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Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Prinz Christian von Sternberg stand während der großen Pause mit verschlossenem Gesicht auf dem Schulhof, allein. Seine Mitschüler ließen ihn in Ruhe. Sie kannten ihn. Wenn er so aussah wie jetzt, wollte er mit niemandem reden, höchstens mit seiner Cousine Anna von Kant und ihrem Bruder Konrad, seinem Cousin. Tatsächlich steuerten die beiden auch bereits auf ihn zu. Aber sie blieben stumm beieinander stehen, auch ihre Gesichter waren verschlossen. Vor allem bei Anna war das ungewöhnlich. Sie war sehr lebhaft, immer in Bewegung, und sie redete gern. Jetzt jedoch stellten sie und Konrad sich einfach zu ihrem Cousin und schwiegen. Christian hatte schon als kleiner Junge den Beinamen ›der kleine Fürst‹ erhalten. Sein Vater war nach der Geburt des Kindes so stolz darauf gewesen, endlich Vater geworden zu sein, dass er seinen Sohn schon als Zweijährigen mit auf Reisen genommen hatte. Sie waren überall begeistert empfangen worden und hatten bald »der große und der kleine Fürst« geheißen. Der Name war Christian geblieben. »Wir sollten nach der Schule den Hinterausgang nehmen«, sagte er jetzt, das Schweigen endlich brechend. »Bei mir ist ein Fotograf vor dem Klassenzimmerfenster aufgetaucht. Zum Glück hat unser Lehrer ihn sofort gesehen und verscheucht. Ich schätze mal, das wird grässlich nachher.« »War es ja heute Morgen schon«, murmelte Konrad. Anna stieß hervor: »Ich hasse sie!« »Wen jetzt?«, fragte Konrad. »Die Fotografen?« »Die auch. Aber ich meinte Frau Roeder, weil sie dieses Interview gegeben hat und weil jetzt alles wieder von vorn anfängt.« Die beiden anderen nickten trübsinnig. Frau Roeder, genauer: Corinna Roeder. Sie war die Frau,
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Seitenzahl: 114
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Prinz Christian von Sternberg stand während der großen Pause mit verschlossenem Gesicht auf dem Schulhof, allein. Seine Mitschüler ließen ihn in Ruhe. Sie kannten ihn. Wenn er so aussah wie jetzt, wollte er mit niemandem reden, höchstens mit seiner Cousine Anna von Kant und ihrem Bruder Konrad, seinem Cousin.
Tatsächlich steuerten die beiden auch bereits auf ihn zu. Aber sie blieben stumm beieinander stehen, auch ihre Gesichter waren verschlossen. Vor allem bei Anna war das ungewöhnlich. Sie war sehr lebhaft, immer in Bewegung, und sie redete gern. Jetzt jedoch stellten sie und Konrad sich einfach zu ihrem Cousin und schwiegen.
Christian hatte schon als kleiner Junge den Beinamen ›der kleine Fürst‹ erhalten. Sein Vater war nach der Geburt des Kindes so stolz darauf gewesen, endlich Vater geworden zu sein, dass er seinen Sohn schon als Zweijährigen mit auf Reisen genommen hatte. Sie waren überall begeistert empfangen worden und hatten bald »der große und der kleine Fürst« geheißen. Der Name war Christian geblieben.
»Wir sollten nach der Schule den Hinterausgang nehmen«, sagte er jetzt, das Schweigen endlich brechend. »Bei mir ist ein Fotograf vor dem Klassenzimmerfenster aufgetaucht. Zum Glück hat unser Lehrer ihn sofort gesehen und verscheucht. Ich schätze mal, das wird grässlich nachher.«
»War es ja heute Morgen schon«, murmelte Konrad.
Anna stieß hervor: »Ich hasse sie!«
»Wen jetzt?«, fragte Konrad. »Die Fotografen?«
»Die auch. Aber ich meinte Frau Roeder, weil sie dieses Interview gegeben hat und weil jetzt alles wieder von vorn anfängt.«
Die beiden anderen nickten trübsinnig. Frau Roeder, genauer: Corinna Roeder. Sie war die Frau, die seit Monaten Kummer und Verzweiflung in ihr Leben brachte und offenbar gewillt war, es auch weiterhin zu tun.
Es schellte zum Ende der Pause. Urplötzlich tauchte ein Mann vor den drei Teenagern auf, hob seine Kamera und machte in schneller Folge mehrere Fotos. Doch schon wurde er von anderen Schülerinnen und Schülern umringt und abgedrängt.
Anna, Christian und Konrad bedankten sich bei den anderen und beeilten sich, das Schulgebäude zu erreichen. Sie wussten, das war nur ein Vorgeschmack auf das gewesen, was sie später, nach Schulschluss, erwartete.
*
»Wollen Sie es sich nicht doch noch einmal überlegen, Isabella?«, fragte Baronin Sofia von Kant. »Wir kennen Ihre Eltern, und es wäre uns eine Freude, wenn Sie bei uns wohnen würden.«
»Ich kann mich den Worten meiner Frau nur anschließen.« Baron Friedrich von Kant stand mit dem Rücken zu einem der Fenster seines Büros, das unmittelbar neben der Eingangshalle von Schloss Sternberg lag. »Für uns ist es seltsam, dass Sie unten im Ort ein Zimmer genommen haben, und es ist auch ganz unnötig. Wie Sie wissen, haben wir eine ganze Reihe von Gästesuiten, keine ist im Moment belegt.«
Isabella von Wellingen war eine bildhübsche junge Frau mit braunem Lockenkopf und klaren blauen Augen. Sie trug Jeans, einen Pullover und derbe, nicht ganz saubere Stiefel. Nachdem der Baron geendet hatte, schüttelte sie nachdrücklich den Kopf. »Ich danke Ihnen noch einmal für Ihr freundliches Angebot, ich weiß es zu schätzen, aber wenn ich hier als Pferdepflegerin arbeite, kann ich nicht gleichzeitig im Schloss wohnen. Ich arbeite hier, ich bin kein Gast, und ich möchte auch nicht, dass es zu Missverständnissen mit meinen Kollegen kommt. Bitte, verstehen Sie das.«
»Wir verstehen es schon«, erwiderte die Baronin, »wir finden es nur schade.« Mit einem Lächeln setzte sie hinzu: »Wir haben nämlich gern Gäste.«
»Und ich wäre gern Ihr Gast, Frau von Kant, wirklich, das müssen Sie mir glauben. Aber ich möchte hier keine Sonderstellung einnehmen, das bringt nur Ärger.« Isabella stand auf. »Ich sollte zurückgehen, wir haben schrecklich viel zu tun. Bitte, seien Sie nicht böse auf mich. Meine Eltern verstehen mich auch nicht, aber ich kann nicht anders handeln. Für mich war es schon schwer genug, mich bei Ihnen zu bewerben, wo ich ja wusste, dass ich einen Startvorteil hatte, weil Sie meine Eltern kennen.«
»Hätten Sie nicht so gute Zeugnisse und Referenzen gehabt, hätten wir Sie nicht genommen, das garantiere ich Ihnen. In solchen Fällen nützen Beziehungen nur wenig. Sie kennen unseren Stallmeister ja mittlerweile, er ist unbestechlich und ziemlich streng.«
»Ich bin froh, dass Sie das sagen.« Zum ersten Mal während dieses Gesprächs zeigte sich ein Anflug von Lächeln auf Isabellas Gesicht. »Es ist nämlich kein schönes Gefühl, wenn man denken muss, dass man eine Stelle vielleicht ohne die Vermittlung der Eltern nicht bekommen hätte.«
»Sie wären überall untergekommen, Isabella, glauben Sie mir. Und nun gehen Sie, Sie können es ja offenbar kaum erwarten, zu den Pferden zurückzukehren.«
»Danke!« Die Erleichterung war der jungen Frau anzuhören, und im nächsten Moment war sie auch schon draußen. Sie sahen sie über den Schlosshof laufen, mit langen Schritten.
»Sie ist ein Glücksgriff, Sofia«, sagte der Baron, indem er seiner Frau, die sich neben ihn gestellt hatte, einen Arm um die Schultern legte. »Eine ungemein hübsche, sympathische, sehr engagierte junge Frau. Ich habe es gestern am Telefon ihrem Vater schon gesagt. Die Eltern sind natürlich auch froh, dass sie jetzt bei uns arbeitet. Dass sie nicht bei uns wohnen will, gefällt ihnen freilich so wenig wie uns.«
»Verständlich ist es schon«, meinte die Baronin nachdenklich. »Sie will, wie man so schön sagt, keine Extrawurst gebraten kriegen, sondern unter den gleichen Bedingungen arbeiten wie alle anderen.«
»Du kennst doch Herrn Wenger«, lächelte der Baron. »Glaubst du im Ernst, er käme auch nur auf die Idee, sie anders zu behandeln, nur weil wir mit den Eltern bekannt sind?«
Sofia lachte leise. »Nein, eigentlich nicht«, gab sie zu.
Robert Wenger war der junge Stallmeister im Sternberger Gestüt, das Baron Friedrich in letzter Zeit stark ausgebaut hatte. Der Stallmeister war ein sehr fähiger Mann, gefürchtet wegen seiner Strenge, aber dennoch allseits geschätzt, weil er ein fairer Chef ohne Launen war. Und hatte jemand ein Problem, konnte er damit jederzeit zu Robert Wenger kommen und sicher sein, dass dieser sich Gedanken um eine Lösung machen würde.
»Ich würde sagen«, fuhr Sofia fort, »wir lassen das Thema auf sich beruhen. Wenn es Isabella wichtig ist, im Ort zu wohnen und so eine gewisse Distanz zu uns zu halten, sollten wir das akzeptieren.«
»Ich schätze, sie würde nicht einmal eine Einladung zum Essen annehmen, was ich schade finde. Gerade jetzt, wo wir ein wenig Ablenkung von unseren Sorgen gebrauchen könnten.« Das Gesicht des Barons verschloss sich.
Sofia lehnte sich an ihn, wobei sie ihm einen Arm um die Hüfte legte. Sie durchlebten schwere Zeiten. Im vergangenen Jahr war das Fürstenpaar von Sternberg bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg hatten ihren fünfzehnjährigen Sohn, Prinz Christian, als Vollwaisen zurückgelassen. Christian war Sofias Neffe, Elisabeth war ihre Schwester gewesen.
Zum Glück lebten Sofia und Friedrich schon lange im Schloss. Die beiden Schwestern hatten es schön gefunden, ihre Kinder zusammen aufwachsen zu sehen. So hatte Christian mit den Eltern nicht auch noch sein Zuhause verloren. Er war zu den Kants in den Westflügel gezogen, und seitdem war er praktisch ihr drittes Kind, neben dem sechzehnjährigen Konrad und der dreizehnjährigen Anna.
Noch hatten sie alle dieses furchtbare Unglück nicht richtig verarbeitet, als ein weiteres über die Familie hereingebrochen war: Eine Frau namens Corinna Roeder behauptete, die Mutter von Fürst Leopolds erstem Sohn zu sein. Sie habe in den Anfangsjahren seiner Ehe, als diese kinderlos geblieben war, eine Affäre mit Leopold gehabt. Ihr Sohn sei heute siebzehn Jahre alt und hochbegabt. Jetzt, da der Fürst nicht mehr lebe und sie nicht länger unterstützen könne, bitte sie um Geld, um ihren gemeinsamen Sohn weiterhin angemessen fördern zu können.
Die Geschichte hatte sich zur sogenannten »Sternberger Affäre« ausgewachsen, die seit Monaten schwelte. Zu Beginn hatte niemand der Frau Glauben schenken wollen, denn Fürst Leopold war außerordentlich beliebt und geachtet gewesen. Doch Corinna Roeder hatte »Beweise« für ihre Behauptungen vorgelegt: Fotos, die sie mit Leopold zeigten, Briefe und sogar eine Bandaufnahme von ihm.
Die Gutachter waren in den meisten Fällen zu dem Urteil gelangt, dass es sich um Fälschungen handelte, doch die öffentliche Meinung begann sich zu drehen. Es gab viele, die sich auf die Seite der Mutter schlugen, die verzweifelt gegen ein übermächtiges Fürstenhaus ankämpfte. Corinna Roeder verstand es, Menschen für sich einzunehmen.
Am schlimmsten waren diese Auseinandersetzungen für Christian gewesen. Er sah sich in der Pflicht, die Ehre seines Vaters zu verteidigen und wieder herzustellen, und je länger die »Affäre« unaufgeklärt blieb, desto stiller und niedergedrückter wurde er.
»Es wird bald zu Ende sein, Fritz«, sagte die Baronin leise. »Wir wissen mittlerweile, dass es einen Doppelgänger gibt, der sich seine Ähnlichkeit mit Leo zunutze gemacht hat. Er war auf den Fotos zu sehen, nicht Leo. Wir wissen den Namen dieses Doppelgängers, und Frau Roeder sitzt in Untersuchungshaft, weil es mehrere Zeugenaussagen gibt, die sie mit diesem Mann gesehen haben. Ihr wird wegen Betrugs und etlicher anderer Delikte der Prozess gemacht werden.«
»Aber sie behauptet noch immer, dass ihr Sohn auch Leos Sohn ist, und so lange wir das Gegenteil nicht beweisen können, werden immer Zweifel bleiben. Vielleicht gilt das nicht für uns, aber es gilt für viele andere, und das ist für Chris das Schlimmste. Er will seinen Vater rehabilitiert sehen, und das geht nur, wenn der Doppelgänger gefasst wird.« Nach einer kurzen Pause setzte er den Namen des Mannes hinzu, er spuckte ihn förmlich aus. »Sven Helmgart.«
Sie sagte nichts mehr, legte nur ihren Kopf an seine Schulter. Jeden Tag sprachen sie über diese leidige Geschichte, die ihr Leben mehr und mehr zu vergiften drohte. Es gab Zeiten, da überwog die Hoffnung, dann wieder waren sie niedergedrückt, weil kein Ende in Sicht war. Aber letzten Endes sagten sie sich immer wieder, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben durften, denn taten sie es, was blieb ihnen dann?
Nach einer Weile löste sich Sofia von ihrem Mann. »Ich sollte an meine Korrespondenz gehen«, sagte sie mit einem Seufzer. Sie war in zahlreichen Einrichtungen ehrenamtlich tätig.
»Ich erwarte einen neuen Kunden«, sagte der Baron. »Alexander von Roggen. Der Mann will mehrere Rennpferde kaufen, obwohl er schon einige hat. Am Telefon hat er einen sehr sympathischen Eindruck gemacht. Es war noch nicht klar, wie viel Zeit er sich nehmen würde, offenbar ist er sehr beschäftigt. Ich würde sagen, wenn ich ihn im persönlichen Gespräch immer noch sympathisch finde, lade ich ihn zum Abendessen ein, was meinst du?«
»Wenn er kein Betrüger ist«, erwiderte Sofia.
Es war keine ganz ernst gemeinte Bemerkung, aber sie enthüllte doch, dass sie viel misstrauischer geworden waren als früher. Das lag an den Erfahrungen, die sie seit Beginn der »Affäre« hatten machen müssen. Etliche Freundschaften waren zerbrochen, seit die Behauptung im Raum stand, dass der verstorbene Fürst nicht nur seine Frau und seine Familie, sondern auch die Öffentlichkeit über viele Jahre getäuscht hatte. Es gab nicht wenige Leute, mit denen sie sich befreundet geglaubt, von denen sie aber seit Monaten nichts mehr gehört hatten. In Zukunft würden sie sich ihre Freunde sorgfältiger aussuchen, das war eine der Konsequenzen, die sie aus den Erfahrungen der letzten Monate zu ziehen gedachten.
»Ein Betrüger ist er ganz sicher nicht, ich habe natürlich Erkundigungen über ihn eingezogen. Wir machen nie Geschäfte mit Leuten, die wir vorher nicht gründlich überprüft haben. Das wäre viel zu gefährlich.«
»Seltsam«, sagte Sofia leise, »dass du das sagst. Deine Geschäftspartner werden überprüft, aber wir sind früher nie auf die Idee gekommen, auch unsere Freunde zu überprüfen. Wir hatten immer ein offenes Haus, haben ständig Besuch gehabt, alle sind gern gekommen. Aber jetzt, wo wir es schwer haben, sind wir meistens allein. Wer mir das vor einem Jahr gesagt hätte, dem hätte ich nicht geglaubt.«
»Man muss die Leute auch verstehen«, erwiderte der Baron versöhnlich. »Wir selbst hatten auch unsere Phasen des Zweifels an Leo, erinnere dich bitte daran. Als all diese sogenannten Beweise hier eintrafen, waren wir zuerst wie vor den Kopf geschlagen. Da ist es doch kein Wunder, dass es Leuten, denen Leo nicht so nahestand wie uns, erst recht so geht.«
»Selbst wenn«, beharrte sie eigensinnig, »wir sind nicht Leo. Selbst wenn er alles getan hätte, was diese Frau behauptet: Warum muss man sich dann von uns abwenden?«
»Ich weiß es nicht, Sofia. Also, zurück zu Herrn von Roggen. Er ist kein Betrüger, sondern ein sehr angesehener Mann mit einem großen Firmenimperium, das sein Großvater gegründet hat. Textilunternehmen, Luxusklasse. Trotzdem wird überall vermerkt, dass er bodenständig und bescheiden geblieben ist und sich darum bemüht, ein normales Leben zu führen. Seine Frau ist vor einigen Jahren an Krebs gestorben, seitdem ist er allein. Keine halb so alten, ständig wechselnden Begleiterinnen, nichts. In einem Interview hat er einmal gesagt, dass er seiner Frau noch immer sehr stark verbunden ist und sich bisher nicht nach einer neuen Bindung sehnt. Er hat einen Sohn von sechsundzwanzig Jahren, der ebenfalls bereits ins Unternehmen eingestiegen ist. Nur ein Foto habe ich nirgends von ihm gefunden, er lässt sich offenbar nicht gern fotografieren.«
»Wenn er gleich mehrere Rennpferde kauft, ist er aber vielleicht doch nicht ganz so bodenständig und normal«, bemerkte Sofia.
»Die Pferde sind der einzige Luxus, den er sich leistet«, stellte der Baron fest. »Zum Glück für uns, wie ich hervorheben möchte.«
Sie küsste ihn. »Bis später, Fritz. Sag mir nur möglichst früh Bescheid, ob Herr von Roggen zum Abendessen bleibt. Du kennst Frau Falkners Ehrgeiz, wenn wir Gäste haben.«
Marie-Luise Falkner war die Küchenchefin auf Sternberg. Sie hatte es innerhalb kürzester Zeit geschafft, die Schlossküche im ganzen Land berühmt zu machen. Nicht zuletzt ihretwegen kamen Gäste so gern nach Sternberg, das war den Schlossbewohnern durchaus bewusst.
»Für welche Zeit hat er sich denn angekündigt?«