Ein guter Arzt in den Bergen: Super Arztroman Doppelband - Anna Martach - E-Book

Ein guter Arzt in den Bergen: Super Arztroman Doppelband E-Book

Anna Martach

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane von Anna Martach: Der lange Weg zu deinem Herzen Heiße Liebe - kalte Herzen Wintersport-Weltcup in Hindelfingen! Und Daniel Ingold betreut die Sportler. Schon bald stellt er aber fest, dass er durch seine neue Position zwangsläufig in Intrigen hineingezogen wird! Wie kann er es schaffen, sich aus diesem Sumpf zu befreien? Gleichzeitig fliegen unter den Wettkampfteilnehmern auch noch Amors Pfeile.

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Seitenzahl: 226

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Anna Martach

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Inhaltsverzeichnis

Ein guter Arzt in den Bergen: Super Arztroman Doppelband

Copyright

Der lange Weg zu deinem Herzen

Heiße Liebe – kalte Herzen

Ein guter Arzt in den Bergen: Super Arztroman Doppelband

Anna Martach

Dieser Band enthält folgende Romane

von Anna Martach:

Der lange Weg zu deinem Herzen

Heiße Liebe - kalte Herzen

Wintersport-Weltcup in Hindelfingen! Und Daniel Ingold betreut die Sportler. Schon bald stellt er aber fest, dass er durch seine neue Position zwangsläufig in Intrigen hineingezogen wird! Wie kann er es schaffen, sich aus diesem Sumpf zu befreien? Gleichzeitig fliegen unter den Wettkampfteilnehmern auch noch Amors Pfeile.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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Alles rund um Belletristik!

Der lange Weg zu deinem Herzen

Alpendoktor Daniel Ingold – Band 8

von Anna Martach

Der Umfang dieses Buchs entspricht 101 Taschenbuchseiten.

Wird aus Hagen Kneiffel und der patenten Astrid Krämer ein Paar? Alles scheint dafür – und zugleich alles dagegen zu sprechen, denn im beschaulichen Hindelfingen schlagen die Wogen hoch: Ein Bauvorhaben entzweit die Einwohner. Und wie können sich zwei Herzen vereinigen, wenn die Liebenden auf gegnerischen Seiten stehen? Daniel Ingold versucht sich als Vermittler.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

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1

„Das muss viel schneller gehen. Wie lang täten die denn noch brauchen?“, presste Doktor Daniel Ingold zwischen den Zähnen hervor. Vor ihm auf der Straße lag ein junger Bursche, der dringend ins Hospital musste. Nach einem Unfall mit dem Motorrad hatte er sich schwer verletzt, und es war ein reiner Zufall gewesen, dass der Arzt grad hier vorbeigefahren war und rasch erste fachliche Hilfe leisten konnte.

Welch ein Leichtsinn, um diese Jahreszeit mit dem Motorrad so schnell zu fahren. Überall gab’s Tonnen von Laub, was sich auf den Straßen sammelte, und nach jedem Regenschauer bildete sich ein tückischer Schmierfilm, der selbst Autos zum Rutschen brachte. Um wieviel mehr waren Zweiräder gefährdet?

Und Menschen besaßen nun mal keine Knautschzone, die vor schweren Verletzungen schützen konnte. Da tat auch der Helm net viel helfen, wenn die übrige Kleidung nicht aus stabilem Material bestand, was wenigstens große Fleischwunden verhinderte. So auch dieser junge Bursche hier. Er hatte ganz normale Jeans getragen und eine Jacke, die in Fetzen vom Körper gehangen hatte, als der Arzt den Burschen aufgefunden hatte.

Wäre net ausgerechnet der Daniel hier, hätte der junge Mann vermutlich so viel Blut verloren, dass nix und niemand ihn noch hätte retten können. Doch hier auf der Straße waren die Mittel des Arztes auch eng begrenzt, und sein Blick glitt immer wieder die Straße entlang, ob denn nicht endlich der Rettungswagen auftauchte und den Verletzten rasch in Sicherheit brachte.

Aber die Straßen hinaus aus Hindelfingen waren kurvig, eng und teilweise in einem beklagenswerten Zustand, da dauerte es halt seine Zeit, bis der Wagen durchkommen konnte. Zuviel Zeit vielleicht?

Es war ja schon lang immer wieder im Gespräch, dass eine neue breite, gut ausgebaute Straße am Fuß des Grimsteigs verwirklicht werden sollte. Bisher war das Vorhaben jedoch an den immensen Kosten gescheitert, die allein für die Trasse ausgegeben werden mussten. In diesem Augenblick wünschte sich der Daniel allerdings, dass jemand das Geld schon mal dafür ausgegeben hätte, dann müßte er sich jetzt keine Sorgen darum machen, ob der Bursche hier vor ihm überhaupt so lang leben würde, dass er noch das Zimmer im Hospital zu sehen bekam.

Noch einmal horchte er mit dem Stethoskop die Lunge ab, überprüfte die Verbände und versuchte, eine weitere Blutung zu stillen, während sich ein Stöhnen den blutigen Lippen des Burschen entrang.

In der Ferne klang das Jaulen eines Martinshorns auf. Endlich kamen die Kollegen! Der Daniel atmete auf. Dringend genug hatte er die ganze Sache bei seinem Anruf ja schon gemacht. Aber wahrscheinlich war der Wagen nicht schneller durchgekommen.

„Jetzt tät’s nimmer lang dauern“, murmelte der Arzt und strich dem Verletzten über die schweißige kalte Stirn. Ob der Bursche ihn durch die tiefe Bewusstlosigkeit überhaupt hören konnte, wusste er nicht. Aber ein tröstendes Wort konnte auch nicht schaden.

„Da drüben ist kaum ein Durchkommen“, erklärte der Fahrer des Rettungswagens wenig später. „Ein Auto hat eine Panne, und bis der Abschleppwagen kommt, muss man streckenweise einspurig daran entlang. Tut wirklich mal Zeit werden, dass eine ordentliche Straße gebaut wird.“

„Hat alles Vor- und Nachteile“, meinte der Daniel und schaute zu, wie der Verletzte gleich an den Tropfen mit Ringerlösung und Natriumlösung angeschlossen wurde. Nun würde man schon mal den Kreislauf stabil halten können. Und im Hospital gab’s die Kollegen, die sich um die diversen Wunden kümmern konnten. Er jedenfalls hatte sein Bestes getan, und er hoffte, es würde ausreichen. Sehr nachdenklich fuhr er heim.

Ja, wirklich, alles hatte Vor- und Nachteile. Für manche Leut’ wär’s ganz sicher ein Segen, tät’s endlich eine neue Straße geben. Und doch, die meisten Menschen in Hindelfingen unterm Grimsteig, wie es in der Werbebroschüre für die Touristik hieß, wollten keine bessere Anbindung an die große weite Welt. Unruhe würde es bringen, viele fremde Leut’, und die Beschaulichkeit wäre ein für allemal dahin.

Dabei hatte niemand etwas gegen Gäste, schließlich gab’s ja auch das Feriendorf, in dem das ganze Jahr über Betrieb herrschte, und in dem Feriengäste stets willkommen waren. Doch dabei handelte es sich meist um solche, die bereit waren, sich in das Leben am Ort einzugliedern. Irgendwie war die Welt noch in Ordnung in Hindelfingen, und die neue Straße würde diese Ordnung zerstören – mochte sie auch für einige wenige ein Segen sein.

Das alles ging dem Arzt durch den Kopf, während er jetzt sein Haus erreichte, wo die Sprechstunde eigentlich schon längst begonnen hatte. In der Praxis beruhigten seine beiden guten Geister, Hermine Walther und Maria Schwetzinger, grad die Patienten, die ein bisserl ungeduldig wurden. Aber schließlich ging so ein Notfall vor, und er hatte sich ja von unterwegs gemeldet, damit die Leut’ halt eben Bescheid wussten. Bis zu einem gewissen Grad hatte auch ein jeder Verständnis dafür.

Die Maria strahlte den Doktor an, wie sie es fast immer tat, wenn sie ihn sah. Seit dem ersten Tag hier in der Praxis schwärmte sie insgeheim für den Doktor, was er selbst noch gar nicht bemerkt hatte und die Hermine gutmütig ignorierte. Die ältere Frau, von den meisten nur liebevoll Minchen genannt, drückte dem Daniel die Karteikarte des ersten Patienten in die Hand und half ihm in seinen weißen Kittel. Dabei berichtete sie die Neuigkeiten, die ihn vielleicht interessieren konnten.

„Haben S’ schon gehört? Es heißt, die neue Straße soll jetzt doch gebaut werden“, erzählte sie, und der Daniel hielt verdutzt inne, hatte er das Thema nicht grad in Gedanken noch gewälzt?

Der Arzt seufzte dann schließlich. „Na ja, wie ich grad wieder gesehen hab, wär’s net verkehrt, damit man die Kreisstadt mit dem Hospital schneller erreichen könnt. Aber wer hat das nun schon wieder erzählt? Unsere Vreni vielleicht? Dann tät’ ich’s mit Vorsicht betrachten.“

Minchen lachte auf. Jedermann kannte die Kollmannberger Vreni, die Klatschbase von Hindelfingen. Und in der Tat musste man vorsichtig sein mit dem, was sie an Gerüchten unter die Leute brachte.

„Nein, es war net die Vreni. Im Rathaus haben’s ein Schreiben bekommen, und dann gleich einen Aushang im Kasten mit den Veröffentlichungen gemacht. Heut’ Abend schon ist eine Versammlung des Bürgerbegehrens dagegen.“

„Da verliert auch niemand Zeit, was? Der Protest liegt aber doch eh schon bei der Kreisverwaltung. Was soll denn dann noch diese Versammlung?“ Der Arzt wunderte sich nicht wenig, aber die Hermine war ja noch nicht fertig mit ihren Neuigkeiten.

„Na, die planen doch schon eine Demonstration. Schließlich wird doch in dieser Woche noch mal das Gelände vermessen, und gleich am Montag sollen die Arbeiten beginnen. Die wollen uns hier vor vollendete Tatsachen stellen.“

„Na, da legst dich nieder. Warum pressiert's denn so plötzlich?“, entfuhr es dem Daniel.

„Ach, ich glaub’, die hatten grad ein bisserl Geld übrig“, meinte Minchen trocken. „Und bevor die das an die Landesregierung zurückgeben, wird's eher verbaut, ob’s nun nötig ist oder net.“

Der Daniel schüttelte den Kopf und ging ins Sprechzimmer. Er sah schon jetzt eine Menge Schwierigkeiten voraus, denn es gab nur wenige Menschen hier in Hindelfingen, die sich mit dem Gedanken an diese neue Straße anfreunden konnten. Die meisten waren nicht der Meinung, dass es sich als Segen erweisen würde. Deshalb hatten sie sich in einem Bürgerbegehren gegen den Bau zusammengeschlossen und bereits mehrere Protestnoten bei der Kreis- und Landesregierung eingereicht, bisher allerdings ohne Erfolg – ja, sogar ohne eine Antwort.

Aber das würde sicher nicht alles bleiben, wenn aus den Plänen jetzt Tatsachen werden sollten. Einige Leute hatten im Vorfeld bereits gedroht, dass sie nicht tatenlos zuschauen würden, wenn die Bauarbeiten beginnen sollten.

Der Daniel nahm sich vor, heut’ abend die Versammlung ebenfalls zu besuchen. Vielleicht konnte er beruhigend auf die Leute einwirken. Und sicher wäre es auch gut, wenn der alte Huber, sein Vorgänger hier in der Praxis, dabei war. Sein Wort hatte eine Menge Gewicht.

Seufzend machte sich der Doktor daran, sich erst einmal auf die großen und kleinen Wehwehchen seiner Patienten zu konzentrieren.

2

„Aber meine verehrten Damen und Herren, so kommen wir doch nicht weiter. Sie sollten gute Argumente anführen können, um den Bau der Straße jetzt noch zu verweigern. Es reicht bei weitem nicht aus, nur zu erklären, dass Fremde in den Ort kommen, oder die Landschaft darunter leidet.“ Der Beauftragte der Kreisverwaltung war ein hochgewachsener schlanker Mann mit einer viel zu großen Brille für das schmale Gesicht. Sein Anzug aus feinem Stoff und mit einem perfekten Schnitt wirkte in dieser Umgebung irgendwie fehl am Platze – so wie der ganze Mann selbst.

Herbert Bockmann, so lautete sein Name, fühlte sich etwas hilflos. Man hatte ihn ziemlich überraschend, und leider auch völlig unvorbereitet, nach Hindelfingen geschickt. Nun hatte er das Gefühl, gegen eine undurchdringliche Mauer zu kämpfen, denn niemand hier am Ort sprach in der gleichen Weise wie er – wie ein Bürokrat eben. Er ging auch nicht darauf ein, dass sich noch niemand bei den Bürgern hier gemeldet hatte, obwohl ja eine Petition vorlag, die den Bau verhindern sollte.

Unglücklich schaute er in die Runde, auf der verzweifelten Suche nach jemandem, der ihn unterstützen würde. Doch überall sah er nur ablehnende, ja sogar wütende Gesichter. Eines davon gehörte der Astrid Krämer, einem bildhübschen, feschen Madl, das allerdings so eine Art Anführer der Rebellen zu sein schien. Wenn die Astrid die Stimme erhob, wurde es still im großen Saal vom Kreuzkrug, und die Leut’ hörten zu.

Jetzt stand sie auf und wandte sich an den Bockmann. Ihre Augen blitzten ihn an, doch ihre Stimme war fest, nicht aufgeregt oder hysterisch, sondern sachlich und beherrscht.

„Ich weiß net recht, welche Art von Beeinträchtigung Ihnen sonst noch genehm ist“, begann sie mit leichtem Spott. „Hindelfingen ist ein Ort mit wenigen Ansiedlungen von Gewerbebetrieben, aber mit einem Feriendorf, welches vielen unserer Bürger Lohn und Brot gibt. Die Gäste, die hierher kommen, schätzen die Ruhe und Abgeschiedenheit. Wir alle haben ein recht freundschaftliches Verhältnis zueinander, und die Leut’ täten erwarten, dass hier alles ein bisserl beschaulicher ist. Eine Straße, wie S’ die bauen wollen, bringt Durchreiseverkehr, Unfälle und fremde Leut’, die hier nix verloren haben. Dazu kommt, dass die Landschaft verschandelt wird. Der Grimsteig ist das Markenzeichen von Hindelfingen. Und genau da am Fuß wollen S’ jetzt die Straße bauen und damit das einheitliche Bild zerstören?“

„Das ist aber doch nur Landschaftskosmetik, denn immerhin wird der Grimsteig, der ja als unberechenbar gilt, vor Lawinen und Erdrutschen geschützt“, wandte der Bockmann etwas unsicher ein. „Die Straße wird im Laufe der Zeit an den bestehenden Verhältnissen ...“

„Landschaftskosmetik?“ Die Astrid glaubte ihren Ohren nicht trauen zu dürfen, und unter den anderen Anwesenden erhob sich ein aufgeregtes Gemurmel.

„Was täten S’ denn wohl sagen, wenn da ein Wildfremder herkäme und bestimmen würd’, dass durch Ihre gute Stube eine Eisenbahn gebaut werden muss, weil’s irgendeinem Bürokraten so passen tät’, und es ja zum Segen für alle wäre? Die Schienenführung müsst halt eben so sein, aber immerhin wär’s ja eine Verschönerung des Zimmers, Landschaftskosmetik halt. Da würden S’ auch net unwidersprochen danebenstehen, net einmal dann, wenn man Ihnen versprechen tät’, dass die Böschung nach Wunsch bepflanzt wird. Und genauso fühlen wir uns hier. Der Grimsteig gehört, so wie er ist, zu unserem Leben. Den können S’ net einfach mit einer Straße verstümmeln und behaupten, es wäre zum wohl der Allgemeinheit. Und bisher haben wir’s auch immer geschafft, uns vor den Lawinen und Erdrutschen selbst zu schützen. Da braucht’s kein Landestraßenbauamt, was keine Ahnung hat, was wirklich Not tut. Die Allgemeinheit sind wir nämlich, und wir wollen diese Straße net.“

In einer so klaren und deutlichen Sprache hatte wohl noch niemand mit dem Bockmann gesprochen. Und er hatte auch noch nie mit derart erbittertem Widerstand zu tun gehabt. Meist machten die Leut’ einen Aufstand, weil net genug Mittel für den Straßenbau vorhanden waren. Der umgekehrte Fall war ein absolutes Novum.

Die Astrid war der Meinung, alles gesagt zu haben, was im Augenblick zu sagen war. Unter dem Beifall der Bürger setzte sie sich wieder auf ihren Platz.

Nun aber stand der alte Alois Huber auf. Er hatte mehr als vierzig Jahre hier am Ort als Arzt gearbeitet, kannte die Anwesenden alle persönlich und wusste demnach auch, was er von ihnen zu halten hatte. Einige besaßen gar keine eigene Meinung, sie waren Mitläufer, weil halt eben die meisten Leut’ dagegen waren. Interessant und wichtig waren Menschen wie die Astrid, oder auch der Friedrich Vorderegger, die beide sehr konkret sagen konnten, was an der neuen Straße störte.

„Hört’s mir mal alle zu“, begann der alte Doktor. „Die Astrid hat sehr klar gesagt, was viele von euch denken. Und ich kann mir vorstellen, dass dem Herrn Bockmann nix davon passen tät’. Aber hat schon mal einer von euch über die Vorteile nachgedacht, die durch die neue Straße entstehen könnten?“

„Wo hast die denn gefunden, Alois?“

„In der Waldbrunnschlucht, die sind da abgestürzt.“

„In der Theine, die hat ein Strudel verschluckt.“

Einige Mannsbilder überboten sich förmlich darin, witzige Bemerkungen über die Feststellung vom Huber zu finden.

„Wenn ich mich so narrisch benehmen tät’ wie ihr, würd’ ich im Hospital anfragen, ob in der geschlossenen Abteilung noch ein Platzerl frei ist“, brummte der Alois, und die Zwischenrufe verstummten. „Wir alle leben hier recht zufrieden, ja, ich auch. Und doch gibt’s wenigstens einen guten Grund für die Straße. Habt’s ihr schon mal ausgerechnet, wie lang ein Krankenwagen braucht, um hierher zu kommen – und mit einem Patienten auch wieder zurück? Grad heut’ hat der Daniel diese Erfahrung mal wieder gemacht. Wir wissen noch net, ob der junge Bursch’ durchkommen wird, der sich bei einem Unfall schwer verletzt hat. Und wär’ der Daniel net rein zufällig da gewesen, wär’s ohnehin zu spät gewesen. Der Krankenwagen hat über eine halbe Stunde gebraucht, um auf der Landstraße voran zu kommen, weil eine Panne bei einem Auto die Fahrbahn blockiert hat.“

„Du kannst aber doch net von diesem einen Fall darauf schließen, dass ganz Hindelfingen deswegen eine neue Straße braucht“, widersprach nun plötzlich die Kollmannberger Vreni. Diese Frau war allgemein als Klatschbase bekannt und gefürchtet. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie sich hier auch eingefunden hatte. Doch dass sie aktiv in die Diskussion Eingriff, war bemerkenswert, denn meist hörte sie nur zu und machte aus dem eher ungesagten neue Gerüchte.

Der Huber schaute sie nun ernst, aber freundlich an. „Hast schon mal drüber nachgedacht, wie das für den einzelnen ausschaut, Vreni? Wenn dein Sepp einen Herzanfall bekommt, der Daniel und ich grad unterwegs sind, was machst dann? Du wartest. Und der Rettungswagen kommt net.“

„Alois, das ist zu weit hergeholt“, unterbrach die Astrid. „Wenn’s wirklich so ernst ausschaut, dann müssen wir schauen, eine andere Möglichkeit zu finden. Wenn wir alle sammeln, dann sollt’ es uns gelingen einen Rettungswagen hier bei der Feuerwehr zu stationieren.“

„Dann hast immer noch keinen Doktor, wenn wir unterwegs sind“, gab der Daniel in diesem Moment zu bedenken. Auch er stand auf und schaute in die Runde. „Versteht mich und den Huber bitte net falsch. Auf der einen Seite finden wir’s auch grässlich, wenn sich da so ein Bandwurm mit Autos drauf durch unsere Landschaft schlängelt. Aber wir sehen auch die andere Seite, und die sagt uns, dass Menschenleben in Gefahr sind.“

„Da tätst jetzt aber maßlos übertreiben“, meldete sich nun auch der Vorderegger. „Seid mal ehrlich, wie viele Fälle hat’s gegeben, wo’s dringende Transporte gab? Das können aufs Jahr gerechnet net mehr als zwei gewesen sein. Und bisher hat’s immer gut gegangen, ist noch keiner gestorben, weil der Wagen zu spät kam. Ich glaube net, dass ihr daraus die Notwendigkeit ableiten könnt, dass die Straße unbedingt gebaut werden muss.“

„Halt, wart’ mal, Friedrich, jetzt tätst uns da was unterstellen, was keiner von uns so gesagt hat. Der Daniel und ich geben zu bedenken, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es mal net mehr ausreicht mit dem Transport. Falls jemand stirbt, eben weil der Wagen zu spät kommt, dann möcht’ ich net das Geschrei hören. Wärst dann net der erste, der die neue Straße fordert? Aber das tät’ ja net heißen, dass wir um jeden Preis die Straße haben wollen.“

Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen. Natürlich hatten die beiden Ärzte nicht unrecht. Aber wirklich, bisher war immer noch alles gut gegangen. Warum sollt’ es dann irgendwann anders sein?

„Ich glaub’, dass ihr alle viel zu schwarz seht“, rief die Vreni wieder dazwischen. „Ich hab volles Vertrauen darein, dass einer von euch beiden zur Stelle ist, wenn es Not tut. Und dann tät’s reichen, wenn auch später der Rettungswagen kommt. Es bleibt dabei, wir brauchen diese Straße net.“

„Aber meine liebe gute Frau, ob es Ihnen nun passt oder nicht – die Straße wird ab Montag gebaut. Da können Sie hier ruhig noch so lang diskutieren und protestieren, wie es Ihnen gefällt, Sie werden an den bestehenden Tatsachen nichts ändern.“ Der Bockmann hätte sich am liebsten die Haare gerauft. Worüber redeten diese Leut’ eigentlich? Die meisten waren gegen den Bau, die Ärzte schienen dafür, und doch lief alles wieder darauf hinaus, dass sie alle geschlossen gegen die Straße waren. Oder hatte er da irgendwo etwas verpasst?

„Ich bin ganz bestimmt net Ihre liebe gute Frau“, fauchte die Vreni den Bockmann an. „Ich weiß sowieso net, was so ein Lackaff’ hier soll, der erst auf der Landkarte nachschaun muss, wo Hindelfingen überhaupt liegt.“

„Der hat doch eh keine Ahnung“, lachte eines der Mannsbilder. „Der tät’ bestimmt sogar den Herrn Pfarrer für den Bestatter halten.“

„Ich muss doch sehr bitten“, meinte der Beamte pikiert.

„Ach, geh, sei stad, wir wollen deine Straße net. Geh hin und bau’ sie woanders.“

„Aber meine Herrschaften, bittschön, so kommen wir doch nicht weiter. Ihre Proteste sind zur Kenntnis genommen worden ...“

„Von wem denn?“, wollte einer wissen. „Da tät’ sich jedenfalls bis heut’ keiner gemeldet haben, der was davon gelesen hat.“

Jetzt hatte der Bockmann aber genug. Neben ihm saß der Bürgermeister und hatte bisher noch keine Anstalten gemacht, in irgendeiner Form in die Diskussion einzugreifen. Hilfesuchend schaute der Beamte nun den Reitmayr an. Der Karl schüttelte den Kopf, er konnte mit diesem Beamten auch nix anfangen.

„Von mir können S’ hier keine Hilfe erwarten, ich bin auch gegen die Straße, und ich tät’ auch net einsehen, dass ich diesen bürokratischen Schwachsinn unterstützen soll.“

„Dann ist meine Anwesenheit hier völlig überflüssig. Im Grunde hätte man sich diese Versammlung tatsächlich sparen können“, erklärte der Bockmann bitter.

„Wie schön, dass S’ das auch schon einsehen. Am besten kommen S’ erst dann wieder, wenn S’ den Bescheid haben, dass die Bauarbeiten gar net erst anfangen.“

Ein wütender Blick traf den Bürgermeister. „Den Tag werden Sie in Ihrer Amtszeit wohl nicht mehr erleben.“

Der Bockmann ging hinaus. Hinter ihm wurde die erregte Debatte jedoch noch fortgeführt, während der Dernbacher Franzl, der Wirt vom Kreuzkrug, eine Runde auf Kosten des Hauses ausschenkte.

3

Noch am Samstag und Sonntag waren die ersten Baumaschinen aufgefahren. Warum die Arbeiten ausgerechnet im Herbst, kurz vor dem Einbruch der kalten Jahreszeit und dem ersten Schnee, beginnen sollten, würde vermutlich auf ewig ein Rätsel bleiben. Der Bürgermeister hatte eine einigermaßen einleuchtende Erklärung. Es handelte sich bei den Mitteln um Gelder, die übrig geblieben waren und nicht an die Landeskasse zurückgegeben werden sollten. Damit hatte Minchen den Nagel auf dem Kopf getroffen mit ihrer Vermutung.

Sobald mit dem Bau begonnen worden war, würden dann vermutlich auch die restlichen Gelder fließen, so hoffte man zumindest. Im anderen Fall würde sich nämlich eine unendliche Baustelle entwickeln, die ein Ärgernis für jedermann sein würde, weil jedes Jahr nur eine begrenzte Summe für den Weiterbau zur Verfügung stehen würde.

Eine ganze Reihe von Bürgern hatte sich misstrauisch den Aufmarsch der großen Maschinen angesehen. Am liebsten hätten sich die Leut’ mitten in den Weg gestellt und so die Zufahrt versperrt. Der Obermayr Schorsch aber, der örtliche Polizist, hatte allen unmissverständlich klargemacht, dass er keine Behinderungen dulden würde. Er würde einen jeden eigenhändig aus dem Weg holen, der gegen das Gesetz verstieß. Und der Schorsch war ein großer kräftiger Kerl, der war net leicht beiseite zu schieben.

So waren sie alle in gebührender Entfernung geblieben und hatten nur die Augen weit aufgerissen. Beeindruckend schaute das schon aus, wie die riesigen Schaufelbagger und LKWs da einfuhren, und besonders die Jugendlichen waren fasziniert. Aber noch hatte niemand Anstalten gemacht, mit dem Bau zu beginnen, und so hatten sich die Leut’ erst einmal wieder verlaufen.

Am Montag früh fuhr die Astrid hinaus zum Gelände und wunderte sich, dass immer noch niemand hier war. Sollten die Arbeiten denn nicht heute beginnen? Warum wuselten dann keine Arbeiter herum oder bedienten die Maschinen?

Mittlerweile war das Gelände aber trotzdem großräumig abgesperrt worden. Wann? Mitten in der Nacht? Das war etwas mysteriös, fand das Madl, vor allem auch deswegen, weil immer noch niemand hier zu sehen war. Kein Bauleiter, der da stand oder Arbeiter, die begannen, mit dem Bagger den Boden abzutragen; niemand, der auf dem Gelände herumlief, um was auch immer zu tun.

Die Absperrungen kümmerten das Madl nicht, sie kletterte darunter hindurch und lief zwischen den riesigen Maschinen umher. Damit konnte man wirklich in kurzer Zeit eine ganze Menge an Aushub bewegen. Und ganz bestimmt waren diese Maschinen dort gut zu gebrauchen, wo man schnell und dringend eine Straße bauen wollte.

Aber doch net hier!

Die Astrid seufzte. Ganz bestimmt würde sie noch eine Demonstration organisieren müssen. Unwidersprochen würde niemand in Hindelfingen diese Frechheit hinnehmen. Doch net heut’. War ja eh niemand da, eine Demonstration würde ins Leere laufen. Sie drehte sich um und wollte wieder gehen, als sie ein Geräusch hörte, das nicht in diese Umgebung gehörte. Es klang wie ein Ruf, oder vielleicht ein Schmerzensschrei?

Das Madl hob den Kopf und lauschte. „Hallo, ist da jemand?“, rief sie laut und schaute sich suchend um.

Wieder hörte sie einen unterdrückten Ruf.

„Ja, wo soll ich S’ denn finden? Brauchen S’ Hilfe? So sagen S’ doch was Gescheites.“

Hinter einem der großen Bulldozer war doch schon eine Grube angelegt, deren Sinn dem Madl nicht ganz klar war. Die Töne kamen aus dieser Richtung. Die Astrid ging auf das Loch zu und schaute hinunter, dann entfuhr ihr ein Schreckensruf.

„Ach, du lieber Himmel.“

Unten am Boden der Grube lag ein Mann in seltsam verkrümmter Haltung. Als er jetzt in unmittelbarer Nähe die Stimme des Madls hörte, schaute er nach oben, und Erleichterung malte sich in seinem Gesicht, wo sich deutlich Schmerzen abzeichneten.

„Ich bin gestürzt, und ich fürcht’, ich hab mir arg den Fuß verletzt. Können S’ Hilfe holen?“, bat er mit gepresster Stimme.

„Warten S’, ich helf’ Ihnen da heraus“, bot die Astrid an, doch er winkte mit einem traurigen Lächeln ab, wobei er ihre schlanke Gestalt musterte.

„Das schaffen S’ wohl kaum allein. Rufen S’ lieber wen.“

In den Augen des Madls flammte Empörung auf. „Ist ja wohl die Höhe, dass diese Deppen hier ein Loch graben und nix absichern. Da hätt’ auch ein Kind hineinfallen können. Was wär’ dann wohl passiert?“

„Na, abgesperrt ist ja schon, aber das scheint S’ ja auch net gekümmert zu haben.“

Die Astrid zuckte die Achseln. „Ich tät’ auch aufpassen. Aber selbst dann ist’s net ungefährlich. Ich hab’s ja gleich gewusst, dass was passieren wird, wenn diese unnütze Straße gebaut wird. Aber jetzt werd’ ich S’ erst mal herausholen.“

Zum Erstaunen des Mannes holte das Madl ein Seil, befestigte es an einem der Bagger und ließ sich dann vorsichtig selbst in die Grube hinab.

„Sind S’ eigentlich noch zu retten?“, fauchte er sie an. „Auf diese Weise können S’ mir bestimmt net helfen. Da tät’s schon ...“

„Warum sind Mannsbilder eigentlich immer fest davon überzeugt, dass nur sie allein recht haben?“, fragte sie ein bisserl belustigt, aber auch empört. „Können S’ sich net vorstellen, dass ein Madl wie ich sich selbst helfen kann? Passen S’ mal auf.“ Mit raschen geschickten Fingern knotete die Astrid eine Schlaufe, die sie dem Mann um den Oberkörper schlang. „Halten S’ sich einfach daran fest, ich werd’ S’ hochziehen.“

Noch bevor er protestieren konnte, musste er erstaunt feststellen, dass die Idee der Astrid gar net so dumm war. Denn der Bagger dort droben besaß eine Seilwinde, die sie jetzt einfach benutzte. So dauerte es gar nicht lang, bis der Mann oben auf dem Boden hockte. Der Knöchel war arg geschwollen, wie man auf den ersten Blick sehen konnte, und die Astrid hoffte für den Mann, dass es sich nicht um einen Bruch handelte. Dann würde er länger was davon haben.

„Was machen S’ hier überhaupt auf dem Baugelände?“, erkundigte sich das Madl.

Ein unmerkliches Zögern, dann ein verlegenes Lächeln. „Ich war neugierig“, gestand er dann.

„Ach, tatsächlich? Willkommen im Club“, grinste sie. „Und nun kommen S’, ich tät’ Ihnen zu meinem Auto helfen, dann fahren wir zum Doktor. Der muss sich dringend den Fuß anschauen. – Ach ja, herzlich willkommen in Hindelfingen.“

4

„Das schaut aber gar net gut aus“, meinte Doktor Ingold und betastete vorsichtig die Schwellung und den Knochen. Der Mann verzog das Gesicht, sagte aber nichts.

„Gebrochen scheint der Knochen net, aber das werden wir erst genau nach dem Röntgen wissen. Auf jeden Fall werden S’ die nächsten Tage net arbeiten oder einen Marathonlauf bestreiten können.“

„Ach, wie schad’, genau das hatt’ ich für morgen vor“, flunkerte der Mann mit bissigem Humor.

„Ich weiß ja net, was S’ überhaupt hier so vorhatten. Aber wenn’s nix besseres wissen, dann sollten S’ sich im Kreuzkrug einquartieren. Da werden S’ gut versorgt. Na ja, ich mein – wenn S’ sonst niemanden haben ...“ Der Daniel brach ab, er wollte hier nicht unbedingt indiskret werden.

Die Astrid befand sich noch mit im Behandlungsraum, und irgendwie hatte der Arzt das Gefühl, das Madl hätte ein Auge auf diesen sympathischen Burschen geworfen. Aber wenn, dann hatte sie es selbst noch net bemerkt. Doch mit seiner Frage würde er gleich klarstellen, ob der Mann schon in festen Händen war.

„Nein, da ist niemand“, kam denn auch die Antwort. „Und es ist schon komisch. Ich hatt’ doch tatsächlich vorgehabt im Gasthaus ein Zimmer zu nehmen.“

„Na, dann können S’ Ihren Fuß wenigstens in schöner Umgebung auskurieren“, meinte die Astrid. „Gute Besserung tät’ ich wünschen.“ Sie wandte sich ab und wollte gehen, doch er streckte die Hand aus.

„Momenterl noch, so warten S’ doch. Ich hab mich noch gar net bei Ihnen bedankt. Und ich hab mich auch noch net mal vorgestellt.“

„Da ist kein Dank notwendig“, murmelte sie. „Das hätt’ doch schließlich ein jeder getan, ist ja immerhin Christenpflicht und eine Selbstverständlichkeit.“

„Nein, ich glaub’ net auf diese Weise. Mein Name ist übrigens Hagen Kneiffel.“ Er strahlte das Madl an. „Und Sie müssen mir eine Gelegenheit geben, auf ordentliche Weise Dankeschön zu sagen. – Bitte.“

Der Hagen hatte braune Augen, die sich jetzt intensiv und bittend auf das Madl richteten. Der Daniel schmunzelte in sich hinein. Na, wenn das net der Beginn einer Romanze war, dann wollte er nicht mehr Daniel Ingold heißen.

Die Astrid konnte diesem Blick denn auch nicht widerstehen. „Also gut, morgen komm ich herein und werd’ mal schauen, wie’s Ihnen geht.“

„Dann werden S’ mir auch erlauben, Sie zu einem Kaffee oder so was einzuladen?“

„Wir werden sehen.“ Sie ging endgültig, und der Hagen schaute ihr versonnen hinterher. „Ein sauberes Madl“, bemerkte der Doktor.

„Das können S’ mal laut sagen. Ich glaub’, sowas ist mir noch net begegnet.“

„Und so was wird Ihnen auch so schnell net mehr begegnen“, erklärte der Doktor trocken. „Das Madl ist nämlich unser Hufschmied.“

5

Da hatte er ja wohl förmlich in ein Wespennest gestochen, und allein die Idee, jemandem zu offenbaren, wer er war, bereitete ihm kaltes Grausen. Offensichtlich würde jemand wie er hier nicht gut gelitten sein.

Mit einiger Mühe und vereinten Kräften hatte der Doktor dem Hagen bis zum Kreuzkrug hin geholfen, wo der Dernbacher sofort dafür sorgte, dass er ein Gästezimmer zu ebener Erde bekam. Dann hatte man ihn endlich allein gelassen – nicht ohne ihm vorher das Versprechen abzunehmen, sich zu melden, falls er Hilfe brauchte, oder was auch sonst.