Ein Engel in Schutzhaft - Michael Schneider - E-Book

Ein Engel in Schutzhaft E-Book

Michael Schneider

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Es regnet. Die Scheibenwischer kommen kaum hinterher. Die zwei Polizeibeamten Volkan und Steffen haben gerade ihre Schicht begonnen. Es wird die längste Nacht ihres Lebens. Nach dem Überfall auf eine große Rechtsanwaltskanzlei liefern sich die geflohenen Täter überall in der Stadt mit einer zweiten noch unbekannten Gruppe mehrere Straßenschlachten. Volkan und Steffen treffen auf ihrer Streife, eine, offenbar verwirrte, junge Frau. Ist Jemand hinter ihr her? Was hat sie mit all dem zu tun? Und warum redet sie kein Wort? Stellt sie selbst eine Gefahr dar? Sie hat weder Ausweis noch sonst irgendetwas bei sich. Den beiden Polizisten bleibt nichts anderes übrig als sie zu ihrer eigenen Sicherheit mitzunehmen.

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Seitenzahl: 495

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Michael Schneider

Ein Engel in Schutzhaft

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

In einer einzigen Nacht

Irgendwas stimmt mit Hasi nicht

Lady in Red

Im Wirrwarr des Krieges

All Cops are???

Das Schweigen der Wölfe

Stirb langsam Schweinebacke, oder so ähnlich

Mach mir den Billy

Spiel mir das Lied vom (Flammen)Tod

Denn sie wissen nicht, was sie tun. Oder doch?

Niemand kommt hier lebend raus

Die dunkle Seite der Dunkelheit

Ein Käfig voller Wahnsinniger

… von Hexen, Zauberern und anderen Mythen.

…, ich bin dein Vater

Bis zum Morgengrauen, ungefähr.

ENDE

Davids Welt

Impressum neobooks

Prolog

Langsam wurde die Dunkelheit von der aufgehenden Sonne verdrängt. Als wolle sie ihr sagen das es Zeit wurde Platz zu machen. Endlich durfte sie wieder ausgiebig scheinen und den Menschen Licht und Wärme bringen.

Volkan liebte es diesem wahrhaft himmlischen Ereignis zuzusehen. Er mochte es Polizist zu sein, ja er liebte geradezu alles daran. Ob nun am Tag oder während der Nachtschicht, welche er nun fast hinter sich hatte. Es kam nicht darauf an, wann er seinen Dienst absolvierte, jede Tageszeit hatte ihre Höhen und Tiefen. Dennoch konnte es gerade nachts fast unheimlich still und ereignislos sein. Aber auch die Stille hatte manchmal ihren Reiz.

„Verdammte Schei…“ fluchte Steffen lauthals neben ihm.

Oh, süße Stille… dachte Volkan schmunzelnd. Er warf noch einen ausgiebigen, aber irgendwie betrübten Blick zu den Wohnhäusern in der Ferne, ehe er sich seinem Partner zuwandte. Die aufgehende Sonne spiegelte sich in den Fenstern.

„Was ist nun wieder los?“ fragte er. Die beiden hatten ihren Streifenwagen auf einem abgelegenen Parkplatz etwas außerhalb der Stadt abgestellt. Sie wussten das sich hier zu dieser Zeit gerne zwielichtige Gestalten herumtrieben. Heute war es jedoch auffällig ruhig geblieben.

„Dieser verdammte Pe…“ Steffen sah Volkan völlig entsetzt an, so als habe dieser ihn gerade bei etwas ganz Furchtbaren erwischt. Er wusste natürlich ganz genau wie sehr Volkan solche Kraftausdrücke verabscheute. „.. der Typ von vorhin hat mir doch echt auf die Schuhe gekotzt.“ Er spielte auf einen Vorfall kurz zuvor in der Nähe des Hauptbahnhofs an. Sie hatten dort einige Verdächtige auf illegale Rauschmittel überprüft. Außer ein paar betrunkenen Jugendlichen gab es aber nichts Schwerwiegendes. Also auch dort ungewöhnlich ruhig. Etwas schien in der Luft zu liegen. Volkan konnte nicht sagen, was es war, doch er hatte das Gefühl, das schon bald etwas passieren würde, etwas das alles verändern könnte. Er schüttelte den Gedanken ab. Sicher nur irgendwelche Hirngespinste. Er fing wohl allmählich an Gespenster zu sehen.

„Ja, das Leben als Polizist kann manchmal ganz schön hart sein.“ Witzelte Volkan. Steffen hatte ihn wohl beim Wort genommen.

„Da sagst du was.“ Erwiderte Dieser, während er versuchte mit einem Taschentuch Erbrochenes von seinen Schuhen zu entfernen. Konnte oder wollte er die Ironie in Volkans Aussage nicht verstehen? Steffen war ein netter Kerl, manchmal ein wenig aufbrausend… er nahm es im Gegensatz zu Volkan mit den Regeln nicht immer ganz so genau, was Volkan mitunter ziemlich auf die Palme brachte und auch sonst hatte er ein paar kleine Macken, aber hey, Nobody ist Perfect. Schwer von Begriff war er aber normalerweise nicht, besonders da er selbst für seine ständigen dummen Sprüche bekannt war.

„Darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben.“ Führte Volkan den Gedanken weiter aus und reichte dabei seinem Kollegen ein Feuchttuch.

„Das ist gar keine so dumme Idee.“ Freute sich dieser, während er seinen Schuh reinigte.

„Ja, die habe ich immer dabei. Man kann ja nie wissen.“ Volkan war tatsächlich gerne auf jede erdenkliche Situation vorbereitet.

„Ich meine das mit dem Buch schreiben…“ erwiderte Steffen, wobei er kaum merklich seine Augen verdrehte. Manchmal fiel es Volkan sichtlich schwer den zum Teil obskuren Gedankengängen seines Kameraden zu folgen.

„Du meinst das wirklich ernst?“ fragte Volkan ungläubig, während er an seiner eigenen Polizeiuniform herumzupfte. Tatsächlich hasste er Flecken noch sehr viel mehr als sein nörgelnder Eidgenosse. Aber nicht, weil er sich vor Erbrochenem ekelte oder ähnliches. Vielmehr ging es ihm, um Ordnung und darum einen guten Eindruck zu vermitteln. Es gehörte sich seiner Ansicht nach für einen Polizeibeamten nicht in verschmutzter Kleidung herumzulaufen. Volkan war in dieser Hinsicht sehr eigenwillig. Steffen bezeichnete es als pedantisch. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass er das Gefühl hatte als ein Polizeibeamter der, im Gegensatz zu Steffen, nicht gleich auf den ersten Blick typisch deutsch aussah, noch mehr auf sein Erscheinungsbild achten müsste. Aber vielleicht war er auch nun mal einfach so. Im Geiste wie man sich als Ausländer einen typischen deutschen vorstellte und vom Äußeren das, was man hier vermutlich als durchschnitts Türke bezeichnen würde.

„Wie schwer kann das schon sein?“ erwiderte Steffen augenzwinkernd. Dabei rollte er das Feuchttuch und dessen Verpackung sogfältig zusammen und reichte beides Volkan damit dieser es später ordnungsgemäß entsorgen konnte. Penibel eben!

Aber ganz ehrlich, er konnte es ja auch nicht einfach in die Natur schmeißen.- Er sah sich den überall herumliegenden Müll an.- Das taten schließlich schon genug andere Idioten.

„Das soll also so eine Art Autobiographie werden, über alles, was du so erlebt hast?“ Irgendwie konnte sich Volkan ein Lachen nicht verkneifen. Steffen war kaum älter als er, was wird er mit seinen nicht mal dreißig Jahren schon alles erlebt haben mit dem sich ein ganzes Buch füllen ließe?

Steffen schien ein wenig eingeschnappt zu sein. War er sauer das ihm Volkan das nicht so richtig zutraute? Ein Buch zu schreiben war ganz sicher nicht so einfach wie sein Kollege sich das offenbar vorstellte.

„Ich könnte auch einen Roman daraus machen.“ Steffen kam nun wohl doch ins Grübeln. Wenn man so etwas ernsthaft durchziehen will, gibt es eine Menge Dinge zu beachten, viele Hürden, die sich einem in den Weg stellen und mit Sicherheit auch den ein oder anderen Rückschlag zu verkraften. Wie zum Beispiel Schreibblockaden oder Kollegen die einen nicht ernst nehmen. „Vielleicht mache ich auch einfach eine Fiktive Geschichte daraus. Der Fantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt.“ Es gibt ja so viel zu beachten, wenn man sich an die Realität halten würde. Manche Menschen können es einem schnell übelnehmen, wenn man bestimmte Details nicht beachtet. Wenn alles ohnehin nicht der Wahrheit entspricht, hätte man schon einmal ein Problem weniger. Oder nicht? „Ich könnte auch einfach über Aliens schreiben.“ Volkan sah ihn nun nur noch mitleidiger an.

„Wirklich?“ fragte er mit spöttischem Unterton in der Stimme. „Wer sollte so etwas lesen wollen?“ Unabsichtlich musste er wieder anfangen zu lachen. Er wollte das eigentlich nicht, Steffen war sein Freund. Aber manchmal hatte er einfach ziemlich seltsame Ideen.

„Du denkst, weil es unrealistisch ist? War Herr der Ringe realistisch? Oder Harry Potter eine Dokumentation? Was ist mit Star Wars, beruht ET auf einer wahren Begebenheit oder alles von Marvel? Das hat sich auch alles Irgendjemand ausgedacht. Hat die vielleicht Einer verspottet?“

Nun ja, dachte Volkan. Ehrlich gesagt hatte er selbst nichts davon gesehen oder gelesen, weil er all diese Beispiele tatsächlich für ausgemachten Humbug hielt.

„Diese Autoren werden gewusst haben, was sie da taten. Die hatten ganz sicher Ahnung von Sowas. Aber ganz ehrlich, ich habe gesehen, wie du Berichte schreibst. Die Grundlagen der Grammatik sollte man schon beherrschen und ein wenig Rechtschreibung wäre auch nicht verkehrt.“ Nun fühlte sich Volkan doch fast schon ein bisschen schlecht dabei den Traum seines Freundes derart niederzumachen. Aber er sah ihn nun mal ehrlich nicht als erfolgreichen Autor. Es ergab doch keinen Sinn etwas anzufangen das ohnehin zum Scheitern verurteilt war. Oder?

„Schon gut,“ winkte Steffen traurig ab. „Ich habe es ja verstanden.“

Volkan wollte noch etwas erwidern, doch eigentlich fiel ihm dazu nicht mehr wirklich etwas ein. Es war einfach das Beste, wenn sein Freund sich diese Hirngespinste mit dem Roman schreiben schnell wieder aus dem Kopf schlagen würde, je eher desto besser. Das war doch alles nur überflüssiger Quatsch und Zeitverschwendung, so etwas würde doch niemals funktionieren. Erfolgreich Romane schreiben. Volkan schüttelte verständnislos den Kopf. So etwas passierte doch höchstens in Kinofilmen.

Selbst als Volkan bereits wieder zuhause in sein Bett fiel, musste er noch immer an sein Gespräch mit Steffen denken. Nicht das dieser unsinnigerweise ein Buch schreiben wollte. Okay, wenn er ehrlich war, hatte er durchaus überlegt sich bei ihm zu entschuldigen. Vielleicht hätte er so etwas sagen sollen wie, wer etwas wagt, kann verlieren, wer es nicht einmal versucht, hat bereits verloren. Aber Mal ernsthaft, es ging hier immerhin um Steffen. Er liebte ihn wie einen Bruder, aber der Mann hat die Aufmerksamkeitsspanne eines Kleinkindes. Vor dem Süßigkeitenregal an der Supermarktkasse!

Nein, vielmehr kreisten seine Gedanken um die Sache mit der Fantasie, denn davon hatte Volkan schon bei seiner Geburt nicht viel abbekommen. Er lebte immer im hier und jetzt. Nicht auf einem anderen Planeten oder in einer alternativen Realität und erst recht nicht in einer anderen Zeit. Dennoch hatte ausgerechnet er in den letzten Monaten immer wieder diese seltsamen Träume, welche ihn um seinen wohlverdienten schlaf brachten. Nein, nicht Träume, Albträume.

Er versuchte trotzdem verzweifelt einzuschlafen. Es half nichts. Er würde für heute Abend fit sein müssen für die nächste Nachtschicht. Tagsüber zu schlafen war so schon schwierig genug, auch ohne ständig über irgendwelche dummen Träume nachzudenken. Volkan wusste ohnehin, was der Auslöser für all das war. Die besagten Bilder kamen ihm sofort wieder in den Sinn. Schweißgebadet wälzte er sich hin und her. An schlaf war wohl heute nicht mehr zu denken? Er blieb trotzdem liegen.

Es war inzwischen fast schon wieder Zeit zum Aufstehen, als ihn schließlich doch noch die Müdigkeit übermannte. Allerdings wurde es leider kein besonders erholsamer schlaf…

…Es war ein Albtraum. Ein immerwährender Horror. Ich höre sie noch immer Weinen, jede Nacht. Es ist immer wieder dasselbe. Ich werde die Bilder einfach nicht los, bekomme diese Stimmen einfach nicht aus meinem Kopf.

Ich sehe mich immer wieder in dieser dunklen Ecke sitzen. Ich frage mich ob ich irgendetwas hätte tun können, um die darauffolgenden Ereignisse zu verhindern…

…Ich versuchte zu lesen, während der Zug über die Schienen ratterte. Ich, hatte keine Ahnung wie lange ich schon unterwegs gewesen war. Nicht einmal die genaue Uhrzeit. Nur das es stockfinster war, doch zu dieser Jahreszeit wurde es bereits sehr früh dunkel. Vielleicht war es aber auch bereits Nacht.

Ich hielt den Brief meiner Mutter vor den Spalt in der Außenwand, durch den gelegentlich spärliches Licht von draußen hereinschien. Es nützte nichts. Ich konnte dennoch kaum etwas erkennen, aber das war auch nicht mehr wichtig, ich wusste auch so was darinstand. Ich steckte den Brief in meine Jackentasche und nahm stattdessen eine Bleistiftskizze heraus die ich als Jugendlicher von meiner Mutter gezeichnet hatte.

Im fahlen Licht erschien sie mir irgendwie verzerrt, fast schon fratzenhaft, düster und grotesk entstellt. Dennoch konnte ich den Blick nicht abwenden. Es war als zwinge mich ein innerer Druck regelrecht dazu. Etwas kroch in mir hoch infiltrierte meine Gedanken. Waren es Schuldgefühle? Weil ich sie im Stich gelassen hatte, nicht für sie da war? Wahrscheinlich, doch da war noch etwas anderes, etwas Mysteriöses, nicht Greifbares. Eine unheimliche Macht, die versuchte von mir oder vielmehr meinen Gefühlen besitzt zu ergreifen.

Ich fragte mich ernsthaft, ob ich allmählich den Verstand verlor. Ich war einfach nur müde verdammt. Mir tat jeder Knochen im Leib weh, ich saß seit Stunden auf dem kahlen und unbequemen Holzbohlenboden eines Eisenbahnwaggons. Und ja verdammt, natürlich machte ich mir wegen allem, was passiert war Vorwürfe. Ganz besonders wegen meiner Mutter.

Meine Hand zitterte, während ich mich an sie zu erinnern versuchte.

Mir war kalt. Mein Mantel wärmte mich schon lange nicht mehr ausreichend.

Ich wünschte mir die Zeit zurück als ich noch ein kleiner Junge ohne Sorgen war. Ich stellte mir vor, wie ich zuhause bei meinen Eltern in der Wohnstube am Kamin saß. Ich lauschte dem Knistern des Feuers. Ich sah meinen kleinen Bruder ausgelassen mit seiner Holzeisenbahn spielen. Mein Vater saß in seinem Lehnstuhl und lass Zeitung. Ich roch den vertrauten Tabak Duft von Vaters Pfeife. Meine Mutter neben ihm auf der Couch, strikte ein paar warme Socken. Ich spürte das weiche Leder des Sitzmöbels unter meinen Fingern, als ich zu meiner Mutter hinüber ging, fühlte ihre Sanftmütigkeit als ich meinen Kopf in ihren Schoss legte und sie mir liebevoll durchs Haar streifte.

Ein unheimlicher Schmerz durchfuhr mich und holte mich brutal in die Realität zurück. Es dröhnte in meinen Ohren. Die Bremsen quietschten, während der Zug immer langsamer wurde. Bis er schließlich scheppernd zum Stehen kam.

Ich verspürte einen gewissen Druck und beschloss nach draußen zu gehen, um meine Blase zu entleeren.

Wir hatten auf einem riesigen Güterbahnhof gehalten. Das stählerne Ungetüm, das mir die letzten Tage Obdach geboten hatte, stand inmitten unzähliger seiner Artgenossen. Ich fröstelte. An der frischen Luft war es noch sehr viel kälter, als ich vermutet hatte. Ein leichter Schneeregen viel vom Himmel herab. Ich hinterließ meine Spuren in dem weißen Puder, während ich nach einem geeigneten Ort suchte, um mich zu erleichtern. Es herrschte eine seltsame Stille. Alles hier war wie tot, kein Lüftchen wehte. Nicht mal Vögel zwitscherten. Ein ungutes Gefühl überkam mich. Etwas stimmte nicht mit diesem Ort. Es war, als fehlte ihm jegliches leben.

Dann hörte ich sie zum ersten Mal. Die Stimmen, die mich seither verfolgen. Das Jammern und wimmern. Das Betteln und flehen. Die leisen Gebete die eine unsichtbare Macht um Vergebung baten. Erlöse uns von dem Bösen. Und befreie uns von der Sünde als Mensch geboren zu sein. Es war, als wollten sie mir zu rufen das ich mich irrte und dennoch auf eine unheimliche Weise recht hatte.

Langsam näherte ich mich. Der Schnee unter meinen Füßen war bisher völlig unberührt. Niemand war vor mir dort gewesen, zumindest nicht in letzter Zeit. Dennoch war ich ganz sicher nicht allein zu sein. Nicht mehr. Vorsichtig ging ich weiter. Es war, als dränge mich eine unheimliche fremde macht dazu. Ich hatte keine Chance mich dagegen zu wehren. Die ganze Umgebung wirkte wie ein Labyrinth aus Güterwaggons. Egal wo man hinsah, es gab nur Schnee, Dunkelheit und diese monströsen metallischen Wesen. Das Wehklagen wurde nun immer deutlicher. Seltsamerweise versuchte ich mir jedoch mit einem Mal einzureden es sei womöglich nur der Wind. Doch da war es wieder, dieses Heulen. Es kam eindeutig aus einem der Waggons. Deine letzte Chance umzukehren, sagte ich zu mir selbst.

Dann sah ich sie. Sie war wunderschön.

Das wundervollste Geschöpf mit den atemberaubendsten braunen Augen das ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Ein einzigartiges Wesen, an Liebreiz nicht zu überbieten. Ihr Lächeln ließ die Welt stillstehen, für einen Augenblick schien es, als sei all der Schmerz und das Leid der ganzen Welt von ihr genommen und für alle Zeit vergessen. Gäbe es einen Gott, sie wäre ganz sicher einer seiner Engel gewesen.

Als sie mich bemerkte, änderte sich jedoch der Ausdruck in ihren Augen. Sie sah mich direkt an und es war, als erblicke sie ein grausames Monster. Sie wirkte nicht unfreundlich, eher traurig, trotzdem hätte ich sie am liebsten gepackt und ihr klargemacht, dass ich ihr niemals etwas antun würde. Im Gegenteil hatte ich in diesem Moment beschlossen, dass ich alles daran setzen würde diese junge Frau zur glücklichsten auf der Welt zu machen. Auf Händen würde ich sie tragen, wenn nötig bis ans Ende aller Tage. Sie stellte sich schützend vor ein älteres Paar, ihre Großeltern vielleicht? Ihre Kleidung war die gut situierter Kaufleute, allerdings waren sie genau wie ihre Haare und alles andere an ihnen offenbar länger nicht gewaschen worden. Ich ging näher heran, um einen besseren Blick in den geöffneten Zugwaggon zu werfen. Er war voller Menschen. Frauen mit Kindern, alte Leute, die froren und von denen einige krank waren. Allesamt schmutzig und ungewaschen. Sie machten einen ganz und gar heruntergekommenen und bemitleidenswerten Eindruck. Es sah aus, als wären sie eilig geflohen. Auf jeden Fall schienen sie nicht freiwillig hier zu sein.

Alle sahen mich ängstlich an. Mütter versteckten ihre Babys. Alte Männer stellten sich vor ihre leise vor sich hin betenden Frauen. Was war hier los? Wer war all diese Menschen? Woher kamen sie, wohin wollten sie? Und warum hatten sie solche Angst vor mir?

„Es tut uns leid.“ Die Worte meines Engels klangen wie ein flehen. Ich verstand nicht, was hier vorging. „Wir wollten keinen Ärger machen. Bitte tun sie uns nichts.“

„Keine Sorge, ich bin nicht …“ wie all die anderen die diese Uniform tragen? Nein, das wäre nicht richtig. Es gab viele wie mich, ich war nichts Besonderes. Nicht jeder war mit der Situation wie sie jetzt war einverstanden. Viele wurden dazu gezwungen.

Ihr Gesicht erhellte sich allmählich wieder, sie verstand langsam das ich keiner von denen war die sie erwartet hatte. Sie sah mich etwas freundlicher an und Ihr wunderschönes Lächeln zog mich immer weiter in ihren Bann. Ich wollte sie so viele Dinge fragen. Wie sie hieß, woher sie kam, was passiert war und wo man sie hinbringen würde, doch ich bekam keinen Ton heraus. Ich verhielt mich wie ein Idiot, doch das schien sie glücklicherweise nicht zu stören. Vorsichtig kam sie näher, berührte sanft meine Wange mit ihrer zarten Hand. Ich spürte eine seltsame Wärme, ein Gefühl der wohligen Behaglichkeit, so als wäre ich wieder daheim. Von dieser jungen Frau ging eine so unglaubliche Güte aus, dass mir regelrecht das Herz aufging.

„Es ist kalt und dreckig darin.“ Sie zeigte in den überfüllten Waggon. „Wir haben nichts zu essen und zu trinken.“ Instinktiv griff ich zu meiner Wasserflasche, doch ich hatte sie, in meinem eigenen Waggon vergessen. Mir fiel wieder ein, was ich hier tat, warum ich in einem Güterzug gesessen hatte. Ich musste zurück, ich hatte keine andere Wahl. Ich tastete nach dem Brief meiner Mutter in meiner Jackentasche. Ich war den Menschen, die ich liebte, verpflichtet, ich hatte die Verantwortung für sie. Wirklich? Hatte ich noch Einfluss auf die Dinge um mich herum? Nach allem, was bereits geschehen war?

Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich herum. Ging schnellen Schrittes zu meinem Seesack mit meinen Sachen und meiner Wasserflasche zurück. Es war nicht viel das ich hatte, es würde all diesen Leuten kaum helfen, dennoch war ich fest entschlossen etwas zu unternehmen.

„HALT!“ Jemand hinter mir schrie in einem Befehlston, der mir sehr bekannt vorkam. „Sie da. Sofort stehen bleiben.“ Ich befolgte seine Anweisung, drehte mich aber dennoch vorsichtig zu ihm um. Es waren vier von ihnen, alle trugen die schwarzen Uniformen, wie ich es bereits befürchtet hatte. Zwei von ihnen bedrohten mich mit ihren Gewehren, der Erste, der der mich angeschrien hatte, drückte mich brutal gegen einen der Waggons. Der Vierte hielt sich im Hintergrund auf, war kaum zu erkennen.

„Ihr müsst das nicht tun. Ich bin einer von euch.“ Platzte es aus mir heraus. Und ich bedauerte meine Worte augenblicklich wieder. Diese Leute gehörten zu der Art von Menschen, mit denen man lieber nicht diskutierte. Zumindest wenn man keinen Ärger haben wollte.

Der Schreihals durchsuchte mich.

„Er trägt eine Wehrmachtsuniform.“ Sagte er mit einem bösen Lachen an den in der Dunkelheit gewandt.

„Einer von uns?“ Erwiderte dieser, während er langsam näherkam.

„Ich, ich meinte wir sind auf derselben Seite, wir…“ begann ich zu stottern.

„Wir mögen demselben Führer dienen, doch das macht dich noch lange nicht zu einem von uns.“ Sein Gesicht war meinem nun so nah, dass ich seinen kalten Atem spürte. Er hatte etwas Düsteres, Unmenschliches. Eine finstere abgrundtief böse Aura umgab ihn. Ich wusste nicht, ob es seine leeren Augen, die fahle weiße Haut oder doch nur seine SS-Uniform war das mich in Angst und Schrecken versetzte. Aber das mit dieser Person etwas nicht stimmte, war absolut sicher. Ich fürchtete bereits, diese Nacht nicht mehr zu überleben. Meine Gedanken fingen an, in meinem Kopf herumzuspuken. Ich erinnerte mich an eine andere Nacht voller Todesangst, die ich in einem Luftschutzbunker verbracht hatte, während über uns die britischen Jagdbomber hinwegdonnerten. Dann dachte ich wieder daran, was die verdammten Nazis meiner Familie angetan hatten. Wut stieg in mir auf. Nein, mich würden sie nicht so einfach kriegen. Ich ballte meine rechte Hand zur Faust. Holte tief Luft, spannte meinen Oberkörper und setzte zu einer energischen Rede an.

Doch dazu kam ich nicht mehr. Ich verspürte plötzlich einen Schlag gegen die Schulter, es war, als würde mir ein glühender Schürhaken hineingerammt. Hatte tatsächlich einer von ihnen auf mich geschossen? Die Schmerzen waren so stark, dass ich das Gefühl hatte jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Blut sickerte aus meinem Körper. Ich sah an mir herunter, der rote Lebenssaft lief über meinen Arm, tropfte von meiner Hand und färbte den weißen Schnee vor meinen Füßen rot. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen…

In einer einzigen Nacht

„Kanzlei Volk und Wagner. Büro Hermann Dass. Was kann ich für sie tun?“ Maries Schicht in der renommierten Anwaltskanzlei hatte gerade begonnen. Sie wäre fast zu spät gekommen und musste regelrecht zum Telefon hetzen. Diesen Job hatte sie noch nicht sehr lange und auch nur durch Beziehungen, wie manche es nennen, bekommen. Sie konnte und wollte ihn nicht gleich wieder verlieren. Sie braucht dieses zusätzliche Einkommen. Zudem machte ihr die Arbeit Spaß und sie war, ohne angeben zu wollen, wirklich gut in dem, was sie tat. Hier und überall sonst. Sie gab stets Hundert Prozent und noch darüber hinaus. Das war ihr wichtig und quasi ihr Lebensmotto. Keine halben Sachen!

„Hübsches Kleid.“ Sie hatte gar nicht bemerkt, wie ihr Kollege das Vorzimmer betreten hatte, indem ihr Schreibtisch stand. „Hast du das kleine Schwarze heute mal im Schrank gelassen?“ Sie drückte die Stummtaste am Telefon und sah an sich herunter. Sie trug heute tatsächlich ein enges rotes Kleid, welches perfekt ihre makellose Figur betonte und nicht wie so häufig ein schwarzes oder zumindest dunkles. Sie war der festen Überzeugung das ihr bunte Farben nicht stehen würden, warum sie sich heute anders entschieden hatte, konnte sie nicht mal selbst sagen. Marie war schlank aber nicht dürr, eher sportlich fit. Das etwas mehr als Schulterlange dunkle Haar trug sie zu einem lässigen Zopf gebunden. Sie wusste sehr wohl um ihre Wirkung auf Männer, versuchte dies jedoch bewusst zu kaschieren, denn wenn sie ehrlich war, war es ihr eigentlich unangenehm.

„Zu knallig?“ fragte sie.

Der andere presste die Lippen zusammen und schüttelte knapp mit dem Kopf. Sie konnte sich in etwa vorstellen was er gerade dachte und das war genau der Grund, warum sie sonst lieber schwarz trug.

„Mal was anderes.“ Er grinste verschmitzt, während Marie wieder in den Hörer sprach.

„Natürlich, ich werde es meinem Chef ausrichten, auf Wiederhören.“

„Pass bloß auf.“ Warnte sie ihr Kollege Thilo Schulze, nachdem sie das Gespräch beendet und aufgelegt hatte. „Die Alte vom Oberboss läuft hier rum und kontrolliert alles. Sie ist bekannt dafür junge hübsche Aushilfen wie dich einfach mal so rauszuschmeißen.“ Behauptete er.

„Grundlos?“ Marie war ehrlich verwirrt.

„Sie findet schon was. Also sei morgen besser etwas pünktlicher.“ Thilo war ein paar Jahre älter als sie, vermutlich Mitte oder Ende zwanzig. Er war zwar nicht hässlich, aber auch nicht unbedingt besonders gutaussehend, um es charmant auszudrücken. Zumindest war er definitiv nicht ihr Typ. Das schien ihn aber nicht daran zu hindern dennoch ständig mit ihr zu flirten. Auch wenn er dies natürlich niemals zugeben würde.

„Tut mir leid.“ Marie nickte verlegen.

„Schon gut. Mir ist das egal, ich sage nichts. Ich wollte dich nur warnen. Ich hätte nämlich nichts dagegen, wenn du uns noch ein Weilchen erhalten bleiben würdest.“ Er grinste verstohlen. Soweit sie wusste, war er unter den Kollegen weder besonders beliebt noch allzu unbeliebt. Allerdings war sie die Einzige zu der er derart auffallend freundlich war.

„Keine Sorge. Der aktuelle Fall wird die Kanzlei schon noch ein Weilchen auf Trab halten.“ Da war sie sich sicher.

Thilo nickte zustimmend.

„Fragt sich nur wie lange wir noch Tag und Nacht,“ das letzte Wort betonte er besonders ausgiebig. „Daran arbeiten und wie lange wir dementsprechend noch Aushilfen für die Nachtschicht benötigen.“ Sein Gesichtsausdruck wirkte enttäuscht. Er wäre vermutlich wirklich traurig, wenn Marie wieder gehen müsste.

„Ich muss ja auch noch weiter an meinem Studium arbeiten.“ Erwiderte Marie ausweichend, während sie einige Unterlagen, die sich auf ihrem Schreibtisch angesammelt hatten, näher betrachtete.

„Richtig.“ Gab er ziemlich zerknirscht zu und sah dabei etwas verstohlen auf den Aktenordner, der unter seinem Arm klemmte. Hatte sich im nächsten Moment jedoch bereits wieder gefangen. Er sah sie freundlich an, sagte aber nichts mehr. Offenbar fehlten ihm gerade die richtigen Worte. Ein äußerst seltener Moment. Genaugenommen hatte ihn Marie sogar noch nie zuvor so schweigsam erlebt. Sie hoffte das er nun endlich gehen würde und sie wieder ihre arbeite machen ließ, denn wenn sie ehrlich war, sprach sie ohnehin nur aus Höflichkeit mit ihm. Eigentlich hatte sie nicht wirklich Interesse an belangloser Konservation, weder mit ihm noch irgendeinem anderen aus dieser Firma. Sie wollte einfach nur in Ruhe ihre Aufgaben erledigen.

Tatsächlich machte er sich nach ein paar unendlich wirkenden Sekunden doch noch auf den Weg Richtung Ausgang. Die gesamte Etage, in der sie sich befanden, bestand zum größten Teil nur aus einem riesigen Großraumbüro, welches sich direkt hinter der Tür befand, vor der er nun stehen geblieben war. Nun geh doch endlich. Dachte Marie leicht genervt.

Er überlegte noch einen kurzen Augenblick, ob er doch noch etwas sagen sollte, öffnete dann aber doch die Tür von, Dass‘ Vorzimmer und warf dabei einen kurzen Blick hinaus. Praktisch im selben Atemzug zog er sie vorsichtig wieder zu. Was war denn nun wieder los? Fragte sich Marie nun schon mehr als nur noch leicht genervt.

„Vorsicht. Da kommen sie.“

„Wer?“ Nun hatte er sie doch neugierig gemacht. Nach kurzem Zögern gesellte sie sich zu ihm und sah nun ebenfalls vorsichtig hinaus.

„Dass und die Zicke.“ Hermann Dass hatte kurzes bereits leicht ergrautes Haar, einen leichten Bauchansatz und trug eine hässliche Brille, die er stets zu putzen begann, sobald er nervös wurde. Zurzeit also ständig. Er war nicht besonders groß und bevorzugte normalerweise schlichte graue Anzüge. Er war ihr beider Vorgesetzter in der Nachtschicht und zudem Maries direkter Chef, da sie als Sekretärin in seinem Vorzimmer saß. Die andere Frau kannte sie nicht. Sie war groß und schlank. Die langen blonden Haare hatte sie zu einem streng wirkenden Zopf gebunden. In ihrem blauen Kleid mit den weißen Spitzen wirkte sie zwar overdressed, aber Marie war sicher, dass sie es gewohnt war, sich noch sehr viel mehr herauszuputzen.

„Sie ist die Frau vom Volk?“ fragte Marie verwundert.

„Quatsch. Erstens ist der alte Tattergreis so schwul wie der Gockel meiner Nachbarn.“ Thilo grinste breit über seinen eigenen bissigen Kommentar. Merkte aber schnell, dass er damit bei Marie eher ein Kopfschütteln auslöste. „Und zweitens hat er hier schon länger nichts mehr zu sagen.“ Fügte er schnell an. „Nein. Unser kleines Modepüppchen hier ist Betthaserl Nummer drei vom feinen Herrn Wagner.“

„Ach so. Den kenne ich noch gar nicht. Dr. Volk hat mich eingestellt und mich direkt zu, Dass‘ Aufpasser gemacht. Einer meiner… Professoren hatte mich ihm empfohlen.“ Sie musste aufpassen nicht zu viel von sich Preis zugeben. Sie konnte es sich nicht leisten zur Zielscheibe zu werden. Und egal wie sehr er sie auch anzubaggern versuchte, vertraute sie Thilo keinen Millimeter.

„Ach so verstehe. Einige der anderen Mädchen hatten sich schon gefragt, was du für diese Stelle wohl alles – zu tun bereit warst?“ Er grinste dreckig.

„Was meinst du?“ Marie tat so unschuldig wie möglich, als hätte sie nicht verstanden, worauf er hinauswollte.

„Ach ähm nichts, vergiss es.“ Er sah wieder zu den beiden anderen hinaus, die mit einigen der Angestellten sprachen. „Ich kann leider nicht hören, was sie sagen.“

„Sie ist unzufrieden damit wie langsam hier alle vorankommen. Sie sagt sie habe selbst Jura studiert und wisse, wovon sie redet.“

„Hah. Studiert vielleicht. Aber die hat doch noch nie in ihrem Leben richtig gearbeitet.“ Thilo versuchte übertrieben selbstbewusst zu klingen, versicherte sich aber dennoch mit einem vorsichtigen Blick das ihn niemand der anderen gehört hatte.

„Jetzt reden sie über den Auftraggeber.“ Fuhr Marie unbeirrt fort. „Sie erwähnt die Milliarden hohen Strafen, die das Unternehmen für das jahrzehntelange Vertuschen seiner Umweltverschmutzungen zahlen müsse. Wenn es der Kanzlei nicht endlich gelingen würde, etwas zu finden, mit dem sich diese Strafen umgehen ließen.“ Marie war noch nicht lange genug in der Kanzlei angestellt, um alle Details zu kennen. Aber sie wusste, dass man sie extra wegen dieses Klienten eingestellt hatte, so wie auch noch ein gutes Dutzend anderer. I.Du.A war ein weltweit agierender Großkonzern mit jährlichen Umsätzen in Milliardenhöhe. Die größtenteils technischen Geräte und die dazugehörige Software erfreuten sich in fast jedem Land dieser Erde großer Beliebtheit. Zumindest bis zu der groß angelegten Schmutzkampagne in den Medien. Man habe über Jahrzehnte Daten gefälscht, und Messergebnisse manipuliert, damit massiv und vollkommen bewusst der Umwelt geschadet, hieß es dort. Der Konzernchef sprach jedoch von Rufmord und dass sie bestimmten Einflussreichen und mächtigen Personen zu erfolgreich und somit gefährlich für deren eigene Geschäfte geworden wären. Das alles sei ein abgekartetes Spiel, behauptete er öffentlich. Da die Medien seit Monaten kein anderes Thema mehr zu kennen, schienen und der Druck der Bürger auf die Politik immer weiter stieg, vielen die Aktienkurse ins Bodenlose. Damit sanken die Einnahmen und dadurch auch die Rendite massiv. Massenentlassungen drohen. Für das Unternehmen bedeutet dies nichts anderes als den finanziellen Ruin. Es bleibt ihnen nur eine Chance, sie müssen sich vor Gericht rehabilitieren. Damit lastet auf Volk und Wagner und allen anderen Beteiligten eine Riesenverantwortung, nicht nur für I.Du.A selbst, sondern auch für deren Mitarbeiter und ihre Familien. Für die Mitarbeiter der Zulieferer und deren Familien und immer so weiter…

„Das kannst du alles von hier aus hören? Ich verstehe kein Wort.“

Thilo war verdutzt, doch Marie lächelte nur schnippisch.

„Vielleicht solltest du dein Gehör mal von einem Spezialisten testen lassen?“ Nun lächelten beide wieder. Doch urplötzlich riss Thilo an ihrer Schulter, Marie wollte sich gerade instinktiv zur Wehr setzen, als sie bemerkte, was los war. Wagner und Dass steuerten direkt auf das Vorzimmer zu seinem Büro zu, in dem sich Marie und Thilo gerade befanden.

Als sie schließlich hereinkamen, saß Marie wieder hinter ihrem Schreibtisch und tippte geschäftig auf der Tastatur ihres PCs herum. Sie hoffte, dass niemand bemerkte, dass sie ihn bisher noch gar nicht eingeschaltet hatte. Thilo stand vor ihr und blätterte in einem Aktenordner. Hermann Dass zuckte kurz erschrocken zusammen, als er die Zwei erblickte.

„Was tun sie hier?“ raunzte er Thilo Schulze an.

„Die Mettmann zahlen, sie wissen doch…“ Er wedelte mit dem Aktenordner herum.

„Jaja. Die sind da drin.“ Dass richtete sich nun an Marie. Hoffentlich sah er dabei nicht auf den Bildschirm. „Haben sie was für mich?“

„Das Facility-Managementhat angerufen.“ Er sah sie fragend an. „Sie wissen schon, wegen dem neuen Reinigungsplan. Weil wir doch hier im Büro jetzt auch in der Nacht arbeiten. Sie werden alles so anpassen, wie sie es gefordert haben.“ Erklärte sie, ehe er etwas sagen konnte.

Dass nickte nur. Sie hatte bei ihm schon häufiger den Eindruck gehabt das er nicht immer ganz bei der Sache war und oftmals bei Dingen, die zu seinem Aufgabenbereich gehörten, gar nicht wusste, worum es sich handelte. Was wohl der Grund dafür war das Dr. Volk sie eher als Aufpasser, denn als einfache Sekretärin eingestellt hatte.

„Sie schicken gleich jemanden vorbei der hier aufräumt…“

Marie spürte Frau Wagners abschätzenden Blick. Obwohl sie ein zugegeben hübsches Gesicht und eine makellose reine Haut hatte, konnte jeder sofort an ihrem arroganten und überheblichen Gesichtsausdruck ihren Charakter erkennen. Außerdem war sich Marie sicher, dass sie schon längst keine dreißig mehr war und einiges hatte machen lassen. Sie war nichts weiter als eine übergroße Barbiepuppe.

„Eine Aushilfe?“ Fragte sie in herablassendem Tonfall.

„Marie leistet wirklich hervorragende Arbeit. Sie weiß immer genau worauf es ankommt und…“ versuchte Dass, sie zu verteidigen. Marie wusste gar nicht, dass er derart große Stücke auf sie hielt. Andererseits musste auch ihm inzwischen klar sein, dass sie hier praktisch den Laden managte und er ohne sie ziemlich aufgeschmissen wäre. Irgendetwas musste da zwischen ihm und dem alten Volk laufen, anders ließ sich die Position dieses ahnungslosen kleinen Mannes hier nicht erklären.

„Ja. Ja. Ich hoffe nur, das bringt auch etwas und sie hält uns nicht nur auf, so was kann leicht nach hinten losgehen und dann machen solche Leute mehr Arbeit als sie einem Nutzen. Ich kenne das. Wir hatten mal eine Haushaltshilfe, schreckliche Person. Alles musste man ihr zweimal erklären und selbst dann hat sie es noch nicht richtig gemacht. Was die sich eingebildet hat. Meinte, sie hätte mehr Ahnung vom Putzen als ich. Nur weil sie das schon dreißig Jahre macht oder so.“ Sie machte eine angewiderte Geste. „Auch wenn ich so ein blödes Staubsaugding noch nie benutzt habe, kenne ich mich damit trotzdem besser aus als diese unfähige Ziege. Ich habe schließlich studiert!“

Mein Gott, dachte Marie, wie kann ein Mensch nur so von sich überzeugt sein und gleichzeitig nur dummes Zeug reden?

„Marie ist keine Zie…, ich meine sie… sie ist ziemlich klug für ihr...alter.“ Dass schien sie jedenfalls ordentlich eingeschüchtert zu haben. Was bei diesem unsicheren, Rückgratlosen Männlein aber auch nicht sonderlich schwierig war.

„Ach die Jugend von heute. Die kommen doch alle im richtigen Leben nicht mehr klar. Die kennen doch nur noch das Fernsehen oder ihr Handy. Meine Tochter ist fünfzehn. Aber sie ist absolut nicht so. Mein Kind habe ich gleich vernünftig erzogen. Es ist wichtig, gleich von Anfang an klare Regeln zu setzen. Die tanzen einem ja sonst auf der Nase herum. Erst gestern wollte sie extra nach New York fliegen nur wegen, einem einzigen Shirt. Also da habe ich ihr gleich gesagt, so geht das aber gar nicht junges Fräulein, denk nur mal an das ganze CO2 Dingsbums. Ich habe sie erst mal auf ihr Zimmer geschickt, damit sie noch mal drüber nachdenkt. Und siehe da, plötzlich konnte sie doch mehr als nur ein Teil brauchen. Siehst du, geht doch, habe ich da zu ihr gesagt. Ich bin dann aber doch lieber mitgeflogen, man weiß ja nie, was diese Kinder sonst anstellen. Gekauft haben wir ihr dann aber doch nichts. Das war mir viel zu stressig. Nächstes Mal flieg ich doch lieber wieder alleine zum Shoppen, dann aber nach London oder Paris. Schade, dass nicht alle Kinder so gut erzogen sind wie meine Kleine.“

Hört die auch irgendwann mal auf zu plappern? Fragte sich Marie und sah dabei zunächst zu Dass und dann zu Thilo, konnte in ihren Blicken aber nicht erkennen, ob sie genauso darüber dachten. Vermutlich trauten sie sich nicht mal eine Miene zu verziehen, aus Angst die eingebildete Schnepfe könne sich beleidigt fühlen?

„Ihr Mann ist bestimmt auch ganz stolz.“ Meinte Dass und klang dabei irgendwie als versuche er gerade eine Möglichkeit zu finden, um in ihren Darmausgang zu kriechen.

„Ach der. Typisch Mann. Letztens sagt er doch zu mir wir müssten langsam überlegen, ob unsere Tochter die Kanzlei übernehmen solle. Immerhin soll es ja nicht umsonst gewesen sein das wir sie auf so eine teure Privatschule schicken.“ Sie verdrehte die Augen. „Also das kann er gleich vergessen. Meine Tochter soll später nicht in irgendeinem Büro versauen, sie soll lieber was Vernünftiges werden. Model zum Beispiel.“

Oh weh. Nun verdrehte Marie die Augen. Frau Wagner strafte sie mit einem abschätzigen Blick. Marie hoffte, dass ihre Geste nicht der Grund war, nachdem sie gesucht hatte, um sie zu feuern, so wie es Thilo gesagt hatte. Zum Glück blieb es jedoch bei einem Blick.

Dass hielt die Tür zu seinem Büro auf und bat Frau Wagner herein.

„Wir haben noch ein paar Dinge zu besprechen.“ Sagte er zu Marie. Sie nickte freundlich, aber bestimmt. „Wir möchten, wenn möglich nicht gestört werden.“ Anwalt Hermann Dass sah die Aushilfe in seinem Vorzimmer fast schon flehend an. „Außer es lässt sich wirklich nicht vermeiden.“ Was erwartete er denn von ihr? Das sie irgendeinen Notfall erfand, der seiner Aufmerksamkeit bedurfte? Nur damit er früher von dieser Nervensäge wegkam?

Dass blickte noch einmal nach draußen, ehe er die Türe hinter sich endgültig schloss.

„Ach und ähm Schulze… Ab an die Arbeit!“

„Was für eine reizende Person.“ Meinte Thilo augenzwinkernd, während er den Raum verlies. Marie startete ihren PC und hoffte, dass es für den Rest der Nacht ruhiger sein würde.

… Frauen werden in vielen Kulturen noch immer unterdrückt. Sie haben weniger rechte als ihre männlichen Artgenossen. Ihnen stehen weniger Möglichkeiten zur Verfügung. Sie haben zum Beispiel kaum Zugang zu Bildung und kümmern sich meist nur um den Haushalt und die Kindererziehung. Der Mann im klassischen Sinne, sieht sich häufig selbst als das starke Geschlecht an. Das Familienoberhaupt, der Ernährer.

Dabei wissen wir mittlerweile das die Menschheit durchaus auch ohne den Mann auskommen könnte. Nicht jedoch ohne die Frauen. Eine Welt nur aus dem weiblichen Geschlecht bestehend, wäre durchaus vorstellbar. Der Mann hingegen könnte allein niemals überleben…

Volkan lauschte beim Training gerne Hörbüchern. Vor allem leichter Unterhaltung zum Entspannen. Aber auch schwererer Lektüre. Je nach Stimmung. Sachbücher wie jenes das gerade aus seinen Ohrsteckern zu hören war, sind jedoch oft leider ein wenig trocken. In diesem ging es zum Beispiel um die Rolle der Frau in der Geschichte und ihren Einfluss auf diese. Wie erfolgreiche Frauen aus Politik und Wirtschaft unsere Erde prägten. Aber eben auch darum das der Mann an sich eigentlich überflüssig sei und es thematisiert wie eine solche Welt ohne Männer aussehen würde und was es benötigte damit diese auch funktioniere.

Er verbrachte jeden Tag mindestens eine Stunde im Fitnessstudio. Meistens mehr. Doch heute hatte er schlecht geschlafen, also blieb es bei der Einen.

Es ging ihm dabei gar nicht so sehr, um die körperliche Fitness oder darum besser auszusehen, es war einfach das gute Gefühl dabei. In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Das war sein Motto.

Nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte, ging er noch an der Bar vorbei und gönnte sich einen Vitaminshake. Yasemine machte einfach die Besten. Als er das Fitnesscenter verlies warf sie ihm noch einen freundlichen Blick zu. Er fragte sich schon seit Längerem, ob sie einfach nur höflich sein wollte oder mehr dahintersteckte. Er wusste selbst, dass er ein gutaussehender, Mittdreißiger mit südländischem Flair war, auf den die Frauen reihenweise abfuhren. Er legte zwar großen Wert auf sein Aussehen, bildete sich jedoch wenig darauf ein.

Sollte er sie einfach mal ansprechen? Er verschob das auf später, irgendwann. Zurzeit hatte er einfach genügend andere Dinge zu tun. Frauen brachten einem einfach nur alles viel zu sehr durcheinander und verkomplizierten alle Dinge. Nein, momentan war er mit seinem Leben, so wie es war schon ausgelastet genug. Man kann auch ohne eine Frau zufrieden sein. Er lächelte bei dem Gedanken.

Draußen setzte er seinen Helm auf, zog die Knieschützer fest und schwang sich auf sein Trekkingrad.

Er wohnte etwas außerhalb der Stadt in einem kleinen Vorort, denn er mochte den Lärm und den Gestank dort nicht. Zumindest empfand er es so. Auf dem platten Land, wie die Einwohner ihren Ort bezeichneten, war alles ruhiger, nicht so hektisch und die Luft war besser, oder fühlte sich zumindest sauberer an. Mit dem Fahrrad benötigte er jedes Mal eine Stunde, um in die Stadt zur Arbeit zu kommen. Das Fitnessstudio lag etwa auf halber Strecke und so bog er nach nur etwa 30 Minuten auf das Gelände des Polizeireviers Mitte ein. Es war komplett umzäunt und bot nur wenige Grünflächen. Der Großteil der unbebauten Flächen musste Ende der Neunziger zuerst einem Anbau und später dann einem Parkhaus weichen. Von der Straße aus ist jedoch noch immer nur die alte Fassade des klobigen Haupthauses zu sehen. Ein unansehnlicher eckiger Klotz der Volkan schon immer mehr an ein Gefängnis erinnerte. Über den Hof neben dem Gebäude, welcher früher zum alten Parkplatz gehörte, gelangte man direkt vorbei an der modernen Glasfront des neuen Bürotrakts zur Einfahrt des Parkhauses. Im unteren Teil, direkt neben der Einfahrt lagen die Fahrradabstellplätze. Als er geradewegs darauf zusteuerte, kam von hinten ein PKW auf ihn zugerast. Volkan wich instinktiv aus und wäre fast vom Rad gefallen. Der Fahrer hupte und hielt dann direkt neben ihm an.

„Schon mal was von Radwegen gehört? Du blockierst mit deinem komischen Drahtesel die halbe Fahrbahn, da kommt doch kein normaler Mensch mehr vorbei.“

Es war sein Kollege Steffen Müller mit seinem stinkenden VW Käfer Cabrio Oldtimer. Zumindest empfand ihn Volkan als luftverpestende Dreckschleuder.

„Da passt doch ein LKW durch.“ Antwortete er trotzig. Diese Art von freundschaftlichem Gezanke war bereits so etwas wie ein tägliches Ritual zwischen den beiden geworden. „Außerdem ist das Privatgelände, hier herrscht Schritttempo.“

„Ja klar, schneller kannst du lahme Ente ja auch nicht.“ Volkan wusste, dass Steffen nur Spaß machte, dennoch hätte er ihm am liebsten gleich hier gezeigt, wer von ihnen die lahme Ente war. Von der Kondition und der sportlichen Fitness her, davon war er überzeugt, war er ihm auf jeden Fall überlegen.

Trotzdem ließ er es dabei bewenden und stieg stattdessen vom Rad ab, um sich über das offene Verdeck zu beugen.

„Wow. Du siehst ganz schön fertig aus.“ Bemerkte er. „Bist du gerade einen Marathon gelaufen?“

„Gelaufen?“ Fragte Steffen erschöpft zurück. „Gesehen! Ich habe gerade einen Serienmarathon hinter mir.“ Er biss genüsslich in einen Döner, den er zuvor auf dem Beifahrersitz liegen gehabt hatte. „Ich habe gerade alle neuen Folgen meiner Lieblingsserie am Stück bei dem neuen Streaminganbieter angesehen.“ Erzählte er kauend. „Die machen das wirklich schlau. Es ist wie bei den Drogen. Hast du erstmal eine Folge gesehen, kannst du nicht mehr aufhören, bis du die ganze Staffel durchgesuchtet hast."

Alles andere hätte Volkan jetzt auch sehr überrascht. Er erinnerte sich an frühere Erzählungen über diese Serie. Selbst konnte er mit all diesem Fernsehkram nichts anfangen. Er sah sich höchstens Dokumentationen an oder ging vielleicht mal ins Kino, aber das war es dann auch schon. Er hatte einfach nicht genug Zeit, um sie mit derartigem Zeug zu vergeuden.

„Geht es da nicht um Zombies?“ Fragte er verständnislos. Es gab kaum etwas, das noch schlimmer war als unrealistische Polizeisendungen, doch Comedyserien mit künstlichem Gelächter, Sendungen über Raumschiffe und oder Aliens und natürlich Fantasy Geschichten wie diese über Untote, kamen ziemlich dicht dahinter.

„Ich habe einen Bericht gesehen über Ausgrabungen in Nordamerika. Dabei sollen sie in einer Höhle das Grab eines uralten Indianerhäuptlings entdeckt haben. Außerdem haben sie herausgefunden, dass er angeblich etwas getan hat, durch das er unsterblich geworden ist. Allerdings hat er damit jedoch eine zombieartige Epidemie ausgelöst.“

Tatsächlich hatte Volkan ebenfalls etwas darüber gelesen. Man ist sich bis heute nicht ganz sicher, ob das alles wirklich so stattgefunden hat und wenn Ja, wie es letzten Endes aufgehalten wurde.

Steffen schmatzte, während er sich die letzten Bissen seines Döners in den Mund schob. Volkan drehte sich beim Anblick des Essens fast schon angewidert zur Seite.

„Waas?“ protestierte Steffen. Er konnte einfach nicht nachvollziehen, was sein Kollege schon wieder hatte. Volkan stellte sich ständig so an, mit seinem Veganen essen, dem Gesundheitswahn und all dem Ökoquatsch. Als ob das wirklich gesünder war. Wenn du dran bist, bist du dran, also mach das Beste aus der Zeit, die dir zur Verfügung steht. Das war jedenfalls sein Motto.

„Ich werde nie verstehen, wie die Deutschen so was essen können.“ Volkan war sich darüber im Klaren, dass die meisten Dönerläden von Türken betrieben wurden, aber erfunden wurde er immerhin in Berlin.

„Da ist auch Salat drin.“ Verteidigte sich Steffen.

„Ich weiß, wo auch Salat drin ist. In Salat! Außerdem kommt es auf die Abwechslung an. Auch mal Obst und Gemüse essen.“ Beschwerte sich Volkan über die Essgewohnheiten seines Freundes.

Steffen verdrehte nur die Augen.

„Lass uns reingehen, bevor wir wieder zu spät kommen.“ Steffen musste ein paar runden durch das Parkhaus drehen, ehe er einen Parkplatz fand. Volkan hatte mehr Glück, es waren noch mehr als genug Fahrradstellplätze für ihn frei. Nun ja, genau genommen hatte es mit Glück nicht viel zu tun, denn eigentlich gab es immer genügend freie Plätze. Es war nicht das erste Mal, dass er sich darüber ärgerte, dass so wenige mit dem Fahrrad kamen und stattdessen lieber faul mit dem Auto fuhren. Steffen zum Beispiel hätte mit dem Rad sogar einen kürzeren Anfahrtsweg als er.

Steffen gelang es schließlich doch noch, endlich sein Auto irgendwo auf einem Parkdeck weiter oben abzustellen.

Während Volkan unten auf ihn wartete, bemerkte er Doc König, die eigentlich Rebecca hieß. Gute Freunde durften wohl auch Becky sagen. Hatte er zumindest gehört. Sie lächelte ihm freundlich zu, während sie die Dienststelle durch einen Seiteneingang, der direkt hier vom Parkhaus in den Keller führte, betrat. Sie wurde Doc genannt, weil sie hier so etwas wie der Sanitätsdienst war. Sie versorgte kleinere Wunden, nahm Blut für Drogentests ab und lauter solche Dinge. Der Keller war quasi ihr Königreich. Sie war fast zehn Jahre älter als er, dennoch soll sie angeblich, als er damals hier anfing, ein Auge auf ihn geworfen haben. Es war nicht so, dass er sie nicht attraktiv fand, es war nur so, dass er weder damals noch heute auf der Suche nach etwas Festem war. Und einmal davon abgesehen, dass es sich unter Kollegen nicht gehörte, respektierte er sie viel zu sehr für einen One-Night-Stand.

Als er sie jedoch so von Weitem betrachtete, überlegte er schon, ob er sie nicht mal fragen sollte, ob sie Lust hätte, mit ihm auszugehen. Nettes Fahrgestell.

In dem Moment kam Steffen um die Ecke, der es endlich nach unten geschafft hatte, und er schüttelte den Gedanken wieder ab. Es war wirklich keine gute Idee, etwas mit einer Kollegin anzufangen.

Gemeinsam verließen sie schließlich das freundlich wirkende und hell beleuchtete Parkhaus. Über den Hof gingen sie nach vorne, zur breiten Eingangstür des Hauptgebäudes an der Volkan gerade vorbeigekommen war, als er über den Hof zum Parkhaus fuhr. Polizeirevier Mitte, stand da in schwarzen Buchstaben auf einem goldfarbenen Schild.

Durch einen kleinen Vorraum gelangten sie in den großen Eingangsbereich. Tagsüber sah man hier mitunter ein reges Treiben. In so einem Polizeirevier herrscht naturgemäß ein ziemliches Kommen und Gehen. Doch es war bereits spät und da verlagerte sich ihre Arbeit erfahrungsgemäß eher in Richtung Innenstadt. Ihre Dienststelle hingegen wirkte jetzt bereits ein wenig verlassen. Nur hinter dem breiten Tresen saß der Kollege Günther Freytag.

„Hallo Freytag.“ Begrüßte ihn Volkan.

„Ich hätte auch gerne Freitag.“ bemerkte Steffen. Doch damit war dem erfahrenen und vor allem stets besonnenen Beamten nicht einmal ein müdes Lächeln zu entlocken. Er kannte alle Witze, die man über seinen Namen machen konnte. Besonders gerne scherzten einige, wenn sie ihm begegneten, darüber das ja bald Wochenende sei, denn immerhin sei ja der Freitag schon da. Wobei die meisten von ihnen ohnehin auch am Wochenende Dienst schieben mussten. Dennoch war für so ein kleines Späßchen unter Kollegen immer Zeit. Selbst Volkan, der von vielen als zu steif, ernst und irgendwie spießig angesehen wurde, als typisch deutsch eben, wusste, dass auch so etwas gelegentlich sein musste. Wenn man nicht mal mehr einen kleinen witzigen Spruch machen darf, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn immer mehr Leute durchdrehen, pflegte sein ehemaliger Ausbilder stets zu sagen. Freytag grüßte die Zwei freundlich zurück und sie gingen, ohne anzuhalten weiter zum Personaltrakt. Dafür mussten sie das ordentliche neue Gebäude durch einen schmalen Flur verlassen und in den alten klobigen Klotz wechseln. Als man den Neubau geplant hatte, wurde nämlich bei all den schönen neuen Büros völlig vergessen, dass auch die Bereiche für die Einsatzkräfte eine Sanierung mehr als nötig gehabt hätten. Als Bürokratie hatte es derselbe Ausbilder bezeichnet. Was er damit genau meinte, blieb sein Geheimnis, er verstarb nur wenige Monate vor seiner Pensionierung an einem Herzinfarkt. So hat es der Staat am liebsten, hatte Steffen dazu gesagt. Dann spart er sich die Pensionszahlungen.

Ein schlichtes, irgendwie schäbig wirkendes Treppenhaus, verband die zwei Gebäude miteinander. Volkan und Steffen gingen nach unten. Die Umkleideräume mit Spinden für ihre Privatsachen befanden sich im Untergeschoss. Außerdem die Toiletten und sogar ein kleiner Fitnessraum und Duschen. Bis auf die sanitären Anlagen war das alles hier noch aus den Neunzehnhundertachtzigern.

In dem ausgedehnten Gewölbeartigen Keller befanden sich aber nicht nur die Duschen und Umkleideräume der Beamten, sondern auch noch eine Asservatenkammer, ein begehbarer Tresor in dem unter anderem Waffen untergebracht waren und ein dazugehöriger Schießstand. Dieser wurde jedoch weniger fürs Training genutzt, sondern vornehmlich zum Überprüfen der Funktionsfähigkeit der Ausrüstung. Im hinteren Bereich gab es ein Sanitätszimmer, das sogar über ein eigenes Leichenschauhaus mit einem Untersuchungszimmer für den Gerichtsmediziner verfügte.

Über eine spezielle Zufahrt im Parkhaus, konnten dort Krankentransporter ihre Ladung sogar direkt abliefern. Rebecca König, die dort heute zum Dienst eingeteilt war, war vorhin über diesen Eingang ins Gebäude gekommen. Für Volkan und Steffen war dies keine Option, da in diesem speziellen Bereich niemand etwas zu suchen hatte, der keinen triftigen Grund dafür vorlegen konnte.

Außerdem befanden sich in einem abgetrennten Teil des Gebäudes auch noch die Ausnüchterungszellen.

„Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ fragte Volkan seinen müde dreinblickenden Kollegen. Im Gegensatz zu Volkans fast immer gepflegten Äußeren, waren Steffens Haare, deren Farbe man wohl umgangssprachlich als straßenköterblond bezeichnen konnte, ziemlich zerzaust. Obwohl beide etwa Gleichalt und auch ungefähr gleichgroß waren, wirkte Steffen irgendwie älter und gesetzter. „Du siehst echt fertig aus. Sei ehrlich, das liegt doch nicht nur am Serienmarathon?“

Steffen nickte ertappt.

„Ich schlafe sehr schlecht in letzter Zeit.“ Das kannte Volkan nur zu gut, ihm gingen im Moment einfach zu viele Dinge durch den Kopf, Dinge, über die er lieber nicht so viel nachdenken würde. „Kennst du das Gefühl, schon einmal gelebt zu haben?“ fragte ihn Steffen, der noch immer über seinen schlechten Schlaf sprach. „Es kommt mir vor, als würde ich Bilder durch die Augen eines anderen sehen, Bilder aus längst vergangenen Tagen. Aber es ist nicht so, wie wenn man einen Film anschaut, es ist irgendwie anders, intensiver. So unheimlich real, als hätte ich das alles wirklich selbst erlebt.“ Er sah nachdenklich ins Leere, so als sei er gerade wieder an einem weit entfernten Ort oder in einer fernen Vergangenheit.

„Ich träume oft davon, dass ich jemanden erschieße.“ Gab Volkan zu. „Ich drücke einfach ab, aber ich kann nicht erkennen, wer es ist.“ Er sah Steffen ernst an. „Aber ich glaube es ist jemand, der es verdient hat, zum Beispiel weil derjenige den ganzen Tag bloß Unsinn von sich gibt.“ Er lachte und stieß seinen Partner freundschaftlich in die Seite. Dann lachte auch Steffen, doch nicht so ausgelassen wie erwartet.

Volkan öffnete mit einem scheppernden Geräusch die Tür zu seinem Spind. Nachdenklich betrachtete er seine Uniform, die darin an einem Haken hing und ihm fiel unweigerlich wieder ein, was Steffen gesagt hatte. Über seinen Traum. Volkan hatte als Kind auch einen Traum, der ihn nicht wieder losließ. Er betraf diese Uniform. Also nicht genau diese, aber die der Polizei eben, denn Volkan wollte gefühlt nie etwas anderes als Polizist werden. Er hatte schon immer diesen unbändigen Drang für Recht und Gesetz einzustehen. Für ihn sind Regeln und das sich jeder daran zu halten hat selbstverständlich, das hat auch etwas mit Anstand und Respekt zu tun. Für ihn ist das nicht irgendein Job, es ist seine Bestimmung… und außerdem steht ihm dunkelblau.

Gerade als er sich fertig umgezogen und seine privaten Sachen im Spind verstaut hatte, kam ein weiterer Kollege hinzu.

Dienststellenleiter Jens Meister war groß und kräftig. Sein Alter von Siebenundfünfzig Jahren sah ihm nur an, wer ihm ganz genau ins Gesicht schaute, welches inzwischen die eine oder andere Falte zierte. Nachdem sich auf seinem Kopf kaum noch Haare befunden hatten und die wenigen die er lang wachsen gelassen hatte, auch noch grau geworden waren, hatte er sich zu einer radikalen Lösung entschieden. Auch weil er den Spitznamen Wischmopp, den ihm einige hinter seinem Rücken gegeben hatten, nicht mehr hören konnte. Andere Kollegen scherzten gerne, dass er inzwischen seine Platte öfter poliere als sein Auto, so sehr würde seine Glatze glänzen. Oder in seinem Falle sein Motorrad, denn nach Dienstschluss sah Jens Meister aus wie ein waschechter Rocker. Wie aus Easy Rider, sagte Steffen immer. Um die fehlenden Haare auf dem Kopf zu kompensieren, zierte sein kantiges Gesicht ein buschiger, aber sehr gepflegter Vollbart. Abgerundet wurde das Ganze von einer schmalen Brille, die der eitle Polizist jedoch nur selten aufsetzte. Er verstand sich hervorragend in der Kunst zwischen, guter Kumpel und strenger Vorgesetzter zu balancieren. Er beherzigte täglich den Spruch Zuckerbrot und Peitsche. Würden sie wie im Film Guter Cop, böser Cop spielen, könnte er problemlos beide Rollen übernehmen.

„Der neue Chef will dich sofort in meinem Büro sehen.“ Wies er Volkan in unnötig lautem Ton an. Jens war hart, aber herzlich, und zwar meist beides gleichzeitig. Dieses Mal aber konnte sich Volkan denken, was es mit dem rüden Tonfall auf sich hatte. Der neue Chef, das war der Polizeipräsident der Stadt. Ihm unterstanden sämtliche Polizisten aller Dienststellen, nicht nur ihrer. Jens Meister war ihr direkter Vorgesetzter, Dr. Martin Eisenbrecher seiner.

„Aber unser Streifendienst hat gerade angefangen, wir müssen los.“ Sagte Volkan, während er noch Pfefferspray und Schlagstock verstaute. Er konnte sich sehr gut vorstellen was ihn erwartete und wollte diesen Termin daher unter allen Umständen vermeiden.

„Sofort!“ raunzte ihn Meister an und machte damit klar, dass er keine weiteren Widerworte hören wollte. Privat verstand sich Volkan ausgesprochen gut mit ihm, doch im Dienst machte er keine Unterschiede. Bevorzugungen gab es bei ihm nicht. Jens Meister behandelte alle Menschen gleich, Polizisten genauso wie jeden anderen auch.

„Ok.“ Volkan nickte schließlich doch zustimmend, wenn auch nur widerwillig. Unnötig laut scheppernd fiel die Tür zu seinem Spind ins Schloss. Steffen zuckte tatsächlich kurz erschrocken zusammen.

„Alles klar.“ Meinte er ein wenig eingeschüchtert zu Meister, nachdem Volkan sie verlassen hatte. „Ich mach dann mal den Harry und fahr den Wagen vor.“

Als er heute Meisters Büro im obersten Stock des Polizeigebäudes betrat, erschien es ihm sehr viel größer als sonst. Man hätte fast meinen können, dass es plötzlich ein ganz anderer Raum war. Nur Jens Meisters persönliche Dinge erinnerten noch an ihn. Seine berühmte Kaffeetasse, die er ständig suchen musste, weil er sie überall stehen ließ oder die Bilder im Regal. Volkan war zuvor noch nie aufgefallen, dass sie verschieden große Rahmen hatten. Das Bild seiner Familie war das kleinste, dann kam der Hund und das größte zeigte ihn mit einigen Kameraden und ihren Bikes vor dem Stadion seines Lieblingsvereins. Ein Hinweis darauf, wo dessen Prioritäten lagen?

Volkan fühlte sich unwohl und sah zum Fenster auf der rechten Seite hinaus, es wurde bereits dunkel, dennoch schien die Freiheit zum Greifen nah. Aus dem großen Panoramafenster hatte man den besten Blick von allen Räumen. Von hier aus konnte man ganz genau das treiben draußen auf der Straße beobachten, während man von den anderen Büros aus nur das Parkhaus oder die kahlen Außenwände der Nebengebäude sah.

Eisenbrecher saß in seine Unterlagen vertieft am Schreibtisch des Dienststellenleiters. Erhob sich aber kurz als er Volkan sah und deutete mit der flachen Hand auf den leeren Stuhl, der sich ihm gegenüber vor Meisters Schreibtisch befand. Dann sah er wieder angestrengt über den Rand seiner Brille in die Akten vor ihm, während sich Volkan setzte.

„Dann sind sie wohl der Kollege, Volker Meier?“ fragte er wie beiläufig, ohne dabei aufzusehen. Er war ein stämmiger sehr groß gewachsener Mann ende Fünfzig eher älter, Volkan schätzte ihn auf mindestens zwei Meter, sein Anzug passte ihm wie ein Kartoffelsack. Einige Kollegen nannten ihn abschätzig Riesenbaby. Manche gingen sogar soweit ihn als ewig nörgelndes Riesenbaby zu bezeichnen. Für eine solche Beurteilung kannte ihn Volkan noch nicht gut genug. Er sah krank aus, Volkan vermutete eine, wenn auch vielleicht erst noch leichte, Diabetes wahrscheinlich von zu wenig Bewegung und einseitiger Ernährung.

„Volkan.“ Berichtigte ihn der junge Polizist.

„Wolfgang?“ Eisenbrecher sah ihm kurz verwundert in die Augen.

„Nein. Volkan! Das ist türkisch, lange Geschichte.“ Volkan hatte es satt die Leute ständig über seine Herkunft aufzuklären. Der Polizeichef sah ihn jedoch nur weiterhin unsicher an.

„Mein verstorbener Vater war Deutscher, meine Mutter ist Türkin, daher der Nachname!“ fuhr er deshalb weiter fort. „Ok, doch nicht ganz so lange Geschichte.“ Er versuchte das Ganze mit einem Lächeln zu überspielen.

Doch Eisenbrecher war nicht der Typ für schlechte Witze. Und eigentlich war Volkan gerade auch nicht zu Scherzen aufgelegt. Nicht wenige waren der festen Überzeugung, er wüsste nicht einmal, wie man Scherz schreibt.

„Sie wissen das es auf eine interne Untersuchung hinauslaufen wird?“

Eisenbrecher sprach damit einen vor kurzem erfolgten Zwischenfall an. Seine Laune schien sich dabei weiter zu verschlechtern. Volkan nickte nur. Es war bereits alles gesagt worden zu diesem Thema.

„Sie können sich sicher denken, dass wir nicht gerade erfreut über die ganze Situation sind.“ Er sah Volkan an, als erwarte er eine bestimmte Reaktion von ihm. Doch als er sie nicht bekam, fuhr er einfach mit seiner Rede fort. „Verdammt man. Der Bürgermeister sitzt mir im Nacken und die Tusse von der Polizeigewerkschaft kann schon fast, ihr Nachtlager in meinem Büro aufschlagen, so oft rennt die mir die Bude ein.“

Und was sagt ihre Frau dazu? Reiß dich zusammen Volkan. Es fiel dem jungen Polizisten, immer schwerer zuzuhören. Er hatte genug von dem leidigen Thema, er wollte einfach nur noch raus. Eisenbrecher bemerkte wohl sein Unbehagen und sprach wieder etwas gemäßigter, wirkte deswegen aber dennoch nicht unbedingt fröhlicher.

„Das Ganze kann sie ihre Beförderung kosten. Bei ihren Qualifikationen hätten sie eine beachtliche Karriere vor sich gehabt.“ Ach ja? Wie kannst du das beurteilen? Bis eben gerade wusstest du noch nicht einmal meinen richtigen Namen. „Herr Gott Wolfgang.“

„Volkan!“

„Warum werfen sie das einfach weg? Hätten sie sich nicht zusammenreißen können?“ Nun wirkte er tatsächlich wie ein nörgelndes Kleinkind.

Volkan hatte genug gehört.

„Haben sie den Bericht über den Zwischenfall überhaupt gelesen?“ fragte er gereizt.

Eisenbrecher rutschte unsicher auf seinem Stuhl hin und her und sah dabei irgendwie ertappt aus. „Sicher. Aber darum geht es nicht. Entscheidend ist was die interne Ermittlung ergibt.“

„War‘s das?“ fragte Volkan genervt. Auch Eisenbrecher hatte wohl keine Lust mehr auf diese Unterredung und ließ ihn aufstehen. Gab ihm aber noch eine Warnung mit auf den weg.

„Ich behalte sie im Auge mein Junge.“

Irgendwas stimmt mit Hasi nicht

Ich erinnere mich noch genau an den Tag als alles begann. An jenen Schicksalshaften Tag der mein Leben für immer veränderte. Wir hatten bereits fast wieder Winter. Es war kalt und es hatte geregnet, die Straßen waren nass. Trotzdem mussten wir die gute Ausgehkleidung anziehen, was meinen kleinen Bruder nicht davon abhielt auf dem Weg zum Metzger in jede Pfütze zu springen. Mutter war selten streng zu uns, eigentlich nie. Obwohl sie ganz und gar nicht einverstanden mit seiner Vorstellung von Spaß war, ließ sie ihn dennoch ohne nennenswerten Protest gewähren. Ich wusste das sie die Reinigung unnötige Zeit kosten würde und ich hasste es, wenn ihr etwas oder jemand das Leben schwer machte.

„Sieh mal Mami, die habe ich für dich gepflückt.“ Hänschen präsentierte ihr stolz seine Unkraut Errungenschaft.

Doch irgendwie konnte auch ich ihm nie lange böse sein.

„Wir brauchen diese Leute hier nicht. Ich sage geht weg!“ Ich hörte jemanden lauthals schreien, als wir um die Ecke auf den kleinen Marktplatz unseres Heimatortes kamen.

Ich liebte diese Stadt, mit allen ihren Museen und Theatern, den alten Kirchen und Opernhäusern, den Gärten den Seen und Parks. All die kleinen und großen Sehenswürdigkeiten. Es gab so unendlich viel zu entdecken. Es herrschte so viel leben auf den Straßen, überall waren die Menschen geschäftig, gingen ihrer Arbeit nach, unterhielten sich oder saßen auf Bänken und lasen Zeitung. Kinder spielten fröhlich…Aber das alles war natürlich, bevor sie zerbombt wurde.