu den Wipfeln der gegenüber stehenden Birken und Zypressen. Der Whiskey in seinem Glas sah kupferner und verheißungsvoller aus als in jeder Fernseh- oder Plakatwerbung der Welt. Die Eiswürfel klingelten lustig bei jedem Schluck.

Nach einem weiteren Schluck des köstlichen Tranks kam er, das Auge nun ganz in sein Inneres gerichtet, immer ärger und unausweichlich ins Sinnieren. Er bekam es mit der Angst, denn seine Gedanken kurbelten und schaufelten unaufhörlich in ihm weiter und weiter. Unliebsame Erinnerungen traten in kürzer werdenden Abständen zutage. Diese Gedanken quälten ihn ungemein. Immer zwingender, wie in einer Partie Schach, die einem Spieler zusehends entgleitet, versetzten sie ihn in die Position des Versagers und Verlierers.

Er, Johannes von Heinrichstein, ehemaliger stellvertretender Bürgermeister von Krauthausen, war bei Licht besehen beruflich gescheitert. Leider war nur ein erfolgloser Lokalpolitiker aus ihm geworden, eine verkrachte Existenz sozusagen. Keiner seiner politischen Freunde erkundigte sich in letzter Zeit noch nach seiner Meinung. Wahrscheinlich hatte er auch gar keine bedeutsame politische Lösung mehr anzubieten, die interessant genug beziehungsweise überhaupt brauchbar war.

Ganz so schlimm war das Bild, das er hier in der Kürze leichtfertig von sich malte, natürlich nicht, rief er sich, sich vor sich selbst schützend, zur Räson. Sein ihm eigener Blick auf das Geschehen in der Welt war eben momentan in der Außenwelt nicht gefragt, beruhigte er sich.

Genau genommen war seine Meinung niemals von Belang gewesen. Keiner seiner politischen Freunde oder Kollegen hatte ihn je nach seiner Meinung gefragt. Er rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Nackenverspannungen plagten ihn urplötzlich. Er massierte sich einhändig mit links selbst den Nacken. Er nieste unvermittelt und rief sogleich »Entschuldigung!« hinterher, denn stets fühlte er sich von unsichtbaren Wesen der Zwischenwelt umgeben, die ihn observierten, um Bericht an höherer Stelle über ihn abzugeben. Er glaubte fest daran, dass diese feinstofflichen Wesen zu Tausenden und Millionen rings um ihn her existierten. Er wollte ihnen gegenüber eben einfach nur höflich sein.

Johannes nahm einen besonders großen Schluck des fast aus sich selbst heraus leuchtenden Zaubertranks in seinem Glas und genoss die milde Schärfe in Mund und Kehle, die sich gemächlich ausbreitete und sodann sachte wieder zurückzog.

Hätte er eine Lebensspanne von vielleicht tausend oder zehntausend Jahren verfügbar gehabt, so stellte er sich vor, sähe seine berufliche Karriere heute vielleicht vielversprechend aus. Dieser Gedanke war natürlich albern, das wusste er, aber dann hätte er seine politische Karriere in Ruhe vorantreiben können, sich gründlich schulen und ausbilden. Und auch Kapital beschaffen für überregional wichtige Projekte und wirtschaftliche Unternehmungen. Er hätte dann in den ersten zwei- oder dreihundert Jahren finanzielle Aufbauarbeit leisten können, um sodann mit voller Konzentration die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner zu suchen.

Schließlich überdachte er sein eigenes, alltägliches Leben. Das war ihm die schlimmste Phase des Grübelns. Frühmorgens eilte er immer mit dem Fahrrad zur Arbeit. Dort angekommen, suchte er rasch sein Büro im Erdgeschoss im Rathaus von Krauthausen auf. Es befand sich im linken Trakt des Gebäudes, zufälligerweise ganz hinten. Er wohnte nur dreihundert Meter vom Arbeitsplatz entfernt, aber eine Gehbehinderung zwang ihn aufs Rad, da das Gehen unverhältnismäßig lange gedauert hätte.

Tagsüber hetzte er von Akte zu Akte, von Aufgabe zu Aufgabe und von Termin zu Termin. Spätabends radelte er wieder nach Hause zurück. In seinen eigenen vier Wänden ging es im gleichen Tempo weiter. Er arbeitete eine vollgekritzelte Merkliste nach der anderen ab. Er ackerte sich jeden Tag ohne Unterlass die Seele aus dem Leib und hechelte von Entscheidung zu Entscheidung, von Tätigkeit zu Tätigkeit und von Erledigung zu Erledigung. Denn alles, was er tat, war äußerst wichtig und duldete keinerlei Aufschub.

Die Einträge auf seinen Merklisten waren sauber geordnet gemäß unterschiedlicher Wichtigkeitsstufen eines komplizierten Unterscheidungssystems. Nur etwas, das essentiell wichtig war, wurde von ihm hier aufgenommen und mit zittrigen, ungeduldigen Fingern notiert. Was in der Realität abgearbeitet war, konnte er kurzzeitig befriedigt auf der Liste abhaken. In seinen Hosen-, Hemd-, und Sakkotaschen befanden sich immer mehrere solcher Listen. Es durfte eben einfach nichts vergessen werden. Zu wichtig waren die darauf notierten Aufgaben. Alle anderen Aufgaben, die auch wichtig waren, mussten daher notgedrungen warten.

Er selbst als Mensch kam allerdings nie irgendwo an oder vor. Das war auch nicht nötig und möglich, denn er war ja unaufhörlich in Bewegung, im Einsatz sozusagen. Es musste unglaublich viel erledigt werden. Er, Johannes von Heinrichstein, ehemaliger stellvertretender Bürgermeister von Krauthausen, wollte es ja immerhin noch zu etwas bringen im Leben, nicht wahr, oder etwa nicht? Er wollte etwas verändern in der Welt, das Gemeinwohl in seinem Sinne zum Besseren gestalten, dafür war er ja schließlich Politiker geworden.

Übrigens wurde ihm seinerzeit formell die Stellvertretung des Bürgermeisteramts übertragen. Dies geschah zu Beginn seiner Karriere vor etwa zwanzig Jahren zur Weihnachtszeit. Wegen Urlaubsplanungen und gleichzeitiger Erkrankung anderer Kollegen im Zuge einer grassierenden Grippewelle war außer ihm niemand greifbar gewesen. Es gab zum Glück wegen der Feiertage keinen Parteiverkehr. All die fremden Leute mit ihren alltäglichen Anliegen und Anträgen hätten ihn ohnehin nur von seiner politischen Arbeit abgelenkt.

Er war damals sehr stolz über diese Stellvertreterposition gewesen. Im Alleingang hatte er sich um jede auch noch so geringfügige Angelegenheiten der Gemeinde gekümmert, die auf dem Schriftweg zu erledigen war. Denn Vieles lag hier im Argen. Das hatte er sofort nach Durchsicht der ersten Akten bemerkt. Es gab ungeheuren Umstrukturierungsbedarf. Der Reformrückstau war gewaltig.

Er hatte im Nachhinein vielleicht nicht alles und jedes kleine Detail richtig ausgeführt oder verstanden. Denn es gab natürlich selbst für ihn fachfremde Bereiche, die er nunmehr ohne Hilfe der Fachkollegen aufgabenmäßig stemmen musste. Aber er hatte nicht gekniffen und war stets in Allem engagiert bei der Sache gewesen. Und zudem höchst geradlinig, offen und fordernd im Gespräch mit Politikern der Nachbargemeinden, die er in seine Entscheidungsprozesse hatte notgedrungen kontinuierlich einbinden müssen. Diese glänzend mitarbeitenden Politiker waren telefonisch und postalisch im Zuge der hohen Dringlichkeit der anstehenden Aufgaben und Entscheidungen in Krauthausen seinerzeit nur privat erreichbar gewesen. Er, Johannes von Heinrichstein, hatte daher als Bürgermeister Zeichen gesetzt hinsichtlich Tüchtigkeit, Entscheidungskraft und Kommunikationsstärke. Trotz der Feiertage war er mit sämtlichen politischen Entscheidern des Umlands täglich mehrfach in Kontakt getreten, um Dinge, die absolut keinen Aufschub erlaubten, intensiv voranzubringen.

Noch viele Jahre später redete man in den höchsten Tönen von dieser Blütezeit des Bürgermeisteramtes der Gemeinde Krauthausen. Sogar das Lokalblatt, Der Bergbote, hatte darüber berichtet. Denn es wurden in kürzester Zeit, ja geradezu in Rekordzeit, viele überfällige Beschlüsse, Vorschriften und Verfahrensanweisungen von ihm gefasst und erlassen. Der Gemeinderat hatte zur Beschlussfassung in dieser Notsituation (»Gefahr im Verzug«) nicht anwesend zu sein, es reichte seiner Einschätzung nach völlig die Anwesenheit des stellvertretenden Bürgermeisters, also ihm selbst aus. Der Landrat war sicherheitshalber immer tagesaktuell von ihm in Kenntnis gesetzt worden.

So hatte er sich insbesondere für die Förderung des örtlichen Schachvereins und mathematischer Fortbildungsmöglichkeiten in der örtlichen Volkshochschule eingesetzt. Die Gemeindekasse sollte mit diesen unerhört wichtigen Finanzposten die nächsten Jahre zu knapp fünfzig Prozent belastet werden. Andere Posten sollten durch Pläne zum Bau eines unterirdisch anzulegenden Traktes des Rathauses umgewidmet und für Jahrzehnte gebunden werden. Es ging bei diesen Umwidmungen lediglich um seines Erachtens banale Angelegenheiten wie etwa den Bau einer Kindertagesstätte mit angegliedertem Spielplatz und um die Modernisierung des Altersheims.

Im tiefen Grunde des Dorfes unter dem Rathaus, umgeben von meterdicken, abhörsicheren Stahlbetonmauern, glaubte Johannes endlich diejenige »absolute Ruhe« zu finden, die es ihm erlaubte, lange und intensiv über die allerwichtigsten Fragen der Welt nachzudenken. Ja, er gedachte, bestimmte turnhallenmäßig ausgeplante Bürotrakte, die von innen mit Tresortüren von der Außenwelt verschlossen werden konnten, einst selbst zu beziehen. Logisch und mathematisch geschultes Personal sollte hierbei von außerhalb inhaltlich unterstützend tätig sein. Anderes Personal sollte die Belüftung, Elektrik und die Wasserversorgung verwalten und warten.

Er begründete dieses, der Bedeutung nach leuchtturmhafte Bauvorhaben mit den immensen Auswirkungen der globalen Geschehnisse auch auf Krauthausen. Diese Geschehnisse gedachte er analytisch sozusagen von unten nach oben, also vom Lokalen bis hin zum Strategischen, durch allerschärfstes Nachdenken zu verstehen und zu bezwingen. Gleichzeitig wollte er in einer großen denkerischen Gegenbewegung vom Allgemeinen und Abstrakten kommend auf Greifbares im Alltag rückschließen. Im Zusammenschluss dieser Denk- und Erkenntnisrichtungen sah er sich gewappnet, die Komplexität der Anforderungen des globalen Lebens exemplarisch, konkret und zusätzlich vorausschauend für Krauthausen und die nähere und weitere Umgebung zu fassen. Es waren somit auch erhebliche Erkenntnisse zum Vorteile Krauthausens und der Region absehbar, wodurch sich der vergleichsweise ambitionierte Mitteleinsatz mehr als rechtfertigen sollte.

Vor allem war aber angedacht gewesen, in den unterirdischen Trakten ein Hochleistungsrechenzentrum einzurichten. Jawohl, er, Johannes von Heinrichstein, hatte die Anschaffung und den Betrieb eines Supercomputers für Krauthausen nicht nur in Erwägung gezogen, sondern auch ausgeplant! Krauthausen wäre mit solch einer mächtigen Rechenmaschine auf einen Schlag weltweit bekannt geworden. Der Tourismus hätte ungemein von einer solchen Attraktion profitiert. Mehr noch, die ganze Region hätte von einem solchem Publikumsmagneten mit anzugliedernden universitären Instituten und täglichen Führungen bestens profitieren und sich entwickeln können.