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Jule, ein kleines Mädchen mit niedlichen Zöpfen, lebt mit ihren Eltern in einem Haus mit Garten. Da Mama und Papa viel arbeiten müssen, ist Jule oft allein zu Hause. Um das zu ändern, wünscht sie sich zu ihrem achten Geburtstag ein kleines Meerschweinchen. Ihr Wunsch wird erfüllt, doch sie ahnt nicht, wieviel Arbeit mit dem neuen Freund und Spielkameraden "Putzi" verbunden ist. Eines Tages ist sie seiner überdrüssig und denkt mehr daran, mit ihren Schulkameraden im Garten zu spielen als sich um "Putzi" zu kümmern. Mama und Papa sind darüber sehr traurig und geben das Meerschweinchen vorübergehend zu den Nachbarn. Erst jetzt beginnt Jule darüber nachzudenken, was sie falsch gemacht hat. Ein Traum hilft ihr dabei. Nun versucht sie die Eltern zu bewegen, ihr "Putzi" wieder zurückzugeben. Doch wird ihr das gelingen?
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Seitenzahl: 23
Veröffentlichungsjahr: 2016
Traurig stand die kleine Jule am Küchenfenster und sah in den Garten. Draußen war es dunkel und ungemütlich kalt. Der Wind blies kleine weiße Flöckchen vor sich her und überzog den Rasen und Mutters Blumenbeete, die sie erst im Sommer angelegt hatte, um ständig frische Blumen im Haus zu haben, mit einer ersten dünnen Schneeschicht. Jule liebte Blumen, vor allem wenn in jedem Zimmer welche standen und ihr Duft das ganze Haus erfüllte.
Neugierig drückte sie ihre kleine Stupsnase gegen die Scheibe. Zwei Spatzen hatten sich auf dem Fensterbrett eingefunden und zankten um ein paar Brotkrumen, die Jule heute Morgen dort hingelegt hatte. Als sie gegen die Scheibe klopfte, flogen die Spatzen davon. Jule lachte, hob dann nachdenklich den Kopf und sah in den Himmel, an dem ein einsamer Stern durch zwei dicke Wolken hindurch leuchtete. – Wo nur Mama bleibt, fragte sie sich im Stillen. Sie schaute zu der braunen Kuckucksuhr, die über dem Herd hing, als der kleine Holzvogel darin plötzlich heraussprang und gleich darauf wieder verschwand.
Acht Mal zählte sie seinen Ruf: „Kuckuck, Kuckuck …“ Und als er zum letzten Mal gerufen hatte, wünschte sie sich für einen kurzen Moment, ihn noch einmal hören zu können.
Eigentlich liebte sie den Ruf dieses kleinen Vogels, auch wenn er nicht so lebendig war wie die Vögel, die im Frühling in ihrem Garten Nester bauten und so schön zwitscherten. Manchmal, wenn es auf die volle Stunde zuging, stand sie schon am Küchentisch und starrte so lange auf den großen Zeiger, bis die kleine Tür aufsprang und er zu rufen begann. Doch heute hatte sie keine richtige Freude daran, denn Mama war noch immer nicht zu Hause und in dem großen Haus mit den vielen Zimmern fühlte sich allein.
Wieder sah sie in den Garten hinaus, wo der Wind den Schnee immer heftiger vor sich hertrieb. Weiße, flatternde Schleier jagten durch die Luft. Sie zerrten an den Mänteln der Menschen, während sie sich tief darin verkrochen und an ihrem Gartentor vorbei nach Hause eilten.
„Es wird Zeit, dass ich den Tisch decke und den Teekessel auf den Herd stelle“, seufzte Jule. „Mama wird durchgefroren sein, wenn sie nach Hause kommt, und sich über einen warmen Tee freuen.“ Schnell stellte sie Tassen und Teller auf den Tisch, legte Messer und Gabeln bereit und bemerkte dabei, dass eine Tasse zu viel auf dem Tisch stand.