Ein Mann macht noch keinen Sommer - Lena Sand - E-Book
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Ein Mann macht noch keinen Sommer E-Book

Lena Sand

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Beschreibung

Ein Kuss mit abenteuerlichen Folgen: Die heitere Liebeskomödie »Ein Mann macht noch keinen Sommer« von Lena Sand jetzt als eBook bei dotbooks. Draußen grollt der Donner und Blitze durchzucken die Sommernacht, doch Anna hat nur Augen für den unbekannten Traumprinzen, der plötzlich auf der rauschenden Feier ihrer Agentur aufgetaucht ist. Als die beiden nach einem Stromausfall allein zurückbleiben, führen Kerzenschein und romantisches Knistern zu einer unvergesslichen Nacht. Doch am Morgen ist er wie vom Erdboden verschwunden – und Anna, die sonst nichts mehr als Arbeit und Ordnung in ihrem Leben liebt, findet sich plötzlich mitten im Gefühlschaos wieder. Sie ist sich sicher, er ist der Eine! Allerdings scheint der Unbekannte nicht nur ihr Herz gestohlen zu haben, sondern auch ein äußerst kostbares Gemälde … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die turbulente Komödie »Ein Mann macht noch keinen Sommer« von Lena Sand. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 183

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INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Lesetipps

Über dieses Buch:

Draußen grollt der Donner und Blitze durchzucken die Sommernacht, doch Anna hat nur Augen für den unbekannten Traumprinzen, der plötzlich auf der rauschenden Feier ihrer Agentur aufgetaucht ist. Als die beiden nach einem Stromausfall allein zurückbleiben, führen Kerzenschein und romantisches Knistern zu einer unvergesslichen Nacht. Doch am Morgen ist er wie vom Erdboden verschwunden – und Anna, die sonst nichts mehr als Arbeit und Ordnung in ihrem Leben liebt, findet sich plötzlich mitten im Gefühlschaos wieder. Sie ist sich sicher, er ist der Eine! Allerdings scheint der Unbekannte nicht nur ihr Herz gestohlen zu haben, sondern auch ein äußerst kostbares Gemälde …

Über die Autorin:

Lena Sand ist das Pseudonym der deutschen Schriftstellerin Christa Jekoff. Sie wuchs in Frankfurt am Main auf und studierte dort Germanistik an der Goethe-Universität. Heute schreibt sie erfolgreich in verschiedensten Genres und arbeitet als Dozentin für den Fachbereich Deutsch.

Lena Sand veröffentlichte bei dotbooks bereits ihren Roman »Seewind und Champagnerküsse«.

Ihre Kriminalromanreihe bei dotbooks umfasst:»Teresa Jung und der tote Nachbar«»Teresa Jung und der Tote im Pool«»Teresa Jung und die Tote am Küchentisch«»Teresa Jung und der schöne Tod«

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eBook-Neuausgabe August 2018

Dieses Buch erschien bereits 1998 unter dem Titel »Traumprinz« bei Econ

Copyright © der Originalausgabe 1998 by Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München

Copyright © der Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/Picsfive, Stuar, Julia Sudnitskaya, Didecs und Maya Kruchanokova

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96148-329-7

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Lena Sand

Ein Mann macht noch keinen Sommer

Roman

dotbooks.

In M..., einer bedeutenden Stadt im oberen Italien, ließ die verwitwete Marquise von O..., eine Dame von vortrefflichem Ruf, und Mutter von mehreren wohlerzogenen Kindern, durch die Zeitungen bekannt machen: daß sie ohne ihr Wissen in andere Umstände gekommen sei, daß der Vater zu dem Kinde, das sie gebären würde, sich melden solle; und daß sie, aus Familienrücksichten, entschlossen wäre, ihn zu heiraten.

Heinrich von Kleist, Die Marquise von O...

Kapitel 1

Männer sagen, schöne Frauen dürfen dumm sein; Frauen sagen, schöne Männer müssen klug sein.

Dies ist vielleicht der fundamentalste Unterschied zwischen den Geschlechtern – und deshalb lebte Anna Klein, Chefin von Klein & Partner, einer der größten Werbeagenturen in der Stadt, allein.

Wie meistens, kurz bevor eine dieser unglaublichen Geschichten ihren Anfang nimmt, ahnt niemand etwas davon. Am wenigsten wir selbst.

Genau so erging es Anna. Sie stand an einer roten Ampel zwischen ihrer Penthousewohnung und der Agentur und dachte, sie habe ihr Leben im Griff.

Sie hatte sich für den alljährlichen Kundenempfang umgezogen. Die Frankfurter Rush-hour war vorbei. Als die Ampel umsprang, hatte sie bereits den Gang eingelegt und hängte den Wagen neben ihr um Längen ab. So hatte sie bisher jeden abgehängt.

Sie drehte das Radio ihres Porsche etwas lauter. Sie spielten Love is in the air. Normalerweise goutierte sie Klassik, aber das war der Song der neuen Werbekampagne von Klein & Partner. Die Präsentation war am Vormittag erfolgreich über die Bühne gegangen, der Auftrag von Lovecraft, einem neuen Hersteller von Kondomen ohne Latex, unterschrieben im Kasten. Etat: dreizehn Millionen.

Auch der junge Mann, der in die Geschichte verwickelt werden sollte, war noch völlig ahnungslos. Er hatte seine eigenen Probleme. Im Trubel des Geschäftsschlusses lehnte er an einer Litfaßsäule, preßte ein Paket an sich und beobachtete über seine Schulter hinweg zwei Männer, die in der belebten Straße nach ihm Ausschau hielten. Sie hatten ihm bereits im Hotel aufgelauert. Der junge Mann wartete mit stockendem Atem, bis sie vorbei waren. Dann rannte er zwischen den hupenden Autos über die Straße und rettete sich durch eine Drehtür in das verspiegelte Hochhaus, in dem Klein & Partner residierte.

Als Heinrich Klein, in der Branche noch heute der »Eiserne Heinrich« genannt, anno 1958 die Agentur Klein & Partner gründete, kam seine Schwester mit Anna nieder.

»Das arme Kind«, war der einzige Kommentar des jungen Firmengründers zu dem hilflosen Bündel.

Gezeugt en passant hinter einem Rock-'n'-Roll-Schuppen, ausgestattet mit der Labilität der Mutter und dem Namen Anna Klein, sind einem die Chancen nicht in die Wiege gelegt. Doch die Natur entschied anders. Die kleine Anna wurde ein Ausbund an Willenskraft und Schönheit.

Der Vater mit der Schmalzlocke hatte sich abgesetzt, die Mutter bekämpfte ihre Lebensangst mit Whisky und Tabletten. Sie starb an einer Überdosis, bevor Anna laufen lernte. Heinrich bekam das Sorgerecht und nahm eine Kinderfrau namens Mildred ins Haus. Liebevoll von Anna »Tante Millie« genannt, zog sie das Kind groß, während Onkel Heinrich Klein & Partner groß machte. Er kümmerte sich um die Logistik – nicht nur der Agentur.

»You can make it, if you try«, war sein Wahlspruch, den er Anna mit auf ihren Weg gab.

Nach dem Abitur besuchte Anna Sprachschulen in Paris und London. Es folgte die renommierteste Werbefachschule in New York. Später Agenturen im In- und Ausland. Der Name Anna Klein stand bald für Frauenpower in der Werbung. Als Heinrich sich auf Anraten seiner Ärzte widerstrebend ins Privatleben zurückzog, konnte er die Geschäfte von Klein & Partner getrost in Annas Hände legen.

Erfolg macht sinnlich, und natürlich hatte es andere Männer als Onkel Heinrich in Annas Leben gegeben. Da war als erstes der Klassenprimus im Gymnasium gewesen, mit Pickeln und Intelligenzlerbrille. Ihm folgten Männer ohne Pickel, dafür immer öfter mit Brille. Die Brillen waren immer öfter von Joop.

Anna lernte bald, daß die Fähigkeiten des Geistes selten mit den Fähigkeiten des Schwanzes Schritt halten – und umgekehrt, und daß beides zusammengenommen immer auf das ewig gleiche Mittelmaß hinausläuft. Der Einsicht gehorchend, daß ein gutes Buch im Bett erfreulicher ist als ein mittelmäßiger Mann, entschied Anna, fortan keine Kompromisse mehr zu schließen, was sie allerdings nicht daran hinderte, weiter von dem Ideal zu träumen.

Wie jedes Jahr fand der Empfang in den Präsentationsräumen statt.

Auch sonst schien alles wie immer. Das Gedränge war groß, die Begrüßungsrede der Chefin brillant, das Buffet vom Feinsten, die Stimmung gut. Für die Gäste mit weniger Stehvermögen waren ein paar Bistrotische und -stühle aufgestellt worden. Gerda, die Seele der Agentur, hatte alle Vorbereitungen persönlich überwacht.

Über einen großen Flachbildmonitor liefen die erfolgreichsten Werbespots. Auf den Tischen standen Glasschalen gefüllt mit Kundenprodukten zum Naschen. Zum Gaudi der Gäste und zum Ärger Gerdas hatte irgend ein Witzbold die farbigen Kondome von Lovecraft darunter gemischt, die wie Bonbons aussahen.

Wahrscheinlich steckte wieder mal Pinky dahinter, argwöhnte Gerda, während sie einen mit Wasser gefüllten Emaillenapf mit der Aufschrift Roosevelt durch die Menge balancierte, die respektvoll ein Spalier für die korpulente Chefsekretärin mit der allzeit perfekten Dauerwelle und dem dunklen Kostüm bildete.

Pinky hieß eigentlich Sebastian Kummer und war der Trainee der Agentur. Seinen Spitznamen verdankte er seiner rosigen Gesichtsfarbe und seinem sonnigen Gemüt, das nun mal nicht zu seinem Namen paßte. Erst kürzlich hatte Gerda ihn erwischt, als er die Kondome auf Annas Schreibtisch nachzählte. Wie jeder bei Klein & Partner wußte, hatte er sich sofort nach seinem Eintritt in die Agentur in die Chefin verliebt und wurde dunkelrosa, wenn Anna ihn nur anschaute. Ermutigt durch die gleichbleibende Anzahl der Kondome in ihrem Büro, folgte er ihr nun erst recht wie ein Hündchen.

Doch Pinky war nicht der einzige, der sich Gedanken um Annas Liebesleben machte.

Obwohl Gerda mehr als die Hälfte ihres Lebens in der Werbung zugebracht hatte – allein fünfundzwanzig Jahre unter dem Eisernen Heinrich –, konnte sie sich an die freizügige Moral dieser Branche nicht recht gewöhnen. Nach wie vor fand sie es unanständig, so unverblümt und leichtfertig mit Sexualität umzugehen. Je älter Gerda wurde – sie hatte die Fünfzig längst überschritten und litt unter Hitzewallungen –, um so schmerzlicher wurde ihr bewußt, etwas Wundervolles in ihrem Leben verpaßt zu haben: einen lieben Mann und ein Haus voller Babys. Dieses Glück nun hatte sie Anna zugedacht.

Gerdas Hoffnungsträger in dieser Angelegenheit war Blomeier, der Kreativ-Direktor von Klein & Partner und wohl ehrgeizigster Anwärter auf das Bett der Chefin. Ihm gefiel alles an ihr. Ihre dunkelblonden Haare, der Fassonschnitt für zweihundert Mark, ihre große, schlanke Gestalt, die Kühle ihrer langgliedrigen Hände, die Wärme ihrer Stimme, die Souveränität und Eleganz. Anna hatte ihn wegen seines hervorragenden Rufes in der Branche eingestellt, der hauptsächlich daher rührte, daß er darauf verzichtete, eigene Kreativität zu entfalten. Seine Stärke lag darin, die Arbeit seiner Kreativ-Teams nicht zu behindern und einen todsicheren Blick für die besten Ideen zu haben. So wie er einen todsicheren Blick dafür hatte, daß Anna eine großartige Frau war.

Onkel Heinrich konnte Blomeier nicht leiden, wie er alle jungen Männer mit Dreitagebärten und kurzgeschorenen Haaren, die heute in der Werbung herumliefen und Karriere machten, nicht leiden konnte.

»Jung, dynamisch und erfolglos«, lautete sein durch nichts zu erschütterndes Urteil, zumal Blomeier gleich zu Beginn seiner Tätigkeit für Klein & Partner einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte. Er hatte nämlich versucht, dem ewig sabbernden Roosevelt den Zutritt zu den Räumen der Agentur zu verbieten. Eben jenem Roosevelt, dem Gerda gerade wie jedes Jahr den eigens für ihn angeschafften Wassernapf brachte.

Roosevelt war der Hund von Gustav Sonntag, und Gustav Sonntag war der Marktführer auf dem Sektor Hundefutter. Er war einer der ersten Kunden von Klein & Partner gewesen. Inzwischen war er zudem ein enger Freund Heinrichs und ohne Roosevelt, seinen tauben, fetten Boxer, kaum mehr denkbar. Roosevelt schien das ewige Leben zu haben, was für das Produkt seines Herrn sprach oder dafür, daß er es nicht fraß. Im Augenblick zumindest hielten sich Herr und Hund an den Parmaschinken. Gustav Sonntag war ebenso taub und fett wie sein Hund, und daß das Bistrostühlchen ihn trug, grenzte an ein Wunder.

Roosevelt hatte also sein Recht behauptet, aber es hatte Gerdas ganzen diplomatischen Geschicks bedurft, die Wogen einigermaßen zu glätten.

Danach hatte Blomeier keine Fehler mehr gemacht, bis auf den einen vielleicht, Anna ständig mit den berühmten zufällig übrigen Karten fürs Theater oder Konzert aus der Reserve locken zu wollen. Kreativität war eben nicht seine Stärke. Gerda bereitete diese Manöver durch dezente Bemerkungen über die innere tickende Uhr einer Frau vor und über das Alleinsein im Alter. Gerda erntete immer ein unbestimmtes Lächeln und Blomeier eine sehr bestimmte Absage.

Hätte Blomeier an jenem schicksalhaften Abend einen Blick zu der breiten Fensterfront geworfen, hätte er den Mann sehen können, von dem Anna träumte. Statt dessen sah er beifallheischend auf seine Chefin. Er fühlte sich brillant an diesem Abend. Der Repräsentant von Lovecraft jedenfalls lachte sich halb tot über Blomeiers geistreiche Bemerkungen, während Anna seltsam unkonzentriert wirkte.

Das lag an dem jungen Mann, der da mit dem Rücken zum Fenster stand und den Anna nie zuvor gesehen hatte. Trotzdem hatte sie bei seinem Anblick schlagartig das Gefühl, auf eben diesen Mann ihr Leben lang gewartet zu haben. Dieses Ereignis verwirrte die kühle, rationale Chefin von Klein &Partner so sehr, daß sie ganz gegen ihre Gewohnheit und sprichwörtliche Disziplin mehr Sekt trank, als ihr zuträglich war. Daran trug allerdings Pinky eine gewisse Mitschuld, denn er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, für Annas Wohl zu sorgen, und riß ihr förmlich jedes Mal das leere Glas aus der Hand, um ihr ein volles zu bringen.

Blomeier, dem die Lachsalven des Lovecraft-Repräsentanten nicht Resonanz genug waren, sah Anna noch immer an.

»Stimmt's?« fragte er und drängte sich schmerzhaft in ihr Bewußtsein.

Anna registrierte undeutlich, daß Blomeier eine Fliege trug.

Der Fremde am Fenster hatte sich überhaupt nicht feingemacht. Die etwas zu langen Haare waren ein wenig zerzaust, der Leinenanzug ein wenig zerknittert, das Hemd teuer, aber nicht frisch. Er wirkte ein bißchen abgehetzt, aber nicht müde. Seine Augen waren herausfordernder als die anderer junger Männer, sein Kinn energischer. Seine Haut war gebräunt und verlieh ihm eine südländische Note. Wie um eigens für ihn eine besondere Kulisse zu schaffen, tauchte ein plötzlich einsetzendes Wetterleuchten den Frankfurter Abendhimmel in ein violettes Licht, und die erfolgsgewohnte Chefin von Klein &Partner maß zielstrebig die Entfernung zwischen sich und dem Fremden am Fenster. Es war lange her, daß sie ein so fundamentales Verlangen verspürt hatte, einen Mann näher kennenzulernen.

»Wenn Sie es sagen, Blomeier«, antwortete Anna mit ihrer Konferenzstimme und entschuldigte sich bei dem noch immer prustenden Kondomhersteller und dem verdutzten Blomeier.

Es wäre leichter gewesen, einen Kontinent zu durchqueren, als von einem Ende des Raums zum anderen zu gelangen. Aber was sind Entfernungen gegen den Willen einer Frau?

An Konrad von Fallersleben kam Anna allerdings keinesfalls vorbei. In ihrer Jugend hatte Anna ein paarmal mit ihm geschlafen. Damals wollte er Formel-Eins-Fahrer werden. Heute leitete er die Autovermietung seines Vaters, ebenfalls ein alter Kunde von Heinrich.

»Anna, wie schön«, rief er aus und hielt sie fest, um sie zu betrachten. »Du siehst großartig aus«, stellte er dann enthusiastisch fest.

»Du auch«, heuchelte Anna wie jedes Jahr, denn wie jedes Jahr hatte der gute Konrad ein paar Kilo zugelegt und ein paar Haare eingebüßt. »Wie geht es dir?«

Statt einer Antwort zog Konrad wie immer die Fotos seiner Lieben aus der Brieftasche, denn gewöhnlich hörte sich Anna geduldig die Berichte über die Fortschritte der kleinen Fallerslebens an und der jüngsten Schwangerschaft der Gattin und freute sich aufrichtig an seinem Lebensglück, hauptsächlich weil sie nicht diejenige geworden war, die es mit ihm teilte. Doch in diesem Jahr gelang es Anna nicht, ihre Augen bei den kleinen pausbackigen Fallerslebens zu lassen. Konrad folgte Annas Blicken zum Fenster, und Anna hatte den Eindruck, die beiden Männer nickten sich zu.

»Wer ist er?« hätte sie gern gefragt, aber das war nicht ihr Stil.

Von einer auf die andere Minute brach die Dunkelheit herein.

Der Himmel hatte sich schwarz verfärbt, Blitze zuckten, und jemand schaltete die große Deckenbeleuchtung an.

Anna sah, wie der alte Gustav an seinem Hörgerät herumfummelte und das Gesicht verzog. Gleichzeitig machte er dem Fremden ein Zeichen. Vielleicht gehörte er zu seinem Stall.

Anna trieb es weiter zu ihrem Ziel. Zerstreut drückte sie Konrad die Fotos in die Hand, die sie noch gar nicht zu Ende betrachtet hatte.

»Wir sollten einmal in Ruhe ...«, meinte der enttäuscht, kam aber nicht mehr dazu auszuführen, was sie in Ruhe sollten, weil in diesem Moment auf einen grellen Blitz ein ohrenbetäubender Donner folgte und im Frankfurter Westend die Lichter ausgingen.

Im ersten Augenblick ging alles drunter und drüber. Jemand trat dem Hund auf die Pfote. Gläser gingen zu Bruch, einige Gäste schrien, einige kicherten, einige handelten.

Feuerzeuge blitzten auf, Gerda und Pinky suchten die restlichen Kerzen vom letzten Betriebsfest zusammen. Jemand stellte fest, daß der Fahrstuhl nicht funktionierte.

»Die Party geht weiter«, verkündete ein junger Texter, der in einem Büro ein Transistorradio aufgetrieben hatte.

Von den meisten wurde sein Vorschlag begeistert aufgenommen. Man rückte die Tische zusammen und feierte weiter.

Trotzdem entschloß sich ein Grüppchen gutgelaunt und mit einer Flasche Sekt als Proviant, die dreißig Stockwerke zu Fuß zurückzulegen.

Anna, die in dem allgemeinen Durcheinander den jungen Mann aus den Augen verloren hatte, sah sich suchend um.

Der Fremde war verschwunden.

In Annas Kosmos kam das Verfehlen eines Ziels einer persönlichen Niederlage gleich. Plötzlich spürte sie den Alkohol in den Beinen und eine tiefe Traurigkeit im Herzen. Die starke Anna mußte sich eine Weile an die Wand lehnen. Als das Schwanken des Fußbodens nachließ, trat sie im Schein einer Kerze den Weg in ihr Büro an. Dumpf nahm sie wahr, daß Pinky ihren etwas peinlichen Rückzug beobachtete. Auch der Fußboden im Korridor schien zu schwanken, noch verstärkt durch das Flackern des Kerzenlichts. Mit einer Hand tastete Anna sich unsicher an der Wand entlang.

»Kann ich helfen?« hörte sie eine männliche Stimme hinter sich.

Im Schein der Flamme erkannte Anna den fremden jungen Mann. Weiter hinten sah sie verschwommen Pinkys Kopf in einer Tür verschwinden, aber das drang nicht tiefer in ihr Bewußtsein.

Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm ihr der Besitzer der Stimme die Kerze ab und bot ihr seinen Arm an.

In ihrem Büro fiel Anna auf, daß unter seinem anderen Arm ein ziemlich großes flaches Paket klemmte. Wortlos befreite sie ihn davon und legte es auf ihren Schreibtisch. Dann kippte sie achtlos die Kondome aus dem Aschenbecher und stellte ihn als Kerzenständer auf den Glastisch vor dem Besuchersofa.

Der junge Mann hatte der äußerst attraktiven, etwas betrunkenen Frau, deren Gesten dennoch fließend und eine Aufforderung zum Bleiben waren, überrascht und gespannt zugesehen. Nun standen sie sich, ein wenig noch der Konvention verhaftet, nach Worten suchend gegenüber. Bevor sie jedoch den Zauber des Augenblicks zerstören konnten, schickte der Wettergott noch einen krachenden Donnerschlag zur Erde. Das leise Zusammenfahren Annas bewirkte, daß der junge Mann schützend seine Arme um sie legte. Anna schmiegte sich in diese Arme, als wäre es ihre Bestimmung, und suchte seine Lippen.

Kapitel 2

Über die erste Nacht mit einem Mann redet eine Frau gern mit ihrer besten Freundin. Nur – Anna Klein hatte keine beste Freundin.

Die Frauen, die sie kannte, waren entweder ihre Angestellten oder Geschäftspartnerinnen. Dann gab es ein paar frühere Schulfreundinnen, Hausfrauen oder Lehrerinnen, fremde Galaxien für Anna, die Karrierefrau, und einige spätere Weggefährtinnen, verstreut in alle Winde, von denen sie selten etwas hörte. Von Pia, ihrer schwarzen Freundin in New York zum Beispiel, die eine eigene Produktionsfirma besaß und bei der sie wohnte, wenn sie in New York zu tun hatte. Gelegentlich trafen sie einander auch im Internet, meist beruflich und selten, ohne ein bißchen über die Männer zu lästern. Aber ihre intimsten Gefühle online?

So war Anna also ganz allein mit den Gedanken an ihren schönen Fremden, der wie ein Traumbild am Morgen, als sie erwachte, verschwunden war.

Daran gewöhnt, erstens stets mit sich selbst zu Rate zu gehen und sich zweitens aufs Vordringliche zu konzentrieren, saß Anna also, als Gerda die Chefetage betrat, wie jeden Morgen an ihrem Schreibtisch und sah die Post durch, die Pinky ihr noch tiefer errötend als sonst zusammen mit einer Packung Aspirin gebracht hatte. Gerda bemerkte die Aura der Liebe, wenn sie ihr begegnete.

Die Liebe macht den Teint glatter und die Augen strahlender. Es entgingen ihr auch nicht die völlig heruntergebrannte Kerze und der seidene Hosenanzug, den Anna an diesem Morgen trug. Gerda hatte ihn gerade erst aus der Reinigung geholt, und Anna hatte ihn im Büro gelassen, falls sie mal keine Zeit hatte, nach Hause zu fahren, um sich umzuziehen ...

Alles zusammen genommen bewirkte, daß Gerda unschlüssig im Büro der Chefin stehenblieb, obwohl es eigentlich nichts mehr zu sagen gab, und sich umsah, als könnte das, was sie suchte, auf dem Schrank oder im Papierkorb versteckt sein.

»Gibt es noch etwas?« fragte Anna, genau wie sie Pinky gefragt hätte, und als Gerda zögernd den Rückzug antrat, fügte sie hinzu: »Und stellen Sie bitte alle Gespräche durch.«

»Alle?« hatte sich Gerda leicht indigniert rückversichert.

»Alle«, bestätigte Anna und legte den Brief, den sie noch gar nicht gelesen hatte, zerstreut auf den Stapel der bereits gelesenen.

Stirnrunzelnd schloß Gerda die Tür.

Mit der Konzentration haperte es also an diesem Vormittag, denn Anna war nicht halb so ruhig zur Tagesordnung übergegangen, wie sie vorgab.

Noch im Aufwachen hatte sie die Gegenwart ihres nächtlichen Liebhabers zu spüren geglaubt – seinen Atem, seine Hände, den Geruch seines Körpers. Aber dieser Reflex ihrer Sinne verflüchtigte sich wie die Reste eines Traums. Als sähen sie es zum ersten Mal, streiften Annas Augen durch ihr Büro. Sie suchten eine Nachricht, einen Brief, eine hingeworfene Botschaft, einen Beweis ... Der einzige Beweis, daß sie nicht geträumt hatte, war ihr Kleid, das er wie eine Decke über sie ausgebreitet hatte.

Plötzlich keimte eine Hoffnung in ihr auf. Er war gar nicht fort. Er trank nur einen Kaffee und holte Zigaretten ... Mit einem Satz war sie auf den Beinen. Aber auch das Paket war verschwunden. Es hatte etwa die Größe ihrer Schreibtischunterlage gehabt. Versonnen zeichnete sie die Umrisse nach.

»Er wird sich melden«, sagte Anna halblaut vor sich hin.

Dieser Satz wurde zum Rhythmus aller Dinge. Er hämmerte in ihrem Kopf, pulsierte in ihren Adern, erklang auf der Straße, wenn die Absätze auf dem Pflaster hallten und der Verkehr vorbeifloß, und im Restaurant, wo Anna mit einem Kunden zu Mittag aß, aus dem Geklapper der Bestecke.

»Er wird sich melden«, versprach jedes Telefonklingeln, und als Anna sich um 19 Uhr 30 noch immer nicht von ihrem Apparat wegtraute, betrat eine zu allem entschlossene Gerda das Chefzimmer.

»Es ist Freitag«, leitete sie ihre gut vorbereitete Rede ein, »und wenn eine Frau in den besten Jahren um diese Zeit im Büro sitzt, anstatt nach Hause zu gehen, dann vergeudet sie ihr Leben ...«

Wenn Gerda sich aufregte, war sie ein bißchen kurzatmig. Sie mußte Luft holen, um die nächste Salve abzufeuern: daß man das Glück mit beiden Händen festhalten müsse und so weiter, aber zu ihrem Erstaunen glitt ein Lächeln über Annas Gesicht.